4. Fasten-Sonntag
Gedächtnis unseres Vaters unter den Heiligen
Johannes Climakos
Heute macht uns die Kirche auf den Heiligen Johannes Climakos aufmerksam, denn dieser Vater, der im 7. Jahrhundert lebte, verwirklichte in seinem Leben das Ideal der Buße, auf das wir während der Fastenzeit unser Augenmerk richten sollten.
„Lasset uns Johannes ehren ... Ruhm der Asketen ...“ singen wir in der Vesper. Im Morgengottesdienst reden wir mit dem Heiligen: „Als dein Leib durch Enthaltsamkeit immer dünner wurde, konntest du so die Kraft deiner Seele erneuern, sie mit himmlischer Herrlichkeit bereichern.“ Aber die Kirche erläutert die Lehre des Heiligen Johannes Climakos richtig, wenn sie verkündet, dass Askese sinn- und wertlos ist, wenn sie nicht Ausdruck der Liebe ist. Und, wieder in der Vesper zitiert sie den Heiligen mit den Worten: „Darum riefst du allen zu: Gott habet lieb, und ewige Gnade werdet ihr finden. Nichts ziehet seiner Liebe vor.“Bei der Liturgie lesen wir wieder aus dem Hebräerbrief (6: 13-20). Er erzählt von der Geduld und der Ausdauer des Patriarchen Abraham und von der schließlichen Verwirklichung der Verheißungen, die Gott ihm gemacht hatte. Es ist Gott unmöglich zu lügen, darum haben wir, wie Abraham „einen kräftigen Ansporn, wir, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, die dargebotene Hoffnung zu ergreifen.“ Leben wir wirklich in dieser großen Hoffnung? Das Evangelium (Mk 9: 16-30) beschreibt die Heilung des Jungen mit dem stummen Dämon, dessen Vater ihn zu Jesus bringt. Der Herr sagt zum Vater: „Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt.“ Der Vater ruft unter Tränen: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“
Wir könnten es nicht besser ausdrücken, nämlich die Tatsache unseres Glaubens und die seiner Schwachheit. Aber rinnen die gleichen brennenden Tränen aus unseren Augen wenn wir zu unserem Retter sagen: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“? Jesus hat Mitleid mit dem Vater, er nimmt einen solchen Glauben an und heilt den Sohn. Später reden die Jünger allein mit dem Meister und fragen Ihn, warum sie selbst so einen Geist nicht austreiben konnten. Jesus antwortet: „Diese Art kann nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden.“ Wir brauchen uns nicht einzubilden dass ausdauerndes Fasten und wiederholtes Beten genügen würde uns eine Macht zu geben, die selbst die Jünger noch nicht besaßen. Beten und Fasten im eigentlichen Sinne heißt radikale Aufgabe des Selbst, seine Seele auf eine Haltung des absoluten Vertrauens und der Demut konzentrieren, die alles der Gnade Gottes überlässt, unseren Willen dem Willen Gottes unterordnen, unser ganzes Sein in die Hände des Vater geben. Wer – durch die Gnade Gottes – dieses Stadium erreicht, kann auch Dämonen austreiben. Könnten wir nicht wenigstens die ersten Schritte auf diesem Weg machen? Wenn wir es versuchten, würden wir erstaunen über die Erfolge die daraus entstehen.
Quelle: A Monk of the Eastern Church, The Year of Grace,
A Spiritual and Liturgical Commentary
on the Calender of the Orthodox Church, Crestwood N.Y. 1992.
5. Fasten-Sonntag:
Gedächnis der Heiligen Maria von Ägypten
Predigt von S. E. Metropolit Anthonij von Suroš
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Woche für Woche merken wir, dass wir uns immer mehr der glorreichen Auferstehung Christi nähern. Und es scheint uns, dass wir uns schnell, sozusagen von Sonntag zu Sonntag, auf den Tag zu bewegen, an dem aller Schrecken, alle Furcht verschwunden sein wird.
