Christus ist auferstanden von den Toten,
im Tode zertrat Er Tod zertreten
und schenkte denen in den Gräbern das Leben!
Χριστός ανέστη εκ νεκρών,
θανάτω θάνατον πατήσας,
και τοις εν τοις μνήμασι,
ζωὴν χαρισάμενος!
Христос воскресе из мертвых,
смертию смерть поправ,
и сущим во гробех живот даровав!
Pascha – Sonntag der Auferstehung Christi
(Светлое Воскресение Христово - Пасха Господня)
Der Sonntag der Auferstehung ist der großartige Tag, der von der Orthodoxen Kirche als der „einzigartige und Heilige Tag, König und Herr aller Tage, Fest der Feste, Feier der Feiern“ beschrieben wird. Pascha ist Mitte und Herz des orthodox-christlichen Jahres. An diesem Datum hängt der ganze liturgische Kreis. Die Auferstehung Christi wird um Mitternacht des Großen Samstag während des Orthros feierlich verkündet.
In diesem Gottesdienst sehen wir den Priester wie er aus dem Altarraum kommt und vor den königlichen Türen eine brennende Kerze hält. Er hält die Kerze hoch und fordert die Gläubigen auf dieses Licht, das den auferstandenen Christus darstellt, zu nehmen mit den Worten:
"Kommt, nehmt das Licht vom ewigen Licht
und verherrlicht Christus, den von den Toten Auferstandenen!"
Die Orthodoxe Kirche stellt das Oster-Mysterium dar als Licht-Mysterium. Dieses Licht, dessen Geburt durch den Stern von Bethlehem angezeigt wurde, hat unter uns mit immer größerer Kraft gescheint. Sogar das Dunkel von Golgatha am Großen Freitag konnte es nicht auslöschen. Nun erscheint es wieder unter uns und die leuchtenden Kerzen der Gemeinde verkünden den Triumph dieses Licht, das natürlich unser auferstandener Herr und Gott, Jesus Christus ist. Wir können die Auferstehung Christi nicht würdig feiern, wenn in unserer Seele das Licht, das der Retter brachte, die Dunkelheit unserer Sünden nicht völlig überwältigt hat. Nachdem die Gläubigen das heilige Licht empfangen haben und es sich rasch in der ganzen Kirche ausgebreitet hat, gehen der Priester, die Altardiener und der Chor gefolgt von den Gläubigen vor die Kirche. Der Priester liest den Auferstehungsbericht aus dem Evangelium. Dann singt er das große Sieges-Tropar von Ostern:
Christus ist auferstanden von den Toten,
im Tode zertrat Er Tod zertreten
und schenkte denen in den Gräbern das Leben!
Χριστός ανέστη εκ νεκρών,
θανάτω θάνατον πατήσας,
και τοις εν τοις μνήμασι,
ζωὴν χαρισάμενος!
Христос воскресе из мертвых,
смертию смерть поправ,
и сущим во гробех живот даровав!
Dieses Antiphon wird von den Sängern und der ganzen Gemeinde dreimal wiederholt. Dann grüßen und küssen die Gläubigen einander mit den Worten „Christus ist auferstanden!“ mit der Antwort „Er ist wahrhaft auferstanden!“ Ab diesem Augenblick bis zum Fest Christi Himmelfahrt gebrauchen orthodoxe Christen nur noch diese Art der Begrüßung. Nun gehen alle wieder in die Kirche zum Abschluss des Morgengottesdienstes und zur Göttlichen Liturgie, die darauf folgt.
Die Lesung aus der Apostelgeschichte (Apostelgeschichte 1: 1-8) während der Göttlichen Liturgie berichtet von der Wirklichkeit der Auferstehung. Sie beschreibt die verschiedenen Arten, mit denen sich Christus nach Seiner glorreichen Auferstehung 40 Tage lang immer wieder zeigt. Überraschenderweise ist die Evangeliumslesung kein Bericht von der Auferstehung. Stattdessen lässt uns die Kirche den Anfang des Johannes-Evangeliums hören (Johannes 1: 1-17). Also hören wir:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“
Es ist offensichtlich, dass der Bezug auf „Wort“ und „Licht“ Jesus Christus meint. Diesen Prolog des vierten Evangeliums kann man als Zusammenfassung der ganzen orthodoxen Lehre über Jesus Christus, unserem Gott und Retter begreifen.
Während der Liturgie liest der Priester auch die schöne und bewegende Osterpredigt des Heiligen Johannes Chrysostomos. Die Worte dieser sehr bewegenden Predigt scheinen aber ein Problem aufzuwerfen. Der Heilige Johannes Chrysostomos scheint die, die sich geistlich nicht auf das Fest vorbereitet haben gleich zu behandeln wie die, die das getan haben. Wir wissen doch, dass nur die, die das Kreuz getragen haben und mit Christus gestorben sind, an der Gnade Seiner Auferstehung teilhaben können. Wir wissen, dass die Trauer des Großen Freitags eine Vorbedingung für die Freude des Pascha ist. Das stimmt zwar, aber auch wahr ist das Recht Christi, Gnade walten zu lassen wo immer Er will. Deshalb lädt uns unser Herr Jesus Christus trotzdem ein in die Osterfreude einzutreten, auch wenn wir vielleicht schlecht vorbereitet und unreinen Herzens sind.
Unseres Vaters unter den Heiligen, Johannes Chrysostomos, Erzbischof von Konstantinopel, des neuen Rom, katechetische Rede auf den heiligen und strahlenden Tag der herrlichen und heilbringenden Auferstehung Christi, unseres Gottes:
Wenn jemand fromm ist und Gott liebt, erquicke er sich an dieser schönen und glänzenden Feier.
Wenn jemand ein wohlgesinnter Knecht ist, gehe er fröhlich ein in die Freude seines Herrn.
Wenn jemand sich beim Fasten abgemüht hat, empfange er jetzt den Denar [Silbermünze].
Wenn jemand von der ersten Stunde an gearbeitet hat, empfange er heute seinen gerechten Lohn.
Wenn jemand nach der dritten Stunde gekommen ist, feiere er dankend.
Wenn jemand nach der sechsten Stunde angelangt ist, so zweifle er nicht, denn er wird nichts einbüßen.
Wenn jemand bis in die neunte Stunde säumte, trete er unverzagt herzu, ohne sich zu fürchten.
Wenn jemand erst zur elften Stunde angelangt ist, fürchte er sich nicht ob seiner Saumseligkeit.
Denn der Gebieter ist freigebig und nimmt den Letzten an wie den Ersten.
Er erquickt den, der um die elfte Stunde gekommen ist, ebenso wie den, der von der ersten Tagesstunde an gearbeitet hat.
Zum später Kommenden ist Er gnädig und zum Ersten freundlich.
Jenem gibt Er und diesen schenkt Er.
Die Werke nimmt Er an und den Entschluss begrüßt Er.
Die Tat ehrt Er und die Absicht lobt Er.
Geht also alle ein in die Freude unseres Herrn!
Die Ersten und die Letzten, empfanget den Lohn!
Die Reichen und die Armen, freut euch miteinander!
Die Ausdauernden und die Nachlässigen, ehret den Tag!
Die ihr gefastet und die ihr nicht gefastet habt, freuet euch heute!
Der Tisch ist reich gedeckt, genießet alle!
Das Kalb ist gemästet, niemand gehe hungrig hinaus!
Alle genießet vom Gastmahl des Glaubens!
Alle genießet vom Reichtum der Güte!
Niemand beklage sich über Armut, denn erschienen ist das gemeinsame Reich.
Niemand betrauere Übertretungen, denn die Vergebung ist aus dem Grabe aufgestrahlt.
Niemand fürchte den Tod, denn des Erlösers Tod hat uns befreit.
Er hat ihn vernichtet, Der von ihm umfangen war.
Er hat gefesselt den Hades, Der zum Hades hinabstieg.
Er ließ Bitterkeit erfahren ihn, der gekostet hat von Seinem Fleisch.
Dieses vorausschauend rief Jesaja aus:
„Der Hades“, spricht er, „ward voll Bitterkeit, als er unten
mit Dir zusammentraf.“
Er ward voll Bitterkeit, denn er ward hinweggerafft.
Er ward voll Bitterkeit, denn er ward gestürzt.
Er ward voll Bitterkeit, denn er ward gefesselt.
Er nahm den Leib und traf auf Gott.
Er nahm Erde und begegnete dem Himmel.
Er nahm, was er sah, und fiel durch das, was er nicht sah.
Wo ist, Tod, dein Stachel?
Wo ist, Hades, dein Sieg?
Auferstanden ist Christus und du bist gestürzt.
Auferstanden ist Christus und gefallen sind die Dämonen.
Auferstanden ist Christus und die Engel freuen sich.
Auferstanden ist Christus und das Leben herrscht.
Auferstanden ist Christus und kein Toter im Grab.
Denn Christus ist von den Toten auferstanden, der Erstling der Entschlafenen geworden.
Ihm sei die Ehre und die Macht in alle Ewigkeit.
Amen.
Wenn wir also unser Herz wahrhaftig der Vergebung, die aus dem leeren Grab fließt, öffnen, wenn wir uns vom Licht dieses Festes der Feste durchdringen lassen und wenn wir die Gegenwart des Auferstandenen Herrn anbeten, dann werden auch wir die Kraft der Auferstehung empfangen. Auf das bezieht sich der Heilige Johannes Chrysostomos, wenn er die gleiche Belohnung verspricht „denen, die gefastet haben und denen, die nicht gefastet haben.“
Quelle: Orthodox Christian Information Center
Die österlichen Gottesdienste in der orthodoxen Kirche
von Thomas Zmija v. Gojan
Die eigentliche nächtliche Feier der Auferstehung unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus beginnen wir mit der dreimaligen Prozession um die verschlossene, noch dunkle Kirche. Dabei singen die Gläubigen und der Chor das Festlied:
Deine Auferstehung, Christus Erlöser, / besingen die Engel in den Himmeln: / würdige auch uns auf Erden, // reinen Herzens Dich zu rühmen!
Nachdem die Gemeinde dreimal die Kirche umschritten hat, stimmt der Priester vor den verschlossenen Kirchentüren das OsterTroparion mit den feierlichen Wechselversen des „Gott stehe auf…“ an, das in dieser heiligen Nacht und in der folgenden Osterfestzeit unzählige Male wiederholt wird:
Christus ist erstanden von den Toten, / hat zertreten im Tode den Tod; / und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.
Χριστός ανέστη εκ νεκρών, / θανάτω θάνατον πατήσας, / και τοις εν τοις µνήµασι, // ζωὴν χαρισάµενος!
Христос воскресе из мертвых, / смертию смерть поправ, // и сущим во гробех живот даровав!
Dreimal singt es der Priester, dreimal wiederholt es der Chor mit der versammelten Gemeinde. Dreimal ruft der Priester dann der versammelten Festgemeinde den Ostergruß zu, dreimal erwidern ihn die Gläubigen, mit den am Osterleuchter des Priesters entzündeten Osterkerzen in ihren Händen:
Deutsch: Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Griechisch: Χριστός Ανέστη! Αληθώς Ανέστη!
Rumänisch: Hristos a înviat! Adevărat a înviat!
Russisch: Христос Воскресе! Воистину Воскресе!
Ukrainisch: Христос Воскрес! Воістину Воскрес!
Bulgarisch: Христос възкръсна! Воистину възкръсна!
Serbisch: Христос Воскресе! Ваистину Воскресе!
Tigrigna (Äthiopien): Christos tensiou! Bahake tensiou!
Amharisch (Äthiopien): Kristos Tenestwal! Bergit Tenestwal!
Französisch: Le Christ est ressuscité! Vraiment Il est ressuscité!
In der Vielsprachigkeit des Ostergrußes drückt sich einerseits die menschliche und kulturelle Vielfalt unserer Kirchengemeinden in Albstadt und Balingen aus, die so
ein Abbild der Katholizität der Kirche im Kleinen bilden. Darüber hinaus ist sie ein Zeichen der Hinwendung der Kirche mit ihrer frohen Botschaft des Evangeliums an alle Völker und Nationen der
Erde.
Das vor den verschlossenen Kirchentüren verlesene Auferstehungsevangelium (Markus 16: 1-8) der Osternacht ist nicht die erste Verkündigung der Auferstehungsbotschaft. Bis ins 8. Jahrhundert wurde die Auferstehung Christi nicht mit dem heutigen österlichen Morgengottesdienst, sondern mit einem besonders feierlichen Vespergottesdienst, der mit der Feier der Göttlichen Liturgie verbunden ist, gefeiert. Als der heutige österliche Morgengottesdienst mit seinem feierlichen Auferstehungskanon eingeführt wurde, verlegte man die Feier der Vesper auf den Samstagvormittag. Dieser Vespergottesdienst ist vom Übergang von der Passion und der Feier der Grablegung zum Ostermorgen geprägt. Diese Vesper des Karsamstags, mit der der Sabbat und die Grabesruhe enden und der neue Tag von Ostern, die lichte Auferstehung des Herrn anbricht, hat bereits ein Auferstehungsevangelium (Matthäus 28: 1-20 übrigens mit Erweiterung) das Erste der Reihe der elf Auferstehungsevangelien, in der das Evangelium zu Beginn der nächtlichen Auferstehungsfeier das Zweite der Lesereihe ist. In diesem Vespergottesdienst werden zum Evangelium die schwarzen Zelebrationsgewänder gegen österlich weiße ausgetauscht.
Mit dem Ruf des Prokimenon: „Steh auf, o Gott, und richte die Erde“ (aus Psalm 81) werden auch die schwarzen Behänge in der Kirche durch weiße ausgetauscht. Währenddessen verstreut nach griechischen Brauch der Priester in der ganzen Kirche grüne Blätter des Oliven- oder Lorbeerbaumes, die über die Osterfeiertage als Zeichen des Sieges Christi liegen bleiben.
