Heilige und Feste im Monat Juli

 

Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin vom Bogoljubowo- Kloster

 

Am 1. Juli wird das Fest der Gottesmutterikone von Bogoljubowo gefeiert.
Die Entstehungsgeschichte dieser Ikone ist mit der Überführung der Wladimirskaja-Ikone aus Vyšgorod nach Wladimir durch den Fürsten Andrej Bogoljubskij verbunden. Unweit von Wladimir blieben die Pferde, welche die Ikone trugen, plötzlich stehen, und man konnte sie mit keinen Mitteln dazu bringen weiterzugehen. Man hielt einen Bittgottesdienst zur Gottesmutter ab und der Fürst Andrej gab das Versprechen, auf diesem Platz eine Kirche zu bauen. Im Zelt setzte der Fürst allein sein Gebet fort. Da erschien ihm die Gottesmutter. In der rechten Hand hielt sie eine Schriftrolle, die linke hatte sie im Gebet zum Herrn erhoben. Die Allheilige Gebieterin gebot dem Fürsten, ihre Ikone nach Wladimir zu bringen, an dieser Stelle aber eine Kirche und ein Kloster zu bauen.
Der rechtgläubige Fürst wollte diese wunderbare Erscheinung in Erinnerung bewahren und beauftragte Ikonenmaler, die Mutter Gottes so darzustellen, wie sie ihm erschienen war. Der Fürst selbst wurde auf der Ikone in demütiger Gebetshaltung vor der Allreinen Jungfrau gemalt. Bald wurde eine steinerne Kirche zu Ehren der Geburt der Gottesmutter gebaut und ein Kloster gegründet. Dieses Kloster mit der dazugehörigen Siedlung wurde Bogoljubowo-Kloster genannt und die Ikone, die in der Kirche aufgestellt wurde, Bogoljubskaja.
Der Fürst Andrej liebte das von ihm gegründete Kloster sehr und zog sich sehr oft dorthin zurück, um zu beten, wenn er Trost in seinem Kummer suchte, denn sein Sohn, der rechtgläubige Fürst Gleb, war ermordet worden. Hier ereilte auch den Fürsten Andrej Bogoljubskij selbst der Märtyrertod. Er wurde von Bojaren, die sich verschworen hatten, getötet. Das Kloster wurde damals geplündert, die heilige Ikone aber hat keinen Schaden genommen.
Viele Kopien der Bogoljubskaja-Ikone wurden durch Wunder berühmt. “Du Gott liebende Königin!... – singt die heilige Kirche vor der Ikone Bogoljubskaja an ihrem Fest – bedecke uns mit Deinem Gewand vor allem Bösen, beschütze uns vor sichtbaren und unsichtbaren Feinden und rette unsere Seelen.”

 

Die heiligen und wundertätigen

Uneigennützigen Kosmas und Damianus,

die zu Rom das Martyrium erlitten

  

 01. Juli

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die heiligen Märtyrer und uneigennützigen Cosmas und Damianus, zwei Brüder, lebten in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Ihre Eltern waren vornehme und reiche Römer. Als Christen erzogen sie ihre Kinder nach den Geboten und Lehren des Herrn und bemühten sich ihnen vor allen einen lebendigen christlichen Glauben ins Herz zu prägen. Erst in zweiter Linie waren sie an der Erziehung der beiden Heiligen in den profanen Wissenschaften interessiert. Trotzdem erhielten Cosmas und Damianus eine auch eine solide weltliche Ausbildung, wie sie damals in der römischen Oberschicht selbstverständlich war. Wegen ihres tiefen christlichen Glaubens wandten sich beide Heilige jedoch nicht der Rechtsgelehrsamkeit oder dem Militärdienst zu, die normalerweise den Karierestart der jungen Angehörigen der römischen Oberschicht einleiteten, sondern der Heilkunst. Diese wurde eigentlich nur von Angehörigen der Mittelschicht oder entsprechend gebildeten griechischen Sklaven ausgeübt. Doch im Rahmen der Heilkunst erwarteten die beiden Heiligen Christus am besten dienen zu können. 

So wandten sie sich mit viel Eifer und Liebe dem Erlernen all dessen zu, was ein guter Arzt wissen und beherrschen muss: Sie erlernten mit Eifer die Kennzeichen der verschiedenen Krankheitsbilder und erwarben sich mit großes Wissen um die Heilkräfte der verschiedener Kräuter und Pflanzen. So bereiteten sie sich darauf vor folgten, die Worte der Erlösers im Evangelium durch die Tat zu befolgen: „Die Kranken heilt, Aussätzige macht rein, Tote weckt auf, treibt die Dämonen aus; umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es auch“. (Matthäus 10:8) Durch diese Worte des Herrn wurden sie tief in ihrem Herzen berührt und sie beschlossen, deshalb daran ihr ganzes Leben zu orientieren. Unser Herr Jesus Christus, der ihren Glauben und ihre Hingabe sah, segnete ihr Tun und Vorhaben und schenkte ihnen ein besonderes Charisma, nämlich das der Heilung. Bei ihrer ärztlichen Behandlung, vor allem wegen der sie begleitenden Gebete, verlor  jede Erkrankung verlor ihre vernichtende Kraft. Die leidende Menschen und Tiere wurden gesund, sobald die heiligen Ärzte ihnen unter Gebet ihre Hände auflegten. Die beiden Wundertäter nahmen nicht nur keine Gegenleistung für die Heilung entgegen, sondern halfen sogar noch den Mittellosen. Ihre ganze Habe, die ihnen ihre Eltern nach dem Tod hinterlassen hatten, verkauften und verteilten sie Armen. Auf diese Weise erwiesen sie sich im vollen Sinne des Wortes als Uneigennützige (Άγιοι Ανάργυροι), jedoch zogen sie sich auch die Verachtung, den Zorn und den Hass ihrer heidnischen Standesgenossen zu, die ihre ärztliche Kunst nur gegen Entgelt und  deshalb meist nur an den vornehmen und reichen Patienten vollzogen.

 

 

Als unter dem römischen Kaiser Diokletian eine der heftigsten und verheerendsten  Verfolgungswellen über die Christen und die heilige Kirche hereinbrach, entschlossen sich die beiden mutigen Christen ihre Gnadengabe zur Ehre des Namens Christi zu nutzen. So liefen sie durch die Stadt Rom und seine Randgebiete, gingen aber auch in die umliegenden Dörfer und Landstädtchen Latiums und warben dort ganz offen noch vor der Anwendung ihrer Heilkunst für die Lehre des Evangeliums Christi. “Ihr sollt wissen” : so sprachen sie zu den Kranken, “dass wir nur unsere Hände unter Gebet auf euch legen, und mit unserer eigenen Kraft nichts zu tun vermögen, sondern alles vollbringt die allmächtige Kraft Christi, des Einzigen Wahren Gottes. Wenn ihr wahrhaft an Ihn glaubt, dann werdet ihr gesund.” 

Viele der Erkrankten glaubten ihnen, und erhielten auf die Gebete der Heiligen hin von Gott die Heilung geschenkt. So wurden der christlichen Kirche in Rom durch das öffentliche Bekenntnis und die Wunder der Heiligen Uneigennützigen Cosmas und Damian trotz der andauernden Verfolgung täglich neue Gläubige hinzugefügt, wodurch die Herde Christi beständig wuchs. Es versteht sich von selbst, dass eine solches öffentliches Bekennen und Tun der beiden Heiligen nicht vor den heidnischen Autoritäten verborgen bleiben konnte. Wenn in dieser Zeit schon Christen gefoltert und hingerichtet wurden, wenn sie von ihren Nachbarn als Gläubige denunziert oder bei den gottesdienstlichen Versammlungen der Christen ergriffen wurden, was durften in einer solchen Zeit die beiden offenen Bekenner und Verkünder Christi für sich erwarten, zumal sie mit dem offenen Neid und der Missgunst, ja dem Haß der anderen Ärzte in Rom rechnen mussten? So wurde auch bald eine schriftliche Denunziationsschrift  über die heiligen Cosmas und Damianus bei den römischen Autoritäten eingereicht.

Als das kaiserliche Gericht die Anschuldigungsschrift erhalten hatte, schickten die zuständigen Richter unverzüglich Soldaten aus, um die beiden christlichen Ärzte festzunehmen und vor das Gericht zu bringen. Zu jener Zeit hatten die beiden Heiligen ihren Wohnort in einer kleinen Ansiedlung in der Nähe Roms, wo sich auch das Landgut ihrer Eltern befand. Dorthin machten sich die Soldaten auf. Im Landstädtchen angekommen, fragten sie nach dem Aufenthaltsort der christlichen Ärzte Kosmas und Damianus. Die Gläubigen der dortigen Kirchengemeinde verstanden sofort, dass eine große Gefahr droht und informierten daraufhin sofort die beiden Heiligen, verbunden mit der Bitte, sich irgendwo zu verbergen zumindest für eine gewisse Zeit lang. Die beiden Heiligen selbst waren eigentlich entschlossen, sich den Soldaten zu stellen, denn Versteck und Flucht entsprach nicht dem Ethos des römischen Adels. Vor allem aber waren sie von dem tiefen Verlangen erfüllt, Christus zu bekennen und für Ihn leiden zu dürfen. Die Christen des Ortes, die sich in großer Menge versammelt hatten, baten die beiden Wundertäter flehentlich, ihr Leben nicht um ihrer selbst willen zu retten, sondern um der Heilung und Rettung der Vielen Willen. Schließlich willigten die beiden Heiligen ein, sich in einer Höhle zu verstecken.

 

Nachdem die Soldaten lange erfolglos nach den beiden Ärzten gesucht hatten, nahmen sie einige angesehene Männer des Ortes fest, und führten sie mit Ketten gebunden nach Rom. Sobald die Heiligen Cosmas und Damianus davon erfuhren, verließen sie unverzüglich ihr Höhlenversteck und  holten die Soldaten bald ein. Dann baten sie diese um die Freilassung der Geiseln. Stattdessen sollten sie sie selbst festnehmen, wie es ihnen von den römischen Richtern befohlen worden war. Da wurden Kosmas und Damianus in Ketten gelegt und so wurden sie nach Rom gebracht und verblieben dort angekettet bis zum nächsten Tag.

 

Am folgenden Tag wurde über sie Gericht gehalten, und zwar wegen ihrer vornehmen Abkunft vom Kaiser selbst. Da sich standhaft weigerten Christus den Herrn zu verleugnen und das geforderte Opfer vor den Götzen zu vollziehen, wurden die beiden Heiligen Ärzte schließlich zum Tode durch Steinigung verurteilt. Das ungerechte Urteil vollzogen dann an ihnen als Rache für ihre uneigennützigen ärztlichen Liebestaten ihre römischen Standesgenossen, die heidnischen Ärzte, aber auch die Auguren (Seher) und anderen Zauberer der heidnischen Kulte. Aus ihrer von späteren Legenden übermalten Lebensbeschreibung (Vita) geht aber einwandfrei hervor, dass sie schon in jungem Alter zu Märtyrern wurden. Nach dem unter dem Heiligen Apostelgleichen Kaiser Konstantin sich der christliche Glaube in Rom frei entfalten konnte, wurde einer der ehemaligen heidnischen Tempel in eine Kirche zu Ehren der heiligen Märtyrer umgewandelt und den Heiligen Uneigennützigen Kosmas und Damian geweiht. Ein Mosaik, in der nun ihnen geweihten Kirche in Rom, welches vom römischen Bischof Felix IV. im Jahre 530 dort angebracht wurde, gilt als die älteste Darstellung der römischen Heiligen Cosmas und Damian.

 

 

Neben den beiden römischen Märtyrern, deren Kopf-Reliquien sich heute in der Münchner Michaelskirche befinden und dort auch von den orthodoxen Gläubigen der Stadt verehrt werden können, gibt es aber ein weiteres Brüderpaar christlicher Ärzte-Märtyrer und Uneigennütziger gleichen Namens. Dieses heilige, kleinasiatische Brüderpaar Kosmas und Damianos (Κοσμάς και Δαμιανός) lebte in Kilikien im Südosten der heutigen Türkei.  Sie waren als uneigennützige Ärzte und Heiler im Sohn-Gottes-Hospital von Pheremma tätig gewesen und erlitten unter dem römischen Präfekten Lysias das Martyrium in Aigeai. Dies ereignete sich ebenfalls während der großen Verfolgungswelle der Kirche  unter dem römischen Kaiser Diokletian. Lysias versuchte, die sich ebenfalls standhaft zu Christus bekennenden kleinasiatischen Märtyrerbrüder, zunächst durch Ertränken in einem Fluss, dann durch Verbrennen und als dies alles nicht zum Erfolg führte, mit Steinen und Pfeilen zu töten. Als all diese Gewaltmaßnahmen nicht zu ihrem gewünschten Tode führten, erlitten sie am Ende das Martyrium durch Enthaupten. Von Kilikien aus kam sich die Verehrung der kleinasiatischen Märtyrerbrüder nach Palästina, Ägypten und schließlich nach Konstantinopel. Von dort aus verbreitete sich ihre Verehrung dann auch im Westen der damals noch geeinten Christenheit: Von Rom und Sizilien aus kam ihre Verehrung dann auch über die Alpen zu uns nach Deutschland, wo sich Reliquien der beiden kleinasiatischen Heiligen heute z.B. im Essener Domschatz befinden.

 

 

Der heilige Leontie,

erster Bischof der Bukowina

 

 

01. Juli

 

Die Gebiete der späteren Bukowina waren im frühen Mittelalter Bestandteil der Kiewer Rus, genauer des Fürstentums von Halytsch und Wolhynien. Nach der Verwüstung der Kiewer Rus durch den Einfall der Mongolen wurde die Gebiete der späteren Bukowina dann ein Teil des Fürstentums Moldau (Moldawien). In der Zeit  vom  14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Gebiete der späteren Bukowina dann sogar das Zentrum der moldawischen Fürstenmacht. Die moldawischen Fürsten nahmen in dieser Zeit dann ihren Fürstensitz in der Stadt Suceava.Erst im Jahre 1565 erfolgte dann die Verlegung  des moldawischen Fürstensitzes von Suceava nach Iași.

 

Im 14. Jahrhundert wurde der heilige Leontie im Gebiet der späteren Bukowina in der Umgegend von Rădăuţi geboren und wurde unter dem Namen Laurentie Mönch und gründete später im Gebirge ein Kloster zu Ehren des heiligen Laurentius. In der ganzen Gegend berühmt für sein engelgleiches Leben und seiner Wundertaten, wurde er bei der Gründung des neuen Bistums Rădăuţi zu dessen ersten Bischof erhoben.

 

Er lenkte die ihm anvertraute Herde in väterlicher Weisheit und inspirierte sie mit dem Beispiel seiner hohen Tugend. Nach einigen Jahren jedoch kehrte er in die Einsamkeit zurück, empfing das Große Mönchsgewand (Großes Schima) unter dem Namen Leontie und erleuchtete mit seiner Heiligkeit die ganze nördliche Moldau bis zu seinem seligen Entschlafen im Herrn.

 

Tropar im 8. Ton: In geistlichen Bestrebungen hast du dein ganzes Leben verbracht und die Gnade des Bischofsamtes empfangen, mit der Demut und der Furcht Gottes hast du der Kirche Christi gedient. Bete für uns, heiliger Vater und Hierarch Leontie, um unsere Seelen zu retten.

 

 

 

Fest der Niederlegung

des kostbaren Gewandes der Allheiligen Gottesgebärein und Immerjungfrau Maria

 

 

02. Juli 

 

Zur Zeit des byzantinischen Kaisers Leon I. des Großen (457-474) und seiner Gattin Verina unternahmen zwei junge Adlige aus Byzanz, Galbios und Kandidos, Brüder dem Fleische nach, eine Pilgerreise ins Heilige Land. In Galiläa angekommen, machten sie Rast in einem Pilgerhaus, das einer frommen Greisin jüdischen Ursprungs namens Anna gehörte. Im innersten Teil des Hauses war ein Raum, wo die Christen Kerzen anzündeten und Weihrauch darbrachten, und wo viele Kranke und Gebrechliche die Nacht zu verbringen pflegten. Die beiden jungen Edelleute fragten ihre Gastgeberin, was es mit diesem Raum für eine Bewandtnis habe. Die Greisin bezeugte, dass hier dank der Gnade Gottes viele Wunder geschahen, antwortete aber hinsichtlich des Grundes zunächst ausweichend. Auf Drängen der beiden enthüllte sie schließlich, dass in jenem Raum das Gewand der Gottesmutter aufbewahrt wurde, das die Allheilige kurz vor ihrer Entschlafung einer ihrer beiden jüdischen Dienerinnen vermacht hatte und das seither von Generation zu Generation weitergegeben worden war, stets unter der geheimen Obhut einer Jungfrau. Zu Tränen bewegt baten Galbios und Kandidos, die Nacht im Gebet in diesem Raum verbringen zu dürfen. Während die anwesenden Kranken schliefen, nahmen sie die Maße des Holzkästchens, in welchem die kostbare Reliquie aufbewahrt wurde, und zogen anderntags weiter nach Jerusalem, wobei sie ihrer Gastgeberin versprachen, auf der Rückreise wieder vorbei zu kommen. Nachdem sie die Heiligen Stätten verehrt hatten, ließen sie ein Kästchen anfertigen, das demjenigen in Annas Haus völlig ähnlich war. Dann kehrten sie dorthin zurück, nahmen durch eine List das Kästchen mit dem heiligen Gewand an sich und stellten an seiner Statt das leere Kästchen hin, das sie mit einem prächtigen goldbestickten Tuch bedeckten. 

 

473 nach Konstantinopel zurückgekehrt, hinterlegten sie den Schatz in Blachérne im äußersten Norden der Stadt, außerhalb der Mauern, nahe dem Ufer des Goldenen Horns, wo sie neben dem Muttergottes-Heiligtum eine Kirche zu Ehren der heiligen Apostel Petrus und Markus erbauen ließen, um die Sache zu vertuschen. Doch da an dem Ort viele Wunder zu geschehen begannen,konnten sie das Geheimnis nicht lange bewahren. Sie enthüllten Kaiser Leon die Wahrheit, und dieser ließ voller Freude über den großen Segen, welcher der Stadt zuteil geworden war, der Muttergotteskirche eine neue Kirche anbauen, in der das Holzkästchen mit dem heilige Gewand (griechisch: Ἐσθὴς) und dem Schleier (griechisch: Ὠμοφόριον) der Gottesmutter niedergelegt wurde. Später ersetzte man das Kästchen durch einen mit Edelsteinen besetzten Schrein aus Gold und Silber (griechisch: Ἅγια Σορός, wörtl. „Hl. Sarg“). Das Heilige Gewand war, so heißt es, in einem Stück aus feinster Wolle gleicher Farbe gewoben, und während der königliche Purpur, mit dem man die heilige Reliquie umhüllt hatte, nach einiger Zeit zerfiel, blieb das Gewand über die Jahrhunderte unversehrt, als deutlicher Ausdruck des Wunders der ewigen Jungfräulichkeit der Gottesmutter.

 

Quelle: Das Synaxarion - die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, Zweiter Band - März bis August, Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania (Kreta) 2006.

 

 

Fest der Niederlegung des kostbaren Gewandes der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria

 

2. Juli 

 

Zur Zeit des byzantinischen Kaisers Leon I. des Großen (457-474) und seiner Gattin Verina unternahmen zwei junge Adlige aus Byzanz, Galbios und Kandidos, Brüder dem Fleische nach, eine Pilgerreise ins Heilige Land. In Galiläa angekommen, machten sie Rast in einem Pilgerhaus, das einer frommen Greisin jüdischen Ursprungs namens Anna gehörte. Im innersten Teil des Hauses war ein Raum, wo die Christen Kerzen anzündeten und Weihrauch darbrachten, und wo viele Kranke und Gebrechliche die Nacht zu verbringen pflegten. Die beiden jungen Edelleute fragten ihre Gastgeberin, was es mit diesem Raum für eine Bewandtnis habe. Die Greisin bezeugte, dass hier dank der Gnade Gottes viele Wunder geschahen, antwortete aber hinsichtlich des Grundes zunächst ausweichend. Auf Drängen der beiden enthüllte sie schließlich, dass in jenem Raum das Gewand der Gottesmutter aufbewahrt wurde, das die Allheilige kurz vor ihrer Entschlafung einer ihrer beiden jüdischen Dienerinnen vermacht hatte und das seither von Generation zu Generation weitergegeben worden war, stets unter der geheimen Obhut einer Jungfrau. Zu Tränen bewegt baten Galbios und Kandidos, die Nacht im Gebet in diesem Raum verbringen zu dürfen. Während die anwesenden Kranken schliefen, nahmen sie die Maße des Holzkästchens, in welchem die kostbare Reliquie aufbewahrt wurde, und zogen anderntags weiter nach Jerusalem, wobei sie ihrer Gastgeberin versprachen, auf der Rückreise wieder vorbei zu kommen. Nachdem sie die Heiligen Stätten verehrt hatten, ließen sie ein Kästchen anfertigen, das demjenigen in Annas Haus völlig ähnlich war. Dann kehrten sie dorthin zurück, nahmen durch eine List das Kästchen mit dem hl. Gewand an sich und stellten an seiner Statt das leere Kästchen hin, das sie mit einem prächtigen goldbestickten Tuch bedeckten. 

 

473 nach Konstantinopel zurückgekehrt, hinterlegten sie den Schatz in Blachérne im äußersten Norden der Stadt, außerhalb der Mauern, nahe dem Ufer des Goldenen Horns, wo sie neben dem Muttergottes-Heiligtum eine Kirche zu Ehren der hl. Apostel Petrus und Markus erbauen ließen, um die Sache zu vertuschen. Doch da an dem Ort viele Wunder zu geschehen begannen, konnten sie das Geheimnis nicht lange bewahren. Sie enthüllten Kaiser Leon die Wahrheit, und dieser ließ voller Freude über den großen Segen, welcher der Stadt zuteil geworden war, der Muttergotteskirche eine neue Kirche anbauen, in der das Holzkästchen mit dem hl. Gewand (gr. Ἐσθὴς) und dem Schleier (gr. Ὠμοφόριον)2 der Gottesmutter niedergelegt wurde. Später ersetzte man das Kästchen durch einen mit Edelsteinen besetzten Schrein aus Gold und Silber (gr. Ἅγια Σορός, wörtl. „Hl. Sarg“). Das Hl. Gewand war, so heißt es, in einem Stück aus feinster Wolle gleicher Farbe gewoben, und während der königliche Purpur, mit dem man die heilige Reliquie umhüllt hatte, nach einiger Zeit zerfiel, blieb das Gewand über die Jahrhunderte unversehrt, als deutlicher Ausdruck des Wunders der ewigen Jungfräulichkeit der Gottesmutter.

 

Quelle: Das Synaxarion - die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, Zweiter Band - März bis August, Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania (Kreta) 2006, Seite 525-526.

 

 

Die Muttergottes-Kirche in Blachérne wurde 450-453 von Kaiserin Pulcheria erbaut. Als das Gewand der Gottesmutter 473 aus Palästina gebracht wurde, fügte Kaiser Leon I. dieser Kirche zur Aufnahme der hl. Reliquie ein Parekklísion (Nebenkirche) in Rundform an. Außerdem vervollständigte und verschönerte er den gesamten Kirchenbau. Die Panagia-Kirche von Blachérne blieb die ganze Byzantinische Zeit hindurch eines der bedeutendsten Heiligtümer der „Stadt der Städte“ und war Schauplatz mancher wichtiger historischer Ereignisse. Dank der Hilfe der Panagia Blachernítissa wurden im Jahr 626 die angreifenden Avaren zurückgeworfen (dieses Wunders gedenken wir am Samstag des Akathistos), 717 die Araber und 822 die Aufständischen unter General Thomas. Beim Angriff der Waräger von 860 begab sich der hl. Patriarch Photios (6.2.) mit dem Hl. Schleier ans Ufer des Goldenen Horns; kurz darauf wurde die Flotte aus der Rus durch einen heftigen Sturm vernichtet. Unzählige wunderbare Geschehnisse trugen sich zu in diesem Heiligtum, insbesondere das „normale“ Wunder, das sich fast jeden Freitag ereignete: Zur Zeit des Vesper-Gottesdienstes hob sich der Seidenschleier, der die Muttergottes-Ikone bedeckte, von selbst und ließ das Bild sichtbar werden bis Samstagabend zur gleichen Zeit, wenn er sich von selbst wieder senkte. Jeden Freitagabend zelebrierte man eine Nachtwache, gefolgt von einer feierlichen Prozession nach Chalkopratia, dem anderen großen Muttergottes-Heiligtum von Konstantinopel, wo der hl. Gürtel der Allheiligen (siehe 31.8.) aufbewahrt wurde. Die Blachernen-Kirche brannte 1070 ab, wurde aber wieder aufgebaut. 1434, wenige Jahre vor dem Fall von Konstantinopel, fiel sie endgültig den Flammen eines durch Unvorsicht ausgelösten Brandes zum Opfer.

Dieser hl. Schleier (wörtl. „Schultertuch“) war der Gegenstand des Wunders, das der heilige Andreas der Gottesnarr in einer Vision sah, Ursprung des Festes des Heiligen Schutzes der Gottesmutter (griechisch 1.10./ slawisch 14.10.).

Das Fest (kirchenslawisch Покровъ , griechisch Σκέπη) berichtet uns von einer wunderbaren Marienerscheinung. Damals, in der Mitte des 10. Jahrhunderts erschien dem seligen Andreas von Konstantinopel, der als Sklave nach Konstantinopel verkauft worden war, die allheilige Gottesgebärerin in einer Vision während des Gottesdienstes. Die Stadt wurde damals von den Osmanen belagert. In der Vorstadtkirche zu Ehren der allheiligen Gottesgebärerin in Blachernae (auf die sich auch das Fest der Niederlegung der Muttergottesgewänder bezieht) sah der Heilige Andreas der Gotttesnarr die Allheilige in Begleitung von Engeln und Heiligen lange betend knien und danach ihren Schleier über die versammelten Gläubigen breiten. Der heilige Andreas und sein Schüler, auch Epiphanius berichteten davon. Im Anschluss an das Erscheinungswunder haben die Osmanen die Belagerung Konstantinopel abgebrochen.

 

 

 

Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Turkowice

 

Thomas Zmija

 

“Do Turkowycz spiszyt narod na Ryzy Położennia” ( = “Nach Turkowice eilt nun alles Volk zum Fest der Niederlegung des Gewandes der Jungfrau…“), so sang einstmals das gläubige orthodoxe Volk von Podlasie (ukrainisch: Підлісся = „Pidlissja“), wenn es aus Anlass des Festes in feierlichen Prozessionen zur Verehrung der wundertätigen Ikone der Gottesmutter nach Turkowice wallfahrtete. Bis zu heutigen Tag ist Turkowice mit seiner wundertätigen Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin ein wichtiger Wallfahrtsort der Orthodoxen Polens, vor allem der Gläubigen in der Diözese von Cholm und Lublin geblieben.

 

Der kleine Ort Turkowice an der heutigen Grenze zwischen Polen und der Ukraine liegt in einer der „Brückenlandschaften“ Europas, wo sich Völker, Sprachen und Kulturen begegnen. Die Polen nennen diesen Landstrich Podlasie, die Ukrainer Pidlissja (Підлісся). Diese Landschaft mit ihren Menschen war mal Brücke, mal Grenze zwischen Polen und Ukrainern, zwischen dem abendländisch-lateinisch Christentum der Katholiken und dem östlich-byzantinischen Christentum der Orthodoxen. Diese beiden slavischen Völker haben die längste Zeit ihrer  Geschichte in einem kirchlichen, sprachlichen und kulturellen mit- und nebeneinander gelebt, ehe das Zeitalter des  Nationalismus vom ausgehenden 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts diesen und andere von mehr als nur einer Sprache und Nation geprägten Lebens- und Kulturgemeinschaften zerstörte. Die Begegnung von Katholiken und Orthodoxen, von Polen und Ukrainern bedeutete oft einen fruchtbaren kulturellen Austausch, zu manchen Zeitabschnitten war sie aber auch von Streit und Konflikt geprägt. Seit dem 14. Jahrhundert trafen in Podlasie das römisch-katholische Christentum und die abendländische Kultur auf das orthodoxe Christentum und die ostslavisch- byzantinische Kultur der Kiever Rus. Aus historischen Besonderheiten der Ostslawen in den südwestlichen Fürstentümern der Kiewer Rus  entwickelten sich ab dem 12. Jahrhundert das ukrainische Volk und seine heutige Sprache. Seit dem Zeitalter der Renaissance entwickelten sich aus der Begegnung ostslavisch-byzantinischen Kultur der Kiewer Rus mit der abendländischen Kultur im polnisch-litauischen Reich wichtige Elemente der heutigen ukrainischen Kultur. Im Zeitalter der Gegenreformation trat in Podlasie, wie in der gesamten Ukraine,  zu den bisherigen kirchlichen Situation aus Orthodoxen und römischen Katholiken als neue Komponente noch die unierte Kirche hinzu. Bei den heutigen unierten Christen handelt es sich um die katholischen Nachkommen jener orthodoxen Gläubigen, die zum Teil durch politischen und administrativen Zwang, zum Teil durch politische und religiöse Propaganda zur  Annahme des katholischen Glaubens unter teilweiser Belassung ihrer ostkirchlichen Bräuche veranlasst wurden.