Und doch vergessen wir so leicht, dass wir erst den Weg zur Kreuzigung gehen müssen, bevor wir den Tag der Auferstehung, zusammen mit Christus, zusammen mit den Aposteln, erreichen. „Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn [den Menschen] ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben, damit er ... gekreuzigt wird; aber am dritten Tag wird er auferstehen.“ (Matthäus 20: 18-19). Wir bemerken nur, dass Er auferstehen wird. Aber denken wir jemals daran, wie die Jünger nach Jerusalem gegangen sind, im Bewusstsein, dass die Kreuzigung drohte? Sie gingen in Furcht. Sie waren noch nicht reif genug um die zu sein, die ihr Leben geben würden für die Verbreitung des Evangeliums. Sie gingen in Furcht. Als Christus ihnen sagte, sie würden nun nach Jerusalem gehen, zurückkehren in die Stadt, die sich Christus verweigert hatte, ihn in Lebensgefahr bringen, da sagten sie zu Ihm: „Wir wollen nicht hin gehen.“ Und nur ein Jünger, Thomas, sagte: „Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben“ (Johannes 11: 16). Das war der Jünger, den wir, ungerechterweise wie ich glaube, den Ungläubigen nennen: der, der nicht bereit war seinen Glauben, sein Leben, sein Blut ohne Gewissheit Gott anzuvertrauen. Aber sein Herz gehörte Christus ohne Vorbehalte. Wie wunderbar so ein Mann zu sein! Aber auch die anderen Jünger wollten Christus nicht verlassen. Sie gingen mit nach Jerusalem.
Heute haben wir auch noch ein anderes Beispiel von jemand, die großes Unglück erfahren musste, bevor sie Christus begegnete. Es ist Maria von Ägypten. Sie war eine Sünderin. Sie war eine Dirne. Sie war Gott in ihrer Seele und in ihrem Leib untreu geworden. Sie hatte keine Ehrfurcht vor diesem Leib, den Gott erschaffen hatte, und vor dieser Seele. Und sie wurde auf ungewöhnliche Weise mit der Tatsache konfrontiert, dass für sie kein Weg in den Tempel Gottes führt, wenn sie nicht das Böse zurückweist und Reinheit, Buße und Erneuerung des Lebens wählt.
Denken wir über die Jünger nach, die Christus fast gebeten hätten nicht nach Jerusalem zurückzukehren, denn in Jerusalem waren noch alle Propheten gestorben; und sie wollten nicht, dass Christus sterbe, und sie hatten Angst. Fragen wir uns doch selbst, wie weit wir ihnen ähnlich sind. Und fragen wir uns heute selbst ohne Rückhalt, wie wir Maria von Ägypten gleichen – oder nicht. Maria, die ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen gelebt hatte, allen Versuchungen des Leibes und der Seele gefolgt war; und eines Tages erkannte, das sie so wie sie war, den Tempel Gottes nicht betreten konnte.
Wir gehen leichtfertig in den Tempel, denn wir vergessen so leicht, dass die Kirche, in die wir kommen, ein kleiner Teil einer Welt ist, der Gott fremd ist, die Gott zurückgewiesen hat, die das Interesse an Ihm verloren hat; und dass die wenigen Gläubigen für Gott einen Zufluchtsort geschaffen haben – ja, die Kirche ist die Fülle des Himmels und gleichzeitig ein trauriger Ort des Rückzugs, der einzige Ort wo Gott ein Recht hat zu sein, weil Er hier gebraucht wird. Und wenn wir hierher kommen, betreten wir das himmlische Reich. Wir sollten es mit Ehrfurcht betreten, nicht einfach wie in irgend einen Raum hineingehen, sondern wie einen Raum betreten, der schon das himmlische Reich ist.
In dieser Stimmung wären wir, wenn wir zur Kirchentür kommen, ein bisschen wie Maria von Ägypten. Wir würden anhalten und sagen: „Wie kann ich da hineinkommen?“ Und wenn wir das mit unserem ganzen Herzen täten, zerknirscht, mit einem Gefühl des Erschreckens vor der Tatsache, dass wir so fern von Gott sind, Er uns so fremd ist, wir Ihm so untreu sind, dann würden sich die Türen öffnen und wir könnten sehen, dass wir nicht einfach in einem großen Raum sind, der von Wänden umgeben ist, sondern dass wir in einem Raum sind, der Gottes Himmel auf Erden ist.
