Das Fest Mariä Schutz und Fürbitte
01. Oktober
“Siehst du die Herrin und K önigin der Welt?” “Ich sehe sie, mein geistlicher Vater”, antwortete dieser.
Kontak in 3. Ton: Die Jungfrau steht heute voran in der Kirche und mit den Scharen der Heiligen betet sie unsichtbar für uns zu Gott; die Engel verneigen sich mit den Hierarchen, und die Apostel frohlocken mit den Propheten, denn für uns betet die Gottesgebärerin zum urewigen Gott.
Fest Maria Schutz und Fürbitte
01. Oktober
Thomas Zmija
Das Fest Maria Schutz (Покров Пресвятой Богородицы) wurde zu Ehren der Erscheinung der Allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria) eingeführt. Diese Erscheinung fand in der Mitte des X. Jahrhunderts in der Blachernenkirche in Konstantinopel während der Feier der Nachtwache vor einem Sonntag statt. Zu jener Zeit bedrohten muslimische Sarazenen (arabische Seeräuber) die Kaiserstadt. Die bedrängten Gläubigen versammelten sich daraufhin in der Marienkirche des Konstantinopolitaner Stadtteils Blachernae, wo die wundertätige Ikone der Gottesmutter Hodegetria, die Ikone der „Himmlischen Heerführerin“, die der heilige Evangelist Lukas einst im Beisein der Allheiligen Gottesgebärerin geschrieben hatte, aufbewahrt wurde. Zu jener Zeit wurden in diesem Marienheiligtum auch das Gewand und Schultertuch (griechisch: Omophorion) der Gottesmutter aufbewahrt. An diesem heiligen und gottgesegneten Orte beteten die Christen der Stadt um ihre Errettung.
Unter ihnen war auch der selige Andreas. Der heilige Andreas, der Narr in Christo, war ein Slave, der gefangen genommen und als Sklave nach Konstantinopel verkauft worden war. Als er seine Augen zum Himmel erhob, sah er plötzlich die Allheilige Jungfrau in Begleitung einer Engelschar durch die Luft schreiten. Auch Epiphanios, ein vornehmer Jüngling, der geistliche Schüler des seligen Andreas, der später einmal Patriarch von Konstantinopel werden sollte, sah diese wunderbare Erscheinung, die sich in der vierten Stunde der Nacht zutrug. Während dieser Erscheinung trat die Allheilige Die Gottesmutter aus der königlichen Tür des Ikonostas heraus. Der ehrwürdige Vorläufer des Herrn Johannes der Täufer und der heilige Apostel Johannes der Theologe stützten sie mit ihren Händen. Viele Heilige in weißen Gewändern gingen ihr voraus und einige andere folgten ihr nach und sangen Hymnen und geistliche Lieder. Als sie zum Ambon kam, wandte sich der heilige Andreas an den Jüngling Epiphanios und frag ihn: “Siehst du die Herrin und Königin der Welt?” “Ich sehe sie, mein geistlicher Vater”, antwortete dieser. Und während sie schauten, betete die Mutter Gottes lange Zeit auf den Knien und weinte dabei. Als sie ihr Gebet beendet hatte, ging sie zum Altar und bat Gott für das anwesende Volk. Schließlich nahm sie ihre Schleiertuch ab, das sie auf ihrem Kopf trug, hielt es mit großer Feierlichkeit empor und entfaltete es mit ihren allreinen Händen über dem anwesenden, um Errettung betenden, Christenvolk aus.
Die beiden – der selige Andreas und Epiphanios – schauten lange das über ihren Köpfen ausgebreitete Tuch und die wie ein Blitz aufstrahlende Herrlichkeit Gottes. Solange die Allheilige Gottesgebärerin anwesend war, war auch ihr Omophorion, das Symbol für den Schutz vor den Feinden, sichtbar. Der heilige Andreas und Epiphanios berichteten dem Volk von der wundersamen Erscheinung, worauf die Feinde sich ohne Blutvergießen von den Toren Konstantinopels zurückzogen.
An diesem Fest gedenken wir nicht nur dieses Ereignisses, das dem seligen Andreas und seinem geistlichen Schüler Epiphanios widerfuhr, sondern verherrlichen auch die Allheilige Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria dafür, dass ihr Schutz und ihre Gebete sich über der ganzen Kirche ausbreiten. Wir glauben daran, dass die Allheilige Gottesmutter alle Christgläubigen auf der ganzen Erde beschützt. Dieser Schutz ist ein Schirm vor dem Angriff des Bösen. Er ist uns ein rettender Beistand in Unglück, Not und Schwierigkeiten. Er ist uns Hilfe und Ansporn bei frommen Taten und Wegführung im christlichen Leben.
In Russland wird das Fest seit dem 12. Jahrhundert am 01. Oktober begangen. Hier ist es ein großer Festtag. In den der russisch-slavischen Tradition verbundenen orthodoxen Kirchen zählt es zu den zwölf Hochfesten. In den griechisch geprägten Kirchen wird das Fest Mariae Schutz (Ἡ ἐυχαριστήριος ἑορτὴ τῆς ἁγίας Σκέπης τῆς ὑπεραγίας Θεοτόκου) am 28. Oktober begangen.
Troparion, 4. Ton
Heute feiern wir rechtgläubigen Menschen glänzend ein Fest. Durch Deine Ankunft behütet, o Gottesmutter, und zu Deinem allreinen Bild aufblickend, sprechen wir inständig: beschirme uns durch Deinen rechtschaffenen Schutz, erlöse uns von allem Übel und bitte Deinen Sohn, Christus, unseren Gott, unsere Seelen zu erretten.
Kontakion, 3. Ton
Die Jungfrau steht heute voran in der Kirche und mit den Scharen der Heiligen betet sie unsichtbar für uns zu Gott; die Engel verneigen sich mit den Hierarchen, und die Apostel frohlocken mit den Propheten, denn für uns betet die Gottesgebärerin zum urewigen Gott.
Das Fest Mariae Schutz und Fürbitte
01. Oktober
Das Fest Mariä Schutz (griechisch: Η Αγία Σκέπη της Θεοτόκου, slawisch: Покров Пресвятой Богородицы wurde zu Ehren der Erscheinung der Gottesmutter eingeführt, die dem seligen Andreas in der Mitte des 10. Jahrhunderts in der Blachernenkirche in Konstantinopel zuteil wurde. In der Lebensbeschreibung des heiligen Andreas wird diese Erscheinung folgendermaßen wiedergegeben:
„Einmal kam während der Nachtwache vor einem Sonntag der Narr um Christi willen Andreas in die Blachernenkirche, wo das Gewand und das Omophorion (ein großes Kopftuch) der Mutter Gottes aufbewahrt wurden. Dort war auch Epiphanios zugegen, ein vornehmer Jüngling, der Schüler des heiligen Andreas (nach der Meinung einiger wurde er später Patriarch von Konstantinopel).
In der vierten Stunde der Nacht sah der Heilige mit eigenen Augen eine erhabene Frau, die aus der Königstür mit ihrer hohen Begleitung kam. Der ehrwürdige Vorläufer des Herrn Johannes und der Apostel Johannes der Theologe stützten sie mit ihren Händen, viele Heilige in weißen Gewändern gingen ihr voran, einige folgten ihr und sangen Hymnen und geistliche Lieder. Als sie zum Ambon kam, wandte sich der heilige Andreas an Epiphanios und fragte ihn: „Siehst du die Herrin und Königin der Welt?“ „Ich sehe sie, mein geistlicher Vater“, antwortete dieser.
Und während sie schauten, betete die Mutter Gottes lange Zeit auf den Knien und weinte dabei. Als sie ihr Gebet beendet hatte, ging sie zum Altar und bat Gott für das anwesende Volk. Schließlich nahm sie das Tuch ab, das sie auf ihrem Kopf trug, hielt es mit großer Feierlichkeit empor und entfaltete es mit ihren allreinen Händen über dem anwesenden Volk. Diese ehrwürdigen Männer – Andreas und Epiphanios – schauten lange auf das über ihren Köpfen ausgebreitete Tuch und die wie ein Blitz erstrahlende Herrlichkeit Gottes. Solange die Gottesmutter anwesend war, war auch das Omophorion sichtbar.“
An diesem Fest gedenken wir nicht nur dieses Ereignisses, das dem heiligen Andreas widerfuhr, sondern verherrlichen auch die Mutter Gottes dafür, dass ihr Schutz und ihre Gebete sich über der ganzen Kirche ausbreiten. Wir glauben daran, dass die Allheilige Gottesmutter unsere Erde beschützt. Dieser Schutz ist ein Schirm vor dem allem Bösen, vor Unglück und in Not und Hilfe bei frommen Taten und im christlichen Leben.
Das Fest wird in der slawischen Orthodoxie am 01. Oktober begangen, in den griechisch geprägten Kirchen jedoch am 28. Oktober.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
nach Andrej Lorgus und Michail Dudko; Orthodoxes Glaubensbuch
Das Fest Prokov
als Beispiel für das gemeinsame Gebet in der Kirche
Thomas Zmija
Das Fest Mariae Schutz und Fürbitte (kirchenslawisch: Покровъ = „Pokrow“, griechisch: Σκέπη = „Sképē“) ist ein großes Dankeszeichen der orthodoxen Christen. Wir feiern es als eines der Zwölf Hochfeste, also als eines jener Feste, an denen wir in besonderer Dankbarkeit Gottes Heilshandeln an uns gedenken. So danken wir am Fest Pokrov zu allererst Gott, dass Er uns in den Schwierigkeiten und Problemen unseres Lebens nicht allein lässt. Wir preisen dankbar Seine reiche Barmherzigkeit und große Menschenliebe. Wir danken der Allheiligen Gottesgebärerin, allen Engeln und Heiligen dafür, dass sie uns in den Schwierigkeiten und Bedrängnissen unseres Lebens nicht alleine lassen und dass wir ihre Fürsprache bei Gott, ihren Beistand und ihre Hilfe wieder und wieder erfahren dürfen.
Ein ganz besonders eindrückliches Beispiel hierfür finden wir in dem historischen Ereignis, das zu diesem Kirchenfest Anlass gab:
Es trug sich vor mehr als tausend Jahren zu, als muslimische Seeräuber in Byzanz einfielen und alles auf ihrem Weg mit Feuer und Schwert vernichteten. Die Christen verschanzten sich hinter den Mauern von Konstantinopel und erwarteten dort den unvermeidlichen Tod, denn die sarazenischen Krieger hatten bereits die Mauern der Stadt erreicht. Auch konnten sie aus keiner Richtung mehr irdische Hilfe erwarten, denn ihre eigenen Streitkräfte waren damals mehr als kläglich.
Aber die Christen wussten, dass noch nicht alles verloren war, wenn sie sich im Gebet an Gott um Hilfe suchend wenden würden. Denn was für den Menschen unmöglich ist, ist ist bei Gott möglich.
So versammelte sich das christusliebende Volk der Rhomäer, angefangen beim Kaiser bis zum kleinsten Bauern und Handwerker, in der Blachernenkirche, um dort gemeinsam zu beten. Diese Kirche der Allheiligen Gottesgebärerin im Konstantinopolitaner Stadtteil Balachernae war das Heiligtum der alten Kaiserstadt zu Ehren der Allheiligen Gottesgebärerin. Dort wurden wichtige Heiligtümer der gesamten Christenheit aufbewahrt, denn hier befanden sich die hochheiligen Reliquien des Mantels der Allheiligen Gottesmutter, ihr Omophorion, das heißt den langen Schleier, den sie auf ihrem Haupt und um ihre Schultern getragen hatte und ihr heiliger Gürtel.
Während die Utrenja, der Morgengottesdienst, gefeiert wurde, wurde der heilige Andreas, ein Narr um Christi willen, einer besonderen Vision gewürdigt. Als er, ein geborener Russe, der in die Sklaverei nach Byzanz verkauft worden war, seine Augen im Gebet gen Himmel erhob, erblickte er die Allheilige Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria, umgeben von einer großen Schaar der Engel und Heiligen. Die Allheilige Jungfrau erschien umgeben vom Strahlen des himmlischen Lichterglanzes während sie ihren ebenfalls hellleuchtenden Schleier über das betende Volk ausbreitete. Noch vom Staunen über diese wunderbare Vision erfüllt, sagte der heilige Andreas zu seinem geistlichen Schüler, dem heiligen Epiphanios: „Siehst du, Bruder, die Königin und Herrin aller, wie sie für die ganze Welt betet?“ Der heilige Epiphanios antwortete seinem Starez: „Ich sehe es, ehrwürdiger Vater und bin erfüllt von Ehrfurcht.“
Die Kunde von dieser Vision, machte dann der heilige Andreas nach dem Abschluss des Morgengottesdienstes den in der Kirche versammelten Gläubigen bekannt. So verbreitete sich die frohe Kunde vom Beistand der Mutter Gottes rasch unter dem christusliebenden Volk der Stadt. Die Reliquien und Ikonen der Allheiligen Gottesmutter wurden daraufhin auf die Mauern der Stadt getragen und die Verteidiger, erfüllt von der Hoffnung auf Gottes Hilfe und den Beistand der Allheiligen Gottesgebärerin konnten unter der Führung der Himmlischen Heeerführerin und Beschützerin aller Christen, die Übermacht der Feinde abwehren. So erfüllte sich damals in Konstantinopel das Wort des heiligen Propheten David aus den Psalmen: „Er wird mich anrufen und Ich werde ihn erhören. Ich bin bei ihm in der Bedrängnis und bringe ihm Hilfe (vgl. Psalm 91:15.60,13).
Immer wieder im Laufe der Geschichte machten die orthodoxen Gläubigen in den verschiedenen Ländern die tröstliche Erfahrung, dass sich die großen Heere der äußerlichen Feinde immer dann als machtlos erwiesen, wenn sich das christusliebende Volk nicht allein auf seine irdischen Waffen und Fähigkeiten, sondern vor allem auf den Beistand und die Hilfe Gottes und die Fürsprache Seiner Heiligen verlies.
Fest des Heiligen Schutzes unserer Herrin,
der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria
01. Oktober
Das Fest des Heiligen Schutzes der Gottesmutter beruht auf einer Vision, die unser heiliger Vater Andreas, Narr um Christi willen, während einer Nachtwache in der Blachernen-Kirche in Konstantinopel hatte.
Es gab in Konstantinopel zwei Hauptheiligtümer zu Ehren der Gottesmutter: die BlachernenKirche, die die Reliquie des heiligen Gewandes (Maphorion) enthielt, und die Kirche von Chalkoprateia, wo der heilige Gürtel der Jungfrau aufbewahrt wurde. Die Vision des Heiligen Andreas hatte möglicherweise zu tun mit dem Wunder, das sich fast jeden Freitagabend im Vesper-Gottesdienst der Blachernen-Kirche zu wiederholen pflegte, wenn der Seidenschleier, der die wundertätige Muttergottes-Ikone bedeckte, sich hob, um sich erst am Samstag zur gleichen Stunde wieder zu senken.
Um die vierte Nachtstunde erhob der ins Gebet vertiefte Heilige die Augen seines Herzens zum Himmel und sah die Allerheiligste Gottesmutter am Eingang zum Narthex erscheinen, von Lichtschein umgeben und begleitet vom Heiligen Johannes dem Vorläufer und dem Heiligen Johannes, dem Theologen. Sie schritt bis in die Mitte der Kirche, wo der Ambon war, und betete dort lange für die Rettung aller Menschen. Dann trat sie in den Altarraum und öffnete den heiligen Schrein (sorós), in welchem ihr Gewand aufbewahrt wurde. Sie entnahm ihm ihren Schleier und breitete ihn, vor der Königlichen Pforte stehend, über die Gläubigen aus. Der Schleier war so groß, dass er die ganze Versammlung zu überdecken schien, und blieb in der Luft ausgebreitet, gehalten von einer geheimnisvollen Kraft. Dann erhob sich die Gottesmutter inmitten eines hellen Lichtes zum Himmel und verschwand, dem Christenvolk ihren heiligen Schleier zurücklassend als Bürgschaft ihres wohlwollenden Schutzes. Der Heilige Andreas, erschrocken und voller Dankbarkeit zugleich, versicherte sich der Echtheit seiner Vision bei seinem Jünger Epiphanios, der bei ihm war und ebenfalls gewürdigt worden war, das Wunder zu schauen, während die übrigen Gläubigen den ganznächtlichen Gottesdienst weiterverfolgten, ohne die göttliche Offenbarung wahrgenommen zu haben.
Im Laufe der Geschichte bewies die Gottesmutter oftmals ihren Schutz über die ,,Königin der Städte“, die ihr persönlich geweiht war, und damit über die ganze Heilige Kirche Christi, das Neue Jerusalem. In der Tat breitet die Herrin der Welt ins geheim überall und jederzeit ihren Schleier aus über die Christen, indem sie ihre Gebete und Fürbitten für das Heil der Welt aufsteigen lässt zu ihrem Sohn und Herrn.
Dieses Fest wurde im 12. Jahrhundert in Russland eingeführt, vom heiligen Andreas Bogoljubsky, Großfürst von Wladimir-Susdal, der auch den slawischen Text des Gottesdienstes dazu schrieb. Es wird in allen slawischen Kirchen mit großer Feierlichkeit begangen. In der griechischen Kirche wird das Fest seit 1952 am 28. Oktober gefeiert, zum Dank für den Schutz, den die Gottesmutter den griechischen Truppen gewährte bei deren Widerstand gegen die Invasion der Truppen Mussolinis an der Albanischen Front im Jahre 1940.
Quelle: Das Synaxarion, Band 1, September – Februar, Seite 149 f., Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Korakies, Chania, Kreta 2005.