 

Bei der Taufe der Kiewer Rus´(Крещение Руси) im Jahr 998 nahmen die Ostslawen das Christentum in seiner orthodoxen Form an und übernahmen damit gleichzeitig die byzantinische Kultur. Dabei erreichte das Kiewer Reich sowohl die kirchliche Tradition als die byzantinische Kultur nicht so sehr in ihrer griechischen als in ihrer südslavischen Form. Vor allem in Ochrid hatten die Heiligen Naum und Kliment sowie ihre Schüler alle wichtigen Texte bereits ins Altkirchenslawische übersetzt, so dass das kirchliche Leben und der Gottesdienst von den neugetauften Ostslaven verstanden werden konnte. Von Kiew aus erreichten die ersten orthodoxen Missionare schon um das Jahr 1000 auch die Bevölkerung in Podlasie. So kam der christliche Glaube und mit ihm zugleich die orthodoxe Kirche in diese Region. Als im 14. Jahrhundert mit der polnischen Herrschaft auch der römische Katholizismus nach Podlasie kam, hatte die Orthodoxie bereits tiefe Wurzeln in den Herzen der hiesigen Menschen geschlagen, so dass er auch nach schweren Schicksalsschlägen immer unter ihnen erhalten blieb.

 

 

Im Jahre 1220 wurde in der Stadt Cholm dann das orthodoxe Bistum errichtet. In der Zeit als Podlasie zum Kiever Reich gehörte wurden viele orthodoxe Kirchen und Klöster erbaut.

 

Dieses kulturelle und kirchliche Aufbauwerk fand im Jahre 1237 ein plötzliches Ende als der Heerbann der Mongolen von Osten her kommend alle Fürstentümer der Kiewer Rus überrannten. Nachdem die Mongolen zuerst die nordöstlichen späteren russischen Fürstentümer (Rajasan, Vladimir und Susdal) unterworfen hatten, wandten sie sich dem Südwesten (Halycč und Wolhyn) der Kiever Rus zu. Der Feldzug durch die südwestlichen Fürstentümer war gekennzeichnet durch die Einnahme zahlreicher Städte, wobei viele Einwohner des Landes niedergemetzelt wurden. Die Katastrophe fand ihren Höhepunkt mit der Einnahme und Zerstörung Kievs im Jahre 1240.

 

Mit dem Untergang des Kiewer Reiches dehnten sich das Großfürstentum Litauen von Norden  und das Königreich Polen vom Südwesten her über die Territorien der Kiewer Rus aus, die heute die Staaten Weißrussland und Ukraine umfassen. Im Jahre 1366 wurde die Stadt Cholm und das Land von Podlasie Teil des polnischen Königreichs. Erst zu diesem Zeitpunkt hielt auch die römisch-katholische Kirche Einzug in diese Gegend. In Cholm wurde ein römisch-katholisches Bistum errichtet und viele polnische Magnaten und Adelige erhielten ausgedehnten Grundbesitz in Podlasie zugesprochen.

 

 

So kam auch der schlesische Fürst Wladislaus II. von Oppeln (polnisch: Władysław Opolczyk) in den Jahren 1372–1378 als Stadthalter in die nun polnisch gewordenen Gebiete der südwestlichen Rus´, die als Wojewodschaft Ruthenien (lateinisch: Palatinatus russiae, polnisch: Województwo ruskie, ukrainisch: Руське воєводство) seit 1366 zur Provinz Kleinpolen des Königreiches gehörte.

 

Zu dieser Wojewodschaft Ruthenien gehörte auch die Stadt Bełz (ukrainisch: Белз) im Karpatenvorland nahe der ostgalizischen Stadt Lemberg: Hier befand sich im 12. Jahrhundert eine wundertätige Muttergottesikone die vom Heiligen Apostel und Evangelisten Lukas im Beisein der Allheiligen Gottesgebärerin geschrieben worden war. Die Ikone war von Jerusalem nach Ephesus und dann später nach Konstantinopel gelangt. Vor dort wurde sie dann als Segen von einer rhomäisch-byzantinischen Prinzessin in die Kiewer Rus´gebracht. Heute kennen wir diese Ikone als „Schwarze Madonna von Tschenstochau“ (polnisch: Czarna Matka Boska Częstochowska, kirchenslawisch: Ченстоховская икона Божией Матери). Im Jahre 1382 war diese heilige Ikone bei einem Tatareneinfall beschädigt worden, so dass Fürst Wladislaus die Ikone, um sie vor weiterem Schaden zu bewahren nach Oberschlesien bringen lassen wollte. Als dann seine Statthalterschaft geendet hatte, lies Fürst Wladislaus im 1382 viele Reichtümer des Landes, darunter auch die altehrwürdige wundertätige Ikone der Gottesmutter  Richtung Westen abtransportieren. Einer der Stationen auf dieser Reise war der Ort Turkowice. Als der Fürst nach der Rast die Weiterreise befahl, konnte sich der Wagen mit der Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin nicht mehr vom Fleck bewegt werden. Nur mit vereinten Kräften gelang es am Ende den Wagen mit der heiligen Ikone wieder in Gang zu bringen. Der Zug setzte daraufhin seine Fahrt fort bis er den Ort Jasna Góra in der Nähe von Krakau erreichte. Hier verweigerten die Kutschpferde erneut ihren Dienst, was vom Fürsten als göttliches Zeichen angesehen wurde, dass die heilige Ikone dem  dortigen Kloster zur Aufbewahrung übergeben werden wollte. Seitdem befindet sich die heilige Ikone in einem Pauliner-Kloster auf dem „Hellen Berg“ (polnisch: Jasna Góra) in dessen Nähe dann der Ort Tschenstochau entstand. Diese heilige wundertätige Ikone der Muttergottes verbindet heute orthodoxe und katholische Christen miteinander, denn sie wird in beiden Kirchen, vor allem in Polen und Russland verehrt.

 

 

In Turkowice erschien nach der Abreise der wundertätigen Ikone nach Westen ein hell leuchtendes Licht an der Stelle, wo sich der Wagen mit der heiligen Ikone befunden hatte. In diesem Licht war eine lange Zeit die Gestalt der Allheiligen Gottesgebärerin zu erkennen, wie sie auf der Ikone des heiligen Likas abgebildet war. Auf wunderbare Weise zeichnete sich das Bild der Allheiligen Gottesgebärerin auf einem dahinter befindlichen Stück Leinwand ab. Durch dieses Wunder hat die Allheilige Gottesgebärerin selbst die Turkowicer Kopie ihrer nach Tschenstochau gebrachten Ikone geschrieben. Nachdem die Turkowicer Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin auf diese Weise erschienen ist, wurde an der Stelle, an der sich das  Lichtwunder ereignet hatte, eine orthodoxe Kirche errichtet und die neuerschiene Ikone dort zur Verehrung aufgestellt. Schon bald kamen die Menschen zum Gebet und viele Wunder ereigneten sich an dieser Stelle vor der heiligen Ikone. So wurde bei der Kirche auch ein orthodoxes Männerkloster gegründet. Dies ist der Beginn des orthodoxen Klosters in Turkowice.

 

 

 

Da sich das Wunder am Festtag der Niederlegung des Gewandes der Allheiligen Gottesgebärerin (Положения ризы Пресвятой Богородицы во Влахерне) im Marienheiligtum von Balachernae in Konstantinopel (am 02. Juli) ereignet hatte, wurden die Kirche und das dazugehörige Kloster diesem Feiertag gewidmet. Auch der Feiertag der Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Tukowice (Турковицкая икона Божьей Матери) wird am 02. Juli begangen.

 

Die heilige wundertätige Ikone der Gottesmutter, die heute von der katholischen Kirche Polens in auf dem Jasna Góra in Tschenstochau aufbewahrt wird, wurde vom heiligen Apostel und Evangelisten Lukas auf einer Zypressenholz-Tischplatte aus dem Haushalt der Allheiligen Gottesgebärerin und Josephs des Bräutigams geschrieben. Die Ikone ist etwa 122 x 82 x 4 Zentimeter groß. Die Darstellung zeigt die Allheilige Gottesgebärerin als himmlische Heerführerin (griechisch: Οδηγήτρια = Wegweiserin, Heerführerin).  Auf der Ikone ist die Muttergottes und Christus-Emmanuel aufrecht sitzend dargestellt. Die Allheilige Gottesgebärerin weist mit ihrer Rechten auf den auf ihrem linken Arm sitzenden Christusknaben. Charakteristisch für den byzantinischen Typ der Hodegetria ist eine Schriftrolle, die der Christus-Emanuel-Knabe in der linken Hand hält, während er mit der Rechten die Gläubigen segnet. Da es sich auch bei der Hodegetria-Ikone in Konstantinopel ebenfalls um eine vom Evangelisten Lukas geschriebenen Ikone handelt, stellt sich die Frage, warum der Christusknabe auf der Tschenstochauer Ikone ein Buch in den Händen hält. In der Antike gab es keine Bücher in Form der heutigen Buchform. Sie kamen erst in Mittelalter auf. Wie also ist diese Abweichung zu erklären?

 

 

Im Jahre 1430 wurde das Kloster auf dem Jasna Góra von Hussiten, die einer Frühform des Protestantismus anhingen, überfallen. Die Plünderer rissen die heilige Ikone vom Altar, beraubten es aller Kostbarkeiten, schlugen der allheiligen Gottesgebärerin mit dem Schwert zweimal ins Gesicht und warfen das Bild auf den Boden, wobei die hölzerne Tafel in drei Teile zerbrach. Auch waren die Bruchstücke der Tafel dem auf dem Überfall folgenden Feuer in der  Kirche ausgesetzt.

 

Da der Heilige Apostel Lukas beim Schreiben der Ikone eine in der Antike verbreitete Wachsmaltechnik, die Enkaustik, angewendet hatte, misslangen die am königlichen Hof in Krakau vorgenommenen Restaurationsversuche in der Ei-Tempera-Technik. Die entstandenen Schwerthiebe ließen sich nicht übermalen, da die Farbe immer wieder verlief. Daher wurde die gesamte Enkaustik-Ikone des Heiligen Lukas entfernt und auf die Zypressenholztafel wurde eine möglichst getreue Kopie der ursprünglichen Ikone gemalt. Die Spuren der Schwerthiebe wurden auf der neuen Ikone zur Erinnerung an die Schändung des Gnadenbildes nachgeritzt. Da die römisch-katholischen Kirchenmaler des 15. Jahrhunderts keine Ausgaben des Evangeliums in Form von Buchrollen mehr kannten, ersetzten sie die ursprüngliche Buchrolle auf der Ikone durch ein Buch in Form eines mittelalterlichen Kodex. Die ikonographische Symbolik ist aber in beiden Fällen die Gleiche: Das Buch der Heiligen Schrift in der linken Hand des Christus- Emmanuel-Knaben, weist  Ihn als dem fleischgewordenes Logos, das inkarnierte Wort Gottes aus. Seine Rechte ist zum orthodoxen Segenzeichen erhoben. Maria trägt auf der neugeschaffenen Ikone ein dunkles Gewand und einen Mantel mit goldenen Lilienmotiven, die beide auf die heilige Immerjungfräulichkeit der Allheiligen Gottesgebärerin hinweisen. Auch die Lilien-Symbolik ist eine Zugabe aus der Hymnik der römisch-katholischen Liturgie, die die Allheilige Gottesgebärerin als „Jungfräuliche Lilie“ preist. Auf dem Teil des Omophorions, das das Haupt der Gottesmutter bedeckt, ist einer der drei Sterne zu sehen, deren Abbildung auf dem Schultertuch der Allheiligen auf ihre Immerjungfräulichkeit hinweisen: Die Gottesmutter war Jungfrau vor dem Gebären (erster Stern) – sie blieb Jungfrau im Gebären (zweiter Stern) – und sie ist Jungfrau nach dem Gebären (dritter Stern). Der Christusknabe trägt ein rotes Gewand, ebenfalls mit goldenen stilisierten Blumenmustern, die offensichtlich ebenfalls dem Stilempfinden abendländischer Heiligenbilder geschuldet sind.

 

Als die Ikone nach Tschenstochau kam hatte sie schon eine lange Reise hinter sich:  Von Jerusalem gelangte sie zuerst  Ephesus; von dort aus zur Zeit des Kaisers Konstantin nach Konstantinopel. Im 12. Jahrhundert wurde sie durch eine rhomäisch-byzantinische Prinzessin in die Kiewer Rus´ gebracht. Von Kiew aus gelangte sie nach Bełz in Galizien und als im 14. Jahrhundert dort die Tatarengefahr immer mehr zunahm, wurde sie nach Tschenstochau gebracht. Bevor sie jedoch die Gebiete der Rus´ verließ, entstand durch ein Wunder eine ebenfalls wundertätige Kopie der Ikone, die bis heute von den orthodoxen Christen in Turkowice verehrt wird. 

 

 

Als im 16. Jahrhundert die sogenannte Union von Brest geschlossen und die orthodoxen Christen in Podlasie und den übrigen östlichen Gebieten der polnisch-litauischen Adelsrepublik (Rzeczpospolita) zu Katholiken gemacht werden sollten, waren auch die Mönche im Kloster von Turkowice unter den Verteidigern der heiligen Orthodoxie. Später wurden die orthodoxen Mönche jedoch vom örtlichen polnisch-katholischen Adel vertrieben und durch uniatische griechisch-katholische Basilianer-Patres ersetzt. Jedoch blieb die kleine Holzkirche mit der wundertätigen Ikone den bedrängten orthodoxen Christen erhalten, auch wenn sie nur als Filialkirche der Pfarrei Sahryń fortbestehen durfte. Da sich jedoch für das armselige Kloster keine neuen Novizen fanden, schloss der unierte Bischof von Cholm im Jahre 1749 das Kloster.

 

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts infolge der polnischen Teilungen Podlasie zum russischen Kaiserreich kam, konnte sich das kirchliche Leben der Orthodoxen nach jahrhundertelanger Unterdrückung nun erstmals wieder frei entfalten. Gleichzeitig wurde im Jahre 1875 das unierte Bistum in Cholm aufgehoben. Wegen der vorangegangenen polnischen Erhebungen in den Jahren 1830 und 1863 unterlag das kirchliche Leben der polnischen Katholiken vielen Einschränkungen. Wie aus der vorherigen Unterdrückung der Orthodoxen ist aus der nun folgenden Benachteiligung und Behinderung der polnischen Katholiken viel Verbitterung und ein tiefsitzendes Revanchedenken gegenüber den Ukrainern und ihrer orthodoxen Kirche in Podlasie entstanden, das dann später in der Zwischenkriegszeit - vor allem aber während und direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – großes Leid zuerst über die katholischen und dann über die orthodoxen Gläubigen in Podlasie gebracht hat.

 

 

Ausgehend von Kloster des Heiligen Onufrij in Jabłeczna erblühte nach und nach erneut das kirchliche orthodoxe Leben in ganz Podlasie. Hatten die orthodoxen Christen jahrhundertelang keine Steinkirchen erbauen dürfen, wurden nun in den Städtchen und Dörfern schöne neue orthodoxe Kirchen und Kapellen im „russischen Stil“ errichtet. War die Zahl der orthodoxen Pfarreien bisher nur auf das notwendigste beschränkt gewesen, wurde ihr wachsende Zahl nun den pastoralen Notwendigkeiten der orthodoxen Bevölkerung angepasst.

 

Im Jahre 1903 kehrte dann auch das orthodoxe monastische Leben nach Turkowice zurück. Die ersten Monialinnen kamen aus dem Kloster des Heiligen Antonij Pečerskij  in Radecznica, so dass Turkowice ein Filialkloster dieses Konventes war. Hier wurde im Jahre 1912 auch ein Seminar zur Ausbildung orthodoxer Lehrerinnen gegründet.  Wie das Lesna Kloster hatten auch die Klöster in Radecznica und Turkowice eine stark volksmissionarisch und identitätsstärkende  orientierte Aufgabe. Es sollte sowohl der christlich-orthodoxe Glaube, aber auch die „russische“ Identität der Menschen in dieser Region an der Nahtstelle zwischen Katholizismus und Orthodoxie gestärkt werden. Dafür wurden im Kloster orthodoxe Lehrerinnen ausgebildet, es gab eine große klostereigene Apotheke und ein breit gefächertes allgemeinbildendes und vor allem agrartechnisches Volksbildungsangebot. Vor dem Ausbruch der Ersten Weltkriegs lebten im Kloster in Turkowice rund 80 Nonnen. War die orthodoxe Landbevölkerung bis zum Ende des 18.Jahrhunderts vollkommen ungebildet und national indifferent gewesen, so begann sich nun - sehr zum Unwillen des örtlichen polnischen Landadels - ein klar kirchlich und kulturell getragenes Eigenbewußtsein der Orthodoxen in Podlasie heranzubilden, was sich aber zum Leidwesen der zaristischen Administration mehr und mehr vom großrussischen Nationalismus abzusetzen begann und zuerst lokale Züge entwickelte, um dann später eine klar erkennbare ukrainische Ausrichtung zu gewinnen.

 

Die alte orthodoxe Kirche in Turkowice.
Die alte orthodoxe Kirche in Turkowice.
Die Klostergebäude in Turkowice- Zustand vor dem Ersten Weltkrieg.
Die Klostergebäude in Turkowice- Zustand vor dem Ersten Weltkrieg.

 

Das Kloster in Turkowice mit seiner Wundertätigen Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin war aber vor allem ein bedeutendes orthodoxes Heiligtum in Podlasie. Am Fest der Gewandniederlegung am 02./15. Juli (julianischer/ gregorianischer Kalender) und am Fest Mariae Schutz (Покров Пресвятой Богородицы) am 01./ 14. Oktober kamen Tausende von Pilgern ins Kloster nach Turkowice, um vor der wundertätigen Ikone die Allheilige Gottesmutter um Hilfe und Beistand zu bitten.

 

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs endete die Blüte des orthodoxen kirchlichen Lebens in ganz Podlasie. Die Nonnen und die heilige Ikone wurden nach Russland evakuiert. Am Ende des Krieges kehrte das Heiligtum dann nicht mehr nach Turkowice zurück. 

 

Nach dem Wiedererstehen des polnischen Staates am Ende des Ersten Weltkriegs waren die vier Millionen orthodoxen Gläubige eine gewichtige Minderheit. Nach dem Zensus des Jahres 1931 machten sie 11,8% der Gesamtbevölkerung aus.

Obwohl sowohl die polnische Regierung als auch die orthodoxe Kirche im wieder erstandenen Polen sich anfangs durchaus bemühten, die orthodoxe Minderheit in den neuen polnischen Staat zu integrieren, eine Synode in Warschau im Jahre 1922 die Autokephalie von der Russischen Kirche erklärte und der Ökumenische Patriarch Konstantinos IV. diese Entscheidung im Jahre 1924 bestätigte, verschäfte sich die Lage für die orthodoxen Christen und ihre Kirche schon ab Mitte der 1920-er Jahre denn nach Jahrhunderten der Unterdrückung war vielen katholischen Polen alles "Russische" und Orthodoxe als Symbol der vorangegangenen zaristischen Fremdherrschaft zutiefst verhasst. Dies bekamen die orthodoxen Ukrainer in Podlasie schnell sehr deutlich zu spüren. Vor allem im Chelmer Land und in Podlasie versuchte die polnische Administration die orthodoxe Bevölkerung mit Zuckerbrot und Peitsche für das Polentum zu gewinnen. 

 

Ausdrückliches und auch offen erklärtes Ziel der damaligen Allianz aus polnischer Regierung und polnisch-katholischem Klerus war es, so viele orthodoxe Kirchen wie nur irgend möglich zu zerstören. Damit sollte des Dominanz des römisch-katholischen und damit auch des polnischen Elementes in den östlichen Regionen Polens für alle Zukunft sichergestellt werden. Die Polen hofften durch die Gewaltmaßnahmen gegen die orthodoxe Kirche im gesamten Osten der Republik die ukrainischen und weißrussischen Minderheiten ihrer Kirche und der damit verbundenen nationalen und kulturellen Identität entfremden und sie danach schnell katholisieren und polonisieren zu können.

 

Nicht von Anfang an war das Verhältnis der polnischen Regierung auf Konflikt mit der orthodoxen Minderheit orientiert: Hier besucht der polnische Präsident Ignacy Mościcki (1926 - 1939) einen orthodoxen Gottesdienst.
Nicht von Anfang an war das Verhältnis der polnischen Regierung auf Konflikt mit der orthodoxen Minderheit orientiert: Hier besucht der polnische Präsident Ignacy Mościcki (1926 - 1939) einen orthodoxen Gottesdienst.

 

So wurde der orthodoxen Kirche auch das Kloster in Turkowice weggenommen und im Jahr 1921 einer katholischen Ordensgemeinschaft übergeben. Im Jahre 1929 wurde dann die älteste der orthodoxen Kirchen des Ortes zerstört. Doch auch unter diesen schwierigen Bedingungen hielten die orthodoxen Christen in Turkowice an ihrem Glauben unverbrüchlich fest. Nach der Zerstörung der orthodoxen Pfarrkirche übertrugen die orthodoxen Christen die nach dem Ersten Weltkrieg neugeschriebene Kopie der Turkowicer Gottesmutterikone in die orthodoxe Friedhofskapelle. Neben dieser Kapelle lies die Allheilige Gottesgebärerin, um die Orthodoxen in ihrer Bedrängnis zu trösten, eine heilkräftige Quelle entspringen. Erneut kamen nun orthodoxe Pilger aus dem ganzen Cholmer Land, um in Turkowice vor der Ikone der Gottesmutter zu beten. Zu den großen Festen der Gewandniederlegung und von Mariae Schutz kamen nun wieder Tausende zum Gebet nach Turkowice. In einem einfachen Haus des Ortes hatten auch orthodoxe Nonnen im Geheimen wieder damit begonnen das orthodoxe klösterliche Leben fortzusetzen.

 

Jedoch hielt auch der Hass vieler Nichtorthodoxer und der Versuch der Administration das kirchliche Leben zu vernichten unvermindert an. Im Jahre 1937 wurde dann die orthodoxe Friedhofskapelle genau am Festtag der Ikone (02. Juli) zerstört und die die wundertätige Quelle wurde  mit Unrat gefüllt. Im Jahre 1949 wurde den Orthodoxen von Gott ein kurze Zeit der Ruhe gegeben, als die deutschen Besatzer anordneten, dass die Klosterkirche den Orthodoxen zum Gottesdienst gegeben werden sollte. 

 

So blieb die Situation zunächst bis in die Jahre 1944-1946. Dann kam es  am Ende des Zweiten Weltkriegs zu Gewaltverbrechen an der ukrainischen Minderheit, zur Ermordung von orthodoxen Priestern und zur Zerstörung vieler Kirchen. Im Jahre 1947 erreichten die Maßnahmen der „Akcja Wisła“, der Operation Weichsel mit den meisten Menschen ukrainischer Abstammung im Osten Polens auch die orthodoxen Gläubigen in Turkowice. Die Ukrainer wurden über die neu entstandene sowjetische Grenze abgeschoben oder in die neuen polnischen Westgebiete in Schlesien, Pommern oder Ostpreußen deportiert.

 

Die  Kapelle in Turkowice wurde verwüstet und entweiht und die heilige Quelle wurde endgültig zugeschüttet. Jedes öffentliche orthodoxe kirchliche Leben verschwand aus dem Osten Polens genau wie die ukrainische Sprache und Kultur. Nur die ehemals orthodoxen Kirchen, die von den polnischen Katholiken genutzt wurden, kündeten noch von der früheren Präsenz der Orthodoxie. 

 

 

 

Jedoch vergaßen auch im Westen Polens die Deportierten ihren orthodoxen Glauben nicht. Sie gründeten dort orthodoxe Kirchengemeinden und gaben den Glauben an ihre Kinder weiter. So entstand eine lebendige orthodoxe Diaspora im Westen Polens.

 

Ab 1956 konnten einzelne orthodoxe Familien in das Cholmer Land und nach Podlasie, aber auch nach Podkarpatia zurück kehren und erneuten an verschiedenen Orten das kirchliche orthodoxe Leben wieder aufbauen. Als sich bis zum Jahre 1989 diese orthodoxe Präsenz in der Region gefestigt hatte wurde auch die orthodoxe Diözese von Lublin-Chełm erneuert und erhielt mit den jungen Vladika Abel (Poplavsky) ihren ersten, engagierten Oberhirten.

 

Im Jahr 1981 konnte Vladika Bazyli, der Metropolit von Warschau und ganz Polen den Ort Turkowice besuchen. Dabei fand er ein Ikone der Erlösers und eine Ikone der Muttergottes in den Überresten der verwüsteten Kapelle. Es stellte sich heraus, dass es sich bei der Marienikone um die in den 1920-er Jahren angefertigte Kopie der Ikone, die die Nonnen einst mit auf ihre Flucht nach Russland genommen hatten. Nachdem er sie mit nach Warschau genommen hatte, wo sie gereinigt und restauriert wurde, brachte sie der Metropolit in die in der Nähe von Turkowice gelegen orthodoxe Kirche des heiligen Nikolaus in Tomaszów. Hier wurde die Verehrung der Muttergottesikone von Turkowice nach Jahrzehnten der Unterbrechung in aller Stille erneuert. Im Jahre 1990 wurde die Ikone dann aus Sicherheitsgründen ins Kloster des heiligen Onufrij nach Jabłeczna gebracht. Hier konnte dann auch die Wallfahrtstradition zu den beiden bedeutenden Festtagen der Ikone erneuert werden. Seit 1995 wird der Feiertag der Ikone erneut feierlich begangen, wobei die Ikone in einer Prozession aus diesem Anlass auch in die orthodoxen Kirchen von Tomaszów Lubelski und Hrubieszów getragen wird. Auch ehemalige orthodoxe Bewohner der Region kommen heute aus diesem Anlass als Pilger aus der Ukraine. Seit dem Jahre 1999 kann das Fest auch wieder in Turkowice selbst begangen werden. Seit 2006 wurde der orthodoxen Kirche auch ein Gebäude des ehemaligen Kloster zurückgegeben, indem sich heute die orthodoxe Kirche des Ortes befindet. Auch das orthodoxe Nonnenkloster wurde in Turkowice wiederbegründet und hütet heute wieder die Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin. Es handelt sich bei der heutigen Ikone um die älteste in Polen befindliche Kopie des wundertätigen Bildes der Muttergottes von Turkowice, dass die Nonnen aus dem Kloster auf dem Heiligen Berg Grabarka ihren Schwestern in Turkowice zur Obhut übergeben haben.

 

 

Christus wollte, dass wir als Christen, als seine Jünger, daran erkannt werden, wie wir einander lieben (vgl.: Johannes 13:35). Dies ist - genau wie der Aufruf des Herrn zur Einheit unter den Christen (vgl.: Johannes 17:11) - der erklärte Wille des Herrn und zugleich unser geringer, jedoch zugleich wichtiger Beitrag dazu, „dass die Welt glaube“ (vgl.: Johannes 17:14).

 

Insofern gilt es für jeden, der ernsthaft ein Christ sein möchte, sich in Hinblick auf erlittenes Unrecht nicht von den Leidenschaften der Rache und Vergeltung gefangen nehmen zu lassen. Es gilt für uns das erste Gebot des Herrn: "Liebet Gott und liebet einander“. Wir alle sollen die Bitten des Vater Unser nicht nur sprechen, sondern sie zugleich auch mit der Tat in unserem Leben erfüllen: „…und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…“. 

 

Diesen Weg haben orthodoxe und katholische Christen in den letzten Jahrzehnen an vielen Orten, wo die Vergangenheit mit ihren Sünden Gräben aufgerissen, Wunden geschlagen und dadurch im kollektiven Gedächtnis schmerzliche Erinnerungen gestiftet hat, beschritten. Die gilt auch für das ökumenische Miteinander katholischer und orthodoxer Christen in Polen. Längst gehen orthodoxe und katholische Christen in Polen zusammen auf einem Weg der Versöhnung und des wachsenden ökumenischen Miteinanders. Als Orthodoxer durfte ich dies selbst bei meiner letzten Pilgerreise auf den Heiligen Berg Grabarka erfahren.

 

Vor Seinem Tod am Kreuz hat unser Herr Jesus Christus die Allheilige Jungfrau Maria auf Seinen Lieblingsjünger Johannes hingewiesen, indem Er zu ihr sagte: „Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ und zu Seinem Jünger „Siehe, das ist deine Mutter!“ (Johannes 19:26-27). Dies hat Christus nicht nur zu Seinem geliebten Jünger, sondern auch einen jeden von uns gesagt. Maria, die leibliche Mutter Christi, unseres Herrn und Erlösers und Gottes, ist zugleich auch die geistliche Mutter aller Christen. Und damit wird ein jeder von uns zu einem geistlichen Sohn oder einer geistlichen Tochter der Allheiligen Gottesgebärerin.

