Heiligen und Feste im Monat März

 

Gedächtnis unseres Vaters unter den Heiligen Suitbertus

von Kaiserswerth

 

 Missionsbischof am Niederrhein

 

01. März

 

Der heiligen Suitbertus war Angelsachse. Er lebte als Mönch im Kloster in Ripon unter dem hl. Wilfrid von York. Als dieser im Jahre 678 nach Rom reiste, begleitete ihn Suitbertus und blieb in Friesland als Missionar. Friesland war eben erst von Pippin dem Mittleren erobert und dem Frankenreich einverleibt worden und sollte nun für den christlichen Glauben gewonnen werden. Dort wirkte er dann ab 690 zusammen mit zwölf Gefährten aus den angelsächsischen Klöstern- darunter der heilige Willibrord - als Glaubensbote im südlichen Friesland. 692/693 wählten ihn seine Gefährten zum Bischof, er kehrte in seine Heimat zurück und wurde von Wilfrid von York zum Missionsbischof geweiht. Nach erneutem Aufenthalt in Friesland wandte er sich dann aber – wie Kirchengeschichtsschreiber Beda Venerabilis berichtete - einer selbständigen Missionstätigkeit im Bereich an Ruhr und Lippe zu. Suitbertus Missionstätigkeit blieb erfolglos weil die einfallenden Sachsen seine Gemeindegründungen zerstörten. Er verlegte nun seine Tätigkeit auf fränkisches Gebiet und gründete im Jahre 695 auf der ihm vom Hausmeier der Merowinger, Pippin dem Mittleren, und dessen Frau Plektrudis geschenkten Rheininsel das später nach ihm benannte Benediktinerkloster Swidbertswerth, das später Kaiserswerth genannt wurde und dem er als Abt vorstand. Hier starb er am 1. März 713. Die Gebeine Suitberts ruhen in einem kostbaren Schrein in der heutigen Pfarrkirche von Kaiserswerth.

 

 

Gedächtnis unseres heiligen und gerechten Vaters Nikolaos Planas

Wundertäter von Athen

 

2. März

 

Der heilige Nikolaos wurde im Jahre 1851 auf der griechischen Insel Naxos geboren. Der zukünftige Vater Nikolaus heiratete mit 17 Jahren und wurde Vater eines Kindes. Als seine Frau jedoch schon nach wenigen Ehejahren verstarb verbrachte er den Rest seines Leben in Ehelosigkeit und wandte sich ganz dem Dienst der heiligen Kirche zu. Am 28. Juli 1879 wurde er dann zum Diakon und im Jahre 1884 zum Priester geweiht. Die kommenden fünfzig Jahre war sein ganzes Leben der Feier der Gottesdienste gewidmet. Täglich feierte er die Göttliche Liturgie, den Orthros und die Vesper. An allen Festtagen feierte er die Nachtwache (Agrypnia). Dies war zu jener Zeit sehr ungewöhnlich, strebte doch die staatliche Verwaltung in Griechenland danach, das kirchliche orthodoxe Leben den in Westeuropa üblichen Gepflogenheiten so weit wie möglich anzupassen und deshalb das gottesdienstliche Leben in den Pfarrgemeinden von den bisherigen Gepflogenheiten, die sich eng an das Gottesdienstleben der Klöster anlehnten, zu entfremden. Er versäumte in den kommenden Jahren niemals die Feier der Heiligen Liturgie. Die meiste Zeit des Tages verbrachte er in der kleinen Athener Kirche des heiligen Johannes. Als er dort zu dienen begann, umfasste die Pfarrei nur acht Familien. Der heilige Nikolaos wies niemals eine Bitte um Fürbitte bei Gott zurück. Stets waren die Taschen seines Rassons mit Gedenkzettel unzähliger um seine Fürbitte und sein Gebet bittender Menschen gefüllt. Diese las der heilige Papas dann sorgfältig während der Proskomidie und bei den entsprechenden Fürbitten der Heiligen Liturgie. Die Feier der Göttlichen Liturgie dauerte bei diesem Heiligen besonders lang. Ruhig und ohne Eile zelebrierte er den heiligen Dienst. Er begann die Liturgiefeier in der Regel morgens um 8 Uhr und sie dauerte in der Regel bis um 2 oder 3 Uhr nachmittags. Wenn er die Heilige Liturgie nicht in seiner eigenen Pfarrkirche feiern konnte, so begab er sich in andere Kirchen Athens um dort in der Liturgiefeier mitzudienen. Der heilige Papas Nikolaos wurde von den Menschen, die ihn persönlich kannten als bescheiden, freundlich und in sich zurückgezogen beschrieben. In Athen war stadtbekannt, dass der Heilige alles was er an Gaben erhielt, sofort an die Armen weitergab. Er war kein gebildeter Mann, doch er war das Beispiel eines von den Gnadengaben des Heiligen Geistes erleuchteten Priesters; ein Beispiel großer Heiligkeit und tiefer Demut. Er entschlief am 2. März 1932 in Athen. Seine Reliquien können in der erneuerten Kirche des Heiligen Johannes des Jägers verehrt werden. Im Jahre 1992 wurde er heiliggesprochen.

 

Troparion im 5. Ton: Lasst uns unseren Beschützer, den göttlichen Nikolaus, loben; Als einer, der mit gesegneter Tugend ausgestattet war, schien er als wahrer Priester des höchsten Gottes hervor und war Sein glühender Verehrer. Denn durch sein heiliges Leben auf Erden hat er uns die erhabenen, göttlichen und unfehlbaren Lehren von Langmut, Sanftmut, Geduld, ungeheuchelter Demut und wahrer gottähnlicher Liebe hinterlassen.

 

 

Der heilige Papas Nikolaos (Planas) von Athen

 

02. März

 

Der heilige Papas Nikolaos (Planas) von Athen (1851-1932) wurde durch die Kirche von Konstantinopel im Jahre 1992 heilig gesprochen.

 

Der heilige Nikolaos wurde im Jahre 1851 auf der griechischen Insel Naxos geboren. Der zukünftige Vater Nikolaus heiratete mit 17 Jahren und wurde Vater eines Kindes. Als seine Frau jedoch schon nach wenigen Ehejahren verstarb verbrachte er den Rest seines Leben in Ehrlosigkeit und wandte sich ganz dem Dienst der heiligen Kirche zu. Am 28. Juli 1879 wurde er dann zum Diakon und im Jahre 1884 zum Priester geweiht.

 

Die kommenden 50 Jahre war sein ganzes Leben der Feier der Gottesdienste gewidmet. Täglich feierte er die Göttliche Liturgie, den Orthros und die Vesper. An allen Festtagen feierte er die Nachtwache (Agrypnia). Dies war zu jener Zeit sehr ungewöhnlich, strebte doch die staatliche Verwaltung in Griechenland danach, das kirchliche orthodoxe Leben den in Westeuropa üblichen Gepflogenheiten so weit wie möglich anzupassen und deshalb das gottesdienstliche Leben in den Pfarrgemeinden von den bisherigen Gepflogenheiten, die sich eng an das Gottesdienstleben der Klöster anlehnten, zu entfremden. 

 

 

Der heilige Papas Nikolaos versäumte in den kommenden Jahren niemals die Feier der Heiligen Liturgie. Die meiste Zeit des Tages verbrachte er in der kleinen Athener Kirche des heiligen Johannes. Als der heilige Papas Nikolaos dort zu dienen begann, umfasste die Pfarrei nur 8 Familien. Der heilige Nikolaos wies niemals eine Bitte um Fürbitte bei Gott zurück. Stets waren die Taschen seines Rjassons  mit Gedenkzettel unzähliger um seine Fürbitte und sein Gebet bittender Menschen gefüllt. Diese las der heilige Papas dann sorgfältig während der Proskomidie  und bei den entsprechenden Fürbitten der Heiligen Liturgie. 

 

Viele Gläubige und seine Altardiener konnten berichten, wie der heilige Papas Nikolaos während der Feier der Göttlichen Liturgie von Erdboden emporgehoben wurde und betend über dem Erdboden schwebte. Die Feier der Göttlichen Liturgie dauerte bei diesem Heiligen besonders lang. Ruhig und ohne Eile zelebrierte er den heiligen Dienst. Er begann die Liturgiefeier in der Regel morgens um 8 Uhr und sie dauerte in der Regel bis mittags um 2 oder 3 Uhr. Wenn er die Heilige Liturgie nicht in seiner eigenen Pfarrkirche feiern konnte, so begab er sich in andere Kirchen Athens um dort in der Liturgiefeier mitzudienen.

 

Der heilige Nikolaos Planas in den Straßen von Athen.
Der heilige Nikolaos Planas in den Straßen von Athen.

 

Der heilige Papas Nikolaos wurde von den Menschen, die ihn persönlich kannten als bescheiden, freundlich und in sich zurückgezogen beschrieben.  In Athen war stadtbekannt, dass der Heilige alles was er an Gaben erhielt, sofort an die Armen weitergab. 

 

 

Der heilige Nikolaos Planas war kein gebildeter Mann, doch er war das Beispiel eines von den Gnadengaben des Heiligen Geistes erleuchteten Priesters; ein Beispiel großer Heiligkeit und tiefer Demut. Er starb im Februar 1932 in Athen. Seine Reliquien können in der erneuten Kirche des Heiligen Johannes des Jägers verehrt werden.

 

Die orthodoxe Kirche gedenkt des Heiligen Papas Nikolaos Planas, des vorbildlichen und demütigen Priesters von Athen am 2. März. Aus der Insel Naxos wird seiner zusätzlich am ersten Sonntag im September gedacht.

 

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija unter Verwendung des englischsprachigen Buches: 

Papa-Nicholas Planas, by the Nun Martha; translated from Greek

and published by Holy Transfiguration Monastery, 1981.

 

 

Ikone der allheiligen

Gottesgebärerin vom Zeichen

 

Das Fest der Ikone vom Zeichen von der Wurzel aus Kursk wird zweimal im Jahr begangen, und zwar am 08. März und am 08. September. Das Fest der Novgoroder Gottesmutter-Ikone "Vom Zeichen" wird jedoch am 27. November begangen.

 

Auf der Ikone der Gottesmutter vom Zeichen ist die allheilige Gottesgebärerin mit zum Gebet erhobenen Händen abgebildet. In einer Mandarla, einer kreisförmigen Aureole, die die göttliche Sphäre symbolisiert, wird der segnende Christus Emmanuel abgebildet.

 

 

Die Darstellung der Allheligen Gottesgebärerin vom Zeichen gehört zu den ältesten Ikonenbildern.

 

„Vom Zeichen“, russisch: „Znamenie” (Знамение) heißt die Ikone nach einem Wunder, das im Jahre 1170 durch ein in der Stadt Nowgorod aufbewahrtes Bildnis dieser Ikone geschah. In diesem Jahr beschlossen die Herrscher der russischen Teilfürstentümer, nachdem sie sich zu einer Koalition vereinigt hatten, sich die reiche und große Handelstadt Nowgorod zu unterwerfen. So belagertem sie die Stadt mit einem großen Heer. Die Nowgoroder jedoch hofften auf die Hilfe Gottes und beteten Tag und Nacht ohne Unterlaß. Der Erzbischof von Nowgorod aber betete seit dem Beginn der Belagerung ununterbrochen in der Sophienkathedrale vor der Ikone des Erlösers. In der dritten Nacht hörte er  plötzlich eine Stimme, die ihm befahl, die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin zu nehmen und ring um die Stadt Nowgorod auf den Stadtmauern zu tragen.

 

 

Als man die Ikone auf die Stadtmauer brachte und sie mit dem Gesicht zu den Belagerern aufgestellt hatte, schossen diese sogleich eine Menge Pfeile auf die Stelle, wo die heilige Ikone stand. Einer der Pfeile traf das heilige Antlitz der Allheiligen. Und da geschah das Wunder – die Ikone drehte sich selbst von den Belagerern weg und wandte sich mit dem Gesicht zur Stadt und aus den Augen der Gottesmutter flossen Tränen. Durch dieses Tränenwunder ermutigt, konnten die Nowgoroder das große Heer der Angreifer abwehren und schließlich auch besiegen.

 

Damals wurde zum Gedächtnis an das wunderbare Eingreifen der Allheiligen am 10. Dezember (27. November nach altem Kalender) auch das Fest ihrer Ikone eingeführt, die nun allgemein „Gottesmutter vom Zeichen“ genannt wurde.

 

Auch danach geschahen durch diese Ikone noch zahlreiche weitere Zeichen und Wunder. Auch andere Ikonen der allheiligen Gottesgebärerin vom Zeichen wurden als wundertätig bekannt, so die Ikonen von Kursk, vom Abalackij- Kloster bei Tobolsk, vom Serafimo-Ponetaevskij- Kloster und viele andere.

 

Das Fest der Ikone “Znamenie” von Kursk wird zweimal im Jahr begangen, und zwar am 21. (08. alter Kalender) März und am 21. (08. alter Kalender) September.

 

Die "Ikone der allheiligen Gottesgebärerin Muttergottes des Zeichen aus Kursk, die zwischen den Wuzeln gefunden wurde" (Икона Знамение Курская Коренная Богородице) ist eine Ikone des Typs der Gottesmutter vom Zeichen. Das Bild der Allheiligen wird heute von neun kleinen Bildern alttestamentlicher Propheten eingerahmt und ist von einer Darstellung Gottvaters als Herrn Sabaoth gekrönt. Nach dem Malstil zu urteilen, wurde die Ikone im 13. Jahrhundert geschrieben. Im 12. Jahrhundert erlitt das Gebiet von Kursk, wie beinahe das gesamte damalige Russland schreckliche Verwüstungen durch den Einfall der Tataren. Die Stadt Kursk wurde dabei vollständig zerstört und entvölkert. Die Gegend verwandelte sich in eine unwirtliche, von einem Urwald überwucherte und von wilden Tieren bewohnte Einöde. Die Einwohner der etwa 160 km von Kursk entfernten Stadt Rylsk, die durch einen glücklichen Zufall von den Überfällen der Tataren verschont geblieben waren, pflegten dort auf Jagd zu gehen. Laut der Überlieferung fanden  am 08. September  1295 Jäger in einem Waldstück unweit der ehemaligen Stadt Kursk eine kleine Ikone, die auf der Wurzel eines Baumes mit der Malseite nach unten lag. Sobald man sie aufhob, sprudelte unter der Wurzel eine Quelle hervor.

 

 

Etwas später wurde an dem Fundort eine Kapelle errichtet, wo die heilige Ikone dann aufbewahrt wurde. Viele der Pilger, die bald darauf kamen, um vor der Ikone der Gottesmutter zu beten, erzählten über Wunder, die sich während ihres Gebetes ereignet hatten. Ein Jahrhundert später wurde das Gebiet von Kursk erneut von den Tataren verwüstet. Sie versuchten auch die Kapelle und die Ikone zu verbrennen, aber die hölzerne Kapelle geriet nicht in Brand. So schlugen die Tataren die Ikone entzwei. Aber das Heiligenbild wuchs auf wundersame Weise in den Händen des Priesters wieder zusammen. Erst unter Zar Feodor loannovic  wurde die Stadt Kursk seit dem Jahre 1557 wieder aufgebaut. Damals wurde die Ikone nach Moskau gebracht, wo der Zar vor ihr betete und sie in einen Rahmen einfassen ließ, der oben mit einer Darstellung Gottvaters als Herrn Sabaoth und an den Seiten mit Bildern der neun Propheten, die über die allheilige Gottesgebärerin geweissagt hatten, geschmückt war. Nachdem die Ikone mit einer reichen Verkleidung geschmückt worden war, wurde sie wieder in ihre Kapelle zurückgebracht. Im selben Jahr wurde anstelle der Kapelle eine Kirche zu Ehren der Geburt der allheiligen Gottesgebärerin errichtet und ein Kloster, die Kursker Einsiedelei von der Wurzel, in Erinnerung an die Erscheinung der Ikone an einer Baumwurzel, gegründet. Außerdem wurde über der Quelle am Erscheinungsort der Ikone eine weitere, der "Lebensspendenden  Quelle" geweihte Kirche erbaut. Das neue Kloster wurde "Korennaja Pustyn'" (Wurzel-Einsiedelei) genannt, in Erinnerung an die Erscheinung der Ikone an einer Baumwurzel. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs das Kloster beständig und zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtete der berühmte russische Kirchenbaumeister Konstantin Thon, der auch den Orginalbau der Christus- Erlöser- Kathedrale in Moskau errichtete, die Klosterkathedrale. Alljährlich wurde die heilige Ikone in einer großen Prozession, an der Tausende von Pilgern teilnahmen, vom Kursker Kloster in die Stadt gebracht.