Gedanken zum Schutzfest der allheiligen Gottesgebärerin
In den Tagen seiner irdischen Wanderung hat der Mensch oft himmlische Hilfe nötig. Wie ein Reisender, der in einer stürmischen Winternacht den Weg verloren hat eifrig um sich schaut um irgendwo einen Lichtschimmer zu entdecken, so schauen auch wir in den schwierigen Stunden unseres Lebens, wenn uns alles ausweglos erscheint, unbewusst nach oben zum Geber aller Güter, Gott dem Herrn.
Ein lebhaftes Beispiel für eine solche Situation finden wir in dem Ereignis, das zum heutigen Festtag Anlass gab.
Es ereignete sich vor mehr als tausend Jahren, als die asiatischen Horden der wilden Sarazenen in Byzanz einfielen und alles auf ihrem Weg mit Feuer und Schwert niedermachten. Die Griechen verschanzten sich in Konstantinopel und erwarteten den unvermeidlichen Tod, denn der Feind hatte bereits die Stadtmauern erreicht. Sie konnten aus keiner Richtung Hilfe erwarten und ihre eigenen Streitkräfte waren unbedeutend. Aber die Christen fühlten, dass noch nicht alles verloren war, denn was für den Menschen unmöglich ist, ist für Gott möglich.
Deshalb ging das ganze Volk, vom Kaiser bis zum kleinsten Bauern, in die Blachernenkirche um gemeinsam zu beten. (Diese Kirche war für ihre heiligen Reliquien bekannt: sie enthielt den Mantel der Gottesmutter und ihr Omophorion, d.h. den langen Schleier, den sie auf ihrem Haupt getragen hatte). In den frühen Morgenstunden erhob einer der Gläubigen, Andreas, der Narr um Christi willen, ein Russe, im Gebet die Augen und erblickte die Allheilige Jungfrau Maria, umgeben von einer Heerschar der Engel und Heiligen, erstrahlend im Lichterglanz, als sie ihr Volk mit ihrem hellleuchtenden Schleier bedeckte. Erstaunt über diese wunderbare Vision sagte der Hl. Andreas zu seinem Jünger, dem Hl. Epiphanios: „Siehst du, Bruder, die Königin und Herrin aller, wie sie für die ganze Welt betet?“ - „Ich sehe es, ehrwürdiger Vater,“ antwortete dieser, und ich bin voll der Ehrfurcht.“
Die Neuigkeit von dieser Vision, die dem Auserwählten Gottes gewährt worden war verbreitete sich rasch in der ganzen Stadt und die griechischen Verteidiger, angefeuert von der Hoffnung auf die Hilfe der verlässlichsten Beschützerin der Christen, wehrten erfolgreich die Übermacht der Feinde ab. Sogar König David, der Psalmist, hat in der Hoffnung auf Gottes Hilfe gerufen: Er wird mich anrufen und Ich werde ihn erhören Ich bin bei ihm in der Bedrängnis. … Gib uns Hilfe aus der Bedrängnis. (Psalm 91:15.60:13)
So waren die großen Heere der Feinde machtlos vor der befestigten Stadt, in der das Volk sich nicht nur auf seine Schwerter, Bogen und Pfeile verließ, sondern auf die Hilfe von oben. Diese befestigte Stadt ist die Kirche Gottes, die die Allheilige für würdig erachtet hat, darin ihren Auserwählten, den Heiligen Andreas und Epiphanios zu erscheinen.
Daraus folgt, dass die Kirche unser irdischer Hafen in allen Nöten und Sorgen ist, ein heiliger Ort in der Gottes Macht hauptsächlich manifest wird durch die Sakramente. Die Kirche ist bis zu einem gewissen Grad auch ein irdischer Himmel, in dem die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus, umgeben von den Engeln und einer Vielzahl von Heiligen erstrahlt. „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18:20)
Deshalb war auch zur Zeit des Alten Testaments der Tempel ein Mittelpunkt menschlichen Lebens, der Ort an dem Menschen mit Gott redeten. Deshalb wurde die nicht von Menschenhand gemachte Bundeslade – die Allerreinste Gottesmutter – hauptsächlich im Tempel für ihre exklusive Zukunft vorbereitet. Christus Selbst, für Den der Himmel der Thron ist und die Erde der Schemel, kam oft zum Tempel in Jerusalem, den Er für seine Heiligkeit liebte, und aus dem Er jeden hinauswarf, der Unordnung mit sich brachte. „Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle“ (Matthäus 21:13), sagte Er zu den Verkäufern von Opfertieren, die sich in einem der Innenhöfe des Tempels niedergelassen hatten. Deshalb versammelten sich die Apostel und in der Folge alle Christen, an Sonntagen, um das Sakrament der Heiligen Kommunion an einem besonders dafür bestimmten Platz zu feiern.
Es bedarf keiner weiteren Beispiele. Es wird jedem klar, dass wir Gottes Kirche benötigen, und dass wir uns bemühen müssen dorthin zu kommen, wie ein Kranker versucht in ein Krankenhaus zu kommen um wieder gesund zu werden.
Sagt jetzt nicht, dass man genau so gut zu Hause beten kann. Betrügt euch nicht selbst und noch andere, versucht nicht eure Faulheit zu rechtfertigen. Nur hier, während der Göttlichen Liturgie, wird der König der Könige und der Herr der Herrlichkeit zum Opfer und den Gläubigen gegeben. Hier erreicht unser Gebet seine größte Kraft, denn wenn wir nichts Weltliches um uns herum sehen oder hören, konzentrieren wir unsere Aufmerksamkeit in eine Richtung: auf die Anbetung des Herrn und Gottes, damit Er Sich unser erinnert in Seinem Königreich. Wir sollten uns daran erinnern, dass in jenen schwierigen Zeiten, während der Belagerung von Konstantinopel, der Kaiser und die Kaiserin, der Hl. Andreas mit seinem Jünger Epiphanios und die ganze Menge des Volkes recht gut auch zu Hause hätten beten können. Aber sie wurden alle in die Kirche gerufen und es war das gemeinsame Gebet vieler Herzen und Lippen dort, das die Himmel durchdrang und Gott erreichte. Und dort, in der Kirche, offenbarte eine Vision, wie die Allerreinste vor dem Throne ihres Sohnes, unseres Gottes, betete für die leidende Menschheit.
Möge uns das eine Lehre sein, um uns zum Kirchenbesuch zu ermuntern, wo unsere Gebete gestärkt werden durch die Hilfe und Fürsprache der Heiligen und vor allem der Allerreinsten Jungfrau Maria.
Quelle: Transfiguration of our Lord Russian Orthodox Church Baltimore, Maryland, USA.
Das Fest Mariae Schutz und Fürbitte
01. Oktober
Das Fest Mariä Schutz wurde zu Ehren der Erscheinung der Gottesmutter eingeführt, die dem seligen Andreas in der Mitte des 10. Jahrhunderts in der Blachernenkirche in Konstantinopel zuteil wurde. In der Lebensbeschreibung des heiligen Andreas wird diese Erscheinung folgendermaßen wiedergegeben:
„Einmal kam während der Nachtwache vor einem Sonntag der Narr um Christi willen Andreas in die Blachernenkirche, wo das Gewand und das Omophorion (ein großes Kopftuch) der Mutter Gottes aufbewahrt wurden. Dort war auch Epiphanias zugegen, ein vornehmer Jüngling, der Schüler des heiligen Andreas (nach der Meinung einiger wurde er später Patriarch von Konstantinopel).
In der vierten Stunde der Nacht sah der Heilige mit eigenen Augen eine erhabene Frau, die aus der Königstür mit ihrer hohen Begleitung kam. Der ehrwürdige Vorläufer des Herrn Johannes und der
Apostel Johannes der Theologe stützten sie mit ihren Händen, viele Heilige in weißen Gewändern gingen ihr voran, einige folgten ihr und sangen Hymnen und geistliche Lieder. Als sie zum Ambon kam,
wandte sich der heilige Andreas an Epiphanias und fragte ihn: „Siehst du die Herrin und Königin der Welt?“ „Ich sehe sie, mein geistlicher Vater“,
antwortete dieser.
Und während sie schauten, betete die Mutter Gottes lange Zeit auf den Knien und weinte dabei. Als sie ihr Gebet beendet hatte, ging sie zum Altar und bat Gott für das anwesende Volk. Schließlich nahm sie das Tuch ab, das sie auf ihrem Kopf trug, hielt es mit großer Feierlichkeit empor und entfaltete es mit ihren allreinen Händen über dem anwesenden Volk. Diese ehrwürdigen Männer – Andreas und Epiphanias – schauten lange auf das über ihren Köpfen ausgebreitete Tuch und die wie ein Blitz erstrahlende Herrlichkeit Gottes. Solange die Gottesmutter anwesend war, war auch das Omophorion sichtbar.“
An diesem Fest gedenken wir nicht nur dieses Ereignisses, das dem heiligen Andreas widerfuhr, sondern verherrlichen auch die Mutter Gottes dafür, dass ihr Schutz und ihre Gebete sich über der ganzen Kirche ausbreiten. Wir glauben daran, dass die Allheilige Gottesmutter unsere Erde beschützt. Dieser Schutz ist ein Schirm vor dem allem Bösen, vor Unglück und in Not und Hilfe bei frommen Taten und im christlichen Leben.
Das Fest wird in der slawischen Orthodoxie am 01. Oktober begangen, in den griechisch geprägten Kirchen jedoch am 28. Oktober.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
nach Andrej Lorgus und Michail Dudko: Orthodoxes Glaubensbuch
Der heilige Roman der Melode
01. Oktober
Der heilige Romanos stammte aus Syrien, aus der Stadt der Emesa. Er wurde Diakon der heiligen Kirche Gottes in Berytos, die den Namen der Auferstehung trägt. Zur Zeit des Kaisers Anastasios kam er nach Konstantinopel und wohnte in der Kyros-Stiftung bei der Kirche der überaus heiligen Gottesgebärerin, wo er auch die Gnadengabe empfing, Kontakion zu komponieren. Es erschien ihm nämlich die heilige Gottesgebärerin am Abend der Geburt Christi im Traum, reichte ihm ein Papyrusblatt und befahl ihm, dieses hinunterzuschlingen. Nachdem er es verschlungen hatte, erwachte er sogleich, bestieg den Ambon und begann zu singen und höchst melodisch "Die Jungfrau gebiert heute den über dem Sein Seienden" zu rezitieren. Seit damals also schuf er Kontakia auf die Herrenfeste und auf die Gedenkfeste verschiedener Heiliger, etwa tausend an der Zahl, von denen die meisten in seiner eigenhändigen Niederschrift in der Kyros- Stiftung aufbewahrt sind. Er starb in Frieden und wurde in selbiger Kirche begraben; dort wird auch seine Gedächtnisfeier begangen."
So lautet der Synaxarbericht, also der biographische Kurztext, welcher unter dem Datum des Todestages des Romanos des Meloden (griech. melodós, ‘Melode, Liedermacher, Sänger’), dem 01. Oktober, zugleich seinem Gedächtnistag, in den byzantinischen Synaxarhandschriften tradiert wird. Eine ausführliche Biographie dieses größten Lieddichters der Orthodoxie ist leider nicht erhalten. In den orthodoxen Kirchen ist seine Verehrung seit der Zeit des Kaisers Herakleios (610-641) nachweisbar. Dem Synaxar, sowie indirekten Hinweisen aus seinen Hymnen kann man also entnehmen, daß Romanos im letzten Viertel des 5. Jahrhunderts, wohl um 485, in Emesa (heute Homs in Syrien) geboren und daß er, noch in seiner Jugend, in Berytos (heute Beirut, Libanon) zum Diakon geweiht wurde. Da in seiner Heimat neben dem Syrischen das Griechische weit verbreitet war, darf man annehmen, daß Romanos selbst ebenfalls zweisprachig aufgewachsen ist. Er kam in der Zeit des - die Monophysiten unterstützenden - Kaisers Anastasios I. (491-518) nach Konstantinopel, wo er sich als Mönch in der Marien-Kirche in der Stiftung eines sonst nicht bekannten Patriziers Kyros niederließ; sie ist vielleicht mit dem späteren Kyriotissa- Kloster zu identifizieren, an dessen Stelle in Konstantinopel heute die Kalenderhane-Moschee steht.
Über die Angaben des Synaxars hinaus läßt sich zu Romanos’ Leben wenig in Erfahrung bringen: Als wahrscheinlich gilt, daß er - ausgenommen vielleicht eine Reise nach Thessalonike - sein weiteres Leben in der Reichshauptstadt verbrachte und daß er den Kaiser Justinian I. (527-565), den Neffen des Kaisers Justin I. (518-527), zu seinen Auftraggebern zählte, was beispielsweise im Hymnus "Auf jegliches Erdbeben und Feuer" deutlich wird, den Romanos anläßlich der Vollendung des Neubaues der Hagia Sophia (537) schuf. Schließlich darf man vermuten, daß Romanos vor Ende 562 starb, da der ‘offizielle’ Hymnus auf die zweite Einweihung der Sophienkirche am 24. Dezember 652 - nach einem teilweisen Kuppeleinsturz im Jahre 558 war eine Erneuerung notwendig geworden - von einem anderen Meloden verfaßt wurde.
Für das Wunder, das Romanos die Gabe der Dichtung, Komposition und Rezitation der Kontakia verlieh, lassen sich Vorbilder feststellen: Der alttestamentliche Prophet Ezechiel empfing seine Sehergabe in ähnlicher Form, der Evangelist Johannes berichtet in seiner Offenbarung über ein gleichartiges Wunder, und auch über den syrischen Kirchenvater Ephraim (ca. 300-373) gibt es einen solchen Bericht.
Das Wenige, was über die Biographie des Romanos bekannt ist, hat Spätere zu legendärer Erweiterung angeregt, ohne zum konkreten Wissen über seine Persönlichkeit beizutragen. Einen berührenden, volksnahen Text, der vor 1300 entstanden sein muß, enthält eine Handschrift auf dem Heiligen Berg Athos. Aus ihm seien Teile des Dialogs zwischen der Muttergottes und Romanos zitiert, die besonders ansprechend sind; der Dialog entspinnt sich in einer Nacht, die Romanos - verzweifelt über seine Unmusikalität, die ihm auch den Spott anderer Kleriker einbringt - im Gebet durchwacht. Da erscheint ihm Maria: „Was hast du, Romanos, gesegnetes Kind, was betrübt sich? - Es ist wegen meiner Unmusikalität, Herrscherin, Herrin, weil ich von allen ausgelacht werde. - Und wenn ich dir eine helle Stimme schenke, was versprichst du mir? Wirst du Mönch? - Ja, meine Herrin, das ist ja mein Herzensbedürfnis! - Auch ich habe deine Seelenneigung erkennt, doch freilich, diese Gabe kann denen Schaden bringen, die nicht behutsam damit umgehen. Wenn du also die Gabe erhalten willst, so hüte das Geheimnis, keiner soll es erfahren! Gib all deinen Besitz den Armen und geh in meinen lieben Palast, ich meine das Abassos- Kloster, und werde Mönch! Und dann will ich kommen und dich heimsuchen." Maria hält dann auch ihr Versprechen und verleiht Romanos die Gabe, Hymnen zu verfassen.
Der Legende nach schuf Romanos der Melode tausend Hymnen. Tatsächlich sind in spätbyzantinischen Sammelhandschriften unter dem Namen des Romanos etwas neunzig Hymnen überliefert, von denen die Forschung heute etwas sechzig als echt anerkennt. Über ihre Entstehung im Einzelnen ist ebenso wenig bekannt wie über eine Datierung, die meist nicht konkreter sein kann, als der ungefähre zeitliche Rahmen, mit dem die Schaffenszeit des Romanos bemessen ist, also etwa die erste Hälfte und die Mitte des 6. Jahrhunderts.
In seiner, der frühbyzantischen griechischen Sprache des 6. Jahrhunderts nahestehenden, Sprache ist Romanos um Schlichtheit und Bildhaftigkeit bemüht. Seine Quellen bzw. Vorlagen sind das Alte und das Neue Testament, die Chrysostomus- Liturgie, Apokryphen, Märtyrer- und Heiligenviten, Ephraim der Syrer und griechische Kirchenväter, insbesondere Athanasios und Kyrillos von Alexandria, Johannes Chrysostomos, Proklos von Konstantinopel, Basileios von Seleukia und die Kappadokier Basileios von Kaisareia, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa. Dementsprechend ist auch seine Sprache durch das biblische und patristische Griechisch geprägt, wobei Semitismen erkennbar sind, welche mit seiner Herkunft aus dem syrischsprachigen Ambiente und seiner Kenntnis der syrischen Väter, insbesondere Ephraims, erklärt werden.
Quelle: Johannes Koder, Mit der Seele Augen sah er deines Lichtes Zeichen. Romanos der Melode - Hymnen des orthodoxen Kirchenjahres. Wien 1996.
Heiliger Romanos der Melode
1. Oktober
Der ehrwürdige Romanos war der Sohn christlicher Eltern. Er stammte aus Edessa in Syrien und erhielt an der Hochschule von Berytos (dem heutigen Beirut) eine juristische Ausbildung. Dort wurde er auch um das Jahr 510 zum Diakon geweiht.
Zur Zeit des Kaisers Anastasios kam er dann nach Konstantinopel, und trat in den Dienst des kaiserlichen Hofes. In Konstantinopel wohnte er in der Kyros-Stiftung neben einer der allheiligen Gottesgebärerin geweihten Kirche.