 

Als unsere geistliche Heerführerin sagt uns die Allheilige Gottesgebärerin auch durch die vielen wundertätigen Ikonen, durch die sie uns geistlich begegnen und im christlichen Glauben stärken will, jene geistliche Wahrheit der christlichen Gottes- und Nächstenliebe. Und deshalb ist die gläubige Begegnung mit der Allheiligen Gottesgebärerin, als unserer geistlichen Lehrerin, auch immer ein Geführtwerden hin zu einer wahrhaft von der Gegenwart Christi und Seiner Liebe durchdrungene Existenz. Diesen Glaubensweg nennen wir orthodoxen Christen die Theosis, die Vergöttlichung. Das ist die geistliche Botschaft, die orthodoxe und katholische Christen miteinander verbindet, wenn sie in Tschentochau oder Turkowice vor der gleichen Ikone der Allheiligen beten: Allheilige Gottesgebärerin, rette uns!

 

 

Gedächtnis der Übertragung der Reliquien unseres Vaters unter den Heiligen Martin des Mildtätigen, Wundertäter und Bischofs von Tours

 

04. Juli

 

 

 

Die orthodoxe Gemeinde zu Ehren des heiligen Martin von Tours in Balingen feiert ihr Altarfest am 04. Juli, dem Gedenktag der Übertragung der Reliquien des hl. Martin von Candes nach Tours.

 

 

 

Am 8. November 397 verstarb der hl. Martin im Alter von 81 Jahren auf einer Visititationreise durch sein Bistum in Candes. Weil aber die Einwohner von Candes den sterblichen Leib des von den gläubigen hochverehrten heiligen Bischofs bei sich behalten wollten und sich deshalb beständig weigerten, ihn heraus zu geben, kamen Mönche aus Tours und entführten die Reliquien bei Nacht. Sie brachten sie auf dem Fluss Loire in seine Bischofsstadt nach Tours, wo sie dann am 11. November beigesetzt wurden. Daher stammt auch das Datum des Hauptgedenktags des hl. Martin von Tours.

 

 

 

Auf der 40 Kilometer langen Flussreise ereigneten sich erstaunliche Wunder: Obwohl es bereits  Winter war, erwachte die Vegitation am Ufer des Flusses wieder zu neuem Leben. So begannen Bäume und Sträucher zu grünen und die Blumen zu blühen. Ein Meer weißer Blüten säumte dann auf der Übertragungsreise der Reliquien die Ufer der Loire.

 

Zur Beisetzung des Heiligen an seiner Bischofsstadt strömten dann Tausende von Gläubigen, vor allem Mönchen und Nonnen, herbei. Sein geistlicher Schüler und Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Tours, Brictius, errichtete über dem Grab des hl. Martin bereits eine Kapelle, die dann sehr schnell ein viel besuchtes Pigerziel wurde. Bischof Perpetuus von Tours errichtete dann eine neue, dem hl. Martin geweihte Basilika, die mit Klosterzellen umgeben wurde. Aus dieser Bruderschaft entwickelte sich dann das Kloster St-Martin.

 

Die Basilika und die Abtei Saint-Martin waren als Grablege des heiligen Martin dann mehr als ein Jahrtausend lang eine der wichtigsten christlichen Pilgerstätten im Abendland. Im 18. Jahrhundert verfielen Basilika und Abtei zunehmend, und wurden während der Französischen Revolution schließlich weitgehend zerstört.

 

Die heutige Basilika wurde ab 1887 dann im romanisch- byzantinischen Stil erbaut. Geweiht wurde die Basilika aber erst im Jahre 1925. In ihrer Krypta befindet sich bis heute das Grab des heiligen Martin.

 

 

Der selige Prokopius von Ustjug und Lübeck,

Narr in Christo

 

Diakon Thomas Zmija

 

 Wenn in Norddeutschland orthodoxe Gemeinden ihre Kirchen dem Gedächtnis des seligen Prokopius, einem Narren in Christo, der in der Hansestadt Lübeck das Licht der Welt erblickte, weihen,  so bedeutet das nicht nur ein Gedenken an einen aus dieser Region stammenden Heiligen, sondern die orthodoxen Gläubigen versammeln sich damit zugleich um einen von der Gnade Gottes erleuchteten Menschen, an dessen Leben die verborgenen Wege Gottes für uns sichtbar werden.

 

Der selige Prokopius von Ustjug und Lübeck war ein Narr in Christo. Er wurde im 13. Jahrhundert in der deutschen Hansestadt Lübeck geboren und starb im Jahre 1303 in Weliki Ustjug). Der heilige Prokopius war ein Hansekaufmann. Sein westlicher Name war möglicherweise Jacob Potharst.

 

Es waren wirtschaftliche Interessen, die deutsche Hanse-Kaufleute, in eines der wichtigsten Handelszentren im Ostseeraums führten: Veliki Nowgorod, eine stolze Stadtrepublik freier Bürger mit einem riesigen Gebiet, das bis zum Weißen Meer reichte.

 

Zugleich war Nowgorod mit seinen zahlreichen Kirchen und Klöstern, die noch heute gleich Perlen an einer Schnur im Zentrum der Stadt zu finden sind, das Zentrum des orthodoxen Glaubens in hohen Norden. Von hier aus wurden die Karelier missioniert und damit die orthodoxe Kirche in Finnland gegründet. Die Kathedrale der Stadt ist der geheimnisvollen Göttlichen Weisheit (Sophia) geweiht. Vom Ruf der göttlichen Weisheit wurde auch das Herz dieses jungen Hansekaufmanns angerührt: „„Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen, so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; und dann komm und folge Mir nach!“ (Matthäus 16:21)

 

Der Eindruck der heiligen Ikonen, die schlichte Eleganz der Nowgoroder Kirchen und die Gottesnähe der dortigen  orthodoxen Gottesdienste, die zuvor schon die Gesandten des heiligen Großfürsten Wladimir in Konstantinopel so sehr angesprochen haben, dass sie sich im Himmel wähnten und der Kiewer Rus dieses Christentum als den wahren Glauben empfahlen, zogen den jungen Mann unwiderstehlich an. Prokopius wiederfuhr aber nicht die Faszination des Exotischen, sondern Christus legte seine Hand auf sein Herz. Es widerfuhr dort etwas, das der Akathist zum seligen Prokop im 2.Kondakion mit den Worten ausdrückt, dass er „von der Liebe zum orthodoxen Glauben verwundet“ worden ist. Die Liebe Gottes die diesem jungen Mann begegnete ist eine Verwundung, die den Menschen wirklich in Mark und Bein trifft, oder wie die Heiligen sagen: die uns mitten ins Herz trifft und dadurch unser Leben unwiderruflich und für immer verändert.

 

So wandte er sich an den Igumen eines der Nowgoroder Klöster, einen Starez, den heiligen Varlaam Chutynski. Von ihm im orthodoxen Glauben und der christlichen Lebensweise unterwiesen empfing er die orthodoxe Taufe. Die Einladung des Herrn, um der Vollkommenheit willen den Reichtum zu verschenken und Ihm nachzufolgen, wurde diesem in der Stadt reich gewordenen Geschäftsmann zur persönlichen Anrede Gottes. Nach dem Tod seines Vaters verteilte der Lübecker Kaufmann den im Handelskontor Peterhof erworbenen Wohlstand und Reichtum unter den Armen und trat dann um das Jahr 1300 in das Kloster in der Stadt Nowgorod ein, dem der heilige Warlaam Chutynski als Abt vorstand und erhielt dabei den Mönchsnamen Prokopius in Erinnerung an Prokopius von Cäsarea.

 

Doch auch unter seinen klösterlichen Mitbrüdern blieb der zukünftige Heilige der Fremde mit einer anders gearteten Mentalität, eben der westliche Ausländer in Nowgorod, ein Zuwanderer aus Norddeutschland in die fremde russische Kultur. Der junge Mönch hatte das Ziel seines Lebens, die bedingungslose Gemeinschaft mit dem Dreieinigen Gott, noch nicht erreicht.

 

Das Problem jedes geistlich suchenden Menschen, die eigene Eitelkeit und den durch die Leidenschaften in uns eingewurzelten Egoismus zu überwinden, trieben den Mönch Prokopius noch weiter aus der vertrauten Lebenswelt hinaus. Er wollte die große Kluft zwischen dem gesunden Menschenverstand, der unseren Alltag prägt, und dem Hören auf die göttliche Weisheit, die durch das Evangelium Christi zu uns spricht, überwinden. So besann sich Prokopius auf die Predigt des heiligen Apostels  Paulus, der mit der Torheit des Kreuzes in der Nachfolge Christi die Klugen in der Gemeinde zu Korinth konfrontiert hatte: „„Wir sind Narren um Christi willen. Ihr dagegen seid kluge Leute in Christus.“ (1. Korinther 4:10). Prokopius verlies nun nach einigen Jahren das Kloster mit Erlaubnis des Abtes, erbat sich dafür drei schwere Schüreisen, um eine Last auf der Schulter tragen zu können nach dem Wort Jesu: "Wenn einer mir auf meinem Weg folgen will, verleugne er sich und nehme sein Kreuz auf sich" (Lukas 9:23).

 

Prokopius nahm die in Russland bis dahin unbekannte Lebensform eines Narren in Christo  an. Vorbilder für diesen besonderen Weg der Askese hatte es nur wenige in Byzanz gegeben. Der berühmteste unter den byzantinischen Narren in Christo ist der heilige Andreas Saloi,  der den verzweifelten Einwohnern Konstantinopels angesichts eines feindlichen Ansturms im 10. Jahrhundert mit einer Vision der Gottesmutter, die ihren Schleier schützend über die Gläubigen in der Blachernen-Kirche und über die ganze Stadt breitete, Trost und Zuversicht gespendet hatte. Die orthodoxe Kirche gedenkt der wunderbaren Rettung Konstantinopels durch die Hilfe der Gottesmutter mit dem Pokrow-Fest (Maria-Schutz-und-Fürbitte) am 01. Oktober.

 

Der heilige Prokopius führte nun das Leben eines Narren um Christi willen, das heißt, er lebte als Obdachloser verachtet am Rande der Gesellschaft. Damit verbunden war ein provokantes Auftreten jenseits gesellschaftlicher Konventionen: Ein völlig verwahrlostes Äußerliches, Missachtung der Fastentage, provokante Diebstähle an Marktständen, zweideutiges Verhalten gegenüber stadtbekannten Huren etc. Damit erregte er tagsüber den Ärger der Bevölkerung, während er die Nächte mit Gebet und Bußübungen verbrachte.

 

Diese öffentliche Wahrnehmung nahm der heilige Prokopius zum Anlass, seine innere asketische Emigration aus der Welt auch äußerlich konsequent fortzusetzen, indem er sich zu Fuß immer weiter nach Osten begab. Prokopius durchwanderte auf seinen Weg fast undurchdringliche Wälder und menschenleeres, unwirtliches Gelände. Über die Orte Tichwin, Belozwersk und Wologda gelangte er schließlich nach Welikij Ustjug im äußersten Osten des Nowgoroder Gebiets, rund 1000 km Luftlinie von der Handelsmetropol entfernt. Auch hier lebte er obdachlos auf einem Müllabladeplatz oder auf den Treppen einer Kirche schlafend. In Weliki Ustiug begann dann seine eigentliche Wirksamkeit als prophetische Existenz. Prokopius wirkte hier aber abgesehen  von seinen unablässigen und ungern gehörten Rufen zur Umkehr in Fasten und Beten, nicht mit Worten, sondern durch sein Leben, das als solches zum geistlichen Zeichen und zur beständigen Mahnung wurde.

 

In Weliki Ustjug prophezeite der heilige Propkopius, dass ein riesiger Meteorit drohe, die Stadt zu zerstören. Durch seine Fürbitten und Gebete hat er die Stadt Weliki Ustjug vor diesem Kometeneinschlag bewahrt. Der Himmelskörper schlug dann rund 30 Kilometer entfernt ein. Der Einschlagskrater ist noch heute zu sehen. Vor einem einfachen Mädchen fiel der Heilige  auf die Knie gefallen und weissagte ihr, sie werde die Mutter des künftigen Bischofs von Perm werden. Die Permjaken, ein finnisches Volk, war damals noch heidnisch. Tatsächlich wurde ihr Sohn, der heilige Stephan zum Erleuchter dieses Volkes in Nordrussland und zum ersten Bischof von Perm.

 

Als der heilige Prokop den Tod nahen fühlte, legte er sich in den Schnee und wurde erst bei der Schneeschmelze gefunden. Die Reliquien des heiligen Prokopius befinden sich in der im Jahre 1668 errichteten und ihm geweihten Kathedrale in Weliki Ustjug. Auch an der Fundstelle seines Leichnams steht ebenfalls eine ihm geweihte Kirche. Die Heiligkeit und rechtmäßige Verehrung des gerechten Prokopius, des Narren in Christo Prokopius wurde im Jahre 1547 von einer Synode in Moskau bestätigt.

 

Die orthodoxe Kirche verehrt die heiligen Ikonen als Bekenntnis zur Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Die heiligen Ikonen sind aber keine fotografischen Porträts mit innerweltlicher Sichtbarkeit wie es uns die Momentaufnahmen mit der Fotokamera vermitteln, sondern sie lassen für uns wesentlichen Züge des Heiligen im Zustand der Theosis, also in der gnadenhaften Verklärung durch den Heiligen Geist, aufscheinen. Hierbei können wir mit den geistlichen Augen unseres Herzens das besondere Charisma, also das eigene geistliche Profil des jeweiligen Heiligen, schauen.

 

Wegen dieses besonderen geistlichen Profils wurden dem heiligen Prokopius von Ustjug und Lübeck dann nach dem zweiten Weltkrieg auch verschiedene orthodoxe Kirchen in Deutschland geweiht. Denn als nach dem zweiten Weltkrieg erneut hunderttausende Flüchtlinge und Emigranten vor der stalinistischen Diktatur und dem Nachkriegselend in Osteuropa gen Westen flüchteten und unter anderem in Norddeutschland eine neue Heimat suchten, fanden sie in diesem deutschen Narren in Christo, der als Emigrant in umgekehrter Richtung alle Bindungen an weltliche Heilsversprechen aufgegeben hatte, eine sowohl die verschiedenen Völker verbindende, als auch eine geistlich Vorbildgestalt. Sie fühlten sich diesem Lübecker Kaufmannsohn, der Christus und Seine orthodoxe Kirche so sehr liebte, dass er dafür seine Heimat verlassen hatte, in besonderer Weise seelenverwandt und verbunden. Das heilige Leben des Prokopius war ihnen ein geistliches Wegzeichen, dass vor Gott nicht die geografische oder kulturelle Herkunft zählt, sondern nur das aufrichtige Herzensbekenntnis zu Seiner alles verändernden Herrlichkeit. Deshalb weihten sie dem heiligen Prokopius von Lübeck und Ustjug auch ihre neu erbauten oder in anderen Räumlichkeiten eingerichteten Kirchen und öffneten dann die dortigen orthodoxen Gemeinden auch für geistlich suchende andersgläubige Menschen. Die russischen Flüchtlinge fanden sich dort mit religiös suchenden deutschen Menschen zu orthodoxen Gemeinden zusammen, die aus der geistlichen Überzeugung heraus lebten, dass die  wahre Heimat der Christen das Reich Gottes ist.

 

So ist der heilige Prokopius gerade in einer Zeit, in der sich allzu viele in unserem Lande erneut vor heimatlosen und in Not geratenen Menschen  ängstigen, ein starker Fürbitter bei Gott. Zugleich ruft uns sein geistliches Beispiel zu echter Mitmenschlichkeit und Empathie auf.

 

Auf vielen Ikonen wird der heilige Prokopius zusammen mit dem heiligen Johannes von Ustjug dargestellt, der ebenfalls ein Narr in Christo war. Der Gedenktag des heiligen Prokopius ist der 8. Juli.

 

Troparion des heiligen Prokopius (4. Ton)

 

Von der Gnade Gottes erleuchtet, Gottweiser, hast Herz und Sinn du ganz von dieser Welt unwandelbar zum Schöpfer ausgerichtet. In Lauterkeit und großem Dulden, den Glauben unversehrt bewahrend, hast du den Lauf des Lebens gut vollendet. Deswegen erschien auch nach deinem Tod die Leuchtkraft deines Lebens, denn als unerschöpfliche Quelle von Wundern strömst du allen, die gläubig eilen zu deinem heiligen Grab. Allseliger Prokop, bitte Christus, unseren Gott, dass Er uns errette.

 

Kondakion des heiligen Prokopius (4. Ton)

 

Durch die Narrheit um Christi willen durchquertest du auf den Händen der Engel ungehindert die Zollstationen zwischen der Erde und dem Himmel, wurdest der Schau des Thrones gewürdigt, und Christus, der König aller, empfing dich und schenkte dir heilende Gnade. Durch deine vielen Wunder und seltsamen Zeichen Aber erstauntest du alle in deiner Stadt Welikij Ustjug. Da du deinem Volk Erbarmen erflehtest, ging aus dem kostbaren Bild der Allheiligen Gottesgebärerin durch dein Gebet Myron hervor, und die Kranken wurden geheilt. Daher bitten wir dich, wundertätiger Prokopius, erflehe von Christus, Gott, unablässig unserer Sünden Vergebung.

 

 

Die Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin

und Immerjungfrau Maria von Kasan 

 

Jedes Jahr werden zwei Festtage zu Ehren der Gottesmutterikone von Kasan begangen:

Am 08. Juli und am 22. Oktober

 

Thomas Zmija

 

Die Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin von Kasan (Казанская икона Божией Матери) ist eine wundertätige heilige Ikone. Sie zählt zu den in der ostslawischen Orthodoxie am meisten verehrten Ikonen der Mutter Gottes.

 

Die vollständige Geschichte und damit die ursprüngliche Herkunft dieser Ikone ist uns heute nicht mehr bekannt. Wir wissen nur, dass die Ikone nach der Eroberung der tatarischen Stadt Kasan durch russische Truppen die Ikone  von einem kleinen Mädchen namens Matronia am 8. Juli 1579 in den Ruinen eines niedergebrannten Hauses gefunden worden ist. Das Mädchen hatte nach der Ikone gesucht, nachdem ihr die Allheilige Gottesgebärerin im Traum erschienen war. 

 

Bis zum Jahre 1612 wurde die heiligen Ikone dann im Gottesmutter-Kloster der Stadt Kasan aufbewahrt, das am Ort ihrer Erscheinung erbaut worden war. Schon bald begannen sich Wunder und Heilungen zu ereignen, womit sich die wunderwirkende Kraft der allheiligen Gottesgebärerin und damit die Wahrheit des christlich-orthodoxen Glaubens inmitten des noch immer muslimisch geprägten, kasanischen Landes zu erweisen begann.

 

 

Als im 17. Jahrhundert während der Zeit der Wirren eine polnische Streitmacht Russland zu erobern suchte, begleitete die Ikone der Gottesmutter von Kasan im Jahre 1612 die russischen Streiter, die die Stadt Moskau von der polnischen Invasionsarmee befreiten. Nach der Befreiung Moskaus von den polnischen Invasoren wurde im Jahre 1613 vom Semski Sobor mit Michael Fjodorowič der erste Zar aus der Dynastie der Romanows gewählt.  Das Gnadenbild der Gottesmutter aus Kasan blieb nun in der Stadt Moskau und wurde dort in der Kasaner Kathedrale am Roten Platz verehrt. Als im Jahre 1709 ein schwedisches Heer in Russland einfiel, wurde die wundertätige Ikone von Zar Peter dem Großen zu den russischen Soldaten gesandt. Nach dem Sieg über die Schweden wurde die heilige Ikone daraufhin im Jahre 1721 nach Sankt Petersburg gebracht und dort zunächst im Alexander-Newski-Kloster aufbewahrt. Nach Moskau wurde eine sich später ebenfalls als wundertätig erweisende Kopie gebracht und dort bis zum Jahre 1920, als die Kommunisten die  Kasaner Kathedrale am Roten Platz zerstörten, von den orthodoxen Gläubigen sehr verehrt.

 

 

Im Jahre 1990 beschloss die Moskauer Stadtverwaltung auf Anregung der Orthodoxen Kirche und mit großer Unterstützung der Moskauer Bevölkerung die im Jahre 1920 zerstörte Kasanische Kathedrale an der ursprünglichen Stelle auf dem Roten Platz wieder zu errichten. In den nächsten drei Jahren wurde die Kirche mit vielen Spendengeldern wieder aufgebaut und am 4. November 1993 (dem Jahrestag des Sieges über die polnischen Invasoren, heute wieder als Tag der Einheit des Volkes gefeiert) eingeweiht.

 

Vom Alexander-Newski-Kloster kam die Heilige Ikone der Gottesmutter von Kasan dann im Jahre 1737 in die Petersburger Christi-Geburt-Kirche. Dort betete der russische Feldherr Fürst Michail Kutusow im Jahre 1812 bevor er in den Abwehrkampf gegen  Napoleon zog und erbat vor dem Gnadenbild des Beistand der Gottesmutter gegen die französischen Invasoren. Nach dem Sieg über Napoleon wurde dann die Kasaner Kathedrale in Sankt Petersburg erbaut, die bis heute nicht nur einer der gröten Kirchen in Russland sondern weltweit ist. In Jahre 1811 wurde dann die wundertätige Kasaner Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin in die neuerbaute Kathedrale übertragen und am Ikonostas links von der königlichen Pforte aufgestellt.

 

 

Auch in anderen russischen Städten wurden zu dieser Zeit große Kirchen zu Ehren der Kasaner Muttergottesikone erbaut. Auch viele der dort aufgestellten Kopien des Gnadenbildes erwiesen sich als wundertätig.

 

Am 29. Juni 1904 wurde die in Kasan aufbewahrte Kopie der heiligen Ikone aus der dortigen Kathedrale geraubt. Die Diebe zerschlugen den kostbaren Rahmen (Oklad) und zerstörten die Ikone, indem sie sie verbrannten.

 

Als in den 1970-er Jahren im westlichen Kunsthandel eine auf etwa 1730 geschätzte Kopie der Kasaner Ikone der Muttergottes auftauchte, wurde diese Ikone schnell mit der ebenfalls wundertätigen, verschollenen Kasaner Ikone gleichgesetzt. Sie wurde dann von katholischen Gläubigen erworben und im portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima in der dortigen unierten Kapelle aufgestellt. Diese Kopie der Kasaner Gottesmutterikone wurde dann im Jahre 1993 Papst Johannes Paul II. übergeben, der sie zunächst in seinem privaten Arbeitszimmer aufstellte. Elf Jahre später bemühte er sich, die Ikone persönlich dem russischen Patriarchen übergeben zu können. Da aber zu jener Zeit schwere Konflikte zwischen den ukrainisch-unierten und den orthodoxen Christen im Westen der Ukraine herrschten, konnte es nie zu dem vom polnischen Papst gewünschten Treffen mit dem Patriarchen kommmen.

 

Schließlich wurde im August 2004 diese Ikone aus Fatima zuerst im Petersdom den dort versammelten katholischen Gläubigen zur Verehrung gezeigt und zwei Tage später dann dem russischen Patriarchen Alexej II. in Moskau übergeben. Seine Heiligkeit Patriarch Alexej ließ daraufhin die Kopie der Kasaner Muttergottesikone aus Fatima in der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Kasaner Kreml aufstellen, wo sie bis heute von den dortigen orthodoxen Gläubigen verehrt wird.

 

 

Der selige Prokop von Ustjug und Lübeck

 

08. Juli

 

Der selige Prokop von Ustjug und Lübeck war ein Narr in Christo. Er wurde im 13. Jahrhundert in der deutschen Hansestadt Lübeck geboren und Sstarb im Jahre 1303 in Weliki Ustjug). Der heilige Prokopius war ein Hansekaufmann. Sein westlicher Name war möglicherweise Jacob Potharst. Im rahmen seiner Kaufffahrten kam er auch ins nordrussische Nowgorod. Dort gelangte er im Handelskontor Peterhof zu Wohlstand und Reichtum. Als er um das Jahr 1300 vom römischen Glauben zur der Orthodoxe übertrat, entsagte der heilige Prokopius allem weltlichen Reichtum und verteil sein Vermögen an die Armen, um fortan als Narr in Christo, in Russland "Jurodiwy" (юродивый) genannt, zu leben. Fortan lebte der Heilige obdachlos auf Kirchentreppen, in Vorhallen und auf einem Müllabladeplatz. Später wanderte dann immer weiter nach Osten mit „Suchen nach der Heimat”. Sein Äußeres wird als schön und angenehm bezeichnet und er habe ein „süßes Lachen” gehabt. Durch seine Fürbitten und Gebete hat er die Stadt Weliki Ustjug vor einem Kometeneinschlag bewahrt. Die Heiligkeit und rechtmäßige Verehrung der gerechten Narren in Christo Prokopius wurde im Jahre 1547 von der Synode in Moskau bestätigt. 

 

Nach dem heiligen Prokop von Ustjug sind auch mehrere russische orthodoxe Kirchengemeinden und Kirchen in Deutschland benannt. So auch die von der russischen orthodoxen Gemeinde seiner Heimatstadt Lübeck genutzte Strobukeskapelle (Seitenkapelle der Katharinenkirche) sowie die russische orthodoxe Prokopkirche in Hamburg-Eimsbüttel.

 

Auf Ikonen wird er oftmals zusammen mit mit dem Heiligen Johannes von Ustjug dargestellt, der ebenfalls ein Narr in Christo war.

 

Sein Gedenktag ist der 8. Juli.

 

Von der Gnade Gottes erleuchtet, o Gottesweiser, hast Herz und Sinn ganz von dieser Welt unwandelbar zum Schöpfer du hingerichtet. In Lauterkeit und großem Dulden hast du den Lauf dieses Lebens gut vollendet und den Glauben unverletzt bewahrt. Deswegen erschien auch nach deinem Tode die Leuchtkraft deines Lebens, denn als unerschöpfliche Quelle von Wundern strömest du allen, die gläubig zu deinem heiligen Grabe eilen, allseliger Prokopius.

Troparion

Von der Gnade Gottes erleuchtet, o Gottesweiser, hast Herz und Sinn ganz von dieser Welt unwandelbar zum Schöpfer du hingerichtet. In Lauterkeit und großem Dulden hast du den Lauf dieses Lebens gut vollendet und den Glauben unverletzt bewahrt. Deswegen erschien auch nach deinem Tode die Leuchtkraft deines Lebens, denn als unerschöpfliche Quelle von Wundern strömest du allen, die gläubig zu deinem heiligen Grabe eilen, allseliger Prokopius

Troparion nach dem Liturgikon - Messbuch der byzantinischen Kirche, herausgegeben von N. Edelby, Recklinghausen 1967

Durch die Narrheit um Christi willen durchquertest du auf den Händen der Engel ungehindert die Zollstellen zwischen der Erde und dem Himmel, wurdest der Schau des Thrones gewürdigt, und Christus, der König aller, empfing dich und schenkte dir heilende Gnade.

Kontakion

Durch deine vielen Wunder und seltsamen Zeichen aber erstauntest du alle in der Stadt Velikij-Ustjug. Da du deinem Volk Erbarmen erflehtest, ging aus dem kostbaren Bild der allheiligen Gottesgebärerin durch dein Gebet Myron hervor, und Kranken wurde Heilung zuteil. So bitten wir dich, Wundertäter Prokop, erflehe von Christus Gott unablässig Vergebung für unsere Sünden.

Weiteres Kontakion

 

 

 

 

 

Der heilige Prokopius der Wundertäter von Ustiug und Lübeck

 

Thomas Zmija

 

Der heilige  Prokopius war ein deutscher Kaufmann aus der Hansestadt Lübeck, der in der nordrussischen Stadt Novgorod Handel trieb. Hier wurden vor allem Getreide, russische Pelze, Honig und Bernstein gegen westeuropäische waren vor allem Tuche und Metallwaren getauscht. Bei seinen täglichen Handelsgeschäften lernte der Lücbecker Kaufmann Jacob Potharst die russischen Menschen näher kennen und erlernte rasch ihre Sprache. Von den russischen Händlern In Novgorod erfuhr er auch viele Einzelheiten über den orthodoxen Glauben und die Klöster und Heiligtümer im russischen Norden. Langsam veränderte das sein Leben von Grund auf. Schließlich verteilte er seine reichen Handelsgüter an die Armen in Welikij Novgorod und nahm den orthodoxen Glauben an. Kurz darauf trat er als Mönch in das Kloster des ehrwürdigen Warlaam von Chutin ein. Dort erhielt er auch den Namen Prokopius. Nach einiger Zeit begab sich Prokopius in die Stadt Ustjug weiter im Norden. Dort, fern von allen Menschen, die ihn noch als reichen deutschen Kaufherrn und römischen Christen, der zur Orthodoxie konvertiert war gekannt hatten und damit fern der Versuchungen zum Hochmut, mitten in der rauen nördlichen Natur, hoffte der heilige Prokopius seinen wahren geistigen Weg mit Gottes Hilfe finden zu können.