Vorher schon wurden die alttestamentlichen Prophetien über die Auferstehung in 15 Lesungen vorgetragen und eventuell die Katechumenen getauft. Auch die Stichiren zum Vesperpsalm „Herr, ich ruf zu Dir, erhöre mich…“ verweisen auf die Auferstehung und kündigen sie an: Der Hades kann Christus nicht halten, vielmehr geht ER durch IHN zu Grunde. Denn CHRISTUS beraubt den Hades seiner Beute und vernichtet den Tod durch Seine glorreiche Auferstehung.
Diese Vesper geht direkt in die Feier der Basiliusliturgie über. Mit diesen Gottesdiensten enden die strengen Fasten- und Nüchternheitsgebote der Karwoche, weshalb am Ende der Liturgie Brot und Wein gesegnet werden, mit denen die Gläubigen ihr Fasten brechen.
Nach der orthodoxen Tradition nehmen die Gläubigen am Ende der morgendlichen Liturgie vom Osterlicht Feuer mit nach Hause, um damit die Lampaden vor den Hausikonen neu zu entzünden. In Jerusalem wird dafür von den Orthodoxen das Licht des Άγιον φως,
des sich auf wundervolle Weise vom Himmel her entzündenden Osterfeuers, das vom Jerusalemer Patriarchen am Heiligen Grab am Mittag des Karsamstags empfangen wird. Die Griechen entzünden mit dem Osterlicht auch die Kohlen, über denen sie Osterlämmer braten.
Nach der russisch-slawischen Tradition werden am Ende der Osterliturgie die in Körben von den Gläubigen herbeigebrachten Speisen des Ostertisches gesegnet. Es sind die Eier- Milch- und Fleischspeisen, auf die während der gesamten Fastenzeit verzichtet wurde. Wichtig für die russischen Osterbräuche sind neben den in der gesamten Orthodoxie verbreiteten roten Ostereiern mit der Aufschrift XB (Христос Воскресе = Christus ist auferstanden!) der Kulitsch, ein Hefekuchen mit viel Ei und Butter, und die Paschapyramide aus Quark, Butter und vielen Eiern, geschmückt mit Auferstehungssymbolen.
Oft, bleibt die Gemeinde nach dem Nachtgottesdienst noch zu einem gemeinsamen Essen, genannt Agape oder Liebesmahl, beisammen.
Die Osterfeierlichkeiten, von der Vesper am Samstagvormittag angefangen über die Osternachtfeier mit dem freudigen Osterkanon des heiligen Johannes von Damaskus bis zum gemeinsamen Ostermahl, haben noch einen weiteren Höheund Schlusspunkt: die Ostervesper, auch Vesper der Liebe (Esperinós tis agápis) genannt. Zu diesem Gottesdienst werden noch einmal die schönsten Gewänder angelegt, alle Kerzen und Lampaden in der Kirche angezündet, und mancherorts eine feierliche Prozession mit der Osterikone gemacht, die in der Nacht aus der Kirche zum Agapemahl mitgenommen und in der schönen Ecke des Gemeindesaals aufgestellt wurde. Die Vesper der Liebe ist ganz von der Osterfreude erfüllt. Sie hat keine nächtliche Prägung und ist nicht mehr vom vorangegangenen Fasten bestimmt. Mittlerweile hat ein fröhliches Mahl stattgefunden, und alle sind erfüllt von der Osterfreude über die Auferstehung des HERRN. Die Vesper fällt zunächst dadurch auf, dass sie, gemessen an den liturgischen Texten, sehr kurz ist. Es werden keine Psalmen gelesen oder gesungen, nicht einmal der Schöpfungspsalm 103, der ansonsten das Vespergebet eröffnet.
Nach dem mehrfachen Oster-Troparion mit den feierlichen Zwischenversen: „Es stehe Gott auf…“, mit denen die Feier der Osternacht begonnen hat, folgt gleich das „Herr, ich ruf zu Dir, erhöre mich…“ mit den Auferstehungsstichiren des Sonntags im zweiten Ton. Darauf folgt eine weitere Verkündigung der Auferstehungsbotschaft im Evangelium (Joh. 20,19-25). Es ist die Lesung über die Begegnung des auferstandenen Christus mit Seinen Jüngern am Abend des ersten Tages der Woche, eben dem Zeitpunkt, der sich liturgisch mit der gerade gefeierten Vesper trifft. Diese schließt ja auch den ersten Tag der Woche, den Ostertag ab.
Christus zeigt Seinen versammelten Jüngern Seine Kreuzigungswunden, verheißt ihnen die Sendung des Heiligen Geistes und sendet sie aus mit der Vollmacht zur Sündenvergebung. Während in der Göttlichen Liturgie der Osternacht der Johannesprolog als Evangelium gelesen wurde, hören die Gläubigen in der Vesper wieder eine weitere Auferstehungsverkündigung.
Der Morgengottesdienst in der Osternacht
Diakon Thomas Zmija
Dieser besondere Morgengottesdienst, wird am späten Abend des Großen und Heiligen Sabbat gefeiert. Noch liegt das Grabtuch des Herrn in der Mitte der Kirche und es herscht Stille. Zunächst wird der Kanon des Morgengottesdienstes des Karsamstags gesungen. Danach beweihräuchert der Priester oder der Diakon den Heiligen Tisch und das Allerheiligste. Dann werden die Königlichen Türen geöffnet und der Priester und der Diakon treten in die Kirche und übertragen nach der Beräucherung des Grabtuches dasselbe in den Altar. Dort wird es auf dem Altartisch niedergelegt. Danach werden die Türen der Ikonostas wieder geschlossen und der Kleruns beginnt, mit Lichtern in den Händen, beweihräuchernd den Altar zu umschreiten. Dabei singen sie dreimal:
Deine Auferstehung, Christus Erlöser, / besingen die Engel in den Himmeln,
/
würdige auch uns auf Erden, // reinen Herzens Dich zu rühmen!
Priester, Diakon und Altardiener sind jetzt in weiße Gewänder gekleidet. Dann werden die Königlichen Türen erneut geöffnet. Der Priester tritt mit dem Osterleuchter auf die Solea hinaus und ruft:
Kommet und nehmet Licht vom Abendlosen Lichte und verherrlicht Christus, den von den Toten Erstandenen.
Und die Gläubigen treten heran um das Heilige Licht zu empfangen. Dann ziehen alle aus der Kirche hinaus und dreimal um die Kirche herum, wobei immer wieder
gesungen wird: „ Deine Auferstehung, Christus, Erlöser..". Nachdem die Gemeinde nach der dritten Umrundung der Kirche wieder vor der Kirchentür angekommen ist liest der Priester das Evangelium
der Auferstehung (Matthäus 28: 1-9).
Dann spricht der Priester den Eingangssegen zum Auferstehungsfeier des österlichen Morgengottesdienst. Mit dem Osterleuchter schlägt er dreimal an die Kirchentür und singt danach dreimal das Auferstehungstroparion.
Christus ist erstanden von den Toten, / hat zertreten im Tode den Tod, // und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.
Chor und Gemeinde greifen den Gesang des Troparions auf und sigen ebenfalls dreimal:
Christus ist erstanden von den Toten, / hat zertreten im Tode den Tod, // und denen in den Gräbern das Leben geschenkt!
Nun zieht der Klerus und die Gem,einde in die hellstrahlend Erleuchte Kirche ein. und alle singen das Ostertroparion in vielen Sprachen:
Христос воскресе из мертвых, / смертию смерть поправ, // и сущим во гробех живот даровав!
Χριστός ανέστη εκ νεκρών, / θανάτω θάνατον πατήσας, // και τοις εν τοις μνήμασι, ζωὴν χαρισάμενος!
Hristos a înviat din morţi, / Cu moartea pre moarte călcând, / Şi celor din morminte / Viaţă dăruindu-le!
Nachdem der Diakon die Friedens-Ektenja vorgetragen hat, beginnt der Chor des Osterkanon zu singen. Dieser ergreifende Lobpreis auf die Auferstehung des Herrn wurde vom Heiligen Johannes von Damaskus verfasst.
Auferstehungstag! Lasset uns Licht werden, all Ihr Völker! Das Pas´cha, des Herrn Pas´cha! Denn vom Tode zum Leben und von der Erde zum Himmel hat Christus, unser Gott, uns hindurchgeführt, uns, die wir das Siegeslied nun singen: Christus ist erstanden von den Toten!
Nach jeder Ode des Auferstehungskanon wird der Irmos erneut als Katavasia gesungen und der Diakon tritt auf die
Solea, um die Kleine Ektenja vorzutragen. Bei der Ekphonese ruft der Priester dreimal: Christus ist auferstanden! Und die Gemeinde antwortet:
Er ist wahrhaft auferstanden!
Danach geht der Priester mit dem Weihrauch durch die gesamte Kirche, während der Chor die nächste Ode anstimmt. Ihm voran geht der Diakon mit einer Vortragekerze. Dabei rufen sie den Gläubigen zu: Christus ist auferstanden! Und die Gemeinde antwortet: Er ist wahrhaft auferstanden! Über die Osterpredigt des hl. Johannes Chrysostomus und die Ostersichiren, die uns am Ende zurufen: „Auferstehungstag! Lasset uns Licht werden am Fest. Und lasset uns einander umarmen. Lasst uns Brüder sagen auch zu denen, die uns hassen. Ob der Auferstehung Christi wollen wir alles uns verzeihen. Und so lasst uns rufen: Christus ist erstanden von den Toten..." endet der Osterkanon mit den Megalinaria auf den auferstandenen Herrn:
Leuchte auf, leuchte auf, neues Jerusalem, denn der Ruhm des Herrn ist aufgegangen über dir. Tanze jetzt und frohlocke, Sion, Du ber reine,Gottesgebärerin, freue dich ober der Erweckung des aus Dir Geborenen.
Nun geht es dem Ende des Morgengottesdienstes entgegen. Auf den Morgengottesdienst folgen die Osterstunden und die österliche Festliturgie.
Vor allem in den orthodoxen Gemeinden der westeuropäischen und weltweiten Diaspora ist es Brauch, dieses Evangelium, das ja von der Sendung der Jünger in die alle Welt zur Predigt des Evangeliums handelt, in möglichst vielen verschiedenen Sprachen zu lesen, da ja in den Ländern der westlichen Hemisphäre orthodoxe Menschen verschiedener Muttersprache gemeinsam Ostern feiern. In den Gemeinden der russischen Tradition wird dieser Brauch auch in der Göttlichen Liturgie während der Osternacht gepflegt.
Darauf folgen die Freudenhymnen (Oster-Stichiren), die auch bereits in der Osternacht zu dem Lobpsalmen gesungen wurden und die Liebesgemeinschaft bekräftigen, die alle Erlösten miteinander verbindet, in der Göttlichen Eucharistie, im Liebesmahl und im gemeinsamen Lobpreis der Auferstehung des HERRN. Zum Psalmvers: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasst uns frohlocken und uns freuen an IHM“ lautet die Hymnenstrophe:
Das Freudenpas´cha, das Pas´cha des Herrn, das Pas´cha, das hochhehre Pas´cha ist aufgegangen, das Pas´cha! Umarmen wir einander in Freude! O Pas´cha, Du Erlöser von Trauer! Aus dem Grabe strahlt heute hervor wie aus einem Brautgemach Christus, der die Frauen erfüllte mit Freude, indem Er sprach: „Bringet Kunde den Aposteln!“
Kann man deutlicher die Osterfreude und die daraus entspringende Liebe charakterisieren? In der Auferstehung gründet die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden, die immer auch eine Gemeinschaft der Liebenden sein muss. Nach dem „Ehre dem Vater“ folgt als Schlussstrophe:
Auferstehungstag! Lasset uns Licht werden an diesem Feste, lasset uns einander umarmen, lasset uns „Brüder!“ sagen auch denen, die uns hassen, lasset uns alles vergeben ob der Auferstehung und rufen:
Christus ist erstanden von den Toten, hat zertreten im Tode den Tod; und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.
Die Umarmung und geschwisterliche Liebe prägt das österliche Freudenfest. Und wenn in diesen Tagen der österliche Freudengruß gewechselt wird, und zwar nicht nur in der Kirche, sondern auch auf der Straße, im Geschäft, bei der Arbeit oder am Telefon, dann wird etwas von der Erlöstheit der Christen sichtbar. Diese Osterfreude ist so groß und tief, dass sie mit dem Ostersonntag nicht endet, sondern eine ganze Woche in der Feier des Stundengebetes und der Göttlichen Liturgie ihren Ausdruck findet. An jedem Tag wird der Osterkanon des heiligen Johannes von Damaskus wiederholt, die Oster-Stichiren zu den Lobpsalmen der Laudes und zur Vesper bleiben dieselben, die Kleinen Stunden beinhalten nur Osterhymnen. Die Gebete zur Stunde sind in der Lichten Woche auch das private Morgen-und Abendgebet der Gläubigen.
Schließlich bleiben in der Kirche die Türen der Ikonostase weit geöffnet. Denn der Altar symbolisiert auch das Grab Christi. Auf ihn wurde zu Beginn der Osternachtfeier das Grabtuch Christi übertragen, wo es bis zum Ende der österlichen Festzeit verbleibt.
Die Auferstehung Christi haben wir geschaut, so lasset uns anbeten den heiligen HERRN JESUS
Betrachtungen zum Ostergeheimnis in orthodoxer Sicht
von Thomas Zmija v. Gojan
In den Evangelien und den apostolischen Briefes des Neuen Testaments werden wir an sehr vielen Stellen darauf hingewiesen, was die Auferstehung Jesu Christi für uns Menschen und unsere Erlösung bedeutet. Für den christlich orthodoxen Osterglauben ist aber der Vers aus dem 1. Brief des heiligen Apostel Paulus an die Korinther von besonderer Wichtigkeit. Nicht nur, weil in diesem Vers sehr deutlich die zentrale Bedeutung und die Unverzichtbarkeit des Glaubens an die leibliche Auferstehung Christi klar und unmissverständlich herausgestellt wird, sondern auch bei jedem Versuch, die historische Wirklichkeit der leiblichen Auferstehung des HERRN anzuzweifeln oder gar abzulehnen, eine klare Absage erteilt wird:
»Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung nichts, und euer Glaube ist nichtig.« (1.Korinther 15,14).