Bei seinen kirchlichen und höfischen Dienst hatte der hl. Romanos jedoch ein großes Problem, denn zu seinen Aufgaben gehörte auch die Position des Vorsängers, sowohl in der Kirche als auch am kaiserlichen Hof. Aber der hl. Romanos war ein Stotterer und konnte deshalb nicht singen. Um ihn zu verspotten, zwangen ihn seine Mitdiakonen, vor dem Kaiser das Weihnachtskontakion in der Utrenija zu singen. Voller Angst betete der hl. Romanos am Abend davor zur allheiligen Gottesmutter, die ihm daraufhin im Traum eine Schriftrolle zu essen gab. Am nächsten Tag sang er zum großen Erstaunen aller auf wunderbare Weise sein „Die Jungfrau gebiert heute den, der über allem Sein ist …“. In den kommenden Jahren wurde der hl. Romanos dann zu einem der rühmtesten Hymnendichter der Kirche.
Ihm werden etwa tausend Hymnen auf Feste des Kirchenjahrs und auf Gedenktage von Heiligen zugeschrieben. Etwa 90 ihm zugeordnete Hymnen sind erhalten. Ein Epigramm beschreibt Romanos, wohl kurz nach seinem Tod: "Der Teil hat am Chor der Engel im Himmel / singt auch auf Erden jene (himmlischen) Melodien!"
Tropar im 4. Ton: Du hast die Kirche Christi durch deine Melodien wie eine inspirierte himmlische Posaune erfreut. Denn du bist von der Gottesgebärerin erleuchtet worden und hast die Welt als Dichter Gottes erleuchtet. Wir ehren dich liebevoll, o Gerechter Romanos.
Der heilige Romanos der Melode
Gedenktag 01. Oktober
Der heilige Romanos der Melode (griechisch: Ρωμανός ο Μελωδός, slawisch: Преподобный Роман Сладкопевец) stammte aus Syrien, aus der Stadt der Emesa. Er wurde Diakon der heiligen Kirche Gottes in Berytos, die den Namen der Auferstehung trägt. Zur Zeit des Kaisers Anastasios kam er nach Konstantinopel und wohnte in der Kyros-Stiftung bei der Kirche der überaus heiligen Gottesgebärerin, wo er auch die Gnadengabe empfing, Kontakion zu komponieren. Es erschien ihm nämlich die heilige Gottesgebärerin am Abend der Geburt Christi im Traum, reichte ihm ein Papyrusblatt und befahl ihm, dieses hinunterzuschlingen. Nachdem er es verschlungen hatte, erwachte er sogleich, bestieg den Ambon und begann zu singen und höchst melodisch "Die Jungfrau gebiert heute den über dem Sein Seienden" zu rezitieren. Seit damals also schuf er Kontakia auf die Herrenfeste und auf die Gedenkfeste verschiedener Heiliger, etwa tausend an der Zahl, von denen die meisten in seiner eigenhändigen Niederschrift in der Kyros- Stiftung aufbewahrt sind. Er starb in Frieden und wurde in selbiger Kirche begraben; dort wird auch seine Gedächtnisfeier begangen."
So lautet der Bericht des Synaxarions, also der biographische Kurztext, welcher unter dem Datum des Todestages des heiligen Romanos des Meloden (von griechisch Μελωδός (= "Melodós" = Liederdichter oder Sänger), dem 01. Oktober, zugleich seinem Gedächtnistag, in den byzantinischen Synaxarhandschriften tradiert wird. Eine ausführliche Biographie dieses größten Lieddichters der Orthodoxie ist leider nicht erhalten. In den orthodoxen Kirchen ist seine Verehrung seit der Zeit des Kaisers Herakleios (610-641) nachweisbar. Dem Synaxar, sowie indirekten Hinweisen aus seinen Hymnen kann man also entnehmen, daß Romanos im letzten Viertel des 5. Jahrhunderts, wohl um 485, in Emesa (heute Homs in Syrien) geboren und daß er, noch in seiner Jugend, in Berytos (heute Beirut, Libanon) zum Diakon geweiht wurde. Da in seiner Heimat neben dem Syrischen das Griechische weit verbreitet war, darf man annehmen, daß Romanos selbst ebenfalls zweisprachig aufgewachsen ist. Er kam in der Zeit des - die Monophysiten unterstützenden - Kaisers Anastasios I. (491-518) nach Konstantinopel, wo er sich als Mönch in der Marien-Kirche in der Stiftung eines sonst nicht bekannten Patriziers Kyros niederließ; sie ist vielleicht mit dem späteren Kyriotissa-Kloster zu identifizieren, an dessen Stelle in Konstantinopel heute die Kalenderhane-Moschee steht.
Über die Angaben des Synaxars hinaus läßt sich zu Romanos’ Leben wenig in Erfahrung bringen: Als wahrscheinlich gilt, daß er - ausgenommen vielleicht eine Reise nach Thessalonike - sein weiteres Leben in der Reichshauptstadt verbrachte und daß er den Kaiser Justinian I. (527-565), den Neffen des Kaisers Justin I. (518-527), zu seinen Auftraggebern zählte, was beispielsweise im Hymnus "Auf jegliches Erdbeben und Feuer" deutlich wird, den Romanos anläßlich der Vollendung des Neubaues der Hagia Sophia (537) schuf. Schließlich darf man vermuten, daß Romanos vor Ende 562 starb, da der ‘offizielle’ Hymnus auf die zweite Einweihung der Sophienkirche am 24. Dezember 652 - nach einem teilweisen Kuppeleinsturz im Jahre 558 war eine Erneuerung notwendig geworden - von einem anderen Meloden verfaßt wurde.
Für das Wunder, das Romanos die Gabe der Dichtung, Komposition und Rezitation der Kontakia verlieh, lassen sich Vorbilder feststellen: Der alttestamentliche Prophet Ezechiel empfing seine Sehergabe in ähnlicher Form, der Evangelist Johannes berichtet in seiner Offenbarung über ein gleichartiges Wunder, und auch über den syrischen Kirchenvater Ephraim (ca. 300-373) gibt es einen solchen Bericht.
Das Wenige, was über die Biographie des Romanos bekannt ist, wissen wir aus einer Handschrift, die heute auf dem Heiligen Berg Athos aufbewahrt wird. Dieser berührende, volksnahe Text wurde vor dem Jahre 1300 verfasst. Aus ihm sollen nun einige Teile des Dialogs zwischen der Allheiligen Gottesgebärerin und dem heiligen zitiert werden. Dieser Dialog findet in einer Nacht statt, als der heilige Romanos - verzweifelt über seine Unmusikalität, die ihm auch den Spott anderer Kleriker einbringt - im Gebet wacht. Da erscheint ihm die Allheilige Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria und spricht: „Was hast du, Romanos, gesegnetes Kind, was betrübt sich? - Es ist wegen meiner Unmusikalität, Herrscherin, Herrin, weil ich von allen ausgelacht werde. - Und wenn ich dir eine helle Stimme schenke, was versprichst du mir? Wirst du Mönch? - Ja, meine Herrin, das ist ja mein Herzensbedürfnis! - Auch ich habe deine Seelenneigung erkennt, doch freilich, diese Gabe kann denen Schaden bringen, die nicht behutsam damit umgehen. Wenn du also die Gabe erhalten willst, so hüte das Geheimnis, keiner soll es erfahren! Gib all deinen Besitz den Armen und geh in meinen lieben Palast, ich meine das Abassos- Kloster, und werde Mönch! Und dann will ich kommen und dich heimsuchen." Die Allheilige Gottesgebärerin hält dann auch ihr Versprechen und verleiht dem heiligen Romanos die Gabe, Hymnen zu verfassen.
Der kirchlichen Überlieferung nach schuf der heilige Romanos der Melode tausend
Hymnen. Aus den spätbyzantinischen Sammelhandschriften unter seinem Namen sind uns bis heute rund neunzig Hymnen erhalten geblieben. Über ihre Entstehung im Einzelnen ist uns im einzelnen meist
wenig bekannt. Die Forschung geht heute aber davon aus, dass der ungefähre zeitliche Rahmen, mit dem die Schaffenszeit des heiligen Romanos zu bemessen ist, etwa die erste Hälfte und die Mitte
des 6. Jahrhunderts umfasst.
In seiner, der frühbyzantischen griechischen Sprache des 6. Jahrhunderts nahestehenden, Sprache ist der heilige Romanos um Schlichtheit und Bildhaftigkeit bemüht.Als kirchlicher orthodoxer Hymnendichter bringt er in seinen Dichtungen die Botschaft des Alten und des Neue Testamentes zum Erklingen, aber auch die Texte der Göttlichen Liturgie, die Viten der Märtyrer und Heiligen. Darüber hinaus belegen seine Dichtungen, dass der heilige Romanos der Melode mit der Dichtung des heiligen Ephraim des Syrers wohl vertraut war. Auch die Schriften der Heiligen Väter, vor allem Athanasios und Kyrillos von Alexandria, Johannes Chrysostomos, Proklos von Konstantinopel, Basilius von Seleukia und die drei kappadokischen großen Lehrer der orthodoxen Oikumene Basilius von Kaisareia, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa waren ihm bestens vertraut. So verbinden sich in seinen Hymnen ein geschliffenes Griechisch biblischer und patristischer Prägung mit vielen sprachlichen Anklängen an das heimatliche syrische Aramäisch, was auf seine Vertrautheit mit den syrischen Vätern, vor allem dem heiligen Ephraim, hinweist.
Zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan unter maßgeblicher Verwendung von: Johannes Koder, Mit der Seele Augen sah er deines Lichtes Zeichen. Romanos der Melode - Hymnen des orthodoxen Kirchenjahres. Wien 1996.
Befangen im Dunkel war Saulus vormals gewesen; doch als er den göttlichen Strahl hatte empfangen und erfüllt von diesem überwältigenden Winke zu dir eilte, um die göttliche Reinigung zu erbitten, da vermitteltest du ihm als weiser Hierarch, die Sohnschaft, Allseligster, durch die Taufe, ihm, der später bringen sollte die Sohnschaft dem Erdkreis. Darum preisen wir dich selig mit ihm als Apostel Christi, gottsinnender Ananias, der du flehst um unsere Errettung.
Sticheron Prosomion am Fest des Heiligen Ananias
Der heilige Apostel Ananias von den Siebzig
01. Oktober
Der heilige Ananias war Bischof von Damaskus. Auf Befehl Gottes taufte er Saulus, den vormaligen Verfolger der Christen. Saulus wurde der große Prediger und Apostel Paulus (Apostelgeschichte 9:10-19; 22:12). Der Heilige Ananias bekannte sich vor Juden und Heiden mutig und offen zum Christentum.
Von Damaskus ging er nach Eleutheropolis um zu predigen und heilte dort viele Kranke. Der Befehlshaber der Stadt, Lukian, versuchte den Heiligen dazu zu bringen den Götzen zu opfern. Wegen seines standhaften und festen Bekenntnisses zu Christus, gab Lukian den Befehl ihn zu foltern. Die schrecklichen Qualen konnten den Zeugen der Wahrheit nicht ins Wanken bringen. Dann führten die Folterer ihn aus der Stadt hinaus und steinigten ihn. Der Heilige betete für die, die ihn zu Tod quälten. Seine Reliquien wurden später nach Konstantinopel gebracht.
Quelle: Orthodox Church in America
IKONE DER GOTTESMUTTER “DIE HEILERIN”
Der heiligen Märtyrer Cyprian und Justina
02. Oktober
Justina war die Tochter eines Götzenpriesters in Antiochien und hörte von ihrem Fenster aus die Predigten eines christlichen Missionars. Das Licht des Glaubens ging in ihr auf, und sie empfing die heilige Taufe. Sie lebte nun ganz für Gott, ließ sich außer dem Besuche des Gottesdienstes nie öffentlich sehen und gelobte lebenslange Jungfräulichkeit.
Ihr größtes Werk war die Bekehrung des heiligen Cyprian, der vordem ein Zauberer und hasserfüllter Verächter des Christentums war. Cyprian hatte den Auftrag übernommen, sie durch seine Zauberkünste für einen vornehmen Jüngling zu gewinnen. Alle möglichen Mittel hatte er versucht, um die reine Jungfrau zu verführen. Vergebens setzte er sich mit den Teufeln in Verbindung, damit sie ihn zur Erreichung seines Zieles unterstützten. Allein Justina flehte beharrlich zu Maria: „O Jungfrau! Komm einer Jungfrau zu Hilfe!“ betete sie, und unter dem Schutze der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau blieb sie siegreich. Auch mit dem heiligen Kreuzzeichen bewaffnete sich die heilige Justina, und da Cyprian seine dämonischen Bundesgenossen schalt, dass sie nicht die schwache Jungfrau zum Falle brächten, antworteten sie ihm, dass Christus an der Seite der Jungfrau sei, so dass sie ihr nichts anhaben könnten.
Die heilige Justina betete auch für Cyprian, und dieser erkannte jetzt durch die Gnade Gottes, dass Christus stärker sei als die bösen Geister. Er wollte nun Christus kennen lernen, entsagte seinem sündhaften Gewerbe, ließ sich im christlichen Glauben unterrichten und wurde, nachdem er für seine Sünden öffentliche Buße getan, getauft. Es gelang ihm auch, noch einen anderen Heiden, der heiligen Justina nach zu stellten versuchte, zum Gluben an unseren Herrn Jesus Christus zu bekehren.
Die Bekehrung des von den Heiden viel in Anspruch genommenen Zauberers machte großes Aufsehen in Antiochia, weshalb der Statthalter Eutolmus denselben samt der heiligen Justina vor sich rufen ließ. Auf ihr mutvolles Glaubensbekenntnis hin wurden sie gegeißelt und bei einem späteren Verhöre in einen Kessel voll von siedendem Pech geworfen. Da sie aber aus dieser Marter unversehrt hervorgingen, wurden sie nach Nikomedien vor den Kaiser Diokletian geführt, welcher aus Furcht vor neuen Wundern ihre Enthauptung befahl. Die Leiber der heiligen Märtyrer sollten den wilden Tieren vorgeworfen werden, aber die Christen nahmen sie heimlich weg und brachten sie nach Rom, wo sie ehrfurchtsvoll bestattet wurden.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Die Lebensgeschichte der heiligen Märtyrer Cyprian und Justina sind uns durch Quellen aus dem frühen vierten Jahrhundert überliefert. Sie erlitten zusammen das Martyrium am 26. September des Jahres 304 während einer der Wellen der Christenverfolgung unter Kaiser Diocletian im kleinasiatischen Nikomedia. Die Lebensgeschichte der Heiligen wird uns später sowohl vom Heiligen Gregor von Nazianz als auch von Prudentius überliefert. Sie berichten uns, dass der heilige Cyprian nach seiner Bekehrung von Gott mit der Gabe der Heilung und anderer Wundergaben beschenkt wurde. Später sei der heilige Cyprian zuerst Diakon und Priester und am Ende sogar Bischof und die heilige Justina Äbtissin geworden. Eventuell liegt hier jedoch eine Verwechselung mit dem heiligen Märtyrer-Bischof Cyprian von Karthago vor.
Der heilige Dionysius Areopagita
03. Oktober
Der heilige Dionysius lebte ursprünglich in der Stadt Athen. Dort war er aufgewachsen und hatte eine klassische griechische Ausbildung genossen. Dann ging er nach Ägypten, wo er in der Stadt Heliopolis Astronomie studierte. Dort wurde er zusammen mit seinem Freund Apollophonos Augenzeuge, wie sich die Sonne im Moment des Todes des Herrn Jesus Christus am Kreuz verfinsterte. „Entweder leidet der Schöpfer der ganzen Welt gerade, oder diese sichtbare Welt geht nun zu Ende“, sagte Dionysius. Nach seiner Rückkehr aus Ägypten nach Athen wurde er zum Mitglied des Areopagus-Rates (Oberstes Gericht in Athen) gewählt.
Als der heilige Apostel Paulus auf dem Hügel des Ares predigte (Apg 17,16-34), nahm Dionysius dessen erlösende Botschaft an und wurde Christ. Drei Jahre lang begleitete er fortan den heiligen Apostel bei dessen Predigten der Worte Gottes. Später erwählte ihn Paulus zum Bischof von Athen, und im Jahr 57 war Dionysius bei der Entschlafung der Allerheiligsten Gottesmutter anwesend.
Zu Lebzeiten der Muttergottes war der heilige Dionysius von Athen nach Jerusalem gereist, um sie zu treffen. Er schrieb an seinen Lehrer Paulus: „Ich bezeuge bei Gott, dass außer IHM selbst niemand mit so viel göttlicher Kraft und Gnade erfüllt ist. Niemand könnte gänzlich begreifen, was ich sah. Ich bekenne vor Gott: als ich Johannes begegnete, der unter den Aposteln leuchtete wie die Sonne am Himmel, und als ich vor das Angesicht der Allerheiligsten Jungfrau gebracht wurde, da überkam mich ein unbeschreibliches Gefühl. Vor mir schimmerte ein göttlicher Glanz, der meinen Geist durchdrang. Ich verspürte den Duft unbeschreibbarer Aromen und war mit einer solchen Freude erfüllt, dass ich einer Ohnmacht nahe war, da mein Geist diese Anzeichen ewiger Majestät und göttlicher Macht kaum ertragen konnte. Ihre Anmut überwältigte mein Herz und erschütterte meinen Geist. Wenn ich eure Anweisungen nicht im Kopf behalten hätte, würde ich sie für Gott gehalten haben. Es ist unmöglich, größerer Glückseligkeit angesichtig zu werden als ich.“
Nach dem Tod von Apostel Paulus wollte der heilige Dionysius dessen Werk fortsetzen und zog deshalb predigten nach Westen, begleitet von dem Priester Rusticus und dem Diakon Eleutherius. In Rom bekehrten sie Viele zum Christentum, auch in Germanien und in Spanien. In Gallien wurden die drei Bekenner während einer Christenverfolgung durch die heidnische Obrigkeit festgenommen und ins Gefängnis geworfen. In der Nacht zelebrierte der heilige Dionysius die Göttliche Liturgie mit Engeln des Herrn. Am Morgen wurden die Märtyrer enthauptet. Einer alten Überlieferung zufolge nahm der hl. Dionysius seinen Kopf und schritt mit ihm zur Kirche, wo er tot darniedersank. Eine fromme Frau namens Catulla begrub die Überreste der Heiligen.