 

Im Jahre 1920, nach der Machtergreifung durch die Bolschewiken, wurde die Ikone von den Truppen der Weißen Armee mit außer Lande genommen. Mit den Wanderbewegungen der russischen Emigranten gelangte die heilige Ikone zunächst nach Serbien, am Ende des Zweiten Weltkriegs dann nach Deutschland und von dort aus in die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort wurde in Mahopak im Staate New York die Neue- Wurzel- Einsiedelei mit einer Kirche erbaut, in der die Ikone viele Jahre lang aufbewahrt wurde. Später wurde sie zum Schutz in die Kathedrale der russischen Auslandskirche in New York gebracht, wo sie seit 1957 bis heute aufbewahrt wird. Nach dem das jahrzehntelange Schisma zwischen der Russischen Auslandskirche und dem Moskauer Patriarchat geheilt werden konnte, reiste die Ikone nach 90 Jahren erstmals wieder nach Russland. Doch geht es in der heute geeinten russischen Kirche nicht mehr um eine endgültige Rückführung der Ikone in ihr Kloster. Denn dass die Ikone heute das wichtigste Heiligtum in der Russischen Auslandskirche darstellt, wird in Russland nicht mehr in Frage gestellt. Aber als im Jahre 2009 die Rekonstruktion der Kathedrale zu Ehren der Geburt der Allheiligen Gottesgebärerin im Kursker Kloster, die in der Zeit des Staatsatheismus von den Bolschewiken zerstört worden war, abgeschlossen wurde, sollte die Ikone dorthin gebracht werden, um die alte Tradition der Prozession vom Kloster bis zur Kathedrale der Stadt Kursk wieder zu beleben. Diese Prozession soll wieder, wie früher am 21. (08. alten Kalenders) September, dem Tag der Auffindung der Ikone, stattfinden.

 

Die Kursker Ikone der allheiligen Gottesgebärerin reist von Zeit zu Zeit nicht nur nach Russland, sondern auch an die Orte, an denen orthodoxe Gläubige heute in der Diaspora leben. So kommt sie auch zur Verehrung in die verschiedenen orthodoxen Gemeinden Deutschlands, die zum Erzbistum der russischen Auslandskirche in Deutschland gehören. Dorthin pilgern dann auch viele Orthodoxe aus den anderen orthodoxen Bistümern Deutschlands, um sich im gemeinsamen Gebet vor dieser heiligen Ikone zu verneigen.

 

 

Tropar der Kursker Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin im Ton 4:

 

Als eine unüberwindliche Mauer / und Quelle der Wunder, / haben wir Dich erworben, Gottesgebärerin Allreinste, / deshalb besiegen wir die Heerscharen der Widersacher, / indem wir Dich bitten, / unserem Vaterland Frieden zu schenken // und unseren Seelen große Gnade.

 

Kondak der Kursker Ikone der Allheiligen Gottesgebärerin im Ton 4:

 

 

Kommt, ihr Gläubigen, / laßt uns die wunderbare Erscheinung des allehrwürdigen Bildes der Gottesmutter lichterfüllt feiern, / und Gnadengaben von ihm schöpfend / laßt uns in Rührung rufen zu Der, / die dieser Ikone Urbild ist:/ freue Dich, Maria Gottesgebärerin, // Mutter Gottes, Gesegnete.

 

 

Die hl. Stariza Matrona von Moskau

 

08. März

 

Diakon Thomas Zmija

 

Die hl. Мatrona, viertes Kind der armen Dmitrij und Natalija Nikonow, wurde mit einer Augenkrankheit geboren, die Augenhöhlen waren von den Augenlidern verschlossen. Nach einer Traumvision verwarf die Mutter ihre Absicht, das blinde Kind ins Waisenhaus zu geben.
Matrona ertrug das Unverständnis der anderen Kinder und besuchte oft die Kirche, um unaufhörlich zu beten.
Als junges Mädchen unternahm sie in Begleitung ihrer Wohltäterin, der Tochter des Gutsbesitzers Lidia Jankowa, eine Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten Russlands: ins Höhlenkloster nach Kiew sowie ins Sergiev-Dreifaltigkeitskloster und das Frauenkloster an der Karpovka von Johannes von Kronstadt nach Petersburg. Er rief das Mädchen aus der großen Pilgerschar zu sich und sagte: "Da kommt meine Nachfolge - die achte Säule Russlands". Niemand verstand diese Worte.
Im Alter von 17 Jahren wurde sie gelähmt, konnte nie wieder gehen und verbrachte die restlichen 54 Jahre ihres Lebens auf einem Bett sitzend, umgeben von Ikonen. Ihre Behinderung ertrug sie klaglos und erkannte diese als Wille Gottes.
Matrona sagte die Russische Revolution von 1917 voraus und die Zerstörung von Kirchen. Nachdem zwei ihrer Brüder im Jahre 1925 in die Kommunistische Partei eingetreten waren, befürchteten diese Repressalien, weil so viele Menschen Matrona besuchten und verehrten.
Matrona zog deshalb im Jahre 1925 nach Moskau, wo sie als Illegale ohne behördliche Anmeldung bei Verwandten oder Bekannten zusammen mit ihren Pflegerinnen unterkam. Sie wurde nie verhaftet, denn sie wechselte ihre Aufenthaltsorte immer am Vorabend vor dem Auftauchen der Miliz.

 

Tagsüber empfing sie bis 40 Hilfesuchende, nachts betete sie. Sie tröstete Kranke und besaß die Gabe, deren Heilung zu bewirken. Sie predigte und belehrte nicht, sondern gab konkrete Ratschläge, wie man an eine Situation herangehen könnte, sie betete und segnete.

Die Reliquien der hl.Matrona ruhen, täglich von hunderten von Gläubigen aufgesucht und verehrt, im Moskauer Pokrov-Kloster.

 

 

Vierzig heilige Märtyrer von Sebaste

 

09. März

 

Diakon Thomas Zmija

 

Zu Beginn des 4. Jahrhunderts war der christliche Glaube im römischen Reich bereits weit verbreitet. Viele vornehme Römer und Soldaten gehörten bereits zu den Gläubigen. Doch auch kurz nach dem Toleranzedikt von Mailand, das die Ausübung des christlichen Glaubens ausdrücklich erlaubte kam es zu weiteren Verfolgungen. Es herrschte deshalb bald Streit zwischen dem hl. Konstantin und dessen christenfeindlichen Mitregenten Licinius. Licinius übte die Herrschaft im Ostteil des Reiches aus. Während im Westteil des Reiches, wo der hl. apostelgliche Kaiser Konstantin herrschte und die Kirche und ihre Gläubigen dort Ruhe und Frieden gefunden hatten, kam es im Osten des Reiches weiter zu Verfolgungen. Erst im Jahr 324 konnte der hl. Kaiser Konstantin Licinius endgültig besiegen und zum Segen der Christgläubigen die Alleinherrschaft antreten. Bis dahin bekamen die Christen in den von Licinius beherrschten Teilen des römischen Reiches den Zorn des Regenten zu spüren.

 

In diesem Zusammenhang ist es auch nicht verwunderlich, dass der Zorn des Licinius gerade diejenigen unter den römischen Soldaten traf, die sich zum christlichen Glauben bekannten.

 

Die vierzig heiligen Märtyrer von Sebaste stammten aus verschiedenen Ländern und Gegenden des Imperium Romanum. Sie gehörten jedoch alle der Legio XII mit dem ehrenvollen Beinamen „Fulminata“ = Donner an. Als sie sich weigerten, den römischen Götzen zu opfern, mussten sie sich völlig entkleiden und eine Nacht lang auf einem zugefrorenen See verbringen. Am Ufer lud ein geheiztes Badehaus diejenigen ein, sich aufzuwärmen, die „einsichtig“ waren und den christlichen Glauben verleugnen würden. Doch nur einer von ihnen wurde schwach und hielt die Qualen nicht mehr aus. Er verließ das Eis und sprang in ein warmes Bad, das bereit im Badehaus für die Apostaten stand. Sein Körper verkraftete aber den schnellen Temperaturwechsel nicht und er starb. Die 39 hl. Märtyrer waren sehr betrübt, dass einer aus ihrer Mitte der Versuchung erlegen war. Jedoch sollte die heilige Zahl vierzig durch einen Neubekehrten wieder ergänzt werden. Denn ein römischer Hauptmann sah vom Himmel her vierzig Kronen auf die Leidenden herabschweben. Doch nur 39 ließen sich auf die Männer auf dem See nieder. Die frierenden Männer lobten unterdessen Gott und baten ihn um seinen Beistand. Der römische Hauptmann bekehrte sich daraufhin zum christlichen Glauben, legte seine Kleidung ab und stellte sich mit den Worten zu den Erfrierenden: „Auch ich bin ein Christ und will mit den Christen leben und sterben“.

 

Während der grimmig kalten Nacht starben die meisten der Vierzig auf dem Eis. Die am Morgen noch am Leben waren, wurden im See ertränkt. Ihre heiligen Leiber warf man in den See. Nach drei Tagen ließ der Bischof den See nach den Gebeinen der hl. Märtyrer absuchen. Ihre Reliquien wurden geborgen und an einen heiligen Ort bestattet.

 

Die Namen der hl. Märtyrer von Sebaste werden uns in den frühchristlichen Acta Sanctorum (lateinisch für „Taten der Heiligen“) genannt: Cyrion (Quirion), Candidus, Domnus, Meliton, Domitianus, Eunoicus, Sisinius, Heraclius, Alexander, Johannes, Claudius, Athanasius, Valens, Helianus, Ecditius, Acacius, Vibianus, Helias, Theodulus, Cyrillus, Flavius, Severianus, Valerius, Chudion, Sacerdon, Priscus, Eutychius, Eutyches, Smaragdus, Philoctimon, Aëtius, Nicolaus (Micallius), Lysimachus, Theophilus, Xantheas, Angias, Leontius, Hesychius, Caius und Gorgonius.

 

Auch die heiligen Basilius der Große und Gregor von Nyssa berichten uns von ihrem Martyrium.

 

Tropar im 1. Ton: Um der Leiden der Heiligen willen, die sie um dich erduldeten, sei gnädig, o Herr, und heile alle unsere Krankheiten, o Menschenliebender, wir bitten Dich!

 

 

“LERCHEN” ZUR ERINNERUNG AN
DIE 40 MÄRTYRER VON SEBASTE

 

Die orthodoxen Volkskulturen kennen traditionelle Speisen, die für einen ganz bestimmten Tag im Laufe des Kirchenjahres zubereitet werden.
Dazu gehören in der russchen Tradition “Lerchen” (жа́воронки), die zur Erinnerung an die 40 Märtyrer von Sebaste am 22. März aus reinem Hefeteig ohne Öl oder Milchzusatz gebacken werden.
In der orthodoxen Tradition symbolisieren sie die Seelen der Erlösten, die zu Gott fliegen. Nach einer anderen Version symbolisiert das Lied dieser Vögel das Gebet der Märtyrer von Sebaste zu Gott.

 

 

Für den Teig benötigen Sie:


½ Liter lauwarmes Wasser
ca. 40 gr. Hefe
3 ES Öl
1 ES Zucker,
eine Prise Salz
900 – 950 Gramm Mehl

 

Die Hefe in lauwarmen Wasser auflösen. Zucker und Salz einrühren. 2/3 gesiebtes Mehl sorgfältig einrühren, sodass ein Teig ohne Klumpen entsteht. Unter Rühren Öl zugeben. Das restliche durchgesiebte Mehl aufhäufeln. Darauf gießen wir unsere aufgelöste Hefe. Damit der Teig beim Kneten nicht an den Händen klebt ölen wir die Hände ein, und kneten den Teig 5 – 10 Minuten lang. bis der Teig glatt und „lebendig“ist Sie werden es fühlen. Wir legen den Teig in eine trockene Schüssel, bedecken ihn mit einem Tuch und lassen ihn aufgehen.

 

Unseren luftigen aufgegangenen Teig kneten wir nochmals durch und lassen ihn noch einmal gehen. Beim zweiten Mal geht er sehr schnell auf. Danach teilen wir den Teig in Kugeln und Formen die Lerchen. Für die Augen verwenden wir Rosinen.

 

Will man den Hefeteig streng nach den Fastenregeln (ohne Öl) herstellen:

 

  • 500 g Mehl Weizenmehl
  • 1 Packung Trockenhefe
  • 10 g Salz
  • 10 g Zucker
  • 300 g Wasser lauwarm
  • Hartweizengrieß zum Bestreuen des Backbleches

 

 

Der heilige Simeon der Neue Theologe

 

12. März

 

Der heilige Simeon der Neue Theologe wurde im Jahr 949 in der Stadt Galatea in Paphlagonien geboren und in Konstantinopel erzogen. Sein Vater bereitete ihn auf eine Karriere am Hofe vor, und so bekleidete er bereits als Jüngling einige Zeit eine hochrangige Position am Kaiserhof. Als er vierzehn war, begegnete er im Studion-Kloster dem bekannten Starzen Simeon dem Frommen, der großen Einfluss auf seine geistliche Entwicklung nehmen sollte. Er blieb noch eine Weile in der Welt, um sich auf das Klosterleben unter Führung des Starzen vorzubereiten, und trat endlich im Alter von 27 Jahren ins Kloster ein.

 

Der hl. Simeon der Fromme empfahl dem jungen Mann die Schriften des hl. Markus dem Asketen (Gedenktag: 5. März) und anderer spiritueller Autoren. Er las diese Bücher aufmerksam und versuchte das Gelesene in die Praxis umzusetzen. Drei Punkte, über die der hl. Markus in seinem Werk „Über das spirituelle Gesetz“ (s. Band I der englischen Philokalia) beeindruckten ihn besonders. Erstens, dass man seinem Gewissen lauschen und dessen Rat befolgen sollte, wenn man danach strebt, seine Seele zu heilen (Philokalia, S. 115). Zweitens, dass man nur durch die Befolgung der Gebote die Kraft des Heiligen Geistes gewinnen könne. Drittens, dass derjenige, der nur mit dem Leib und ohne spirituelle Kenntnisse betet, dem Blinden gleicht, der ausrief: „Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ (Lukas 18:38; Philokalia, S. 111) Als der Blinde sein Augenlicht wiedergeschenkt worden war, nannte er Christus den Sohn Gottes (Johannes 9:38).

 

Der hl. Simeon verspürte eine reißende Sehnsucht nach spiritueller Schönheit und strebte nach ihr. Zusätzlich zu der Regel, die ihm sein Starez gegeben hatte, mahnte ihn sein Gewissen, ein paar Psalmen und Fußfälle mehr zu tun, und unaufhörlich zu wiederholen: „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner!“ So folgte er seinem Gewissen. Tagsüber kümmerte er sich um die Bedürfnisse derer, die im Palast des Patricius lebten. Nachts betet er immer länger, bis zur Mitternacht. Einmal, als er so im Gebet war, fiel ein strahlender göttlicher Schein auf ihn und erfüllte den Raum. Er sah nichts als lauter Licht um sich herum und war sich nicht einmal mehr des Bodens unter seinen Füßen gewahr.

 

Ihm schien es, als sei er selbst zu Licht geworden. Dann stieg sein Geist auf in den Himmel, und er sah ein zweites Licht, noch strahlender als jenes, das ihn umgab. Am Rande dieses zweiten Lichtes meinte er den hl. Simeon den Frommen zu erblicken, der ihm den hl. Markus den Asketen zu lesen gegeben hatte.

 

Sieben Jahre nach dieser Vision trat der hl. Simeon ins Kloster ein. Dort verstärkte er sein Fasten und seine Wachsamkeit und lernte, dem eigenen Willen zu entsagen. Der Feind unserer Erlösung erregte die Brüder im Kloster gegen den hl. Simeon, der Lob und Tadel von Anderen gleichgültig hinnahm. Wegen des wachsenden Unmuts im Kloster wurde der hl. Simeon zum Kloster des hl. Mamas nach Konstantinopel entsandt.

 

Dort wurde er zum Mönch geschoren und verstärkte seine spirituellen Kräfte. Er erreichte eine hohe spirituelle Stufe und verbesserte seine spirituellen Kenntnisse durch die Lektüre der Heiligen Schriften und der Aufzeichnungen der Kirchenväter sowie im Gespräch mit heiligen Starzen.

 

Um das Jahr 980 wurde der hl. Simeon zum Hegumen des Klosters des hl. Mamas ernannt und hatte dieses Amt 25 Jahre inne. Er ließ das durch Vernachlässigung heruntergekommene Kloster wieder instandsetzen und brachte auch Ordnung in das Leben der Mönche.