Im Johannesevangelium 20:19-25, das in der orthodoxen Kirche in der Vesper der Liebe am Abend des Ostersonntags in mehreren Sprachen verlesen wird, wird uns berichtet, dass die Jünger Jesu nicht glauben konnten, dass ER es war, der ihnen am dritten Tag nach Seinem Tod bei verschlossenen Türen erschienen war. Sie glaubten an eine Sinnestäuschung, ein Phantasma, oder ein Gespenst. Christus aber machte ihnen klar, dass ER kein Gespenst und keine Sinnestäuschung war, sondern wirklich körperlich in ihrer Mitte zugegen war. Ähnliches wird auch von den anderen Erscheinungen des auferstandenen CHRISTUS, so z. B. in der Emmaus-Geschichte berichtet. Besonders deutlich wird das Evangelium des Thomas-Sonntags, das am 2. Sonntag nach Ostern gelesen wird.
Die berühmteste Geschichte berichtet uns vom » seligen Unglauben des heiligen Apostel Thomas «, wie es in den Gesängen der Vesper dieses Sonntags heißt. Sie beruhen auf folgender Begebenheit: Als Jesus am Abend des Auferstehungstages den Jüngern erschien, fehlte der heilige Apostel Thomas. Als ihm dann von den übrigen Jüngern berichtet wurde, dass CHRISTUS auferstanden sei, konnte er dies nicht glauben und verlangte zum Beweis der Wirklichkeit des Auferstehungsgeschehens die Wundmale Christi sehen und berühren zu dürfen. Einige Tage später erschien der HERR erneut Seinen Jüngern bei verschlossenen Türen und forderte den ungläubigen Thomas auf, Seine Wunden zu berühren und seine Hand in Seine Seite zu legen. Da fiel Thomas auf die Knie und rief: »Mein Herr und mein Gott!«
Deshalb singen wir Orthodoxen an diesem Sonntag im Festtropar:
»Obgleich das Grab versiegelt war, gingest Du hervor aus der Gruft, Christus, Gott unser Leben; obgleich die Türen fest verriegelt waren, kamst Du herein zu den Jüngern, Du, die Auferstehung aller. Durch sie erneuerst Du den rechten Geist in uns nach Deinem großen Erbarmen.«
So wird das Mysterium der leiblichen Auferstehung Christi in Hinblick auf die wachsende Glaubenserfahrung der, das österliche Heilsgeschehen in der Göttlichen Liturgie vergegenwärtigend feiernden Kirche, betend betrachtet. Gleichzeitig kommt aber auch das begrenzte Fassungsvermögen unserer menschlichen Natur in den Blick: Nur durch das Wunder der Erscheinung des HERRN SELBST, der in Seiner Auferstehung Seine Göttliche Natur für uns augenfällig macht, vermag die Beschränktheit der Erkenntnisfähigkeit unserer menschlichen Natur sich im Bekenntnis des heiligen Apostel Thomas zu erheben: » Mein Herr und mein Gott! « In der Feier der Heiligen Eucharistie wird auch für uns durch die Teilhabe an den allheiligen Gaben (Kommunion) die Gegenwart des Herrn leiblich durch die Zeichen der sakramentalen Mysterien fassbar.
So ist das Bekenntnis des heiligen Apostel Thomas auch nicht Endpunkt, sondern erst Ausgangspunkt der Gotteserkenntnis. In den acht Wochen zwischen Ostern und Pfingsten werden wir Gläubigen hineingenommen in den Wachstumsprozess, in dem unser Glaube und unser Leben in Christus vertieft werden sollen, hin bis zur Erkenntnis der Offenbarung der Dreieinigkeit Gottes durch das Kommen des Heiligen Geistes (Pfingsten). Unser beschränktes Auffassungsvermögen, unsere begrenzte menschliche Natur, die auch den Zweifel mit einschließt, wird vom HERRN jedoch nicht verurteilt, sondern angenommen und in Liebe und Geduld zur Erkenntnis der Fülle der Wahrheit hinübergeführt.
So bekennen wir Orthodoxen mit der realen Auferweckung Christi auch unsere reale Auferstehung von den Toten. Hier, wie auch sonst, geht es uns Orthodoxen um die Fülle und Wahrheit des christlichen Glaubens. Denn so sagt es uns klar und eindeutig der heilige Apostel Paulus:
»Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, und so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden aber auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, ER habe Christus auferweckt, den ER nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen würden. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden und so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.«
(1. Korinther 15,13-18)
Ist also CHRISTUS nicht auferstanden, dann sind die Verkündigung der Kirche und der Glaube der orthodoxen Gläubigen umsonst und sinnlos. Wie sollten wir dann aber Christen bleiben, wenn wir glauben würden, dass sich unser christlich orthodoxer Glaube auf einer Phantasie gründet? So unangemessen es ist, in Jesus Christus lediglich einen besonderen Menschen, einen Propheten, Guru oder einen großen Weisheitslehrer zu sehen, so wenig lässt sich die Auferstehung Jesu damit wegerklären, dass man wie ein Teil der heutigen westlichen „Theologen“ sagt, Jesu (ethische) Botschaft allein habe gewissermaßen unter seinen Anhängern fortgelebt. Aber nur der »wahre Gott vom wahren Gott«, wie wir es im orthodoxen Glaubensbekenntnis bekennen, der durch SEIN Sterben und Auferstehen von den Toten den Tod besiegt hat, kann unsere Rettung und Hoffnung sein.
Aber auch bezüglich des christlichen Osterglaubens gilt das orthodoxe theologische Verstehens-Prinzip, nach dem unser christlich orthodoxer Glaube, GOTT SELBST, SEINE Menschwerdung, SEIN Kreuzesleiden und SEINE glorreiche Auferstehung letztendlich ein Geheimnis, ein Mysterium sind und bleiben, das nicht durch unsere menschliche Denkkategorien erschlossen, auch nicht durch historische Forschungen und Beweise wirklich erfasst und in seine ganzen Tiefe begriffen werden kann. Denn wie der heilige Johannes von Damaskus sagt: »…das Göttliche ist unfasslich und unbeschreiblich, und das Einzige, was an IHM fasslich ist, ist SEINE Unendlichkeit und seine Unfasslichkeit…«. Das orthodoxe Verständnis der Auferstehung betrachtet das Glaubensgeheimnis in der Auferstehung und sucht und fragt nicht nach vordergründigen rational begründbaren „Beweisen“. Es bemüht sich auch nicht darum, die anderen intellektuell davon zu überzeugen, denn im Gegensatz zum weit verbreiteten scholastischen Ansatz in der Theologie der beiden westlichen Konfessionen, der die Vernunft (Ratio) als vom Sündenfall nicht korrumpiert begreift, ist nach der Auffassung unserer orthodoxen Väter auch der Verstand im Ungehorsam gegenüber Gott gefallen und damit den menschlichen Leidenschaften unterworfen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die orthodoxe Kirche die wissenschaftliche Forschung über die biblischen Texte und den dabei notwendigen Gebrauch der Vernunft und Gelehrsamkeit ablehnen würde. Jedoch nähert sich der orthodoxe Glaube und die Haltung dessen, was wir Orthodoxen Theologie nennen, dem Mysterium der Auferstehung von der betenden Betrachtung und vom Lobpreis des Auferstehungsgeheimnisses her. Orthodoxer Glaube und orthodoxe Theologie verkünden lediglich das geschehene Ereignis und seine heilsbringenden Folgen und Bedeutung für uns Menschen und für die gesamte Schöpfung. Das ist ein anderer Weg der Erkenntnis Gottes, ein Weg der gläubig-kirchlichen Erfahrung, ein geistlichempirischer Weg.
Und deshalb verkündet die orthodoxe Kirche alljährlich unzählige Male in der Osternacht und in der gesamten österlichen Festzeit:
»Christus ist erstanden von den Toten, hat zertreten im Tode den Tod; und denen in den Gräbern das Leben geschenkt.«
Die Sicht der Auferstehung als dem Sieg Christi über den Hades als Personifizierung des Todes, kommt in der orthodoxen Auferstehungsdarstellung, der Anastasis-Ikone sehr deutlich zum Ausdruck: Der auferstandene Christus wird nicht als derjenige dargestellt, der aus dem Grab mit einer Siegesfahne in der Hand in den Himmel fährt, sondern als der, der in den Hades, in die Unterwelt hinabsteigt, um mit ihm zu kämpfen, der ihn besiegt, und der die, die dort in den Gräbern liegen, aus dem ewigen Tod herausholt. ER sprengt die Schlösser und Riegel des Sarges, die Nägel liegen herum, und ER reißt kraftvoll mit Seinen Händen Adam und Eva aus der Unterwelt, aus dem Tod heraus, und führt sie hinauf ins ewige Leben. Der Hades selbst liegt geschlagen und besiegt unter dem Sarg, während auf der einen Seite die Gestalten des Alten und auf der anderen Seite Gestalten des Neuen Bundes in einer symbolhaften Auswahl abgebildet sind.
Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum auch im kulturellen Bewusstsein der orthodoxen Völker das Osterfest, das Pascha des HERRN stets das größte und höchste Fest des Kirchenjahres, das Fest der Freude schlechthin, geblieben ist. Weil Christus durch Seinen Tod und Seine Auferstehung den Tod besiegt und uns die Erlösung und das ewige Leben geschenkt hat, deshalb haben wir Christen Grund zur ungetrübten Hoffnung und Freude. Im Morgengottesdienst der Osternacht und in den Osterstunden singt die Kirche deshalb anbetend:
»Die Auferstehung Christi haben wir geschaut, so lasset uns anbeten den heiligen Herrn Jesus, der allein ohne Sünde ist. Vor Deinem Kreuze fallen wir nieder, o Christus, und Deine heilige Auferstehung besingen und verherrlichen wir. Denn Du bist unser Gott, außer Dir kennen wir keinen anderen. Deinen Namen rufen wir an. Kommt, all ihr Gläubigen, lasset uns anbeten die heilige Auferstehung Christi. Denn siehe, durch das Kreuz ist Freude gekommen in die ganze Welt. Allezeit lobsingen wir dem Herrn und preisen Seine Auferstehung. ER hat die Kreuzigung erlitten und den Tod durch den Tod zertreten.«
Pas´cha und das Heilige Feuerlicht
Zusammengestellt von Thomas Zmija von Gojan
Das Heilige Feuer (Άγιο Φως) ist nach Überzeugung der orthodoxen Christen ein sich alljährlich am Karsamstag in der Jerusalemer Grabeskirche wieder ereignendes Wunder. Über die Existenz dieses Wunders berichten uns verschiedene schriftliche Quellen, die bis ins achte Jahrhundert zurückreichen. Schon der russische Priester Daniil beschreibt das Wunder des Heiligen Feuers und die es umrahmenden Zeremonien sehr detailliert in seiner Reisebeschreibung aus den Jahren 1107. Am Karsamstag des orthodoxen Osterfestes, etwa gegen 14 Uhr, entzündet sich in der Grabeskapelle in der Grabeskirche eine Kerze in der Hand des Orthodoxen Patriarchen von selbst und ohne jede Fremdeinwirkung. Von verschiedenen orthodoxen Patriarchen in der Vergangenheit wurde das heilige Phänomen als eine wundersam erscheinende Lichtsäule über der Platte des Heiligen Grabes beschrieben, an der sich dann an einer bestimmten Stelle eine Kerze entzünden lässt.
Diese Flamme wird nach Verlassen des Heiligen Grabes nun vom orthodoxen Patriarchen in der Kirche an die versammelten Gläubigen weitergereicht. Viele Kerzen oder Öllampen entzünden sich allerdings auch von selbst, nachdem die heilige Lichterscheinung in der Kapelle des Heiligen Grabes aufgetreten ist. Auch ist das Zeugnis über die Erscheinung dieses Wunders nicht nur auf den orthodoxen Patriarchen der Heiligen Stadt Jerusalem und seine um ihn versammelten Priester beschränkt, sondern auch viele der versammelten orthodoxen Festpilger beschreiben das Phänomen.
Das Heilige Feuer hat auch die besondere Eigenschaft, dass es keine Verbrennungen hervorruft. Jede Manipulation oder sonstige Tricks sollen durch die vorherige amtliche Versiegelung des Heiligen Grabes und einer Untersuchung des Priesters vor dem Betreten der Grabeskapelle ausgeschlossen werden. Dabei folgen die Orthodoxen auch hier einer uralten Tradition, denn schon die Römer haben das Grab unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus nach seiner Grablegung ebenfalls versiegelten, um zu verhindern, dass Sein allheiliger Leichnam gestohlen werden könnte. Die römischen und jüdischen Autoritäten wollten damit jeder Behauptung entgegengetreten, dass unser Herr und Erlöser wirklich leibhaftig von den Toten auferstanden sei. Denn schon vor Seinem Tod war die Prophezeiung Christi über sich Selbst bekannt geworden, dass Er nach drei Tagen wieder von den Toten auferstehen werde.
Zur Zeit Seiner Grablegung hielt die allerdings nicht einmal seine unmittelbarere Anhängerschaft, der Kreis der heiligen Jünger und Apostel dies für möglich. Vielmehr hielten sie sich auf dem Berg Zion verborgen, da sie angsterfüllt zu diesem Zeitpunkt davon ausgingen, sie könnten ebenfalls verhaftet werden. Die Begegnung mit dem Auferstandenen und dann das auf Seine glorreiche Himmelfahrt folgende Pfingstereignis mit der Herabsendung des Heiligen Geistes bewirkte jedoch einen radikalen Wandel dieser Todesangst zu vollkommenem Bekennermut. Für einen Nichtchristen, der die lebensverwandelnde Erfahrung des Auferstehungsgeheimnisses nicht gemacht hat, muss die christliche Gewissheit der Auferstehung unseres Herrn und Erlösers rätselhaft und ablehnenswert erscheinen. Wer aber je die lichte Osterfreude Orthodoxer Christen miterlebt hat, mag auch persönlich zum Kern des christlichen Glaubens vordringen, der uns Orthodoxe jubeln lässt:
„Christus ist erstanden von den Toten, im Tode zertrat ER den Tod und schenkte denen in den Gräbern das Leben!“
„Христос воскресе из мертвых, смертию смерть поправ, и сущим во гробех живот даровав!“
„Χριστός ανέστη εκ νεκρών, θανάτω θάνατον πατήσας, και τοις εν τοις µνήµασι, ζωὴν χαρισάµενος!“
„Hristos a inviat din morţi, Cu moartea pre moarte călcand, Şi celor din morminte Viaţă dăruindule!”