Die Schriften des heilige Dionysius Areopagita sind für die Orthodoxe Kirche von größter Bedeutung. Vier Bücher sind bis heute erhalten:
Über die Himmlische Hierarchie
Über die Kirchliche Hierarchie
Über die Namen Gottes
Über Mystische Theologie
Darüber hinaus gibt es zehn Briefe an verschiedene Empfänger.
Das Buch Über die Himmlische Hierarchie wurde in einem der westeuropäischen Länder geschrieben, in denen der hl. Dionysius predigte. Darin spricht er von der christlichen Lehre über die Welt der Engel. Die englische (bzw. himmlische) Hierarchie kennt neun Ränge:
Die Darstellung der Synaxis der Körperlosen Himmlischen Mächte findet sich im Heiligenkalender unter dem 08. November.
Ziel der gottgegebenen Hierarchie der Engel ist der Aufstieg zur Göttlichkeit durch Reinigung, Erleuchtung und Perfektionierung. Die höchsten Ränge sind Träger des göttlichen Lichts und des göttlichen Lebens für die niedrigeren Ränge. Und nicht nur die empfindsamen, körperlosen Engelswesen stehen in dieser spirituellen und erleuchtenden Hierarchie, sondern auch die menschliche Art, neugeschaffen und geheiligt durch die Kirche Christi.
Das Buch des heilige Dionysius Über die Kirchliche Hierarchie ist eine Fortsetzung des Buches Über die Himmlische Hierarchie. Die Kirche Christi gründet wie die Ränge der Engel auf den priesterlichen Prinzipien Gottes.
In die irdischen Welt und für die Kinder der Kirche kommt die göttliche Gnade unbeschreiblicherweise hernieder durch die Geheimnisse der Kirche, die spiritueller Natur sind, obschon den Sinnen zugänglich. Nur Wenigen, selbst unter den heiligen Asketen, war es vergönnt, mit ihren irdischen Augen die Heiligen Mysterien Gottes zu schauen; aber jenseits der Kirchensakramente, der Taufe und der Eucharistie ist die erleuchtende und erlösende Gnade Gottes nicht zu finden, geschweige denn Gotteserkenntnis oder Theosis (Vergöttlichung).
Das Buch Über die Namen Gottes behandelt den Weg der Gotteserkenntnis durch eine aufsteigende Reihe der Namen Gottes.
Das Buch Über Mystische Theologie setzt die Lehre über die Gotteserkenntnis fort. Die Theologie der Orthodoxen Kirche basiert gänzlich auf der Erfahrung der Gotteserkenntnis. Um Gott zu erkennen, ist es notwendig, IHM nahe zu sein, um Kommunion mit IHM und Vergöttlichung (Theosis) zu erreichen. Diese Bedingung wird durch das Gebet erfüllt; nicht, weil uns das Gebet selber dem unbegreiflichen Gott näher brächte, sondern weil die Reinheit des Herzens im wahren Gebet uns Gott näher bringt.
Die geschriebenen Werke des heilige Dionysius Areopagita sind von außerordentlicher Bedeutung für die Theologie der Orthodoxen Kirche und auch für die spätmittelalterliche Theologie des Westens. Für beinahe vier Jahrhunderte, bis Anfang des 6. Jahrhunderts, wurden die Werke dieses heiligen Kirchenvaters in verborgenen Manuskripten aufbewahrt, vor allem von Theologen der Kirche von Alexandria. Die Inhalte seiner Werke waren bekannt und wurden von so hervorragenden Persönlichkeiten der katechetischen Schule von Alexandria wie Clemens von Alexandria, Origenes und Dionysius dem Großen angewandt, so wie auch vom hl. Gregor dem Theologen. Der heilige Dionysius von Alexandria schrieb dem hl. Gregor dem Theologen einen Kommentar zum „Areopagitum”. Die Werke des heilige Dionysius Areopagita fanden dann im 6. Jahrhundert allgemein große Beachtung.
Besonders bedeutend sind die Kommentare des heilige Maximus dem Bekenner. Auch wenn viele Gelehrte meinen, dass das „Areopagitum” von einem unbekannten Verfasser aus dem 6. Jahrhundert stamme, der sich wie im Altertum üblich eines bekannten Namens bedient habe, vermindert dies die große theologische Bedeutung des Werkes keineswegs.
In der Russischen Orthodoxen Kirche wurden die Lehren des heilige Dionysius Areopagita über die spirituellen Prinzipien und die Vergöttlichung erstmals bekannt durch die Schriften des heilige Johannes von Damaskus. Die erste slawonische Übersetzung des „Areopagitum” wurde auf dem Berg Athos im Jahre 1371 von einem Mönch namens Isaija angefertigt. Kopien davon waren in Russland weit verbreitet, und viele sind noch heute in historischen Handschriftensammlungen erhalten, darunter das Manuskript „Werke des heiligen Dionysius Areopagita“ von der eigenen Hand des heilige Kyprian, Metropolit von Kiew und Ganz Russland.
Der Überlieferung nach wurde der heilige Dionysius im Jahre 96 in Lutetia (heute Paris in Frankreich) während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Dometian (81-96) ermordet. Heute glauben die meisten Gelehrten und Theologen, dass er nicht in Gallien gestorben sei, sondern dass es sich bei dem Hl. Dionysius (oder Denis) von Paris um einen anderen Heiligen gleichen Namens gehandelt habe.
Der heilige Demetrius von Rostow meinte, dass der Hieromärtyrer Dionysius in Athen geköpft worden sei und an seinem Grab vielerlei Wunder geschähen.
Der heilige Dionysius Areopagita
03. Oktober
Es ist eigenartig: Die Person, die so klangvoll und überschwänglich das Dunkel gepriesen hat, steht selbst im Dunkel. Eigentlich wissen wir von ihr nichts, nicht einmal den Namen. Das einzige Licht, das von ihr zu uns herüber- leuchtet, sind eine Reihe von Schriften, die sich durch lange Jahrhunderte einer hohen Wertschätzung erfreuten. Die wissenschaftliche Forschung hat inzwischen herausgefunden, dass die unter dem Namen des „Dionysius“ überlieferten Werke (bis auf ein paar wenige spätere Fälschungen) vom gleichen Verfasser stammen müssen. Durch Abhängigkeiten von einigen neuplatonischen Philosophen (z. B. Proklus, Syrianus) und christlichen Theologen (z. B. dem Hl. Gregor von Nyssa) kann man seine Lebenszeit etwa am Ende des 5. Jahrhunderts vermuten. Vielleicht war er ein syrischer Mönch.
Er selbst sagt nichts in seinen Schriften über sich. Nicht einmal in seinen Briefen (die allerdings zumeist Mönche als Adressaten haben). Nur seine Werke erwähnt er gelegentlich. Seine Person scheint ganz hinter seinen Worten zurückzutreten, ja zu verschwimmen.
Er bezeichnet sich als „Dionysius vom Areopag“. Er identifiziert sich also mit jenem Paulusschüler, der sich in Athen auf die Predigt des Paulus hin dem Christentum anschloss (Apg. 17,34). Einer Nebenfigur des Neuen Testamentes, ein einziges Mal erwähnt, sonst ganz unbedeutend für die Geschichte der jungen Kirche! Diesem Dionysius verleiht der syrische Mönch fast 450 Jahre später eine Stimme. Es gab in der Kirchengeschichte der damaligen Zeit eine große Anzahl von „Pseudepigraphen“, von Schriften, die unter einem anderen Namen als dem des Verfassers erschienen. Aber es ist wieder eigenartig: Sie erschienen unter zumeist sehr bekannten Namen: Paulus, Petrus, Johannes und andere große Augenzeugen Jesu. Ihre Verfasser wollten sich dadurch bekannter machen, ihrem Werk mehr Nachdruck verleihen; unter dem Namen einer großen Persönlichkeit erwarteten sie mehr Gehör für ihre Worte.
Aber hier nennt sich ein Mönch „Dionysius“, nach einer nur beiläufig erwähnten Gestalt. Das war kein Augenzeuge Jesu, wahrscheinlich noch nicht einmal ein großer Missionar – sondern eben selbst ein Unbekannter. Ein Name, der gleichsam nur einmal kurz in der Bibel vorüberzieht, auch damals sicherlich nur Menschen bekannt, die ganz eng mit der Bibel verwurzelt waren, die alles gelesen hatten und auswendig konnten.
Also kein Bekannter, Ruhmvoller, kein bedeutender Mensch, hinter dem sich der syrische Mönch verbirgt. Sondern ein Unbekannter, Verborgener. Alles scheint hier zusammenzustimmen: Wer vom Dunkel redet, kann sich nicht ins Licht stellen. Wer von Gottes alles überstrahlendem Glanz (der nur aus solchem Dunkel erkannt werden kann) spricht, muss selber dahinter ganz verschwinden, gleichsam aufgehen in diesem Glanz.
Der Verfasser der Schriften dieses Bändchens bleibt verborgen. Er hat gleich- sam nur eine Stimme, die auch bis zu uns dringt. Wer der Mund war, aus dem diese Stimme sich formte, der Kopf und der Leib – ist das eigentlich wichtig?
Es ist ein alter Irrtum, als könnte ein Leben bestimmte Gedanken widerlegen. Wir meinen ja oft genug, dass die Gedanken eines Menschen falsch sein müssten, wenn er selbst nicht danach lebt. Und immer wieder wird dem Christentum vorgeworfen, es sei unglaubwürdig, weil so wenige Menschen christlich lebten. Und dann werden die ganzen Dunkelstellen der Kirchengeschichte aufgezählt. Als ob damit etwas gesagt wäre. Es ist zu einfach, sich von einem Gedanken zu distanzieren, nur weil andere auch nicht danach leben. Christus hat darum nicht ohne Grund gesagt: „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Matthäus 7:3)
Freilich: In anderer Richtung könnte das Leben schon etwas aussagen. Es gibt und gab Christen, die z. B. ihrem Herrn in ihrer Nachfolge so nahe gekommen sind, dass in ihrem Leben gleichsam der Herr selbst wieder sichtbar geworden ist. In denen für einen Augenblick die christliche Wahrheit anschaubar wurde und jedermann vor Augen lag. In diesen „Heiligen“ liegt eine ganz große Aufgabe. Sie bewahren das Christentum davor, eine theoretische, gedankliche Sache zu sein. Sie machen den Buchstaben lebendig. In ihnen wird das Gelesene zum Leben und zum Wesen. Sie sind so etwas wie eine Bilderbibel, die jeder braucht, um nicht nur zu hören, sondern auch zu schauen. Gewiss, die „Heiligen“ sind nicht die einzige Weise, wo der Christ schauen und erfahren kann, gewiss nicht, vielleicht noch nicht einmal die wichtigste Weise. Stichworte wie „Kirche“, „Liturgie“, „Sakramente“ lassen uns das ohne weitere Worte deutlich sein. Aber sie sind doch eine wichtige Weise, weil sie uns gleichsam mit ihrem eigenen Leben und Leiden aufmalen, wie Nachfolge Christi, Gemeinschaft mit dem lebendigen Herrn, aussehen kann.
Aber weder das Eine noch das Andere gewährt uns der syrische Mönch. Er lässt uns mit seinen Buchstaben allein. Und seine Worte lassen sich nicht an seinem Leben messen. Weder widerlegen noch beweisen. Sein Leben liegt für uns im Dunkel und kann damit nicht zu einem Zeugnis für seine Worte werden. Oder vielleicht doch? Sollte gerade diese Verborgenheit der Person selbst Zeugnis ablegen für die Worte, die von Verborgenheit, Geheimnis und göttlichem Dunkel reden?
Ich will diese Frage nicht beantworten. So viel aber ist klar: Ob die Stimme, ob die Worte, die durch diesen „Dionysius vom Areopag“ zu uns kommen, Buchstaben bleiben oder Leben und Wesen werden, das liegt nicht an ihnen selbst. Sondern es liegt im Leben und Wesen des Lesers. Er kann sie als Buchstabe in einem Buche belassen; er kann sie aber auch mit seinem Leben zu lebendigen Worten verwandeln.
Vier Schriften und zehn Briefe sind uns von Dionysius bekannt. Die Werke über die „Himmlische Hierarchie“ und die „Kirchliche Hierarchie“, über die „Göttlichen Namen“ und die kurze Programmschrift „Mystische Theologie“ sind seine wichtigsten, theoretischen Erörterungen. In den Briefen kommt dann die praktische Seite stärker zum Tragen.
Daneben werden oft noch andere Werke erwähnt, z. B. die „Symbolische Theologie“ oder der „Abriss der Theologie“, die auch in der „Mystischen Theologie“ zitiert werden. Sie sind uns aber nicht bekannt. In der wissenschaftlichen Forschung rätselt man darüber, ob es sie wirklich gegeben hat, oder ob sie nur fiktiv sind, ob sie der Verfasser nur deshalb erfunden hat, um uns damit das eine oder andere zu erklären. Auch diese Frage ist hier an diesem Ort nicht wichtig. Halten können wir uns so oder so nur an das, was wir haben. Und das heißt an die Worte, die bis zu uns heute hinüberstehen. Das andere bleibt sicherlich interessant zu wissen; aber wie wir die Frage auch entscheiden, es trägt zu unserem Verständnis von Dionysius nichts bei.
Das Werk des Dionysius ist zunächst ein „theoretisches“ Werk. Die engen Verbindungen zur Philosophie hat man nicht umsonst immer wieder herausgestellt. Vielleicht könnte man sogar sagen: Es ist ein philosophisches Werk. Freilich nicht in dem Sinne, wie beide Wissenschaften, Philosophie und Theologie, heute mancherorts so un- selig getrennt werden. Sondern eher in inniger Verbindung, so wie das Mittelalter beide noch sehen konnte. Das Mittelalter hat Dionysius darum auch besonders geschätzt. Der große deutsche Mystiker, Meister Eckehart hat ihn gekannt und benutzt, der große Denker des Spätmittelalters am Rande der Neuzeit, der Kardinal Nikolaus von Kues, hat ihn zitiert und erwähnt. Und nicht zuletzt hat der große Dogmatiker, Thomas von Aquin, seine Schriften kommentiert und ausgelegt. Wenn uns in Dionysius so etwas wie ein Philosoph begegnet, dann bedeutet das: uns begegnet eine abstrakte, nicht immer leicht zu verstehende Redeweise. Die Sätze erschließen sich oft nicht beim Über- fliegen; sie wollen einmal, zweimal, vielleicht auch dreimal gelesen und meditiert werden. Man wird sie nicht im Vorbeigehen zur Kenntnis nehmen können, sondern sie wollen, dass man sich mit ihnen beschäftigt, dass man sie befragt und mit sich herum- trägt. Sie legen uns ihren Sinn nicht in den Schoß, sondern wollen sich ihren Sinn von uns abringen lassen.
Aber darin liegt zugleich auch eine große Chance. Sätze, die man nur im Vor- beigehen aufnimmt, bleiben oberflächlich. Wer immer die Tiefe eines Wortes hören, ja erleben will, der muss mit diesem Wort umgehen. Er muss es immer wieder vornehmen und immer wieder befragen. Nur wer einem Wort so in die Tiefe folgt, der wird auch seine Tiefe finden.
Und er wird dann an den Worten des Dionysius wahrnehmen, wie konkret sie sind. Wie sie ein Leben meinen, wie sie das Leben meinen, obwohl sie doch scheinbar so theoretisch sind. Aber vielleicht muss und darf auch Theorie und Praxis nicht so unselig getrennt werden, wie unsere Zeit es so gern tut. Denn was hätte denn alle Theorie für einen Sinn, wenn sie nicht irgendwo zur Praxis, zum Leben, zum Wesen werden könnte? Und was wäre alle Praxis, wenn dahinter nicht die Tiefe der Seele und die Tiefe der Gedanken stünde? Es wäre doch nur sinnloses Tätigsein, nur ein rastloses Arme-Bewegen ohne Sinn, Aktivität ohne Inhalt. All unser Tun ist doch darauf angewiesen, dass es weiß, was es tut, dass es einen Sinn hat, dass in ihm die Tiefe eines Menschen, seine Seele offenbar wird.
Es wollen Worte ins Leben sein, was Dionysius schreibt. Worte, nach denen das Leben in seinen ersten Grund, in seine wirkliche Tiefe steigt. Worte, nach denen wir (und Höhe und Tiefe ist in diesem Sinne dasselbe) aufsteigen sollen, aufsteigen in den Glanz der göttlichen Strahlen. Dionysius schreibt Worte, die zu Gott führen wollen, zum Ur-Sinn des Lebens. Und deshalb sind seine abstrakten Sätze so konkret. Denn abstrakt sagen sie gar nichts. Sie sagen erst dann etwas, wenn sie als Wegweiser verstanden werden, als Wegweiser zum ersten und letzten Grund, zum tiefsten und wahren Sinn, zu dem, von dem kein Wort mehr reden kann: zu Gott.
Quelle: Andreasbote Oktober 2003.
Über die Notwendigkeit des Gebetes
vom Heiligen Dionysios Areopagita
Denn es ist nötig, dass wir uns zuerst durch Gebete zur Dreieinigkeit als dem Grund des Guten emporheben. Und nur, wenn wir uns ihr noch mehr genähert haben, können wir die allguten Gaben, die in Ihr liegen, in Ruhe empfangen. Denn die Dreieinheit ist bei allem anwesend, aber nicht alles ist bei Ihr anwesend.