Lernen wir aus dieser Erfahrung was es heißt, sich Schritt um Schritt der Auferstehung zu nähern, denn um die Auferstehung zu erreichen müssen wir den Kalvarienberg überschreiten, wir müssen die Tragödie der Großen Woche durchstehen und zu unserer eigenen machen; teilhaben daran mit Christus und Seinen Jüngern und der Volksmenge um sie, an ihrem Schrecken, an ihrer Entsetzlichkeit; sie aber auch als versengendes Feuer erfahren, das alles was in uns Gottes unwürdig ist verbrennt und uns reinigt. Und eines Tages, wenn das Feuer alles was Gottes unwürdig ist verbrannt haben wird, dann könnte vielleicht jeder von uns ein Abbild des Brennenden Dornbusches werden, brennend mit göttlichem Feuer, aber nicht verbrennend, weil nur das in uns verblieben ist, was Gottes Feuer überleben kann. Amen.
Zum Einzug des Herrn in Jerusalem
Sonntag der Palmen
von Nick Brown, Greek Orthodox Church of Saint George, Brisbane (Queensland, Australia)
Während der ganzen Geschichte der bekannten Welt eroberten Menschen andere Menschen. Herrscher eroberten Städte. Kaiser eroberten Völker. Könige versuchten die ganze Welt zu erobern. Aber es gibt ein noch nicht erforschtes Gebiet, das den Mächtigen die ganze Geschichte hindurch ausgewichen ist. Dieses nicht eroberte Gebiet ist das menschliche Herz, einziger Eroberer ist Christus der König.
Heute feiern wir zusammen eines der großen Feste des Kirchenkalenders – Palmsonntag. Heute versammeln wir uns, um den Einzug Christi in Jerusalem zu feiern. Heute feiern wir Christus als den König, der in unser persönliches Jerusalem einzieht – in unsere Herzen. Das heutige Fest ist ein Fest der augenblicklichen Freude und Feier, denn heute Nacht beginnen wir den letzten Teil der Reise auf Ostern. Unsere Stimmung wechselt von der Freude dieses Morgens zum Ernst, ja fast zur Trauer am Abend, wenn wir überleiten zu dem großen Opfer, das Christus für uns am Kreuz erbracht hat.
Der Palmsonntag wird in unserer Kirche seit den frühesten Zeiten des Christentums gefeiert, aber der Gebrauch von Palmen in Verbindung mit religiösen Feiern geht bis in die Zeit des Alten Testaments zurück. Seltsamerweise wuchsen keine Palmen um Jerusalem herum und die Leute mussten oft importierte Palmen für ihre religiösen Feiern kaufen, besonders für das Laubhüttenfest, das im Tempel von Jerusalem gefeiert wurde. Der Palmzweig war das sichtbare Zeichen der Allmacht Gottes, als des wahren Königs der Israeliten.
Mit der Messiaserwartung und mit den Ereignissen der Sendung Christi auf Erden, sprach sich in Judäa schnell herum, dass Jesus der war, von dem die Propheten gesprochen hatten und den jeder erwartete. Hatte Christus doch gestern ein Wunder gewirkt und Lazarus von den Toten erweckt. Das Wunder, das Seine ruhmreiche Auferstehung am nächsten Sonntag vorabbildete. Jetzt ist jeder überzeugt, dass dies der Messias, der König, ist, der die Israeliten errettet. Christus erfüllt die Prophezeiung des Zacharias und zieht auf einem Esel in Jerusalem ein. Ganz Israel bereitet sich auf das Pessachfest vor und Christus zieht ein, als der rettende König, der Israel nicht von der Tyrannei des Römischen Reiches befreien wird, sondern vom Fluch des Todes durch Seinen eigenen Tod und Seine Auferstehung.
Als orthodoxe Christen feiern wir diese Ereignisse nicht nur wie sie in der Vergangenheit geschahen, sondern wie sie auch heute noch geschehen. Wir feiern Christus als König, der in unser Herz einzieht, in unser persönliches Jerusalem. Aber kann Christus einziehen? Gibt es in unserem Herzen einen Platz für Ihn, um darin als König zu herrschen? Oft sind die Tore unseres Herzens verschlossen. Oft kann Christus nicht eintreten, weil schon ein anderer König darin wohnt – wir selbst. Wie können wir nun das Problem lösen und Christus einlassen? Wie können wir in uns das Eine einverleiben, das uns fehlt – Gott?