„ქრისტე აღსდგა მკვდრეთით, სიკვდილითა სიკვდილისა სიკვდილისა დამთრგუნველი და საფლავების შინათა ცხოვრების მიმნიჭებელი!“
Seit 1993 wird das Heilige Feuer am Karsamstag per Flugzeug auch wieder nach Russland und die Ukraine gebracht. Ebenso findet jährlich ein Spezialflug nach Griechenland und ein anderer nach Armenien statt, wo das Heilige Feuer am Flughafen mit den Ehren eines Staatsoberhauptes empfangen und von dort aus weiter in die einzelnen griechischen Metropolien bzw. vom armenischen Katholikos an die Diözesen der armenischen Kirche verteilt wird.
Die Erscheinung des Heiligen Feuers in der Anastasis Kirche in Jerusalem
Das Heilige Feuer (griechisch: ΑΓΙΟ ΦΩΣ, russisch: Благодатный огонь) ist nach Überzeugung von Millionen orthodoxer und altorientalischer Christen ein sich alljährlich am Karsamstag in der Jerusalemer Auferstehungskirche (Anastasis, westlich auch Grabeskirche genannt) ereignendes Wunder.
"Am Heiligen Samstag versammeln sich die Gläubigen in großen Gruppen in der Anastasis Kirche, da an diesem Tag Feuer vom Himmel herabkommt und die Lampen in der Kirche entzündet." So liest man in einem orthodoxen Osterreiseführer zur Pilgerschaft im Heiligen Land.
Das Wunder des heiligen Feuers ist für orthodoxe Christen ein großes und heiliges Mysterion. Jedes Jahr findet es zur selben Zeit, auf dieselbe Art und Weise und am selben heiligen Ort statt. Von keinem anderen Wunder ist bekannt, dass es sich mit einer solchen Regelmäßigkeit und über eine solch große Zeitspanne immer wieder ereignet hat. Bereits in christlichen Quellen aus dem achten Jahrhundert können wir Berichte über dieses Wunder nachlesen. Das Wunder ereignet sich in der Kirche der Auferstehung in Jerusalem, für uns Orthodoxe und Abermillionen von christlichen Gläubigen der heiligste Ort auf Erden, denn hier wurde unser Herr und Erlöser JESUS CHRISTUS gekreuzigt; hier hat ER für uns gelitten; ist gestorben und am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten. Die Anastasis oder Grabeskirche ist ein von den Mysterien unseres Glaubens erfüllter Ort. Theologen, Historiker und Archäologen bestätigen, dass die Kirche sowohl Golgatha, den kleinen Hügel, auf dem unser Herr JESUS CHRISTUS gekreuzigt wurde, als auch das neue Grab, nahe bei Golgatha, wo sein Leichnam, nach den Zeugnis der heiligen Evangelien, bestattet wurde, enthält. Alle Christen stimmen in dem Glauben überein, dass ER genau an diesem Ort von den Toten auferstanden ist.
Das Wunder des Heiligen Feuers lässt sich in den vielen Pilgerberichten durch die Jahrhunderte verfolgen. So schreibt der russische Priester Daniel über das Wunder des heiligen Feuers und die es begleitenden Zeremonien sehr detailgetreu in seinem Pilgerbericht aus den Jahren 1106/07. Er berichtet uns, dass der Patriarch die Kapelle des heiligen Grabes (Anastasis) mit zwei, nicht brennenden, Kerzen betritt. Er kniet vor dem Stein nieder, auf den CHRISTUS nach seinem Tode aufgebahrt worden war und betet dort, worauf sich das Wunder ereignet: Licht geht aus dem Inneren des Steines hervor, ein blaues, geheimnisvolles Licht, dass nach einiger Zeit die Lampaden (Votivlampen) über dem heiligen Grab und die zwei Kerzen des Patriarchen entzündet. Dieses Licht ist das Heilige Feuer. Es breitet sich zu allen Menschen, die sich in der Kirche aufhalten, aus. Die Zeremonie um das Wunder des Heiligen Feuers ist eine der ältesten, unverändert praktizierten christlichen Gottesdienstfeiern. Seit dem vierten Jahrhundert bis zum heutigen Tage berichten uns die Quellen übereinstimmend von seiner Ehrfurcht gebietenden Kraft. Aus diesen Berichten geht hervor, dass sich das Wunder durch die Jahrhunderte hindurch immer am selben Ort, am selben Feiertag und im selben liturgischen Rahmen einer christlich orthodoxen Feier ereignet hat.
Seitdem der heilige apostelgleiche Kaiser Konstantin in der Mitte des vierten Jahrhunderts die heilige Anastasiskirche errichten ließ, wurde sie viele Male zerstört. Die Kreuzfahrer erbauten die heutige Kirche. Über dem Grabe unseres Erlösers wurde eine kleine Kapelle mit zwei Räumen errichtet. Die heutige Kapelle des heiligen Grabes (Anastasis) ist in der Barockzeit von griechischen Baumeistern errichtet worden, da ihr Vorgängerbau aus der Kreuzfahrerzeit baufällig geworden war. Aber Ort und Raumaufteilung wurden bei dieser Renovierung beibehalten. Die Kapelle umfasst einen Vorraum (Kapelle der heiligen Engel) und den Raum des heiligen Grabes selbst, in den nicht mehr als fünf Leute Platz finden. Diese Kapelle ist der Mittelpunkt der wunderbaren Ereignisse. Das Wunder des heiligen Feuers ereignet sich jedes Jahr am orthodoxen Ostersamstag. An keinem anderen Tag ist die heilige Anastasis Kirche so gefüllt wie an diesem Tage. Wer in die Kirche eintreten möchte, muss mit stundenlangen Wartezeiten rechnen. Wegen des großen Andrangs schaffen es jedes Jahr mehrere hundert Menschen überhaupt nicht in die Kirche hinein zu gelangen. Orthodoxe und andere Pilger sind von allen Enden der Erde hier zusammengekommen; die Mehrheit aus Griechenland, aber in den letzten Jahren kommen wieder vermehrt Pilger aus Russland, der Ukraine, Georgien, Armenien und den orthodoxen Ländern Osteuropas. Um dem Heiligen Grab möglichst nah zu sein, kampieren die Pilger in froher Erwartung des Wunders um die Anastasis Kapelle schon ab dem Nachmittag des Hohen Freitag (Karfreitag). Das Wunder ereignet gegen 14:00 Uhr, aber bereits gegen elf Uhr ist die Kirche wie ein siedender Kessel der aufgeregten und erwartungsfrohen Pilger. Von etwa 11.00 Uhr bis ca. 13:00 Uhr singen die orthodoxen Araber lautstark ihre traditionellen Lieder. Diese Lieder gehen auf die Zeit der türkischen Besatzung zurück, einer Zeit, in der die Christen ihre Lieder ausschließlich innerhalb der Kirchen singen durften. "Wir sind die Christen, das sind wir seit Jahrhunderten und wir werden das für immer und ewig sein. Amin!" singen sie aus voller Kehle von ihren Trommeln begleitet. Die Trommler werden dabei von den Anderen auf ihren Schultern getragen, die dabei um die Anastasis Kapelle tanzen. Aber ab ca. 13:00 Uhr klingen die Lieder aus und es tritt unter den Gläubigen Stille ein - eine gespannte, geladene Stille, elektrisiert von der Erwartung der großen Manifestation von Gottes Wunderkraft, die alle erfahren werden.
Um 13:00 Uhr schiebt sich eine Delegation der lokalen Autoritäten durch die Menge. Obwohl diese keine Christen sind, sind sie doch Teil der Zeremonie. In der Zeit der türkischen Besatzung Palästinas waren sie moslemische Türken, heute sind sie jüdische Israelis. Seit Jahrhunderten ist die Anwesenheit dieser Offiziellen integraler Bestandteil der Zeremonie, denn sie repräsentieren die Römer aus der Zeit Jesu. Die heiligen Evangelien berichten uns, dass die Römer das Grab CHRISTI versiegelten hatten, damit Seine Jünger Seinen Leichnam nicht stehlen konnten. Die jüdische Priesteraristokratie und der hohe Rat fürchteten nämlich, dass die Jünger nachher behaupten würden, ER wäre auferstanden. Und so versiegeln heute die israelischen Autoritäten das Grab mit Bändern und Wachs. Vor dem Versiegeln der Türen ist es üblich, das Grab nach versteckten Feuerquellen abzusuchen, um zu verhindern, dass das Wunder durch Betrug vorgetäuscht werde. Genau wie damals die Römer garantierten, dass es nach dem Tode Jesu keine Manipulationen gab, garantieren heute die israelischen Vertreter, dass bei der Zeremonie des heiligen Feuers nicht betrogen wird.
"Ich suche meinen Weg bis in den Grabraum in der Dunkelheit und falle auf die Knie. Hier spreche ich bestimmte Gebete, die uns durch Jahrtausende überliefert wurden und warte dann. Manchmal warte ich ein paar Minuten, aber meistens passiert das Wunder gleich nachdem ich gebetet habe. Aus dem Innern des Steins, auf dem Jesus aufgebahrt wurde, entweicht ein unbeschreibbares Licht. Normalerweise hat es eine blaue Nuance, aber die Farbe kann sich ändern und kann viele Töne annehmen. Mann kann es mit menschlichen Worten nicht beschreiben. Das Licht steigt aus dem Stein empor, sowie Nebel aus einem See. Es sieht fast so aus, als ob der Stein von einer Wolke umgeben ist, aber es ist Licht. Das Licht verhält sich jedes Jahr unterschiedlich, manchmal bedeckt es nur den Stein, ein anderesmal leuchtet der ganze Grabraum, so dass die Menschen, die in der Kirche warten, das Grab von Licht erfüllt sehen. Das Licht brennt nicht; ich habe mir in den 16 Jahren, in denen ich nun Patriarch von Jerusalem bin und das heilige Licht empfange, noch nie den Bart verbrannt. Das Licht hat eine andere Konsistenz als das Feuer, das in den Öllampen brennt. An einem bestimmten Punkt steigt das Licht empor und bildet eine Säule, in der das Feuer sich anders verhält, so dass ich meine Kerzen anzünden kann. Nachdem ich das Feuer empfangen habe, gehe ich nach draußen und gebe das Feuer zuerst dem armenischen und dann dem koptischen Patriarchen und dann allen Menschen, die sich in der Kirche befinden."
Über die Bedeutung des Wunders für das geistliche Leben sagte Seine Heiligkeit: "Das Wunder bewegt mich jedes Jahr aufs neue tief. Jedes mal bedeutet es einen weiteren Schritt zu meiner Bekehrung. Für mich persönlich ist es ein großer Trost, Christus Treue zu uns zu erleben, die ER dadurch beweist, dass ER uns das Licht jedes Jahr trotz unserer Schwächen und unseres Versagens wieder sendet. Wir erleben viele Wunder in unsere Kirche, und Wunder sind nichts Fremdes für uns. Es passiert oft, dass Ikonen weinen, wenn der Himmel uns zeigen will das er uns nahe ist; wir haben auch Heilige, denen Gott viele geistige Gaben schenkt. Keines dieser Wunder hat jedoch so eine durchdringende und symbolische Bedeutung für uns, wie das Wunder des Heiligen Lichtes. Das Wunder ist beinahe wie ein Sakrament. Es vergegenwärtigt die Auferstehung Christi, als ob sie nur vor ein paar Jahren geschehen wäre."
Während der Patriarch in der Kapelle vor dem Grab kniet, ist es zwar stockdunkel in der Kirche, aber deswegen herrscht noch lange keine Stille. Man hört ein lautes Gemurmel und die Atmosphäre ist sehr angespannt. Wenn der Patriarch mit den zwei brennenden Kerzen aus dem Heiligen Grab hervortritt, die die Dunkelheit erhellen, hallt lauter Jubeln in der Kirche wieder.
Aber das Wunder beschränkt sich nicht nur auf das, was sich in der Kapelle, wo der Patriarch betet abspielt. Was wahrscheinlich viel bedeutsamer ist, sind Berichte darüber, dass das blaue Licht auch in der Kirche erscheint und dort aktiv ist. Jedes Jahr berichten immer wieder verschiedene Gläubige, dass dieses wundersame Licht Kerzen, die sie in der Hand hielten, ganz von selbst entzündete. Jeder in der Kirche wartet mit Kerzen in der Hand in der Hoffnung, dass sie sich spontan entzünden werden. Oft fangen gelöschte Lampaden vor den Augen der Pilger von selber wieder an zu brennen. Man sieht, wie sich das blaue Feuer an verschiedene Stellen in der Kirche bewegt.
Die Menschen, die das Wunder aus der Nähe erleben - entweder dadurch, dass sich eine Kerze in ihrer Nähe von selbst entzündet, oder dadurch, dass sie das blaue Feuer sehen, verlassen Jerusalem als veränderte Menschen. Für jeden, der an dieser Zeremonie teilnimmt, gibt es immer ein vor und nach dem Wunder des heiligen Feuers in Jerusalem.
Nur die Orthodoxe Kirche vollzieht diese heilige Feier, in der das Wunder geschieht. Es ereignet sich nur während der orthodoxen Osterfeier, ohne dass auch nur ein katholischer Würdenträger oder Priester in Jerusalem daran teilnimmt. Einige orthodoxe Christen werten dies als einen Beweis dafür, dass sich nur in der orthodoxe Kirche die legitime Kirche Christi verwirkliche und einzig sie in Besitz der sakramentalen Gnade sei. Durch solche Äußerungen aber verletzen sie viele katholische, anglikanische und evangelische Christen, die den HERRN JESUS CHRISTUS ebenfalls liebhaben und IHM nach den Regeln ihrer Glaubenstradition nachzufolgen suchen.