 

Die strikte mönchische Disziplin, nach der er strebte, führte aber unter seinen Brüdern zu großer Unzufriedenheit. Einmal gingen einige Mönche nach der Liturgie auf ihn los und töteten ihn beinahe. Als der Patriarch von Konstantinopel diese dafür aus dem Kloster wies und den weltlichen Autoritäten übergeben wollte, bat der hl. Simeon darum, sie mit Nachsicht zu behandeln und sie in der Welt leben zu lassen. Um das Jahr 1005 herum gab der Heilige sein Amt als Hegumen an Arsenius ab und ließ sich in der Nähe des Klosters nieder. Dort stellte er seine theologischen Werke zusammen, die teilweise in der Philokalia enthalten sind.

 

Hauptthema seiner Schriften ist das verborgene Wirken der geistlichen Vollkommenheit und der Kampf gegen die Leidenschaften und sündigen Gedanken. Er schrieb Leitfäden für Mönche: „Theologische und praktische Abschnitte“, „Eine Abhandlung über die drei Arten des Gebets“ (im 4. Band der englischen Ausgabe der Philokalia) und “Eine Abhandlung über den Glauben”. Darüber hinaus war er ein hervorragender Kirchendichter. So schrieb er auch “Hymnen der göttlichen Liebe”: rund siebzig Gedichte voller tiefer Gebetsmeditationen. Von seinen theologischen Werken sind 58 Hymnen, 334 Katechesen und 225 Aphorismen erhalten.

 

Die erhabenen Lehren des hl. Simeon über die Geheimnisse des geistigen Gebets und den spirituellen Kampf haben ihm den Titel „der neue Theologe“ eingetragen. Diese Lehren waren zwar nicht seine eigene Erfindung, waren aber im Laufe der Zeit fast in Vergessenheit geraten.

 

Einige dieser Lehren erschienen seinen Zeitgenossen seltsam und unannehmbar. Dies führte zum Streit mit den Kirchenoberen von Konstantinopel, und der hl. Simeon wurde aus der Stadt verbannt. Er zog sich über den Bosporus zurück und ließ sich in dem alten Kloster von hl. Marina nieder.

 

Im Jahre 1021 entschlief der Heilige friedlich im Herrn. Schon zu Lebzeiten war ihm die Gabe des Wunderwirkens gewährt worden. Auch nach seinem Tod geschahen zahlreiche Wunder, darunter die wundersame Entdeckung seiner Ikone.

 

Sein Leben wurde von seinem Schüler und Zellengenossen, dem hl. Niketas Stethatos, aufgezeichnet.

 

 

 

UNSER VATER UNTER DEN HEILIGEN SERAPION,
METROPOLIT VON NOWGOROD
16. März
Der hl. Serapion stammte aus dem Dorfe Pechorka bei Moskau und war Sohn eines Priesters. Nach dem Tod seiner Frau wurde er Mönch und erbaute das Mariä-Entschlafens-Kloster von Dubna, wurde dann Abt des Dreifaltigkeits-Klosters.
Er trat als Fürbitter für die Unschuldigen bei Zar Ioann III., seinem geistlichen Kind, hervor.
1506 wurde er Erzbischof von Nowgorod, aber schon 1509 durch ein Bischofskonzil in den Ruhestand versetzt und ins Andronikos-Kloster nach Moskau verbannt, da er Joseph von Wolokolamsk exkommuniziert hatte, welcher sich ohne Erlaubnis unter die Macht des Moskauer Großfürsten begeben hatte.

 

Von 1511 an weilte Serapion im Dreifaltigkeitskloster des Heiligen Sergius. Er starb 1516 und wurde im Kloster begraben.

 

Der Heilige Alexius, der Knecht Gottes

 

17. März

 

Der selige Alexios oder Alexius, sein griechischer Name bedeutet "Hilfe" trägt den ehrenden Beinamen der "Mensch Gottes" oder frei übersetzt: der "Knecht Gottes." Er erblickte das Licht der Welt in Rom zu Ende des 4. Jahrhunderts. Seine Eltern, Euphemanus und Aglaia, waren wohlhabend und von senatorischem Adel und sehr fromme Christen. Jedoch war ihre Ehe kinderlos geblieben. In ihrer Trauer richteten sie viele Gebete an den Herrn, dass Er ihnen doch ein Kind schenken möge. Tatsächlich wurden ihr Gebete erhört und sie bekamen einen Sohn. Alexius wuchs in einem vornehmen römischen Hause auf, zu dessen Adel es gehörte, der Armen nicht zu vergessen und ein frommes, auf Gott ausgerichtetes Leben mit Werken der Frömmigkeit und Nächstenliebe zu führen. So lies das fromme Paar  regelmäßig den Tisch auch für die Armen und in Not Geratenen herrichten und speiste sie. So lernte der heilige Alexius von klein auf die Gottesliebe kennen, die mit den Werken der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe verbunden ist.

 

Als Alexius zum jungen Mann herangewachsen war, wünschten seine Eltern ihn mit einer guten frommen christlichen jungen  Frau zu verheiraten, obwohl er sein ganzes Leben und sein ganzes Herz allein Gott zu schenken wünschte. So wählten sie für ihn eine junge fromme Christin, die auch auch aus vornehmen und wohlhabendem Hause stammte. In der damaligen Gesellschaft entschieden nicht die jungen Leute, sondern die Eltern über die Ehen ihrer Kinder. So verheirateten sie ihren Sohn trotz seiner Einwände. Nachdem das Paar gekrönt worden war, gab Alexius jedoch schon in der Hochzeitsnacht seiner Angetrauten den Ehering zurück und verließ nicht nur das gemeinsame Schlafgemach sondern auch sein Vaterhaus. Er verlies die Stadt Rom und Italien und floh bis nach Edessa, dem heutigen Urfa in der Türkei, ohne seine Eltern oder seine frisch vermählte Ehefrau über seinen neuen Aufenthaltsort in Kenntnis zu setzen.

 

In Edessa verteilte Alexius sein ganzes Vermögen an die Armen. Dann verbrachte er nach dem Vorbild des heiligen Johannes des Kalybiten sein Leben in strenger Askese und dem Weg eines verborgenen Narren um Christi willen folgend. Die folgenden siebzehn Jahre verbrachte er als Obdachloser und Bettler. Die meiste Zeit verbrachte er in der dortigen Kirche der Allheiligen Gottesgebärerin in Gemeinschaft mit den übrigen Bettlern der Stadt, die dort auf die Mittätigkeit und Almosen der Betenden hofften. Niemand kannte seine wahre Herkunft und das heilige asketische Leben, das er insgeheim führte. Die ganze Woche über aß er nicht. Am Sonntag aber empfing er die Heiligen Kommunion teil und aß daraufhin etwas Brot und trank Wasser. Er demütigte sich selbst um seiner Liebe zu Gott willen, wurde einer der Armen und lebte vom Wohlwollen und den milden Gaben anderer Menschen. Seine Eltern und seine Ehefrau trauerten währenddessen um ihn und ließen überall nach ihm suchen. Jedoch blieben all ihre Nachforschungen ohne Erfolg.

 

 

Als es aber fast dazu kam, dass er, durch die Vision eines frommen Menschen, dem die Allheilige Gottesmutter im Traum erschien und diesen auf das heilige leben des Gottesknechtes Alexius hinwies, in Edessa als Heiliger verehrt wurde, verließ er fluchtartig die Stadt. Mit dem Schiff wollte er nach Tarsus in Cilicien weiterreisen, um dort sein asketisches Leben fortzusetzen. Der Sturm aber brachte sein Schiff weit vom Kurs ab, so dass es in der Nähe von Rom, seiner Heimatstadt, anlegen musste. Der heilige Alexios nahm diesen Umstand als Ausdruck des Willens Gottes an und kehrte in seinem Vaterhaus zurück. Hier nahm ihn sein Vater, der den als Pilger und Bettler Verkleideten nach so vielen Jahren des harten Lebens in vollkommener Askese nicht als seinen Sohn erkannte, mildtätig in sein Haus auf. Dort lebte als Fremder unter der Treppe oder an einem anderen Ort auf dem Hof seiner Eltern. Die Diener des Hauses benahmen sich ihm gegenüber gleichgültig und mit großer Verachtung und tat ihm deshalb allerlei Leid an. So übergoss sie ihn regelmäßig mit Spülwasser und trieben ihren Hohn und Spott mit ihm. So verbrachte der heilige Alexius seine Tage unerkannt, sein Leid ertragend und sich in Geduld übend. 

 

Als der heilige Alexius merkte, dass sein Leben sich dem Ende zuneigte, schrieb er auf ein Blatt seine wahre Identität und seine Lebensgeschichte auf. Dann bereitete er sich im Gebet darauf vor, seine geheiligte Seele dem Herrn zu übergeben. Kurz vor dem Entschlafen des Heiligen feierte der Erzbischof von Alt-Rom, Papst Innozenz in Gegenwart der Kaiser Honorius und Arcadius die Göttliche Liturgie in der Baslika von Sankt Peter. Während der heiligen Handlung rief eine Stimme laut vom Himmel: "Sucht nach dem Menschen Gottes, er wird am Freitag entschlafen". Und später: „Sucht den Heiligen im Hause des Euphemianus”. Unverzüglich nach dem Ende der Liturgiefeier begaben sich der Erzbischof und die versammelten Gläubigen, aber auch die beiden Kaiser zum Haus des Senators Euphemianus. Dort fanden sie den Heiligen im Hof seines Vaters unter der Treppe, unter der er gelebt hatte. Sterbend gab er sich seinen Eltern zu erkennen. Der Papst Innozenz las dem Versammelten Volk im Beisein der beiden Kaiser Honorius und Arcadius das Schriftstück vor. Nach seinem Heimgang zu Gott wurde der heilige Alexius in der heute nach ihm und dem Großmärtyrer Bonifatius benannten Kirche in Rom beigesetzt. Schon bald setzte seine Verehrung ein. Große Menschenmengen versammelte sich um den Heiligen an seinem Grabe. Viele baten Gott dort um Heilung und erhielten sie auch. Große Zeichen und Wunder geschahen in der folgenden Zeit: Durch das Berühren seiner heiligen Reliquien wurden Lahme, Blinde und Kranke geheilt und Dämonen wurden aus den Besessenen vertrieben.

 

 

Kurzer Exkurs über die römische Messe: Die Ordnung für die Feier der Göttlichen Liturgie in Rom geht bis auf den Heiligen Apostel Petrus zurück. Diese Liturgie des Heiligen Apostel Petrus wurde dann in der Spätantike zu einer feststehenden liturgischen Gebetsordnung durch den heiligen Gregor Dialogos gefasst. Auf den heiligen Gregor Dialogos gehen, neben anderen, auch die Gebete in der Liturgie der Vorgeweihten Gaben zurück. Der heilige Gregor hat jedoch keine neue Liturgie verfasst, sondern das apostolische liturgische Traditionsgut nur besser geordnet, wie es ebenso die Heiligen Basilius der Große und Johannes Chrysostomus für die Liturgie in der Kirche von Konstantinopel getan haben. Gleichzeitig regelte der heilige Gregor auch die Ordnung des kirchlichen Gesangs (gregorianischer Choral), der die lateinische Entsprechung zum byzantinischen Kirchengesang darstellt. So war die damalige römische Liturgie noch vollkommenen vom orthodoxen Geist der ungeteilten Kirche erfüllt.

Als das römische Reich im Westen unterging, gerieten weite Teile des römischen Patriarchates unter die Herrschaft der germanischen Frankenkönige. Viele Germanen hatten aber den christlichen Glauben zuerst in seiner arianischen Form angenommen und sich erst später dem orthodoxen Glauben des römischen Patriarchates zugewandt. Dadurch blieben aber bei den Germanen vereinzelte häretische Glaubensvorstellungen erhalten. So war die Kirche im Frankenreich nicht vollkommen vom orthodoxen Geist geprägt und durchdrungen. Auch ursurpierten die Frankenherrscher mit Hilfe der römischen Päpste die Würde der weströmischen Kaiser. Mit dem Ausbreitung des Frankenherrschaft über große Teile Westeuropas unter König Karl entstand dann auch eine lateinisch-fränkische Kirche im Westen der orthodoxen Ökumene. Hier drangen nun nicht orthodoxe Glaubensvorstellungen schrittweise in das Leben dieser Kirche ein, so dass sich das römische Patriarchat dann schrittweise den übrigen orthodoxen Patriarchaten entfremdete, indem es unter fränkischem Einfluss schließlich das filioque und andere Sonderlehren im kirchlichen Leben erst duldete und am Ende dann für "orthodox" zu erklären versuchte. Hier beginnt ab dem 8. Jahrhundert eine verhängnisvolle Entwicklung, die am Ende zum Abfall der römischen Kirche vom orthodoxen Glauben und damit zur Abtrennung des abendländischen Patriarchates von der orthodoxen Kirche führte.  

Im 8 Jahrhundert wurde infolge dieser Entwicklung auch die bisher genuin orthodoxe Liturgiefeier der römischen Kirche durch die Formen der lateinisch-fränkischen Liturgie verändert. Damals wurde auch auf Drängen der fränkischen Bischöfe der Zusatz des filioque in das Glaubensbekenntnis eingefügt. Ab dem Mittelalter wurden dann noch weitere neue rituelle Gewohnheiten und Texterweiterungen, die sich im Papstgottesdienst an der römischen Kurie entwickelt hatten, in die römische Liturgie übernommen. Dadurch entstand aus der orthodoxen Liturgiefeier des abendländischen Patriarchates langsam die mittelalterliche römisch-katholische Messe des Abendlandes, die vollkommen vom theologischen Geist der Scholastik durchdrungen war. 

Infolge der protestantischen Reformation des 16. Jahrhunderts, die mit einer Ablehnung des bisher gewachsenen lateinisch-abendländischen Gottesdienstes einherging, wurde es für die verbliebenen römischen Katholiken notwendig, eine theologische, aber auch eine liturgische Antwort auf die Thesen der Reformatoren zu finden. Theologisch antworte der römische Katholizismus auf die Reformation mit dem Konzil von Trient. Diesem folgte dann auch liturgisch eine Vereinheitlichung der gottesdienstlichen Bücher. Zum Vorbild wurde hierfür der damalige stadtrömische Brauch, vor allem die Liturgiefeier an der römischen Kurie, also im Petersdom, genommen. Es handelte sich also nicht um eine "Liturgiereform" wie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, sondern um eine Festlegung aller Klöster und Gemeinden in der gesamten römisch-katholischen Welt auf die Zelebrationsordnung und die liturgischen Gebetstexte an der römischen Kurie. Von 1570 bis 1962 war diese Liturgie- und Gottesdienstordnung über ein einheitliches Messbuch (Liturgikon) und Brevier (Stundenbuch) dann in der gesamten römisch-katholischen Welt in Gebrauch.

In Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils fand dann in der römisch-katholischen Kirche neben einer Neuorientierung in der Theologie und Frömmigkeit auch eine grundlegende Veränderung der bisherigen Gottesdienstformen, vor allem der römisch-katholischen Liturgie (Messe) statt. Die als "Liturgiereform" bezeichnete Veränderung steht unter dem Vorzeichen eines gesamtkirchlichen "Aggioriamento". Dieses Aggioriamento hat in seiner Grundintension zwar nicht eine Verweltlichung der Kirche, sondern eine Verchristlichung der Welt zum Ziel. Vom orthodoxen Standpunkt aus aber sind die real-faktischen Auswirkungen der "Liturgiereform" auf das Glaubens- und Frömmigkeitsleben der heutigen Katholiken (zumindest in der westlichen Hemisphäre), das sich vor allem in der Art den Gottesdienst zu feiern ausdrückt, geradezu verheerend (bei Treffen mit Katholiken hat darauf auch immer wieder mahnend S. E. Bishof Irinej von Bačka (serbische Kirche) hingewiesen). Als orthodoxer Christ erkenne ich hier eine weitgehende Kapitulation vor dem Zeitgeist des modernen Säkularismus, eine bereitwillige Angleichung an das theologisch-liturgische Denken und die Gottesdienstformen des Protestantismus und damit einhergehend eine ständig fortschreitende Profanisierung alles Heiligen. Die moderne katholische Messe ist deshalb noch weniger als die vorangegangene tridentinische Messe in der Lage, den christlich-orthodoxen Glauben adäquat zum Ausdruck zu bringen.

 

Thomas Zmija v. Gojan

 

 

 

Noch heute befinden sich Reliquien des Heiligen in Rom in der Kirche, wo er beigesetzt wurde. In Griechenland befinden sich Teile seiner Reliquien unter anderem in Kalavryta, im Kloster Megista Lavra; aber auch in weiteren Klöstern des Heiligen Berges Athos, wie zum Beispiel im Kloster Esfigmenou. Auch in Viotia im Kloster zu Ehren der Geburt der Allheiligen Gottesgebärerin und der Heiligen Pelagia finden sich Reliquien des Heiligen. Auch auf Zypern finden sich Reliquien des Heiligen Alexius im Kykkos Kloster. Auch in den slawischen Ländern finden sich Reliquien des Heiligen, so in Prag-Břevnov und in Sankt Petersburg in der Alexander-Newskx-Lavra. 

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija

 

 

Der Heilige Alexius, der Gottesmensch

 

Diakon Thomas Zmija

 

Der Heilige Alexius, der Gottesmensch  (griechisch: ̓Αλέξιος νθρωπος το Θεο, slavisch: Алексий, человек Божий) lebte im 5. Jahrhundert. Er war der Sohn einer überaus reichen und angesehenen römischen Adelsfamilie. Schon früh fühlte er sich dazu hingezogen, die Welt um Christi Willen zu verlassen, aber seine Eltern der Senator Euphemianus und seine Ehefrau Aglais erlaubten es ihm nicht und verheirateten ihn stattdessen mit einer Frau aus einem vornehmen Haus.

 
Aber noch in der Hochzeitsnacht verließ der heilige Alexius die junge Ehefrau und seine Eltern und ließ sich in Edessa, weit im Osten des römischen Reiches, nieder. Er lebte dort 17 Jahre als Bettler an den Stufen einer Kirche. Doch sein heiligmäßiger Lebenswandel konnte dort nicht für immer verborgen bleiben. Schließlich wurden Menschen auf den frommen Asketen und Bettler aufmerksam.

 
Der heilige Alexius aber wollte jeden Trubel um seine Person vermeiden. Er verließ seinen Platz an der Kirche und kehrte nach Rom in sein Elternhaus auf dem Aventin zurück. Dort erkannte man ihn jedoch nicht, so ausgezehrt und verwahrlost wie er nach einem so langen Leben als Bettler war. Fortan lebte er für weitere 17 Jahre unter der Treppe seines Elternhauses, wo er dem Spott der gesamten Dienerschaft ausgesetzt war.


Erst an seinem Todestag offenbarte er sich seinen Eltern und seiner Frau durch einen Brief, den sie in der Hand des Toten fanden.

 

Durch eine Stimme vom Himmel wurde dann dem römischen Erzbischof verkündet, dass ein großer Heiliger gestorben ist. Viele Menschen kamen, um den Leichnam des heiligen Alexius zu berühren. Dabei wurden viele Kranke  geheilt.

 
Der heilige Alexius hatte die besondere asketische Berufung, als ein Narr in Christo unter den Menschen zu leben. Ganz arm, demütig und verborgen verkündete er so die Selbsterniedrigung des Sohnes Gottes, der um unser aller Heiles willen Mensch geworden ist. So ist der heilige Alexius zu einer wahrhaft menschlichen Ikone unseres demütigen Herrn und Erlösers Jesus Christus geworden.

 

Von vielen wurde er während seines irdischen Lebens verachtet, wie es eben Bettlern und Obdachlosen so oft ergeht. Doch am Ende offenbarte Gott den Menschen, was für ein großer Heiliger unter ihnen gelebt hatte. Als Lebender suchte Alexius keine Ehre bei den Menschen, als zu Gott Entschlafener wird er nun durch alle Jahrhunderte hindurch hoch verehrt und hat in dieser Zeit vielen Menschen durch seine Fürsprache bei Gott Hilfe gebracht.

 

 

UNSER VATER UNTER DEN HEILIGEN KYRILL,
ERZBISCHOF VON JERUSALEM
18. März
Der hl. Kyrill ist ein wichtiger historischer Zeuge für die altkirchliche Eucharistielehre und gebrauchte als erster den Begriff der „Wandlung“ von Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Von ihm bzw. aus der Tradition der Jerusalemer Grabeskirche stammt wohl auch die ursprüngliche Messliturgie. Von dort trugen Pilger diese Form in die ganze Welt. Überliefert sind vom hl. Kyrill zahlreiche Ansprachen über die Taufe und die Eucharistie sowie Katechesen für Taufbewerber, die seinen Ruf als bedeutenden Theologen begründen.
Als Sohn christlicher Eltern wurde Kyrill laut Hieronymus vom heiligen Makarios I., seinem Vorgänger im Bischofsdienst, zum Priester geweiht und genoss als Prediger und Redner in Jerusalem ein hohes Ansehen, weshalb er 350 nach dem Tod von dem hl. Makarios zum Patriarchen von Jerusalem bestellt wurde.
Er war in die harten Auseinandersetzungen zwischen der rechtgläubigen Kirche und dem Anhängern der arianischen Sekte verwickelt. Bischof Akakios von Caesarea Maritima beschuldigte ihn, anscheinend wegen einer beim Konzil von Nizäa ungeklärten Rangfrage, des unerlaubten Verkaufs von Kirchengütern zwecks Unterstützung der Gläubigen, so dass er 16 Jahre im Exil verbrachte. Der hl. Kyrill starb am 18. März 386 in Jerusalem.
Tropar im 4. Ton:  Als Richtschnur des Glaubens und Vorbild der Sanftmut, Lehrer der Enthaltsamkeit bist Du Deiner Herde wahrhaft gewesen. Deshalb wurde Deiner Demut Erhöhung zuteil und Deiner Armut Reichtum. Heiliger Vater Kyrill, bitte Christus, unseren Gott, zu erretten unsere Seelen.

 

Heiliger Gerechter Altvater Seraphim von Wyritza

 

21. März

 

Der Heilige Seraphim (1866-1949) war ein heiliger Mönch und Altvater, den Gott der russischen Kirche und dem gläubigen russischen Volk in schwerer Zeit geschenkt hat. Geboren wurde er im Jahre 1866 im Dorf Wakromejewo in der Governement Jaroslawl. Seine Eltern Nikolai und Chionija Murawjew waren einfache Bauern. Er wurde auf den Namen Wassili getauft.. Als der kleine Wassili erst zehn Jahre alt war, verstarb sein Vater. Auch seine einzige Schwester Olga verstarb schon in Kindertagen. Nun wurde Wassili allein von seiner ebenfalls  bereits kränkelnden Mutter aufgezogen.

 

Da die Familie Murawjew in großer Armut lebte, nahm ihn schließlich ein Junge aus der dörflichen Nachbarschaft mit zur Arbeitssuche nach Sankt Petersburg: Mit seiner Hilfe konnte Wassili dort eine Stelle als Laufbursche in einem Ladengeschäft bekommen. Wassli war ein frommer und gottesfürchtiger junger Mann und hegte im Geheimen den Wunsch einmal Mönch werden zu können. Schließlich fasste er den Entschluss in die Alexander-Newski-Lawra zu gehen, um dort mit einem Starez über seinen Lebenswunsch zu sprechen. Der Starez gab ihm aber den Rat, ein christliches Leben in der Welt zu führen und eine Familie zu gründen. Wenn die Kinder dann erwachsen wären, dann könnten er und seine Frau Gott im Kloster dienen.

 

Wassili nahm diese Worte als eine Offenbarung des Willen Gottes an und lebte sein Leben so, wie es ihm der Starez empfohlen hatte. Er arbeitet weiter im gleichen Ladengeschäft und schickte auch regelmäßig Geld nach Hause, um seine arme Mutter dort zu unterstützen. Im Jahre 1882 wurde er schließlich stellvertretenden Geschäftsführer des Unternehmens. Auf seinen ausgedehnten Handelsreisen besuchte er gerne die auf dem Wege liegenden örtliche Klöster und ihre Heiligtümer. Auch wurde er ein geistliches Kind des Heiligen Starzen Barnabas (Merkulow), eines bekannten Asketen in der Gethsemane-Skite der Sergius-Dreieinheit- Lavra.

 

Im Jahre 1882 eröffnete er dann ein eigenes Kürschnerei-Geschäft. Schon bald wurde er durch seinen Fleiß sehr wohlhabend. Einen großen Teil seiner Pelzwaren verkaufte er nach Westeuropa. Etwa im Alter von 24 Jahren heiratete er schließlich seine Frau Olga. Er hatte einen Sohn Nikolaj und eine Tochter Olga. Nachdem die Tochter verstarb, beschlossen Wassili und seine Frau, fortan wie Bruder und Schwester zusammenzuleben.

 

Seit 1895 war Wassili Mitglied der Gesellschaft zur Verbreitung kommerzieller Kenntnisse in Russland und belegte dort auch Kurse in Wirtschaftswissenschaften. Seit 1905 war er eines der tragenden Mitglieder in der Jaroslawler Wohlfahrtsgesellschaft. Wassili, dessen Jahreseinkommen damals durchschnittlich 90.000 Rubel (umgerechnet ca.1.250.000 Euro) betrug, gab den größten Teil seines Reichtums weg. Meist spendete er die Geldmittel, indem er anonym Klöstern, Kirchen und caritative Einrichtungen großzügig unterstütze.

 

Nachdem die Bolschewiki die Macht in Russland an sich gerissen hatten und es absehbar war, das ein privates Wirtschaftsunternehmen nicht mehr fortzuführen war,  löste Wassili sein Kürschnei- Unternehmen auf und gewährte seinen Angestellten großzügige Abfindungen. Vorschläge, nach Westeuropa , wohin er viele geschäftliche Verbindungen besaß, zu emigrieren , lehnte er konsequent ab. In den folgenden drei Jahren, in denen es für den ehemaligen erfolgreichen Kaufmann in Petersburg zu gefährlich war, lebten er und seine Frau zurückgezogen in einem Haus in der Nähe von Petersburg. Sie nutzen diese Zeit, indem sie die Werke der Heiligen Väter lasen und sich so auf ihren künftigen monastischen Lebensweg vorbereiteten.

 

Im Jahre 1920 bat Wassili die Bruderschaft der Alexander-Newski-Lawra, ihn als Bruder aufzunehmen. So wurde er Novize in der Lawra und mit dem Gehorsamsdienst des Küsters beauftragt. Zur gleichen Zeit trat seine Frau als Novizin in das Neujungfrauen-Auferstehungs-Kloster in Petersburg ein. Vorher spendeten die Eheleute  ihr gesamtes verbliebenes Vermögen an verschiedene Klöster.

 

Bei der Mönchsweihe erhielt Wassili den Namen Barnabas. Im Jahre 1921 wurde er zum Mönch-Priester geweiht. Seit 1926 war er der Beichtvater der Alexander-Newski-Lawra. Vermutlich im Jahre 1929 erhielt er die Weihe zum Großen Schima. Dabei erhielt er den Namen Seraphim zu Ehren des Heiligen  Seraphim von Sarow.

Schnell stellte sich heraus, dass der Schima-Priestermönch Seraphim von Gott die Gaben der Hellsichtigkeit und der Heilung empfangen hatte. So kamen bald  viele Menschen zu ihm auf der Suche nach Rat und Hilfe. Auch Bischof von Nowgorod Alexi (Simansky) besuchte den Starez im Jahre 1927 um ihn zu fragen, ob er Russland verlassen solle, da vielen Bischöfen und Priestern unter dem kommunistisch-atheistischen Joch Arrest und Hinrichtung zu befürchten hatten. Doch bevor der Bischof noch das Wort ergreifen konnte, sagte der Heilige Seraphim: „Viele wollen Russland jetzt verlassen, aber es gibt nichts zu befürchten. Du wirst hier gebraucht. Du wirst Patriarch werden und es 25 Jahre lang bleiben.“

 

Der heilige Starez Seraphim, der als Beichtvater eine schwere geistliche Last trug, wurde dann im Jahre 1930 schwer krank und zog auf Empfehlung der Ärzte und mit dem Segen des Heiligen Metropoliten Seraphim (Tschischagow) in das Dorf Wyritza, einem kleinen Ort in der Nähe von Petersburg, mitten in  Wäldern und einem Fluss gelegen und bekannt für sein gesundes Klima zurück. Dadurch entging er auch der Massenverhaftungswelle, die ab Februar 1932 vor allem die Mönche und Nonnen betraft. Viele wurde daraufhin in den Gulag geschickt und kamen in den  Arbeitslagern um oder wurden auch sogleich hingerichtet.

Nachdem er sich von seiner Krankheit und Schwäche etwas erholt hatte, begann der Heilige Starez Seraphim in Wyritza Ratsuchende und Besucher zu empfangen, um ihnen geistliche Orientierung und Trost zu spenden. In einer Zeit als die gottlose, sowjetische Regierung die meisten Kirchen geschlossen, die Klöster entweiht und zerstört hatte, die Priester und Mönche verfolgte und inhaftierte und das öffentliche kirchliche Leben somit fast zum Verschwinden gebracht hatte, gab es für die meisten  Gläubigen keine Gelegenheit mehr, sich mit Fragen und Nöten an der Priester in ihrer Pfarrei oder in der näheren Umgebung wenden zu können. So wurde der Dienst der Starzen in dieser Zeit der Verfolgungen und Bedrängnisse für das geistliche Leben in der russischen Kirche besonders wichtig. Auch wurden viele, die mit geistlichen, geistigen oder körperlicher Krankheit geschlagen wurden, durch die Gebete des Heiligen Seraphim geheilt.

 

Im Jahre 1941 marschierten die Deutschen in Wyritza ein. Wie durch ein Wunder geschah aber niemandem ein Leid und es gab auch keine Plünderungen oder Zerstörungen im Dorf. Während der Zeit des Krieges wurde der Heilige Seraphim dann zunehmend körperlich schwächer, so dass er nur noch selten die Göttliche Liturgie zelebrieren konnte. Ab dem Frühling 1949 war er dann so sehr geschwächt, daß er das Bett hüten mußte. Aber der Starez empfing auch dann noch einen nicht abreißenden Strom vom Rat und Hilfesuchenden. 

 

Der Hl. Seraphim ging am 03. April (21. März des alten Kalenders) 1949 heim zum Herrn. Er wurde auf dem Friedhof neben der Kirche der Kazaner Muttergottes-Ikone in Wyritza beigesetzt. Die gläubigen Menschen kamen in großer Zahl zu seinem seinem Begräbnis, Auch in den folgenden Jahren blieb sein Grab ein Ort, an dem sich die Hilfesuchenden Beistand, Hilfe und Trost erbaten. So wurde sein  Grab in  Wyritza schon im kommunistischer Zeit zu einem orthodoxen Wallfahrtsort. Im August 2000 wurde der Heilige Seraphim dann von der orthodoxen Kirche in Russland heiliggesprochen.

 

Zusammengestellt unter Verwendung verschiedener russischer Broschüren

und des Artikels "Seraphim von Wyritza" auf der

Internet-Plattform Christlich-orthodoxes Informationszentrum

von Thomas Zmija

 

Der Heilige Seraphim in  seiner Zeit in Wyriza
Der Heilige Seraphim in seiner Zeit in Wyriza

 

Das Hochfest Mariä Verkündigung

 

25. März

 

Zwischen Mariä Verkündigung und der Geburt Christi liegen neun Monate – das entspricht der Zeit zum Austragen eines Kindes.

 

Die Bezeichnung des Festes – Mariä Verkündigung – gibt seinen Sinn wieder: der Jungfrau Maria wird die frohe Botschaft über die Empfängnis und die Geburt des Gottessohnes Christus verkündigt. Es geschah so:

 

Als sich die Zeit erfüllt hatte und die Menschheit vom Fluch des Todes durch die Ankunft des Erlösers in der Welt errettet werden sollte, musste eine reine und makellose Jungfrau gefunden werden, die würdig war, der Menschwerdung Gottes zu dienen. Und sie wurde gefunden, die Reinste und Makelloseste, die Frömmste aller Menschen, die Allheilige, die Allreine und über alles gesegnete Jungfrau Maria. Sie stammte aus königlichem und hohepriesterlichem Geschlecht; ihre Eltern waren die gerechten Joachim und Anna. Die Frucht ihrer Gebete, ihres Fastens und ihres ganzen frommen Lebens war Maria. Die Allreine Jungfrau war im Alter von drei Jahren in den Tempel gekommen und lebte dort etwa zwölf Jahre und verbrachte die Zeit mit Gebet und Handarbeit.

 

Als Maria vierzehn Jahre alt geworden war, während des zwölften Jahres ihres Lebens im Tempel, sagten ihr der Hohepriester und die Priester, dass nach dem Brauch des Gesetzes die Zeit gekommen war, nach Hause zurückzukehren und eine Ehe zu gründen. Sie antwortete, dass sie gelobt habe, sich Gott allein zu weihen, und deshalb möchte sie nicht heiraten. Die Priester waren über das ungewöhnliche Gelübde erstaunt, da sie bis dahin noch nie ein derartiges Mädchen getroffen hatten.

 

Sie wollten sie nicht im Tempel lassen, da dies gegen die Sitte war, gleichzeitig wagten sie es aber nicht, sie zur Ehe zu nötigen, da sie sich Gott allein geweiht hatte. Sie waren lange in Verlegenheit und dachten darüber nach, wie sie ihr Leben einrichten könnten, ohne Gott zu erzürnen. Die Priester hielten beides für eine Sünde: sie zur Ehe zu zwingen, da sie sich Gott geweiht hatte, oder sie im Tempel zu belassen.

 

Sie gingen zur Bundeslade, beteten inständig und bekamen von Gott die Antwort: es müsse für die Jungfrau ein ehrfürchtiger Mann gefunden werden, der unter dem Anschein der Ehe ihre Reinheit bewahren würde. Dieser Mann sollte aus dem Hause und Geschlecht Davids sein. Auf wessen Stab Blumen erblühen würden, nachdem man ihn auf den Altar gelegt hatte, dem sollte die Jungfrau Maria anvertraut werden.

 

Zu jener Zeit kam das Weihefest. Aus den umliegenden Dörfern kamen viele Menschen in den Tempel, darunter auch Männer aus dem Geschlecht Davids. Der große Zacharias, der Vater Johannes des Vorläufers und Täufers des Herrn, wählte zwölf Männer aus, die keine Frauen hatten, unter ihnen war auch der heilige Josef, ein gerechter Mann in vorgerücktem Alter. Zacharias nahm ihre zwölf Stäbe, legte sie auf den Altar und betete so: „Herr, Gott, zeige den Mann, der würdig ist, mit der Jungfrau Maria vermählt zu werden!“ Danach gingen alle weg und ließen die Stäbe die Nacht über auf dem Altar liegen. Am Morgen sahen alle, dass der Stab Josefs erblüht war und auf ihm eine Taube saß. Damit verstanden sie, dass Gott Josef für die Jungfrau Maria erwählt hatte. Sie wurden verlobt, aber Josef war nur ihr vermeintlicher Ehemann und hatte die Aufgabe, die Jungfräulichkeit und Reinheit Marias zu bewahren. Nachdem die Allheilige Jungfrau aus dem Tempel in das Haus Josefs gekommen war, veränderte sie ihr Leben nicht. Sie betete wie früher, studierte die Heilige Schrift und beschäftigte sich mit Handarbeiten. Sie lebte hier abgeschieden, sprach nur mit den Hausbewohnern, d. h. nur mit Josef und seinen zwei Töchtern. Denn Josef war Witwer.

 

Schließlich kam die Zeit, die der Allheiligen Jungfrau vorhergesagt war, die Zeit, auf welche die Menschheit seit dem Tag des Sündenfalls der ersten Menschen schon Tausende von Jahren gewartet hatte. Gott sandte den Seinem Thron am nächsten stehenden Erzengel Gabriel mit der Kunde von dem Geheimnis, das mit dem menschlichen Verstand nicht begreifbar ist. Der Erzengel Gabriel sollte der Jungfrau von der wunderbaren Empfängnis des Sohnes Gottes künden, der in die Welt kommen würde, um die Menschen zu erretten.

 

 

Im Evangelium wird davon so gesprochen: „Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret gesandt.“ Es war der sechste Monat seit der Empfängnis Johannes des Vorläufers und Täufers des Herrn, die seinem Vater Zacharias von demselben Erzengel Gabriel verkündet worden war.

 

Galiläa, wo sich Nazaret befand, war damals ein überwiegend heidnisches Gebiet, seine sündigen und ungläubigen Bewohner wurden von den Juden verachtet. Nazaret galt als eine so unbedeutende Stadt, dass von ihr gesagt wurde: „Kann denn aus Nazaret etwas Gutes kommen?“ Aber der Herr wollte nicht aus dem berühmten Jerusalem stammen, nicht aus dem Land Judäa, sondern aus dem „heidnischen Galiläa“, aus dem armseligen Nazaret, um zu zeigen, dass Er der Sünder wegen in die Welt kam und den irdischen Stolz und Hochmut ablehnte.

Der Erzengel Gabriel kam in das Haus, in dem die Jungfrau Maria wohnte, und sprach mit sanfter Stimme zu ihr: „Freue dich, du Begnadete, der Herr ist mit dir! Du bist gesegnet unter den Frauen. Der, der vor dir war, ist jetzt mit dir und wird bald von dir geboren werden. Der, der vor der Ewigkeit war, unterwirft sich jetzt der Zeit.“

 

Als die Jungfrau den Gruß hörte, erschrak sie, obwohl ihr der freundschaftliche Umgang mit Engeln schon seit der Zeit ihres Lebens im Tempel vertraut war.

 

Der Engel sagte: „Fürchte dich nicht! Denke an die Jungfrau, die Jesaja vorausgesagt hat, und zweifle nicht: Du bist diese Jungfrau. Du hast die Gnade Gottes gefunden durch dein ganzes Leben, das erfüllt war mit guten Taten, aber zuallererst durch diese drei: erstens durch die Demut, da Gott Seine Gnade den Demütigen gibt; zweitens durch die Reinheit, da der Seinem Wesen nach Allerreinste Gott von einer reinen und allreinen Jungfrau geboren werden will; und schließlich durch deine feurige Liebe zu Ihm, denn der Herr liebt die, welche Ihn lieben, und schenkt denen Seine Gnade, die Ihn suchen.

 

Du wirst einen Sohn gebären und ihm den Namen Jesus geben, Er wird die ganze Welt erretten und wird ein ruhmvollerer König sein als der Vorvater David und alle früheren Könige. Und Sein Reich wird ewig sein.

 

Die Kraft des Allerhöchsten wird über dich kommen, der Heilige Geist wird in dir dem körperlosen Sohn Gottes menschliche Gestalt geben. Der Herr wird durch dich hindurchgehen, wie ein Sonnenstrahl durch Glas oder Kristall geht, und dich heiligen und erleuchten durch Seine Göttliche Herrlichkeit. Du wirst die Mutter Gottes werden, da du den Sohn gebären sollst, den vollkommenen Gott und vollkommenen Menschen, aber du wirst Jungfrau bleiben vor der Geburt, während der Geburt und nach der Geburt.

 

Und das soll dir ein Zeichen sein, dass Gott dies alles bewirken kann: Deine Verwandte Elisabet, die unfruchtbar war und jetzt schon alt ist, wird bald einen Sohn gebären. Den Menschen schien dies unmöglich, aber Gott gefällt es so: Gemäß Seinem Willen wird eine unfruchtbare alte Frau Mutter. Und auch du, Jungfrau, wirst Mutter werden.“

 

Nachdem die Allreine Jungfrau Maria dies vom Engel gehört hatte, verbeugte sie sich in tiefer Demut vor dem Herrn und sagte: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“

Und in diesem Augenblick empfing sie geheimnisvoll vom Heiligen Geist.

 

Nachdem der Erzengel Gabriel alles getan hatte, was ihm der Herr aufgetragen hatte, verneigte er sich ehrfürchtig vor der Mutter Gottes und kehrte zum Thron des Allherrschers zurück, wo er mit allen himmlischen Mächten das große Geheimnis der Menschwerdung Gottes verherrlicht.

 

Quelle Erzpriester Dudko und Lorgus; Orthodoxes Glaubensbuch

 

 

Das Fest Mariae Verkündigung

 

25. März

 

Erzpriester Dr. Peter Plank 

 

 

In stetem Ablauf ruft uns das Kirchenjahr die großen Ereignisse im irdischen Leben des Herrn ins Gedächtnis, macht sie uns zur Gegenwart. Aber das Kirchenjahr ist in sich kein Abbild des Lebens unseres Herrn auf Erden. Es reiht die Heilsereignisse nicht in derselben Folge aneinander, in der sie geschehen sind. Nirgendwo wird das deutlicher als zu dieser Zeit des Jahres. Wir feiern die Verkündigung der Geburt des Herrn an seine Mutter – und haben dieses Jahr gerade und genau sechs Wochen Zeit, um uns noch auf die Feier des Todes und der Auferstehung des Herrn vorzubereiten. Deutlicher kann es uns kaum vor Augen geführt werden, wozu der Herr in das menschliche Leben eingetreten ist: Er wurde Mensch, um als Mensch zu sterben.

 

Doch wenden wir uns dem Mysterium dieses Tages zu: dem Beginn seines menschlichen Lebens. Denn heute beginnt es, mit der Zeugung, nicht in neun Monaten mit der Geburt, wie jedes Menschenleben mit der Zeugung beginnt, nicht mit der Geburt. Noch nie hat man das so klar und unzweideutig gewusst wie heute – und ist noch nie so verantwortungslos und verbrecherisch damit umgegangen wie heute. Das Böse ist letztlich ein Geheimnis, das nicht zu erklären ist. Und es trägt zu jeder Zeit sein eigenes Gesicht. Die bedenkenlose Tötung ungeborenen Lebens gehört zur ekelhaften und erschreckenden Fratze des Bösen unserer Zeit. Nicht zuletzt deshalb haben wir seinerzeit unserer neugegründeten Gemeinde dieses Patronatsfest gegeben, um darauf hinzuweisen, dass der Eintritt des Engels bei der Jungfrau den Beginn des menschlichen Lebens unseres Erlösers markiert, nicht seine Geburt, und dass dieses Ereignis der entscheidende Beginn unseres Heiles ist. 

 

Zwei Evangelien berichten uns vom Beginn des Menschenlebens unseres Erlösers, nämlich Matthäus und Lukas, aber sie tun es auf denkbar verschiedene Weise. Berichtet Matthäus aus der Perspektive des Joseph, so Lukas aus jener der Mutter. Übrigens ist mir dieser Tage einmal aufgefallen, dass uns die Evangelien nicht darüber berichten, was sie miteinander über dieses Ereignis gesprochen haben. Und da muss doch einiges zu reden gewesen sein, sollte ein Zusammenleben überhaupt noch denkbar sein. Doch würde eine Antwort auf eine solche Frage nur unsere menschliche Neugier befriedigen und uns nicht zum Heil dienen. Und die Evangelien, das Evangelium, ist nun einmal Heilsbotschaft und nicht romanhafte Unterhaltung. Kein überflüssiges Wort steht dort. Und so lesen wir auch nur von der Unterrichtung beider durch Engel – und das getrennt voneinander. 

 

Lukas nun unterrichtet uns über die Worte des Engels Gabriel an die Jungfrau. Er macht sie bekannt mit dem Unvorstellbaren – und schließlich erklärt sie sich bereit, dem Willen Gottes sich zu unterwerfen und seinem Ratschluss bedingungslos zu dienen – ohne einzuwerfen, in welche Lage sie das bringen wird, die zu erwartende Zerstörung der geplanten und vorbereiteten Ehe, die gesellschaftliche Ächtung, am Ende gar die Steinigung, wenn das Gesetz des Moses seine strenge Anwendung findet. Doch Gott, so die Verheißung, hat Großes, ja Größtes, mit diesem Kinde vor. So wird Er es auch aufziehen und schützen – ohne Vater, so scheint es und ist es zu erwarten. 

 

Dann ist plötzlich doch von einem Vater die Rede. Das Kind wird seine menschliche Entwicklung allein aus der Mutter nehmen. Die Samenzelle eines Mannes wird dabei nicht gebraucht und keine Rolle spielen. Und doch hat das Kind einen Vater. Nein, falsch! Es hat sogar zwei Väter! 

 

Hört auf die Rede des Engels: „Gott wird ihm“, so sagt er, „den Thron seines Vaters David geben“ (Lukas 2:32). David also ist der gesuchte Vater, und das Kind ist sein Erbe als König über Israel. Wie das gemeint ist, können wir ein paar Verse vorher erfahren. Dort teilt uns der Evangelist mit, dass die Jungfrau, von der er erzählt, verlobt war mit einem Mann namens Joseph aus dem Hause Davids. Wenn nun der Engel prophezeit, dass Gott dem Kind den Thron seines Vaters David geben wird, so kann damit nur gemeint sein, dass Joseph, der Bräutigam der Jungfrau, ob er es nun weiß oder nicht, der legitime Erbe des von Gott gestifteten davidischen Königtums über Israel ist. Matthäus berichtet uns ausführlich, wie Joseph dazu kam, seine Verlobte zu sich zu nehmen, obwohl deren Kind nicht von ihm stammte. Lukas hingegen setzt es schlicht und einfach voraus, dass es so war. Indem Joseph aber die schwangere junge Frau „zu sich nimmt“ (Мatthäus 1:24), erkennt er deren Kind rechtlich als sein eigenes an. Was er hat, das wird er ihm vererben, und das sind vor allem seine Rechte als von Gott bestellter Thronprätendent Israels. So wird David zum "Vater" des ungeborenen Kindes und das Kind zu seinem Erben. Eines freilich wird sich grundlegend ändern: Das von Joseph adoptierte Kind wird sich nicht, wie er selbst und eine jahrhundertelange Reihe seiner Vorfahren mit der Rolle eines inaktiven Thronprätendenten begnügen. Das Kind wird diesen Thron selbst besteigen und die Herrschaft über das Volk antreten. Wie? Als Erneuerer der davidischen Dynastie von ehedem, als erster einer Reihe von Neo-Davididen, die aufeinander folgen werden, wie es der Lauf dieser Welt eben einfordert? Nein! Der Engel fügt noch etwas hinzu, was vorerst ganz und gar rätselhaft bleiben muss: „Seiner Herrschaft wird kein Ende sein“ (Lukas 1:33). Wo hat es je einen Herrscher gegeben, dessen Herrschaft nie geendet hätte? Vielleicht hatten manche Österreicher den Eindruck von Kaiser Franz Joseph. Doch auch er starb 1916 in Wien nach 68 Regierungsjahren, und wenig später war sein Vielvölkerimperium nur noch ein Schutthaufen der Geschichte. Der Herrscher, dessen Herrschaft kein Ende nimmt, kann kein sterblicher Mensch sein. Nur Gottes eigene, persönliche Herrschaft kann und wird nie enden. Der adoptierte Josephs- und Davidssohn ist dieser Herrscher. Er allein und sonst keiner. „Sohn Gottes wird man ihn nennen“ – so sagt der Engel (Lukas 1:32). Und Gottes ewiger Sohn, von Ihm gezeugt vor, besser: außerhalb jeder Zeit, das ist Er. Als solcher nimmt Er keinen Anfang. Aber als Davidssohn nimmt Er einen Anfang, und zwar heute. Und Gottessohn – und Davidssohn wird Er bleiben ohne Ende. Und auch wir werden bleiben. Denn wir sind das neue Haus Jakobs, über das Er herrschen wird in Ewigkeit. Und Seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

 

 

Das Fest der Verkündigung an unsere hochheilige Herrin,

die Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria

 

25. März

 

 

Den Auftakt zur Feier bildet die große und feierliche Vesper, mit den Hymnen und Lesungen aus dem AT, die typologisch die Menschwerdung Gottes in Vor-Bildern darstellen. Diese Menschwerdung in Maria geschieht nicht nach der Ordnung der Natur, sondern ist ein Mysterium des Schöpfers mit der Absicht, den Menschen durch die Erlösung wieder zu seiner ursprünglichen Würde zu erheben. Das übersteigt die menschlichen Möglichkeiten, dazu ist nur der Gott-Menschliche Erlöser fähig; davon singt die heilige Kirche:

 

Wenn Gott es will, wird besiegt die Ordnung der Natur, sprach der Körperlose; was über Menschenverstand hinausgeht, wird vollbracht. Meinen Worten, die wahr sind, vertraue, Allheilige, überaus Makellose. Sie entgegnete: Mir geschehe nach deinem Wort Gebären werde ich Den, der nicht Fleisch hat, sich aber Fleisch aus mir leiht, um den Menschen empor zu führen, da allein Er es vermag, zu der ursprünglichen Würde durch die Einigung der beiden Naturen.

 

Stichire aus der Großen Vesper 

 

Alttestamentliche Lesungen bieten die Vor-Bilder; sie weisen auf das neutestamentliche Mysterium hin und erläutern es:

 

Jakob, auf dem Weg in die Heimat seiner Vorfahren, schaut in einer Traumvision eine Leiter, die bis zum Himmel reicht: „Gottes Engel stiegen daran auf und nieder“ (Genesis 28:10-17). Dieses Erlebnis enthält einen doppelten Hinweis auf die Erfüllung: Der Engel Gabriel wird zur Erde gesandt, und Maria erweist sich als die Leiter, auf welcher der Sohn Gottes selbst zu den Menschen herabsteigt.

 

Ezechiel schaut das verschlossene Tor des Tempels; nur Gott allein vermag es zu durchschreiten, ohne es zu öffnen. (Ezechiel 43:27-44,4). Dieses verschlossene und allein für Gott bestimmte Tor gilt als Zeichen für die Menschwerdung Gottes durch die jungfräuliche Mutter.

 

„Die Weisheit hat sich ihr Haus gebaut“ (Sprüche 9:1-11). Das Haus der göttlichen Weisheit ist der Leib der Jungfrau, der irdische Tempel Gottes.

 

 

Den Abschluss der Großen Vesper bildet das Fest-Tropar das in der Feier der Göttlichen Liturgie am nächsten Morgen als Fest-Troparion wieder erklingen wird:

 

Heute ist unserer Erlösung Anbeginn und die Offenbarung des seit Ewigkeit bestehenden Geheimnisses: Der Sohn Gottes wird Sohn der Jungfrau, und Gabriel verkündet die frohe Botschaft der Gnade. Deshalb rufen auch wir mit ihm der Gottesgebärerin zu: Freue Dich, Begnadete! Der Herr ist mit Dir.

 

Im Morgengottesdienst, der Utrenijam Orthros, wird als Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen das Evangelium von dem Besuch der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria bei Elisabeth und von ihrer Freude über die Erwählung verkündet (Lukas1:39-49.56).

 

Danach erklingen die feierlichen Hymnen verschiedener Dichter und der Kanon des heiligen Johannes von Damaskus mit seinen neun Oden, der in kunstvoll verfasster Poesie den Dialog zwischen der allheiligen Gottesgebärerin Maria und dem Erzengel Gabriel beschreibt. 

 

 

Die Lesung aus dem Synaxarion fasst gleich einer kurzen Predigt den Sinn des Festtages zusammen: 

 

Der menschenfreundliche und erbarmungsreiche Gott, der allezeit als liebevoller Vater für das Menschengeschlecht sorgt, sah, wie das Werk seiner Hände vom Teufel versklavt und tyrannisiert wurde und wie es den ehrlosen Leidenschaften unterlegen und dem Götzendienst verfallen war. Er beschloss, seinen einziggeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, in die Welt zu enden, um es aus den Fängen des Teufels zu befreien. ... Bei seinem Heilswerk sorgte er auch dafür, dass die heilige Jungfrau zuvor durch den Heiligen Geist geläutert wurde, damit sie einer solchen Gnade würdig sei. ... Während des Gespräches zwischen dem Engel und ihr empfing sie auf übernatürliche Weise durch die Überschattung Gottes und die Herabkunft des Heiligen Geistes in ihrem makellosen Schoß den Sohn und das Wort Gottes, seine personhafte Weisheit und wesenhafte Macht. Von nun an wurden die Mysterien des göttlichen Wortes entsprechend seinem Heilswillen zu unserer Rettung und Erlösung vollzogen. 

 

Die Lesungen in der Feier der Göttlichen Liturgie künden von der Erfüllung aller alttestamentlichen Verheißungen im Kommen Jesu Christi. Der Brief des heiligen Apostels Paulus an die Hebräer erklärt uns, dass Christus der Bruder der Menschen geworden ist, um den Tod zu entmachten und „ein barmherziger und getreuer Priester für sie bei Gott zu werden“ (Hebräer 2:11-3,1). In der Lesung aus dem Heiligen Evangelium erläutert der Erzengel Gabriel das Mysterium der Menschwerdung Gottes: „Der Heilige Geist wird Dich über kommen, und die Kraft des Höchsten wird Dich überschatten; darum wird auch Der, Der geboren wird, der Heilige genannt werden, Der Sohn Gottes“ (Lukas 1:24-38).

 

Der heiligen orthodoxen Tradition folgend, wird in der Festwoche, die den Festen des Herrn und der Gottesgebärerin folgen, am zweiten Tag der Festfeier jene Personen gedacht, die am Fest-Geheimnis mitgewirkt haben. So gedenkt unsere orthodoxe  Kirche am 26. März in einer Synaxis, einer Mitfeier, des heiligen Erzengels Gabriel.

 

Im Fest-Troparion stellt sich die ganze Kirche unter den Schutz des heiligen Erzengels:

 

Dich, der himmlischen Heere oberster Heerführer, bitten wir Unwürdige flehentlich, uns mit deinen Fürbitten wie mit einer Mauer zu umgeben und uns unter dem Schutz der Flügel deiner unstofflichen Herrlichkeit zu bewachen, da wir niederfallen und inständig rufen: Aus den Gefahren errette uns, du Heerführer der himmlischen Mächte.

 

Zusammengestellt von Thomas Zmija unter Verwendung von  Lothar Heiser, Quellen der Freude, Die Hochfeste der orthodoxen Christen.

 

 

Die jungfräuliche Empfängnis - Gottes Schöpfertat

 

Predigt unseres Vaters unter den Heiligen Gregor von Nyssa zum Fest Mariae Verkündigung 

 

In das Heilsgeheimnis wird die Jungfrau von Gabriel eingeweiht. Die Worte der Einweihung waren Segensworte: »Freue dich, Begnadete! Der Herr ist mit dir!« (Lukas 1: 28). Als Gegensatz zum ersten Spruch, der an eine Frau erging, ergeht nun dies Wort an die Jungfrau. Jene wurde der Sünde wegen zur Betrübnis bei der Geburt verurteilt, bei dieser aber wird durch die Freude die Betrübnis aufgehoben. Bei jener ging Betrübnis der Geburt voran, hier aber war bei der Geburt Freude als Hebamme tätig! »Fürchte dich nicht!« (Lukas 1: 30), spricht er. 

 

Da jeder Frau die Erwartung der Geburt Furcht bereitet, hebt die Verkündigung der freudvollen Geburt die Furcht auf. »Du wirst empfangen und einen Sohn gebären und sollst ihn Jesus nennen. Er wird sein Volk von den Sünden erlösen« (Lukas 1: 31). Was entgegnet Maria? Vernimm das Wort einer reinen Jungfrau! Der Engel verkündet ihr die Geburt, doch sie hält fest an der Jungfräulichkeit und misst der Unversehrtheit größeren Wert als der Erscheinung des Engels bei. Sie kann dem Engel weder den Glauben versagen, noch wird sie ihrem Entschluss untreu. »Mir ist der Umgang mit einem Mann versagt«, spricht sie. »Wie soll mir das geschehen?« (Lukas 1: 35) 

 

Wenn Josef sie zur Ehe genommen hätte, wie konnte sie über die Botschaft des Engels befremdet sein, daß sie gebären werde? Denn nach dem Gesetz der Natur erwartete sie durchaus, auch einmal Mutter zu werden. Da aber ihr gottgeweihter Leib wie eine geheiligte Weihegabe unverletzt bewahrt werden musste, deshalb spricht sie: »Wenn du auch ein Engel bist und vom Himmel kommst und deine Erscheinung über menschliche Erfahrung hinausgeht, so ist es doch unmöglich, dass ich einen Mann erkenne. Wie werde ich Mutter sein ohne einen Mann? Josef sehe ich als meinen Verlobten an, als Mann aber erkenne ich ihn nicht.«

 

Was erwidert Gabriel, der zur Jungfrau gesandt wird? Auf welches Brautgemach für die reine und unbefleckte Ehe weist er hin? »Heiliger Geist«, sagt er, »wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten« (Lukas 1: 35). Welch glückseliger Leib, der wegen seiner übergroßen Reinheit die guten Gaben für die Seele auf sich herabgezogen hat! Von allen anderen Menschen würde kaum eine reine Seele die Gegenwart des Heiligen Geistes in sich ertragen, hier aber wird der Leib zum Gefäß des Geistes. »Aber auch die Kraft des Höchsten wird dich überschatten«. Wie ist dieses geheimnisvolle Wort zu verstehen?

 

Dass Christus die Kraft Gottes und seine Weisheit ist, wie der Apostel sagt (1. Korinther 24). Die Kraft des höchsten Gottes also, die Christus ist, nimmt durch die Herabkunft des Heiligen Geistes in der Jungfrau Gestalt an.

 

 

In ihr ward der Erlösung Anfang

 

Die Mutter Gottes und die Inkarnation

 

Es wird gesagt, dass Rom nicht an einem Tag erbaut wurde. So richtig und anerkannt dieses Axiom auch sein mag, dass eine so große Stadt ihre Existenz nicht der Zeitspanne eines einzigen Tages verdankt, aber wenn es um die Inkarnation, die Fleischwerdung Gottes in Jesus Christus geht, dann vergessen wir gewöhnlich diese Weisheit. Wie oft sehen wir die Inkarnation unter dem Stern von Bethlehem beginnen, in einer kleinen Höhle, am Weihnachtstag, als der vorewige Gott unter die Menschen geboren wurde. Doch wurde dieses geheimnisvolle und wunderbare Ereignis, wie das große alte Rom, nicht „an einem Tag erbaut“. Die Inkarnation, das große Geheimnis der erlösenden Liebe Gottes, wurde nicht am Heiligen Abend begonnen und hat seinen Anfang nicht im Stall von Bethlehem genommen. Der Plan zur Erlösung des Menschen durch den fleischgewordenen Christus, der ewige Plan und Vorsatz Gottes, und der Brennpunkt der ganzen menschlichen Geschichte begann seine körperliche Verwirklichung neun lange Monate vorher, in der Stadt Nazaret in Galiläa, im Haus des alternden Josef, in der Person einer jungen Frau, die in einem Augenblick höchster göttlicher Gnade die Mutter Gottes wurde.

 

Es ist schwer sich die Szene der Verkündigung vorzustellen, eines Ereignisses, dessen in einem Fest gedacht wird, das der Syrische Kalender einmal „den Anfang und Quelle all’ unserer Feste“ genannt hat, obwohl die Schrift, die Väter und die Festhymnographie der Kirche viel davon erzählen. Wer von uns kann sich die Ankunft des Erzengels vorstellen, den Klang seiner Stimme, als er das Unmögliche verkündet und das Unbeschreibliche kund tut? Der Evangelist Lukas, der eine große Liebe für die Mutter Gottes empfand, hat es mit seinen berühmten Worten beschrieben: 

 

Im sechsten Monat [der Schwangerschaft der Heiligen Elisabeth] wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.“ 

 

Diese Worte klingen so einfach, so gerade heraus; doch wie fern jedem Verstehen sind die Dinge, die er beschreibt. Eine reine Jungfrau, nach heutigem Verständnis kaum mehr als ein Kind, bekam den Besuch eines Boten der körperlosen Mächte, es wurde ihr gesagt, dass sie in ihrem Schoß Ihn umfassen wird, der nicht umfasst werden kann und Ihn gebären wird, der sie selbst geschaffen hat. Die Worte des Engels waren ein großes Mysterium, und ein großes Wunder war die Antwort der Jungfrau. Maria, die genau wusste, dass auch Eva von einem Engel besucht worden war und durch dessen Rat in die Sünde gefallen war, die bis auf den heutigen Tag über die Erde verbreitet ist, Maria also, mutig in ihrer Unschuld und Reinheit, fragte den Gottesboten.

 

"Erkennen lass’ mich, o Engel, deiner Worte Macht; wie soll geschehen deine Rede? Sag’ klar mir, wie kann ich empfangen, da ich ein jungfräulich Mädchen? Und wie denn kann ich werden Mutter meines Schöpfers?“

 

Die Väter legten großen Wert auf das Gespräch der Gottesgebärerin mit Gabriel: ihre vertrauensvollen Fragen und ihr starker Wunsch die Wahrheit dessen zu erkennen, was sie hörte, standen in krassem Gegensatz zu Evas unbedachter Annahme der Worte der Schlange im Garten Eden. Maria ist das erste Beispiel spiritueller Erkenntnis im Neuen Testament, die die orthodoxen Asketen seitdem suchen. Jakob von Serug schreibt im sechsten Jahrhundert:

 

„Ihr, die den Sohn Gottes tragen sollte, wurde es gesagt, aber sie fragte, suchte, erforschte, lernte, und schwieg.“ 

 

... und schwieg. Die Mutter Gottes bezweifelte ihren plötzlichen Ruf, bezweifelte des Erzengels Worte, nicht aus Mangel an Glauben oder sündhaftem Zweifel, sondern aus dem vernünftigen und einsichtigen Wunsch sich Gottes Willen sicher sein zu wollen. Als Gabriel ihr das versicherte, antwortete die heilige Jungfrau mit den Worten, die seither fast gleichbedeutend sind mit der Definition des Wortes ‚Glaube’: „Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du gesagt“(Lukas 1: 38). Die Ikone der Verkündigung, eine der wenigen Ikonen, die sie nicht mit Christus abbilden, zeigt die Mutter Gottes meist mit vor der Brust gekreuzten Armen, das Haupt nach vorne gebeugt: die Haltung äußerster Demut und Unterwerfung, die die gläubigen Orthodoxen in der ganzen Welt jede Woche nachahmen, wenn sie zum Kelch gehen, um Gott in ihrem eigenen Leib zu empfangen. Das ist die Haltung, die zu Beginn der menschlichen Verwirklichung der Inkarnation Christi maßgebend war: die Menschheit, die ganze Menschlichkeit der gläubigen und treuen Jungfrau, völlig gehorsam dem Willen und der Absicht Gottes, beugt sich in Unterwerfung Seinem Ruf. In jenem Raum in Galiläa – er kann nicht viel größer gewesen sein als eine Mönchszelle oder Studentenbude – formte sich das größte Ereignis der zeitlichen Geschichte im Schoß der Mutter Gottes.

 

Es ist schwierig die Größe dessen zu verstehen, was sich in diesem Augenblick ereignete. Eine Jungfrau hat nicht einfach empfangen: das Weltall wurde auf den Kopf gestellt, oder vielleicht besser, es wurde endlich wieder auf die Füße gestellt. Das Natürliche wurde mit dem Übernatürlichen vereint, das Ergebnis so geheimnisvoll, dass die menschliche Sprache nur in Gegensätzen beginnen kann davon zu reden. Der Ungeschaffene wurde geschaffen, der Unumfassbare wurde umfasst, der Unbegrenzte wurde eingegrenzt, der Unerkennbare wurde nun klar erkennbar. Im Mittelpunkt dieses so großen Mysteriums stand die junge Mutter Gottes, in der dieses Geheimnis verwirklicht wurde. Für die ganze Weite und Wirklichkeit der Verkündigung reichen die menschlichen Möglichkeiten der Beschreibung nicht aus, aber man kann einen Schimmer ihres Wesens in den Worten finden, die jene verwendet haben, die es wagten davon zu sprechen. Einige der besten kann man in einer Predigt des Pseudo-Chrysostomos aus dem vierten Jahrhundert finden. Zur Mutter Gottes sprechend sagt er: 

 

„Freue dich und tanze vor Freude; freue dich und zertrete der Schlange Haupt. Freue dich, du voll der Gnade. Denn der Fluch ist gelöst, das Verderben ist hinweggenommen, die Trauer ist vergangen, das Glück erblüht, die Gnade, vorverkündet von den Propheten der Alten, ist da. Du bist es, auf die sich der Heilige Geist bezog, als Er durch den Mund des Jesaia sprach: ‚Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären’ (Jes 7,14). Du bist die Jungfrau. Freue dich, daher, du voll der Gnade. Du gefällst dem Urheber, du gefällst dem Bildner, du gefällst dem Schöpfer, du gefällst Ihm, den der Seelen Schönheit entzückt. Du hast einen Gatten gefunden, der deine Jungfernschaft beschützt statt sie zu verderben, du hast einen Gatten, der dein Sohn werden will, aus Seiner großen Liebe zu den Menschen. Der Herr ist mit dir! Er, der überall ist, ist in dir, Er ist mit dir und kommt aus dir, der Herr im Himmel, der Höchste im Abgrund, der Schöpfer Aller, der Schöpfer über den Cherubim, der Wagenlenker über den Seraphim, Sohn im Schoß des Vaters, Einziggeborener in deinem Schoß, der Herr – nur Er weiß wie – ganz überall und ganz in dir. Gebenedeit bist du unter den Frauen!“

 

Mit der Verkündigung an die heilige Mutter Gottes fand die Inkarnation Christi, der von Ewigkeit her vorgesehene Heilsplan Gottes, statt in der menschlichen geschaffenen Ordnung. Das Ereignis, nach dem sich die ganze Menschheit gesehnt hatte, wurde Wirklichkeit im Schoß einer Frau, als Antwort auf ihre gläubige Unterwerfung. Das Mysterium der Erlösung ist begonnen. Das Leben Gottes als Mensch beginnt sich zu formen. Die Menschheit, in der Person, die sich nun in Wahrheit als ihre Mutter bezeichnen kann, beginnt von Neuem ihren Aufstieg zum Himmel.

 

Man würde ja gerne wissen, was die heilige Jungfrau fühlte, als ihr die Wirklichkeit der Worte Gabriels bewusst wurde. Sie wird die Prophezeiungen des Jesaia und Anderer über das große Leiden, das der Messias erfahren würde, gekannt haben. Auch die Rede des Gerechten Symeon, viele Monate später, dass ein Schwert durch ihre Seele dringen würde, kann sie nicht völlig überrascht haben. Sie muss sich des Skandals bewusst gewesen sein, den ihre Schwangerschaft auslösen würde, auch wenn ihr anverlobter Ehemann sie akzeptierte. Das wird dargestellt auf einer Anzahl von Ikonen der Verkündigung, die Marias Herz mit einem Kranz von Dolchen oder Schwertern umgeben und damit die Tränen andeuten, die noch vor ihr liegen. Doch Lukas zeichnet uns nicht das Bild einer bestürzten Frau, obwohl sie doch Angst gehabt haben musste. Er zeigt uns das Bild einer Frau, die trotz der Schmerzen, die sie wohl vorausahnte, Gottes Gnade und Barmherzigkeit pries: 

 

„Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.“ (Lukas 1: 46-50).

 

Und so haben alle Geschlechter, die seine Gnade empfangen haben, sie in der Tat gesegnet genannt, sie, die die Mutter Gottes war und ist. Ihr Leben wird als Beispiel für gläubigen Gehorsam, zu dem jeder Mensch berufen ist, verkündet, verehrt und gesucht. Und jedes Jahr, an einem Tag genau neun Monate vor dem Fest der Geburt Christi, begleitet die Kirche sie in dem Augenblick, da der Erzengel das Heil der Menschen verkündet und die ganze Menschheit die erste Sprosse der Leiter ergreift, die zum Paradiese führt. In diesem Wissen und in diesem Geist singt die Kirche voll Zuversicht: 

 

„Das seit Ewigkeit bestehende Mysterium wird heute offenbart und der Sohn Gottes wird zum Menschensohn, damit Er, der des Geringen teilhaft war mich am Besseren teilhaft werden lässt. Einst wurde Adam getäuscht, er begehrte Gott zu werden, aber vergeblich; Gott wurde Mensch, um Adam zum Gott zu machen. Es freue sich die Schöpfung, es jauchze die Natur, denn der Erzengel steht in Furcht vor der Jungfrau und entbietet das ‚Freue dich’, den Gegensatz zur Trauer. O unser Gott, der Du aus gnädigem Erbarmen Mensch geworden bist, Ehre sei Dir.“

 

Quelle: M.C.Steenberg, 2002, aus www.monachos.net; hier: Andreasbote 3/ 2004

 

 

Die Verkündigung an die allheilige Gottesgebärerin

 

Das Fest Mariä Verkündigung (Благовещение Пресвятой Богородицы) wird von der Kirche am 25. März gefeiert.

 

Zwischen Mariä Verkündigung und der Geburt Christi liegen neun Monate – das entspricht der Zeit zum Austragen eines Kindes. Die Bezeichnung des Festes – Mariä Verkündigung – gibt seinen Sinn wieder: der Jungfrau Maria wird die frohe Botschaft über die Empfängnis und die Geburt des Gottessohnes Christus verkündigt. Es geschah so:

 

Als sich die Zeit erfüllt hatte und die Menschheit vom Fluch des Todes durch die Ankunft des Erlösers in der Welt errettet werden sollte, musste eine reine und makellose Jungfrau gefunden werden, die würdig war, der Menschwerdung Gottes zu dienen. Und sie wurde gefunden, die Reinste und Makelloseste, die Frömmste aller Menschen, die Allheilige, die Allreine und über alles gesegnete Jungfrau Maria. Sie stammte aus königlichem und hohepriesterlichem Geschlecht; ihre Eltern waren die gerechten Joachim und Anna. Die Frucht ihrer Gebete, ihres Fastens und ihres ganzen frommen Lebens war Maria. Die Allreine Jungfrau war im Alter von drei Jahren in den Tempel gekommen und lebte dort etwa zwölf Jahre und verbrachte die Zeit mit Gebet und Handarbeit.

 

Als Maria vierzehn Jahre alt geworden war, während des zwölften Jahres ihres Lebens im Tempel, sagten ihr der Hohepriester und die Priester, dass nach dem Brauch des Gesetzes die Zeit gekommen war, nach Hause zurückzukehren und eine Ehe zu gründen. Sie antwortete, dass sie gelobt habe, sich Gott allein zu weihen, und deshalb möchte sie nicht heiraten. Die Priester waren über das ungewöhnliche Gelübde erstaunt, da sie bis dahin noch nie ein derartiges Mädchen getroffen hatten.

 

Sie wollten sie nicht im Tempel lassen, da dies gegen die Sitte war, gleichzeitig wagten sie es aber nicht, sie zur Ehe zu nötigen, da sie sich Gott allein geweiht hatte. Sie waren lange in Verlegenheit und dachten darüber nach, wie sie ihr Leben einrichten könnten, ohne Gott zu erzürnen. Die Priester hielten beides für eine Sünde: sie zur Ehe zu zwingen, da sie sich Gott geweiht hatte, oder sie im Tempel zu belassen.

 

Sie gingen zur Bundeslade, beteten inständig und bekamen von Gott die Antwort: es müsse für die Jungfrau ein ehrfürchtiger Mann gefunden werden, der unter dem Anschein der Ehe ihre Reinheit bewahren würde. Dieser Mann sollte aus dem Hause und Geschlecht Davids sein. Auf wessen Stab Blumen erblühen würden, nachdem man ihn auf den Altar gelegt hatte, dem sollte die Jungfrau Maria anvertraut werden.

 

Zu jener Zeit kam das Weihefest. Aus den umliegenden Dörfern kamen viele Menschen in den Tempel, darunter auch Männer aus dem Geschlecht Davids. Der große Zacharias, der Vater Johannes des Vorläufers und Täufers des Herrn, wählte zwölf Männer aus, die keine Frauen hatten, unter ihnen war auch der heilige Josef, ein gerechter Mann in vorgerücktem Alter. Zacharias nahm ihre zwölf Stäbe, legte sie auf den Altar und betete so: „Herr, Gott, zeige den Mann, der würdig ist, mit der Jungfrau Maria vermählt zu werden!“ Danach gingen alle weg und ließen die Stäbe die Nacht über auf dem Altar liegen. Am Morgen sahen alle, dass der Stab Josefs erblüht war und auf ihm eine Taube saß. Damit verstanden sie, dass Gott Josef für die Jungfrau Maria erwählt hatte. Sie wurden verlobt, aber Josef war nur ihr vermeintlicher Ehemann und hatte die Aufgabe, die Jungfräulichkeit und Reinheit Marias zu bewahren. Nachdem die Allheilige Jungfrau aus dem Tempel in das Haus Josefs gekommen war, veränderte sie ihr Leben nicht. Sie betete wie früher, studierte die Heilige Schrift und beschäftigte sich mit Handarbeiten. Sie lebte hier abgeschieden, sprach nur mit den Hausbewohnern, das heißt nur mit Josef und seinen zwei Töchtern. Denn Josef war Witwer.

 

Schließlich kam die Zeit, die der Allheiligen Jungfrau vorhergesagt war, die Zeit, auf welche die Menschheit seit dem Tag des Sündenfalls der ersten Menschen schon Tausende von Jahren gewartet hatte. Gott sandte den Seinem Thron am nächsten stehenden Erzengel Gabriel mit der Kunde von dem Geheimnis, das mit dem menschlichen Verstand nicht begreifbar ist. Der Erzengel Gabriel sollte der Jungfrau von der wunderbaren Empfängnis des Sohnes Gottes künden, der in die Welt kommen würde, um die Menschen zu erretten.

 

 

Im Evangelium wird davon so gesprochen: „Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret gesandt.“ Es war der sechste Monat seit der Empfängnis Johannes des Vorläufers und Täufers des Herrn, die seinem Vater Zacharias von demselben Erzengel Gabriel verkündet worden war.

 

Galiläa, wo sich Nazaret befand, war damals ein überwiegend heidnisches Gebiet, seine sündigen und ungläubigen Bewohner wurden von den Juden verachtet. Nazaret galt als eine so unbedeutende Stadt, dass von ihr gesagt wurde: „Kann denn aus Nazaret etwas Gutes kommen?“ Aber der Herr wollte nicht aus dem berühmten Jerusalem stammen, nicht aus dem Land Judäa, sondern aus dem „heidnischen Galiläa“, aus dem armseligen Nazaret, um zu zeigen, dass Er der Sünder wegen in die Welt kam und den irdischen Stolz und Hochmut ablehnte.

 

Der Erzengel Gabriel kam in das Haus, in dem die Jungfrau Maria wohnte, und sprach mit sanfter Stimme zu ihr: „Freue dich, du Begnadete, der Herr ist mit dir! Du bist gesegnet unter den Frauen. Der, der vor dir war, ist jetzt mit dir und wird bald von dir geboren werden. Der, der vor der Ewigkeit war, unterwirft sich jetzt der Zeit.“

 

Als die Jungfrau den Gruß hörte, erschrak sie, obwohl ihr der freundschaftliche Umgang mit Engeln schon seit der Zeit ihres Lebens im Tempel vertraut war.

 

 

Der Engel sagte: „Fürchte dich nicht! Denke an die Jungfrau, die Jesaja vorausgesagt hat, und zweifle nicht: Du bist diese Jungfrau. Du hast die Gnade Gottes gefunden durch dein ganzes Leben, das erfüllt war mit guten Taten, aber zuallererst durch diese drei: erstens durch die Demut, da Gott Seine Gnade den Demütigen gibt; zweitens durch die Reinheit, da der Seinem Wesen nach Allerreinste Gott von einer reinen und allreinen Jungfrau geboren werden will; und schließlich durch deine feurige Liebe zu Ihm, denn der Herr liebt die, welche Ihn lieben, und schenkt denen Seine Gnade, die Ihn suchen.

 

Du wirst einen Sohn gebären und ihm den Namen Jesus geben, Er wird die ganze Welt erretten und wird ein ruhmvollerer König sein als der Vorvater David und alle früheren Könige. Und Sein Reich wird ewig sein.

 

Die Kraft des Allerhöchsten wird über dich kommen, der Heilige Geist wird in dir dem körperlosen Sohn Gottes menschliche Gestalt geben. Der Herr wird durch dich hindurchgehen, wie ein Sonnenstrahl durch Glas oder Kristall geht, und dich heiligen und erleuchten durch Seine Göttliche Herrlichkeit. Du wirst die Mutter Gottes werden, da du den Sohn gebären sollst, den vollkommenen Gott und vollkommenen Menschen, aber du wirst Jungfrau bleiben vor der Geburt, während der Geburt und nach der Geburt.

 

Und das soll dir ein Zeichen sein, dass Gott dies alles bewirken kann: Deine Verwandte Elisabet, die unfruchtbar war und jetzt schon alt ist, wird bald einen Sohn gebären. Den Menschen schien dies unmöglich, aber Gott gefällt es so: Gemäß Seinem Willen wird eine unfruchtbare alte Frau Mutter. Und auch du, Jungfrau, wirst Mutter werden.“

 

Nachdem die Allreine Jungfrau Maria dies vom Engel gehört hatte, verbeugte sie sich in tiefer Demut vor dem Herrn und sagte: „Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort.“

 

Und in diesem Augenblick empfing sie geheimnisvoll vom Heiligen Geist.

 

 

Nachdem der Erzengel Gabriel alles getan hatte, was ihm der Herr aufgetragen hatte, verneigte er sich ehrfürchtig vor der Mutter Gottes und kehrte zum Thron des Allherrschers zurück, wo er mit allen himmlischen Mächten das große Geheimnis der Menschwerdung Gottes verherrlicht.

 

 

Troparion, 4. Ton:

 

Heute ist der Anfang unserer Erlösung und die Offenbarung des Geheimnisses von Ewigkeit her. Gottes Sohn wird als Sohn der Jungfrau geboren, und Gabriel bringt die frohe Botschaft der Gnade. Deshalb rufen auch wir mit ihm der Gottesgebärerin zu: Freue Dich, Du Gnadenerfüllte, der Herr ist mit Dir!

 

Kontakion, 8. Ton:

 

Dir, der überlegen kämpfenden Heerführerin, bringen wir, Deine vom Bösen befreiten Diener, dankerfüllte Siegeslieder dar, o Gottesmutter! Du, deren Macht unüberwindlich ist, errette uns aus allen Gefahren, damit wir zu Dir rufen: Sei gegrüßt, Du unvermählte Braut!

 

 

Gedächtnis unseres Vaters unter den Heiligen

Gregor Dialogos, der Papstes von Alt-Rom

 

25. März

 

Der hl. Gregor Dialogos, im Westen auch Gregor der Große genannt, entstammt der angesehenen römischen Adelsfamilie der Ancier und wurde im Jahre 540 in Rom geboren. Er war ein Urenkel von Papst Felix’ II. (III.) († 492).
Der Vater des Heiligen war hoher römischer Beamter und auch der hl. Gregor folgte anfangs dieser Familientradition und ging nach einer gründlichen rhetorischen und juristischen Ausbildung zunächst einer weltlichen Karriere als Politiker nach.
Nach seiner Amtszeit entschied sich der hl. Gregor Dialogos im Jahre 575 für ein Leben als Mönch. Die elterliche Villa auf dem Monte Celio wandelte er in ein Benediktinerkloster um.
Sein Vorgänger als Papst, Pelagius II., holte den Heiligen dann im Jahre 579 in den Kirchendienst und sandte ihn als Apokrisiar (päpstlicher Gesandter) nach Konstantinopel, wo der hl. Gregor Dialogos sechs Jahre lang blieb und wegen seiner nur schlechten Kenntnisse der griechischen Sprache mitunter mit Verständigungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte.
Nach seiner Rückkehr wurde der hl. Gregor Dialogos Berater Pelagius’ II. und am 3. September 590 selbst zum Papst gewählt – der erste Mönch der lateinischen Kirche, der zum Bischof von Rom und damit zum Patriarchen des Abendlandes gewählt wurde.
Der hl. Gregor Dialogos ist am 12. März 604 gestorben, nachdem er bereits lange Zeit krank gewesen war.
Der hl. Gregor ist einer der bedeutendsten heiligen Väter des Westens. Auf dieser bedeutenden Heiligen auf dem römischen Bischofssstuhl geht auch die endgültige Ausgestaltung der römischen Liturgie und ihres Gesanges zurück, weshalb die alte römische Liturgie, die bis heute von den orthodoxen Gemeinden des westlichen Ritus gefeiert wird und die bis zur Liturgiereform in der römischen Kirche ebenfalls von den Lateinern (römisch-katholische Christen) zur Feier der Göttlichen Eucharistie verwendet wurde, "Liturgie (Messe) des hl. Gregorius des Großen" genannt wird. Davon zu unterscheiden ist die "Liturgie der Vorgeweihten Gaben", deren Gebete ebenfalls vom hl. Gregor Dialogos verfasst wurden. Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben ist eine Kommunionsfeier, bzw. eine Vecernija (Vesper) mit Kommunionspendung, bei der konsekrierte Heilige Gaben aus der am vorangegangenen Sonntag gefeierten Göttlichen Liturgie verwendet werden.
Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija

 

Gedächtnis unseres apostelgleichen Vaters unter den Heiligen Rupert,

 

des Erleuchters und Bischofs von Salzburg

 

27. März

 

Der hl. Rupert wurde um das Jahr 660 zu Worms geboren. Aus einer adeligen Familie stammen, wurde er in Worms zum Bischof geweiht. Später, im Jahr 696, ging er nach Regensburg und begann sein apostolisches Werk. Er missionierte im heutigen Bayern und in Oberösterreich und gründete in dieser Zeit drei Marienheiligtümer: Zur alten Kapelle in Regensburg, die Frauenkapelle in der Abtei Weltenburg und das sehr bekannte Altötting, das wohl größte Marienheiligtum im deutschen Sprachraum. Er blieb einige Zeit in Lorch, um sich dort der Mission der Awaren zu widmen. Anschließend zog er nach Iuvavum, dem heutigen Salzburg, wo er die bekannte Benediktinerabtei St. Peter gründete. Im Jahr 712 ließ er das Frauenkloster St. Maria auf dem Nonnberg in Salzburg errichten. Seine Nichte, die hl. Erentrudis, wurde die erste Äbtissin. Wenige Jahre nach seiner Rückkehr nach Worms entschlief er am 27. März 718. Seine Gebeine wurden durch einen seiner Nachfolger, dem hl. Virgil, nach Salzburg zurückgebracht und befinden sich dort im Dom. Neben dem Fest seines Heimgangs am 27. März wird in besonderer Weise sein Fest am 24. September zusammen mit dem hl. Virgil gefeiert. Der hl. Rupert ist der Stadt- und Landespatron von Salzburg.

 

 

In der Vesper:

 

Doxastikon 1. Ton

 

Salzburg jubele, denn wir ehren deinen Heiligen Hirten. Bayern und Austria jauchze, wir feiern deinen heiligen Apostel und du Stadt Worms singe, denn Dein ehrwürdiger Spross wird heute geehrt. Den ehrwürdigen Knecht der Allheiligen, Rupert, den Mönch auf Bischöflichen Throne, wollen auch wir verherrlichen in Lob- und Dankgesängen. In seinem Leben unermüdlich kämpfend für seine Herde, im Himmel immerwährend segnend alle Gläubigen, lobt er den Dreifaltigen sich niederfallend und singend: Ehre sei dem Vater, Ehre sei dem Sohne, Ehre sei dem Heiligen Geiste.

 

Doxastikon der Aposticha

 

O unser ehrwürdiger Vater Rupert! Die Heiden taufend, lehrtest du sie das christliche Leben und gabst ihnen zum Vorbild die Allheilige selbst. Heidentempel zerstörend errichtetest du Heiligtümer der Gottesgebärerin. Menschen in Not sehend gabst du ihnen Orte der Erquickung. In dem Du Christus der Welt brachtest, verschwand das Dunkel des Heidentums. Bitte heiliger Hirte für uns, deine Herde, dass Christus unser Licht, unser Leben erleuchte.

 

Apolytikion 7. Ton

 

Leuchten des Glaubens und Säulen unserer Kirche, Apostelgleicher Rupert, der Gottesmutter Diener, des Glaubens Herold Virgil, du guter Hirt der Gläubigen, Äbtissin Erentrudis, du treue Braut Christi, ihr heil‘gen Mönche Chuniald und Giselher, Eure kostbaren Reliquien verehren wir in Glauben und in Liebe.

 

Im Morgengottesdienst:

 

Megalynarien

 

Salzburgs großer Hirte und Schutzpatron, juble und freue dich mit dir freut sich die Christenheit. Apostelgleicher Rupert erbitt‘ am Throne Gottes uns Gnade und Barmherzigkeit jetzt und in Ewigkeit.

 

O Du Kirche Salzburgs freue Dich, denn wir loben heute Deinen heiligen Hirten, Rupert, den Apostelgleichen, den Diener der Allheiligen, der das Licht dem Land gebracht, Christus unseren Retter.

 

Doxastikon der Lobpreisungen

 

Österreich, freue Dich, denn der Herr schenkt Dir einen weitleuchtenden Stern am Himmel der Heiligen. Rupert, der gute Hirte, im Leben in dieser Welt dein Apostel, in der Ewigen Welt Dein für Dich bittender Schutzpatron. Das Licht des Glaubens in deinem Lande wieder entzündend, den Dämonen wehrend und die Kranken heilend weist er Dich auch heute hin auf Christus, den Menschenliebenden und ruft: Herr, erbarme dich meiner Herde und rette Ihre Seelen.

 

Die Kurzvita und die liturgischen Texte wurden von Archimandrit Paisios Jung, dem Abt des orthodoxen Klosters Maria Schutz in St. Andrä am Zicksee, verfasst.

 

 

Gedächtnis unseres ehrwürdigen und gotttragenden Vaters Thaddäus von Vitovnica

 

31. März

 

Der heilige Thaddäus (Tadej) Štrbulović von Vitovnica wurde am 6. Oktober 1914 im Dorf Vitovnica geboren, unweit der Klosteranlage Vitovnica. Im Jahre 1935 trat er in das Kloster ein und nachdem er 1955 aus dem Kosovo in seine Heimat zurückgekehrt war, half beim Wiederaufbau des Klosters Vitovnica mit. 1962 wurde er Archiman´drit (Abt/ Igumen) des Klosters. 2003 ist er entschlafen.

 

Für die orthodoxen Gläubigen in Serbien war er ein wahrer Starez (Altvater). Bereits zu Lebzeiten wurde er  als zeitgenössischer Heiliger verehrt. Sein Grab in Vitovnica ist ein Ort, an dem sich viele Menschen versammeln und den hl. Thaddäus um Fürbitte bei Gott anrufen. An seinen hl. Reliquien ereignen sich viele Wunder.

 

 

Heilige Neomärtyrerin- Nonne Maria von Paris

 

31. März

 

Die spätere Märtyrer-Nonne Mutter Mutter wurde in Riga geboren. Sie wuchs  in Anapa am Schwarzen Meer auf und zog später nach Sankt Petersburg. Dort studierte sie als einer der ersten Frauen an der Petersburger Universität orthodoxe Theologie. Nach der Oktoberrevolution 1917 verließ sie Russland und landete schlieβlich nach diversen Zwischenstationen in Paris. Im 1932 wurde sie durch Metropolit Evlogij zur Nonne und nahm dabei den monastischen Namen Maria an.

 

In Paris gründete Mutter Maria ein Haus für Obdachlose. Aber ihr Ziel war immer die Gründung eines Klosters, wie sie selbst sagt, eines "monastischen Zentrums inmitten der Großstadt, in der Wüste der menschlichen Herzen“. Angesichts der Not vieler russischer Emigranten in Paris beschäftigte sich Mutter Maria mit der Caritas und Wohlfahrtspflege. Mutter Maria hielt an der othodoxen Grundüberzeugung unbeirrbar fest: "In der Orthodoxie ist das Heil nicht losgelöst vom Heil anderer zu erlangen!“ Sie pflegte auch zu sagen: „Heute gibt es für den Mönch nur ein Kloster – die Welt“. Für Mutter Maria war das Ziel der christlichen Askese nicht die Selbstabtötung, sondern vielmehr die helfende Verantwortung für bedürftige Menschen und der vom christlichen Tehos getragene Einsatz für die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen.

 

Auf ihre Initiative entstand im Jahr 1935 auch die Orthodoxe Aktion. Das Ziel der Orthodoxen Aktion war eine Verbindung von Missionstätigkeit, Caritas, Wohlfahrtspflege und humanitärer Hilfe für alle Bedürftigen, unabhängig von ihrer Rasse, ihrem Glauben oder ihrer politischen Gesinnung.

 

Das Ziel der Orthodoxen Aktion war aber weit mehr als nur das einer kirchliche Organisation für soziale Hilfe. Das eigentliche Ziel war eine Rückbesinnung auf den Ethos der frühen Christen. Für Mutter Maria und ihren geistlichen Begleiter Vater Dimitrij Klepinin, des Priesters an der Mariae- Schutz- Kirche in Paris, ging es um ein orthodoxes Leben als tief verstandene Gemeinschaft aus apostolischem Geist, ein Leben auf Grund des Sobornost (der Katholität). Für Mutter Maria und ihre Gefährten ginges darum, das gemeinsame kirchliche Leben in ihrem alltäglichen Leben sichtbar und aussstrahlungskräftig zu machen.

 

Im Jahr 1939 wurde Vater Dimitrij der geistliche Vater der Gemeinschaft, die sich allmählich um Mutter Maria bildete. Zu ihnen gehörte auch der Sohn von Mutter Maria, Jurij Skobcov und Ilja Fondaminskij. Alle diese Personen wurden später auch aktive Mitglieder des französischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzung in Frankreich. In dieser schwierigen Zeit halfen Mutter Maria mit ihrer Mitstreiter den Verfolgten. Die von den Nazis Verfolgten brauchten sichere Verstecke, Verpflegung, Geld, falsche Pässe etc. Mutter Maria war bestrebt alle, gleich welcher Nation, zu unterstützen.

 

Am 15. und 16. Juli 1942 kam es zu den Massenverhaftungen von etwa 13000 Angehörigen der jüdischen Gemeinde in Paris. Unter den Inhaftierten befanden sich auch mehr als 4000 Kinder. Sie alle wurden in der Velodrome, der Radrennbahn von Paris, zusammen-gepfercht. Dort gab es für die dort Festgehaltenen kaum Wasser und Nahrungsmittel. In dieser Situation gelang es Mutter Maria in das Velodrom zu gelangen. Sie tröstete die dort Inhaftierten, brachte Lebensmittel zu ihnen und konnte mit Hilfe der französischen Hilfspolizei vier kleine Kinder hinausschmuggeln.

 

Vater Dimitrij stellte in dieser Zeit den Juden fingierte Taufzeugnisse aus, um sie so vor der Verfolgung und Deportation zu schützen. Die Mitglieder der Orthodoxen Aktion organisierten zudem Fluchtmöglichkeiten, obwohl es inzwischen  sehr gefährlich geworden war, den Verfolgten zu helfen und damit in das Visier der Gestapo zu geraten.

 

Am Ende kam es, wie es kommen musste. Mutter Maria, Vater Dimitrij und Jurij Skobtsov wurden Anfang Februar 1943 verhaftet. Sie alle waren zuerst in einem Lager in Compiegne inhaftiert. Am 16. Dezember 1943 wurden Vater Dimitrij und Jurij Skobzov in das KZ Buchenwald abtransportiert. Beide kamen in das Außenlager Dora. Anfang Februar 1944 waren dort beide an Krankheiten gestorben.


Mutter Maria kam ins Konzentrationslager Ravensbrück. Sie gehörte hier zu den Wenigen, die den Glauben an das Gute im Menschen nicht verloren hatten. So äußerte sie sich einer Mitgefangenen gegenüber: „Ich nehme mein Leiden rückhaltlos
an. Ich weiß, dass alles für mich so ist, wie es sein muss. Wenn ich sterbe, sehe ich darin eine Gnade von oben. Noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges starb Mutter Maria am 31. März 1945 nach zweijähriger Internierung im KZ Ravensbrück. Sie war dort eines der letzten Opfer der Gaskammern. Aus tiefer christlicher Überzeugung hatte sich der menschenverachtenden Nazi- Ideologie tätigen Widerstand entgegengestellt. Ihr Sterbetag war der orthodoxe Karsamstag des Jahres 1945. Nach der einen Version über ihr Lebensende wurde Mutter Maria bei einer Selektion der Gefangenen aussortiert, da sie bereits schwer krank war. Nach einer anderen Version war sie an Stelle einer jüdischen Mitgefangenen getreten und freiwillig in die Gaskammer gegangen.

"Jeder Mensch ist die wirkliche Ikone des menschgewordenen Gottes. Beim Jüngsten Gericht werde ich nicht gefragt werden, ob ich in meinen asketischen Übungen erfolgreich war, auch nicht, wie oft ich mich verbeugt oder hingeworfen habe. Ich werde gefragt werden, ob ich die Hungernden gesättigt, die Nackten bekleidet, die Kranken und Gefangenen besucht habe."      

                                                        

Hl. Neo- Märtyrerin- Nonne Maria von Paris

 

 

Tropar im 4. Ton: Dein Lamm Maria ruft Dir, o Jesus, mit lauter Stimme zu: / „Ich liebe Dich, mein Bräutigam, und in der Suche nach Dir ertrage ich Leiden. / Bei der Taufe wurde ich gekreuzigt, um in Dir zu herrschen, / und ich bin gestorben, um mit Dir zu leben. / Nimm mich als reines Opfer an, / denn ich habe mich in Liebe dargebracht.“/ Durch ihre Gebete errette unsere Seelen, denn Du bist barmherzig.

 

Diakon Thomas Zmija

 

 

Heilige Neo-Märtyrerin-Nonne Maria von Paris

 

 

 

31. März

 

31. März

 

 

 

Elisabeth Jurjewna Pilenko, Tochter einer Adelsfamilie, wuchs in Anapa am Schwarzen Meer in Russland auf. Nach dem Tod des Vaters zog ihre Mutter nach Sankt Petersburg, wo Elisabeth dann Philosophie studierte und dabei ihren Glauben verlor.

 

 

 

Im Jahre 1910 heiratete sie Dmitriy Kuzmin-Karavaev, einen Anhänger der Bolschewisten. Im Jahr 1913 erfolgte dann die Scheidung. Elisabeth wandte sich wieder dem orthodoxen Glauben und der Kirche zu und zog mit ihrer Tochter in den Süden Russlands. Nachdem der Revolutionär Leo Trotzki die sozialdemokratisch orientierten "Meschrajonzy" 1917 den "Bolschewiki" von Lenin angeschlossen hatte, plante sie seine Ermordung. Freunde konnten sie aber davon abhalten und sie zog wieder nach Anapa. Nach der bolschewistischen Revolution wurde sie kurzzeitig stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt. Als dann die antikommunistischen „„Weißen“ die Kontrolle über Anapa übernahmen, floh der Bürgermeister und Elisabeth wurde Amtsinhaberin. Angeklagt, Bolschwewikin zu sein, kam sie vor den Richter Daniel Skobtsov - einer ihrer ehemaligen Lehrer -, der sie freisprach. Bald darauf verliebten sie sich und heirateten.

 

 

 

Nachdem sich die Bolschewiki wieder gegen die „Weißen“ durchgesetzt hatten, floh die Familie nach Georgien, wo Elisabeths Sohn geboren wurde, dann nach Jugoslawien, wo ihre zweite Tochter geboren wurde, und schließlich 1923 nach Paris, wo sie sich wieder dem theologischen Studium und der Sozialarbeit widmete. Nachdem 1926 die zweite Tochter verstarb, kam es zur erneuten Scheidung. Die erste Tochter kam in ein Internat nach Belgien, der Sohn zum Vater. Im Jahre 1932 wurde sie von Metropolit Evlogij zur Nonne geweiht und nahm den Namen Maria an. Ihr Mietshaus wandelte sie zu ihrem Kloster um, das zugleich ein offener Ort für Flüchtlinge, Bedürftige und Einsame sowie ein Zentrum für geistig-intellektuelle und theologische Diskussionen wurde, denn beides - der Dienst an den Armen und die Theologie - gehörten für Mutter Maria untrennbar zusammen. Als Priester wurde dem Haus von Metropolit Evlogij Priester Dimitrij Klepinin zugeteilt.

 

 

 

Nachdem Frankreich 1940 von den Deutschen besetzt wurde, wurde Elisabeths Haus ein Zufluchtsort für die verfolgten Juden. Vater Dimitrij stellte vielen die rettenden Taufbescheinigungen aus und Mutter Maria verhalf vielen zur Flucht. Dann wurde ihr Wirken entdeckt. Sie wurde von der Gestapo verhaftet, ins Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert und dort am Ostersamstag in die Gaskammer geschickt.

 

 

 

Mutter Maria wurde im Jahr 2004 durch den Hl. Synod des griechischen Patriarchates in Konstantinopel der Schar der orthodoxen Heiligen zugerechnet. Sie wurde zusammen mit ihren Weggefährten dem Priester-Märtyrer Dimitrij Klepnin, dem Neo-Märtyerer-Lektor Georgij Skobsov und Neomärtyerer Ilja Fondaminskij kanonisiert. In Israel wurde ihr der Titel  „Gerechte unter den Völkern" verliehen, ein Ehrentitel für diejenigen Nichtjuden, die unter nationalsozialistischer Herrschaft ihr Leben einsetzt haben, um jüdische Menschen vor der Ermordung zu retten.

 

 

 

Metropolit Antonij von Suroš sagte einmal über Mutter Maria: "Sie verstand es, den Spuren ihres Herrn und Meisters zu folgen und uneigennützig, sozusagen ohne Resultat zu lieben: Menschen zu lieben, die keinen Erfolg hatten, die hoffnungslos waren ... Sie war eine wirkliche Närrin in Christus. Nach menschlichem Verstand zu urteilen, lebte sie sinnlos. Aber ist nicht das ganze Evangelium ‚sinnlos‘ in den Augen der weisen, in irdischen Dingen erfahrenen Menschen? Ist es denn nicht überhaupt völlig sinnlos zu lieben, das heißt sich völlig zu vergessen, um Gottes und des Nächsten Willen? Und ist es denn nicht so, dass Gott uns gerade so liebt: ‚Bis zum Tod, und zwar bis zum Tod am Kreuz‘?"

 

 

 

Tropar im 4. Ton: Du wurdest Braut Christi, o ehrwürdige Mutter, und deinen Leib und deine Seele hast du Ihm als lebendiges Opfer dargebracht. Durch das Licht der Auferstehung Christi unseres Gottes, das durch dich strahlte, hast du das Böse überwunden. Wir feiern dein Gedächtnis in Liebe, o Märtyrerin und Bekennerin Mutter Maria. Bitte Christus Gott, dass Er unsere Seelen errette!

 

Kondak im 6. Ton: Ein Instrument der göttlichen Liebe wurdest du, o heilige Märtyrerin Maria, und lehrtest uns, Christus zu lieben mit unserem ganzen Sein. Das Böse überwandest du, denn du gabst dich nicht in die Hände des Zerstörers der Seelen. Du trankst aus dem Kelch des Leidens, und der Schöpfer nahm deinen Tod an über jedes andere Opfer und krönte dich mit dem Lorbeer des Sieges mit Seiner mächtigen Hand. Bitte flehentlich, dass nichts uns hindern möge, den Willen Gottes zu erfüllen, denn du bist ein heller Stern, leuchtend in der Finsternis!