Wenn wir Sie aber durch allerheiligste Gebete anrufen, mit unbeflecktem Geist und mit dem, was zur Vereinigung mit Gott erforderlich ist, dann werden wir auch bei ihr sein können.
Eine Schnur von vielen Lichtern ist im Gipfel der Himmel aufgehängt und hängt bis hierher zu uns herunter. Wenn wir nun mit wechselnden Händen ihre je nächste Sprosse ergreifen und meinen, sie damit nach unten zu ziehen, dann ziehen wir tatsächlich nicht die Schnur nach unten (denn sie ist doch oben und unten zugleich), sondern wir selbst ziehen uns hinauf zu dem höchsten Gipfel der viellichtigen Strahlen.
Oder wir sind in ein Boot hineingegangen und halten uns an Tauen fest, die von einem Felsen zu uns gespannt und uns gleichsam zum Ergreifen übergeben sind. Dann ziehen wir nicht den Felsen zu uns, (wie uns vielleicht scheinen mag), sondern ziehen in Wahrheit uns selbst und das Boot zum Felsen. Und umgekehrt auch: Wenn jemand, der auf einem Boot steht, den Küstenfelsen von sich stößt, dann wird er dem Felsen, der feststeht und unbeweglich ist, nichts tun. Aber er wird sich selbst von jenem abtrennen, und je mehr er ihn wegstößt, umso mehr wird er von ihm weggeschleudert werden.
Deswegen ist es vor jeder Sache, und besonders vor der Theologie nötig, mit dem Gebet zu beginnen. Nicht, als ob wir die überall und doch nirgends örtlich gegenwärtige Kraft zu uns heranziehen könnten! Sondern so, daß wir –durch Gedenken an Gott und durch Anrufungen – uns selbst zu ihr ziehen und uns mit ihr vereinigen.
Der heilige Apostel Thomas
06. Oktober
Der heilige Apostel Thomas: war bis zu seiner Berufung als Jünger Fischer am See Genezareth. Das Johannesevangelium beschreibt die Hingabe, die der heilige Thomas für seinen Herrn und Meister Jesus Christus empfand: Als der Herr nach Judäa zurückkehren wollte, wo die Juden ihn hatten steinigen wollen, schloss sich ihm Thomas mit den Worten an: „Lasst uns mit Ihm gehen, um mit Ihm zu sterben.“ ( Johannes11:5-16). Der heilige Thomas wird in den Apostellisten aller vier Evangelien und der Apostelgeschichte erwähnt. Außer im Johannesevangelium kommt er aber nur in der Aufzählung der Jünger und dabei in der mittleren Jüngergruppe vor. Im Johannesevangelium - dort drei Mal mit dem Beinamen Didymus, der griechischen Übersetzung für den hebräisch-aramäischen Namen Thomas = Zwilling - nimmt er mit sieben Nennungen - so auch im Bericht über das heilige Abendmahl (Johannesevangelium 14: 1-7) - eine wichtige Rolle ein. In Johannesevangelium 21, 2 wird er sogar an zweiter Stelle in der Jüngerliste direkt nach dem heiligen Apostel Petrus genannt.
Berühmt wurde der heilige Apostel Thomas durch seine Zweifel an der Auferstehung des Herrn und sein Verlangen, handgreiflich die Auferstehung zu überprüfen. Erst nachdem der Herr ihn aufforderte, seine Wundmale zu berühren, konnte er das Unfassbare glauben und bekannte: „Mein Herr und mein Gott!“ Damit erkannte er als Erster der Jünger die göttliche Natur Christi (Johannesevangelium 20, 24-29).
Die syrischen Thomas-Akten erzählen, dass der Herr Jesus Christus dem heiligen Apostel Thomas erschien und ihn aufforderte, dem Boten des Königs Gundisar nach Indien zu folgen, da der König den besten Baumeister suche, um sich einen Palast nach römischer Bauweise errichten zu lassen. Der heilige Thomas wurde mit Abbanes, dem Boten, unterwegs veranlasst, an der Hochzeit einer Königstochter teilzunehmen. Er verkündete auf dieser Hochzeit die frohe Botschaft des Evangeliums zum ersten Mal auf indischem Boden und das Brautpaar bekehrte sich und wurde vom heiligen Apostel gesegnet.
Bei Gundisar angelangt, zeichnete der heilige Apostel diesem einen Palast und erhielt große Schätze zum Bau, verteilte diese aber während der Abwesenheit des Königs an die Armen, predigte das Evangelium und bekehrte Unzählige. Dem zurückgekehrten empörten König, der Thomas in den Kerker warf, erschien sein vor kurzem verstorbener Bruder. Der erklärte ihm, dass der Heilige für ihn im Jenseits den prächtigsten Palast errichtet habe, worauf Gundisar sich bekehrte und den Apostel zur Verkündigung des Evangeliums in fernere Gebiete reisen ließ.
Hinter den volkstümlichen Darstellungen der Legenden lässt sich historisch greifbar festhalten , dass der heilige Apostel Thomas nach den Darstellungen der Thomasakten etwa im Jahr 40 n. Chr. Jerusalem verließ und, nachdem er in den Jahren von 42 bis 49 unter den Menschen des Nahen Ostens im heutigen Irak, Iran, Afghanistan und Belutschistan evangelisiert hatte, im Jahre 53 Nordindien erreichte. Die Didache oder Zwölf-Apostel-Lehre, eine frühchristliche Schrift die etwa um das Jahr 100 entstand, enthält den ältesten schriftlichen Hinweis auf die Missionstätigkeit des Heiligen in Indien. Es heißt dort, er habe in Indien und den umliegenden Gegenden die Kirche gegründet. Danach reiste er entlang der südwestlichen Malabarküste Indiens im heutigen Bundesstaat Kerala und gelangte schließlich ins südindische Madras.
Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
...Thomas oblag es nun, sich selbst von der für den menschlichen Verstand unfassbaren Wahrheit zu überzeugen. Er wollte, aber er konnte es nicht, so sehr er sich auch mühte. Sein Unglaube ist keine destruktive, störrische Ablehnung des Offensichtlichen, sondern die Unfähigkeit, seinen Verstand von dem zu überzeugen, was das Herz wahrscheinlich schon begriffen hat. Als er aber den Gekreuzigten und Auferstandenen sieht, hört und betastet, weicht der Zweifel der Überzeugung.
Als ich vor zwei Jahrzehnten am Geistlichen Seminar in Weißrussland unterrichtete, gab es unter der ersten post-kommunistischen Generation von Priesteranwärtern zwei Kategorien: solche aus Priesterfamilien (aus denen sich die geistlichen Lehranstalten fast ausnahmslos über Jahrzehnte rekrutiert hatten), und solche aus kirchenfremden Familien. Beide hatten ihre Besonderheiten: was die Priestersöhne quasi mit der Muttermilch bekommen hatten, mussten sich die Neophyten erst erarbeiten. Doch eines fiel mir auf: die jungen Männer mit kirchenfremdem Hintergrund waren lebhafter, aufgeweckter, ehrfürchtiger – was sich sogar im äußerlichen Erscheinungsbild offenbarte (Gesichtsausdruck, Ausdrucksweise, Gestik, Körpersprache etc.). Erstere hatten den Glauben ja in den Schoß gelegt bekommen (und mussten diesen Glauben gleichwohl in einer kirchenfeindlichen Umgebung behaupten); Letztere hingegen fanden aus eigenem Impuls zum Glauben und befanden sich noch immer in einem Zustand, vergleichbar mit den Flitterwochen. Und das, denke ich, spiegelt auch den Sinn des paradoxen hymnographischen Lobes für den „gläubigen Unglauben“ des Apostels Thomas wider. Der Zweifel dient dazu, um überwunden zu werden - so wie beim siebenjährigen Arsenios, der in den frühen 1930-er Jahren oft und gerne allein im Wald spazieren ging, um dort ungestört zu Gott zu beten. Eines Tages traf er dort einen atheistischen Studenten, der, als er den Grund für den Aufenthalt des Jungen im Wald erfuhr, ihm prompt eine kostenlose wissenschaftliche Lektion über den „törichten Aberglauben“ der alten Weiber aus dem Dorf offerierte. Doch obwohl das Seelenleben des kleinen Arsenios durch diesen Schock vorübergehend ins Wanken geraten war, überwand der Junge mit Gottes Hilfe alle Zweifel. Arsenios wurde dadurch noch standhafter im Glauben, so dass er später Mönch auf dem Athos wurde und uns allen heute als Geronta Paisios bekannt ist, der tausenden von Seelen den Weg zu Gott wies. Tatsächlich kann nur der vielfach sturmerprobte Matrose später mal Kapitän werden....
Aus der Predigt von Vater Michail Rahr zum Thomassonntag vom 12. 05. 2013.
Nach der frühchristlichen Schriftsteller Origines wirkte der Apostel als Glaubensbote bei den Parthern in Mesopotamien im heutigen Irak; in Edessa - dem heutigen Sanlιurfa in der Türkei -, ist die Verehrung seit dem 4. Jahrhundert nachgewiesen. Der heilige Ephraem der Syrer berichtete ebenso wie die syrischen Thomasakten über seine Missionstätigkeit in Indien. Der heilige Johannes Chrysostomus berichtet uns, dass der Apostel dabei die heiligen drei Magier, die das Christuskind angebetet und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe dargebracht haben, getroffen, getauft und zu Bischöfen geweiht habe. Er durchzog, das heilige Evangelium predigend, noch viele weitere Gegenden des indischen Subkontinentes, bis er in Madras kam und dort die Nichtigkeit der in den Götzenbildern verborgenen Dämonen entlarvte. Nach der einen Überlieferung geriet der Oberpriester des Tempels dadurch sosehr in Rage, dass er den heiligen Apostel Thomas mit seinem Schwert durchbohrte, nach einer anderen Überlieferung wurde der heilige Apostel von feindlich Gesinnten mit Lanzen durchstochen. Als Ort seines Martyriums geben die Überlieferungen Mailapur, den heutige Stadtteil Mayilapuram in Madras, an. Der König Misdai ließ ihn dort ehrenvoll begraben.
Sieben christliche Kirchen in Indien führen heute ihre Wurzeln auf die Predigt des heiligen Apostels Thomas zurück und nennen sich deshalb Thomas-Christen. Über seinem Grab wurde auf dem SaintThomas-Mount 1547 eine Kirche errichtet, in der sich ein Kreuz mit einer mittelpersischen Inschrift aus dem 8./ 9. Jahrhundert befindet.
Der größte Teil seiner Reliquien wurde im 3. Jahrhundert nach Edessa, dem heutigen Sanlιurfa in der Türkei, übertragen. Der heilige Ephraem der Syrer berichtet, ebenso wie die syrischen Thomasakten, über die Rückführung der Reliquien durch einen Kaufmann in einem Schatzkästlein. Der heilige Gregor von Tours (538- 594) überliefert uns nicht nur, dass der Apostel Thomas in Indien wirkte und starb, sondern auch dass er lange Zeit dort begraben war, seine Reliquien nach Edessa überführt wurden, aber seine ursprüngliche Grabstätte weiter in Indien verehrt werde. Ähnliches teilt uns der heilige Isidor von Sevilla (560- 636) mit und berichtet auch über Art und Weise seines Märtyrertodes in Indien.
Unabhängig davon besteht in Südindien die beständige, aus apostolischer Zeit herrührende Tradition, von der dortigen Missionstätigkeit des Apostels, der Gründung der ersten sieben Gemeinden an der Malabarküste und von seinem Martyrertod in Mailapur an der gegenüberliegenden Koromandelküste. Auch bestätigt die lokale Überlieferung der Thomaschristen Indiens eine Überführung des größten Teils der Reliquien nach Edessa, wobei einige wenige Überreste im dortigen Grab verblieben seien, die man tatsächlich bei späteren Ausgrabungen auffand.
Der Bischof Ibas von Edessa ließ für seine Reliquien dort eine Kirche erbauen, das Haupt des heiligen Apostels Thomas wird in der Sioni- Kathedrale in Tiflis in Georgien aufbewahrt. Im Jahre 1218 kamen Reliquien des Apostels auf die griechische Insel Chios. Der Hauptteil der Thomasreliquien kam durch die Kreuzfahrer 1258 von Edessa nach Ortona in Italien und sie werden heute dort in einem Schrein in der Unterkirche des Domes verwahrt. Schon früh gab es Reliquien in Mailand in der Basilika der Apostel. Das Martyrologium des antiken christlichen Schriftstellers Hieronymus beschreibt sie. Auch das ursprüngliche Grab in Indien ist nach wie vor eine stark frequentierte Wallfahrtsstätte.
Außer der Sankt- Thomas- Basilika an der Stelle des Apostelgrabs in Mylapore gibt es in Süd- Indien zahlreiche Wallfahrtsstätten die sich auf den heiligen Apostel Thomas und sein dortiges Missionswirken beziehen. Die berühmtesten sind:
1. Die Kirche auf dem St. Thomas Mount bei Madras, die überlieferte Stätte seines Martyriums.
2. Die Kirche auf dem Little Mount bei Madras, mit einer Höhle in der sich der heilige Apostel Thomas vor seinem Martyrium versteckt hat.
3. Berg und Kirche von Malayattoor in Kerala, wohin sich der heilige Apostel Thomas längere Zeit zu Gebet zurückgezogen hat.
4. Die Kirche von Kodungallur. Hier in der einstmals berühmten Hafenstadt landete der heilige Apostel Thomas gemäß der Überlieferung im Jahre 52 und sie ist eine der sieben Urgemeinden des Apostels. Dort wird eine Handreliquie des Heiligen verehrt.
5. Die Kirche von Palayur, eine der sieben Urgemeinden an der Malabarküste, ein ehemaliger Hindutempel, den der heilige Apostel Thomas nach Bekehrung der meisten örtlichen Brahmanen in eine Kirche umgewandelt hat.
Als die Portugiesen Mailapur eroberten, fanden sie auf dem Gipfel des Berges eine zerfallene, steinerne Kapelle vor. Sie wollten sie zum Andenken des heiligen Apostels wieder herstellen und da sie bis zu den Grundmauern hinunter gruben, zogen sie eine Marmorplatte heraus, auf welcher sich ein Kreuz eingraviert war. Um das Kreuz herum konnte man in eingegrabenen Schriftzügen in mittelpersischer Sprache lesen, dass Jesus, geboren aus Maria, der Jungfrau, von Ewigkeit der Gott sei und zwölf Apostel sein Gesetz verkündet haben; dass einer dieser Männer, mit einem Pilgerstab in der Hand, nach Maliapor gekommen sei, und eine Kirche dort selbst erbaut habe. Auch enthielt die Inschrift seinen Namen "Thomas" und bezeichnete ihn als einen heiligen Mann und frommen Büßer, der durch die Kraft seiner Worte die Könige von Koromandel, von Pandi und von Malabar und mehrere Nationen dem heiligen Gesetz, das er verkündete, unterworfen habe. Da die oben erwähnte Marmorplatte mit Blutflecken besprengt war, glaubte man, der heilige Thomas habe auf der Selben den Märtyrertod erlitten. Man legte diese Platte, als der Bau der Kapelle vollendet war, auf den Altar und mehrere Jahre nach einander überzog sich das Kreuz vor aller Augen mit blutigem Schweiß, wenn die Göttliche Liturgie gefeiert wurde.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Der heilige Apostel Thomas
6. Oktober
Der heilige Apostel Thomas: war bis zu seiner Berufung als Jünger Fischer am See Genezareth. Das Johannesevangelium beschreibt die Hingabe, die der heilige Thomas für seinen Herrn und Meister Jesus Christus empfand: Als der Herr nach Judäa zurückkehren wollte, wo die Juden ihn hatten steinigen wollen, schloss sich ihm Thomas mit den Worten an: „Lasst uns mit Ihm gehen, um mit Ihm zu sterben.“ ( Johannes 11:5-16). Der heilige Thomas wird in den Apostellisten aller vier Evangelien und der Apostelgeschichte erwähnt. Außer im Johannesevangelium kommt er aber nur in der Aufzählung der Jünger und dabei in der mittleren Jüngergruppe vor. Im Johannesevangelium - dort drei Mal mit dem Beinamen Didymus, der griechischen Übersetzung für den hebräisch- aramäischen Namen Thomas = Zwilling - nimmt er mit sieben Nennungen - so auch im Bericht über das heilige Abendmahl (Johannesevangelium 14, 1-7) - eine wichtige Rolle ein. In Johannesevangelium 21:2 wird er sogar an zweiter Stelle in der Jüngerliste direkt nach dem heiligen Apostel Petrus genannt.
Berühmt wurde der heilige Apostel Thomas durch seine Zweifel an der Auferstehung des Herrn und sein Verlangen, handgreiflich die Auferstehung zu überprüfen. Erst nachdem der Herr ihn aufforderte, seine Wundmale zu berühren, konnte er das Unfassbare glauben und bekannte: „Mein Herr und mein Gott!“ Damit erkannte er als Erster der Jünger die göttliche Natur Christi (Johannesevangelium 20:24-29).
Die syrischen Thomas-Akten erzählen, dass der Herr Jesus Christus dem heiligen Apostel Thomas erschien und ihn aufforderte, dem Boten des Königs Gundisar nach Indien zu folgen, da der König den besten Baumeister suche, um sich einen Palast nach römischer Bauweise errichten zu lassen. Der heilige Thomas wurde mit Abbanes, dem Boten, unterwegs veranlasst, an der Hochzeit einer Königstochter teilzunehmen. Er verkündete auf dieser Hochzeit die frohe Botschaft des Evangeliums zum ersten Mal auf indischem Boden und das Brautpaar bekehrte sich und wurde vom heiligen Apostel gesegnet.