So wie bei anderen Wundern auch, gibt es Menschen, die der Auffassung sind, dass alles nur ein großer Betrug und nichts als ein Meisterstück orthodoxer Propaganda sei. Sie glauben, dass der Patriarch eine Feuerquelle mit sich in das Heilige Grab schmuggelt. So bleibt am Ende über das Wunder des heiligen Feuers - wie über alle Wunder – zu sagen, was der Erzbischof von Tiberias, Vladika Alexios, gesagt hat: „Wunder können nicht bewiesen werden. Glaube ist die Voraussetzung, damit ein Wunder Frucht im Leben einer Person bringt, und ohne diese Glauben gibt es keine Wunder im exakten Sinne. Das wahre Wunder in der christlichen Tradition hat nur einen Sinn: GOTT erweist Seiner Schöpfung Seine Gnade, und Gott will uns diese Gnade nicht ohne den Glauben seiner Geschöpfe erweisen. Deshalb kann es keine Wunder ohne den Glauben geben."
Die Morgen- und Abendgebete
in der Lichten Woche
Auf die Gebete unserer heiligen Väter, Herr Jesus Christus, unser Gott, erbarme Dich unser. Amen.
Dann dreimal das Ostertroparion im 5. Ton
Christus ist erstanden von den Toten, durch den Tod hat er den Tod zertreten, und denen in den Gräbern das Leben in Gnaden geschenkt.
Χριστός ανέστη εκ νεκρών, θανάτω θάνατον πατήσας, και τοις εν τοις μνήμασι, ζωὴν χαρισάμενος!
Христос воскресе из мертвых, смертию смерть поправ, и сущим во гробех живот даровав!
Auferstehungshymnus im 6. Ton
Die Auferstehung Christi haben wir geschaut, so lasst uns anbeten den heiligen Herrn Jesus, / Den allein sündelosen. / Vor Deinem Kreuze fallen wir nieder, o Christus, / und Deine heilige Auferstehung besingen und verherrlichen wir. / Denn Du bist unser Gott, / außer Dir kennen wir keinen anderen. / Deinen Namen rufen wir an. / Kommt, all ihr Gläubigen, / lasst uns anbeten die heilige Auferstehung Christi. / Denn siehe, durch das Kreuz ist Freude gekommen in die ganze Welt. / Allezeit lobsingen wir dem Herrn / und preisen Seine Auferstehung. Denn Er hat die Kreuzigung erlitten // und durch den Tod durch den Tod zertreten.
Hypakoi im 4. Ton
Die Frauen um Maria kamen dem Tagesanbruch zuvor, / und fanden den Stein vom Grabe weggewälzt, / da hörten sie von dem Engel: / „Ihn, der in ewigem Lichte ist,/ was sucht ihr Ihn wie einen Menschen bei den Toten? / Schaut die Grabtücher und lauft und verkündet der Welt, / dass erstanden ist der Herr, der getötet den Tod. // Denn Er ist der Sohn Gottes, der da errettet das Menschengeschlecht.
Kondakion, 8. Ton
Obgleich Du ins Grab hinabgestiegen bist, Unsterblicher, / hast Du doch der Unterwelt Kraft gebrochen / und bist auferstanden als Sieger, Christus, unser Gott, / der Du zu den Myronträgerinnen sprachest: „Freuet euch!“ / Und Deinen Aposteln Frieden geschenkt hast // Du gewährst auch den Gefallenen die Auferstehung.
Troparien im 4. Ton
Im Grabe warst Du leiblich, / aber in der Unterwelt mit der Seele als Gott, / im Paradiese mit dem Räuber /und auf dem Throne mit dem Vater und dem Geiste, // warst Du, o Christus, Unumschreibbarer, alles Erfüllender.
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste:
Lebenbringend und herrlicher als das Paradies, / strahlender als jedes königliche Prunkgemach, / hat sich, o Christus, Dein Grab erwiesen, // o Christus, die Quelle unserer Auferstehung.
Jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Freue Dich, o geheiligter, gotterfüllter Tempel des Höchsten,/ denn durch Dich, o Gottesgebärerin, / ward die Freude denen gegeben, die da rufen: // Gesegnete unter den Frauen, Allunbefleckte.
Dann vierzigmal - Herr, erbarme Dich!
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Die Du ehrwürdiger bist als die Cherubim / und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, / die Du unversehrt Gott, das Wort, geboren hast, / wahrhaftig Gottesgebärerin, // Dich preisen wir hoch!
Dann dreimal das Ostertroparion im 5. Ton
Christus ist erstanden von den Toten, durch den Tod hat er den Tod zertreten, und denen in den Gräbern das Leben in Gnaden geschenkt.
Χριστός ανέστη εκ νεκρών, θανάτω θάνατον πατήσας, και τοις εν τοις μνήμασι, ζωὴν χαρισάμενος!
Христос воскресе из мертвых, смертию смерть поправ, и сущим во гробех живот даровав!
Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Dann dreimal - Herr, erbarme Dich!
Auf die Gebete unserer heiligen Väter, Herr Jesus Christus, unser Gott, erbarme Dich unser. Amen.
Dann dreimal das Ostertroparion im 5. Ton
Christus ist erstanden von den Toten, durch den Tod hat er den Tod zertreten, und denen in den Gräbern das Leben in Gnaden geschenkt.
Χριστός ανέστη εκ νεκρών, θανάτω θάνατον πατήσας, και τοις εν τοις μνήμασι, ζωὴν χαρισάμενος!
Христос воскресе из мертвых, смертию смерть поправ, и сущим во гробех живот даровав!
Und Er hat uns das ewige Leben geschenkt, // wir huldigen seiner Auferstehung am dritten Tage!
Als Jesus am frühen Morgen des ersten Wochentages auferstanden war, erschien Er zuerst Maria aus Magdala, aus der Er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Sie ging und berichtete es denen, die mit Ihm zusammen gewesen waren und die nun klagten und weinten. Als sie hörten, Er lebe und sei von ihr gesehen worden, glaubten sie es nicht. Darauf erschien Er in einer anderen Gestalt zweien von ihnen, als sie unterwegs waren und aufs Land gehen wollten. Auch sie gingen und berichteten es den anderen und auch ihnen glaubte man nicht. Später erschien Jesus auch den Elf, als sie bei Tisch waren; Er tadelte ihren Unglauben und ihre Verstocktheit, weil sie denen nicht glaubten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten.
Matthäus 16: 9-14
Die Auferstehung des Herrn geschaut,
lasst uns anbeten den heiligen Herrn Jesus,
den allein Sündelosen.
Vor Deinem Kreuz fallen wir nieder, o Christus,
und Seine heilige Auferstehung
besingen und preisen wir;
denn Du bist unser Gott,
außer Dir kennen wir keinen anderen,
Deinen Namen rufen wir an.
Kommet, alle Gläubigen,
lasst uns preisen die heilige Auferstehung Christi;
denn siehe, durch das Kreuz ist Freude in die ganze Welt gekommen.
Allezeit lobpreisen wir den Herrn,
und besingen Seine Auferstehung;
denn durch Sein Leiden am Kreuz
hat Er den Tod durch den Tod vernichtet.
Auferstehungtag!
Lasset uns Licht werden, all ihr Völker.
Pas’cha des Herrn, Pas’cha!
Denn vom Tod zum Leben,
von der Erde zum Himmel,
hat uns Christus, unser Gott, geführt,
die wir das Siegeslied nun singen:
Christus ist erstanden von den Toten!
Christus ist erstanden von den Toten,
hat zertreten im Tode den Tod
und denen in den Gräbern das Leben geschenkt!
Χριστός ανέστη εκ νεκρών,
θανάτω θάνατον πατήσας,
και τοις εν τοις μνήμασι, ζωὴν χαρισάμενος!
Христос воскресе из мертвых,
смертию смерть поправ,
и сущим во гробех живот даровав!
Deine Auferstehung, Christus Erlöser,
besingen die Engel in den Himmeln:
würdige auch uns auf Erden,
reinen Herzens Dich zu rühmen!
Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Χριστός Ανέστη! Αληθώς Ανέστη!
Hristos a înviat! Adevărat a înviat!
Христос Воскресе! Воистину Воскресе!
Христос Воскрес! Воістину Воскрес!
Христос възкръсна! Воистину възкръсна!
Христос Воскресе! Ваистину Воскресе!
Le Christ est ressuscité! Vraiment Il est ressuscité!
Kristus er opstanden! Sandelig Han er Opstanden!
Chrystus zmartwychwstał! Prawdziwie zmartwychwstał!
Kristus zmrtvýchvstal! Opravdu zmrtvýchvstal!
Kristus zmŕtvychvstal! Skutočne zmŕtvychvstal!
Christ is risen! He is risen, Indeed!
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Warum sind die orthodoxen Ostereier
rot?
Thomas Zmija
Am Großen und Heiligen Donnerstag, der in Deutschland Gründonnerstag genannt wird, werden in den orthodoxen Familien die Ostereier gefärbt.
Dazu werden traditionell Zwiebelschalen verwendet, die den Eiern eine eher hell- bis dunkelbraune Farbe verleihen. Auch die Verwendung von Rotholz ist üblich. Denn gemäß der orthodoxen Tradition sind die Ostereier immer rot gefärbt. Diese rote Farbe symbolisiert das Blut Christi, das er am Kreuz für uns vergossen hat, sowie das Licht der Auferstehung am Ostermorgen, das hell aus Christi Grab in die Herzen der Christgläubigen leuchtet. In Russland werden die Eier deshalb oft noch mit den russischen Buchstaben XB für "Christos Bosskresse" = "Christus ist auferstanden" verziert.
Die traditionell roten orthodoxen Ostereier werden nach dem Auferstehungsgottesdienst beim Ostertisch als erste gegessen. Traditionsgemäß sucht sich jeder Teilnehmer des Ostertisches ein eigenes Ei aus. Mit diesem Osterei stößt er dann mit dem spitzen Ende einmal an das Ei seines Tischnachbarn. Dabei tauschen sie den Ostergruß: „Christus ist auferstanden!“ worauf der andere antwortet: „Er ist wahrhaft auferstanden!“
Mit der Tradition der rotgefärbten orthodoxen Ostereier ist folgende Geschichte aus dem Leben der heiligen apostelgleichen Maria Magdalena verbunden. Als Gehilfin der heiligen Apostel Petrus und Paulus lebte die Heilige einige Jahre lang in Rom. Dort trat sie vor den Kaiser Tiberius, um vor ihm die Auferstehung Christi zu bezeugen. Der Kaiser hielt das jedoch für christlichen Aberglauben und Unfug und meinte, Christus sei genauso wenig auferstanden wie die frisch gelegten Eier vor ihm eine rote Schale hätten. In diesem Moment färbten sich die weissen Eier vor seinen Augen rot, um durch dieses Wunder die Auferstehung Christi zu bezeugen.
Jedoch reicht die Tradition der rotgefärbten Eier bereits in die Traditionen der altestamentarischen Zeit zurück. Schon im antiken Judentums stellte man in der Mitte der jüdischen Festtafel am Passahabend ein gekochtes Ei umgeben von den bitteren Kräutern anstelle des gebratenen Lamms auf. Dieses Ei war bereits damals traditionsgemäß rot gefärbt, da es einerseits die ursprünglich zum Passahmahl gehörenden Opferlämmer symbolisierte, die aber seit der Zeit des babylonischen Exil nicht mehr zu den Festspeisen der jüdischen Sedertafel am Passahabend gehörten, anderseits stand die rote Farbe für das Blut der Opferlämmer, das damals auf die Türbalken der hebräischen Häuser in Ägypten gestrichen worden war.
Bereits durch die ersten christlichen Gemeinden wurde die Symbolbedeutung der österlichen Eier aufgenommen und weiterentwickelt: Nun symbolisierte das Ei Christi, das wahre Opferlamm und die unversehrte Hülle des Eis die Auferstehung des Herrn. Aus diesem Grunde finden wir rotgefärbte Eier bereits seit der christlichen Antike als Grabbeigaben in den römischen Katakomben. Noch heute ist es in Russland, Weissrussland und der Ukraine üblich rotgefärbte Ostereier auf Gräber zu legen und damit den Verstorbenen die frohe Botschaft der Auferstehung Christi zu verkünden.
Seit dem ersten Jahrhundert ist für Christen in Armenien und seit dritten Jahrhundert für die Christen in Ägypten der Brauch bezeugt, sich zum Osterfest gegenseitig rotgefärbte Eier zu schenken. Diese rotgefärbten Oster- oder Pas´cha-Eier wurden dann zur Zeit des heiligen Basilios des Großen und des heiligen Johannes Chrysostomos mit christlichen Symbolen wie Kreuzen, Weizenähren oder Fischen verziert.
Orthodoxe Christen verstecken - entgegen dem deutschen katholischen und evangelischen Brauchtum - ihre Ostereier nicht. Vielmehr werden sie als Ostergeschenk an jeden Bekannten und Verwandten überreicht, wobei man sich mit dem Bekenntnis: „Christus ist auferstanden!“ „Er ist wahrhaft auferstanden!“ grüßt.
DIE FEIER DER LEBENSSPENDENDEN QUELLE DER ALLHEILIGEN GOTTESGEBÄRERIN
am Freitag der lichten Woche
Während der ganzen Lichten Woche wird in allen Gottesdiensten der Kirche nur die Freude von der Auferstehung des Heilands verkündet. Anlässlich aller Gottesdienste, sogar der Begräbnisse, wenn sie in dieser Woche statt- finden, verharren wir in der Auferstehungsfreude. Trotzdem hat die Kirche am Freitag der Lichten Woche noch eine freudebereitende Botschaft für uns. Sie stellt uns nämlich die Gottesmutter dar, welche der Anfang unserer Erlösung ist. Der Platz dieses Festes ist ein Beweis für die Ehre, welche die Kirche der Gottesmutter bringt. Diese Feier ist ein Zeugnis für uns, dass die Kirche dort, wo sie den auferstandenen Christus verkündet, auch die verkündet, aus welcher er Fleisch annahm, diejenige, die der Anfang seines Erlösungswerkes war.