 

Viele Jahre lang lebte dann der heilige Prokopius als Narr in Christo. Er ging in Ketten herum, trug auch bei Frost alte und zerschlissene Kleidung, plagte sich mit Fasten und nahm alle Spöttereien und Beleidigungen sanftmütig hin, um mit seiner asketischen Demut für den Hochmut und Stolz vieler seiner Mitmenschen in Ustiug stellvertretende Buße zu leisten. Aber der heilige Prokopius erhielt auch Almosen von mitleidenden Mitmenschen. Jedoch verteilte er das Empfangene sogleich wieder unter die Armen. Auch nahm der heilige Prokopius keine Gaben von solchen Menschen an, die ihren Reichtum auf ungerechte Weise erworben hatten, denn der Heilige hatte von Gott die Gabe der Hellsichtigkeit empfangen, so dass er die charismatische Gebe besaß, das Verborgene zu erkennen.

 

 

Jedoch zu einen bestimmten Zeitpunkt begann der sonst als ruhig, in sich gekehrt und schweigsam bekannte Prokopius in der gesamten Stadt aufrüttelnde Predigten zu halten und die Menschen zur Umkehr und Buße aufzurufen. Dabei führte er ständig drei Schürhacken mit sich, die man damals benutzte, um die Asche von der Feuersglut zu trennen.  Die Menschen in Ustjug wollten jedoch nicht auf die Mahnungen und Vorhaltungen hören, schon gar nicht auf die eines aufdringlichen und immer wieder und wieder darauf insistierenden offensichtlichen Narren. Da waren die Geschäfte, das alltägliche Leben und seine Bedürfnisse und im übrigen bliebe ja auch gar keine Zeit für langwierige Bußübungen im kurzen nordischen Sommer! So überraschte das heraufziehende Unheil viele dieser sorglosen Menschen recht unerwartet. Denn an einem heißen und windstillen Julitag zog über der Stadt eine riesige schwarze Wolke auf. Die Bürger der Stadt rechneten einfach mit einem Gewitter oder mit einem kurzen Regenschauer, jedoch es begann nicht zu regen. Stattdessen wurde es immer heißer und heißer. Der Himmel hatte sich verdunkelt und die Sonne war nicht mehr zu sehen. Auch fingen die Menschen jetzt an, keine Luft mehr zu bekommen.

 

Die heiße, gleichsam dunkel glühende Wolke sank immer tiefer und tiefer herab. Dabei war jetzt ein unheimliches Grollen zu hören, als ob Tausende von Steinen in einen Abgrund stürzten würden. Nun begannen die Menschen in Ustjug ihre Situation plötzlich zu begriffen. Es war keine Wolke sondern am Himmel raste ein dunkel-glühender Stein auf die Stadt zu. In Panik liefen die Menschen jetzt in die Kirchen um Schutz zu suchen und bald waren alle Straßen menschenleer. Nur der heilige Prokopius suchte nicht nach einem Sicherheit versprechenden Versteck. Vielmehr erhob er seine Hände zum Himmel und begann innig zu Gott zu beten. Niemand weiß, was der heilige Prokopius damals in seinem Gebet zu Gott sprach, aber innerhalb nur weniger Stunden sanken die Temperaturen merklich und es begann dann ein kühlender Wind zu wehen. Auch fing die dunkle Wolke langsam an, von der Stadt wegzuziehen. Später erzählten Reisende, sie hätten nicht weit von Ustjug eine riesige verbrannte Waldfläche gesehen, die von einem glühenden Steinhagel vernichtet worden war. Dieses Unglück hätte die Stadt Ustjug getroffen, wenn nicht die innigen Gebete des frommen Prokopius zu Gott die Stadt und ihre Menschen gerettet hätten. 

 

 

Nach diesem Ereignis begannen die Menschen in Ustjug Prokopius wie einen Heiligen zu verehren. Der einfache, gottesfürchtige Mann aber änderte weder seine Lebensweise noch sein Verhalten. Nach wie vor fastete er und setzte sich der Kälte aus, war fromm und sanftmütig und half den Menschen mit Gebeten und geistlichen Ratschlägen so gut er konnte. Häufig war der heilige Prokopios auch am Ufer des Flusses Suchona zu sehen, wo er die vorbeifahrenden Schiffe segnete und für das Seelenheil und die gesunde Heimkehr ihm persönlich unbekannter Reisender betete.

 

Kurz vor dem Ende seines irdischen Lebens wurde dem heiligen Prokopius durch einen Engel Gottes sein baldiges Hinscheiden offenbart. Eines Nachts verließ er die Kathedralkirche und begab sich zum Kloster der Allheiligen Gottesgebärerin und des heiligen Erzengels Michael, wo sein Beichtvater der Priester Cyprian die Göttliche Liturgie feierte. Der heilige Prokopius warf sich in der Kirche vor dem Altar nieder und dankte Gott in einem innigen Gebet für alle Wohltaten, mit denen Er ihn von Jugend an bis zu seinem Hinscheiden gewährt hatte. Vor alle dankte ihm der Heilige für die Gnade, dass er ihn zum Licht des orthodoxen Glaubens geführt hatte. Während dieses Gebetes ließ er sein ganzes Leben im Geiste an sich vorbeiziehen. Dann schritt er die Stufen zur Solea wieder hinab und legte sich vor der Kirche des heiligen Erzengels Michael am Ende einer Brücke mit über der Brust gekreuzten Armen nieder und verschied im Herrn. Der Tag seines Heimgangs zu Gott war der 8. Juli des Jahres 1303.

 

 

Prokopius der selige Narr aus Lübeck und Ustjug

 

Erzpriester Ambrosius Backhaus (1923 – 2005)

 

Novgorod war schon früh ein Ziel der Koggen aus Schweden und Lübeck; 1190 wird der erste Vertrag mit dem Fürsten Jaroslav abgeschlossen, um 1200 die Kirche St. Peter gebaut und bald ein Kontorhaus errichtet.

 

Wenige Jahre danach brach ein junger Lübecker Kaufmann mit drei Koggen nach Novgorod auf. Heute sehen wir noch eine dieser Koggen im Lübecker Hafen. Farbig wehte die Flagge am Heck und der Wind wölbte die großen, weißen Segel. 

 

Wohl schon als Junge war er mit den Schiffen seines Vaters nach Osten gefahren, nun aber führte er selbst die Schiffe über das Meer, und der Abschied war herzlich und die ganze Familie war in Lübeck im Patrizierhaus mit dem Giebel der Hansestädte versammelt. Noch ahnte niemand, daß es ein Abschied fürs Leben war.

 

Die Hansekaufleute kannten keine Trennung der einen Kirche des Herrn Jesus Christus, und so besuchte der junge Kaufherr gerne die orthodoxe Kirche am großen Platz in Novgorod. Hier traf er den heiligen Varlaam (gestorben 1192). Das Leben des heiligen Varlaam und manche Gespräche erfüllten sein Herz mit der Liebe zu Christus und dem in ihm wachsenden Verlangen Christus nachzufolgen. Jahre später hörte der junge Mann, als das Evangelium gesungen wurde, die Worte des Herrn, als ob sie ganz nur für ihn gesprochen wurden:

 

Verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! (Lukas 18:22)

 

Alles verkaufte er und verteilte alles, was ihm blieb, an die Armen. Vom Platz in der Mitte der Stadt, auf dem er sich von allem Besitz getrennt hatte, kehrte er in die Kirche zurück und bat, als Mönch aufgenommen zu werden.

 

Das strenge Leben und die Entbehrungen im Kloster schienen ihm leicht, war er doch von ganzem Herzen glücklich, allein dem HERRN nachzufolgen.

 

Nach einer demütigen Zeit im Kloster im langen Gewande des Mönches bat er den Abt, daß er auch die Geborgenheit des Klosters verlassen dürfe, um ganz allein, als Narr in Christo, durch das weite russische Land zu ziehen.

 

Er trug drei schwere Eisenstäbe, wie sie damals die Schornsteinfeger zum Reinigen der Kamine benutzten, denn er wollte etwas auf seinen Schultern fühlen und immer daran denken:

 

Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. (Markus 8:34)

 

 

So wanderte er betend und fastend nach Osten. Das Gebet: „Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme DICH über mich Sünder.“ tönte unablässig in seinem Herzen. So kam er nach Ustjug. 

 

Er suchte keine Herberge und betete zwischen den Bäumen an einem kleinen Bach, dem Flüsschen Suchona, nicht fern von der Stadt.

 

Wenn er leise betend durch die Stadt ging, sagte er jedem, den er traf: „Kehrt euch um zu Christus! Tut Buße! Das Himmelreich ist nahe!“ Oft hörten die Menschen der Stadt diese Worte unwillig und ärgerten sich, daß dieser Deutsche, dem man das Fasten ansah, sie immer wieder zu Christus rief; meinten sie doch, erst einmal wichtigere Dinge erledigen zu müssen.

 

So öffnete in einem sehr kalten Winter niemand dem Narren, der den Namen eines griechischen Narren aus Griechenland, Prokop, trug, seine Tür. Den Tod durch den tödlichen Frost erwartend ging er mit schwachen Schritten zur Kirche und hob betend seine Hände.

 

Da erfüllt ihn eine milde Wärme mitten im Winter, und er spürte die Liebe Christi mitten im Schnee, die ihn im Winter wärmend umhüllte.

 

Der Sommer kam spät mit vielen Blumen, und Prokop spürte im Geiste, dass ein riesiger Meteor auf die Stadt zuflog. Er kniete nieder zum Gebet an dem kleinen Flüßchen, das ihm schon vertraut war, und betete demütig und ohne Unterlaß. Dunkle Wolken zogen sich am Himmel zusammen, und Prokop eilte in die Stadt, die Bewohner zum Gebet und zum Fasten zu rufen. Als der Himmel immer drohender aussah, begannen alle in der Stadt mit ihm zu beten und zu fasten, Menschen und Tiere, wie in Ninive. (Jona 3:5-8)

 

Der Herr erbarmte sich über die Stadt, wie ER sich über Ninive erbarmt hatte (Jona 3:10), und der Meteor schlug fast dreißig Kilometer entfernt in der Einöde auf die Erde. Den riesigen Krater sieht man noch heute.

 

Zur gleichen Zeit floß duftendes Öl aus der Ikone der Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria, vor der alle mit Prokop gebetet hatten.

 

„Solche Art fährt nur aus durch Beten und Fasten" (Matthäus 17, 21), hatte der Herr Seinen Jüngern gesagt. So blieb Prokop ständig im Gebet und in der Fürbitte für die Menschen, die Tiere und die ganze Stadt. Seine Demut trug Frucht und die Menschen begannen, auf ihn zu hören.

 

Als Prokop einmal durch die Straßen ging, sah er ein kleines Mädchen. Maria. Und mit einmal erkannte er in seinem Herzen, dass dieses Mädchen die Mutter eines großen Heiligen, des heiligen Stephan, Bischof von Perm, werden würde. Mitten auf der Straße fiel er zum Erstaunen aller, die das sahen, vor dem Kind auf die Knie. Zur Zeit des Kniefalles gab es in Perm keine Christen, keine Kirche und keinen Bischof. Erst Jahrzehnte später, als Perm Bischofssitz geworden war, erinnerten sich viele daran und verstanden nun den törichten Kniefall des seligen Prokop auf der Straße der Stadt. 

 

Als Prokop fühlte, dass sein Tod bevorstand, betete er und beichtete im Kloster der allheiligen Gottesgebärerin und des Erzengels Michael und verabschiedete sich von seinen Freunden, betete mit ihnen und segnete sie.

 

Nahe der Kirche des heiligen Erzengels Michael bei einer Brücke legte er sich nieder und wartete geduldig und voller Freude, bis der Herr ihn in die ewige Herrlichkeit rief: am 8. Juli 1303 (21. Juli neuen Stiles).

 

Unter einer Schneewehe verborgen lag der Leib drei Tage nahe der Kirche, bis der Schnee taute und die Menschen den seligen Prokop fanden und in die Kathedralkirche trugen. Nach seinem Wunsch gruben sie ihm sein Grab bei dem Stein, auf dem er oft im Gebet gesessen hatte. Heute steht dort eine Kirche und viele Menschen kommen zu seinem Sarg, der unter einem goldenen Baldachin steht.

 

So sehen wir den seligen Prokop auf der Ikone, umgeben von kleinen Bildern, die uns von seinem Leben erzählen.

 

Der Name Prokop kommt aus dem Griechischen und bedeutet ursprünglich: das Schwert am Griff haltend, d.h. bereit sein, übertragen: immer auf Gott hören und bereit sein, nach Gottes Wort und Willen zu leben, zu handeln und zu sprechen.

 

Das zweite Festlied, Kontakion im 4. Ton, aus dem Akathistos, dem Lobpreis des seligen Prokop lautet:

 

Durch die Narrheit um Christi willen durchquertest du auf den Händen der Engel ungehindert die Zollstellen zwischen der Erde und dem Himmel, wurdest der Schau des Thrones gewürdigt, und Christus, der König aller, empfing dich und schenkte dir heilende Gnade.

 

Durch deine vielen Wunder und seltsamen Zeichen aber erstauntest du alle in der Stadt Velikij-Ustjug. Da du deinem Volk Erbarmen erflehtest, ging aus dem kostbaren Bild der allheiligen Gottesgebärerin durch dein Gebet Myron (Öl) hervor, und Kranken wurde Heilung zuteil. So bitten wir dich, Wundertäter Prokop, erflehe von Christus Gott unablässig Vergebung für unsere Sünden.

 

 

DER HEILIGEN PRPKOPIUS VON LÜBECK; NARREN IN CHRISTO

UND WUNDERTÄTERS IN USTJUG

 

8. Juli

 

Der hl. Prokopius war ein deutscher Kaufmann, der zu Nowgorod  in russischen Norden Handel trieb. Er kam aus der Hansestadt Lükeck. Durch russischen Kaufleuten aus Novgorod erfuhr er vom orthodoxen Glauben. Er veränderte sein Leben von Grund auf. Er verließ seine Heimat in Nordddeutschland, zog nach Nowgorod, nahm dort den orthodoxen Glauben an, verteilte sein Vermögen und trat als Mönch in das Kloster des ehrwürdigen Warlaam von Chutin ein. Später begab er sich in die Stadt Ustjug. Dort begann er durch die Gnade Gottes seinen wahren geistlichen Weg zu finden.

 

 

 

Viele Jahre lang lebte der hl. Prokopius dort als Narr in Christo. Er ging in Ketten herum, trug auch bei Frost alte und zerschlissene Kleidung, plagte sich mit Fasten und nahm alle Spöttereien und Beleidigungen sanftmütig hin, um mit seiner grenzenlosen Demut den übermäßigen Stolz der im Dunkeln umherwandelnden Menschen wenigstens ein bisschen abzubüßen. Von Mitleidigen Almosen empfangend, verteilte er das Empfangene unter den Armen und nahm dabei nichts von solchen, die ihren Reichtum auf unrechte Weise erworben hatten, da er die Gabe der Hellsichtigkeit besaß und so um das Verborgene  in den Herzen der Menschen wusste.

 

 

 

Mit einem Mal aber begann der sonst ruhige und schweigsame Prokopius Predigten zu halten und die Menschen von Ustjug zur Buße aufzurufen. Die Ustjuger wollten jedoch nicht auf den aufdringlichen Narren in Christo hören. Es bliebe ja keine Zeit für Buße und lange Gebete im kurzen nordischen Sommer.

 

Das Unheil kam dann plötzlich und unerwartet: An einem heißen und windstillen Julitag zog über Ustjug eine riesige schwarze Wolke auf. Die Ustjuger rechneten mit einem Gewitter oder mit einem Regenschauer, aber es kam kein Regen. Im Gegenteil, obwohl die Sonne nicht zu sehen war, wurde es immer heißer, und die Menschen fingen an zu ersticken. Aber die glühende Wolke sank immer tiefer, und plötzlich donnerte es in der Stille, als ob Tausende von Steinen in einen Abgrund stürzten. Die Ustjuger hoben ihre Augen und begriffen: Die Wolke war aus Stein. In Panik rannten die Menschen in die Kirchen, und bald waren die Straßen menschenleer. Nur der hl. Prokopius suchte keine Zuflucht. Er streckte die Hände zum Himmel aus und begann zu beten. Niemand weiß, wie der Heilige betete; aber innerhalb weniger Stunden wehte schon ein ruhiger kühler Wind, und die Wolke fing langsam an, von der Stadt wegzuziehen.

 

Später erzählten Wanderer, sie hätten nicht weit von Ustjug eine riesige tote Waldfläche gesehen, die von einem glühenden Steinhagel vernichtet worden sei. Dieses Schicksal war eigentlich für die Stadt bestimmt; aber die innigen Gebete des frommen Mannes hatten sie gerettet.

 

Nach diesem Vorfall begannen die Ustjuger, Prokopius als  Heiligen zu verehren; dieser aber änderte weder seine Lebensweise noch sein Verhalten. Nach wie vor fastete er und setzte sich der Kälte aus, war fromm und sanftmütig und half den Menschen, so gut er konnte, mit Gebeten und Ratschlägen. Am häufigsten war Prokopius am Ufer des Flusses Suchona zu finden, wo er die vorbeifahrenden Schiffe segnete und für unbekannter Reisende und Pilger betete.

 

Kurz vor seinem Ableben wurde dem hl. Prokopius durch einen Engel Gottes sein baldiges Hinscheiden aus diesem irdischen Leben offenbart. Eines Nachts verließ er die Kathedralkirche und begab sich zum Kloster der Allheiligen Gottesgebärerin und des hl. Erzengels Michael, wo sein Beichtvater Priester Kyprian zelebrierte. Der hl. Prokopius warf sich dort vor dem Altar nieder und dankte Gott mit einem flammenden Gebet für alle Wohltaten, mit denen Er ihn von Jugend an bis zu seinem Hinscheiden bedachte, indem Er ihn aus einem fremden Lande zum Lichte der orthodoxen Wahrheit geführt hatte. Während dieses kurzen Gebetes ließ er sein ganzes Leben im Geiste an sich vorbeiziehen. Danach schritt dann die Kirchenstufen wieder hinab und legte sich vor der Kirche des hl. Erzengels Michael mit gekreuzten Armen nieder und verschied. Es war der 8. Juli des Jahres 1303.

 

In dieser Nacht fiel Schnee vom Himmel, zwei Spannen hoch, und bedeckte die Erde und alle Früchte der Erde, und es gab Kälte, Frost und Sturm.Und trotzdem nahm kein fruchtbringendes Gewächs der Erde Schaden. In Kürze taute der Schnee vor der Hitze der Sonne, und ein segensreicher Wind erhob sich. Beim Morgenamt in der Kathedralkirche wunderten sich die Priester und Kirchendiener, als sie den Prokopius nicht wie üblich beim Gottesdienst erblickten. Als sie ihn in der Umgebung der Kirche suchten, fanden sie ihn nicht. Drei Tage lang suchten sie, bis sie ihn unter einer Schneewehe vor der Kirche des hl. Erzengels Michael fanden. Er lag mit dem Antlitz himmelwärts, die Finger der Hände zu Kreuzeszeichen gekrümmt und mit geschlossenen Augen. Daraufhin hoben sie ihn auf und trugen ihn auf ihren Häuptern in die Kathedralkirche, wo er viele Jahre in der Vorhalle gelebt hatte, und sangen die Aussegnungsgebete für ihn. Danach bestatteten sie den Heiligen an dem Ort, der ihm am liebsten gewesen war, und jenen Stein, auf dem er oft zu sitzen pflegte, legten ihn in sein Grab und schrieben das Jahr und den Monat und den Tag seines Endes darauf.

 

Fools for Christ

 

Holy foolishness for Christ’s sake is a peculiar form of Eastern Orthodox asceticism. This ascetic exploit is marked by the subversive behavior of its practitioners who feign madness in order to provide public with spiritual guidance and yet not be praised for their saintliness. Phenomenology of iurodstvo and its endorsement in hagiography reached their full development in the fifth-century Byzantium and then in the fourteenth-century Russia. A Medieval Russian iurodivy to a great degree resembles his Byzantine ancestor and displays all the attributes of the holy foolish paradigm: he feigns madness, goes around naked or half-naked, is homeless, talks in riddles, is eccentric, gives away whatever is given to him, is socially disruptive. On the other hand, he is a clairvoyant and a prophet, he performs miracles and, in most cases, only upon his death he is recognized as a saint.

 

The holy fool’s exploit is that of secret sanctity, which above all promotes the non-ontological understanding that all of God’s created world is a sacred place. By his feigned madness the holy fool opts to say that the lowliest of the lowliest can be not the poor wretch that he appears to be, but a holy man and God’s prophet. He shares his power and authority with all the weak, mocked, and despised thus symbolically destroying clear-cut distinctions between the irreconcilable for the profane mind opposites.

 

The Greek term descriptive of the ascetic exploit of foolishness in Christ is salos (pl. saloi), which means “mentally deranged.” While many languages simply added the Greek salos to their vocabularies (e.g. Georgian, Latin), Russian term is its own. The term iurodivy or urodivy, derives from Russian urod, which means ugly, crippled, an individual with congenital defects. Other words that initially designated the fool in Christ are bui, blazhennyi, and pokhab. These three words used to reflect such different facets of the holy fool’s phenomenology as aggression (bui), state of beatitude (blazhennyi), and explicit indecency (pokhab). Unlike bui and pokhab, blazennyi continues to be synonymous to iurodivyi. In modern Russian language iurodivyi has a meaning of an eccentric, a simpleton, someone who pretends to be a fool with a purpose to make his point, someone who displays unorthodox behavior and trespasses against social conventions.

 

In Russian Orthodoxy foolishness in Christ has long been a mode of popular religiosity. At the same time it is a theological category denoting one of the non-orthodox forms of Christian asceticism. The exploit of foolishness for Christ’s sake belongs to opera superagotoria or is an optional ascetic exploit. It is regarded as the most difficult and controversial of all ascetic practices. Russian Church canonized about thirty-six of its holy fools and many more have been venerated locally. Unlike other ascetics the fool in Christ does not renounce the profane world. He feigns madness and instead of going into hermetic or monastic seclusion becomes a part of secular life.

 

The figure of a paradigmatic iurodivy belongs to the fourteenth-sixteenth centuries, the heyday of Russian foolishness in Christ. Then iurodivy amounts to one of Russia’s most popular spectacles and saints. He is to be encountered on the street, market place, and church steps where he is invariably surrounded by the crowd of onlookers. He goes around naked and barefoot even in the depth of winter. He wears chains and other iron objects. This extravagant attire and wild look allow the public to identify him as both an ascetic and a madman. His behavior is offensive and bizarre. By renouncing all communal norms and by continuously displaying offensive, controversial behaviors, the iurodivy makes himself a spectacle. The holy fool would disrupt church services and conspicuously break Lent. He would confront the highest authorities, including the Tsar, insult his audience, and continuously trespass against social regulations and norms of decency. At the same time he would utter prophecies, perform miracles and feats feasible uniquely for saints. While he makes his offensive and eccentric behaviors conspicuous, he keeps his saintly deeds secret from the public.

 

The Church occasionally canonizes people known as Holy Fools, people whose lives are so at odds with civil and ecclesiastical society that others, even Christians, find them troubling, but whose lives undeniably manifest the Gospel attributes of humility, obedience, and compassion.

 

Yet it is the special vocation of Holy Fools to live out in a rough, literal, breathtaking way the “hard sayings” of Jesus. Like the Son of Man, they have no place to lay their heads, and like him, they live without money in their pockets. Also like Jesus, they generally come on the scene when civil society, remade in the image of religion but bereft of its spirit and understanding, requires bracing lessons delivered in counter cultural ways.

 

Clearly Holy Fools challenge an understanding of Christianity that gives people with certain intellectual and vocational gifts a head start in economic, social, and spiritual arenas. While never harming anyone, Holy Fools often raise their voices against those who lie and cheat and do violence to others, but at the same time they are always ready to embrace these same greedy and ruthless people. No one, absolutely no one, is unimportant. In fact the only thing always important for them, apart from God and angels, are the people around them, whoever they are, no matter how limited they are. Their dramatic gestures, however shocking, always have to do with revealing the person of Christ and his mercy.

 

For most people, clothing serves as a message of how high they have risen and how secure—or insecure—they are. Holy Fools wear the wrong clothes, or rags, or even nothing at all. This is a witness that they have nothing to lose. There is nothing to cling to and nothing for anyone to steal. Inevitably, the voluntary destitution and absolute vulnerability of the Holy Fool challenges us with our locks and keys and schemes to outwit destitution, suffering, and death.

 

From a conversation with an orthodox Munk

 

 

 

Die heiligen Muromer Fürsten Petrus und Fevronia

 

08. Juli

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die anrührende Geschichte des heiligen Muromer Fürstenpaars Petrus und Fevronia spricht noch heute die Herzen vieler junger orthodoxer Menschen an, die einen gläubigen Ehepartner suchen, um mit ihm eine christlich-orthodoxes Familie zu gründen. Das Leben dieser beiden russischen Heiligen aus dem 13. Jahrhundert ist bis heute ein Vorbild und Beispiel für die Gestaltung einer christlich-orthodoxen Ehe geblieben. Denn die Geschichte der heiligen Petrus und Fevronia ist, bei aller aussschmückung durch spätere Legenden, einfach anrührend und erstaunlich, da in Ihr Gottes Ratschluss und Führung deutlich wird.

 

Der Muromer Fürst Petrus war der zweite Sohn des Muromer Fürsten Jurij Wladimirowič. Im Jahre 1203 übernahm er die Herrschaft in Fürstentum Murom. Als er nach einigen Jahren an der damals unheilbaren Lepra erkrankte, wurde ihm eine Vision zuteil, die ihm verkündete, die Tochter eines Bienenhüters, das Mädchen Fevronia, aus dem Dorf Laskowaja bei Rjasan, könne ihn retten. Dies geschah auch, und der Fürst heiratetedaraufhin seine aufopfernde Pflegerin. In der Upper Society des stolzen Adels am Muromer Fürstenhof ein gesellschaftlicher Missgriff und Skandal. So forderten  die stolze Bojaren die Verstoßung der als nicht standesgemäß empfundenen Fürstin en Als sich der Fürst dieser Forderung weigerte, wurden beide aus Murom vertrieben und mussten auf dem Fluss Oka in einem Boot flüchten. Aber bald schon rief man die beiden treuen Eheleute zurück.Sie regierten das Fürstentum noch viele Jahre lang in Weisheit und Milde. Im Jahre 1228 verstarben beide zur gleichen Stunde, nachdem beide vorher noch die Mönchsweihen empfangen hatten. Die war damals Brauch unter den orthodoxen Fürsten in Russland, gilt doch das Mysterion der Mönchsweihe als eine zweite Taufe. Ihr Todestag ist der 25. Juni. Ihre Reliquien ruhen in einem Sarg gemeinsam in der Kathedrale in Murom.

 

Ihr Beispiel familiärer Hingabe, ehelicher Liebe und fürstlicher Weisheit machten die beiden Heiligen schon zu ihren Lebzeiten zu einem Vorbild für das orthodoxe Familienlebens. Die heiligen Petrus und Fevronia  geben noch heute orthodoxen Jugendlichen und Jungvermählten ein nachahmenswertes Vorbild. Aber auch Ehepaare, deren Ehe schon länger andauert, oentieren sich an ihrem Vorbild. Sie werden in Russland bis heute um Hilfe und Unterstützung bei familiären Problemen gebeten. Seit vielen Jahrhunderten verehren die Orthodoxen Petrus und Fevronia als Schutzheilige für Familienglück und eheliche Frömmigkeit. Ihr Gedenktag ist der 25. Juni

 

Gebet zu den heiligen Petrus und Fevronia

 

O Gottes Freunde, gesegnete Petrus und Fevronia, ich bitte Euch und setze mein Vertrauen  auf Eure gnädige Hilfe. Erhebt Eure Stimme zum Herrn für mich (uns), Gottes demütige(n) und unwürdige(n) Diener (Name) und erbittet für mich Heil und Wohlergehen der Seele und des Leibes, rechten Glauben, unerschütterliche Hoffnung, ungeheuchelte Liebe und unerschütterliche Frömmigkeit, die sich in rechtschaffenen Taten ausdrückt. Ich (wir) flehe(n) Euch an, mir (uns) von Gott, dem dem allein Allbarmherzigen und Menschenliebenden, mir (uns) in diesem irdischen Leben Wohlergehen und Fortschritt in allen guten Dingen, vor allem aber ein christliches Ende sowie eine gnädige Rechenschaft vor den furchtbaren Richterstuhl Christi zu erbitten. Amen.

 

 

Siehe auch: Gottesdienst zu Ehren aller Heiligen der Rus, Würzburg 1987, S. 95-9

 

 

GEDÄCHTNIS DER HEILIGEN UND UNEIGENNÜTZIGEN ÄRZTE EPICLET UND ARISTION

 

8. Juli


Die Heiligen Epictet und Astion lebten in Spätantiker Zeit in der Provinz Dacia im heutigen Rumänien. Der hl. Epictet war Priester, der viele Menschen zum christlichen Glauben bekehrte, darunter auch den Jüngling Astion. Dieser flüchtete dann aus Furcht vor seinem Vater mit seinem geistlichen Vater Epictet nach Halmyris in Skythien. Hier heilte Epictet einen Taubstummen und gewann durch dieses Wunder 1000 Menschen für das Christenthum. Der hl. Astion befreite einen Besessenen vom bösen Geiste und machte dadurch ihn und seine Eltern zu Christen. Die heiligen Märtyrer Epictet und Astion wurden in der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian vor Gericht gestellt, verurteilt und anschließend enthauptet.