Bei Gundisar angelangt, zeichnete der heilige Apostel diesem einen Palast und erhielt große Schätze zum Bau, verteilte diese aber während der Abwesenheit des Königs an die Armen, predigte das Evangelium und bekehrte Unzählige. Dem zurückgekehrten empörten König, der Thomas in den Kerker warf, erschien sein vor kurzem verstorbener Bruder. Der erklärte ihm, dass der Heilige für ihn im Jenseits den prächtigsten Palast errichtet habe, worauf Gundisar sich bekehrte und den Apostel zur Verkündigung des Evangeliums in fernere Gebiete reisen ließ.
Hinter den volkstümlichen Darstellungen der Legenden lässt sich historisch greifbar festhalten , dass der heilige Apostel Thomas nach den Darstellungen der Thomasakten etwa im Jahr 40 nach Christus Jerusalem verließ und, nachdem er in den Jahren von 42 bis 49 unter den Menschen des Nahen Ostens im heutigen Irak, Iran, Afghanistan und Belutschistan evangelisiert hatte, im Jahre 53 Nordindien erreichte. Die Didache oder Zwölf-Apostel-Lehre, eine frühchristliche Schrift die etwa um das Jahr 100 entstand, enthält den ältesten schriftlichen Hinweis auf die Missionstätigkeit des Heiligen in Indien. Es heißt dort, er habe in Indien und den umliegenden Gegenden die Kirche gegründet. Danach reiste er entlang der südwestlichen Malabarküste Indiens im heutigen Bundesstaat Kerala und gelangte schließlich ins südindische Madras.
Nach der frühchristlichen Schriftsteller Origines wirkte der Apostel als Glaubensbote bei den Parthern in Mesopotamien im heutigen Irak; in Edessa - dem heutigen Sanliurfa in der Türkei - ist die Verehrung seit dem 4. Jahrhundert nachgewiesen. Der heilige Ephraem der Syrer berichtete ebenso wie die syrischen Thomasakten über seine Missionstätigkeit in Indien. Der heilige Johannes Chrysostomus berichtet uns, dass der Apostel dabei die heiligen drei Magier, die das Christuskind angebetet und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe dargebracht haben, getroffen, getauft und zu Bischöfen geweiht habe. Er durchzog, das heilige Evangelium predigend, noch viele weitere Gegenden des indischen Subkontinentes, bis er in Madras kam und dort die Nichtigkeit der in den Götzenbildern verborgenen Dämonen entlarvte. Nach der einen Überlieferung geriet der Oberpriester des Tempels dadurch sosehr in Rage, dass er den heiligen Apostel Thomas mit seinem Schwert durchbohrte, nach einer anderen Überlieferung wurde der heilige Apostel von feindlich Gesinnten mit Lanzen durchstochen. Als Ort seines Martyriums geben die Überlieferungen Mailapur, den heutige Stadtteil Mayilapuram in Madras, an. Der König Misdai ließ ihn dort ehrenvoll begraben.
Als die Portugiesen Mailapur eroberten, fanden sie auf dem Gipfel des Berges eine zerfallene, steinerne Kapelle vor. Sie wollten sie zum Andenken des heiligen Apostels wieder herstellen und da sie bis zu den Grundmauern hinunter gruben, zogen sie eine Marmorplatte heraus, auf welcher sich ein Kreuz eingraviert war. Um das Kreuz herum konnte man in eingegrabenen Schriftzügen in mittelpersischer Sprache lesen, dass Jesus, geboren aus Maria, der Jungfrau, von Ewigkeit der Gott sei und zwölf Apostel sein Gesetz verkündet haben; dass einer dieser Männer, mit einem Pilgerstab in der Hand, nach Maliapor gekommen sei, und eine Kirche dort selbst erbaut habe. Auch enthielt die Inschrift seinen Namen "Thomas" und bezeichnete ihn als einen heiligen Mann und frommen Büßer, der durch die Kraft seiner Worte die Könige von Koromandel, von Pandi und von Malabar und mehrere Nationen dem heiligen Gesetz, das er verkündete, unterworfen habe. Da die oben erwähnte Marmorplatte mit Blutflecken besprengt war, glaubte man, der heilige Thomas habe auf der Selben den Märtyrertod erlitten. Man legte diese Platte, als der Bau der Kapelle vollendet war, auf den Altar und mehrere Jahre nach einander überzog sich das Kreuz vor aller Augen mit blutigem Schweiß, wenn die Göttliche Liturgie gefeiert wurde.
Sieben christliche Kirchen in Indien führen heute ihre Wurzeln auf die Predigt des heiligen Apostels Thomas zurück und nennen sich deshalb Thomas-Christen. Über seinem Grab wurde auf dem Saint-Thomas-Mount 1547 eine Kirche errichtet, in der sich ein Kreuz mit einer mittelpersischen Inschrift aus dem 8./ 9. Jahrhundert befindet.
Der größte Teil seiner Reliquien wurde im 3. Jahrhundert nach Edessa, dem heutigen Sanliurfa in der Türkei, übertragen. Der heilige Ephraem der Syrer berichtet, ebenso wie die syrischen Thomasakten, über die Rückführung der Reliquien durch einen Kaufmann in einem Schatzkästlein. Der heilige Gregor von Tours (538- 594) überliefert uns nicht nur, dass der Apostel Thomas in Indien wirkte und starb, sondern auch dass er lange Zeit dort begraben war, seine Reliquien nach Edessa überführt wurden, aber seine ursprüngliche Grabstätte weiter in Indien verehrt werde. Ähnliches teilt uns der heilige Isidor von Sevillia (560- 636) mit und berichtet auch über Art und Weise seines Märtyrertodes in Indien.
Unabhängig davon besteht in Südindien die beständige, aus apostolischer Zeit herrührende Tradition, von der dortigen Missionstätigkeit des Apostels, der Gründung der ersten sieben Gemeinden an der Malabarküste und von seinem Martyrertod in Mailapur an der gegenüberliegenden Koromandelküste. Auch bestätigt die lokale Überlieferung der Thomaschristen Indiens eine Überführung des größten Teils der Reliquien nach Edessa, wobei einige wenige Überreste im dortigen Grab verblieben seien, die man tatsächlich bei späteren Ausgrabungen auffand.
Der Bischof Ibas von Edessa ließ für seine Reliquien dort eine Kirche erbauen, das Haupt des heiligen Apostels Thomas wird in der Sioni-Kathedrale in Tiflis in Georgien aufbewahrt. Im Jahre 1218 kamen Reliquien des Apostels auf die griechische Insel Chios. Der Hauptteil der Thomasreliquien kam durch die Kreuzfahrer 1258 von Edessa nach Ortona in Italien und sie werden heute dort in einem Schrein in der Unterkirche des Domes verwahrt. Schon früh gab es Reliquien in Mailand in der Basilika der Apostel. Das Martyrologium des antiken christlichen Schriftstellers Hieronymus beschreibt sie. Auch das ursprüngliche Grab in Indien ist nach wie vor eine stark frequentierte Wallfahrtsstätte.
Außer der Sankt- Thomas- Basilika an der Stelle des Apostelgrabs in Mylapore gibt es in Süd- Indien zahlreiche Wallfahrtsstätten die sich auf den heiligen Apostel Thomas und sein dortiges Missionswirken beziehen. Die berühmtesten sind:
Die Kirche auf dem Saint-Thomas-Mount bei Madras, die überlieferte Stätte seines Martyriums.
Die Kirche auf dem Little Mount bei Madras, mit einer Höhle in der sich der heilige Apostel Thomas vor seinem Martyrium versteckt hat.
Berg und Kirche von Malayattoor in Kerala, wohin sich der heilige Apostel Thomas längere Zeit zu Gebet zurückgezogen hat.
Die Kirche von Kodunggallur. Hier in der einstmals berühmten Hafenstadt landete der heilige Apostel Thomas gemäß der Überlieferung im Jahre 52 und sie ist eine der sieben Urgemeinden des Apostels. Dort wird eine Hand-Reliquie des Heiligen verehrt.
Die Kirche von Palayur, eine der sieben Urgemeinden an der Malabar-Küste, ein ehemaliger Hindutempel, den der heilige Apostel Thomas nach Bekehrung der meisten örtlichen Bahmanen in eine Kirche umgewandelt hat.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Die heiligen Märtyrer Sergius und Bacchus
07. Oktober
Die heiligen Sergius und Bacchus waren hohe Offiziere in der römischen Armee und dienten bei den Truppen an der Grenze zwischen Syrien und Persien. Der Heilige Sergius stammte aus dem altrömischen Patriziergeschlecht der Sergier. Sie wurden um das Jahr 303 wegen ihres christlichen Glaubens angeklagt und sollten deshalb zum Opfer vor dem Standbild des Götzen Jupiter gezwungen werden. Da sie sich standhaft weigerten, wurden die beiden Heiligen schließlich eingekerkert. Nach verschiedenen Foltern wurde der heilige Bacchus schließlich zu Tode gepeitscht. Der heilige Sergius überlebte die Folterungen und wurde am Ende enthauptet.
Am Grab von Sergius und Bacchus in Resafa, heute ein Ruinenfeld am Rand des Euphrattales, entstand eine rege Verehrung dieser beiden christlichen Märtyrer. Von hier aus verbreitete sich das Christentum in der ganzen Region. Am Anfang des 5. Jahrhunderts ließ Bischof Alexander von Hierapolis in Phrygien eine große Basilika über ihrem Grab erbauen. Der oströmische Kaiser Justinian sandte dorthin kostbare Weihegeschenke. Dasselbe tat der heidnische persische Großkönig Chosrau II. Die Reliquienpartikel der beiden hochverehrten Märtyrer verbreiteten sich im ganzen christlichen Orient und Teile von ihnen gelangten bis in den Westen der christlichen Welt. So rühmte der heilige Gregor von Tours die beiden Soldatenmärtyrer und kannte ihre Reliquienpartikel in Frankreich. Ein dem heiligen Sergius geweihtes Oratorium in Rom wurde von Papst Gregor III. restauriert.
Besonders verehrt wird der heilige Sergius in der italienischen Hafenstadt Triest. Der Überlieferung nach war er als Offizier zunächst dort stationiert und pflegte Freundschaft mit den Christen der Stadt. Als seine Versetzung nach Syrien anstand, versprach er den zurückgebliebenen Gläubigen ein Zeichen zu senden, wenn er den Märtyrertod erlitten habe. Nachdem er denunziert und getötet worden war, ereignete sich in Tergeste - dem heutigen Triest - das Wunder, dass sein Lanze vom Himmel mitten auf die Piazza der Stadt fiel. Dies war das Zeichen, das er seinen christlichen Freunden versprochen hatte. Diese Lanze des heiligen Sergius, die nicht rostet und ihre Vergoldung nicht verliert, wird in der Schatzkammer der Kathedrale San Giusto aufbewahrt und ist das Wahrzeichen der Stadt Triest.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Die heiligen Märtyrer Sergius und Bacchus
07. Oktober
Die heiligen Sergius und Bacchus (auch Bakchus geschrieben) waren hohe Offiziere in der römischen Armee und dienten bei den Truppen an der Grenze zwischen Syrien und Persien. Der Heilige Sergius stammte aus dem altrömischen Patriziergeschlecht der Sergier. Sie wurden um das Jahr 303 wegen ihres christlichen Glaubens angeklagt und sollten deshalb zum Opfer vor dem Standbild des Götzen Jupiter gezwungen werden. Da sie sich standhaft weigerten, wurden die beiden Heiligen schließlich eingekerkert. Nach verschiedenen Foltern wurde der heilige Bacchus schließlich zu Tode gepeitscht. Der heilige Sergius überlebte die Folterungen und wurde am Ende enthauptet.
Am Grab von Sergius und Bacchus in Resafa, heute ein Ruinenfeld am Rand des Euphrattales, entstand eine rege Verehrung dieser beiden christlichen Märtyrer. Von hier aus verbreitete sich das Christentum in der ganzen Region. Am Anfang des 5. Jahrhunderts ließ Bischof Alexander von Hierapolis in Phrygien eine große Basilika über ihrem Grab erbauen. Der oströmische Kaiser Justinian sandte dorthin kostbare Weihegeschenke. Dasselbe tat der heidnische persische Großkönig Chosrau II. Die Reliquienpartikel der beiden hochverehrten Märtyrer verbreiteten sich im ganzen christlichen Orient und Teile von ihnen gelangten bis in den Westen der christlichen Welt. So rühmte der heilige Gregor von Tours die beiden Soldatenmärtyrer und kannte ihre Reliquienpartikel in Frankreich. Ein dem heiligen Sergius geweihtes Oratorium in Rom wurde von Papst Gregor III. restauriert.
Besonders verehrt wird der heilige Sergius in der italienischen Hafenstadt Triest. Der Überlieferung nach war er als Offizier zunächst dort stationiert und pflegte Freundschaft mit den Christen der Stadt. Als seine Versetzung nach Syrien anstand, versprach er den zurückgebliebenen Gläubigen ein Zeichen zu senden, wenn er den Märtyrertod erlitten habe. Nachdem er denunziert und getötet worden war, ereignete sich in Tergeste - dem heutigen Triest - das Wunder, dass sein Lanze vom Himmel mitten auf die Piazza der Stadt fiel. Dies war das Zeichen, das er seinen christlichen Freunden versprochen hatte. Diese Lanze des heiligen Sergius, die nicht rostet und ihre Vergoldung nicht verliert, wird in der Schatzkammer der Kathedrale San Giusto aufbewahrt und ist das Wahrzeichen der Stadt Triest.
Die orthodoxen Kirchen, aber auch die orthodoxen Kopten und Syrer und die Katholiken, gedenken der heiligen Sergius und Bacchus gemeinsam am 07. Oktober. Die armenische Kirche jedoch feiert ihr Gedächtnis am 3. Donnerstag nach Pfingsten.
Zusammengestellt von Thomas
Zmija
Die Muttergottes-Ikone der Rührung, griechisch "Eleousa" (Ἐλεούσα), die Mitleidende, die Erbarmerin genannt, ist ein auf den heiligen Evangelisten Lukas zurück gehender Darstellungstypus bei den Marien-Ikonen. Die Eleousa-Ikone ist dadurch charakterisiert, dass die allheilige Gottesgebärerin sich dem Christuskind voll Liebe zuwendet, es oft mit der linken Hand berührt und die Gesichter eng aneinander geschmiegt sind. Der leidvolle Ausdruck im Antlitz der allheiligen Gottesmutter deutet bereits daraufhin, daß die Allheilige jetzt schon um die in der Zukunft liegende Passion ihres Kindes weiß. So drückt sich in der Eleousa-Muttergottes-Ikone das kommende Opfer Christi als höchstes Zeichen der Liebe Gottes zu uns Menschen aus.
Die bekanntesten Beispiele der Eleousa-Darstellung sind die Fedorowskaja-Ikone, die Gottesmutter-Ikone von Wladimir und die Gottesmutter-Ikone von Počaev.
Ikone der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria
von Korsun- Ephesus auch "Eleousa" genannt
Fest der Ikone am 09. Oktober
Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria von Korsun-Ephesus wird auch "Eleousa" ("Ἐλεούσα"), die Mitleidende, die Erbarmerin, russisch Корсунская икона Божией Матери (Ефесская икона Божией Матери) genannt.
Auf dieser Ikone wird die allheilige Gottesgebärerin bis zu den Schultern oder manchmal auch bis zur Taille abgebildet. Die Gottesmutter und das Christuskind umarmen einander. Die allreine Jungfrau hält ihr Haupt geneigt und drückt ihren Sohn mit beiden Armen an sich. Er schmiegt sich an das Gesicht der Mutter, hat den Kopf nach hinten gebeugt und berührt mit der rechten Hand zärtlich ihr Kinn, in der linken hält Er eine Schriftrolle.
Es gibt auch "seitenverkehrte Varianten" der Muttergottes-Ikone von Korsun , dort ist das Kind auf dem linken Arm der Gottesmutter dargestellt.
Der kirchlichen Überlieferung nach wurde diese Ikone vom heiligen Apostel und Evangelisten Lukas gemalt. Das Original der heiligen Ikone wurde in Ephesus aufbewahrt. Später gelangte sie in die Kiewer Rus und wurde dort in der Stadt Korsun verehrt. Am 09. Oktober 988 übertrug der heilige apostelgleiche Großfürst Vladimir diese heilige, wundertätige Ikone von Korsun nach Kiev. Dort erhielt sie dann den Namen "Gottesmutter-Ikone von Korsun". Später wurde die wundertätige Ikone in den russischen Norden nach Novgorod verbracht. Als Novgorod unter die Herrschaft des Moskauer Großfürsten gelangte, wurde auch die Korsunische Ikone aus Novgorod in die Mariae-Entschlafen-Kathedrale im Moskauer Kreml gebracht.
Eine andere kirchliche Tradition berichtet uns, daß die heilige Ikone aus Ephesus erst durch die heilige Evphrosynia von Polodsk im Jahre 1173 in die Gebiete der Rus gebracht worden war. Die heilige Evphrosynia hatte in Polotsk das Christi-Erlöser-Kloster gestiftet. Als sie damals erfuhr, daß sich eine vom heiligen Evangelisten Lukas geschriebene Ikone im griechischen Kaiserreich befand, sandte sie reiche Gaben nach Byzanz mit der dringenden Bitte, ihr diese heilige Ikone zu übersenden. Daraufhin habe der Kaiser Manuel Komnenos die Ikone aus Ephesus an die Fürstin nach Polotsk gesandt.
Als die heilige Ikone auf ihren Reiseweg von Ephesus - nach einer anderen Überlieferung aus Menignus in Griechenland, wohin die heilige Ikone wegen der Bedrohung durch die Muslime verbracht worden war - auf ihrem Weg nach Polotsk durch Korsun kam, wurde sie dort auf Bitte der Einwohner für ein Jahr zur Verehrung aufgestellt. Dadurch wurde sie in der Kiever Rus als Gottesmutter-Ikone von Korsun bekannt. Ob es sich in beiden Varianten der Übertragungs-Vita um die Orginal-Ikone des heiligen Evangelisten Lukas oder um Kopien der wundertätigen Ikone in Ephesus handelte, läßt sich heute nicht mehr sicher feststellen.
Später berichten uns die russischen Chroniken, daß eine Tochter des Fürsten Brychislav von Polotsk im Jahre 1229 die Ikone aus Polotsk nach Toronec bei Pskow gebracht hat. Die Prinzessin heiratete damals den Heiligen Fürsten Alexander Nevsky und die Ikone wurde in der dortigen Kathedrale zur Verehrung aufgestellt. Diese Ikone war in der Kathedrale in Toronec noch bis zur Oktoberrevolution zu sehen.
Heut gibt einige wundertätige Kopien dieser besonders in Russland und Griechenland gleichermaßen hochverehrten Ikone. Eine von ihnen befand sich bis zur Oktoberrevolution in der Isaaks-Kathedrale in Sankt Petersburg. Sie war sehr bekannt und hochverehrt. Vor ihr betete auch der heilige Johannes von Kronstadt.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
9. Oktober
Die Mutter Gottes wird bis zu den Schultern oder manchmal bis zur Taille dargestellt. Die Gottesmutter und das Kind umarmen einander. Die Allreine Jungfrau hält ihr Haupt geneigt und drückt ihren Sohn mit beiden Armen an sich. Er schmiegt sich an das Gesicht der Mutter, hat den Kopf nach hinten gebeugt und berührt mit der rechten Hand zärtlich ihr Kinn, in der linken hält Er eine Schriftrolle.
Es gibt auch seitenverkehrte Varianten der “Korsunskaja”, dort ist das Kind auf dem linken Arm der Gottesmutter dargestellt.
Der Überlieferung nach wurde die Ikone vom heiligen Evangelisten Lukas gemalt. Sie wurde der heiligen Efrosinjja, der Fürstin von Polozk, im XII. Jahrhundert in Konstantinopel für das von ihr in Polozk gegründete Kloster gegeben. Die Ikone hatte sich vorher in der Stadt Edessa befunden. Die Bezeichnung “Korsunskaja” erhielt sie, weil fromme Bewohner der Stadt Korsun’ sie auf dem Weg von Byzanz in die Rus einige Zeit bei sich aufbewahrten.
Später gelangte die Ikone in die Kathedrale der Stadt Toronec bei Pskow.
Einer anderen Überlieferung nach wurde die wundertätige Kopie der Korsunskaja-Ikone, die sich bis heute in der Mariä-Entschlafungs-Kathedrale in Moskau befindet, durch den apostelgleichen Fürsten Wladimir aus Korsun nach Kiew gebracht. Später kam die Ikone nach Novgorod und Moskau.
Es gibt einige wundertätige Kopien der Ikone. Eine von ihnen stand in der Isaakij-Kathedrale in St. Petersburg. Sie war sehr bekannt und hochverehrt. Vor ihr betete der heilige Johannes von Kronstadt.
Quelle: orthodoxes Glaubensbuch
Der heilige Viktor aus der
Thebaischen Legion
10. Oktober
Der heilige Viktor war ein römischer Legionär. Als Praefector cohortis war er für eine Kohorte der sogenannten Thebäischen Legion verantwortlich. Dieser Truppenteil des römischen Heeres erhielt seinen Namen durch die Aushebung und langjährige Stationierung der Truppen im ägyptischen Theben. Es ist also anzunehmen, dass Viktor und seine Gefährten Ägypter waren. Zur damaligen Zeit erfreute sich das Christentum in Ägypten bereits großer Verbreitung. Auch viele römischen Soldaten, so auch viele Legionäre in der Thebaischen Legion ließen sich vom Glauben an Jesus Christus überzeugen. Fast die gesamte Thebäische Legion nahm den Glauben in der heiligen Taufe an.
Im Jahr 286 erwählte sich der grausame Kaiser Diokletian den ebenso ruchlosen Maximian zum Mitregenten. Um dieselbe Zeit wurde die Thebäische Legion aus Ägypten nach Rom und später weiter nach Agaunum (heute St. Moritz in der Schweiz) beordert, wo sie einen Feldzug den Rhein hinab vorbereiten sollten.
Maximian verfügte, dass man den römischen Göttern opfern solle, um deren Gunst für den bevorstehenden Kriegseinsatz zu gewinnen.
Viktor und seine Gefährten, die am Niederrhein stationiert waren, konnten diesen Götzendienst nicht mit ihrem christlichen Gewissen vereinbaren. Die gesamte Kohorte wurde daraufhin erschlagen und
in einen Sumpf geworfen. Etwa 50 Jahre später ließ die heilige, apostelgleiche Kaiserin Helena die sterblichen Überreste der heiligen Märtyrer bergen und setzte sie in einer ersten, von ihr
errichteten kleinen Basilika bei. Noch heute ruht der Leib des heiligen Viktors in der nach ihm benannten Xantener Basilika. Auch der Ortsname geht auf diese Begebenheit zurück: Xanten ist die
eingedeutschte Form ("ze santen") von "ad sanctos", was
im Lateinischen "zu den Heiligen" bedeutet. Die Vita des hl. Viktor wird uns bereits von Hl. Gregor von Tours überliefert.
zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija
Gedächtnis des heiligen Apostels und Evangelisten Lukas
18. Oktober
Der heilige Lukas stammte aus Antiochia, wahrscheinlich aus einer hellenistischen Familie. Von Jugend an strebte er nach Weisheit und widmete sich dem Studium der Wissenschaften und der Künste. Er zeichnete sich besonders aus in der Medizin und in der Malkunst. Um seinen Wissensdurst zu stillen, reiste er weit umher in der Welt. Neben der griechischen Sprache, die er meisterhaft beherrschte, wie sein Evangelium zeigt, war er auch des Hebräischen und Altsyrischen mächtig. Eine Tradition der Kirche berichtet, dass er zu den 70 Jüngern gehörte, die der Herr zu zweien aussandte, um vor Ihm her in den Städten und Dörfern das Heil zu verkünden (Lk 10,1 ff). Am dritten Tag nach der Kreuzigung befand er sich mit Kleopas auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus, traurig und niedergeschlagen über den Verlust des Meisters. Da trat der Auferstandene zu ihnen, ohne dass sie Ihn erkannten, doch ihre Herzen brannten, als Er begann, ihnen die Schriftworte über den Messias zu erklären, und als Er sich ihnen schließlich beim Brechen des Brotes zu erkennen gab, wandelte sich ihre Trauer in unaussprechliche Freude (Lk 24,13 f). Nach der Herabkunft des Heiligen Geistes am Pfingstfest blieb Lukas wie die anderen Apostel noch eine Zeitlang in Jerusalem, dann kehrte er in seine Heimatstadt Antiochia zurück, wo sich bereits einige Jünger befanden und wo er um das Jahr 50 dem Apostel Paulus begegnete. Er zog mit ihm nach Griechenland, um dort das Evangelium zu verkünden. Nach einer anderen Tradition soll Lukas den Herrn nicht persönlich gekannt haben, sondern um das Jahr 42 durch den Apostel Paulus zum Glauben gekommen sein, im griechischen Theben (Bootien), wo Lukas als Arzt wirkte. Die flammenden Worte des Apostels überzeugten ihn, dass hier die Wahrheit war, die er so lange vergeblich in der menschlichen Weisheit gesucht hatte. Er verließ ohne Zögern alles und folgte Paulus, um statt Arzt des Leibes Seelenarzt zu werden. Er begleitete Paulus von Troas nach Philippi und blieb dort mehrere Jahre, um die junge Kirche zu stärken. Als Paulus auf seiner 3. Reise Philippi erneut besuchte, sandte er Lukas nach Korinth, um die für Jerusalem gesammelten Spenden in Empfang zu nehmen. Zusammen reisten sie danach in die Heilige Stadt. Nach der Verhaftung des Paulus folgte ihm Lukas getreulich bis nach Rom und beschrieb später in seiner Apostelgeschichte die Einzelheiten jener denkwürdigen Fahrt (Apg 27 und 28). Er schrieb dieses Buch ebenso wie sein Evangelium unter Paulus’ Anleitung in Rom. Beide Bücher widmete er dem Gouverneur von Achaia, Theophilos, der sich zu Christus bekehrt hatte. Unter Beifügung von Einzelheiten, die man in den beiden ersten Evangelien nicht findet, erzählt Lukas das Leben des Erlösers, indem er besonders Seine Barmherzigkeit gegenüber der sündigen Menschheit betont. In der Apostelgeschichte schildert er zunächst die Ereignisse unmittelbar nach der Auffahrt des Herrn, das Leben der Urkirche in Jerusalem und die Taten des Apostels Petrus. Dann berichtet er über die Reisen seines Meisters Paulus, der mehr als alle anderen Apostel für die Verbreitung des Evangeliums wirkte. Nach zweijähriger Haft in Rom wurde Paulus freigelassen und nahm zusammen mit Lukas sogleich wieder seine apostolischen Reisen auf. Wenig später aber begann Kaiser Nero in Rom seine grausame Christenverfolgung. Unter Lebensgefahr kehrte Paulus in die Reichshauptstadt zurück, um die Gläubigen dort zu stärken. Er wurde erneut festgenommen und in Ketten gelegt, unter weit schlimmeren Umstanden als beim ersten Mal. Während andere den Apostel damals verließen, hielt ihm Lukas unverbrüchliche Treue (2. Tim 4,11), und es ist anzunehmen, dass er seinem Märtyrertod beiwohnte. Doch er hinterließ kein schriftliches Zeugnis hierüber. Nach dem ruhmreichen Tod des Apostels der Heiden kehrte Lukas in den Osten zurück. Er wurde Bischof von Theben in Bootien, weihte dort Priester und Diakone, erbaute Kirchen und heilte Kranke an Seele und Leib. Im Alter von 84 Jahren wurde er von den Heiden ergriffen, gehäutet und an einem Olivenbaum gekreuzigt. Vom Grab des hl. Apostels in Theben floss lange Zeit wunderwirkendes Myron. Im Jahr 357 lies Kaiser Konstantius, Sohn Konstantins des Großen, die Reliquien durch den heiligen Artemios nach Konstantinopel bringen, wo man sie in der Kirche der heiligen Apostel beisetzte. Nach der Tradition der Kirche war der Apostel Lukas auch der erste Ikonenmaler. Er malte noch zu Lebzeiten der Gottesmutter ein Bild, das sie mit dem Christuskind zeigt. Die Allheilige nahm es mit Freude entgegen und sagte: „Die Gnade Dessen, Der geboren wurde durch mich, sei mit diesem Bild.“ Später malte Lukas noch andere Bilder der Allheiligen und der Apostel und überlieferte der Heiligen zu verehren. Er wird als Schutzpatron der Ikonenmaler verehrt.
Quelle: Das Synaxarion, die Leben der Heiligen der Orthodoxen Kirche, hrsg. vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania (Kreta) 2005- 2006.
Gedächtnis des Heiligen Philippus eines der Sieben Diakone
11. Oktober
Der heilige Philippus (Άγιος Φίλιππος ο Απόστολος ένας από τους επτά Διακόνους/ Святой апостол Филипп, один из семи диаконов), der zum Kreis um den heiligen Protodikon und Erstmärtyrer Stephanus gehörte, wurde von den heiligen Aposteln zu einem der ersten sieben Diakone in der Jerusalemer Kirche geweiht (Apostelgeschichte 6:1 - 6). Die Initiative, Diakone zu berufen, ging direkt vom Kreis der Apostel aus. Auch die Kriterien, anhand derer die Diakone berufen werden sollten, wurden von den Aposteln festgelegt: Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit. Neben Philippus, der sich auch bei der Verkündigung des heiligen Evangeliums besonders einsetzte, wurden Stephanus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus in diesen Dienst berufen. In der Zeit, als die ersten Verfolgungswelle über die Christen in Jerusalem hereinbrach, wirkte Philippus in Samarien und gewann dort viele Menschen für den christlichen Glauben. Unter ihnen war auch jener Zauberer Simon, der dann wegen seiner widerchristlich-magischen Vorstellungen vom heiligen Apostel Petrus vom Empfang der heiligen Taufe ausgeschlossen wurde (Apostelgeschichte 8:5 - 25). Der heilige Phillipus predigte das Evangelium und heilte viele Lahme und Krüppel. Auch aus vielen Besessenen fuhren die unreinen Geister aus.
Dem heiligen Philippus, der von unserem HERRN Jesus Christus so offensichtlich die besondere Gabe erhalten hatte, die frohe Botschaft besonders klar und eindrücklich darzulegen, wurde von einem Engel befohlen, auf den Weg nach Gaza zu gehen, wo er dem Kämmerer der Königin Kandake begegnete. Er sah ihn in seinem Reisewagen sitzen und in der Buchrolle des heiligen Propheten Jesaja lesen. Diese Buchrolle hatte der Kämmerer offensichtlich in Jerusalem erworben. Interessanterweise war es die Buchrolle des heiligen Propheten Jesaja, aus der unser Herr Jesus Christus zu Beginn seines öffentlichen Auftretens in der Synagoge von Nazareth gelesen hatte (Johannes 2:13–22) und das er der dort versammelten Gemeinde ausgelegt hatte. „Heute hat sich dieses Schriftwort vor euren Augen erfüllt,“ sagte der HERR zu den Menschen in Nazareth, unter denen eraufgewachsen war und die IHN hätten erkennen sollen. Der heilige Phillipus legte dem äthiopischen Kämmer die Worte der heiligen Schrift aus und deutet für ihn die Botschaft des alttestamentlichen Propheten Jesaja über das Kommen Christi, dem HEILAND DER WELT. Dem Äthiopier gehen - im Gegensatz zu den Angehörigen des alttestamentlichen Gottesvolkes - die Augen des Glaubens auf. Er erkennt den Sinngehalt der Heiligen Schrift, bekehrt sich zu CHRISTUS und läßt sich vom heiligen Philippus taufen. (Apostelgeschichte 8: 26 - 39). Der ins Mohrenland Zurückkehrende wird zum ersten Verkündiger des heiligen Evangeliums unter den Menschen Afrikas, zu einem der Mitbegründer des äthiopischen Christentums. Damit ist der heilige Philippus einer der Väter des Glauben für die Kirche Äthiopiens geworden.
Philippus wirkte in der Folgezeit in der Gegend zwischen Cäsarea - wo er wohnte und vom heiligen Apostel Paulus besucht wurde - und Aschdod (Apostelgeschichte 8:40). Auch seine vier Töchter, Jungfrauen, die mit der Gabe der Prophetie gesegnet waren (Apostelgeschichte 21: 8f), widmeten sich der Verkündigung des heiligen Evangeliums. Wir wissen, dass der heilige Philipppus die christliche Botschaft zusammen mit seinen Töchtern in Hierapolis predigte und damit den christlichen Glauben- wie auch der heilige Apostel Paulus – schon vor dem Apostelkonzil über die Grenzen des alttestamentlichen Gottesvolkes hinaustrug. Später wurde der heilige Phillipus zum erste Bischof von Tralles in Lydien geweiht. In Hierapolis wurden er dann während einer Predigt von den Heiden zusammen mit seinen vier Töchter ergriffen, ans Kreuz geschlagen und am Ende zu Tode gesteinigt.
Erste Nachrichten über das Wirken des heiligen Philippus finden wir in den Schriften des antiken Kirchenhistorikers Eusebius von Cäsarea. Der Übersetzer der lateinischen Bibel, Hieronymus aus Bethlehem, besuchte im Jahr 385 sein Haus in Cäsarea. Clemens von Alexandria berichtet uns, dass der heilige Philippus jener junge Mann gewesen war, zu dem unser HERR JESUS CHRISTUS gesagt hatte, er solle ihm ohne Zögern nachfolgen und „die Toten ihre Toten begraben lassen“ (Matthäus 8:22). Reliquien des heiligen Philippus des Diakons befinden sich heute, ebenso wie jene vom heiligen Philippus dem Apostel, in der Basilika der heiligen zwölf Apostel (Sancti Dodici Apostoli) in Rom.
Zusammengestellt Thomas Zmija
Gedenken unseres Vaters unter den Heiligen
Ehrwürdiger Makarius von der Optina-Einsiedelei
11. Oktober
Der heilige Altvater Makarius von Optina (russisch: Макарий Оптинский) wurde am 20. November 1788 in einer adligen Familie geboren. Als Junge mochte er keine wilden Spiele, denn er war wegen seiner häufigen Krankheiten ein zartes Kind. Statt desssen zog er sich gern mit Bücher für sich selbst zurück und liebte die Musik. Schon früh verlor er seine Mutter. Nach dem Tode seines Vaters teilte er den Großteil seines Erbes unter seinen Brüdern auf, gab seinen Dienst in der Verwaltung auf und ließ sich auf seinem Landgut nieder.
Im Jahre 1810 brach er zu einer Pilgerreise in die Einsiedelei von Plošanskoje auf und kehrte danach nicht mehr in das weltliche Leben zurück. Denn in dieser Einsiedelei begegnete er dem Starez Afanasij, einem Schüler des Heiligen Paisij Weličkowski. Ihm schloss sich der heilige Makarius nun an und gewann in ihm einen einfühlsamen geistlichen Vater. Als Schüler des ehrwürdigen Paisij studierte der Altvater (Starez) Afanasij intensiv die Schriften der Heiligen Väter und übersetzte sie in die russische Sprache . Auch den heiligen Makarius führte er in die Kenntnis der Väterliteratur ein. In den späteeren Jahren seines Lebens führte der ehrwürdige Makarius das von seinem Lehrer und geistlichen Vater begonnene Werk im Optina-Pustyn-Kloster weiter, in das er im Jahre 1834 übersiedelte.
Im Optina-Kloster wurde er ein geistlicher Schüler des Heiligen Ehrwürdigen Lew, dessen Lehrer wiederum der Schema-Mönch Feodor gewesen war, ein weiterer Schüler des Altvaters Paisij. Im Jahre 1836 wurde der heilige Makarius zum Beichtvater der Brüder in der Optina-Pustyn bestimmt. Brüder. In den folgenden sieben Jahren leiteten Starez Makarius und Starez Lew das spirituelle Leben der Brüder. Auch viele gläubige orthodoxe vieler Laien schlossen sich ihrer geistlichen Führung an und suchten ihren spirituellen Rat Seelsorge. Unter der Führung des heiligen Makarius wurden durch den Verlag des Optina-Klosters viele Werke der heiligen Väter in russischer Sprache veröffentlicht. Die geistliche Ausstrahlung und die tiefgläubige und gleichzeitig hochgebildete Persönlichkeit des Starez Makarius förderte die Bekehrung vieler gebildeter russischer Menschen, Schriftsteller und Philosophen zum orthodoxen Glauben. Denn infolge der Verwestlichung der russischen Kultur seit Peter I. waren die gebildeten Menschen der angestammten Orthodoxie meist völlig entfremdet. Ihnen wies der Hheilige Makarius in Seiner Seelsorge und durch die veröffentlichten russischen Übersetzungen der Werke der Heiligen Väter wieder einen Weg in die orthodoxe Glaubens- und Geisteswelt.
Zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan
Gebet der letzten Starzen der Optina- Pustyn
Herr, gewähre mir mit geistiger Ruhe allem zu begegnen, was mir der heutige Tag bringt. Gewähre mir mich ganz Deinem heiligen Willen zu ergeben. In jeder Stunde des heutigen Tages erleuchte und stärke mich in allem. Was ich auch erfahren möge im Laufe dieses Tages, lehre mich alles in Seelenruhe aufzunehmen und mit der festen Überzeugung, dass alles nach Deinem heiligen Willen geschehe. In all meinen Taten und Worten leite mich in meinen Gedanken und Gefühlen. Bei allen unvorhergesehenen Ereignissen lasse mich nicht vergessen, dass alles durch Dich geschieht. Lehre mich mit allen Famillienangehörigen aufrichtig und vernünftig umzugehen, niemanden zu bestürzen oder zu betrüben. Herr, gib mir Kraft, die Lasten des bevorstehenden Tages zu ertragen und alle Geschehnisse durchzustehen. Leite meinen Willen und lehre mich beten, hoffen, glauben, lieben, erdulden und verzeihen. Amen.
Gedächtnis der heiligen Väter und Starzen der Optina-Einsiedelei:
Leo, Mose, Antonius, Isaak, Makarius, Ambrosius. Joseph, Anatoli, Hilarion, Barsanuphrius, Anatoli der Jüngere, Isaak, Nektarius und Nikon
10. Oktober
Das Optina-Pustyn-Kloster, (Heilige-Optina-Wüsten-Einsiedelei zu Ehren der Einführung der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria in den Tempel) ist ein russisches Mönchskloster in der Nähe von Koselsk. Im 19. Jahrhundert war es eines der bedeutendste geistliche Zentren der russischen orthodoxen Kirche. Das Kloster wurde berühmt für die von ihm ausgehende monastische Erneuerungsbewegung in Russland, die auf der orthodoxen Tradition beruhte. Diese monastische Tradition ,der Hesychasmus, war seit der Verwestlichung auch des kirchlichen Lebens in Russland im 18. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit geraten.
Heute ist nicht mehr bekannt, wann die Otina-Einsiedelei gegründet wurde. Als Kloster besteht die Bruderschaft in Optina schon seit dem 16. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert unter der unkirchlichen Politik von Peter I. und Katharina II. verfiel das klösterliche Leben in Optina wie in vielen anderen russischen Klöstern zusehends. Jedoch im Jahre 1790 nahm der Metropolit Platon von Moskau den Wiederaufbau des Klosters in Angriff.
Im späten 18. Jahrhundert erlebte die gesamte Klosterkultur in Russland eine tiefgreifende Erneuerung und Wiederbelebung, die sich hauptsächlich den Werken und der spirituellen Ausstrahlung des Starzen und Schema-Mönchs Paisius von der Moldau (Paisij Weličkowski) und seinen zahlreichen geistlichen Schülern verdankte. Im Optina-Kloster fanden seine hesychastisch geprägte Spiritualität ein neues Wirkungszentrum. Von Optina aus verbreitete sich seine Spiritualität der hesychastischen Tradition über das ganze orthodoxe Russland. Sichtbarer Ausdruck dieser genuin orthodoxen Spiritualität in Optina ist die lange Reihe göttlich erleuchteter heiliger Väter und bzw. Starzen, die vielen Menschen, die das Kloster im 19. Jahrhundert auf der Suche nach geistlicher Führung aufsuchten, als geistliche Väter auf der Suche nach einem vom orthodoxen Glauben erfüllten Leben dienten.
Zusätzlich zu dieser Seelsorge begann das Optina-Kloster auf Initiative des heiligen Altvaters Makarius damit, die Texte der heiligen Väter in russischer Sprache zu veröffentlichen. Diese wichtige orthodoxe katechetische Tätigkeit hatte die russische Kirche seit der beginnenden Säkularisierung durch die "Reformen" Peter I. nur noch sehr eingeschränkt ausüben können. Der Schema-Priestermönch Makarius begann nun die Manuskripte und Übersetzungen der griechischen Kirchenvätertexte, die der heilige Altvater von Paisius und seine geistlichen Schüler in den Moldauklöstern erarbeitet hatten, herauszugeben. So entstanden in einer großen Kraftanstrengung der Optinaer Mönche rund 125 Ausgaben der Werke der Heiligen Isaak der Syrer, Symeon der Neue Theologe, Nil Sorskij und anderen. Der Umfang aller damals in Optina herausgegebenen Bücher beläuft sich auf eine Zahl von über 225.000 Einzelbüchern. Diese genuin orthodoxe Literatur wurde nun in ganz Russland verbreitetet und bildete ein spürbares Gegengewicht zu den meist an den Ideen des damaligen Zeitgeistes orientierten säkularen Buchpublikationen, welche vielfach die westlich- aufklärerischen und mystisch-philosophischen Ideen der Zeit verbreiteten.
Die meisten heutigen Gebäude des Klosters wurden im 19. Jahrhundert erbaut. Eine Einsiedelei für die Starzen im Umkreis des Klosters wurde im Jahre 1821 errichtet. Die geistliche Ausstrahlung der Optina Pustyn zog im Laufe des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts große Mengen frommer orthodoxer Christen an: darunter so bekannte Persönlichkeiten wie Nikolai Gogol, Iwan Turgenjew, Fjodor Dostojewski, Wassili Schukowski und Wassili Rosanow.
Die atheistisch-bolschewistische Oktoberrevolution des Jahres 1917 und die darauf folgende Zeit der Kirchenverfolgungen brachte das öffentliche religiöse Leben und die seelsorgerische Arbeit der Mönche zum Stillstand. Das Optina-Kloster wurde geschlossen, und die Starzen wurden vertrieben. Einige der Väter konnten ihr Leben im Kloster zunächst als „landwirtschaftliche Genossenschaft“ weiterführen, aber schließlich wurden alle Väter zerstreut. Die Letzten Väter des Optina-Klosters starben im Exil, im Gefängnis oder im Arbeitslager oder wurden von den Bolschewiken hingerichtet. Die Klostergebäude verfielen und wurden zum Teil abgerissen.
Erst als es die Perestroika der russischen Kirche wieder erlaubte freier zu agieren, wurde das Optina-Kloster im Jahre 1987 wieder eröffnet. Es war eines der ersten Klöster, das der orthodoxen Kirche in Russland zurückgegeben wurden.
Das feierliche Angedenken der heiligen Väter und Starzen der Optina-Pustyn wurde in der russischen Auslandskirche im Jahre 1990 und von der kirche in Russland selbst (Moskauer Patriarchat) im Jahre 1996 beschlossen.
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau
Maria von Iviron
Gedenktage: 12. Februar, am Dienstag der Lichten Woche (Osterwoche)
am 13. Oktober (Moskauer Kopie der Gottesmutter-Ikone von Iviron (Иверская икона Божией Матери))
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Außer am 12. Februar und am Dienstag der Lichten Woche auf dem Berg Athos wird das Fest der wundertätigen Ikone der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria vom Iviron Kloster auch am 13. Oktober gefeiert. Das Festgedächtnis im Oktober wird vor allem in russischen Kirche gefeiert. Hier gedenkt man an diesem Datum der Überführung der ebenfalls wundertätigen Kopie der Gottesmutter-Ikone von Iviron nach Moskau. Im 17. Jahrhundert hatte sich der Archimandrit und spätere russische Patriarch des Neu- Erlöser (Novospassky)- Klosters bei Moskau, Nikon, an den Archimandriten des Iveron-Klosters, der damals in Moskau weilte, mit der Bitte gewandt, eine Kopie des wundertätigen Bildes in die Moskauer Rus zu schicken. Der russische Athosmönch Iamvlic Romanov malte daraufhin eine Kopie, die dann am 14. Oktober 1648 nach Moskau gebracht wurde. Wie die ursprüngliche Ikone auf dem Athos, so wurde auch diese Iverskaja-Ikone, wie auch andere Kopien der Gottesmutter-Ikone von Iviron, durch zahlreiche Wunder und Gebetserhörungen bekannt.
Auf dem heiligen Berg Athos wird die Iberische Muttergottesikone vor allem als diejenige verehrt , "die auf wunderbare Weise über das Meer auf den Berg Athos gekommen ist". Deshalb wird ihr Gedenktag in Griechenland außer am 12. Februar auch am Dienstag der Lichten Woche gefeiert, da dies der Tag an dem sie an der Küste der Athoshalbinsel dem ehrwürdigen heiligen Altvater (Gerontas/Starez) und Gabriel begegnete und von ihm in Ehrfurcht empfangen wurde. Noch heute zieht die Bruderschaft der Ivironklosters an diesem Tag in einer Prozession zum Strand und feier dort dann die Göttliche Liturgie.
Der russische Name der Ikone, die "Iberische" auf slawisch "Iverskaja", kommt von "Iviron", den Namen des Klosters Iviron, das einstmals von georgischen Prinzen gegründete Kloster auf dem heiligen Berg Athos, wo sich die Ikone heute befindet. Im Kloster der Iberer, einem alten Namen für die Georgier ist die Ikone unter den Namen "Portaitissa", die Türhüterin, bekannt. Auf der Iverskaja-Ikone der Gottesmutter hält die Allheilige Gottesgebärerin das Christuskind auf dem linken Arm. Ihre rechte Hand weist im Gebet auf den Erlöser. Der Kopf des Erlösers ist erhoben, und Sein Antlitz ist ein wenig der Mutter Gottes zugewandt, die Ihm ihr Haupt zuneigt. Auf der rechten Wange der Gottesmutter ist eine Wunde dargestellt, aus der Blut fließt. Sie ist das ein besonderes Merkmal, an dem man die Iverskaja-Gottesmutter-Ikone erkennen kann und erinnert an einen Vorfall aus der Geschichte dieser wundertätigen Ikone, die hier nun berichtet werden soll.
Eine fromme Witwe, die nahe der Stadt Nizäa wohnte, die unweit von Konstantinopel liegt, hatte eine wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin. Dies war im IX. Jahrhundert, zur Zeit, als die heilige orthodoxe Kirche von der ikonoklastischen Häresie erschüttert wurde und die orthodoxen Gläubigen als Verehrer der heiligen Ikonen viele Verfolgungen durch die Bilderfeinde erdulden mußten. Im Rahmen dieser Verfolgungen drangen Soldaten des ikonoklastischen Kaisers Theophilus in das Haus dieser Frau ein, welche die Ikone holen und vernichten wollten. Die Witwe flehte sie an, bis zum nächsten Tag zu warten. Aber einer der Soldaten, von dämonischer Bosheit getrieben, schlug mit seinem Speer in das Gesicht der allheiligen Gottesmutter. Aus der verletzten Stelle auf der Ikone floss wie aus einem lebendigen Körper Blut. Da die Witwe die wundertätige Ikone vor weiteren Verunehrungen und Lästerungen schützen wollte, vertaute sie die heilige Ikone daraufhin den den Wellen des Meeres an. Die Ikone begann nun aufrecht stehend auf den Wellen zu schwimmen, als ob sie jemand halten würde. Der Sohn der frommen Frau, der Zeuge dieser Ereignisse geworden war, wurde später Mönch auf dem Heiligen Berg Athos. Er erzählte dann den anderen Athosmönchen von dieser heilige Ikone, die von seiner Mutter dem Meer übergeben worden war. In der Zwischenzeit vergingen viele Jahre. Eines Tages bemerkten die Mönche des Iviron-Klosters auf dem Athos im Meer eine Feuersäule, die bis zum Himmel reichte und über einer Muttergottesikone stand. Nach inständigem Gebet der Mönche erschien die allheilige Gottesgebärerin dem Altvater Gabriel im Traum und trug ihm auf, über die Wellen des Meer zu gehen, um die Ikone zu holen. Der alte Mönch erfüllte im festem Glauben diesen Auftrag der Allheiligen Gebieterin. Nachdem er ohne Furcht über die Wellen des Wassers wie über festes Land geschritten war, nahm er das wundertätige Ikone in seine Hände. Die übrigen Mönche empfingen die heilige Ikone mit Freude und Ehrerbietung und brachten sie in die Hauptkirche des Iviron-Klosters. Aber am nächsten Tag sahen sie, dass sich die Ikone nicht in der Kirche, sondern in einer Nische über dem Klostertor befand.
Die Mönche brachten die Ikone in die Kirche zurück, aber am nächsten Morgen befand sie sich wieder am gleichen Platz über dem Klostertor. Das wiederholte sich einige Male, bis die Allheilige Gottesmutter dem ehrwürdigen Altvater Gabriel ihren Willen kundtat. Sie sagte, dass sie nicht von den Mönchen beschützt werden wolle, sondern vielmehr durch ihre heilige Ikone selbst deren Beschützerin sein werde; auf ihrem Weg durch das irdischen Leber, aber auch beim Eintritt in das ewigen Leben. Über dem Klostertor wurde eine Kirche zu Ehren der Allheiligen Gottesgebärerin erbaut und die wundertätige Ikone wurde dort aufgestellt, wo sie sich immer noch bis heute befindet. Seit jener Zeit heißt die Ikone die Gottesmutter von der Pforte oder die Gottesmutter die Türhüterin.
Seit dem wunderbaren Erscheinen der allheiligen Ikone der Panagia Portaitissa (Παναγία Πορταΐτισσα) berichten die Bruderschaft über viele Begebenheiten der wunderbaren Hilfe der Mutter Gottes durch das Gebet vor dieser wundertätigen Ikone: Befreiung von Barbaren, Vermehrung von Weizen-, Wein- und Ölvorräten und Heilung von Kranken.
Die Ikone der allheiligen Gottesgebärerin Portaitissa gehört nach der Art ihrer Darstellung zum Typus der Hodegetria-Ikonen, die die Gottesmutter als unsere Heerführerin im geistlichen Kampf und als Wegweiserin zum Himmelreich darstellen. Gemeinsam ist allen Ikonen diesen Typs, daß die allheilige Gottesgebärerin mit ihrer rechten Hand auf das aufrecht thronende Christuskind zeigt. Auch die Portaitissa- Ikone ist vom heiligen Apostel und Evangelisten Lukas geschrieben worden. Sie zählt wegen ihrer zahlreichen Wundertaten und Gebetserhörungen zu den am meisten verehrten Ikonen der Gottesmutter in der gesamten orthodoxen Welt, sowohl in den griechischen, in den slawischen und in der georgischen Kirche. Die Ikone wurde im frühen 16. Jahrhundert mit einer Einfassung aus Gold- und Silberblech beschlagen, so daß heute nur noch die Gesichter der Gottesmutter und des Christusknaben frei zu sehen sind.
Von der Ikone der Gottesmutter von der Pforte wurden im Laufe der Zeit mehrere Kopien angefertigt, die zum Teil selbst wiederum als wundertätig erwiesen haben. So etwa die Moskauer Iverskaja-Ikone aus dem 17. Jahrhundert, die seit 1669 im Auferstehungstor in Moskau den Eingang zum dortigen Kreml beschützt. Eine Iverskaja-Ikone aus dem 17. Jahrhundert befand sich im Neujungfrauen-Kloster in Moskau. Sie ist seit der Oktoberrevolution verschollen und wurde im Jahre 1995 durch eine neue Kopie ersetzt. Andere Kopien finden sich im bulgarischen Kloster Roschen (1790). In der russischen Auslandskirche wird die Kopie der Portaitissa im kanadischen Montreal besonders verehrt, die inzwischen Myron-Öl spendet. Auch eine Photographie-Druck-Ikone der Portaitissa von Montreal auf Hawaii spendet inzwischen ebenfalls Myron.
Unsere ehrwürdige und gotttragende Mutter Paraskeva