Die Mutter Gottes wird in dieser Feier als Quelle der seelischen und leiblichen Heilung vorgestellt, als zu uns dauernd fließende Gabenquelle, als Wunderquelle, über deren Genuss wir uns freuen. Dieser Vergleich hat seinen Ursprung an einer wirklichen Quelle, durch welche die Gottesmutter viele Heilungen bewirkt hatte und wo der Kaiser Leon der Große eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter erbauen ließ. Die Kirche ist nachher von Justinian, Basilius dem Mazedonier und seinem Sohn, Leon dem Philoso- phen, erneuert worden. Die Feier ist als Gedenktag der Erneuerung dieser Kirche ent- standen und wird bis heute gefeiert. Im Verlauf der Zeit aber wandelte sich die Feier der Kirchenerneuerung immer mehr in ein Fest der Gottesmutter um, welche die Quelle aller durch Wasser geschehenen Heilungen ist.
Was versteht man unter der „lebensspendenden Quelle der Gottesmutter“?
Angefangen am Ostersonntag, hört man in der Kirche eine Woche lang nur ih- ren Aufruf, uns zu freuen über die aus dem Grabe Christi, dem Quell der Unsterblichkeit, zu uns strömenden Gaben:
» Wohlan neuen Trank lasst uns trinken, doch nicht wundertätigen Trank aus unfruchtbarem Felsen, nein, den aus dem Grabe Christi strömenden Quell der Unsterblichkeit, durch welchen wir Kraft erlangen. «
So, wie wir Christus Quell des Lebens, des lebendigen Wassers, der Unvergänglichkeit und der Unsterblichkeit nennen, so nennen wir auch die Gottesmutter:
»Quelle, aus welcher alle Güte entströmt und uns allen Erbarmen zufließt«, »Himmlisches Manna und göttliche Quelle des Paradieses«, »Quelle voller Wunder, die bereit zu fließen sind«
Am Freitag der Lichten Woche ruft uns die Kirche, um auch aus dieser Quelle, aus diesem Gnadenwasser zu trinken, um aus dem Überfluss von Huld und Barmherzigkeit zu kosten, welcher aus der immer sprudelnden Quelle der Gottesmutter zu uns kommt:
»Ihr Kranken schöpfet das Heilswasser, weil die Allreine aus der Göttlichen Quelle den wahren Genuss ausgießt und den Strom der Wonne herausfließen lässt, deshalb trinken wir gläubig aus dem im Überfluss fließenden Brunnen. «
Wenn wir die beiden Quellen und das von ihr herausfließende Wasser näher betrachten, bemerken wir, dass es sich um dasselbe erlösende und heilende Wasser handelt, welches aus einem einzigen Quell, Gott, hervorfließt, was die Festgottesdienste klar hervorheben:
»Freue dich Maria, Du edelste des Menschengeschlechtes, o Allreine. Freue Dich, weil der Schöpfer des Alls wie ein Tropfen auf Dich herabkam und Dich als die unsterbliche Quelle zeigte, Du göttliche Braut.«
»Als hell leuchtende und geheiligte Lade des Gebieters des Alls kenne ich Dich, o Jungfrau, und Quelle der Unvergänglichkeit, welche das Wasser, CHRISTUS, hervorquellenlässt, aus welchem wir trinken. «
Der Ursprung des Wassers der Unsterblichkeit ist Gott. Er ist auf die Got- tesmutter wie ein Tropfen herabgekommen und hat sie zu einer Quelle gemacht, die unseren Durst stillt. Das Menschsein der Gottesmutter wurde von der Gottheit des Wortes geheiligt, durch dessen Wohnungnehmen in ihr, und darum ist sie voll von Gnade, deshalb lässt sie auch uns das Wasser der erhaltenen Gnade, das Was- ser der Erlösung, hervorquellen.
Die Gaben oder die Wirkung der Quelle
Die erste und größte der Menschheit geschenkte Gabe der Mutter Gottes war ihr Sohn. Durch ihre Reinheit und Verfügbarkeit ermöglichte die Gottesmut- ter die Menschwerdung Christi als völlige Initiative Gottes. Dank ihrer Reinheit und Verfügbarkeit und ihrem erhaltenen und nachher der Welt weitergegebenem Geschenk wurde die Mutter Gottes zu einer reichlichen Gabenquelle für die ganze Menschheit. In den Gottesdiensttexten dieses Festes wird sie mit einem fruchtbaren Feld verglichen, das dank des göttlichen Regens reichliche Früchte trägt:
»Wunderbare uns erstaunliche Werke vollbrachte der Gebieter des Alls in Dir, o Allreine. Von oben tropfte ER wahrhaft wie Regen in Deinen Schoss, göttliche Braut, und machte Dich zu einer Quelle, aus welcher alles Gute hervorfließt und die allen, die Stärkung des Leibes und Gesundheit der Seele brauchen, durch das Wasser der Gnade in Form von unzähligen Wundern Deine Gnade ausgießt. «
Christus bediente sich seiner Mutter wie eines ehrwürdigen Gefäßes, um über uns seine Wohltaten auszugießen. Sie ist die Hoffnung der Sterblichen auf Gott, das fe- ste Fundament des Glaubens, der Turm der Jungfräulichkeit und die Pforte des Heils. Durch sie wurde das Paradies geöffnet, sie beseitigte den Makel der Sünde, durch sie siegen die Christen und verfallen die Feinde. Die Gottesmutter heilt unsere Seelen. Von ihr aus, wie von einer dauernd fließenden Quelle, werden die Wohltaten ausgegossen, welche wie das frische Brunnenwasser die Gläubigen laben.
Christus bedient sich Seiner Mutter gleich wie eines ehrwürdigen Gefäßes, um über uns Seine Heilstaten auszugießen. Deshalb ist sie die »Hoffnung der Sterblichen auf GOTT«, das »feste Fundament des Glaubens«, der »Turm der Jungfräulichkeit« und die »Pforte des Heils.« Durch sie wurde das »Paradies geöffnet«, sie »beseitigt den Makel der Sünde«, durch sie »siegen die Christen« und »verfallen die Feinde«. Die Fürbitte der allheiligen Gottesgebärerin heilt unsere Seelen. Sie ist für uns eine dauernd fließenden Quelle der Erbarmungen, aus welcher Gott Seine
Wohltaten für uns ausgießt.
Die Orthodoxe Kirche glaubt an die Vermittlung der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria und verehrt sie als die Hochgeehrte und Allheilige. Diese Verehrung der Gottesmutter ist auf ihr Mitwirken an der Menschwerdung Christi, sowie auch auf ihre Vermittlung, ihren Beistand und ihre Hilfe als eine von ihrem Sohn nicht trennbare Mutter der Gläubigen begründet. Am jedem Freitag in der Lichten Woche, wenn wir der lebensspendenden Quelle der allheiligen Gottesgebärerin gedenken, sind wir in besonders inniger Weise hineingenommen in den Lobpreis derer, »vor der die ganze Schöpfung sich freut und staunt«.
Gottesgebärerin der Lebenspendenden Quelle
Gedenktag der Kirchweihe griechisch am Freitag der lichten Woche
und slawisch am 04. April
Außerhalb von Konstantinopel, gegen das Viertel der Sieben Türme zu, war in byzantinischer Zeit eine sehr große und sehr schöne Kirche, die der allheiligen Gottesgebärerin geweiht war. Diese Kirche war um die Mitte des fünften Jahrhunderts vom Kaiser Leo dem Großen erbaut worden.
Diese Kirche ist an der Stelle eines Quellheiligtums errichtet worden. Über die Auffindung dieser wundertätigen Quelle berichten uns die byzantinischen Aufzeichnungen, dass der spätere Kaiser Leo, bevor er Kaiser geworden war, dort einen Blinden getroffen hatte. Der Blinde bat, von Durst geplagt, den späteren Kaiser ihm bei der Suchen nach Wasser zu helfen. Leo hatte Mitleid mit dem Blinden und begab sich auf die Suche nach Wasser, konnte aber im näheren Umkreis keine Quelle oder Brunnen finden. Als er sich resigniert umschaute, hörte er plötzlich eine Stimme, die sagte, dass er in der Nähe Wasser finden könne. Er schaute umher, aber fand keines. Darauf hörte er wieder die Stimme, die ihn diesmal als Kaiser ansprach. Die Stimme sagte ihm, dass er trübes Wasser an einem dichtbewaldeten Ort in der Nähe finden werde. Er solle von dem Wasser nehmen und die Augen des Blinden damit befeuchten. Als er das getan hatte, erhielt der Blinde sein Augenlicht zurück.
Als Leo dann Kaiser geworden war, wie es ihm die allheilige Gottesgebärerin vorhergesagt hatte, erbaute er über der Quelle eine Kirche. Denn an der Quelle hatten sich auf die Fürsprache der allheiligen Gottesgebärerin inzwischen viele Heilswunder ereignet. Daher wurde die Kirche der Gottesmutter von der sie „Lebenspendende Quelle“ geweiht.
Die orthodoxe Kirche feiert bis heute die Weihe dieser Kirche (griechisch: Ζωοδόχος Πηγή und slawisch Живоно́сный исто́чник oder auch Живоприе́мный Исто́чник). In vielen orthodoxen Kirchen finden sich Ikonen der allheiligen Gottesmutter von der lebensspenden Quelle. Viele, vor allem griechische Gläubige bringen das Heilige Wasser (ἁγίασµα) von einer Pilgerreise nach Konstantinopel mit nach Hause. Wobei deutlich zu sagen ist, dass nicht das Wasser an sich, sondern das Gebet zur allheiligen Gottesgebärerin um Hilfe und Fürsprache um Heilung das Wunder vollbringt. Es dreht sich beim Gebrauch des Agiasma wie bei der Nutzung aller von der Kirche gesegneten Dinge (heiliges Wasser, heiliges Öl, Antidoron etc.) um einen gläubig orthodoxen und nicht um einen magischen Gebrauch.
Nachdem die Osmanen die Stadt Konstantinopel im Jahre 1453 erobern konnten, wurde die Kirche zerstört und ihre Steine wurden als Baumaterial für die Sultan-Bayezid-Moschee genutzt. So blieb für Jahrhunderte nichts übrig von der alten Pracht der Kirche. Nur in einer kleinen und unscheinbaren Kapelle verehrten die orthodoxen Gläubigen die allheilige Gottesgebärerin weiterhin als die Schützerin und den nie versagenden Beistand in Krankheiten und Gebrechen. Die Kapelle hatte 21 Stufen, die hinunter bis zur Quelle führten. Beleuchtet wurde der Raum durch ein kleines Fenster in der Giebelwand. Auf der Westseite dieser unterirdischen Kapelle befand sich die erwähnte heilige Quelle, die durch ein Gitter geschützt wurde. In der Quelle selbst lebten Fische.
So sah das Quellheiligtum bis in das Jahr 1821 aus. Dann wurde sogar dieses bescheidene und unscheinbare Heiligtum als Reaktion auf den Unabhängigkeitskampf des griechischen Volkes gegen das osmanische Reich zerstört. Die heilige Quelle wurde bei der Verwüstung der Kapelle verschüttet und verschwand im Erdreich.
Als aber während der Regierungszeit von Sultan Mahmud die christlichen Untertanen des osmanischen Reiches sich einer größeren religiösen Freiheit erfreuten, wurde von der orthodoxen Gemeinde in Konstantinopel bei der Hohen Pforte um die Erlaubnis nachgesucht, wenigstens einen Teil der Kapelle wieder aufbauen zu dürfen. Nach der Genehmigung durch den Sultan wurde am 26. Juli 1833 mit den Renovierungsarbeiten begonnen. Als die Quelle erneut freigelegt wurde, wurden auch die Fundamente der alten Kirche aus byzantinischer Zeit wiedergefunden. Nach einer erweiterten Erlaubnis durch den Sultan konnte nicht nur die Kapelle der heiligen Quelle wieder aufgebaut, sondern eine neue Kirche auf den Fundamenten der Alten errichtet werden. Der Bau der geräumigen und schönen Kirche wurde am 14. September 1833 begonnen und konnte mit Gottes Hilfe am 30. Dezember 1834 abgeschlossen werden.
Am 2. Februar 1835 feierte S.H. der Ökumenische Patriarch Konstantin II. die Göttliche Liturgie in der neuen Kirche. Zum Festgottesdienst hatten sich um den Patriarchen zwölf Bischöfe, einer großen Zahl von Priestern und einer großen Menge orthodoxer Christen versammelt. Seine Heiligkeit weihte die neue Kirche erneut der Gottesmutter von der lebenspendenden Quelle. Als es infolge des Zypernkonfliktes am 06. September 1955 zu schweren Pogromen an den in Istanbul verbliebenen Christen kam, wurde die Kirche erneut entweiht und zerstört. Sie konnte in den folgenden Jahren zwar renoviert, aber niemals wieder in ihrer alten Pracht wiederhergestellt werden. Bis heute aber ist sie ein Ort des Gebetes für die wenigen verbliebenen Christen in Istanbul und für orthodoxe Pilger aus aller Welt geblieben.
Zusammengestellt von Thomas Zmija v. Gojan
unter Verwendung eines Beitrags
im Andrasboten aus dem April 2007.
Zum Sonntag des Anti-Pas ´cha
(Thomassonntag)
Thomas Zmija v. Gojan
Der Heilige Thomas war vor seiner Berufung durch Christus zum Apostel Fischer an See Genezareth. Sein Name „Thomas“ leitet sich ab vom aramäischen Wort „Ta'am“(תומא יהודה), was „Zwilling“ bedeutet. Im Neuen Testament wird neben der gräzisierten Form seines aramäischen Namens Θωμάς ( = „Tomas“) deshalb auch der Beiname „Didymos“ (Δίδυμος) verwendet, was ebenfalls „Zwilling“ bedeutet. In der syrischen Tradition wird der Heilige Apostel Thomas „Judas Thomas“ genannt, was ebenfalls darauf hindeutet, dass sein eigentlicher Name Judas (hebräisch יְהוּדָה = Jehuda) war und Thomas nur sein Beiname gewesen ist.