 

Tropar im 1. Ton: Kommet, alle ihr Gläubigen, zu preisen diejenigen, die gleich geehrt wie Hermolaos und Panteleimon: Epictet, den weisen Priester, und Astion, den eifrigen Jünger, als Märtyrer Christi und Zierde von Dobrogea, indem Ihr rufet: Freut Euch, Ihr, die Ihr für immer für unsere Seelen eintretet.

 

 

Niederlegung des Gewandes
unseres Herrn Jesus Christus in Moskau
10. Juli

Das Evangelium des Johannes berichtet uns, wie die Soldaten unter dem Kreuz sich Jesu Kleidung aneigneten: "Nachdem nun die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, dazu das Untergewand. Das Untergewand aber war ohne Naht, von oben an am Stück gewoben. Da sagten sie zueinander: Wir wollen es nicht zerreißen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift in Erfüllung gehen, die sagt: Sie haben meine Kleider unter sich verteilt, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen." (Psalm 22, 19)

Die vier Teile des Oberkleides kamen nach Georgien und wurden bis zum 17. Jahrhundert in der Schatzkammer der Svetitskhoveli-Kathedrale in Mtskheta verwahrt. Der persische Schah Abbas I. schlug 1615 einen Aufstand in Georgien nieder und nahm zusammen mit anderen Schätzen auch die Robe Jesu mit; 1625 schenkte er sie dem russischen Zaren Michael Feodorovich und Patriarch Filaret in Moskau. Die Echtheit der Robe wurde durch Erzbischof Nectarius von Vologda, Patriarch Theophanes von Jerusalem - der extra dazu ausKonstantinopel nach Moskau gekommen war -, durch Johannicius den Griechen und durch die von der Reliquie bewirkten Wunder bezeugt.
die vier Teile des Oberkleides kamen nach Georgien und wurden bis zum 17. Jahrhundert in der Schatzkammer der Svetitskhoveli-Kathedrale in Mtskheta verwahrt. Der persische Schah Abbas I. schlug 1615 einen Aufstand in Georgien nieder und nahm zusammen mit anderen Schätzen auch die Robe Jesu mit; 1625 schenkte er sie dem russischen Zaren Michael Feodorovich und Patriarch Filaret in Moskau. Die Echtheit der Robe wurde durch Erzbischof Nectarius von Vologda, Patriarch Theophanes von Jerusalem - der extra dazu aus Byzanz - dem heutigen Ístanbul gekommen war -, durch Johannicius den Griechen und durch die von der Reliquie bewirkten Wunder bezeugt.
die vier Teile des Oberkleides kamen nach Georgien und wurden bis zum 17. Jahrhundert in der Schatzkammer der Svetitskhoveli-Kathedrale in Mtskheta verwahrt. Der persische Schah Abbas I. schlug 1615 einen Aufstand in Georgien nieder und nahm zusammen mit anderen Schätzen auch die Robe Jesu mit; 1625 schenkte er sie dem russischen Zaren Michael Feodorovich und Patriarch Filaret in Moskau. Die Echtheit der Robe wurde durch Erzbischof Nectarius von Vologda, Patriarch Theophanes von Jerusalem - der extra dazu aus Byzanz - dem heutigen Ístanbul gekommen war -, durch Johannicius den Griechen und durch die von der Reliquie bewirkten Wunder bezeugt

Der größte Teil dieser heiligen Reliquie wurde in einen prächtigen Reliquienschrein in der Moskauer Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale mieder gelegt. Später kamen zwei Teile der Robe nach St. Petersburg. Kleine Stücke werden auch in der Sophia-Kathedrale in Kiew, im Ipatios-Kloster in Kostroma und in anderen alten Kirchen aufbewahrt.

 

 

Unser Vater unter den Heiligen Sofronij,

Altvater des Johannes-der-Vorläufer-Klosters in Essex

 

11. Juli

 

Der späterer Heilige Sofronij, mit bürgerlichem Namen Sergej Simeonowitsch Sacharow wurde am 23. September 1896 als Kind orthodoxer Eltern in Russland geboren. Als Kind betete er täglich, später 45 Minuten am Stück, ohne dazu angehalten worden zu sein. Schon als Kind sah er das „Ungeschaffene Licht“. Er las viel, unter anderem die russischen Klassiker Gogol, Turgenjew, Tolstoi, Dostojewski und Puschkin.

 

Dank seinem großen künstlerischen Talent studierte er von 1915 bis 1917 an der Kunstakademie und von 1920 bis 1921 an der Moskauer Schule für Malerei, Bildhauerei und Architektur. Er setzte die Kunst als Mittel ein, die ewige Schönheit zu entdecken“ und „die gegenwärtige Wirklichkeit zu durchbrechen … hin zu neuen Seinshorizonten“. Dies half ihm später, zwischen dem Licht der menschlichen Intelligenz und Gottes Ungeschaffenem Licht zu unterscheiden.

 

Ungefähr zu dieser Zeit, als er an der Moskauer Schule studierte, sah Sergej den Schwerpunkt des Christentums auf der persönlichen Liebe als begrenzt an; er fiel von der Orthodoxie ab und wandte sich mystischen indischen Religionen zu, die sich auf das unpersonale Absolute konzentrieren.

 

1921 verließ er Russland; teilweise, um seine künstlerische Laufbahn in Westeuropa fortzusetzen, und teilweise, weil er kein Marxist war. Er ging zuerst nach Italien, dann nach Berlin und ließ sich 1922 in Paris nieder.

 

 

Nach Sergejs Ankunft in Paris 1922 gab es einige Ausstellungen mit seinen Werken, die die öffentliche Aufmerksamkeit erregten. Sergej war aber zunehmend unzufrieden mit der für ihn unausweichlichen Unmöglichkeit, Reinheit künstlerisch auszudrücken. Er kam auch zu der Erkenntnis, dass das rationale Bewusstsein außerstande sei, eine Antwort auf das Problem des Todes zu finden.

 

1924 kam Sergej zu dem Schluss, dass das christliche Gebot, Gott mit seinem ganzen Wesen zu lieben, nicht nur eine psychologische, sondern eine ontologische Angelegenheit sei; dass diese totale Liebe die einzig mögliche Beziehung zu Gott darstelle; und dass diese Liebe definitiv eine persönliche Sache sein müsse. Am Karsamstag dieses Jahres kehrte er zur Christlichkeit zurück. Er machte die Erfahrung des Ungeschaffenen Lichtes in einer unvergleichlichen Intensität und distanzierte sich daraufhin vom Kunstgewerbe. Sergej wurde einer der ersten Studenten am Orthodoxen Hl.-Sergius-Institut für Theologie in Paris. Er wurde unterrichtet von Vater Sergius Bulgakow und Nikolaj Berdjaew, die ihn zwar beeinflussten, wegen ihrer internen Auseinandersetzungen (Bulgakows Sophiologie vs. Berdjajews Anti-Asketismus) aber nur begrenzt.

 

 

Unzufrieden mit dem formalen Theologiestudium, verließ Sergej das Institut 1925, um Mönch am Berg Athos zu werden. Sergej kam 1926 am Berg Athos an und trat in das Russische Orthodoxe Kloster des Hl. Panteleimon ein, um das Beten und die richtige Einstellung zu Gott zu erlernen. Er wurde unter dem Namen Bruder Sophronij aufgenommen. 1930 wurde er vom Hl. Nikolaj von Žiča zum Diakon geweiht und wurde Schüler beim Hl. Siluan dem Athoniten, der einen lebenslangen starken Einfluss auf ihn ausüben würde. Der Hl. Siluan war eher ungebildet und hatte kein formales theologisches System, aber sein Leben atmete Theologie. Dies lehrte er Bruder Sophronij, welcher es später systematisieren würde.

 

Von 1932 bis 1946 hielt Vater Sophronij Schriftverkehr mit Vater David Balfour, einem ehemaligen Katholiken, der zur Orthodoxie übergetreten war. Diese Briefe belegen Sophronijs Kenntnisse über die Kirchenväter und brachten ihn dazu, seine theologischen Gedanken zu formulieren und die Unterschiede zwischen westlichem und östlichem Denken herauszuarbeiten. Viele seiner späteren Gedanken entstanden aus diesen in der Korrespondenz behandelten Themen.

 

 

Am 24. September 1938 starb der Hl. Siluan. Gemäß seinen Anweisungen verließ Sophronij das Klostergelände und ließ sich in der Wildnis um den Athon nieder: erst bei Karoulia, dann bei einer Höhle unweit vom St.-Paul-Kloster. Dort verbrachte er die Zeit des Zweiten Weltkriegs und betete so inbrünstig, dass seine Gesundheit Schaden nahm. Dies zeigte ihm, wie alles Menschliche miteinander zusammenhängt. 1941 wurde er zur Priesterschaft berufen und wurde geistlicher Vater vieler Mönche am Athos.

 

Es gibt mehrere mögliche Gründe, warum Sophronij Athos wieder verließ. Es mag seinem sich verschlechternden Gesundheitszustand geschuldet gewesen sein, oder um die Werke des Hl. Siluan zu veröffentlichen, oder um seine theologische Ausbildung zu beenden; vielleicht war es auch einfach problematisch als Nicht-Grieche nach dem Zweiten Weltkrieg am Berg Athos. Jedenfalls zog es Sophronij nach Paris, wo Balfour ihm zu einem Pass verhalf. Die Fakultät des St.-Sergius-Instituts hätte es ihm ermöglicht, auf seine Bedürfnisse zugeschnitte Kurse zu absolvieren, bestand aber darauf, er müsse zuerst die angeblich fehlende Gnadenfülle des Moskauer Patriarchats anerkennen. Sophronij lehte ab und konnte deshalb nicht ans Institut zurückkehren. Er zog ins Russische Haus, einem Altbau in St Genevieve-des-Bois, wo er dem dortigen Priester assistierte und als Beichtvater tätig war. Er hatte eine größere Operation wegen eines Magengeschwürs.

 

Im Jahr darauf erstellte er die erste fotokopierte Ausgabe von Starez Siluan. In diesem Text beschrieb er die theologischen Prinzipien des Hl. Siluan und erklärte zahlreiche fundamentale Konzepte, darunter das „Gebet für die ganze Welt“, Gottverlassenheit und die Idee der miteinander verbundenen Menschheit.

 

Von 1950 bis 1957 arbeitete Sophronij mit Wladimir Losskij am Messager de l’Exarchat du Patriarche Russe en Europe Occidentale. Durch seine Ergänzung des Sophronijs Werkes über die Dreieinigkeitsphilosophie und ihre Anwendung in der Kirche und der Menschheit beeinflusste Losskij Sophronijs Denken über viele Anliegen der Gegenwart. Aber Losskij hätte weder von einer vergöttlichten Natur des Menschen gesprochen noch von der Idee der Gottverlassenheit im positiven Sinne, wie es Sophronij tat.

 

1952 erstellte Sophronij eine zweite Ausgabe von Starez Siluan, was sowohl dem Hl. Siluan als auch Sophronij selbst große Aufmerksamkeit einbrachte. Angeregt durch Losskijs Kritik, der keinen theologischen Wert in den Werken des Heiligen zu erkennen vermochte, hatte Sophronij eine theologische Einführung hinzugefügt.

 

 

1959 gründete Sophronij im südenglischen Tolleshunt Knights auf einem Landgut ein Kloster zum hl. Johannes dem Täufer, das er bis zu seinem Tod 1993 leitete. Charakteristisch für das Kloster ist, dass ein Teil des Stundengebets durch das Jesusgebet ersetzt wird. Das Kloster gehörte ursprünglich zum Moskauer Patriarchat und lag in der Diözese von Metropolit Anthony von Sourozh. 1965 ging das Kloster mit dem Zustimmung von Patriarch Alexius I. als stauropegiales Kloster an das Ökumenische Patriarchat. Nach dem Erscheinen des Buches über Starez Siluan im Jahr 1952 erfolgte 1977 die Veröffentlichung des Buches His Life is Mine, in dem er seine persönliche asketische Erfahrung beschreibt. 1985 folgte Gott schauen, wie Er ist. Bevorzugte Themen darin sind das Ungeschaffene Licht, die Gotteserkenntnis sowie die Lehre über die Person. Dieses sein letztes Buch erfuhr in der orthodoxen Welt, aber auch im Westen viel Anerkennung, von einigen russischen Theologen wurde es aber auch kritisiert. In den letzten Jahren seines Lebens legte Sophroni seinen Schwerpunkt auf Gespräche mit seinen geistlichen Kindern und seinen Mönchen. Am Tag seines Todes (11.07. 1993)  lebten in dem Kloster 25 Mönche und Nonnen aus vielen verschiedenen Ländern. Am 27. November 2019 wurde Starez Sofronij vom Griechischen Patriarchat in Konstantinopel der Schar der Heiligen der Orthodoxen Kirche hinzugezählt.

 

 

Heiliger Neumärtyrer Alexander Schmorell

 

13. Juli

 

Alexander Schmorell (* am 16. September 1917 in Orenburg (Russland); † 13. Juli 1943 in München-Stadelheim) entstammte der Familie der Pelzhändler Schmorell. Die Familie stammte ursprünglich aus Ostpreussen und waren, wie viele andere Deutsche und Deutschstämmige, in Russland ansässig geworden. Die Familie lebte in der am Ural liegenden Stadt Orenburg. Alexanders Vater, Hugo Schmorell, hatte dort  Natalia Vvedenskaja, die Tochter eines orthodoxen Priesters, geheiratet. So wurde Alexander orthodox getauft.
Als er zwei Jahre alt war, starb seine Mutter während des Bürgerkriegs an Typhus. Mit seinem Vater, dem deutschen Arzt Hugo Schmorell, und dessen zweiter Frau Elisabeth emigrierte Alexander 1921 im Alter von vier Jahren nach München. Das russische Kindermädchen (Nanja) zog mit nach Deutschland. Sie nahm in seiner Entwicklung die Stelle seiner verstorbenen Mutter ein. Da sie kaum Deutsch sprach, wuchs Alexander dann in Deutschland zweisprachig auf.
Als Medizinstudent in München war Alexander Mitbegründer der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Diese Grupppe war wesentlich durch christlicheund humanistische Werte geprägt und bezog sich  auf die Tradition der bündischen Jugend. Der Nazi-Diktatur standen die Mitglieder ablehnend gegenüber. So begann die Gruppe Flugblätter zu erstellten, in denen die Deutschen zum Widerstand gegen die Hitler-  Diktatur aufgerufen wurden.
Obwohl es sich nicht um eine religiöse Gruppe an sich handelte, war der Glaube an Gott unzweifelhaft einer der Hauptgründe für den Mut, mit dem diese jungen Leute handelten. Alexander Schmorell war das einzige orthodoxe Mitglied. Er besuchte regelmäßig orthodoxe Gottesdienste in München, trug immer eine Bibel bei sich und zeigte eine lebenslange Liebe zur Kirche und dem orthodoxen Glauben. In seinen Briefen aus dem Gefängnis an seine Familie schrieb er über die Vertiefung seines Glaubens und dass er, trotz des erfolgten Todesurteils, Frieden gefunden hätte – in der Kenntnis, der Wahrheit zu dienen.
Der russische Priester, der Schmorell im Gefängnis die Heilige Kommunion gebracht hatte, bot ihm auf Anweisung der Nazi- Behörden vor die Wahl, seine Ansichten aufzugeben und damit sein Leben zu retten. Aber Alexander hat sich nicht dafür entschieden. Er hat sich ganz bewusst für seine christlichen Überzeugungen geopfert.
Alexander Schmorell wurde am 19. April 1943 im zweiten Prozess gegen die Weiße Rose vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Im Alter von 25 Jahren wurde er am 13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim durch das Fallbeil hingerichtet.
In seinem letzten Brief, den er auf Russisch unmittelbar vor der Hinrichtung geschrieben hat, ermahnte er seine Familie, Gott niemals zu vergessen.

 

 

 

IKONE DER GOTTESMUTTER “TSCHIRSKAJA” (VON PSKOW)
16. Juli
Dieses heilige Bild der Muttergottes befindet sich in der Dreieinheitskathedrale im Pskower Kreml.
Hier, vor einem der Hauptheiligtümern der Kathedrale, bitten orthodoxe Christen die Patronin der Witwen und neu getaufte Christen um ihren Beistand und Schutz, um Hilfe und Fürsprache bei Gott.
Die “Tschirskaja”- Ikone der Gottesmutter befand sich ursprünglich in der Kirche des Dorfes Tschirski Pskower Diözese.
Am 16. Juli 1420, während einer Pest in Pskow, flossen Tränen aus beiden Augen der Muttergottes. Dies wurde den Behörden der Stadt Pskow gemeldet. Mit einer feierlichen Prozession wurde die wundertätige Ikone der Gottesgebärerin nach Pskow gebracht.

 

Der Heilige Clemens von Ohrid

 

Gedenktag: 17. Juli

 

Thomas Zmija

 

 

Der heilige Clemens von Ochrid (russisch: Климент Охридский) ist ein Schüler der heiligen Apostel und Lehrer der Slawen Cyrill (sein Name vor der Annahme des Mönchtums war Konstantin) und Method gewesen. Diese beiden Brüder kamen aus der griechischen Stadt Thessaloniki und beherrschten deshalb von Kindheit an den örtlichen, südslawischen Dialekt, den ein überwiegender Teil der Landbevölkerung rund um die griechisch geprägte Stadt sprach. Zunächst wandte er sich jedoch nicht einem Leben als christlicher Missionar, sondern als demütiger Mönch zu, denn Clemens begleitete den Heiligen Method zusammen mit weiteren Schülern in ein Kloster am bithynischen Olymp - dem Berg Uludağ in der heutigen Türkei. Der bithynischen Olymp war in byzantinische Zeit, vor der Eroberung Kleinasiens durch die Rum-Seldschuken  und später die Osmanen, ein genauso wichtige monastisches Zentrum der Orthodoxie gewesen, wie es der heilige Berg Athos noch heute ist.

 

In den Jahren 860 und 861 nahm Clemens von dort aus an einer der ersten Missionsreisen der späteren Slawenapostel auf die Krim und in den Süden der heutigen Ukraine teil. Diese Reise diente dazu, den christlichen Glauben zu den Slawen und den Turk-Chazaren zu tragen, deren Oberschicht inzwischen den jüdischen Glauben angenommen hatte. In den folgenden Jahren (862 bis 863) gehörte Clemens auch zu den Missionaren, die Heiligen Slawenmissionare Cyrill und Method nach Pannonien und Mähren begleiteten  sollten.

 

 

Denn der Fürst des mährischen Reiches Rostislav war im Jahre 862 an den rhomäischen Kaiser Michael III. mit der Bitte herangetreten, ihm slawischsprachige Geistliche zur Predigt des christlichen Glaubens unter der mehrheitlich slawischsprachigen Bevölkerung seine Reiches zu senden. Die Wahl des rhomäischen Kaisers fiel daraufhin auf Konstantin (Cyrill) und seinen älteren Bruder Method, der zu jener Zeit als Mönch in einem Kloster auf dem Berg Olymp in Bithynien lebte. So sandte Kaiser Michael III. die beiden Brüder schon im gleichen Jahr nach Mähren. In ihrer Begleitung befanden sich slawisch sprechende Priester und Mönche, um die Menschen in Mähren und Pannonien für den christlichen Glauben gewinnen zu können. Die Missionare führten nun im Mähren und Pannonien den orthodoxen, byzantinischen Gottesdienst in slawischer Sprache ein. Um die griechischen liturgischen Texte in die slawische Sprache übertragen zu können, hatten Cyrill und Method ein eigenes, der slawischen Sprache angepasstes Schriftzeichensystem, die »Glagolitische Schrift« entwickelt. Von den Missionaren wurden mit Hilfe dieses Schriftsystems die liturgischen Texte und die Heilige Schrift in die slawische Sprache übersetzt. Die erfolgreiche Mission der Byzantiner verärgerte nun wiederum die Deutschen, die das Christentum römischer Prägung mit lateinischer Liturgiesprache unter den Slawen in Böhmen und Mähren verbreiten wollten. Damals war die christliche Kirche noch nicht durch das große Schisma von 1054 in einen östlichen und westlichen Teil gespalten. Entsprechend der patriarchalen Pentarchie-Ordnung war deshalb in Pannonien und Mähren nicht der Ökumenische Patriarch in Konstantinopel zuständig, sondern der „Occidentis Patriarca“, der Patriarch des Abendlandes in Rom. So reisten die Heiligen Cyrill und Method nach Rom, um den Segen des zuständigen Patriarchen für ihre Missionsarbeit zu erbitten. Die beiden byzantinischen Mönche hatten während ihres Aufenthaltes auf der Krim  auch die Reliquien des heiligen Papstes Clemens gefunden. Diese überbrachten sie nun nach Rom, wo sie bis heute in der Kirche San Clemente aufbewahrt werden. Der damalige Erzbischof von Alt-Rom, Papst Hadrian II., nahm die beiden Slawenmissionare brüderlich auf und bestätigte ausdrücklich ihre slawischsprachige Missionsarbeit. Dabei wurde das Altslawische nicht nur im Rahmen der Verkündigung und Predigt, sondern eindeutig auch als „liturgiewürdige“ Sprache anerkannt. Im Rahmen des Romaufenthaltes der Slawenmissionare wurde der heilige Clemens im Frühjahr des Jahres 868 zum Priester geweiht. Seinen eigentlichen Taufnamen kennen wir nicht. Auch wissen wir nicht, ob Clemens sein monastischer Name war, oder ob er ihn erst im Rahmen des Rombesuchs und der damit verbundenen Reliquienübertragung erhalten hat.

 

Als in den Jahren 870 bis 873 Bischof Methodius  auf Betreiben lateinischer Kleriker in Deutschland inhaftiert wurde, übernahm der heilige Clemens als bischöflicher Vikar die Verwaltung der pannonischen Diözese. Doch auch die von Papst Hadrian veranlaßte Freilassung des heiligen Method konnte die andauernden Konflikte zwischen dem lateinischen und byzantinischen Klerus nicht beilegen. Diese traten dann auch nach dem Tod des heiligen Method offen zu Tage, so daß der neue pannonische Bischof Clemens kirchlich und politisch von Anfang an auf verlorenem Posten stand. Zu sehr wurde die kirchliche Frage von der politischen Interessenlage her vorbestimmt; viel zu sehr stand hinter der lateinischen Partei das politischen Machtausdehnungsinteresse des fränkisch-deutschen Kaisers und seiner Reichsfürsten.

 

 

Nach kurzer Haft wurden die byzantinisch-slawischen Missionare zur Flucht aus Pannonien und Mähren gezwungen. So kam der heilige Clemens im Jahre 885, die Donau entlangziehend, über Singidunum - dem heutige Belgrad - bis in die damalige Hauptstadt des bulgarischen Reiches Pliska. Am Hof des dortigen Bulgarenfürsten  Boris-Michael I. wurden die Missionare dann freundlich empfangen und wohlwollend aufgenommen; versprach sich doch Fürst Michael durch das Wirken slawischsprachiger Missionare unter der gerade erst christlich gewordenen Bevölkerung seines Landes eine vertiefte und schnelle Einwurzelung der christlichen Botschaft, als dies durch den bisherigen, griechisch-sprachigen Klerus geleistet werden konnte.

 

In Ochrid errichtete der Heilige Clemens dann im Auftrag des bulgarischen Fürsten Michael die erste slawischsprachige christlichen Ausbildungsstätte des Landes. Später unterstützte ihn hier der Heilige Naum, der anfangs die kirchlichen Schulen in Pliska und Preslaw geleitet hatte. In Ochrid wurde der altkirchenslawischen Sprache ihre heutige Form gegeben und so wurde sie dann dort als Liturgie- und Kultursprache unterrichtet. Nach der bulgarischen Überlieferung war es auch die Schule von Ochrid, an der der Heilige Clemens das heutige altslawische Alphabet entwickelte, das danach das komplizierte glagolitische Schriftsystem langsam zu ersetzten begann. 

 

 

Die Heiligen Clemens und Naum machten aus Ochrid - neben Pliska und Preslaw -  eines der bedeutensten kirchlichen und kulturellen Zentren der Balkanhalbinsel, indem sie Kirchen bauten, Klöster errichteten und die dortige kirchliche Schule beständig erweiterten, so dass schon in der ersten Generation zahlreiche slawischsprachige Kleriker ausgebildet werden konnten.

 

 

An der Schule von Ochrid wurden auch die aus Mähren und Pannonien mitgebrachten altslawischen Kirchenbücher ergänzt, so dass innerhalb weniger Jahre außer der Heiligen Schrift auch die wichtigen orthodoxen liturgischen Bücher und der Nomokanon, das byzantinische Rechtsbuch, das auch das orthodoxe Kirchenrecht mit einschließt, in altslawischer Sprache vorlagen. An der Schule von Ochrid entwickelte sich auch einen Großteil der „(alt)bulgarischen“ Literatur, die später maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der heutigen bulgarischen, makedonischen und serbischen Kultursprachen ausübte.

 

 

Aber der Heilige Clemens war nicht nur ein genialer slawisch-byzantinischer Gelehrter, sondern vor allem ein eifriger orthodoxer Bischof und Seelsorger. So sorgte Bischof Clemens von Ochrid aus mit dem von ihm erzogenen slawischsprachigen Klerus für die Festigung des Christentums bis zum Fluss Devoll im heutigen Albanien und nach Glavinitza in Bulgarien. Insofern ist er, zusammen mit dem heiligen Naum, wenn nicht der Begründer, so doch der Einwurzler des christlich-orthodoxen Glaubens in Teilen Albaniens, in ganz Makedonien und dem Südwesten Bulgariens. Auch die späteren phanariotischen Gräzisierungstendenzen (zur Zeit der osmanischen Herrschaft im 17. Und 18. Jahrhundert) konnte die slawische Prägung des orthodoxen Glaubens bei den Menschen dieser Regionen nicht mehr beseitigen.

 

Als  im Jahre 988 die Kiewer Rus den christlich-orthodoxen Glauben annahm, waren es die Schüler der Heiligen Clemens und Naum, die den orthodoxen Glauben in Osteuropa heimisch werden ließen. So ist es, neben dem Fundament, dass die Heiligen Cyrill und Method in Mähren und Pannonien gelegt haben, vor allem das Wirken der Heiligen Clemens und Naum von Ochrid und ihrer zahlreichen Schüler, die den slawischen Zweig am Baum der Heiligen Orthodoxie zum Blühen gebracht haben.

 

Nachdem es mit dem Fürsten Michael zu Auseinandersetzungen über kirchliche Fragen gekommen war, wurde der Heilige Clemens als Bischof ins entfernte Belitza gesandt, aber schon im Jahre 886 als Bischof nach Ohrid zurück geholt. Dort wirkte der Heilige Clemens dann beständig als eifriger und fürsorglicher Bischof, dessen pastorales und kulturelles Wirken die slawischsprachige Kirche immer mehr im Lande einwurzelte. Auf einer großen Reichsversammlung in Preslav wurde dann im Jahre 893 das Griechische auch offiziell als Kirchen- und Amtssprache durch das Altkirchenslawische ersetzt.

 

Nach dem Tode des Heiligen Naum im Jahre 910 wollte der Heilige Clemens sein Bischofsamt aus Betroffenheit niederlegen, was aber in Hinblick auf sein segensreiches pastorales Wirken abgelehnt wurde. So blieb der Heilige Clemens Bischof von Ochrid bis zu seinem Tode. Nach seinem Tod im Jahre 916 wurde der Heilige in der Kirche des Heiligen Panteleimon bei Ochrid beigesetzt. Als die Osmanen die Kirche im 15. Jahrhundert in eine Moschee umwandelten, wurden die Reliquien des Heiligen Clemens in die Ochrider Sveta- Bogorodica-Kirche übertragen. Nach mehreren weiteren Übertragungen liegen Teile seiner Reliquien heute auch in Sofia und in Veroia in Griechenland. 

 

Die Verehrung des Heiligen Clemens von Ochrid ist urkundlich erstmals für das 11. Jahrhundert bezeugt. Unter der Herrschaft des bulgarischen Zaren Samuil wurde er in den Heiligenkalender der bulgarischen Kirche aufgenommen. Sein Hauptfest wird in Bulgarien am 27. Juli begangen, jedoch in der griechischen Kirche wird sein Gedächtnis am 22. November gefeiert.

 

 

Als im 19. und 20. Jahrhundert der chauvinistische Nationalismus alle Völker des Balkan ergriff und sich die Häresie des Phyletismus unter den dortigen Orthodoxen verbreitete, wurde viel darüber gestritten, welche Bedeutung das Leben und Werk des Heiligen Clemens eigentlich haben sollte. War er ein griechischer Missionsheiliger, ein heiliger bulgarischer Bischof oder gar (Mit)begründer einer makedonisch geprägten „eigenständigen“ Kirche von Ochrid? Nicht wird dem heiligen Wirken des Ochrider Bischofs Clemens weniger gerecht. Denn er vermied es gerade beharrlich, sich in die beginnenden Auseinandersetzungen um die Autokephalie der bulgarischen Kirche mit dem ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel hineinziehen zu lassen, obwohl er gleichzeitig die sprachlich-geistigen Grundlagen der später eigenständigen, slawischsprachigen Kirchen des Balkans und Osteuropas mit erschuf. Der Heilige Clemens von Ochrid war einfach ein orthodoxer Heiliger, ein aus innigster Liebe für Christus brennender Christ, der den spirituellen Reichtum seiner rhomäisch-orthodoxen Kirche und seiner griechisch-byzantinischen Kultur zu den slawischsprachigen Menschen getragen hat, um sie damit für Christus gewinnen zu können. Wie der heilige Apostel Paulus, der als Jude aus Tarsus den Griechen ein Grieche und den Römern ein Römer geworden war, um „sie alle für Christus zu gewinnen“ (1. Kor 9, 19-23), so wurde der Heilige Clemens zu einem echten geistlichen Vater für seine slawischsprachigen, geistlichen Kinder. Wenn der Heilige überhaupt zu einer Einzelgruppe der Christenheit „gehören“ soll, so zu allen Orthodoxen, um uns ein leuchtendes Vorbild dafür zu sein, dass in der orthodoxen Kirche ein jeder Gläubige die Worte des Evangeliums und des Gebetes in jener Sprache hören sollte, die er wirklich verstehen kann und die seinem Herzen deshalb besonders nahe ist. Insofern ist dieser große orthodoxe Missionsheilige, der zunächst in Mähren und Pannonien und dann im heutigen Makedonien wirkte, auch ein wichtiges Vorbild für unser kirchliches Zusammenleben in der heutigen vielsprachigen orthodoxen Diaspora.

 

 

Das Leben des Heiligen Propheten Elias

 

20. Juli

 

Der Heilige Prophet Elias stammte der Überlieferung nach aus dem Stamme Levi. Sein Name bedeutet übersetzt: "Der Herr ist mein Gott." Er lebte zu einer Zeit, als das jüdische Volk sich zu einem großen Teil vom wahren Gott abgewandt hatte und sich dem Götzendienst zugewandt hatte. Er stammte aus dem Ort Thesbe in Galaad, deshalb wurde er auch Elias, der Thesbiter, genannt. 

 

Von Kindheit an war der heilige Prophet erfüllt mit feurigem Eifer für Gott: er hielt alle Bestimmungen des Gesetzes des Mose und stand unentwegt vor Gott in leidenschaftsloser Jungfräulichkeit, ständigem Fasten und glühendem Gebet. So wurde seine Seele, durch die Gnade Gottes, wie Feuer; er ist deshalb der Archetyp des wahren Mönches geworden. 

 

Als der König Ahab im Nordreich Israel an die Macht kam, trieb er die Sünden seiner Vorgänger mit seinen Taten auf die Spitze: Er heiratete die heidnische Königstochter Jesebel, was vom mosaischen Gesetz verboten war, welche ein Hexe war und sich prostituierte und die auch die Propheten und die wenigen Gläubigen des wahren Gottes verfolgen und töten ließ. Sie sorgte nach Kräften dafür, dass die dämonischen Gottheiten Baal und Astarte vom Volk angenommen und angebetet wurden. Der Heilige Prophet Elias ging zum König Ahab und sagte ihm: "Er lebt, der Herr, der Gott der Heerscharen, der Gott Israels, vor dem ich stehe! Es falle in diesen Jahren weder Tau noch Regen, es sei denn auf ein Wort meines Mundes!" (3 Könige 17: 1). Da kam eine schreckliche Dürre über das Land. Alles trocknete aus, verbrannte und verödete. Männer, Frauen, Kinder, Haustiere und wilde Tiere verdursteten und verhungerten, die Quellen hörten auf zu fließen, die Bäume verdorrten. Nichts entging der Plage die Gott zugelassen hatte, in der Hoffnung, sie werde das Volk Israel zur Reue und Umkehr leiten. Auf Gottes Befehl verließ der Prophet Elias das Nordreich Israel, welches seit den Zeiten des Königs Jerobeam vom Königreich Juda getrennt war, und begab sich jenseits des Jordan zum Bach Kerrith. Er war mit einem Schaffell bekleidet und verharrte dort, am Bach, im Gebet. Er trank das Wasser des Baches und Gott sandte ihm seine Speise - am morgen Brot und am abend Fleisch - durch einen Raben. Als der Bach austrocknete, sandte Gott den Propheten nach Sarepta bei Sidon. Dort traf Elias eine arme heidnische Witwe, die Holz sammelte, um Brot zu backen. Doch ihre Gastfreundschaft war groß: Als der Prophet sie darum bat, bereitete sie ihm eine Brotfladen mit dem letzten Mehl und Öl das sie hatte. Sie empfing sogleich Gottes Belohnung dafür: Auf das Wort des Propheten wurde ihr Mehlkrug und ihr Ölfass nicht leer, bis die Zeit des Regens kommen sollte. 

 

Elias wohnte kurze Zeit im Hause dieser Witwe, als ihr Sohn starb. In ihrem Schmerz warf die Frau dem Propheten vor, Böses über ihr Haus gebracht zu haben. Der heilige Prophet nahm den toten Jungen und trug ihn in das Obergemach, wo er wohnte. Er blies ihn dreimal an und flehte zu Gott, worauf die Seele des Knaben wieder in seinen Körper zurückkehrte. Er brachte das Kind lebendig zu seiner Mutter zurück. So kündete er die Auferstehung der Toten an. 

 

Nach drei Jahren war ein großer Teil der Bevölkerung an den Folgen der Dürre gestorben, doch Gott achtete auf das Gelöbnis seines Propheten und hielt sein Erbarmen zurück, bis auch der Prophet erkannte, "dass Gott nicht den Tod des Sünders will, sondern dass er umkehre und lebe" (Hesekiel 33: 11). Gott wollte diese Katastrophe nicht, aber die Sünden und die Unbußfertigkeit der Menschen verursachten sie. 

 

Gott sandte nun Elia zum König Ahab, um ihm anzukündigen, dass die Dürre bald aufhören sollte. Der heilige Prophet gebot dem sündigen König, das Volk Israel auf dem Berg Karmel zu versammeln, damit es Zeuge werde von seiner Konfrontation mit den 450 Propheten des Baal und den 400 Propheten der so genannten heiligen Wälder, die im Dienste der Hexe Jesebel standen. Als alles Volk versammelt war, sagte der Heilige Prophet Elias zum kleingläubigen Volk: "Wie lange hinkt ihr noch auf zwei Beinen? Wenn der Herr Gott ist, dann folgt ihm! Ist es aber Baal, so geht zu ihm!" (3 Könige 18: 21). Dann befahl er, zwei Stiere bereit zu machen zum Brandopfer und sie auf zwei Holzhaufen zu legen, die nicht brannten. Danach sollte jede Partei ihren Gott anrufen. Der wahre Gott solle sich erweisen, indem er Feuer vom Himmel fallen lasse. Elias ließ die Baalspropheten zuerst anfangen, denn sie waren in der Überzahl. Diese riefen den ganzen Tag über mit lauten Stimmen ihren Gott an, den Dämon Baal, bis sie in Raserei gerieten und sich selbst mit Klingen blutig schnitten, doch ihr Gott antwortete nicht. Elias verspottete sie deswegen; er spornte sie an noch lauter zu rufen, da Baal schlafe oder gerade anderweitig beschäftigt sei. 

 

Am Abend war die Reihe des Elia gekommen. Er errichtete im Namen des Herrn einen Altar aus zwölf Steinen, den zwölf Stämmen Israels` entsprechend, dann legte er das Holz und den ordnungsgemäß geschlachteten Stier darauf. Schließlich hob er einen breiten Graben aus rund um den Altar und liess drei mal reichlich Wasser über das Opfer laufen, so dass das Wasser in den Graben floss und den Graben bis zum Rand auffüllte. Hierauf rief er den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs an und sofort fiel Feuer vom Himmel und verzehrte den Opferstier, das Holz und das Wasser. Da warf sich das Volk hin auf sein Angesicht und rief laut: "Wahrlich der Herr ist Gott, er allein ist Gott!" (3 Könige 18: 39). Der Prophet Elias ließ daraufhin die falschen Propheten ergreifen und führte sie zum Bach Kisson, wo er sie eigenhändig tötete. Elias lebte noch nicht unter dem Gesetz der Gnade, denn der Messias, Jesus Christus, der Sohn Gottes, war noch nicht gekommen. Er lebte unter dem mosaischen Gesetz, welches befahl, dass Menschen, die den Götzendienst in Israel förderten, zu töten seien und welches auch befahl: "Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß" (2 Mose 21: 24). Jesebel und ihre ungläubigen Anhänger hatten Gottes Propheten getötet, nun wurden ihre eigenen falschen Propheten getötet. 

 

Nachdem der Prophet Elias dem König Ahab verkündet hatte, dass die Dürre bald enden werde, stieg er auf den Gipfel des Karmel, beugte sich zur Erde nieder, den Kopf zwischen den Knien, seinen Geist gesammelt im Herzen und begann zu beten. Sieben mal sandte er seinen Diener: er sollte nachsehen, ob über dem Meer eine Wolke am Horizont erscheinen würde. Beim siebenten mal erschien eine kleine Wolke, die wie der Fußabdruck eines Menschen aussah. Schnell verdunkelte sich der Himmel und Regen fiel in Fülle und tränkte die Erde mit dem Segen des Himmels. 

 

Die Königin Jesebel wurde rasend vor Zorn, als sie von diesen Ereignissen hörte, und schwor Rache. Elias bekam Angst und floh nach Berseba im Lande Juda. Erschöpft von der Wüstenwanderung, setzte er sich in den Schatten eines Baumes und bat Gott um seinen Tod. Er hatte resigniert. Doch Gott ließ seinen Diener nicht im Stich: Ein Engel des Herrn erschien ihm und brachte ihm einen Brotfladen und einen Krug Wasser und sprach ermunternd zu ihm. Elias hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen. Gestärkt durch diesen göttlichen Beistand wanderte der Prophet daraufhin vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb, wo Gott dem Propheten Mose erschienen war (vgl. Exodus 33). Er trat in die Felsnische, in der sich Moses damals verborgen hatte und in der Nacht sprach Gott zu ihm. Der heilige Prophet antwortete: "Voll Eifer erzürnte ich mich für den Herrn, den Allmächtigen, denn die Söhne Israels haben dich verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet; ich allein bin übrig geblieben und nun wollen sie auch mich ermorden." (3 Könige 19: 10) Da befahl ihm der allmächtige Gott, sich auf den Berg zu stellen, um ihn anzusehen; ein gewaltiger Sturm brach los, der die Berge spaltete und die Felsen zertrümmerte, doch Gott war nicht in dem Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben, doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer, doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer vernahm man das leise Wehen eines Lufthauches. Der allmächtige Gott, er, die Wahrheit und das Leben, er erschien in diesem sanften, leisen Windhauch. Elias verhüllte sein Antlitz mit einem Mantel, trat heraus und stellte sich unter die Felsnische, denn in dem leisen Wehen war Gott (vgl. 3 Könige 19: 11-12). Gott stärkte seinen Propheten, indem er ihm offenbarte, dass er nicht der einzige Gerechte war der noch lebte, sondern dass es in Israel noch 7000 Männer gab, die das Knie vor dem Baal nicht gebeugt hatten. Er befahl ihm den gleichen Weg zurück zu gehen, den er gekommen war und in Damaskus Hasael zum König von Syrien und Jehu zum König von Israel zu salben. Er sollte auch Elisäus zu seinem Nachfolger als Prophet bestimmen. Elias fand Elisäus, als dieser mit zwölf Ochsengespannen pflügte. Er warf seinen Mantel über ihn und machte ihn zu seinem Jünger. 

 

Noch viele andere Dinge hat der Heilige Prophet Elias getan, von denen einige in der Heiligen Schrift erwähnt werden. Wir wollen hier seine Hinaufnahme erwähnen: Elisäus und Elias waren am Ufer des Jordan und wollten den Fluß überqueren. Elias nahm seinen Schaffellmantel, rollte ihn zusammen und schlug damit auf die Wasser. Diese teilten sich, so dass die heiligen Propheten trockenen Fußes hinüber gehen konnten. Als Elisäus sich von Elias den doppelten Teil seines Prophetischen Geistes erbat, sagte dieser, so fern Elisäus seine Hinaufnahme sehe, werde er erlangen, was er für sich erbeten habe. Während sie noch redeten, erschien plötzlich ein Feuerwagen zwischen ihnen, gezogen von feurigen Pferden, und Elias wurde im Wirbelwind hinaufgenommen, wie in den Himmel, und Elisäus sah es und rief: "Vater, Vater, Wagen Israels und sein Lenker!" (4 Könige 2: 11-12). Dann hob Elisäus den Mantel des Propheten auf, der auf ihn gefallen war. Er kehrte zurück zum Jordan, rief den allmächtigen Gott des Elia an und schlug mit dem Mantel auf das Wasser. Die Wasser des Jordan teilten sich und er konnte den Fluß durchqueren. Die Prophetenjünger sahen ihn und riefen: "Der Geist des Elia ruht auf Elisäus!" (4 Könige 2: 15). 

 

Der Prophet Elias wurde nicht leibhaftig in den Himmel Gottes hinauf genommen, was vor der Auferstehung und Himmelfahrt Christi unmöglich war, sagen die Kirchenväter, sondern er wurde, wie der Prophet Henoch, dem Tode entrückt und von Gott an einem unbekannten Ort bewahrt, bis zum letzten Tag. Es sah aus wie eine Aufnahme in den Himmel, steht in der Septuaginta geschrieben, der griech. Übersetzung des Alten Testamentes. 

 

Die Propheten Elias und Henoch leben noch. Sie sind noch nicht gestorben; sie schulden den Tod und müssen noch körperlich sterben. Sie werden von Gott am Leben erhalten, um zur bestimmten Zeit gegen den Antichristen (dessen Namenszahl 666 ergibt) Zeugnis zu geben und dann werden sie von ihm in Jerusalem umgebracht werden, schreiben die Kirchenväter. 

 

So wie Johannes, der Täufer, der im Geist und in der Kraft des Elia erschienen war und das erste Kommen des Herrn im Fleische vorbereitete, so wird der Heilige Prophet Elias der Vorläufer der zweiten Wiederkunft Christi sein, am Ende der Zeiten. 

 

Auf die Gebete Deines heiligen Propheten,

Herr Jesus Christus, unser Gott,

erbarme dich unser.

Amen.

 

 

 

Der heilige Prophet Elias

nach dem Zeugnis der heiligen Väter

 

Die Verehrung des alttestamentlichen Propheten ist nicht allein auf volksreligiöse Überlieferung beschränkt, sondern korrespondiert mit der Aufmerksamkeit, die seiner Gestalt schon die meisten der altkirchlichen Theologen widmeten, und zwar sowohl die griechischen wie die orientalischen wie auch die lateinischen Kirchenväter. 

 

So lassen sich in der gesamten patristischen Literatur ungefähr 3000 auf den Heiligen Elias hinweisende Stellen nachweisen. Einige zählen ihn einfach in einer langen Reihe anderer biblischer Personen - besonders Propheten - auf, etliche aber beschäftigen sich ausführlich mit seinem Leben und Wirken und vor allem mit dessen christlicher Deutung. Allein beim heiligen Gregor dem Theologen (330-390) finden wir 40 solcher Erwähnungen. Die wohl früheste christliche Würdigung des Propheten finden sich im 1. Klemensbrief (17:1):

 

" Wir wollen Nachahmer sein auch derjenigen, die in Ziegen- und Schaffellen einherzogen und die Ankunft Christi verkündeten: Wir meinen die Propheten Elija, Elischa und dazu noch Ezechiel, die von Gott ein gutes Zeugnis erhalten haben. "

 

Der heilige Johannes von Damaskus schreibt über die Geburt des Propheten:

 

" Dieser aber, der heilige Mann Gottes, gehörte zum Stamme Aarons und war in Arabien geboren. Im Augenblick seiner Geburt, da er begann hervorzukommen in das Licht, schaute sein Vater weissgekleidete Männer, die ihn in feurige Windeln wickelten und ihm eine Feuerflamme zu essen gaben. Als er dieses den Priestern erzählte, antworteten sie ihm: ´ Das Kind wird gross werden für Gott, wird immer von Licht erfüllt sein, und er wird Israel richten mit dem Schwert und dem Feuer. ´ Und sie nannten ihn den Tischbiter, da Tischbe die Stadt war, die bei der Teilung den Priestern zugefallen war. Dort also lebte er und übte die Tugend von Kindheit an und liess seine Seele durch die brennende Gnade des Geistes einer Flamme ähnlich werden. Niemand konnte bestreiten, dass dieser Mann so machtvoll wurde wie eine Flamme, ein Schwert, das Feuer und das Wasser und all die anderen Wundertaten; für sich konnte er sie erlangen, und anderen konnte er sie senden nach seinem Wohlgefallen. "

 

Verschiedenen Ereignisse aus dem Leben des Propheten werden von den heiligen Vätern allegorisch beziehungsweise typologisch gedeutet: 

 

- im vertrockneten Bach Kerit einen Hinweis auf das seiner Lebenskraft beraubte Gesetz Israels 

 

- im Gang nach Sarepta den Weg des Evangeliums zu den Heiden 

 

- Elia´s Fortgehen aus Israel als Zeichen der Abkehr Gottes vom jüdischen Volk 

 

- Die Übergabe des Mantels an Elischa wird als Vorabbbildung der Gabe der Gnade Christi an Seine Jünger interpretiert

 

- die Teilung des Jordanwassers als ein Hinweis auf die christliche Taufe. 

 

Besonders reiche symbolische Deutung erfahren das Opfer auf dem Berg Karmel, der Aufenthalt auf dem Berg Horeb und die Auffahrt in die Himmel. 

 

Das Opfer auf dem Berg Karmel wird vom heiligen Gregor von Nyssa in seiner Predigt über die heilige Taufe - als ein Hinweis auf die Taufe der Christgläubigen verstanden. Der Heilige Gregor sagt hier, dass das Feuer der "lebendigmachende Geist ist, der die Gottlosen verbrennt und die Gläubigen erleuchtet". 

 

Über die Auffahrt in ihrer prophetischen Funktion sagt uns der heilige Irenäus von Lyon:

 

"Auch Elias wurde in seiner leiblichen Wesenheit hinweg genommen, prophetisch hinzeigend auf die Himmelfahrt der Geistigen."

 

Der heilige Gregor Dialogos vergleicht die Auffahrt des Propheten mit derjenigen Christi.  Allerdings verweisen die heiligen Väter eindeutig auf die wesensmässigen Unterschiede beider Auffahrten. So betonen sowohl der heilige Johannes Chrysostomos wie auch Gregor Dialogos die grundlegende Differenz: Während der Prophet Elias nur mit göttlicher Hilfe emporgeführt wurde, nämlich als "Knecht" mit Hilfe des Wagens, fuhr CHRISTUS aus eigener Kraft und ohne ein entsprechendes Gefährt zum Vater empor. 

 

Auch der am Ende der Zeiten wiederkehrende Prophet Elias findet an einigen Stellen in den Schriften der heiligen Vätern Erwähnung. So bemerkt der heilige Johannes Chrysostomos in seiner 57. Homilie zum Matthäus-Evangelium unter Bezugnahme auf eine Stelle beim Propheten Malachias, dies sei gesagt, "um anzudeuten, dass der Thesbiter vor jener Ankunft, auf welche das Gericht folgt, kommen werde; belehrt uns aber auch zugleich über die Ursache seiner Ankunft. Welches ist diese Ursache ? Er wird kommen, um die Juden zum Glauben an Christus zu bewegen, damit sie nicht bei Seiner Ankunft samt und sonders zugrunde gehen. ... Eben deshalb spricht auch Malachias auf das Allerbestimmteste, denn er sagt nicht "er wird das Herz des Sohnes zum Vater wenden", sondern "des Vaters zum Sohne". Weil die Juden die Väter der Apostel waren, so sagt Christus, Elias werde zu den Lehrern ihrer Söhne, das heißt der Apostel, die Herzen der Väter, das heißt des jüdischen Volkes, wenden. ... Wenn Er (= CHRISTUS) sagt, Elias werde kommen und alles wiederherstellen, dann meint Er den Elias selbst und die durch ihn zu bewirkende Bekehrung der Juden."

 

 

Die heilige und apostelgleiche Myronträgerin Maria Magdalena

 

(Святая равноапостольная мироносица Мария Магдалина)

 

Gedächtnis am 22. Juli

 

Thomas Zmija

 

Die heilige und apostelgleiche Myronträgerin Maria Magdalena wird im Neuen Testament von allen vier Evangelisten ausdrücklich als Zeugin der Auferstehung Christi erwähnt. Ihr Beiname Maria „von“, das heißt: „aus Magdala“ verrät uns, dass sie aus dem Ort Magdala, dem heutigen arabisch-palästinensischen Dorf Qarijat al-Madschdal in Galiläa stammt, das etwa 6 km nördlich von Tiberias am Ufer des Sees Genezareth liegt. Bis heute leben in dem Ort neben Muslimen auch arabische Christen, die der orthodoxen und der griechisch-katholischen (melkitischen) Kirche im Heiligen Land angehören.

 

Nach den Evangelien trieb Christus aus dieser Maria sieben Dämonen aus (Lukas 8: 2; Markus 16: 9). Die Heilige Maria Magdalena gehörte danach zu den Frauen, die Christus nachfolgten. Offensichtlich war sie eine selbstständige, vermögende Frau, die es sich leisten konnte, für den Unterhalt der Gruppe um Christus zu sorgen (Lukas 8: 3). Diese Frauen (Lukas 8, 2-3) begleiteten ihren Herrn auch nach Jerusalem, sie standen noch immer bei Ihm unter dem Kreuz, als die meisten Seiner männlichen Anhänger bereits - von Furcht um das eigene Leben erfüllt - geflohen waren (Matthäus 27: 55 f.); sie halfen bei Seiner Grablegung (Matthäus 27: 61; Markus 15: 47); sie standen der allheiligen Gottesgebärerin in ihrer Trauer, ihrem Schmerz und ihrem Leid um den Tod Ihres Sohnes zur Seite und sie kamen am Ostermorgen als Erste zum leeren Grab, fanden dort den Engel auf dem Verschlußstein sitzen, der ihnen die Auferstehung des Herrn verkündete und sie beauftragte, diese frohe Kunde zu den im Verborgenen versammelten Aposteln zu bringen. (Markus 16: 1-5, Johannes 20: 1). So waren es nicht die Heiligen Apostel, sondern diese heiligen Frauen, die zu den ersten Zeugen der Auferstehung Christi wurden. Natürlich glaubten die Apostel als echte Orientalen, die sie nun einmal waren, dem Bericht der heiligen, myrontragenden Frauen zuerst nicht, sondern liefen selber zum Grab, um sich davon zu überzeugen, dass es wirklich leer war  (Johannes 20: 3-10).

 

 

Nachdem die heilige Maria Magdalena und die übrigen heiligen Myronträgerinnen (Maria, die Frau des Kleopas, Salome, Johanna, Marta und Maria sowie Susanna) den Auftrag des Engels erfüllt hatten, begegnete der Auferstandene Christus ihr als Erster und gab ihr dabei erneut den Auftrag, die frohe Kunde der Auferstehung Seinen Jüngern und Aposteln zu bringen (Johannes 20: 11-18).

 

 

Was dann nach der Himmelfahrt des Herrn und dem Pfingstfest im Leben der heiligen, apostelgleichen Maria Magdalena geschah, darüber gehen die Traditionen im östlichen und westlichen Teil der Christenheit deutlich auseinander. Nach ostkirchlich-orthodoxer Überlieferung verließ die Heilige Maria Magdalena mit den anderen heiligen Aposteln Jerusalem, um das Evangelium Christi in der ganzen Welt zu verkünden. Dabei ging die Heilige Maria Magdalena zunächst nach Italien. Dort predigte sie die Frohe Botschaft von der Auferstehung des Herrn, den sie als Auferstandenen ja selbst gesehen hatte, zuerst in Rom und dann in ganz Italien.

 

In dieser Zeit wurde sie auch einmal vor den Kaiser Tiberius geführt. Aus diesem Anlass überreichte die Heilige Maria Magdalena dem römischen Kaiser ein Ei als Zeichen der Auferstehung und des ewigen Lebens und sagte zu ihm: „Christus ist auferstanden!“ Der heidnische Kaiser zweifelte jedoch daran, dass ein Sterblicher von den Toten auferstehen könne. So sagte er zu Maria Magdalena Es ist genau so unmöglich, dass Dein Christus von den Toten auferstanden ist, wie wenn dieses weiße Ei jetzt rot würde!“ Im nächsten Augenblick jedoch war das Ei rot. Vom Erstaunen über dieses Wunder erfüllt, ließ der verblüffte Kaiser Tiberius die Heilige Maria Magdalena unbehelligt gehen. So predigte sie danach das Heilige Evangelium in vielen Städten und Dörfern in ganz Italien. Die Christen verstehen bis heute das leuchtende Rot als Farbe der Freude und als ein Symbol der Auferstehung des Herrn. Deshalb färben wir Orthodoxen die Eier auch in dieser hellrot leuchtenden Farbe und beschriften sie in der russischen Tradition auch mit den slawischen Buchstaben XB (XB = Христос воскресе = Christos Boskresse = Christus ist auferstanden).

 

Als dann der Heilige Apostel Paulus nach Rom gekommen war, unterstützte ihn die Heilige Maria Magdalena noch zwei Jahre in seiner apostolischen Tätigkeit (Römer 16: 6) Danach ging sie nach Ephesus, um dort bei der allheiligen Gottesgebärerin zu sein und dem Heiligen Apostel und Evangelisten Johannes, bei dem sie schon in Jerusalem gewohnt hatte, bei der Abfassung seines Evangeliums zu helfen. In Ephesus verstarb sie dann und dort wurde sie auch begraben.

 

Im 9. Jahrhundert wurden ihre Reliquien dann erhoben und nach Konstantinopel übertragen. Von hier wurden sie von franko-lateinischen Kreuzfahrern nach Rom gebracht, von wo aus dann wiederum ein Teil später nach Vézelay, ein weiterer Teil jedoch nach Saint-Maximin-la-Sainte-Baume gelangte. Beide Orte liegen in Frankreich. Dort können Teile der Reliquien der heiligen Maria Magdalena bis heute ebenso verehrt werden, wie ihre Hand-Reliquie auf dem Heiligen Berg Athos.

 

 

 

Eine ganz eigene Überlieferung über das Leben der heiligen Maria Magdalena bietet ind die Überlieferung der lateinisch- westlichen Christenheit. Weil Maria Magdalena die Erste war, die dem Auferstandenen HERRN begegnete, wurde sie bereits in der Alten Kirche in Ost und Wesz als Apostelgleiche verehrt. Im 3. Jahrhundert sprach der heilige Bischof Hippolyt von Rom von ihr als der "Apostola apostolorum" ( = „ der Apostelin der Apostel“). Jedoch bereits mit dem lateinischen Kirchenschriftsteller Hieronymus, der die "Vulgata", die nach der "Italia" dann maßgeblich gewordene Übersetzung der Heiligen Schrift in die lateinische Sprache vornahm, begann im Westen der Christenheit eine Tendenz, die Heilige Maria Magdalena mit der Sünderin gleich, die Jesus die Füße salbte und deren Name nicht überliefert ist (Lukas 7: 36-50) gleichzusetzen. Diese Identifikation wurde im Mittelalter dann Teil der lateinischen Überlieferung um Maria Magdalena. Durch die Legenda Aurea, eine mittelalterliche Sammlung von Heiligenviten wurde die Person der Maria Magdalena auch noch mit Maria von Bethanien, der Schwester von Martha und Lazarus gleichgesetzt wird. Vor allem in der Legenda Aurea wurden außerdem noch Motive aus der Vita der Heiligen Büßerin Maria von Ägypten der Vita der heiligen Maria Magdalena hinzugefügt.

 

Die Zusammenfügung dreier biblischer Personen zu eine Heiligenlegende liegt im Wunsch der mittelalterlichen lateinischen Hagiographen begründet, die Berichte der vier Evangelien harmonisieren zu können. In den Evangelien gibt es Es gibt drei Salbungsgeschichten: Die Evangelisten Matthäus (26: 6 ff.) und Markus (14: 3 ff.) berichten uns von einer unbekannten Frau, die in Bethanien im Hause Simons des Aussätzigen Christus das Haupthaar mit kostbarem Duftöl (Nardenöl) salbte. Der Evangelist Lukas berichtet uns in 7: 36 ff. von einer großen Sünderin, die im Hause des Pharisäers Simon Jesu Füße mit ihren Tränen wusch und danach mit Salböl salbte. Der Evangelist Lukas schreibt gleich im Anschluß über die Frauen, die mit der Gruppe der Apostel Christus während  der Zeit Seines öffentlichen Wirkens. Unter diesen war auch die Heilige Maria Magdalena, aus der Christus  sieben Geister ausgetrieben hat (8: 1 ff.). Schließlich berichtet uns der Evangelist Johannes  (12:  1 ff.) daß Maria von Bethanien im Hause von Lazarus Jesu Füße salbte.
In diesen drei Evangeliumsperikopen
 gibt es jeweils Übereinstimmungen und Abweichungen, die offensichtlich zur Harmonisierung und Gleichsetzung der geschilderten Ereignisse einluden. Der heilige Hippolyt legte die sieben Geister, die Christus aus Maria Magdalena ausgetrieben hatte, als die sieben Todsünden aus. So wurde in der westlichen Tradition aus der Apostelgleichen die bekehrte, große Sünderin und Büßerin im Kreis der Jünger Christi.

 

So ergibt sich für die Vita der Heiligen Maria Magdalena nach der Legenda Aurea folgende Lebensbeschreibung, bei der es sich aber mehr um eine fromme Legende, als um eine Heiligenvita handelt:

 

Als nach Pfingsten eine erste, große Verfolgung über die Kirche in Jerusalem hereinbrach, in der auch der Heilige Jakobus, der Herrenbruder, das Martyrium erlitt, soll der Heilige Josef von Arimathäa, die Flucht einer kleinen Gruppe in einem Boot über das Mittelmeer organisiert haben. Nach einer langen und beschwerlichen Reise landete die Gruppe nach der Legende in einem ‚Boot ohne Ruder’ im Süden Frankreichs in der heutigen  Provence, wo sie in der Nähe von Saint Marie de la Mer an Land gegangen ist. Deshalb sind der Heiligen Maria Magalena noch heute in der Provence viele Kirchen geweiht. Von dort ging die Heilige Maria Magdalena in die Gegend des kleinen Landstädtchen Saint-Maximin-la-Sainte-Baume um dort 30 Jahre unerkannt als Einsiedlerin in der Wildnis zu lebt. Kamen die Menschen dorthin zu ihr verkündete sie ihnen die Frohe Botschaft des Heils, das Evangelium und taufte sie, nachdem sie gläubig geworden waren. In manchen Bildern französischer Kirchen wird die Heilige Maria Magdalena deshalb als predigende und taufende Frau dargestellt.

 

Das Städtchen Saint-Maximin-la-Sainte-Baume liegt nordwestlich von Marseille am Rande des ‚Massif de la Sainte Baume.’ Das französische Wort "Saint" bedeutet "heilig" und "Baume" bedeutet "Balsam". So ist der Name des Ortes ein beredter Hinweis auf die "Heilige Myrontragende" Von Saint-Marie-de- la-Mer, wo die Gruppe landete, bis nach Saint-Maximin-la-Saint-Baume ist es nicht allzu weit. Von dort ging der Heilige Joseph von Arimathäa dann nach Norden. Bei ihrer Flucht aus Jerusalem trug er den Kelch bei sich, mit dem der Herr mit den Aposteln das Letzte Abendmahl, die erste Göttliche Liturgie, gefeiert hat. Heute wird dieser heilige Kelch (spanisch: Santo Cáliz) in der römisch-katholischen Kathedrale von Valencia verehrt. Auch soll die Heilige Maria Magdalena auf ihrer Flucht von einer dunkelhäutigen Dienerin namens „Sarah“ begleitet worden sein.  Diese Dienerin der Heiligen wird  bis heute von den Sinti und Roma als ihre "Nationalheilige" verehrt, erblicken sie doch in dieser dunkelhäutigen "Sarah" eine der ihren. Alljährlich kommen sie deshalb nach Saint-Marie-de-la-Mer zu einer großen Wallfahrt.

 

 

Was stimmt, was ist echte kirchliche Tradition und was nur fromme Legende? Wer hat "historisch" recht? Wir Orthodoxen oder die römischen Katholiken? Schnell kommt es bei solch einer Fragestellung zu hitzigen Debatten, ja sogar zu konfessionell motiviertem Streit, geht es doch für den Einzelnen um nichts weniger als um die Begegnung mit Gottes Wirken in Seinen Heiligen. "Richtig" oder "Falsch"  - das ist offensichtlich aber auch die falsche, nicht aus der geistlichen Wahrheitssuche, sondern aus unserer heutigen, materiellen Wissenschaftsgläubigkeit geborenen Frage. In Nazareth - in der griechischen orthodoxen Kirche am Brunnen der Verkündigung des Erzengels Gabriel an die Allheilige Gottesgebärerin - sagte mir einmal ein älterer, griechischer Mönch etwas sehr gut hierzu Passendes:  Der Mönch führte unsere orthodoxe Pilgergruppe zu den verschiedenen heiligen Orten in der Stadt. Auf meine, mit jugendlicher Bestimmtheit vorgetragenen, Frage, wo denn der "richtige Ort" der Verkündigung sei - hier oder in der Verkündigungskirche der Katholiken, sagte er nachdenklich: "Vielleicht ist dies hier oder dort drüben nicht der historisch korrekte Ort. Jedoch ist dies der Ort, an dem wir beten und an das gedenken, was der Herr zu unserem Heil getan hat."

 

 

Die Potschchajewer Ikone der Muttergottes gehört zu den verehrtesten Marienikonen in der orthodoxen Kirche. Diese Ikone ist in der ganzen slawischen Welt bekannt: Sie wird in der Ukraine, in Russland, in Bosnien, Serbien, Bulgarien und an anderen Orten verehrt. Neben den Orthodoxen verehren auch Christen anderer Konfessionen das wundertätige Bild der Allerheiligsten Gottesmutter. In der Potschajewer Lavra befindet sich die wundertätige Ikone seit rund 400 Jahren. Die Wunder, von dieser heiligen Ikone ausgegangen sind, sind zahlreich und werden in den Klosterchroniken bezeugt. Das Fest zu Ehren der Potschajewer Mutergottes-Ikone wurde auf den  23. Juli zur Erinnerung an die Befreiung der Mariae- Entschlafen- Lavra von einer tartarischen Belagerung in der Zeit vom 20. bis 23. Juli 1675 festgesetzt.

Ikone der allheiligen Gottesmutter und Immerjungfrau Maria "von Potschajew"

 

 

Am 5. August verehrt die orthodoxe Kirche die wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Potschajew. Im Jahre 1559 kam der Metropolit Neofit, der in kirchlichen Anlegenheiten die Länder der Rus bereiste auch nach Wolhynien. Als Dank für die Gastfreundschaft, die ihm die fromme Adlige Anna Goyska, zu deren Besitzungen auch Potschajew gehörte, einer Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin.

 

Höchstwahrscheinlich war Metropolit Neofit ein Bulgare, da die Inschriften auf der Ikone in slawischer Sprache abgefasst sind.

 

Anna Goyska ließ daraufhin die Ikone in der Kapelle des Gutshofes aufstellen. Bald darauf sahen die Dienstmägde die heilige Ikone viele Male von innerem Licht erstrahlen und erzählten auch ihrer Herrin davon. Die Muttergottes erschien daraufhin Anna Goyska selbst in einem Traum. Die fromme Frau, die danach ebenfalls das seltsame Leuchten sehen durfte, das von der heiligen Ikone ausging, ließ eine silberne Lampada anfertigen, die nun Tag und Nacht vor der heiligen Ikone brannte.

 

Viele Menschen kamen nun im Gebet zur Muttergottes, um dort in der kleinen Holzkapelle Hilfe und Beistand zu erflehen. Als auch der Bruder Anna´s Philipp, der von Geburt an blind gewesen war, aufgrund seines Gebetes vor der hl. Ikone geheilt wurde, rief die Adelige hocherfreut die Mönche aus dem Kloster Potschajew.

 

Auf dem Berg, wo sich jetzt die Potschajewer Lawra erhebt, siedelten sich in der Mitte des XIV. Jahrhunderts zwei Mönche an. Eines Tages stieg einer von ihnen nach dem Gebet auf den Gipfel des Berges. Plötzlich erblickte er die allheilige Gottesgebärerin, die auf einem Stein stand und von Flammen umgeben war. Er rief den anderen Bruder herbei und dieser wurde ebenfalls der wunderbaren Erscheinung gewürdigt. Der dritte Zeuge des Wunders war der Hirte Ioann Bosoj (der Barfüßige). Auf dem Stein, wo die Gottesmutter stand, blieb ein Abdruck ihres rechten Fußes zurück. Dies war das erste Wunder, das die allheilige Gottesmutter in Potschajew gewirkt hat.

 

 

Die Mönche aus Potschajew feierten ein Moleben vor der hl. Ikone und übertrugen sie in einer feierlichen Prozession auf den Klosterberg von Potschajew. Dort wurde sie von den Mönchen, die in einem Höhlenkloster auf dem Berg lebten, zur ewigen Aufbewahrung aufgestellt. Dieses Ereignis fand im Jahre 1597 statt. Auf dem Berg wurde daraufhin eine Kirche zu Ehren der Muttergottes (dem Fest Entschlafen der Gottesmutter geweiht) errichtet. Daneben wurden dann ein Kloster errichtet, für dessen Unterhalt die adelige Familie Goyskyj dann viel Geld spendete.

 

 

 

In den kommenden Jahrzehnten ereigneten sich viele weitere Wunder, so dass sich die Kunde von der wunderwirkenden Gottesmutterikone im Kloster von Potschajew sich schnell im gesamten Südwesten der Rus verbreitete. Daraufhin strömten viele Pilger strömten aus allen Richtungen zu dieser Ikone der Muttergottes, um dort zu beten.

 

 

 

 

 

Im Sommer des Jahres 1675, während der Regierungszeit des polnischen Königs Jan Sobieski (1674-1696), näherten sich die Krimtataren, angeführt von Khan Nurredin, dem Pochajewer Kloster und belagerten es von drei Seiten. Die schwache Holzumfriedung, sowie mehrere Steingebäude des Klosters, stellten gegen die muslimischen Belagerer keinen wirklichen Schutz dar.

 

Der Abt des Klosters, Josif Dobromyrskyj, beschwor die Bruderschaft sowie die schutzsuchende Bevölkerung der Umgebung, sich voll Vertrauen im Gebet an ihre himmlische Beschützerin, die allheilige Gottesbärerin, aber auch an den heiligen Hiob, der sein Leben in Potschajew verbracht und dort den Weg zur Heiligkeit gegangen war, zu wenden.

 

Die Mönche und Laien beteten eifrig und verneigten sich vor dem Gnadenbild der Gottesmutter und vor dem Reliquienschrein mit den Reliquien des heiligen Hiob.

 

Am Morgen des 23. Juli hielten die Tataren den Kriegsrat ab, bei dem sie beratschlagten, auf welche Weise die Erstürmung des Klosters am Besten zu bewerkstelligen sei. Der Igumen ordnete unterdessen an, den Akathist zur allheiligen Gottesmutter zu singen. Dieser Lobpreis auf die allheilige Gottesgebärerin wurde erstmals im Jahr 626 in Konstantinopel gesungen. Daraufhin hatte sie die Stadt durch ein Wunder vor den angreifenden Avaren bewahrt.

 

Die den ersten Worten des Hymnus „Himmlische Heerführerin“ (Взбра́нной воево́де) erschien plötzlich die allreine Gottesgebärerin auf wunderbarer Weise auf den Wolken über dem Kloster. Sie hielt ihr Omophorion schützend ausgebreitet über dem Kloster. Begleitet wurde die Allheilige von den himmlischen Heerscharen der Heiligen Erzengel und Engel. Auch der hl. Hiob befand sich neben der Gottesmutter. Er verneigte sich vor ihr und betete für den Schutz des Klosters.

 

Die muslimischen Angreifer begannen in der Verwirrung auf die allheilige Muttergottes und den Heiligen Hiob zu schießen. Aber ihre Pfeile fielen auf die Angreifer zurück und verwundeten einige derjenigen, die sie abgefeuert hatten. Panischer Schrecken ergriff bald die Angreifer vor den himmlischen Heerscharen. Bei ihrer panischen Flucht trampelten sich viele gegenseitig zu Tode. Die Verteidiger des Klosters jagten ihnen nach und nahmen viele Muslime gefangen. Einige Gefangene nahmen später den orthodoxen Glauben an und blieben dann für immer im Kloster.

 

 

 

Seit der Zeit der wunderbaren Errettung des Klosters vor den Tataren befindet sich die wundertätige Ikone in der Mariae- Entschlafen-Kathedrale der Portschajewer Lawra in einem sternförmigen Rahmen (Kiot) auf der dritten Ebene der Ikonostase.

 

Jeden Morgen Tag halten die Mönch in der Mariäe- Entschlafens- Kathedrale, die in der Morgendämmerung nur von einer Lampe erleuchtet wird, den Mitternachtsgottesdienst ab. Danach wird während des Singens des Tropars „Unpassierbares Tor“ (Непроходимая Врата) die wundertätige Potschajewer Ikone der Muttergottes langsam herab gelassen. Die Ikone wird dabei von zwei Seidenbändern gehalten.

 

Die Mönche, gefolgt von allen, die in der Kathedrale beten, nähern sich dann schweigend und ohne Eile und verehren die heilige Ikone. Die Heilungswunder durch das Gebet vor dieser heiligen Ikone sind bis heute genauso zahllos geblieben wie auch der Zustrom von Pilgern aus der gesamten Ukraine und anderen orthodoxen Ländern.

 

Auf den ersten, oberflächlichen  Blick erhält nicht jeder Beter „sein Wunder“ von der Mutter Gottes, aber jeder, der sich mit innigem Gebet an die Muttergottes vor diesem heiligen Bild im Glauben und Vertrauen zuwendet, erhält immer eine geistliche und geistige Hilfe. Denn ein jeder, der mit gläubigem Herzen und Vertrauen zu diesem Heiligtum der Mutter Gottes kommt, erhält von der Mutter Gottes wiederum eine geistliches Geschenk zurück.

 

Aber diese geistliche Gabe der Mutter Gottes ist und bleibt im Letzten ein Geheimnis im Herzen des einzelnen Gläubigen, das des Schweigens und der betenden Verehrung bedarf.

 

Diakon Thomas Zmija

 

 

 

 

 

 

Seit dem Jahr 1721 war es den Unierten in Polen-Litauen gelungen, die Potschajewer Lawra an sich zu bringen. Aber selbst in diesen, für die Lavra schwierigen, Zeiten verzeichnet die Klosterchronik 539 Wunder, die aufgrund der Hilfe und des Beistandes der allheiligen Gottesgebärerin und ihres orthodoxen Gnadenbildes geschahen.

 

Während der unierten Herrschaft über das Kloster in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde beispielsweise der römisch- katholische polnische Adlige Graf Nicholas Pototski durch den folgenden wundersamen Umstand zum Wohltäter der Potschajewer Lavra: Nachdem der jährzornige Graf seinen Kutscher beschuldigt hatte, die Kutsche mit den rasenden Pferden umgeworfen zu haben, zog der Graf seine Pistole, um ihn zu erschießen. Der Kutscher wandte sich in seiner Not dem Potschajewer Klosterhügel zu, streckte seine Hände aus und rief flehendlich: „Allheilige Muttergottes, durch deine Ikone in Potschajew, rette mich!“ Graf Pototski versuchte mehrmals, die Pistole abzuschießen, die ihn nie im Stich gelassen hatte, aber die Waffe zündete nicht. Der Kutscher blieb am Leben. Der Graf machte sich daraufhin sofort auf den Weg zur wundertätigen Ikone und beschloss  in Reue, sich und sein gesamtes Vermögen dem Aufbau des Klosters zu widmen. Aus seinem Reichtum wurden die heutige Mariäe-Entschlafen- Kathedrale und Klostergebäude in Stil des polnisch-ukrainischen Barock gebaut.

 

Erst im Jahre 1832 kehrte mit den Gläubigen in Wolhynien auch die Lawra von Potschajew vom uniatischen Schisma in den Schoß der Heiligen Orthodoxen Kirche zurück. Schnell wurde sie zu einer Grundfeste des orthodoxen Glaubens an der Westgrenze der alten Rus, wo sich römischer Katholizismus und die orthodoxe Kirche begegnen. Im Zarenreich und in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, aber auch während der gottlosen Sowjetherrschaft mit ihren Kirchenverfolgungen, waren die Heilgtümer des Klosters und seine Bruderschaft Bollwerk und Stütze der bedrängten orthodoxen Gläubigen.

 

 

 

Tropar der Potschajewer Muttergottes Ikone im 5. Ton:

 

Vor Deiner heiligen Ikone, o Gebieterin, / werden die Betenden geheilt, / wird die wahre Erkenntnis des Glaubens gewährt, / und der Einfall der Hagarener abgewehrt. / So lass auch an uns geschehen, die wir uns Dir ganz anvertrauen, / und um Vergebung der Sünden bitten:/ Erleuchte unsere Herzen mit der Frömmigkeit / und bete für uns zu Deinem Sohn // uns zu schenken das Heil unserer Seelen!

 

 

 

Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin von Počaev

 

23. Juli und am 08. September

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die Mutter-Gottes-Ikone von Počaev gehört zu den meistverehrten russischen Ikonen. Der Grund dieser tiefen Verehrung  sind unzählige Wunder, die durch die allheilige Gottesgebärerin auf das Gebet vor dieser heiligen Ikone hingewirkt wurden. Die wundertätige Ikone befindet sich im Mariä-Entschlafungs-Kloster in Počaev im Westen der Ukraine.

 

Auf dem Berg, auf dem sich heute die weithin sichtbare Klosteranlage aus der Barockzeit erhebt, siedelten sich in der Mitte des 14. Jahrhunderts zwei Mönche an. Eines Tages stieg einer von ihnen nach dem Gebet auf den Gipfel des Berges hinauf. Plötzlich erblickte er dort die allheilige Gottesgebärerin, die auf einem Stein stand und deren Körper von einem flammenden Heiligenschein umgeben war. Sofort rief er den anderen Bruder herbei und auch dieser wurde der wunderbaren Erscheinung gewürdigt. Zum dritten Zeugen des Wunders wurde der Hirte Ioann Bosoj (der Barfüßige). Auf dem Stein, auf dem die allheilige Gottesgebärerin während ihrer Erscheinung gestanden hatte, blieb der Abdruck ihres rechten Fußes zurück.

 

Zwei Jahrhunderte später, im Jahre 1559, war der griechische Metropolit Neofit, der aus Konstantinopel in die Ukraine gekommen war, auf seiner Reise durch Volhynien bei der adeligen Dame Anna Gojskaja zu Gast. Sie wohnte damals auf dem Gut Orlja, zu dessen Ländereien auch der Berg von Počaev gehörte. Bei seiner Abreise überließ er ihr als Geschenk und Segen eine Ikone der allheiligen Gottesgebärerin, die er aus Konstantinopel mitgebracht hatte. Vor dieser heiligen Ikone ereigneten sich schon bald Zeichen und Wunder. Die orthodoxen Gläubigen in Wolhynien sahen sie von einem leutenden Schein umgeben und durch das Gebet vor Ihr wurde der Bruder Anna Gojskajas geheilt. Als die fromme Dame die großen Gnadenerweise der allheiligen Gottesgebärerin erkannte, die von ihrem wundertätigen Bilde ausgingen, stiftete sie die Ikone im Jahre 1597 dem Kloster auf dem Berg von Počaev, das sich unweit ihres Landgutes befand. Seit dieser Zeit wird dieses Bild der allheiligenGottesgebärerin die heilige Ikone von  Počaev genannt. Die zahlreiche Wundertaten und Heilungen, die sich in der folgenden Zeit ereigneten,  ließen die Scharen der orthodoxen Pilger, die mit ihren Gebeten und Bitten zur allheiligen Gottesgebärerin ins Kloster von Počaev kammen, mehr und mehr anschwellen.

 

 

Die heilige Großmärtyrerin Christina von Tyrus in Phönizien

 

24. Juli 

 

Die heilige Christina lebte in Tyrus in Phönizien, zur Zeit des römischen Kaisers Septimus Severus (194 - 211). Sie war die Tochter eines mächtigen heidnischen Generals namens Urbanus, der ihre strahlende Schönheit eifersüchtig verbarg vor den Blicken der Welt und sie in einen hohen Turm einschloss, wo sie von vielen Dienerinnen umhegt wurde und alle Annehmlichkeiten und jeden Luxus genoss. Ihr Vater hatte den Turm mit kostbar geschmückten Götzenbildern versehen, damit seine Tochter dieselben anbete. Doch obwohl das junge Mädchen eingeschlossen lebte, ohne Kontakt zur Au- ßenwelt, besuchte sie die Gnade Gottes und erleuchtete ihren Geist, sodass sie zur Erkenntnis der Wahrheit geführt wurde. Indem sie rechten Gebrauch machte von ihrer Vernunft, begriff sie, dass diese leblosen Statuen, Erzeugnisse menschlicher Hände, keinesfalls Götter sein konnten, und indem sie durch das Fenster die Schönheit von Himmel und Erde und die Wunder der Natur betrachtete, schloss sie, dass solche Harmonie das Werk eines einzigen und unendlich weisen Gottes und Schöpfers sein musste. Da sandte der Herr einen Engel zu ihr, der sie alles lehrte, was ihr Herz undeutlich und dunkel fühlte hinsichtlich der Mysterien Gottes und der Schöpfung. Nachdem sie auf diese Weise das Licht der Wahrheit empfangen hatte, begann Christina voll glühenden Eifers für Gott ein Leben des Fastens und des Gebets zu führen.

 

Als ihre Eltern sie danach besuchten und sie aufforderten, die Götzenbilder zu verehren, lehnte sie schroff ab und erklärte, sie sei von nun an Jüngerin Christi, des wahren Lichts, das in die Welt gekommen ist. Dann bat sie ihren Vater, ihr ein makelloses Gewand zu beschaffen, um dem Einen Gott in Drei Personen ein geistiges Opfer darzubringen. Nachdem Urbanus, der diese Sprache nicht verstand, seiner Tochter das Gewünschte gebracht hatte, ergab sie sich dem Gebet, und ein Engel kam, begrüßte sie als Braut Christi und kündete ihr die Prüfungen an, die sie durchzustehen haben würde, um Gott zu verherrlichen. Dann bezeichnete er sie mit dem Siegel Christi, segnete sie und gab ihr ein himmlisches Brot zur Nahrung. In der folgenden Nacht schlug die Heilige mit einem Hammer alle Statuen, die sich in dem Turm befanden, in Stücke, die sie an die Armen verteilen ließ. Als Urbanus anderntags entdeckte, was geschehen war, geriet er in großen Zorn. Er ließ die Dienerinnen enthaupten, Christine selbst aber auspeitschen von 12 Soldaten, bis diese erschöpft die Arme sinken ließen. Doch gestärkt durch die Gnade Gottes, blieb die Heilige unbeugsam in ihrem Bekenntnis. Da ließ Urbanus seine Tochter in Ketten ins Gefängnis führen und in den folgenden Tagen weiteren grausamen Martern unterwerfen. Alle seine Bemühungen blieben indessen fruchtlos. Christus selbst erschien Christina vom Himmel her, begleitet von Engelscharen, und taufte sie im Meer. Dann vertraute Er sie dem heiligen Erzengel Michael an, der sie zurückgeleitete in ihr Elternhaus.

 

Als Urban sah, dass seine Tochter alle seine Machenschaften überlebt hatte, befahl er, sie zu enthaupten. Doch in derselben Nacht starb er. Einige Tage später kam ein neuer Militärgouverneur, Dion, der die Martyrerin vorführen, erneut foltern und öffentlich demütigen ließ. Danach gab Christina vor, sie wolle opfern, und wurde in den Tempel des Apoll geführt. Sie erhob ein inniges Gebet zum Herrn, worauf sich die Statue auf ihren Befehl um 40 Schritte entfernte. Da Dion ungläubig blieb, brachte sie das Götzenbild durch ihr Gebet zu Fall, sodass es zerbrach. Daraufhin bekehrten sich mehr als 3000 Heiden, die Zeugen des Wunders geworden waren. Dion aber konnte eine so große Niederlage nicht verkraften und starb kurz darauf. An seiner Stelle kam der Statthalter Julian, der Christina in einen Glutofen stecken und dann Schlangen und Raubtieren vorwerfen ließ, doch im Feuer sang sie 5 Tage lang Dankeshymnen und kam heil wieder heraus, und die Schlangen und Raubtiere taten ihr nichts zuleide, sondern wischten ihr zärtlich den Schweiß von der Stirn. Julian allein blieb wilder als die Tiere und hörte nicht auf, die Heilige zu peinigen. Er ließ ihr die Brüste abschneiden, aus denen Blut und Milch flossen. Danach riss man ihr die Zunge aus und durchbohrte sie schließlich mit Lanzen, womit sie den Siegeskranz errang und auszog zur ewigen Ruhe beim himmlischen Bräutigam.

 

Quelle: Synaxarion

 

Kontakion der heiligen Großmärtyrerin Christina im 4.Ton: Als lichtgestaltige Taube wurdest du erkannt, goldene Flügel habend, und zur Höhe der Himmel flogest du empor, o ehrwürdige Christina; deshalb vollziehen wir dein herrliches Fest, in Glauben niederfallend vor der Lade deiner Reliquien, aus welcher du quellen lässest in Wahrheit göttliche Heilung der Seele und des Leibes! 

 

 

Die heilige Großmärtyrerin Christina von Tyrus

 

24. Juli

 

Die heilige Christina wuchs in einem sehr wohlhabenden adeligen römischen Elternhaus auf. Obwohl sie sehr schön war und viele sie zur Gattin nehmen wollten, weigerten sich ihre Eltern, sie jemandem zur Ehe zu geben, denn sie wollten die sie als Jungfrau dem Dienste der römischen Abgötter weihen. Ihr Vater schloss sie deshalb mit zwölf Dienerinnen in einen Turm ein und gab ihr eine Vielzahl silberne und goldene Götzenbilder mit. Eine ihrer Dienerinnen, die Christin war, unterrichtete sie jedoch im christlichen Glauben. Die anderen Dienerinnen berichteten daraufhin Christinas Vater, dass sie den Götterbildern nicht mehr die üblichen Weihrauchopfer darbringen wolle. Ihr Vater versuchte sie zu überreden. Er argumentierte, sie solle nicht nur einem Gott verehren, denn dies würde die anderen Götter erzürnen. Die Heilige Christina erwiderte  jedoch, daß sie das Opfer ihrer Gebete nunmehr allein dem Dreieinigen Gott darbringen wolle. Darauf zerbrach sie die Götterbildnisse ihres Vaters und verteilte das Gold und Silber an die Armen. Als ihr Vater dies hörte, wurde er sehr zornig. Er lies die Heilige Christina mit Ruten auspeitschen und ins Gefängnis bringen ließ. Christinas Leib wies auf wundersamerweise jedoch keine Spuren der Schläge auf. Ihr Vater konnte sich dies nur mit Zauberei erklären und ließ die Heilige Christina auf ein Schiff bringen, wo man sie mit einem Mühlstein um den Hals im Meer versenken wollte. Doch wiederum eilten ihr die heiligen Engel zur Hilfe, die sie über Wasser hielten und sie wieder an rettende Ufer Land führten. Ihr Vater, der zum Richter während der Christenverfolgungen ernannt worden war, lies die Heilige Christina kahlscheren und nackt vor eine Apollo-Statue schleifen. Auf das Gebet der Heiligen hin zerfiel das Götzenbild jedoch zu Staub. Daraufhin sperrte man sie für fünf Tage in einen glühenden Ofen, sie wandelte darin und sang zusammen mit mit den heiligen Engeln. Nun wurden Schlangen herbei gebracht, diese jedoch leckten nur ihren Schweiß ab und legten sich kühlend um ihren Hals. Als ein Zauberer nun die Schlangen reizen sollte, stürzen sich diese auf ihn und töten ihn. Die Heilige Christina aber gebot den Schlangen, an einen wüsten Ort zu entweichen und erweckte durch ihr Gebet den toten Zauberer wieder zum Leben. Schließlich wurden ihr die Brüste abgeschnitten, sie aber verströmten Milch statt Blut. Als ihr die Zunge herausgerissen wurde, behielt die Heilige Christina ihre Sprache, und sie warf die Zunge dem Richter ins Gesicht, worauf der erblindete. Daraufhin durchbohrte man Christina mit zwei Pfeilen. Der eine traf sie ins Herz, der zweite in die Seite, worauf die Märtyrin starb, so beschreibt ihre legendenhaft verfaßte Vita ihr Martyrium.

 

Die Bilder der Vita lassen sich jedoch deuten, so daß wir folgende Informationen über ihr Martyrium in unserer modernen Ausdrucksweise erhalten: Die Heilige Christina entstammt einer römischen Patrizier- oder Ritterfamilie aus dem phönizischen Tyrus. Von ihren Eltern wurde sie offensichtlich zum Dienst einer Vestalin oder anderen heidnischen geweihten Jungfrau bestimmt und entsprechen erzogen. Unter den Sklavinnen, die sich um sie kümmerten, war jedoch auch eine Christin, die Christina für den christlichen Glauben gewann. Daraufhin wollte die heilige Christina nicht mehr den von ihren Eltern vorgezeichneten heidnischen Lebensweg beschreiten. Vielmehr verweigerte sie das tägliche Weihrauchopfer vor den Götzenbildern und zerbrach die Statuen. Diese waren aus Gold und Silber gefertigt. Mit dem Metall der Statuen half die Heilige Christina den Armen und Bedürftigen. Als ihr christlicher Glaube bekannt wurde, versuchte ihr Vater sie mit den üblichen heidnischen Argumentationsstrategien zum Polytheismus zurückzuführen. Als ihm dies misslang, wandte er Gewalt an und lies das Mädchen geißeln. Da auch diese Gewaltanwendung die Heilige Christina nicht umzustimmen vermochte, wollte er sie zunächst still und heimlich töten, indem er sie zu ertränken lassen versuchte. Mit Gottes Hilfe und den Beistand der heiligen Engel überlebte die heilige Christina jedoch den Mordanschlag ihres Vaters. Da dieser offensichtlich zum heidnischen Establishment der Stadt Tyrus gehörte, wurde nun ein öffentlicher Prozess gegen die junge unbeugsame Christin eröffnet. Im Laufe dieses Prozesses wurde die Heilige zunächst gedemütigt (Kahlscheren und nackt vor eine Apollostatue schleifen), dann  zuerst milderer Folter (in einen heißen Ofen sperren und sie mit Giftschlangen traktieren) und dann schwerer Foltern (Abschneiden der Zunge und der Brüste) ausgesetzt. Ihre Standhaftigkeit im Bekenntnis zu ihrem Herrn und Erlöser Jesus Christus auch unter der Anwendung der Folter waren offensichtlich auch im Falle der Heiligen Großmärtyrerin Christina eine Same, der den Glauben an Christus bei vielen Heiden zu erwecken vermochte. Der Richter, der ihr all dieses antun lies war auch noch ausgerechnet ihr eigener Vater. Am Ende wurde die Heilige Christina mit Pfeilen hingerichtet.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Gedächtnis der Entschlafung der Heiligen Anna,

der Mutter unserer Allheiligen Herrin, der Gottesgebärerin

 

25. Juli

 

Die heilige Anna, die durch die Gnade Gottes Muttersmutter dem Fleische nach unseres Herrn Jesus Christus wurde, gehörte dem Stamm Levi an und war die jüngste Tochter des Hohenpriesters Mattha sowie dessen Frau Maria, die noch zwei andere Töchter hatten: Maria und Sobia. Die erstere wurde Mutter von Salome der Hebamme, Sobia gebar Elisabeth, die Mutter des hl. Johannes des Täufers und Vorläufers, und Anna gebar die hl. Jungfrau Maria. Salome, Elisabeth und die Jungfrau Maria waren somit Kusinen, weshalb unser Herr dem Fleisch nach Vetter zweiten Grades des hl. Johannes des Vorläufers war. Nachdem sie die heilige Jungfrau geboren hatte, die von Gott an die Spitze menschlicher Heiligkeit gestellt wurde, allein würdig, den Welterlöser in ihrem Schoß zu empfangen, und nachdem sie das Kind im Alter von drei Jahren als reines und makelloses Opfer in den Tempel geführt hatte, verbrachte die Heilige Anna den Rest ihres Lebens in Fasten, Gebet und Werken der Barmherzigkeit. Sie übergab ihre Seele dem Herrn in Frieden im Alter von 69 Jahren. Der Heilige Joachim seinerseits entschlief mit 80 Jahren, doch welcher von den beiden zuerst aus dieser Welt schied, ist nicht bekannt. Die Tradition der Kirche überliefert uns nur, dass die Allheilige Gottesmutter ihre Eltern verlor, als sie 11 Jahre alt war und noch im Tempel lebte.

 

Quelle: Synaxarion  

 

 

Gedächtnis unseres ehrwürdigen Vaters, des hl. Sampson des Gastfreundlichen

27. Juni

 

Der ehrwürdige Sampson war vornehmer Herkunft. Er wurde in Rom geboren. Er studierte Medizin und widmete sich dem Dienst an den Bedürftigen. Nach dem Tod seiner Eltern begab er sich nach Konstantinopel. Auf eigene Kosten baute er in Konstantinopel ein Haus zur Aufnahme von Pilgern, Armen und Kranken, in dem er auch selbst liebevoll diente. Der Patriarch von Konstantinopel weihte ihn zum Priester, und der oströmische Kaiser Justinian, der von dem Heiligen geheilt worden war, setzte den hl. Sampson zum Verwalter der kaiserlichen Fremdenherberge ein. Der Heilige entschlief im Herrn um das Jahr 530.

 

 

Die Reliquien des hl. Sampson wurden in der Kirche des hl. Mokios zu Konstantinopel beigesetzt. Aus seinem Grabmal quoll heiliges Myron.Am Gedenktag des hl. Sampson ( 27. Juni) sangen die Ärzte der kaiserlichen Stadt in der Mokios-Kirche die Vesper. Der Patriarch begab sich zur Feier der Synaxis des Heiligen in das Hospiz, das seinen Namen trug, denn auf die Fürsprache des hl. Sampson ereigneten sich viele wunderbare Heilungen.

 

Tropar im 8. Ton: In deiner Geduld erwarbest du deinen Lohn, o ehrwürdiger Vater, indem du in Gebeten unablässig ausharrtest. Die Bedürftigen liebtest du und ihnen hast du Hilfe gewährt, doch flehe zu Christus, unserem Gott, o Samson, Gottweiser, Seliger, unsere Seelen zu erretten.

 

Hodegetria- Muttergottes- Ikone von Smolensk

 

28. Juli

 

Auf der Ikone von Smolensk hält die Gottesmutter ihren Sohn mit der linken Hand, mit der rechten zeigt sie auf Ihn. In der linken Hand hält der Erlöser eine Schriftrolle, die rechte ist zum Segen ausgestreckt.

 

Diese Ikone wurde der Überlieferung nach vom Apostel und Evangelisten Lukas gemalt. Nach Russland kam sie aus Konstantinopel. Der griechische Kaiser Konstantinos IX. Monomachos gab seine Tochter Anna dem Fürsten von Tschernigov Jaroslav dem Weisen zur Frau und segnete sie mit dieser Ikone, als sie in die Rus’ aufbrach. Man nimmt an, dass daher auch der Name “Hodegetria” stammt. Nach dem Tod Vsevolods bekam die Ikone sein Sohn Vladimir Monomach, der sie nach Smolensk brachte. Seit jener Zeit heißt die Ikone "Smolenskaja".

 

Im Jahre 1238 kamen die Tataren im Laufe der Invasion Batus bis zur Stadt Smolensk. Man konnte keine Hilfe von außen erwarten, und die Bewohner der Stadt legten ihre ganze Hoffnung auf die Mutter Gottes. Sie erhörte ihre innigen Gebete und befreite die Stadt.

 

Im XIV. Jahrhundert, als Smolensk unter der Herrschaft der litauischen Fürsten stand, brachte die Tochter des Fürsten Witold, die mit dem Großfürsten Vasilij Dmitrievič verheiratet war, die Ikone nach Moskau und stellte sie in der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Kreml auf. Aber die Bewohner der Stadt Smolensk konnten sich nicht damit abfinden, ihre wundertätige Ikone verloren zu haben. Ein halbes Jahrhundert später, im Jahre 1456, kam der Bischof von Smolensk, Misail, nach Moskau. Es begleiteten ihn der Statthalter und viele angesehene Bürger. Die Botschafter aus Smolensk baten den Moskauer Großfürsten Vasilij Temnyj, ihnen die heilige Ikone wieder zu überlassen. Der Großfürst erfüllte die Bitte, und die Ikone wurde in einer feierlichen Prozession nach Smolensk zurückgebracht. Der Metropolit Iona und der Moskauer Klerus, der Großfürst und seine Familie und eine große Menge Menschen begleiteten die Ikone bis zum Jungfrauenfeld. An der Stelle des letzten Bittgottesdienstes vor der Ikone von Smolensk wurde im Jahre 1525 unter dem Großfürsten Vasilij Ioannovič zum Gedächtnis an die Befreiung der Stadt Smolensk von Litauen das Novodevičij-Kloster (Neujungfrauenkloster) mit einer Kathedrale zu Ehren der Smolenskaja-Ikone erbaut, für die eine genaue Kopie der wundertätigen Ikone angefertigt wurde.

 

 

Im Krieg des Jahres 1812, als die russischen Verteidiger Smolensk verließen, wurde die Ikone erneut nach Moskau gebracht und in der Mariä-Entschlafungs-Kathedrale im Kreml aufgestellt. Am 26. August, am Tag der Schlacht von Borodino, der mit dem Festtag der Gottesmutterikone Vladimirskaja zusammenfiel, wurden die Smolenskaja, aber auch die Ikonen Iverskaja und Valdimirskaja in einer feierlichen Prozession um die den Stadtteil im Zentrum Mosaus, der "Weiße Stadt" (Kitaj-Gorod) genannt wird sowie um den Kreml (Stadtburg im Zentrum Moskaus) getragen.

 

 

Vor der Evakuierung Moskaus wurde die Smolenskaja-Ikone nach Jaroslavl’ gebracht und nach dem Sieg über den Feind der Stadt Smolensk wieder zurückgebracht.

 

 

Die Ikone der Gottesmutter von Smolensk, die einfach oft “Hodegetria” genannt wird, ist eine der verehrtesten Ikonen der orthodoxenen Kirche in Russland.

 

Der heilige Metropolit Dimitrij von Rostov (gest. 1752) schrieb über diese Ikone: “Die Allheilige Gebieterin wird Hodegetria genannt, was freudenvolle Lehrerin, Wegweiserin und starke Helferin bedeutet. Die Allheilige Gottesmutter ist für uns eine freudenvolle Wegweiserin, weil sie uns auf den Weg der Erlösung geleitet, der zur ewigen Freude führt. Sie ist für uns Schwache eine starke Helferin, weil sie uns in unseren Nöten hilft. Die Hodegetria ist freudenvoll, weil sie unsere Trauer in Freude wandelt, die Weinenden tröstet und den Trauernden Fröhlichkeit schenkt.”

 

Tropar im 4. Ton: Zur Gottesgebärerin eilen nun wir demütigen Sünder. Bereit zur Buße fallen wir nieder, rufen aus der tiefster Sееlе: Gebieterin, erbarme dich über uns, eile, wir gehen zugrunde an unsrer Sünden Menge. Verlass nicht deine Diener, denn du bist unsre einzige Hoffnung!

 

 

 

HL. MATRONA VON ANEMNJASSEWO

 

Gedenktag 29. Juli

 

Die hl. Matrona wurde 1864 in einer armen Familie im Dorf Anemnjassewo, Gebiet Rjasan geboren. Die Eltern liebten sie nicht. Als sie 7 Jahre alt war, erkrankte sie an Pocken und wurde blind. Ihre Aufgabe war es, sich um die jüngeren Geschwistern zu kümmern, was für das blinde Mädchen sehr schwierig war.
Einmal ließ die zehnjährige Matrona versehentlich ihre Schwester auf den Boden fallen. Dafür begann ihre Mutter sie heftig zu schlagen. In diesem Moment erschien die Königin des Himmels dem spirituellen Blick des Mädchens. Matrjoscha erzählte ihrer Mutter davon, aber sie schlug das Mädchen noch härter. Die Vision wurde dreimal wiederholt. Die Gottesmutter sagte ihr einige Worte, aber Matrona enthüllte das Geheimnis dieser Worte niemandem bis zum Ende ihres Lebens.
Nach heftigen Schlägen ihrer eigenen Mutter verlor das blinde, verstümmelte Mädchen ihre Gehfähigkeit. Sie wurde völlig hilflos und konnte nur liegen. Ihr Körper wuchs nicht mehr und blieb für immer derselbe wie der eines zehnjährigen Mädchens.
Matrona fand Trost nur im Gebet. Sie bekam von Gott die Gaben der Heilung und Hellsicht. Viele Leute kamen zu ihrem Haus aus allen Orten Russlands. Der neuen sowjetischen Regierung gefiel es nicht. Matrona wurde verhaftet, zuerst ins Gefängnis in Moskau und dann in eine Pension für Behinderte gebracht. Dort beendete sie am 29. Juli 1936 ihr irdisches Leben.
Die selige Matrona bittet Gott für diejenigen, die sich mit Glauben im Gebet an sie wenden.
Heilige Matrona, bitte Gott für uns!

 

Die heilige Fürstin Angelina von Serbien

 

30. Juli

 

Thomas Zmija

 

 Die heilige Fürstin Angelina wurde im mittelalbanischen Berat geboren. Sie war die Tochter des albanischen Adligen Gjergj Arianiti und die Schwester der Frau des albanischen Fürsten Gjergj Kastrioti, des albanischen Nationalhelden „Skanderbeg". Dieser unterhielt zeitlebens sehr gute Beziehungen zu den Serben im benachbarten Montenegro. An der Liga von Lezha waren deshalb auch die Montenegriner beteiligt. Seine Mutter war ebenfalls eine gebürtige Serbin, Vojsava Brankovic. Viele Adelsfamilien dieser Region waren damals zweisprachig, denn Heiraten zwischen albanischen und serbischen Adeligen waren zu jener Zeit vollkommen normal, zumal viele Albaner damals, genau wie die Serben noch heute, orthodoxe Christen waren. Erst als sich nach dem Tode Skanderbegs die osmanische Herrschaft in der Region fest etablierte, fiel im Laufe der folgenden Jahrhunderte die Mehrheit der Albaner vom christlichen Glauben ab und traten zum Islam über. Heute sind nur noch 1/3 der Albaner Christen, wobei sie im Norden des Landes katholisch und im Süden des Landes orthodox sind.

 

Dass es heute überhaupt Christen und kirchliche Strukturen auf albanischem Boden gibt, ist ein Wunder Gottes. Denn die albanischen Kommunisten erklärten das Land zum ersten atheistischen Staat der Erde. Von 1945 bis 1991 gingen sie mit systematischer Brutalität gegenüber jeder Religionsausübung vor. Albaniens Diktator Enver Hoxhas hatte  sich das Ziel gesetzt, jede religiöse Betätigung in seinem Land zu unterbinden: Alle Kirchen, Klöster und Moscheen wurden geschlossen und jede Religionsausübung wurde für illegal erklärt und schwer bestraft. Deportation und langjährige Lagerhaft waren bei Nicht-Beachtung die Folge.

 

Vor der kommunistischen Herrschaft waren 70% der Bevölkerung waren muslimisch, 20% orthodox, 10% katholisch gewesen. Der christliche Glaube war bereits in christlich-antiker Zeit nach Albanien gekommen. Als sich das Christentum unter den Albanern ausbreitete, erfolgte die Christiansierung im Norden durch lateinische Glaubensboten und im Süden durch griechische. So waren seit dem Mittelalter die nördlichen Stämme katholisch und die südlichen orthodox.

 

Das Ende der kommunistischen Herrschaft bedeutete nun für alle Glaubensgemeinschaften in Albanien eine fast vollständige Neuevangelisation. Ausgehend von einigen Menschen, die ihren Glauben trotz der Verfolgungen bewahrt haben und wenigen alten Priestern ist auch die orthodoxe Kirche in Albanien wiedererstand. Im Jahr 1991 ernannte der damalige Ökumenische Patriarch Demetrius einen Exarchen für Albanien, den heutigen Erzbischof Anastasios von Tirana. Im Juli 1996 weihte der Ökumenische Patriarch dann drei weitere Bischöfe. Durch eine theologische Schule, die seit 1992 in Tirana tätig ist, konnten wieder junge einheimische und engagierte Priester herangezogen und ausgebildet werden. Auch die übrigen orthodoxen Kirchen, vor allem orthodoxe Christen aus Amerika und Griechenland, halfen beim Wiederaufbau der albanischen Kirche. Wie das Jahrbuch des Ökumenischen Patriarchates  berichtet, gibt es unter den Gläubigen aber außer Albanern auch Griechen, Aromunen und Slawen. Heute sind bis auf Erzbischof Athanasios, der Grieche ist, bereits Bischöfe Albaner. Außer in Tirana, wo heute die Mehrheit der orthodoxen Albaner lebt, gibt es größere Gemeinden in der Gegend von Berat, Argyrokastra und Korca.

 

Im November 1460 heiratete Angelina den serbischen Fürsten Stephan  Branković, der in Auseinandersetzungen um den serbischen Fürstenthron geblendet und daraufhin aus Serbien geflohen war. In der Zeit seines albanischen Exils heirateten die beiden. Das Ehepaar hatte zwei Söhne namens Đorđe und Jovan und eine Tochter namens Marija. Seit 1461 lebte die Familie dann im Exil in Italien. Dort verstarb Fürst Stephan. Nach dessen Tod verarmt, erhielt sie mit ihren beiden Söhnen im Jahre 1479 von römisch-deutschen Kaiser Friedrich III. Schloss Weitensfeld bei Gurk zu Lehen. Im Jahre 1486 erhielt sie vom ungarischen König Matthias Corvinius das Schloss in Kupinik, dem heutigen Kupinovo bei Sremska Mitrovica, zum Besitz.  Als die Familie Branković dorthin übersiedelte, überführte die Angelina die Gebeine ihres verstorbenen Gatten und bestattete sie in der Region Srem in einer eigens dafür errichteten Kirche. Die heilige Angelina gründete im Jahre 1496 zusammen mit einem ihrer beiden Söhne das Frauen- und Männerkloster von Krušedol in den Bergen der Fruška Gora bei der heutigen Stadt Novi Sad in der Vojevodina. Dort wurde die heilige Angelina Nonne im Frauenkloster. Sie wurde dort dann von den Schwestern zur Äbtissin gewählt wird. Die heilige Angelina erfüllt die Pflicht geduldig und mit unermüdlichem geistigen Eifer bis zu ihrem Tod um das Jahr 1510.

 

In der Klosterkirche wurde sie zusammen mit ihrem Sohn dem heiligen Jovan I. von Serbien bestattet. Die heilige Angelina war eine sehr gottesfürchtige, fromme und gebildete Frau. Noch heute pilgern jedes Jahr tausende orthodoxe Christen, vor allem aus Serbien, zu ihrem Grab.

 

Das Kloster Krušedol liegt außerhalb des gleichnamigen Dorfes  im westlichen Teil der Fruška Gora, etwa 20 km von Novi Sad entfernt. Diese Klosteranlage wurde in den Jahren zwischen 1509 und  1516 errichtet.

 

Im Kloster befand sich seit 1708 der Sitz des orthodoxen Metropoliten für die orthodoxen Christen in den  Gebieten unter habsburgischer Herrschaft. Im Jahre 1716, nach der Niederlage bei Petrovaradin, brandschatzten die Türken das Kloster, weshalb der Sitz des Metropoliten nach Sremski Karlovac verlegt wurde.

 

Die Klosterkirche zu Ehren der Verkündigung an die allheilige Gottesgebärerin hat Grundriss eines Kleeblattes. Sie wurde im Stil der Schule von Moravska erbaut. Nach den Zerstörungen durch die Türken wurde die Kirche in barocken Formen erneuert. Auch der Glockenturm und die heutigen Klostergebäude stammen aus dieser Zeit (1726 - 1759). Im Zweiten Weltkrieg wurde die reichen Kunst- und Sakralschätze des Klosters von kroatischen Ustascha-Faschisten geplündert. Im August 2009 feierte das Kloster Krušedol sein 500-jähriges Bestehen.

 

 Der hl. Joseph von Arimathäa 

 

 

31. Juli

 

 

Joseph aus Arimathaia war ein vermögender jüdischer Ratsherr, ein Mitglied des Synedriums, des jüdischen Gerichts in Jerusalem. Der Geburtsort des hl. Joseph soll Arimathäa (auch Arimathaia) gewesen sein. Dieser Ort wird bei Flavius Josephus Ramatha (altgriech. Ῥαμαθά) und hebräisch und aramäisch:  Ramathaim-Zophim (hebr. רמתיים־צופים) oder kurz Ramatajim bzw. Rama in Ephraim (רמה אֶפְרַיִם) genannt. Diese antike Stadt, die sich nach (1 Samuel 1: 1) im Gebirge Ephraim befunden haben soll, ist auch der Geburtsort des hl. Propheten Samuel, der dort nach seiner Berufung Gott einen Altar errichtete (vgl.: 1 Sam 7: 17) und hier auch beerdigt worden ist (1 Sam 25: 1). Heute ist es der palästinensische Ort Rantis.

 

 

 

Der hl. Joseph war ein heimlicher Jünger Jesu (vgl.: Matthäus-27: 57 und Johannes 19: 38). Joseph sprach sich in der nächtlichen Ratssitzung am Gründonnerstag offen gegen die Verurteilung des Herrn aus. (vgl.: Lukas 23: 51). Nach dem Kreuzestod des Herrn erbat er vom römischen Statthalter Pontius Pilatus den Leichnam und setzte ihn in seinem, eigentlich für sich selbst bestimmten neuen Felsengrab bei. (vgl.: Matthäus 27: 59 - 61).

 

 

 

Um das weitere Schicksal des hl. Josephs von Arimathäa kreist heute ein Kranz von Überlieferungen und Legenden, die meist auf frühchristlichen apokryphen Schriften beruhen. In den apokryphen Schriften mischen sich das Traditionsgut der Kirche mit Wundergeschichten und Legenden. Deshalb wurden die apokryphen Schriften nicht in den Kanon der hl. Schriften aufgenommen.

 

 

 

So schließen sich die apokryphen Acta Pilati (wohl aus dem 5. Jahrhundert) an die biblischen Berichte über den Tod und die Auferstehung des Herrn an. Als der Leichnam Jesu Christi durch Seine glorreiche Auferstehung aus dem Grab verschwunden war, wurde der hl. Joseph von Arimathäa verhaftet und des Leichenraubs beschuldigt. Er wurde daraufhin im Kerker der Festung Antonia in Jerusalem im Kerker festgehalten. Im Kerker erscheint ihm dann der Herr Jesus und übergab Ihm den Auftrag an den Rand der damals bekannten Welt zu den Briten zu gehen und ihnen das hl. Evangelium zu verkünden. Auch beauftragte ihn der Herr nach dieser Überlieferung, den hl. Abendmahlskelch in den Norden zu bringen. Kraft des göttlichen Beistandes überlebte der hl. Joseph die lange Kerkerhaft (die Acta Pilati verwenden dafür die symbolische Zahl 40: 40 Jahre soll er im Kerker gewesen sein). Der hl. Joseph wurde im Kerker täglich von eine Taube besucht, die ihm ein Stück Brot brachte. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis soll der greise Josef das Heiligen Land Richtung Norden verlassen haben.

 

Nach der Überlieferung der georgischen Kirche hat der hl. Joseph zusammen mit dem hl. Nikodemus die Kirche in Lydda - dem heutigen Lod in Israel - gegründet. Andere Quellen berichten, dass er als Glaubensbote in Gallien und Britannien gewirkt hat.

 

 

 

Nach mittelalterlichen Überlieferungen aus England brachte Joseph den „Heiligen Gral“ mit nach England. Einer frühchristlichen Legende (Nikodemus-Evangelium) war der Gral jener Kelch, den unser Herr und Erlöser Jesus Christus beim letzten Abendmahl benutzt hatte und in dem dann Joseph das Blut des Gekreuzigten, das aus der Seitenwunde floss, auffing.

 

 

 

Andere Überlieferungen berichten von der Verwahrung des Abendmahlskelches Grals durch den hl. Märtyrer-Diakon Laurentius in Rom. Auf seine Weg nach Britannien wurde der Kelch dann dem hl. Joseph vom Bischof der Stadt Rom, dem hl. Märtyrer Sixtus mitgegeben, auf seine Missionsreise nach Britannien mitgegeben, auf dass der christliche Glaube dort feste Wurzeln schlagen möge. Am Weihnachtstag erreichte der hl. Joseph dann Glastonbury in Somerset vergrub dort den Kelch im Erdboden.

 

 

 

Aus dem Pilgerstab, den er in die Erde steckte, erwuchs ein Weißdornbusch, dessen Ableger heute noch zu Weihnachten blüht. In Glastonbury entstand dann die erste Kirche und christliche Gemeinde in Britannien.

 

 

 

Die in Glastonbury durch den hl. Joseph errichtete Holzkapelle brannte dann im Jahr 1184 ab und wurde durch den Bau der Abteikirche von Glastonbury ersetzt. Der protestantische König Heinrich VIII. lies die Abtei und ihre Kirche im Jahre 1539 zerstören, weshalb von ihr heute nur noch Ruinen erhalten sind.

 

 

 

Im 11. und 12. Jahrhundert entstand dann die Parsifal-Dichtung mit den bunten und lebendig erzählten Geschichten von der Tafelrunde mit König Arthus und seiner Ritter der Tafelrunde, die den Heiligen Gral suchten.

 

Der orthodoxen Tradition nach befindet sich das Grab des hl. Josef von Arimathäa in Jerusalem in der westlichen Apsis der Rotunde der Anastasiskirche. Die Reliquien des hl. Joseph von Arimathäa werden heute Moyenmoutier und im Petersdom in Rom verehrt.

 

Tropar im 2. Ton: Der edle Joseph nahm vom Holz Deinen makellosen Leib, hüllte ihn in ein reines Leinentuch und wohlriechende Öle und legte ihn in ein neues Grab. Du aber erstandest am dritten Tage, Herr, und brachtest der Welt das große Erbarmen.

 

 

Gedächtnis des heiligen und gerechten Josef von Arimatäa

 

31. Juli

 

Der hl. Joseph von Arimathäa war ein reicher Jude und heimlicher Jünger des Herrn. Zugleich war er Mitglied des Sanhedrin, des jüdischen Gerichtshofes in Jerusalem. In dieser Position eines hohen Ratsherren konnte er es wagen nach der Kreuzigung den römischen Statthalter Pontius Pilatus um den Leichnam Jesu zu bitten. Diesen bestattete er in einem eigentlich für ihn selbst bestimmten Felsengrab (vgl.: Matthäus 27:57-60). Ausführlicher berichtet davon das apokryphe Nikodemus-Evangelium: Josef hatte bereits vorsorglich ein eigenes Grab für sich selbst ausgesucht. Es lag in der Nähe der Kreuzigungsstätte Golgota und hier setzte man den Leib Herrn bei, von wo der Erlöser drei Tage später auferstand. Der Geburtsort Josephs soll Arimathäa (auch Arimathia) gewesen sein. Dies ist der griechische Name von Rama in Ephraim (רמה אֶפְרַיִם). Diese antike Stadt, die sich nach (1. Samuel 1: 1) im Gebirge Ephraim befunden hat, war auch als Geburtsort des hl. Propheten Samuel, der dort nach seiner Berufung Gott einen Altar errichtete (vgl.: 1 Sam 7: 17) und wo der Prophet auch beerdigt wurde. (vgl.: 1 Sam 25: 1).

 

Der westkirchlichen Überlieferungen nach verwahrte der hl. Joseph auch den Kelch des letzten heiligen Abendmahls. In dieser Schale fing der hl. Joseph von Arimathäa auch das Blut Christi während der Kreuzigung auf. Das Blut stammte aus der Wunde, die der römische Hauptmann Longinus Jesus mit seiner Lanze zugefügt hatte. An diese nur dem Westen der Christenheit bekannte Überlieferung knüpft auch die abendländische Gralslegende an. Nach der westlichen Überlieferung wurde der hl. Joseph von Arimathäa, nachdem der Leichnam des Herrn durch Seine glorreiche Auferstehung verschwunden war, des Grabraubes beschuldigt und von den Römern daraufhin gefangen gesetzt. Im Kerker erscheint ihm Jesus Christus und bestimmte ihn zum Hüter des hl. Kelches.

 

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis soll der hl. Joseph seine Heimat verlassen haben und den Kelch in den Westen Europas gebracht haben. Die apokryphen Acta Pilati aus dem 5. Jahrhundert berichten, dass der hl. Joseph den Kelch am Ende nach England gebracht hat und dort eine kleine Kirche in Glastonbury in Somerset gegründet hat. Diese Kirche brannte im Jahre 1184 ab und wurde durch die Abtei von Glastonbury ersetzt. Der hl. Joseph von Arimathäa soll bei seiner Ankunft in Glastonbury seinen Wanderstab in die Erde gesteckt haben. Dieser trieb daraufhin aus, und es sei einDornbusch herangewachsen. Der Dornbusch hat Jahrhunderte lang in der kleinen Kirche zur Weihnachtszeit geblüht. Noch heute wird ein dort wachsender Weißdornbusch von den Gläubigen als dieser,aus dem Stab des Hl. Joseph von Arimathäa erwachsene, Busch betrachtet.

 

Tropar im 2. Ton: Der edle Joseph nahm vom Holz Deinen makellosen Leib, hüllte ihn in ein reines Leinentuch und wohlriechende Öle und legte ihn in ein neues Grab. Du aber erstandest am dritten Tage, Herr, und brachtest der Welt das große Erbarmen.