Die Antwort ist Hingabe. Sich dem Willen Gottes hingeben. Das Leben hingeben dem, der dir das Leben gab. Wir sind dauernd von den zeitlichen Dingen dieses Lebens gefesselt und gefangen. Wir sind die Gefangenen unseres eigenen Ichs, dieser Welt, unserer Karriere, des Geldes, der Politiker, die über uns bestimmen, wir sind sogar Sklaven unserer eigenen Leidenschaften. Der einzige Weg Frieden zu finden, wahres Glück zu finden, wahre Liebe zu erfahren, ist, sich selbst Gott hinzugeben, Ihn zu seinem König zu machen durch das tägliche Gebet, Besinnung und Meditation, häufige Heilige Kommunion, häufige Beichte, durch lesen und verstehen der Bibel. So viele Menschen beklagen sich, dass sie keine Zeit finden zur Kirche zu gehen, sie haben keine Zeit zu beten und die Schrift zu lesen, sie haben keine Zeit zu fasten oder zur Beichte und zur Kommunion zu gehen. Der Grund dafür ist, dass sie Sklaven ihrer selbst sind, ihres eigenen Willens. Wenn wir keine Zeit für Gott haben, warum soll dann Gott Zeit für uns haben? Aber Gott hat immer Zeit für uns. Er klopft dauernd an die Tür unseres Herzens, unseres Lebens und bittet um Einlass. Einige Kirchenväter sind soweit gegangen, Gott mit einem verrückten Liebhaber zu vergleichen, der dauernd versucht mit denen zu sein die er liebt – mit uns, und der wirklich alles tun würde, um mit denen zu sein, die er liebt.
Wenn wir heute am Ende der Göttlichen Liturgie unsere Palmzweige erhalten, sollten wir sie mit nach Hause nehmen und an einen Ort stellen, wo wir sie immer sehen können. Die Palmen sollen uns daran erinnern, dass Christus der König unserer Familien ist, dass Christus der König unseres Herzens ist, dass Christus der wahre Gewinn unserer Suche nach Glück und Sinn in unserem Leben ist. Wenn wir Christus als unseren König ausrufen, müssen wir auch versuchen in unserem täglichen Leben Zeit für Ihn zu haben. Denken wir daran, dass Er es ist, mit Dem wir die Ewigkeit verbringen werden. Denken wir daran, dass unsere Karriere, unsere Bildung, unser Geld, unsere Wohnung, all die materiellen Bedürfnisse in unserem Leben zeitlich begrenzt sind. Geben wir Christus dem König den ersten Platz in unserem Leben. Nur wenn wir das getan haben, werden wir den wahren Frieden und das wahre Glück in dieser verwirrten und komplizierten Welt finden. Amen.
Gebet zur Segnung der Palmzweige
Herr, unser Gott, der Du sitzest über den Cherubim, der Du die Herrschaft wieder aufgerichtet hast und Deinen eingeborenen Sohn, unseren Herr Jesus Christus, gesandt hast, auf dass Er durch das Kreuz, Sein Begräbnis und Seine Auferstehung die Welt erlöse; bei Dessen Ankunft, heute, in Jerusalem vor Seinen freiwilligen Leiden, das Volk, das in der Finsternis saß und im Todesschatten, Zweige von den Bäumen und Palmzweige als Sinnbilder des Sieges nahm, Seine Auferstehung pries und Ihm entgegen kam. Du Selbst, Gebieter, bewahre auch uns, die wir zur Nachahmung jener an diesem Tage der Vorfeier Palmen und Reiser von Bäumen in den Händen tragen und behüte uns, die wir wie jene Volksscharen und Kinder Dir das Hosanna singen, auf dass wir in Lobpreisung und Hymnen und geistigen Liedern würdig sein werden, die Zeit der lebendigmachenden Auferstehung am dritten Tage zu erreichen, in Jesus Christus Selbst, unserem Herrn, mit Dem Du gepriesen bist samt Deinem allheiligen und guten und lebendigmachenden Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Der Einzug des Herrn in Jerusalem
Sonntag der Palmen
Thomas Zmija v. Gojan
Entsprechend der Passionschronologie, die der heilige Apostel und Evangelist Markus in seinem Evangelium uns für die letzten fünf Tage vor der Kreuzigung des Herrn überliefert, feiert die orthodoxe Kirche am Sonntag vor Ostern den Einzug des Herrn in Jerusalem als das Fest der Palmen.
Während die Jerusalempilger entsprechend überlieferter Anordnung zu Fuß in die Heilige Stadt einziehen, sitzt unser Herr Jesus auf dem Füllen (Jungen) einer Eselin. Dieser Einzug des Herrn wird nach der sich verbreitenden Kunde über die Auferweckung des Lazarus in Bethanien zu einem messianischen Triumphzug. Aber der Herr reitet nicht wie die Repräsentanten der römischen Besatzungsmacht hoch zu Ross, sondern zieht demütig auf dem Reittier der kleinen Leute in die Heilige Stadt ein. Jedoch ist der Christus Gottes sehr verschieden vom Meschiach der jüdischen Erwartung. Denn während die Juden den Anbruch des erneuerten politischen Davidreiches erwartet, kommt der Christus Gottes als der gewaltloser Friedenskönig. In diesem Zusammenhang zitiert der heiligen Evangelist und Apostel Matthäus das Prophetenwort des heiligen Propheten Sacharija: „Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitend auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen des Lasttiers" (Sacharja 9:9 zitiert bei Matthäus 21: 5). So findet die Erwartung des alttestamentlichen Gottesvolkes im Kommen des Jesus aus Nazareth, dem Christus, ihren erfüllenden Abschluss. Der alte Bund ist zwar nicht zu Ende gegangen, jedoch hat er sich im neuen Bund abschließend erfüllt: Die Verheißungen an das alttestamentliche Gottesvolk findet seine Verwirklichung im Kommen Christi und im Heilswerk Seiner Kirche.
Der Einzug des Herrn in die Heilige Stadt begann in der kleinen, etwa 2 km von Jerusalem am östlichen Abhang des Ölbergs gelegenen Ortschaft Bethphage (= Haus der Feigen). Hier hatte Christus den unfruchtbaren Feigenbaum verflucht (vgl.: Markus 11: 12-25 & Matthäus 21:18-22) und über das Schicksal Jerusalems ((vgl.: Lukas 19,41-48) die Stadt wird nach einer Belagerung im Jahre 70 nach Christus von den Römern bis auf die Grundmauern zerstört werden). Die Einwohner der Heiligen Stadt, durch all die Wundertaten des Herrn veranlasst, brechen in den Jubelruf des Hosanna (Hilf doch, Gott!) aus. Aber sie erwarten den Meschiach (משיח), den königlichen Begründer eines weltlichen messianischen Reiches. Doch es kommt Christus, der himmlische König, in Seiner großen Demut auf dem Füllen einer Eselin reitend. Es kommt in Seiner Kenosis (=freiwilligen Selbsterniedrigung) der himmlische Herr der Herren, der König der englischen Heerscharen und des gesamten Kosmos. Aber Er kommt ohne die geringste weltliche oder militärische Macht. Nicht einmal das Füllen der Eselin, auf dem Er reitet, gehört ihm. Es kommt der König der geistlich Armen (vgl.: Matthäus 5:3) und derer, die von Herzen demütig sind (vgl.: Matthäus 5:5), die ihr Schicksal in Gottes Hand wissen. Doch als ein solcher Messias-König, als dieser Christus Gottes, wird Er zuerst von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und dann am Ende vor dem Richterstuhl des Pilatus vom gesamten Volkes verworfen. Damit beginnt die Geschichte Seines Leidens und Sterbens. Da aber Jesus Christus Wahrer Mensch und Wahrer Gott ist, und Seiner Menschlichen Natur nach der einzig Sündlose ist, können Sterben und Tod Ihn am Ende nicht in der Unterwelt (Hades) halten. So ersteht der Menschgewordene Sohn Gottes nach drei Tagen glorreich aus dem Grabe, allen den Weg zur Auferstehung bahnend.
Von den Palmen und Zweigen
wollen wir uns wie von einem göttlichen Fest hinüberbegeben
zu einem anderen göttlichen Fest.
Lasst uns, ihr Gläubigen,
gemeinsam eilen zu der erhabenen und rettenden Feier
der Leiden Christi. Ihn wollen wir schauen,
Der für uns das Leiden auf sich nahm,
Der freiwillig Sein Leben als Lösepreis für alle Welt darbot.
Für Ihn wollen wir in Dankbarkeit das angemessene Lied anstimmen
und ausrufen: Quell der Herzinnigkeit und Hafen der Rettung,
Herr, Ehre sei Dir!
Idiomelon am Palmsonntagabend
Predigt zum Fest der Palmen
Heiliger Proklos, Patriarch von Konstantinopel
Der heilige Proklos war ein Schüler des heiligen Johannes Chrysostomos und war Bischof von Kyzikos. Im Jahre 434 wurde er zum Patriarchen von Konstantinopel gewählt. Zu seinen Verdiensten gehört, dass die Reliquien des einst verbannten heiligen Johannes nach Konstantinopel gebracht und somit sein guter Ruf wiederhergestellt wurde. Zu dieser Zeit gab es in Konstantinopel ein großes Erdbeben, bei dem ein Knabe in den Himmel erhoben wurde und dort den Gesang hörte: "Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser!" Diesen Text singt man bis heute während der Feier der Göttlichen Liturgie. Auch gehört er zu den Grundgebeten der orthodoxen Christen. Der heilige Proklos starb im Jahre 474.
Menschen und Engel in Freude geeint durch den Heiligen Geist Die Volksscharen sahen ein Eselchen, ein billiges, kleines, das einem Fremden gehörte, ohne Sattel, ein Lasttier. Sie erblickten nur elf Jünger als Begleiter; denn Judas übte bereits Verrat. Obwohl die Scharen diese große Armut sahen, waren sie doch gleichsam in den Himmel entrückt und bedachten, was droben ist. Sie bildeten mit den Engeln einen Chor, liehen sich den Mund der Seraphim und stimmten ähnliche Lieder an wie sie: „Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels!“ ... Wer war es, der den Scharen dieses Lied eingab? Wer war es, der ihnen diesen Lobpreis in den Sinn kommen ließ? Wer war es, der ihnen die Palmzweige anvertraute? Wer war es, der sie alle, geeint wie ein Heer, unter einer Parole anführte? Wer war es, der sie die Einstimmigkeit lehrte? — Von oben kam die Gnade! Das war eine Offenbarung des Heiligen Geistes. Daher riefen sie auch freimütig aus: „Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels!“ Die irdischen Begleiter und die himmlischen Engel, die Sterblichen und die Unsterblichen, die Wanderer auf der Erde und die Reigentänzer im Himmel riefen: „Gepriesen sei, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels!“ Die Engel vertrieben die Pharisäer, sie verabscheuten die Hohenpriester. Sie erhoben die Stimmen, die Gottes würdig erklangen, und bereiteten der Schöpfung Freude. Sie heiligten den Luftraum; sie rüttelten die Toten auf; sie schlossen den Himmel auf; sie bepflanzten das Paradies. Sie regten die Sterblichen zu gleichem Eifer an.
Aus den Gesängen der Kleinen Vesper
am Fest des Einzugs des Herrn in Jerusalem
Aus dem Munde unschuldiger Kinder, o Christus, nahmst Du den Siegesgesang entgegen, auf dem Füllen reitend, schreitend zum Leiden, Du, Der von den Engeln gepriesen wird in der dreiheiligen Hymne.
Sieh, Sion, es kommt dein König, sanft, als Erretter, auf einem Füllen und sinnt darauf, mit Macht die Feinde zu schlagen. Freue dich, tröste dich, mit Palmen feiere ein Fest.
Einträchtig, Gläubige, wollen auch wir der Tugenden Zweige zusammenbinden, so wie die Knaben jetzt Christus sie bringen. Breiten wir ihm die Gewänder heiliger Werke aus, und lasst uns ihn mystisch empfangen.
Der Tugenden Zweige, ihr Brüder, o lasst Christus, dem Gott, sie uns bringen, Ihm, der da kommt, um unsertwillen als Mensch freiwillig zu leiden, alle von der Leidenschaft zu befreien in göttlicher Kraft.
Der als Gott auf den Schultern der Cherubim thront, läßt sich nieder auf einem Füllen, aus Liebe zu uns kommt er willig, sich opfern zu lassen. Wohlan denn, freudig lasset Ihm uns Hymnen bringen und Zweige.