Das Johannesevangelium hebt die besondere Hingabe hervor, die der Heilige Apostel Thomas für Christus empfand, denn als Jesus nach Judäa zurückkehren wollte, wo Juden ihn hatten steinigen wollen, schloss sich Ihm Thomas mit den Worten an: „Lasst uns mit Ihm gehen, um mit Ihm zu sterben.“ (vgl.: Johannes 11: 5 - 16).
Der Apostel Thomas wird in den Apostellisten aller vier Evangelien und in der Apostelgeschichte erwähnt. Im Johannesevangelium kommt er drei Mal mit dem Beinamen „Didymus“, der griechischen Übersetzung für den aramäischen Namen „Ta'am“ vor. Insgesamt wird der Apostel im Johannesevangelium siebenmal erwähnt, so auch im Bericht über die Einsetzung des heiligen Mysterions der Eucharistie (Johannes 14: 1 - 7), was auf die wichtige Position des Heiligen Thomas im Kreis der 12 Apostel und 70 Jünger des Herrn hinweist.
In besonderer Weise ragt die Person des Apostels Thomas durch sein Bekenntnis zur wahrhaftig leibhaften Auferstehung Christi heraus. Denn da Thomas bei der ersten Erscheinung des Auferstandenen vor Seinen Aposteln nicht anwesend gewesen war, glaubte er ihren Berichten zunächst nicht. Vielmehr verlangte er danach, handgreiflich die Tatsache Auferstehung überprüfen zu können. Als dann Christus in seiner Anwesenheit erneut im Kreis der Apostel erschien und ihn dabei aufforderte, seine Wundmale zu berühren, konnte er das Unfassbare schließlich glauben und bekannte: „Mein Herr und mein Gott!“ Damit erkannte er zugleich auch als der erste der Heiligen Apostel die göttliche Natur Christi. (vgl.: Johannes 20: 24 - 29). Denn dass der „Sohn lebendigen Gottes“ (Bekenntnis des Apostels Petrus in Matthäus 16:16), siegreich aus dem Grabe erstand, steht allein in Seinem Vermögen als wahrer Gott. Konnte aber das Bekenntnis des Petrus: „Sohn des lebendigen Gottes“ noch immer innerhalb der theologischen und philosophischen Kategorien der jüdischen und hellenistisch-antiken Messias-Vorstellungen verstanden werden, beginnt mit dem Bekenntnis des Apostels Thomas das genuin christliche Glaubensbekenntnis, dass dieser Jesus aus Nazareth in Galiläa, der Christus, der Sohn Gottes, in zwei vollkommenen ungetrennten und unvermischten Naturen wahrer Mensch und wahrer Gott ist. Dies zu bekennen ist nur durch die Gabe des Heiligen Geistes möglich, des Geistes der Wahrheit, den Christus für Seine Jünger und Apostel von Gott dem Vater erbeten hat (vgl.: Johannes 14: 16f. 26; 15,26; 16:7-15). Diesen wird der Vater dann am Pfingstfest auf die heiligen Apostel und Jünger herabzusenden und sie dadurch zu Zeugen Christi, des Eingeborenen Sohnes des Vaters machen - zuerst in Jerusalem, dann in ganz Jüdäa und Samarien und schließlich bis an die Enden der Erde.
Nach der Himmelfahrt Christi und der Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten zogen die Heiligen Apostel und Jünger des Herrn gemäß Seinem Auftrag in alle Länder der Erde, um dort das Heilige Evangelium zu verkünden, die Menschen zu taufen und überall Kirchen zu gründen. Dabei gelangte der Heilige Apostel Thomas zuerst zu den Aramäern. So missionierte er zuerst im Königreich Edessa, dem heutigen Sanliurfa in der Türkei, wo durch die Mandylions, einer Christus-Ikone die sich auf wunderbare Weise auf einem Stoffstück abgebildet hatte und durch das der dortige König Abgar vom Aussatz geheilt worden war, bereits eine christliche Gemeinde gebildet hatte. Von dort aus kam der Apostel Thomas am Fluss Euphrat entlang nach Mesopotamien im heutigen Iraq. Nach dem Zeugnis des heiligen Johannes Chrysostomus hat er dort auch die heiligen drei Weisen (Magier) aus dem Morgenland getauft, die dem Stern gefolgt waren und dann den neugeborenen Herrn Jesus Christus in Bethlehem verehrt hatten.
Als dann die Allheilige Gottesgebärerin entschlafen war, wurde auch der Apostel Thomas, wie die übrigen Apostel, von den Heiligen Engeln durch die Lüfte nach Jerusalem gebracht. Doch dort war die Allheilige bereits in Gethsemane bestattete worden. Jedoch als ihr allheiliger Leib in die Himmel entrückt wurde, erschien sie dem heiligen Apostel Thomas und übergab ihm ihren Heiligen Gürtel. Diese Reliquien wird bis heute auf dem Heiligen Berg Athos im Vatopedi-Kloster aufbewahrt.
Später wanderte der heilige Apostel Thomas von den Aramäern in Mesopotamien weiter zu den Parthern in Persien. Von dort gelangte er über Baktrien weiter bis nach Indien, wo er das Heilige Evangelium zunächst an der Malabar-Küste verkündete. Aus seiner Missionsarbeit entstand dort die indische Gemeinde der sogenannten "Thomas-Christen", deren Kirche bis zum heutigen Tage fortbesteht. Auf Einladung des Rajas (König) Gundizar kam er von dort aus in das Königreich von Manarpha (Madras). Auch hier verkündete der Apostel das Heilige Evangelium, taufte die Menschen und gründete eine Kirche. Jedoch löste dies den Widerstand der Hindu-Priester aus, die am Ende auch den König Gundizar gegen den Heiligen Apostel mit einer Intrige aufhetzen konnten. So wurde der Heilige Thomas dann auf befehl des Raja von dessen Palastwache mit Speeren ermordet. Nachdem der heilige Apostel Thomas so dass Martyrium erlitten hatte, bereute der König Gundizar schon bald seine Tat und ließ die Reliquien des heiligen Apostels Thomas in einer großen Kirche in Madras beisetzen. Ein Teil seiner Reliquien gelangte von dort aus später nach Edessa, wo der Heilige sehr verehrt wurde. Von dort gelangte der Schädel des Apostels in der Kreuzfahrerzeit nach Georgien, wo er heute in der Sioni-Kathedrale von Tiflis aufbewahrt wird. Der andere Teil der Thomas-Reliquien in Edessa kam durch die fränkisch-lateinischen Kreuzfahrer im Jahre 1258 von Edessa nach Ortona in Italien, wo sie bis heute in einem Schrein in der Unterkirche des Domes aufbewahrt werden. Das ursprüngliche Grab in Madras enthält heute nur noch wenige Reliquien des Apostel (hauptsächlich einen Unterschenkelknochen), wird aber von den orthodoxen, alt-orientalischen und katholischen Christen in Indien bis zum heutigen Tage hoch verehrt.
Dies feiert die orthodoxe Kirche am ersten Sonntag nach Ostern, dem „Sonntag Anti-Pascha“. Denn mit dem Anti-Pas´cha-Sonntag endet nicht nur die Lichte Woche, die freudige Vigilfeier des Osterfestes, in der wir mit den Hymnen und Gesängen der Ostergottesdienste die Auferstehung, den Sieg des menschgewordenen Sohnes Gottes über Sünde und Tod feiern, sondern wir blicken bereits über die kommenden 50 Tage hinweg voraus auf das Offenbarwerden der gesamten geistlichen Fülle des Auferstehungsmysterions im Kommen des Heiligen Geistes (Johannes 14:16).
Pfingsten, griechisch: πεντηκοστὴ ἡμέρα = fünfzigster Tag bedeutet nach den Regeln der alten kirchlichen Symbolik unüberbietbare Fülle (7 x 7 + 1). Pfingsten ist die geistliche Vollendung des Osterfestes in den Herzen der Gläubigen. Deshalb kommt mit dem Tag von Pfingsten das gesamte Auferstehungsmysterion von Ostern zu seiner Erfüllung. Pas´cha ist »das Fest der Feste«, wie wir im Osterkanon singen, Pfingsten hingegen, wie uns der heilige Johannes Chrysostomus sagt, ist „die Metropole, die Hauptstadt der Feste, das größte Fest, das einzige Fest, das allen anderen ihren Festcharakter verleiht“. In der Pfingstpredigt des heiligen Johannes Chrysostomus: „Heute endlich sind wir zur Höhe der Güter gekommen, gelangt zur Urheimat der Feste“.
Nach Pfingsten, dem letzten und großen Tag, kehrt die Heilige Kirche in Rhythmus des Kirchenjahres zurück, wissend, dass fortan alle Zeit vom Wirken des Heiligen Geistes geprägt sein wird bis zur Wiederkunft des Herrn am jüngsten Tag.
Deshalb rechnet die orthodoxe Kirche Ostkirche alle kommenden Sonntage bis zur nächsten Osterzeit als „Sonntage nach Pfingsten“. Der russische Exiltheologe Vater Sergej Bulgakov schreibt dazu: „Die Kirche ist das Werk der Inkarnation Christi, sie ist diese Inkarnation: Gott vereinigt sich mit der menschlichen Natur und die menschliche Natur vereinigt sich gnadenhaft mit dem göttlichen Leben. Dies ist die Vergöttlichung (θέωσις = „Theosis“) der menschlichen Natur, Konsequenz der Vereinigung der beiden Naturen in Christus. Aber das Werk der Durchdringung der Menschheit durch den Geist der Kirche hat sich nicht vermöge der Inkarnation allein oder durch die Auferstehung allein vollendet: „Es ist gut für euch, wenn ich jetzt hingehe (zum Vater)“ (Johannes 16: 7). Dieses Werk verlangte die Sendung des Heiligen Geistes, Pfingsten, welche die Verwirklichung der Kirche geworden ist.“
Am Pfingstfest vollendet sich im Kommen des Heiligen Geistes das Wirken Christi. Der Heilige Geist fügt dem Heilswerk Christi durch Sein nichts Neues hinzu, aber Er bewirkt durch die Charismen Seines ungeschaffenen Gnadenwirkens in der Heiligen (orthodoxen) Kirche die vollkommene Fülle der Erkenntnis. Und durch Sein Wirken im Vollzug der Heiligen Mysterien (Sakramente) führt Er die Gläubigen zur Theosis, zur ihrer gnadenhaften innigsten Vereinigung mit dem auferstandenen Herrn.
Die orthodoxe Kirche betrachtet deshalb den Unglauben des Heiligen Apostels Thomas, als einen Typos für den geistlichen Prozess des Zum-Glauben-Gelangen eines jeden Gläubigen, als ein Bild für uns alle, für die uns durch den Empfang der Heiligen Mysterien der Taufe und Myronsalbung gegebene außergewöhnliche Chance, den Auferstandenen zu berühren, zum Glauben zu gelangen und ihn zu bekennen. Dies geschieht, wenn wir zum Kelch des Heiles, der Heiligen Kommunion herantreten, um den Wahren Leib und das Kostbare Blut des Auferstandenen Christus Selbst zu empfangen.
So heißt es in den Hymnen der Gottesdienste am ersten Sonntag nach Ostern (Anti- Pas ´cha):
O des überraschenden Wunders. An des Wortes Brust lag Johannes. Doch Thomas ward gewürdigt, zu berühren Seine Seite. Jener schöpft schauereregend aus ihr der Gottesgelehrsamkeit Tiefe. Und in die Mysterien der Heilsordnung uns einzuführen, ist dieser gewürdigt. Denn er stellt uns deutlich vor Augen die Beweise für Seine Erweckung, rufend: Mein Herr und mein Gott, Ehre sei Dir!
Nicht war es umsonst, daß Thomas zweifelnd nicht zustimmte Deiner Erweckung. Nein, über allen Zweifel eilte er, Christus, sie zu erweisen allen Völkern. So führte er durch Unglauben alle zum Glauben, lehrte sie sprechen: Du bist der Herr. Unser und der Väter erhabener Gott, gepriesen bist Du!
Die Segnung des Artos
Thomas Zmija v. Gojan
Zu den alten heiligen kirchlichen Riten, Gebräuchen und Gepflogenheiten des heiligen Osterfest in der orthodoxen Kirche gehört die Segnung des Artos. Unter dem "Artos" versteht man eine grosse Prosphora mit Darstellung des aus dem Grabe Auferstandenen Christus oder des von der Dornenkrone gekrönten Kreuzes als Symbol des Sieges Christi über den Tod. Das griechische Wort "Artos" bedeutet übersetzt "Brot".
Der historische Ursprung des Artos ist folgender: Die heiligen Apostel, die mit dem auferstandenen Herrn zusammen (vgl. Apostelgeschichte 10:41) zu essen und zu trinken pflegten, hielten sich nach der glorrreichen Himmelfahrt des Herrn an Seine Verheißung: "Ich werde bei euch sein alle Tage" (Matthäus 28:20). Erfüllt vom lebendigen Glauben war ihnen die unsichtbare Gegenwart des Herrn beider Feier der Göttlichen Liturgie ("...im Brotbrechen und im Gebet..." (vgl. Apostelgeschichte 2:42)), aber auch bei allen ihren Zusammenkünften, immer gegenwärtig auch wenn sie Ihn mit physischen Augen nicht sehen konnten. Dieser starke Glaube der heiligen Jünger und Apostel an ihren Herrn und der innige Wunsch die beständige Erinnerung an Seine Anwesenheit zu bewahren, fanden ihren sichtbaren Ausdruck darin, daß sie, wenn sie um den Tisch versammelt waren, jenen Platz, an dem Jesus Christus mit ihnen zu Tisch zu liegen pflegte, frei hielten und auf den Tisch vor diesem Platz sozusagen für Ihn ein Stück Brot legten. Jedes Mal nach Beendigung des Mahles, wenn sie Gott das Dankgebet darbrachten, hoben sie dieses Brot anschließend in die Höhe und sprachen zum Bekenntnis: "Christus ist auferstanden".
Als die heiligen Jünger und Apostel dann zur Verkündigung des heiligen Evangeliums in verschiedene Länder gingen, bemühten sie sich, auch in den von ihnen dort gegründeten Kirchen, diesen apostolischen Brauch aufrechtzuerhalten: Ein jeder der heiligen Apostel, in welchem Land er sich auch befand, reservierte, wenn er sich in der neuen Gemeinschaft der Christusgläubigen zur Feier der Göttlichen Eucharistie begab, einen Platz und ein Stück Brot zur Ehre des Heilandes, und nach Beendigung des Mahles verherrlichte er zusammen mit den Gläubigen den auferstandenen Herrn, indem er das Stück Brot, das zur Erinnerung an Ihn dort lag, in die Höhe erhob.
Was die ersten Christen durch die apostolischen Anordungen der heiligen Jünger und Apostel
empfingen und treu bewahrten und von ihnen tagtäglich praktiziert wurde, das vollzogen die heiligen Väter der Kirche in den folgenden Jahrhunderten am Fest der Auferstehung des Herrn, um für
immer den apostolischen Brauch in der heiligen Kirche zu bewahren. So blieb dieser Brauch tatsächlich in der orthodoxen Kirche erhalten und über die Bewahrung der heiligen
Tradition gelangte er durch die Jahrhunderte hindurch bis in unsere Zeit. Wie die Apostel bei ihren liturgischen Versammlungen durch das auf den Platz, der dem Heiland zukam, gelegte Brotstück an
den auferstandenen Christus erinnert wurden, so soll dies auch in heutiger Zeit der Artos, der zur Osterzeit vor den Blicken der Gläubigen ausgelegt wird tun.
Auf diese Weise ahmt die heilige Kirche, indem sie den Artos auslegt, die heiligen Jünger und Apostel nach und gedenkt mittels dieses geheiligten Brotes der Erscheinung des auferstandenen Herrn vor den Aposteln.
Gleichzeitig damit erinnert der Artos daran, daß Jesus Christus durch Tod und Auferstehung das wahre (eucharistische) Brot des Lebens für uns wurde. Solch eine Sinngebung des Artos wird auch im Gebet zu seiner Weihe deutlich. Außerdem bittet in diesem Gebet der Priester, der den Segen Gottes auf den zu weihenden Artos herabruft, den Herrn, alles Leid und alle Krankheit zu heilen und allen, die vom Artos kosten, Gesundheit schenken möge.
Der Artos wird am Ende der nächtlichen Liturgiefeier am Ostersonntag, bevor der Priester die Entlassung vollzieht, beweihräuchert und dann durch ein besonderes Gebet gesegnetund mit Weihwasser besprengt. Der Artos wird danach auf der Solea, dem Treppenpodest zum Ikonostas, neben dem Königstor auf einen vorbereiteten Tischchen vor der Christusikone aufbewahrt. Dort verbleibt der Artos nach dem Segnen des Artos für die Dauer der ganzen Lichten Woche (Osterwoche).
An allen Tagen der lichten Woche wird am Ende der Göttlichen Liturgie eine feierliche Prozession (Kreuzgang) um die Kirche veranstaltet, bei dem neben den Kirchenfahnen und Ikonen auch der Artos mitgetragen wird. Am Samstag der lichten Woche wird vor der Entlassung am Ende der Liturgiefeier vom Priester ein Gebet für die Zerteilung des Artos gelesen. Danach zerteilen die Altardiener den Artos. Am Ende der Liturgiefeier wird der Artos an die Gläubigen beim Küssen des Kreuzes als ein Heiligtum zusammen mit dem Antidoron durch den Priester ausgeteilt.
Die Teile des Artos, die die Gläubigen am Samstag der lichten Woche in der Kirche
empfangen haben, werden von den Gläubigen ehrfürchtig als geistliches Heilmittel bei Krankheiten und Nöten aufbewahrt. Der Artos wird in solchen besonderen Situationen immer mit den Worten
„Christus ist auferstanden!“ zu sich genommen.
Osterbotschaft 2021 Seiner Heiligkeit des Patriarchen von Moskau und der ganzen Rus‘ Kirill an die Oberhirten, Hirten, Diakone, Mönche, Nonnen und alle gläubigen Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche
Hochgeweihte Oberhirten, hochwürdige Priester und Diakone, allverehrte Mönche und Nonnen, liebe Brüder und Schwestern!
An diesem ersehnten und heiligen Tag, der von der Osterfreude und von wunderbarem Licht erfüllt ist, wird von Mund zu Mund, von Herzen zu Herzen die lebensbegründende Freudenbotschaft weitergegeben:
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!
Durch diese Worte bekennen wir den unerschütterlichen Glauben an Jenen, vor dem wir am Karfreitag beim Kreuz standen, Den wir zusammen mit den Jüngern und den myrontragenden Frauen beweint haben, indem wir vor dem Grabtuch beteten. Heute verkünden wir feierlich samt dem Engelheer, indem wir die Einheit der irdischen und der himmlischen Kirche zeigen: „Heute ist die Rettung für die Welt, denn Christus ist auferstanden, da Er allmächtig ist“ (Osterkanon, Irmos der 4. Ode).
Das Pascha des Herrn ist das lichteste Zeugnis der Weisheit Gottes und der maßlosen Liebe des Schöpfers für das Menschengeschlecht. Der Anfang der Geschichte war, wie wir wissen, durch eine geistliche Tragödie überschattet: durch den Fall der Ureltern wurden die Paradiesestüren für die Menschen geschlossen, Leiden und Tod wurden seitdem zu einer unausweichlichen Folge der menschlichen Sündhaftigkeit. Aber, auch wenn die Menschen die Gemeinschaft mit Gott – dem Quell des Lebens – einbüßten, waren sie Seiner Güte und Liebe nicht beraubt.
Zugleich, wie Nikolaos Kabasilas, ein Heiliger des XIV. Jahrhunderts schreibt, „war die Liebe Gottes maßlos, doch das Zeichen, das sie ausdrücken konnte, fehlte“ (Sieben Worte vom Leben in Christus, VI. Wort). Liebe erweist sich im Tun des Guten für den Nächsten und in der Bereitschaft, für ihn freiwillig Schwierigkeiten, Beengtheit und sogar Leiden zu erdulden, und der Erlöser zeigt beides auf. Durch seine Menschwerdung erneuert Er die durch die Sünde verdorbene menschliche Natur, durch seine Passion errettet Er uns von der Macht der Sünde. „So empfingen wir das Leben in Christus, – folgert der hl. Ephraim der Syrer, – kosteten den Leib des Herrn statt der Früchte des Baumes …, durch sein gerechtes Blut sind wir von der Verdammung gereingt und durch die Hoffnung auf die Auferstehung… leben wir Sein Leben“ (Auslegung der Vier Evangelien, 21).
Die Auferstehung des Heilands eröffnete die Pforte des himmlischen Reiches für die Menschheit und erfüllte unser irdisches Sein mit unvergänglichem Sinn. Der Herr schenkte Sich selbst allen an Ihn Glaubenden als das Muster der Tugend und erwarb Unverweslichkeit, damit alle Erretteten in Seine Fußstapfen treten, wie der hl. Maximos der Bekenner schreibt (Ambigua, 42). Und dafür sollen wir schon hier auf Erden lernen, die Luft der Ewigkeit zu atmen, indem wir den alten Menschen mit all seinem Tun ablegen (Kol 3, 9), unser eigenes Leben nach dem Evangelium ausrichten und an den Mysterien der Heiligen Kirche – der Erbin der großen Verheißungen Gottes – teilnehmen.
Der Glaube an die Auferstehung des Erlösers löscht die Flamme der Alltagsaufregungen und ermöglicht uns, uns über das Getümmel der Welt zu erheben, hilft uns, die Verlockungen der Sünden abzuwehren und die verschiedenen Ängste zu überwinden. Als Antwort auf die Göttliche Liebe sind wir aufgerufen, „Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben“ (1 Tim 1, 5) zu erweisen. Als Antwort auf Seine Barmherzigkeit – Erbarmen den uns Umgebenden zu gewähren. Als Antwort auf Seine Fürsorge – ein gesellschaftliches Leben in Einklang mit den hohen Idealen des Evangeliums zu fördern.
Die Osterfeier vereint geistlich Millionen von Christinnen und Christen, die in verschiedenen Ländern leben, indem sie nationale und staatliche Grenzen überwindet. Dieser vielstimmige irdische Chor lobpreist zusammen mit den himmlischen Heerscharen den Herrn Jesus, der für alle Sein Blut vergoss und durch den lebensbringenden Preis die Welt loskaufte (Oktoichos, Ton 6, Stichira am Samstagsmorgen).
Jahr für Jahr, Jahrhundert für Jahrhundert, Millennium für Millennium erklingt diese Danksagung sieghaft auf der ganzen Erde; sie erklingt trotz aller Versuchungen, Schwierigkeiten und Prüfungen. Auch heute hört sie nicht auf, da die Welt an der verderblichen Seuche leidet.
In der jetzigen komplizierten Zeit ist es besonders wichtig, diejenigen zu unterstützen, die krank und kraftlos sind, die Verluste von Verwandten und Mitmenschen betrauern, die den Lebensunterhalt einbüßten, die nicht in die Kirche kommen können. Lasst uns den Leidenden nach Kräften Hilfe leisten, lasst uns nicht gleichgültig an denen vorübergehen, die der menschlichen Gemeinschaft, der Aufmerksamkeit und Sorge bedürfen.
Erst vor kurzem konnten Viele von uns wegen der epidemiologischen Maßnahmen die Gottesdienste nicht besuchen. Die von uns erworbene Erfahrung zeigte, wie wichtig ist es, jede Möglichkeit zu schätzen und dafür zu nutzen, um am gemeinsamen Gebet, am Gottesdienst und den heiligen Mysterien teilzunehmen, vor allem an der Göttlichen Eucharistie, die uns mit Christus und miteinander vereint.
Meine Lieben, ich gratuliere euch herzlich zum Paschafest und wünsche euch starke Gesundheit und Gnaden vom Lebensspender Jesus. Möge der barmherzige Herr uns alle würdigen, an Ihm ausgeprägter teilzuhaben am abendlosen Tage Seines Reiches und freudig zu bezeugen:
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN!
CHRISTUS IST WAHRHAFTIG AUFERSTANDEN!
† KIRILL
PATRIARCH VON MOSKAU UND DER GANZEN RUS‘
Osterfest im KZ Dachau
Am 6. Mai, dem Ostersonntag des Ostertag Jahres 1945, betraten 18 orthodoxe Priester, ein Diakon und viele der orthodoxen Gefangenen die Baracke Nr. 26 im Konzentrationslager Dachau, in der die britischen und amerikanischen Gefangenen in einem kleinen Raum eine Kapelle eingerichtet hatten.
Die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und seiner Außenlager erfolgte durch alliierte Truppen war bereits Ende April 1945. Aber noch immer lebten eintreffende und abmarschierende Häftlingsgruppen zu dieser Zeit im Lager. Nun war der Tag des Pas´cha herbeigekommen.
Der Chefübersetzer des Gefangenenausschusses, Boris F., kam damals in die Baracke von Gleb Rahr und teilte ihm mit, dass dank der Hilfe und Beteiligung des griechischen und jugoslawischen Gefangenenausschusses nun alles bereit sei, den Auferstehungsgottesdienst in der kleinen Barackenkapelle der britischen und amerikanischen Gefangenen. Diese hatten als Kriegsgefangene in der Hölle von Dachau einige Sonderrechte besessen. Nun gab es aber in Dachau keine orthodoxen liturgischen Gewänder und die orthodoxen Kirchen in München waren zu weit entfernt, um aushelfen zu können. So nähten die Gefangenen die Priesterstolen (Epitrachil) aus Handtüchern, nachdem sie rote Krankenhauskreuze darauf genäht hatten. Auch gab es im Lager keine Gottesdienstbücher, keine Ikonen, keine Kerzen, keine Prosphoren und keinen Abendmahlswein. Aber es gab den Glauben der orthodoxen Gefangenen und die Barmherzigkeit Gottes, die jetzt an diesem schrecklichen Ort der Marter und Gottlosigkeit erschienen.
Der kranke griechische Archimandrit Meletios wurde auf eine Trage in die Kapelle gebracht und während des Gottesdienstes lag er, unfähig aufzustehen, aber ganz dem Gebet hingegeben. In der Kapelle befand sich nichts außer einem kleinen Tisch und einer einzigen Ikone der Allheiligen Gottesmutter von Tschenstochau, die an der Wand hing.
Und so war es ein ganz besonderer Ostergottesdienst, der am 06. Mai 1945 in Dachau stattfand. Zugleich war es der Tag der Erinnerung an den orthodoxen Heiligen und Großmärtyrer Georg den Siegeszeichenträger. Die aus Hand- und Leitüchern gefertigten Priestergewänder mit den auf genähten Rot-Kreuz-Kreuzen wurden direkt über der gestreiften Häftlingsbekleidung getragen. Die Häftlingsbekleidung war ein starkes Glaubenssymbol für die Passion Christi und den Bekennermut der Häftlinge. Alle versammelten sangen den Osterkanon auswendig:
„Auferstehungstag! Lasset uns Licht werden, all ihr Völker! Das Pas´cha, des Herrn Pas´cha! Denn vom Tode zum Leben und von der Erde zum Himmel hat Christus, unser Gott, uns hindurchgeführt, uns, die wir das Siegeslied singen: Christus ist erstanden von den Toten! ...“
Nach dem Ausruf des Priesters sang der Chor die Osterhymnen auf Griechisch und dann auf Altkirchenslawisch. Das Evangelium wurde auch aus dem Gedächtnis rezitiert. Ein junger Athos-Mönch trat vor die Gemeinde, verbeugte sich und begann mit vor Emotion zitternder Stimme, die Osterpredigt des hl. Johannes Chrysostomus auswendig zu rezitieren. Er sprach die Worte und weinte dabei. Und alle um uns herum weinten auch. Aus dem Herzen des Todes, aus den Tiefen dieser irdischen Hölle, stiegen die ewig gültigen Worte auf: „Christus ist auferstanden!" Und die Antwort war: "Er ist wahrhaft auferstanden!"
Anmerkung: Jedes Jahr findet eine orthodoxe Jugendwallfahrt zur KZ Gedenkstätte in Dachau statt.
Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija