6. JANUAR
DIE HEILIGE THEOPHANIE
UNSERES HERRN UND GOTTES UND ERLÖSERS JESUS CHRISTUS
UND DIE GOTTESOFFENBARUNG BEI SEINER TAUFE
Der Sonntag vor der Taufe Christi
Die Zeit von Bethlehem und Nazareth nähert sich dem Ende. Nach einem Leben von dreißig Jahren im Verborgenen, die geheiligt wurden durch Seiner Hände Arbeit und durch Gehorsam, wird Jesus nun bald der Welt offenbart werden. So wie wir im Geiste zur Krippe in Bethlehem gegangen sind, so werden wir, von Engeln geleitet, zum Fluss gehen, wo der Vater uns den Sohn bekunden wird.
Ihr Engelmächte zieht voraus, von Bethlehem zum Flusse des Jordans, singt die Kirche im Morgengottesdienst am Sonntag vor Theophanie.
Nicht nur freut sich die Kirche mit den Engeln, die bei der Taufe Christi dabei sein werden, wie sie auch bei der Geburt dabei waren, sondern sie lädt auch die Menschen ein zum Jordan zu ziehen und erklärt ihnen was sie dort erwartet. Denn zur Vesper am Abend des Sonntags vor der Theophanie singt sie:
Vorfestliche Gesänge wollen wir fromm erklingen lassen zur verehrungswürdigen Taufe unseres Gottes; denn Er will als Mensch, im Fleische, sich begeben zu Seinem Vorläufer und erbitten die heilbringende Taufe, zur Neuschöpfung aller, die im Glauben erleuchtet und teilhaftig werden des Geistes. Und weiter: Wiederum wird mein Jesus gereinigt im Jordan, doch vielmehr wäscht Er ab unsere Sünden. Diese Worte geben kurz und genau den zweifachen Zweck der Gnade wieder, die die Theophanie, die Erscheinung des Herrn, uns Menschen bringt.
Einerseits ist es eine Gnade der Reinigung und der Vergebung der Sünden, andererseits eine Gnade der Erleuchtung durch den Heiligen Geist. Wir ziehen zum Jordan und wünschen uns und bitten demütig um diese doppelte Gnade. Wir wären aber nicht treu dem Geist der Heiligen Orthodoxen Kirche, wenn wir die Bedeutung des Festes der Theophanie beschränken würden auf diese Gaben der Vergebung und des Lichts, die es dem Sünder bietet. Es sind vor allen diesen besonderen Gnaden eine reine Verherrlichung Christi. Wir sollten uns völlig selbstlos der Gegenwart des Mysteriums der Theophanie erfreuen.
Unser Lobpreis muss Vorrang haben vor unserem Bittgebet. Das Evangelium und die Epistel, die am Sonntag vor der Erscheinung des Herrn gelesen werden, befassen sich mit dem Gedächtnis heiligen Johannes’ des Täufers und Vorläufers, der an Theophanie, am Fest der Taufe Christi, in gewisser Weise Jesus Christus der Welt vorzeigt. Das Evangelium (Mk 1,1 - 8) beschreibt uns die strenge Person des Johannes, der den Weg bereitet, den Rufer in der Wüste, der die Bußtaufe predigt. Johannes, in Kamelhaar gekleidet, der sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährt. Johannes, der verkündet, dass ein Anderer nach ihm kommen wird, dessen er nicht würdig ist die Schuhriemen zu lösen, der nicht mit Wasser sondern mit dem heiligen Geist taufen wird. In der Epistel (2Tim 4,5 - 8), ermahnt der heilige Apostel Paulus seinen Schüler nüchtern zu sein, Leiden zu ertragen und das Evangelium zu verkünden; er erinnert seinen Schüler, den heiligen Timotheus daran, dass er selbst bereit ist aufzubrechen, geopfert zu werden, da er den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet hat und ihn der Kranz der Gerechtigkeit erwartet. Diese Worte passen zu Paulus, aber sie sind auch auf Johannes den Vorläufer anwendbar, dessen Leben geopfert wird, d.h. dessen Leben bald nachdem er Jesus getauft hat, auf blutige Weise beendet wird. Wenn Paulus Timotheus beschwört: Erfülle treu deinen Dienst, dann ist es auch der Aufruf der Kirche an Johannes: Sei bereit, Vorläufer, die wichtigste Tat deines Amtes zu vollenden, nämlich Jesus zu taufen und der Welt zu verkünden: Seht das Lamm Gottes.
Die beste Vorbereitung für die Taufe, die Jesus erteilt, ist die Taufe des Johannes, in gleicher Weise wie die Predigt des Johannes die beste Vorbereitung auf die Predigt Jesu darstellt. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! ... die Taufe zur Vergebung der Sünden. Streben nach Rechtschaffenheit und Reue für unsere Sünden sind die beiden Lehren, die wir heute zu Füßen des Vorläufers lernen können. Genügsamkeit und Gerechtigkeit in unserem Benehmen, innere und äußere Buße und auch Jubel über das Kommen des Retters – nach mir kommt einer, der ist stärker als ich – lasst uns hören auf den Ruf des Johannes; lasst uns hören auf die Stimme des Rufers in der Wüste.
Quelle: A Monk of the Eastern Church, The Year of Grace of the Lord,
A Spiritual and Liturgical Commentary
on the Calender of the Orthodox Church.
Vorfeier von Theophanie
5. Januar
Tropar im 4. Ton: Einst wandte der Jordan sich zurück, als ihn nach des Elias Aufnahme der Mantel des Elisäus berührte, und seine Wasser teilten sich nach beiden Seiten; das Wasser wurde zum trockenen Weg, zum wahren Vorbild der Taufe. Durch sie vollbringen auch wir den Durchzug durch dieses dahinfließende Leben. Christus erschien im Jordan, um die Wasser zu heiligen.
Ursprünglich gedachte die Kirche nicht nur der Geburt des Erlösers,sondern vereinigte am Fest der Theophanie in einer Art Synaxis auch jene historischen Ereignisse, die uns die Gottheit Christi offenbart haben. Dazu gehören die Anbetung durch die drei Magier, das Weinwunder in Kana und - in der Kirche von Nordafrika - die Brotvermehrung in der Wüste.
Als sich vom abendländischen Patriarchat von Alt-Rom in der Mitte des 4. Jahrhunderts die Feier des Christi-Geburts-Festes (25. Dezember) in allen Kirchen der Welt verbreitete, übernahmen auch die orthodoxen Kirchen im christlichen Orient diese Feier.
Infolge dessen konzentrierte sich das liturgische Gedenken am 06. Januar auf die Taufe Christi im Jordan und die Offenbarung der allheiligen Dreieinheit. Im Mittelpunkt der gläubigen Betrachtung des Festcharakters stand von Anfang an die Offenbarung des Gottessohnes Jesus Christi durch die Stimme des Vaters und die Herabkunft des Heiligen Geistes.
Das Fest der Theophanie heißt auch „Fest der Erleuchtung“, denn es ist zugleich das Fest der Erleuchtung durch die heilige Taufgnade. Es wird auch das „Fest der Lichter“ genannt, da in der frühen Kirche die Katechumenen außer an Pas´cha auch an diesem Tag getauft wurden. Nach der Tauferleuchtung zogen die Katechumenen dem Herrn mit brennenden Lampen vom Baptisterium zur Feier der Göttlichen Liturgie (Eucharistie) in der Kirche entgegen.
Da Christus durch Sein Eintauchen in den Jordan das Wasser von seiner zerstörenden Macht befreit und mit seinem Segen geheiligt hat, werden an Theophanie in festlichen Gottesdiensten auch alle Wasser, also die Flüsse, Seen und das Meer gesegnet.
Der Vorabend von Theophanie:
Am Nachmittag des 05. Januar beginnt mit der Vesper die Paramonie, der große Einheit der Gottesdienste, bei denen die Gläubigen die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen in der Kirche „verweilen“, um sich beim Gesang der Psalmen und Hymnen und beim Hören der Lesungen, die ursprünglich auf den ganzen Tag verteilt waren, auf das Fest vorzubereiten.
Nach dem großen Fest der Geburt des Herrn werden wir Gläubigen nun von den liturgischen Texten mit den heiligen Engeln von Bethlehem an den Jordanfluß zum Fest der Taufe des HERRN geführt, bei der der Geist in der Gestalt wie eine Taube auf IHN herabkam und eine Stimme aus den Himmeln sprach: "Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich mein Wohlgefallen gefunden habe“ (Matthäus 3:17).
Zu Beginn Seines öffentlichen Wirkens kommt unser HERR an den Jordanfluß und wir bei Seiner Taufe durch die Stimme des Vaters und das Herabkommen des Heiligen Geistes vor der ganzen Welt als der Christus, Der Erlöser und Heiland offenbar: Der Vater bezeugt den Sohn, bekräftigt durch den Heiligen Geist. Diese Epiphanie, dieses Erscheinen Jesu Christi, der menschewordenen Sohnes Gottes am Jordan, verbunden mit der Selbstoffenbarung der Heiligen Dreieinheit, geben dem Festmysterium seinen Namen und seinen Inhalt: Es ist Theophanie, es geschieht das Offenbarwerden der Allheiligen Dreieinheit im Offenbarwerden Christi.
Das erste Festlied des Tages, das Troparion drückt dieses Mysterium in den Worten aus:
"Als Du im Jordan getauft wurdest, o Herr, wurde offenbar die Anbetung der Dreifaltigkeit. Denn des Erzeugers Stimme gab Dir das Zeugnis und nannte Dich den geliebten Sohn. Und der Geist in Gestalt einer Taube verkündete des Wortes Untrüglichkeit. Der Du erschienen bist, Christus, als Gott, und die Welt erleuchtet hast, Ehre sei Dir."
Am Vortag feiern wir die Königlichen Stunden, die besonders feierliche Form des Stundengebetes, das so außerdem nur an Weihnachten und am Karfreitag vorgesehen ist. Dabei werden die sogenannten Kleinen Stunden (Erste, Dritte, Sechste und Neute Stunde) mit je einer Lesung aus den Heiligen Evangelium, sowie zwei Lesungen aus Jesaja, der Apostelgeschichte oder aus den Paulusbriefen erweitert. Die Lesung der Stunden wird zusammen mit den Typika (Обедница / Изобразительны) zu einem längeren Gottesdienst zusammengefasst, der fast den gesamten Vormittag einnimmt. Deshalb wird dieser Gottesdienst in der Regel nur in den klösterlichen Gemeinschaften vollzogen.
Die königlichen Stunden betrachten das Festmysterium in seinen verschiedenen Facetten: In der Ersten Stunde beispielsweise verkündet uns der Prophet Jesaja das im Kommen Christi anbrechende messianische Heil: „Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott … Er selbst wird kommen und euch erretten“ (Jesaja 35: 1-10). Der heilige Apostel Paulus sagt uns in der Apostellesung, daß Gott die Verheißungen, die an die Väter ergangen sind, an uns erfüllt hat (Apostelgeschichte 13 : 25-33). Die Lesung aus dem Heiligen Evangelium berichtet uns wie der heilige Johannes der Vorläufer in der Wüste auftritt und dem Volke Israel die Umkehr predigt und das nahende Himmelreich verkündet: „Ich taufe euch nur mit Wasser zur Umkehr. Der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin es nicht wert, Ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Matthäus 3: 1-11).
Am Nachmittag werden die Vesper, die mit der ersten Fest-Liturgie nach der Ordnung des Heiligen Basilius des großen verbunden ist, gefeiert. Im Anschluß wird dann die erste Große Wasserweihe vollzogen. Die Große Wasserweihe gehört zu den Mysterien, den Sakramenten in der orthodoxen Kirche. Deshalb wird das Große und Heilige Weihwasser nur von orthodoxen Christen und nur nüchtern empfangen. Am späteren Abend folgen dann die Große Komplet und das Morgenlob, die zu einem gemeinsamen Gottesdienst, einer Nachtwache, verschmolzen sind. In der Zeit der alten und byzantischen Kirche wurden diese heute in zwei große Blöcke geteilten Gottesdienste als eine einzige Vigil gefeiert, die die ganze Nacht hindurch andauerte.
Diese ganznächtliche Vigil zum Fest der Taufe des HERRN war, neben der Osternacht, der zweite wichtige Tauftermin in der alten Kirche. Nach dem ersten Teil der Vigil zogen die Katechumenen gegen Mitternacht zur Taufkapelle, wo die Weihe des Taufwassers vollzogen wurde. Da diesem Wasser des Jordan eine besondere segens- und gnadenspendende Kraft innerwohnt, schöpfen bis zum heutigen Tage die orthodoxen Gläubigen davon, um es mit nach Hause zu nehmen. Man besprengt damit die Häuser und trinkt es das Jahr hindurch bei Krankheit und Schwierigkeiten. Es ist ein Schutz gegen das Wirken der Dämonen, es gewährt Heilung in Krankheiten, es bewirkt die Reinigung der Seele von bösen Leidenschaften und schenkt die Sündenvergebung, wenn es im Glauben und unter Gebet genossen wird. Wie für alle Sakramente, so gilt auch für den Empfang des Große und Heilige Weihwasser: Gott hilft uns durch den Empfang der Sakramente, jedoch wirken die Sakramente nicht magisch, sondern in der Form der Theosis, der Vergöttlichung, die unser freiwilliges und aktives Zusammenwirken mit Gottes Heilshandeln (Synergeia) durch eine Lebensführung des Glaubens vorausssetzt. So beten die Zelebranten in den Gebeten zur Wasserweihe, dass dieses Wasser allen, die daraus schöpfen und davon genießen, zur Quelle der Unvergänglichkeit werde, zum Geschenk der Heiligung, zum Lösemittel der Sünden, zur Abwehr von Krankheiten, zum Verderben der Dämonen werde. Das gebet schließt mit der Bitte, dass die Gläubigen unangreifbar werden mögen für die feindlichen Mächte und daß sie erfüllt werden mögen von der Kraft der Engel. Im Anschluss an die Große Wasserweihe wurden die Katechumenen getauft. Die Neugetauften zogen nach ihrer Erleuchtung (φωτισμός), wie die Taufe im Griechischen genannt wird, mit brennenden Kerzen (=Lampen) dem Herrn entgegen in die Kirche (vgl.: Matthäus 25:1–13), um in der nun folgenden Feier der Göttlichen Liturgie nach der Ordnung des Heiligen Basilius des Großen zum ersten Mal die Heilige Kommunion in der Heiligen Koinonia der Kirche zu empfangen. Daher wird dieses Fest auch als "Tag der Erleuchtung" oder "Fest der Lichter" bezeichnet.
Da die Gläubigen in der Kirche zurückgeblieben waren, las ein Leser während der Taufhandlung und bis der Klerus mit dem Bischof und den jetzt Neugetauften vom Baptisterium zurückkamen, Lesungen aus dem Alten Testament. Heute sind es insgesamt 13 Lesungen, die wichtige Begebenheiten aus der Heilsgeschichte des Gottesvolkes im Alten Testament vor unseren Ohren präsent werden, bei denen die Heilswirkung von Wasser in Verbindung mit dem Hasndeln Gottes eine Rolle spielt:
1. Bei der Schöpfung schwebt Gottes Geist über den Wassern (Genesis 1: 1-13)
2. Der Durchzug des Volkes Israel durch das Rote Meer (Exodus 14: 15-29)
3. Das Danklied Moses für die Rettung Israels (Exodus 15: 22-16,1)
4. Der Zug des Volkes Israel mit der Bundeslade durch den Jordan (Josua 3:7f.15-17)
5. Elija durchquert mit Elischa trockenen Fußes den Jordan (2 Könige 2:6-14)
6. Die Heilung des aussätzigen Syrers Naaman im Jordan (2 Könige 5: 9-14)
7. Jesajas Aufforderung: Wascht euch, reinigt euch! (Jesaja 1:16-20)
8. Die Vorbereitungen Jakobs zur Durchquerung des Jordan (Genesis 32:1-11)
9. Die Rettung Moses aus dem Nil (Exodus 2: 5-10)
10. Das Tauwunder an Gideons Vlies (Richter 6: 36-40)
11. Auf Elijas Bitte verzehrt Feuer vom Himmel das Opfer (1 Könige 18: 30-39)
12. Auf Elischas Bitte wird das todbringende Wasser rein (2 Könige 2: 19-22)
13. Die in der Finsternis sind: Kommt ans Licht! Ihr Erbarmer wird sie zu Wasserquellen führen (Jesaja 49: 8-15).
Die dritte und die sechste Lesung münden in Lobgesänge, auf die dreizehnte folgt das Trishagion der Basilius-Liturgie.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Große Wasserweihe zu einem eigenen Gottesdienst, der nicht mehr mit Spendung der Heiligen Taufe verbunden war. So wird heutzutage die Große Wasserweihe im Anschluß an die Feier der Basilius- Liturgie vollzogen. Da sie in diese Große Wasserweihe nur an am Fest der Theophanie vollzogen wird und sich in den Gebeten und Texten deutlich von der Kleinen Wasserweihe unterscheidet, die aus gegebenem Anlass und wegen der Notwendigkeit von Weihwasser begangen werden kann, ist die Große Wasserweihe die eigentliche Besonderheit dieses Festes. Auch wird nur das Große und Heilige Weihwasser des Jordan als ein Sakrament betrachtet, während das im Laufe des Jahres immer wieder geweihte Wasser nur als gesegnet betrachtet wird.
Im Zentrum der Großen Wasserweihe steht das Weihegebet des heiligen Patriarchen Sophronius von Jerusalem. Es ist ein großartiger Lobpreis auf den unbegreiflichen Gott, der in Knechtsgestalt angenommen hat und gekommen ist, um das Menschengeschlecht zu erlösen.
In seinem Struktur ähnelt das Weihegebet der Großen Wasserweihe dem Gebet der Darbringung, der Anaphora in der Göttlichen Liturgie. Der Zelebrant erbittet für das Wasser den Segen des Jordan. Sodann vollendet er die Weihe, indem er ein Kreuz dreimal ins Wasser taucht, darin das Kreuzzeichen macht und es wieder emporhebt. Dies geschieht in Anlehnung an die kirchliche Taufpraxis des dreimaligen Untertauchens. Dieses dreimalige Eintauchen des Heiligen und Lebensschaffenden Kreuzes ist einerseits ein Sinnbild der Allheiligen Dreeinheit, deren Gnadenwirkungen im Wasser der Taufe und im Großen Weihwasser gegenwärtig werden. Es ist gleichzeitig ein Symbol für die dreitägig Grabesruhe Christi und Seinen Abstieg in den Hades, das Reich des Todes, dessen Macht über die Menschen durch Christi Tod und Auferstehung gebrochen wurde. So empfängt das natürliche Element des Wassers die Göttlichen Kraft Christi zur Reinigung und Heiligung. Die im Anschluss an die Große Wasserweihe hinzutretenden orthodoxen Gläubigen kommunizieren drei Schluck vom geweihten Wasser "im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes".
Nach der Chrysostomus-Liturgie am Vormittag des Festtages ziehen die gesamte versammelte Gemeinde in einer feierlichen Prozession zum nächstgelegenen Fluss, der den Jordan liturgisch abbildet, um dort, nach dem Vorbild unseres HERRN, die Wasser zu heiligen.
Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija
Zur Wasserweihe an Theophanie
Bischofsvikar Nikolae Dura
Zum Fest der Taufe Christi findet in jeder orthodoxen Kirche die Große Wasserweihe statt. Wo es möglich ist, wird dieser Gottesdienst beim fließenden Wasser zelebriert. Das gewöhnliche Wasser wird zum Weihwasser. Es wird in Ehrfurcht getrunken und benützt.
Mit dem geweihten Wasser segnet der Priester die Wohnungen der Gläubigen und all ihre Dinge. Der Priester bringt die Botschaft der Erscheinung des Herrn auch von Haus zu Haus der Gläubigen. Das geweihte Wasser wird im Altar und auch zu Hause mit großer Frömmigkeit bewahrt. Die Gläubigen trinken dieses Wasser in Ehrfrucht am Morgen, wenn sie nüchtern sind.
Die Christen bewahren jetzt das Wasser sehr klar und rein. Jetzt erfährt nicht nur der Mensch Segnung und Weihe, sondern die gesamte Schöpfung; denn alles was es auf Erden gibt, die Städte und die Wälder, die Wohnstätten und die Arbeitsstätten, die Meere und die Flüsse, die Menschen und die Tiere, alles wird mit dem Wasser des Lebens gesegnet und geweiht. Durch die Gotteserscheinung zur Taufe Christi ist alles eingeladen, sind alle eingeladen zur Reinigung des Geistes, des Lebens im Licht des Evangeliums.
Bei der Taufe Jesu im Jordan offenbart sich die göttliche Kraft, die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Als Christus dreißig Jahre alt war, wurde er vom heiligen Johannes im Jordan getauft. Zu diesem Anlass wurde zum ersten Mal, ganz deutlich, die Allheilige Dreieinheit offenbart: der Vater ließ sich hören: Dieser Getaufte ist mein vielgeliebter Sohn.
Der Sohn Gottes wurde im Jordan getauft und der Heilige Geist ist wie eine Taube erschienen. Die Herabkunft des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube drückt die Richtung der Beziehung des Vaters zu Seinem Sohn aus. Die Kirchenväter sehen hier eine Verbindung zwischen Sintflut und Taufe, die Taube ist ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Der Heilige Geist hat aus den Gewässern der Urflut das Leben erweckt. Derselbe Heilige Geist schwebt heute über die Gewässer des Jordan und über die ganze Materie, damit ein neues Leben entstehen kann.
Das Wasser stellt die Quelle und das Fundament für das Leben dar. Geistlich gesehen stellt die christliche Taufe die Quelle und das Fundament des Lebens dar. Wir wurden - alle Christen - im Namen der Heiligen Dreieinigkeit getauft. Die Heiligste Dreieinheit ist für uns das Symbol der höchsten Liebe und damit das große Geheimnis des Glaubens.
Die Taufe Christi
Als das dreißigste Jahr des Lebens Jesu in der Welt angebrochen und die Zeit gekommen war, da Er sich den Menschen zeigen sollte, da erging, wie das Evangelium sagt, “in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias”. Der Herr trug ihm auf, das Volk im Jordan zu taufen und teilte ihm ein Zeichen mit, an dem er den in die Welt gekommenen Christus erkennen solle: auf den Erlöser werde der Heilige Geist herabkommen.
Johannes gehorchte dem Befehl Gottes und wanderte am Ufer des Flusses Jordan entlang und verkündigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Davon, dass in der Welt noch vor dem Kommen des Erlösers ein solcher Mensch wie Johannes auftreten werde, hatte bereits der Prophet Jesaja gesprochen, der sieben Jahrhunderte vor Christi Geburt gelebt hatte.
Das ganze Volk kam zu Johannes an den Jordan, empfing von ihm die Taufe und bekannte ihm seine Sünden. In jener Zeit kam auch Jesus aus Galiläa zu ihm. Er kam zu Johannes genau zu dem Zeitpunkt, als er dem Volk vom Erlöser erzählte: “Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.”
Als Johannes dies sagte, trat Jesus an ihn heran. Er bedurfte der Taufe nicht, weil Er ohne Sünde und makellos war. Er war von der reinen Jungfrau Maria geboren worden und war selbst die Quelle aller Heiligkeit und Reinheit. Aber Er nahm die Sünden der Menschen der ganzen Welt auf sich und kam deshalb zum Fluss, um das Wasser des Jordans durch Seine Taufe zu heiligen und uns ein Beispiel für die Taufe zu geben. Johannes sollte den Heiligen Geist sehen, der auf Jesus herabkam, und die Stimme Gottes, des Vaters, hören, um später davon den Menschen zu erzählen.
Als Christus zu Johannes herantrat, erkannte Ihn dieser sofort, da er im Geiste spürte, dass nun endlich der gekommen war, auf den er gewartet hatte. Johannes wollte selbst von Ihm die Taufe erbitten, aber Christus sagte zu ihm: “Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen.”
Johannes taufte mit Furcht seinen Herrn, und Jesus stieg sofort nach der Taufe aus dem Wasser. Es gibt eine Überlieferung, die besagt, dass der heilige Johannes der Täufer jeden Menschen, der sich von ihm taufen ließ, bis zum Hals in das Wasser tauchte, und ihn so festhielt, bis er ihm alle seine Sünden bekannt hatte. Erst danach erlaubte Johannes den Getauften, aus dem Wasser zu steigen. Aber Christus hatte keine Sünden, und deshalb brauchte Er auch nicht zum Sündenbekenntnis im Wasser zu bleiben. Im Evangelium steht geschrieben, dass Er “sogleich” nach der Taufe aus dem Fluss stieg.
In diesem Augenblick öffnete sich der Himmel über Ihm, es leuchtete ein Licht auf, das einem Blitz ähnlich war, und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf Jesus herab. Wie Noach nach der Sintflut vom Ende der Flut erfahren hatte, als zu ihm in die Arche eine Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel flog, so zeigte die Taube, die auf den Herrn herabkam, dass die Flut der Sünden beendet sei, in der die Menschheit unterzugehen drohte. Der Heilige Geist erschien in Form einer Taube, weil dieser Vogel bescheiden, nicht böse und rein ist und die Menschen liebt: Ebenso ist auch der Heilige Geist die Quelle der Reinheit und Liebe, Er ist der Lehrer der Demut, Er durchdringt und erfüllt alles. Alles lebt durch Ihn. Aber so wie die Taube die Plätze meidet, auf die der Mensch den Abfall wirft, so flieht auch der Heilige Geist die Menschen, die ihre Seele mit vielen Sünden beschmutzen, und sie nicht durch die Buße reinigen.
Während der Heilige Geist auf Jesus herabkam, hörte man aus dem geöffneten Himmel eine Stimme: “Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.”
So erschien der Welt die Allheilige Dreieinheit am Fluss Jordan: Gott Vater sprach, Gott Sohn wurde getauft, und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube herab. Deshalb heißt das Fest der Taufe Christi auch das Fest der Erscheinung des Herrn (Theophanie griechisch: Θεοφάνεια
bzw. slawisch: Святое Богоявление). Gott offenbarte den Menschen ein Mysterium, das bis dahin der Welt verborgen gewesen war: Gott ist Einer, jedoch in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Quelle: Orthodoxes Glaubensbuch.
Einführung in das Glaubens- und Gebetsleben der russischen orthodoxen Kirche.
Verschiedene Bibelstellen über die Taufe Christi im Jordan
Matthäus-Evangelium (3: 13-17)
„Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass Er Sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte Ihm und sprach: ´Ich bedarf dessen, dass ich
von Dir getauft werde, und Du kommst zu mir?´ Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: ´Lass es jetzt geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen´. Da ließ er es geschehen.
Und als Jesus getauft war, stieg Er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich Ihm der Himmel auf, und Er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über Sich kommen. Und
siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: ´Dies ist mein lieber Sohn, an Dem Ich Wohlgefallen habe."
Markus-Evangelium (1: 9-11)
„Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Nazareth in Galiläa kam und ließ Sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald, als Er aus dem Wasser stieg, sah Er,
dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf Ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: ´Du bist Mein lieber Sohn, an Dir habe Ich Wohlgefallen!´"
Lukas-Evangelium (3: 21-22)
„Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete, da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder
auf Ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: ´Du bist mein lieber Sohn, an Dir habe Ich Wohlgefallen."
Es bleibt hinzuzufügen, dass der vierte Evangelist, Johannes der Theologe dieses Ereignis zwar nicht wiederholt, in seinem Prolog den Täufer gleichwohl zu Wort kommen lässt.
Johannes-Evangelium
„Johannes gibt Zeugnis von Ihm und ruft: Dieser war es, von Dem ich gesagt habe: ´Nach mir wird kommen, Der vor mir gewesen ist; denn Er war eher als ich´.“ (1: 15)
Später deutet Johannes der Täufer auf Christus und sagt: „Siehe, das ist das Lamm Gottes, Das der Welt Sünde trägt!“ (1: 29).
Obwohl im Johannes-Evangelium die Taufe Christi im Jordan nicht erwähnt wird, wird die Erlösung, die der Welt durch dieses Ereignis zuteil wurde, bei Johannes auf geheimnisvolle Weise angedeutet. Dabei kommt das Wasser als Element des Lebens immer wieder deutlich zum Vorschein. Wohlgemerkt: alle nun folgenden Ereignisse sind nur vom Evangelisten Johannes überliefert worden:
Bei der Hochzeit zu Kana in Galiläa vollbringt Christus Sein erstes Wunder: Er verwandelt Wasser in Wein (2: 1-12) und deutet damit die kommende Erlösung durch Taufe und Eucharistie an.
Im Gespräch mit Nikodemus spielt Christus auf die Geburt „aus Wasser und Geist“ (3: 5) an.
Im Gespräch mit der Samariterin verspricht der Herr ihr das „lebendige Wasser“ (4: 10), und dass, „wer von dem Wasser trinken wird, ... den wird in Ewigkeit nicht
dürsten“ (4: 14); diese Unterhaltung findet am Brunnen Jakobs statt, an dem zuvor im Alten Testament Jakob auf Brautsuche gegangen war; jetzt „umwirbt“ aber Christus in Person der Samariterin
Seine „Braut“, die Kirche (s. Eph. 4: 24); das Mittel des Wasserschöpfens ist Sinnbild für die Vereinigung des Menschen mit Christus Gott im Taufbad.
Am Teich von Betesda – einem weiteren Urbild des Taufbeckens, heilt Christus den seit 38 Jahren dahinsiechenden Gelähmten durch Sein Wort (s. 5: 1-18).
Zum Laubhüttenfest predigt Jesus Christus in Jerusalem und prophezeit die Herabsendung des Heiligen Geistes: „Wer an Mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen
Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (7: 38).
Am Teich Siloah heilt Christus den Blindgeborenen, nachdem Er ihm einen Teig aus Seinem Speichel und Erdstaub auf die Augen strich und im Teich mit Wasser abwaschen
ließ (s. Kap. 9); noch wichtiger aber: der ehemals Blinde wird zudem von der geistlichen Blindheit geheilt und erkennt Jesus als Messias an, als „das Licht Welt“ (9: 5).
Der in Kana zu Galiläa begonnene Kreis schließt sich im Moment des Kreuztodes Christi: „Einer der Soldaten stieß mit dem Speer in Seine Seite, und sogleich kam Blut
und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.“ (19: 34-35); hier wird ebenfalls unsere
Teilhabe an Tod und Auferstehung Christi durch Vereinigung mit Ihm in der Taufe und der Eucharistie angedeutet.
Quelle: Erzpriester Michael Rahr:
Theologische Betrachtung zum Fest der Taufe Christi
Gebet zur Großen Wasserweihe
verfasst vom hl. Sophronios,
dem Patriarchen von Jerusalem
Dreieinheit über allem Sein, über aller Güte, über aller Göttlichkeit, unendliche Macht, die Du alles siehst, unsichtbar, unfassbar; Schöpfer der geisti-gen Wesen und der vernunftbegabten Kreaturen, Güte ist Deine Natur;unzugängliches Licht, das allen Menschen leuchtet, die in die Welt kommen; erleuchte auch mich, Deinen unwürdigen Knecht; erleuchte die Augen meiner Erkenntnis, damit ich es wage Deine unermessliche Güte undMacht zu besingen. Dir wohlgefällig sei meine Bitte für das hier stehendeVolk, damit der Heilige Geist durch meine Verfehlungen nicht gehindertwird, mir hier zu Hilfe zu kommen; gewähre mir, Du über aller Güte,auch jetzt Dich ohne Schuld anzurufen und zu sprechen: Wir verherrlichen Dich, menschenliebender Gebieter, Allherrscher, König vor aller Zeit. Wir verherrlichen Dich, den Schöpfer undErschafferaller Dinge. Wir verherrlichen Dich, einziggeborener SohnGottes, ohneVater von der Mutter geboren und ohne Mutter vom Vater gezeugt; wir haben Dich im nun vergangenen Fest als Kind gesehen, und im Kommenden sehen wir Dich als Vollkommenen; der Vollkommene vom Vollkommenen, der sich uns gezeigt hat, unser Gott. Heute gar ist es gut zu feiern: der Chor der Heiligen ruft uns zur Versammlung und die Engel feiern zusammen mit den Menschen. Heute erscheint die Gnade des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube über denWassern. Heute erstrahlt die unzugängliche Sonne und die Welt ist vomLichte des Herrn erleuchtet. Heute beleuchtet der Mond mit ihr die Weltmit seinen Strahlen. Heute verschönern die leuchtenden Sterne mit derKlarheit ihres Glanzes den Erdkreis. Heute lassen die Wolken den Tauder Gerechtigkeit vom Himmel auf die Menschheit hernieder regnen.Heute lässt sich der Unerschaffene freiwillig die Hand Seines eigenen Geschöpfes auflegen. Heute kommt der Prophet und Vorläufervor denGebieter, zitternd steht er neben Ihm, und sieht Gott zu uns herabkommen. Heute sind die Fluten des Jordan verwandelt in Wasser der Heilung durch die Ankunft des Herrn. Heute ist die ganze Schöpfung von geheimnisvollen Wellen benetzt. Heute sind die Übertretungen der Menschen in den Wassern des Jordan getilgt. Heute öffnet sich den Menschendas Paradies und die Sonne der Gerechtigkeit glänzt über uns. Heute istdas bittere Wasser des Moses dem Volk in süßes verwandelt durch dieAnkunft des Herrn. Heute enden wir unsere alte Klage und als neues Israel sind wir errettet. Heute sind wir von der Finsternis befreit und erleuchtet vom Licht der göttlichen Erkenntnis. Heute sind die Nebel derWelt aufgelöst durch die Offenbarung unseres Gottes. Heutewird dieganze Schöpfung vom Himmel angestrahlt. Heute sind die Verwirrungen begradigt und die Ankunft des Herrn zeigt uns den Heilsweg. Heute feiern die Himmel mit der Unterwelt und die Unterwelt redet mit den Himmeln. Heute frohlocken alle über das heilige und freudige Fest der Orthodoxen. Heute eilt der Gebieter zur Taufe, um die Menschheit in den Himmel zu heben. Heute beugt sich, der sich nicht beugen kann, dem eigenen Knecht, um uns von der Knechtschaft zu befreien. Heutehabenwir das Himmelreich erworben, dieses Reich des Herrn aber hat kein Ende. Heute teilen sich Erde und Meer die Freude der Welt und die Weltist erfüllt von Freude. Die Wasser sahen Dich, o Gott, die Wasser sahen Dich und fürchteten sich. Der Jordan wandte sich ab, als er das Feuer der Gottheiterblickte:im Fleische herabgekommen, angekommen Er selbst. Der Jordan wandte sich ab, als er den Heiligen Geist sah, der in Gestalt einer Taube herab-kam und über Ihm schwebte. Der Jordan wandte sich ab, als er den Un-sichtbaren sichtbar sah, den Schöpfer Fleisch geworden, den Gebieter in der Gestalt eines Knechtes. Der Jordan wandte sich ab, und die Berge erbebten als sie Gott im Fleische sahen und die Wolken ertönten, sich verwundernd über den Gekommenen, der Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott ist, denn sie sahen heute das Fest des Herrn imJordan;sie sahen Ihn, der den Tod wegen seines Ungehorsams, die Dornen des Irrtums und die Ketten des Hades im Jordan versenkte und der Welt dieTaufe des Heils schenkte. Deshalb rufe auch ich, Dein sündiger und unwürdiger Knecht,der ich nun die Größe Deiner Wunder aufgezählt habe, betend in Ehrfurcht undzerknirscht Dir zu:
Du bist groß, o Herr, und wunderbar sind Deine Werke und kein Wortreicht aus, Deine Wunder zu besingen! (dreimal)
Du hast durch Dein Wollen das All vom Nichtsein ins Dasein gerufenund durch Deine Macht erhältst Du die Schöpfung und durch Deine Vorsehung lenkst Du die Welt. Du hast aus vier Elementen die Schöpfungzusammengefügt, aus vier Jahreszeiten den Kranz des Jahresgewunden.Vor Dir erbeben alle geistigen Mächte. Dich besingt die Sonne, Dichpreist der Mond, Dir dienen die Sterne, Dir gehorcht das Licht, vor Dirschaudern die Abgründe, Dir fügen sich die Quellen. Du spannst denHimmel aus wie ein Zelt; Du hast die Erde über den Wassern begründet;Du hast das Meer mit Sand umgeben; Du hast zum Atmen die Luft ausgeströmt. Die Mächte der Engel dienen Dir; die Chöre der Erzengel betenDich an; die vieläugigen Cherubim und die sechsflügligen Seraphim, dieDich umgeben und umfliegen, verhüllen sich aus Furcht vor Deiner un-zugänglichen Herrlichkeit. Du bist ja der unbeschreibbare Gott, Du bist ohne Anfang und unnennbar, bist in die Welt gekommen, hast die Gestalt eines Knechtes auf Dichgenommen und wurdest den Menschen gleich; denn Du hast es in Deinerbarmherzigen Liebe nicht ertragen, das Menschengeschlecht vom Teufel gequält zu sehen, sondern bist gekommen und hast uns erlöst.Wir preisen die Gnade, verkünden das Erbarmen, und verschweigen nicht die Wohltat; Du hast die Natur unseres Geschlechtes befreit; den Schoß derJungfrau durch Deine Geburt geheiligt; die ganze Schöpfungbesingt Dich, der Du Dich uns gezeigt hast. Du bist ja unser Gott, hastDich auf Erden gezeigt und mit den Menschen gelebt. Du hast die Wellendes Jordan geheiligt, da Du vom Himmel herabsandtest Deinen heiligen Geist,und hast die Schädel der Drachen, die sich dort eingenistet hatten, zermalmt.
Du selbst also, menschenliebender König, komm auch jetzt durch dieHerabkunft Deines Heiligen Geistes und heilige dieses Wasser! (dreimal)
Und gib ihm die Gnade der Erlösung und den Segen des Jordans. Machees zum Quell der Unvergänglichkeit, zur Gabe der Heiligung,zur Verge-bung der Sünden und zur Heilung der Krankheiten, zum Verderben derDämonen und mache es unerreichbar für die feindlichen Mächte, erfüllees mit der Kraft der Engel. So mögen alle, die davon schöpfen und daranteilhaben es besitzen zur Reinigung der Seelen und Leiber, zur Heilungder Leiden, zur Weihe der Häuser und möge es einem jeden nutzen. Du bist unser Gott, der durch das Wasser und den Geist unsere von derSünde verderbte Natur erneuert hat. Du bist unser Gott, der durch dasMeer und durch Moses das Geschlecht der Hebräer aus der Knechtschaftdes Pharaos befreit hat. Du bist unser Gott, der in der Wüste den Felsengespalten hat und ihm das Wasser entströmen ließ, dass die Bäche überliefen, und so den Durst Deines Volkes gestillt hat. Du bist unser Gott,der durch Wasser und Feuer, durch Elias, Israel vom Betrug des Baal be-freit hat.
Du selbst, Gebieter, heilige denn auch jetzt dieses Wasser durch Deinen Heiligen Geist!(dreimal)
Schenke allen, die davon empfangen, die damit segnen und daran teilha-ben Heiligung, Segnung, Reinigung und Gesundheit. Und rette, Herr,Deine Knechte und Mägde. Und bewahre sie unter Deinem SchutzinFrieden; gib ihnen alles zum Heil Erbetene und das ewige Leben. Gedenke, Herr, unseres Metropoliten Johannes und des ganzen Episkopats, des Diakonats in Christus und der ganzen heiligen Ordnung und des umstehenden Volks und unserer mit wohlklingenden Ausreden ferngebliebenenBrüder und Schwestern und erbarme Dich ihrer und unser nach Deinergroßen Barmherzigkeit. Damit durch die Elemente, durch die Engel, durch die Menschen, durchdie Sichtbaren und die Unsichtbaren Dein allheiliger Name gepriesenwerde samt dem Vater und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Die Große Wasserweihe
Tropar im 1. Ton: Als Du im Jordan wurdest getauft, Du unser Gott, ward offenbart die Anbetung der Dreieinheit; denn des Erzeugers Stimme hat gegeben das Zeugnis Dir, da sie Dich nannte den Sohn, den geliebten und der Geist inder Gestalt der Taube, er verkündete des Wortes Untrüglichkeit, der Duerschienen bist, Christus Gott und die Welt erleuchtet hast, Ehre sei Dir!
Kontak im 4. Ton: Erschienen bist Du heute dem Erdkreis und Dein Licht, o Herr,hat unsgesiegelt; in dieser Erkenntnis lobsingen wir: Du kamst und erschienst, o Du unzugängliches Licht!
Gott - Drei Personen in ein Wesen
Metropolit Kallistos (Ware) von Diokleia
zum 6. Januar
„Ich und der Vater sind eins“, sagte Christus (Joh 10,30).
Um das zu verstehen, wollen wir zunächst sehen, was die beiden ersten der sieben Ökumenischen Konzilien hierzu festgestellt haben, und zwar das Konzil von Nizäa (325) und das erste Konzil von Konstantinopel (381). Die zentrale und entscheidende Aussage ihres Glaubensbekenntnisses ist: Jesus Christus ist „wahrer Gott vom wahren Gott“, „eines Wesens“ (homoousios) mit dem Vater. Mit anderen Worten, Jesus ist dem Vater gleich: Er ist Gott in demselben Sinne, wie der Vater Gott ist, und doch sind sie nicht zwei Götter, sondern ein Gott. Die griechischen Väter des späten 4. Jahrhunderts entwickelten diese Lehre weiter und sagten dasselbe vom Heiligen Geist: Auch er ist wahrhaft Gott, „eines Wesens“ mit dem Vater und dem Sohn. Aber – obwohl Vater, Sohn und Heiliger Geist ein einziger Gott sind – ist jeder von ihnen von Ewigkeit her Person. Der dreieinige Gott wird daher als „drei Personen in einer Wesenheit“ verstanden. Der Ausdruck „Wesenheit“, „Substanz“ oder „Sein“ (ousia) bezeichnet die Einheit, und der Ausdruck „Person“ (hypostasis, prosopon) die Unterschiedenheit. Da der Glaubenssatz von der Heiligen Dreieinheit heilsnotwendig ist, wollen wir suchen zu verstehen, was damit ausgesagt wird.
Vater, Sohn und Heiliger Geist sind dem Wesen nach eins, sie bilden eine einzigartige Realität.
Drei Menschen, zum Beispiel, gehören zur gleichen Gattung „Mensch“; jedoch, sie mögen noch so eng zusammenwirken, es behält jeder seinen eigenen Willen und seine eigene Wirkenskraft und handelt aufgrund seiner eigenen besonderen Kraft und aus eigenem Antrieb. Kurz, sie bleiben drei Menschen und sind nicht ein Mensch. Bei den drei Personen der Dreieinheit ist es anders. Da ist Unterschiedenheit, doch niemals Trennung. Die Heiligen versichern gemäß der Schrift, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist nur einen Willen besitzen, nicht drei, und nur eine Energie, nicht drei. Keiner von ihnen handelt jemals gesondert, getrennt von den beiden anderen. Sie sind nicht drei Götter, sondern ein Gott.
Dennoch, obwohl die drei Personen niemals gesondert von einander handeln, ist in Gott wahre Verschiedenheit wie auch wesenhafte Einheit. Zwar erfahren wir das Wirken Gottes in unserem Leben als ein Zusammenwirken aller drei Personen, doch wir wissen, dass jeder auf verschiedene Weise in uns wirkt. Wir erfahren Gott als Dreiin-Einem und glauben, dass diese dreifache Unterschiedenheit in seinem äußeren Wirken die Dreieinheit Seines inneren Lebens widerspiegelt. Die Unterschiedenheit der drei Personen ist ewiges Wesensmerkmal Gottes; sie bezieht sich nicht nur auf sein Wirken in der Welt. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind nicht nur „Erscheinungsweisen“oder „Tendenzen“ der Gottheit, keine Masken, die Gott für eine Weile annimmt, solange er sich mit der Schöpfung befasst und die er dann ablegt; es sind vielmehr drei gleichewige Personen.
Jede für sich ist vollständig und vollkommen Gott; keine mehr und keine weniger als die anderen. Jede besitzt die ungeteilte volle Gottheit; und doch lebt und ist jede für sich diese eine Gottheit auf besondere und personhafte Weise. Gregor von Nyssa unterstreicht diese trinitarische Einheit in der Unterschiedenheit:
„Alles, was der Vater ist, sehen wir im Sohn offenbart; alles, was der Sohn hat, hat auch der Vater; denn der ganze Sohn wohnt dem Vater ein und besitzt den Vater innewohnend in sich ... Der Sohn, der immer sein Sein im Vater hat, kann niemals von ihm getrennt sein, so wenig der Geist jemals vom Sohn getrennt sein kann, welcher alle Dinge durch ihn bewirkt. Wer den Vater empfängt, empfängt zugleich den Sohn und den Geist. Es ist unmöglich, sich eine Weise der Trennung oder der Sonderung zwischen ihnen vorzustellen: Der Sohn lässt sich nicht getrennt vom Vater denken noch der Geist getrennt vom Sohn. Zwischen allen Dreien besteht ein Teilhaben und Unterschiedensein, das über alle Worte und alles Verstehen ist. Die Unterschiedenheit zwischen den Personen beeinträchtigt nicht das Einssein ihres Wesens, auch führt das teilhabende Einssein der Wesenheit zu keiner Vermischung zwischen den unterschiedenen Eigenheiten der Personen. Verwundert euch nicht, wenn wir von der Gottheit als einig und zugleich unterschieden sprechen. Indem wir gewissermaßen Rätsel gebrauchen, betrachten wir eine fremdartige und widersprüchliche Geschiedenheit-in-Einheit und Einheit-in-Geschiedenheit.“
„Rätsel gebrauchend ...“ Der heilige Gregor bemüht sich sehr, zu betonen, dass die Lehre von der Dreieinheit „widersprüchlich“ und „über Worte und Verstehen“ ist. Sie wurde von Gott offenbart, nicht aber von unserem eigenen Verstand bewiesen. Wir können mit menschlicher Rede auf sie hindeuten, doch völlig erklären können wir sie nicht. Die Kräfte unseres Verstandes sind eine Gottesgabe, und wir müssen vollen Gebrauch von ihnen machen, doch sollten wir ihre Grenzen erkennen. Die Dreieinigkeit ist kein philosophisches Theorem, sondern der lebendige Gott, den wir anbeten. Darum kommt man bei der Betrachtung der Dreieinigkeit an einen Punkt, wo an die Stelle von Beweisführung und Zergliederung wortloses Beten treten muss. „Still schweige alles sterbliche Fleisch und stehe mit Furcht und Zittern“ heißt es in der Basiliusliturgie am Karsamstag.
Der Vortag zum Hochfest der Theophanie unseres HERRN und GOTTES und ERLÖSERS JESUS CHRISTUS
Diakon Thomas Zmija
An Epiphanie, Erscheinung, oder Theophanie, Gotteserscheinung, feiern die Christen seit Beginn des 4. Jahrhunderts das Heilsmysterium des Erscheinens des göttlichen Logos im Fleisch. Dieses Fest der Kirche ist von dem Glaubensgeheimnis getragen, dass unser Erlöser und Herr JESUS CHRISTUS wahrer Gott und Mensch ist und dass ER der HERR der Zeiten und der Ewigkeit und der EINZIGE KÖNIG des gesamten belebten und unbelebten Universums ist.
Bis in 5. Jahrhundert gedachte die frühe Kirche an diesem Festtag nicht nur der Geburt des Erlösers, sondern vereinigte alle Heilsereignisse, die als das Offenbarung Seiner Göttlichkeit aufzeigen zu einer einzigen Festfeier. Dazu gehörten die Anbetung durch die drei Magier, das Weinwunder von Kana und - in der Kirche in Nordafrika - auch die Brotvermehrung in der Wüste. Als sich in der Mitte des 4. Jahrhunderts das Fest der Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesu Christi (25. Dezember) vom römischen Patriarchat aus in der gesamten orthodoxen Welt verbreitete und auch der christliche Orient dieses Datum übernahm, wurde das Festgedächtnis am 6. Januar auf das Gedenken an die Taufe Christi konzentriert.
Im Mittelpunkt der betenden Betrachtung des Geschehens der Taufe Christi steht die Offenbarung der Gottessohnschaft Jesu Christi durch die Stimme des Vaters und die Herabkunft des Heiligen Geistes, so dass mit der Feier der Taufe Christi zugleich auch das Offenbarwerden des Mysteriums der Allheiligen Dreieinheit gefeiert wurde.
Das Fest der Theophanie heißt bei den orthodoxen Völkern auch das "Fest der Erleuchtung", das heißt, der Erleuchtung durch die Taufgnade, oder auch das "Fest der Lichter", da in der frühen Kirche die Taufbewerber (Katechumenen) außer zu Ostern auch an diesem Tag getauft wurden. Die Katechumenen zogen nach ihrer Erleuchtung durch den Empfang der heiligen Taufe dem HERRN mit brennenden Kerzen in den Händen vom Baptisterium aus zur Feier der Göttlichen Liturgie in der Kirche entgegen.
Da Christus durch Sein Eintauchen in die Wasser des Jordan das Element des Wassers von seiner zerstörenden Macht befreit und mit Seinem Segen geheiligt hat, werden am Fest der Theophanie während des Vollzugs des Mysterions (Sakramentes) der Großen Wasserweihe auch die Wasser, der Flüsse, Seen und des Meeres gesegnet.
Gleich nach dem Fest der Beschneidung und der Namensgebung Christi am 01. Januar, dem Festabschluss des Christi-Geburts-Festes, bereitet sich die Orthodoxe Kirche auf die Feier der Theophanie vor. Vom 02. bis zum 04. Januar erklingt jeden Abend zum Abschluss der Vesper die Aufforderung an die Stämme Sebulon und Naphtali, denen „im Galiläa der Heiden ein großes Licht“ aufgehen soll (vgl.: Matthäus 4: 14 f.), und an den Jordan und die Ureltern, sich für des Erlösers Ankunft zu bereiten:
"Bereite dich Sebulon und schmücke dich Naphtali! Jordan-Fluss, bleib stehen, um tanzend zu empfangen den Herrn, der kommt, sich taufen zu lassen! Freue dich, Adam, mit der Urmutter! Verbergt euch nicht wie einst im Paradies! Denn er, der euch nackt sah, erschien, um euch zu bekleiden mit dem ursprünglichen Gewand. Christus ist erschienen; die ganze Schöpfung will er erneuern!"
Am Abend des 05. Januar beginnt mit dem Vespergottesdienst die Paramonie, eine Abfolge von Gottesdiensten, bei denen die Gläubigen die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen in der Kirche verweilen, um sich beim Gesang der Psalmen und Hymnen und beim Hören der Lesungen auf das Fest vorzubereiten.
Zum Abschluss der Vesper wird auf ein alttestamentliches Vorab-Bild hingewiesen, welches die Bedeutung der Taufe Christi für das Leben der Gläubigen veranschaulicht:
"Es wandte sich einst zurück der Jordan-Fluss. als Elisäus (in den Himmel) aufgenommen wurde, durch den Mantel des Elias; die Wasser wurden gespalten nach beiden Seiten, und ihm ward zum trocknen Weg der feuchte Grund – wahrhaft ein Vorab-Bild der Taufe, durch welche wir den fließenden Weg des Lebens durchschreiten. Christus ist erschienen, um im Jordan die Wasser zu heiligen."
Es schließt sich der Morgengottesdienst (Utrenija) des 05. Januar an mit dem Kanon und ihren bedeutungsreichen, hymnischen Liedern. Ein kurzer Hymnus zum Schluss spannt einen heilsgeschichtlichen Bogen von der Geburt Christi über das Fest der Epiphanie bis hin zur Taufe der Gläubigen:
"Aus der Jungfrau bist du aufgeleuchtet leibhaftig in Bethlehem; nun eilst du zum Jordan, um den Schmutz der Erdgeborenen abzuwaschen; und zum Licht führst du jene, die im Dunkeln leben, durch die göttliche Taufe."
Wie bei der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Christi folgen nun das Große oder Kaiserliche Stundengebet. Es wird so genannt, weil in byzantinischer Zeit der rhomäischer Kaiser in der Hagia Sophia in Konstantinopel an diesem Gottesdienst teilnahm. Mit ihren Psalmen und Lesungen wollen sie die orthodoxen Gläubigen zum Christus dem König des Alls führen, um für uns den geistlichen Sinn und die theologische Bedeutung des Festes der Theophanie erschließen.
Ursprünglich waren die Gottesdienste dieses Stundengebetes auf den ganzen Tag verteilt, während sie heute in drei zusammenfassende Gottesdienstblöcke aufgeteilt sind: die Kaiserlichen Stunden, die Vesper mit der ersten Festliturgie (Basiliusliturgie) und die aus Großer Komplet und Morgengottesdienst bestehende Nachtwache.
1. Stunde:
Der Prophet Isaias kündet das messianische Fest an; Gott wird die Finsternis von den Heiden nehmen (Jesaja 25: 1-10).
Der heilige Apostel Paulus predigt, dass Christus nach dem Auftreten des Johannes die an die Väter ergangenen Verheißungen erfüllt hat (Apostelgeschichte 13:25-32).
Im Matthäus-Evangelium kündet der Täufer Johannes den an, der „in Heiligem Geist und in Feuer taufen“ wird (Matthäus 3: 1-11).
3. Stunde:
Der Prophet Isaias fordert die Menschen auf, sich zu waschen und zu reinigen, Gutes zu tun und nach Gerechtigkeit zu trachten (Jesaja 1: 16-20).
Der heilige Apostel Paulus begegnet in Ephesus Jüngern des Täufers Johannes, denen er, da sie nur die "Taufe" des Johannes empfangen haben, nun, da sie durch seine Predigt an Christus glauben, die heilige Taufe spendet (Apostelgeschichte 19,1-8).
Im Evangelium bekennt der Täufer Johannes: „Ich habe euch mit Wasser getauft; Christus aber wird euch mit Heiligem Geist taufen“ (Markus 1: 1-8).
6. Stunde:
Der Prophet Isaias verheißt: „Ihr werdet mit Frohlocken Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils“ (Jesaja 12: 3-6).
Der heilige Apostel Paulus erklärt, dass „wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, auf seinen Tod getauft sind“ (Römer 6: 3-11).
Im Evangelium verkündet die Stimme Gott-Vaters aus den Himmeln bei der Taufe Jesu Christi: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ (Markus 1: 9-11).
9. Stunde:
Gott verheißt durch den Propheten Isaias: „denen, die im Finstern sitzen: ‚Kommt ans Licht!’ (Jesaja 49: 8-15).
Im Brief an seinen Schüler Titus jubelt der heilige Apostel Paulus, dass „die Gnade Gottes zum Heil für alle Menschen erschienen ist“ (Titus 2: 11-14.3: 4- 7).
Im Evangelium weist der Täufer Johannes auf DEN hin, der mit „Heiligem Geist und Feuer tauft“ (Lukas 3: 1-18).
Mit der Großen Vesper, die mit der Feier der Basilius-Liturgie verbunden ist, beginnen die zentralen Gottesdienste des Festes.
Das Mysterion der Großen Wasserweihe an Theophanie
Sie wird vollzogen am Vortag des eigentlichen Festes oder am Festtag selbst nach der Göttlichen Liturgie. Bei dieser Feier handelt es sich um einen in die früheste Zeit der liturgischen Entwicklung zurückreichenden Brauch.
Die Gläubigen mit den Diakonen und Priestern, die brennende Kerzen halten, ziehen, begleitet von Ikonenträgern, in einer Prozession zum Ort der Segnung. Sie wird vollzogen am Taufbecken in der Kirche und auch draußen an Quellen, Flüssen oder am Meer.
Fällt der Vortag des Festes auf einen Samstag oder Sonntag, so ist es üblich, die Wasserweihe an die festtägliche Vesper anzuhängen, und zwar nach dem Ausruf des Priesters zur Ektenie „Lasst uns unser Abendgebet zum Herrn vollenden“; in anderen Fall, also am Ende der Liturgie, beginnt die Weihe nach dem ‚Gebet hinter dem Ambo’. Die Glocken beginnen zu läuten und es formiert sich die Prozession, wobei das Kreuz und Fahnen vorangehen. Der Priester trägt das Kreuz und das Evangelienbuch, der Diakon Weihrauch. An der Stelle der Wasserweihe angekommen, wird das Evangelium und das Kreuz auf ein vorbereitetes Pult gelegt. Während der Prozession singt der Chor:
8. Ton, von Sophronios, Patriarch von Jerusalem:
Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern, kommt und empfangt alle den Geist der Weisheit, den Geist des Verstandes, den Geist der Gottesfurcht von Christus, der sich offenbart hat. (zweimal)
Heute wird der Wasser Natur geheiligt; und es teilt sich der Jordan und hält an den Strom seiner eigenen Fluten, als der Gebieter sich wäscht im Gewässer.
Als Mensch bist zum Fluss Du gekommen, Christus König, eilig, die Taufe eines Knechtes zu empfangen, o Gütiger, aus den Händen des Vorläufers, um unserer Sünden willen, Menschenliebender.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, auch jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Im gleichen Ton:
Zur Stimme des Rufenden in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Kamst Du, Herr, der Du angenommen hast eines Knechts Gestalt und erbatest die Taufe, der Du nicht kanntest die Sünde. Es sahen dich die Wasser und erschraken, der Vorläufer bebte und rief: Wie soll der Leuchter das Licht erleuchten? Wie soll der Knecht seine Hand auflegen dem Gebieter? Heilige mich und die Wasser, Erretter, der Du hinwegnimmst die Sünde der Welt.
Nach diesem Gebet werden die drei Lesungen der Wasserweihe gelesen. Nach den Lesungen der Propheten, liest der Priester still das Gebet: Herr Jesus Christus, einziggeborener Sohn ...
Lesung aus dem Buch des Propheten Isaias (Jesaja 35: 1-10)
So spricht der Herr: Die Wüste und das trockene Land sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen. Sie soll prächtig blühen wie eine Lilie, jubeln soll sie, jubeln und jauchzen. Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr geschenkt, die Pracht des Karmel und der Ebene Scharon. Man wird die Herrlichkeit des Herrn sehen, die Pracht unseres Gottes. Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, hier ist euer Gott! Die Rache Gottes wird kommen und seine Vergeltung; er selbst wird kommen und euch erretten. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet, auch die Ohren der Tauben sind wieder offen. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. In der Wüste brechen Quellen hervor, und Bäche fließen in der Steppe. Der glühende Sand wird zum Teich und das durstige Land zu sprudelnden Quellen. An dem Ort, wo jetzt die Schakale sich lagern, gibt es dann Gras, Schilfrohr und Binsen. Eine Straße wird es dort geben; man nennt sie den Heiligen Weg. Kein Unreiner darf ihn betreten. Er gehört dem, der auf ihm geht. Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre. Es wird keinen Löwen dort geben, kein Raubtier betritt diesen Weg, keines von ihnen ist hier zu finden. Dort gehen nur die Erlösten. Die vom Herrn Befreiten kehren zurück und kommen voll Jubel nach Zion. Ewige Freude ruht auf ihren Häuptern. Wonne und Freude stellen sich ein, Kummer und Seufzen entfliehen.
Lesung aus dem Buch des Propheten Isaias (Jesaja 55: 1-13)
So spricht der Herr: Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide, und esst, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezahlung! Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? Hört auf mich, dann bekommt ihr das Beste zu essen und könnt euch laben an fetten Speisen. Neigt euer Ohr mir zu, und kommt zu mir, hört, dann werdet ihr leben. Ich will einen ewigen Bund mit euch schließen gemäß der beständigen Huld, die ich David erwies. Seht her: Ich habe ihn zum Zeugen für die Völker gemacht, zum Fürsten und Gebieter der Nationen. Völker, die du nicht kennst, wirst du rufen; Völker, die dich nicht kennen, eilen zu dir, um des Herrn, deines Gottes, des Heiligen Israels willen, weil er dich herrlich gemacht hat. Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, ruft ihn an, solange er nahe ist. Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, der Frevler seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege - Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken. Denn wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und sie zum Keimen und Sprossen bringt, wie er dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt: Es kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe. Voll Freude werdet ihr fortziehen, wohlbehalten kehrt ihr zurück. Berge und Hügel brechen bei eurem Anblick in Jubel aus, alle Bäume auf dem Feld klatschen Beifall. Statt Dornen wachsen Zypressen, statt Brennnesseln Myrten. Das geschieht zum Ruhm des Herrn als ein ewiges Zeichen, das niemals getilgt wird.
Lesung aus dem Buch des Propheten Isaias (Jesaja 12: 3-6)
So spricht der Herr: Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils. An jenem Tag werdet ihr sagen: Dankt dem Herrn! Ruft seinen Namen an! Macht seine Taten unter den Völkern bekannt, verkündet: Sein Name ist groß und erhaben! Preist den Herrn; denn herrliche Taten hat er vollbracht; auf der ganzen Erde soll man es wissen. Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner von Zion; denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels.
Prokimenon im 3. Ton.
Der Herr ist mein Licht und mein Heil.
Stich.: Der Herr ist die Kraft meines Lebens.
Apostellesung
Lesung aus dem ersten Brief des heiligen Apostels Paulus an die Korinther! (1. Korinther 10: 1-4)
Brüder, ihr sollt wissen, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren, alle durch das Meer zogen und alle auf Mose getauft wurden in der Wolke und im Meer. Alle aßen auch die gleiche gottgeschenkte Speise, und alle tranken den gleichen gottgeschenkten Trank; denn sie tranken aus dem lebensspendenden Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Fels war Christus. Alliluia, alliluia, alliluia. 4. Ton Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern. Stich.: Der Gott der Herrlichkeit donnert über den Wassern. Lesung des Evangeliums. Lesung aus dem heiligen Evangelium nach Markus [Mk 1,9-11] In jener Zeit kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.
Nun betet der Diakon die Friedensektenie
In Frieden lasset zum Herrn uns beten! nach jeder Fürbitte: Herr, erbarme Dich!
Für den Frieden von oben und das Heil unserer Seelen lasset zum Herrn uns beten!
Für den Frieden der ganzen Welt, die rechte Standhaftigkeit der heiligen Kirchen Gottes und die Einigung aller lasset zum Herrn uns beten!
Für dieses heilige Haus und für alle, die es mit Glauben, Andacht und Gottesfurcht betreten, lasset zum Herrn uns beten!
Für unseren Erzbischof Johannes, die ehrwürdige Priesterschaft, das Diakonat in Christus, für den ganzen Klerus und das Volk lasset zum Herrn uns beten!
Für unser christusliebendes, frommes Volk, für die uns Regierenden, für die uns beschirmen und beschützen lasset zum Herrn uns beten!
Für alle Mitkämpfer und Untergebenen, alle Feinde und Gegner lasset zum Herrn uns beten!
Für diese Stadt, für jede Stadt, jedes Land und für die im Glauben darin Lebenden lasset zum Herrn uns beten! Für gedeihliche Witterung, reiche Ernte und friedliche Zeiten lasset zum Herrn uns beten!
Für die Reisenden zu Wasser, zu Lande und in der Luft, für die Kranken und Notleidenden, für die Gefangenen und um ihr Heil lasset zum Herrn uns beten!
Dass geheiligt werde dieses Wasser durch die Herabkunft und die Kraft und das Wirken des Heiligen Geistes lasset zum Herrn uns beten!
Dass herabkomme auf dieses Wasser das reinigende Wirken der Dreieinheit, die über allem Sein ist, lasset zum Herrn uns beten!
Dass herabgesendet werde auf dieses Wasser die Gnade der Erlösung und der Segen des Jordans lasset zum Herrn uns beten!
Dass wir erleuchtet werden mit dem Lichte der Erkenntnis und der Gottesfurcht durch die Herabkunft des heiligen Geistes lasset zum Herrn uns beten!
Dass dieses Wasser zur Quelle der Unvergänglichkeit werde, zur Gabe der Heiligung, zur Vergebung der Sünden, zur Heilung der Seele und des Leibes und zu aller Nutzen lasset zum Herrn uns beten!
Dass es werde zu einem Wasser, aus dem ewiges Leben hervorquillt lasset zum Herrn uns beten!
Dass es sich erweise als Abwehr gegen jede Nachstellung sichtbarer und unsichtbarer Feinde lasset zum Herrn uns beten!
Für die, die davon trinken und es zur Weihe des Hauses gebrauchen lasset zum Herrn uns beten!
Dass es zur Reinigung der Seelen und Leiber werde für alle die gläubig davon trinken und kosten, lasset zum Herrn uns beten!
Dass wir würdig werden Heiligung zu erlangen, wenn wir von diesem Wasser kosten durch die unsichtbare Offenbarung des Heiligen Geistes, lasset zum Herrn uns beten!
Dass Gott der Herr die Stimme des Flehens von uns Sündern erhöre und sich unser erbarme, lasset zum Herrn uns beten!
Dass wir befreit werden von allem Kummer, Zorn, Bedrängnis und Not, lasset zum Herrn uns beten!
Hilf, rette, erbarme Dich und beschütze uns, Gott, durch Deine Gnade.
Eingedenk unserer allheiligen, makellosen, hochgelobten und ruhmreichen Herrin, der Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria mit allen Heiligen, lasst uns uns selbst und einander und unser ganzes Leben Christus, unserem Gott, anvertrauen!
Das folgende Gebet („Einleitung zum Gebet der Heiligen Gotteserscheinungen“ von Patriarch Germanos) wird vom Priester still gelesen, während der Diakon die Friedensektenie betet.
Herr Jesus Christus, einziggeborener Sohn, der Du im Schoße des Vaters ruhst, wahrer Gott, Quelle des Lebens und der Unsterblichkeit, Licht vom Licht, der Du in die Welt gekommen bist, sie zu erleuchten, erhelle unser Sinnen durch Deinen Heiligen Geist, und nimm uns an, die wir Dir Verherrlichung und Dank darbringen für Deine seit Ewigkeit wunderbaren und großen Werke und für das in unserer Zeit vollbrachte rettende Heilswerk. Dafür hast Du angetan unseren schwachen und armseligen Leib und bist zum Stande der Knechte herabgestiegen, der Du doch der König aller bist, und wolltest von der Hand eines Knechtes im Jordan getauft werden, damit der Wasser Natur geheiligt werde, o Sündeloser; durch das Wasser und den Geist hast Du uns den Weg gebahnt zur Wiedergeburt und uns in die erste Freiheit wieder eingesetzt. Die wir nun das Andenken an dieses göttliche Mysterium feiern, bitten Dich, menschenliebender Gebieter, besprenge uns, Deine unwürdigen Knechte, gemäß Deiner göttlichen Verheißung, mit dem reinen Wasser, der Gabe Deiner Huld, auf dass die von uns Sündern über diesem Wasser ausgesprochene Bitte Deiner Güte wohlgefällig sei und durch Deinen Segen das ganze gläubige Volk Gnade erhalte zur Ehre Deines heiligen und verehrten Namens. Denn Dir gebührt aller Ruhm, alle Ehre und Anbetung, samt Deinem anfanglosen Vater und Deinem allheiligen, gütigen und lebenschaffenden Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Gebet des Sophronios, Patriarchen von Jerusalem
Dreieinheit über allem Sein, über aller Güte, über aller Göttlichkeit, unendliche Macht, die Du alles siehst, unsichtbar, unfassbar; Schöpfer der geistigen Wesen und der vernunftbegabten Kreaturen, Güte ist Deine Natur; unzugängliches Licht, das allen Menschen leuchtet, die in die Welt kommen; erleuchte auch mich, Deinen unwürdigen Knecht; erleuchte die Augen meiner Erkenntnis, damit ich es wage Deine unermessliche Güte und Macht zu besingen. Dir wohlgefällig sei meine Bitte für das hier stehende Volk, damit der Heilige Geist durch meine Verfehlungen nicht gehindert wird, mir hier zu Hilfe zu kommen; gewähre mir, Du über aller Güte, auch jetzt Dich ohne Schuld anzurufen und zu sprechen:
Wir verherrlichen Dich, menschenliebender Gebieter, Allherrscher, König vor aller Zeit. Wir verherrlichen Dich, den Schöpfer und Erschaffer aller Dinge. Wir verherrlichen Dich, einziggeborener Sohn Gottes, ohne Vater von der Mutter geboren und ohne Mutter vom Vater gezeugt; wir haben Dich im nun vergangenen Fest als Kind gesehen, und im kommenden sehen wir Dich als Vollkommenen; der Vollkommene vom Vollkommenen, der sich uns gezeigt hat, unser Gott.
Heute gar ist es gut zu feiern: der Chor der Heiligen ruft uns zur Versammlung und die Engel feiern zusammen mit den Menschen. Heute erscheint die Gnade des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube über den Wassern. Heute erstrahlt die unzugängliche Sonne und die Welt ist vom Lichte des Herrn erleuchtet. Heute beleuchtet der Mond mit ihr die Welt mit seinen Strahlen. Heute verschönern die leuchtenden Sterne mit der Klarheit ihres Glanzes den Erdkreis. Heute lassen die Wolken den Tau der Gerechtigkeit vom Himmel auf die Menschheit hernieder regnen. Heute lässt sich der Unerschaffene freiwillig die Hand Seines eigenen Geschöpfes auflegen. Heute kommt der Prophet und Vorläufer vor den Gebieter, zitternd steht er neben Ihm, und sieht Gott zu uns herabkommen. Heute sind die Fluten des Jordan verwandelt in Wasser der Heilung durch die Ankunft des Herrn. Heute ist die ganze Schöpfung von geheimnisvollen Wellen benetzt. Heute sind die Übertretungen der Menschen in den Wassern des Jordan getilgt. Heute öffnet sich den Menschen das Paradies und die Sonne der Gerechtigkeit glänzt über uns. Heute ist das bittere Wasser des Moses dem Volk in süßes verwandelt durch die Ankunft des Herrn. Heute enden wir unsere alte Klage und als neues Israel sind wir errettet. Heute sind wir von der Finsternis befreit und erleuchtet vom Licht der göttlichen Erkenntnis. Heute sind die Nebel der Welt aufgelöst durch die Offenbarung unseres Gottes. Heute wird die ganze Schöpfung vom Himmel angestrahlt. Heute sind die Verwirrungen begradigt und die Ankunft des Herrn zeigt uns den Heilsweg. Heute feiern die Himmel mit der Unterwelt und die Unterwelt redet mit den Himmeln. Heute frohlocken alle über das heilige und freudige Fest der Orthodoxen. Heute eilt der Gebieter zur Taufe, um die Menschheit in den Himmel zu heben. Heute beugt sich, der sich nicht beugen kann, dem eigenen Knecht, um uns von der Knechtschaft zu befreien. Heute haben wir das Himmelreich erworben, dieses Reich des Herrn aber hat kein Ende. Heute teilen sich Erde und Meer die Freude der Welt und die Welt ist erfüllt von Freude. Die Wasser sahen Dich, o Gott, die Wasser sahen Dich und fürchteten sich.
Der Jordan wandte sich ab, als er das Feuer der Gottheit erblickte: im Fleische herabgekommen, angekommen Er selbst. Der Jordan wandte sich ab, als er den Heiligen Geist sah, der in Gestalt einer Taube herabkam und über Ihm schwebte. Der Jordan wandte sich ab, als er den Unsichtbaren sichtbar sah, den Schöpfer Fleisch - geworden, den Gebieter in der Gestalt eines Knechtes. Der Jordan wandte sich ab, und die Berge erbebten als sie Gott im Fleische sahen und die Wolken ertönten, sich verwundernd über den Gekommenen, der Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott ist, denn sie sahen heute das Fest des Herrn im Jordan; sie sahen Ihn, der den Tod wegen seines Ungehorsams, die Dornen des Irrtums und die Ketten des Hades im Jordan versenkte und der Welt die Taufe des Heils schenkte.
Deshalb rufe auch ich, Dein sündiger und unwürdiger Knecht, der ich nun die Größe Deiner Wunder aufgezählt habe, betend in Ehrfurcht und zerknirscht Dir zu:
Du bist groß, o Herr, und wunderbar sind Deine Werke und kein Wort reicht aus, Deine Wunder zu besingen! dreimal
Du hast durch Dein Wollen das All vom Nichtsein ins Dasein gerufen und durch Deine Macht erhältst Du die Schöpfung und durch Deine Vorsehung lenkst Du die Welt. Du hast aus vier Elementen die Schöpfung zusammengefügt, aus vier Jahreszeiten den Kranz des Jahres gewunden. Vor Dir erbeben alle geistigen Mächte. Dich besingt die Sonne, Dich preist der Mond, Dir dienen die Sterne, Dir gehorcht das Licht, vor Dir schaudern die Abgründe, Dir fügen sich die Quellen. Du spannst den Himmel aus wie ein Zelt; Du hast die Erde über den Wassern begründet; Du hast das Meer mit Sand umgeben; Du hast zum Atmen die Luft ausgeströmt. Die Mächte der Engel dienen Dir; die Chöre der Erzengel beten Dich an; die vieläugigen Cherubim und die sechsflügligen Seraphim, die Dich umgeben und umfliegen, verhüllen sich aus Furcht vor Deiner unzugänglichen Herrlichkeit.
Du bist ja der unbeschreibbare Gott, Du bist ohne Anfang und unnennbar, bist in die Welt gekommen, hast die Gestalt eines Knechtes auf Dich genommen und wurdest den Menschen gleich; denn Du hast es in Deiner barmherzigen Liebe nicht ertragen, das Menschengeschlecht vom Teufel gequält zu sehen, sondern bist gekommen und hast uns erlöst. Wir preisen die Gnade, verkünden das Erbarmen, und verschweigen nicht die Wohltat; Du hast die Natur unseres Geschlechtes befreit; den Schoß der Jungfrau durch Deine Geburt geheiligt; die ganze Schöpfung besingt Dich, der Du Dich uns gezeigt hast. Du bist ja unser Gott, hast Dich auf Erden gezeigt und mit den Menschen gelebt. Du hast die Wellen des Jordan geheiligt, da Du vom Himmel herabsandtest Deinen Heiligen Geist, und hast die Schädel der Drachen, die sich dort eingenistet hatten, zermalmt.
Du selbst also, menschenliebender König, komm auch jetzt durch die Herabkunft Deines Heiligen Geistes und heilige dieses Wasser! dreimal
Und gib ihm die Gnade der Erlösung und den Segen des Jordans. Mache es zum Quell der Unvergänglichkeit, zur Gabe der Heiligung, zur Vergebung der Sünden und zur Heilung der Krankheiten, zum Verderben der Dämonen und mache es unerreichbar für die feindlichen Mächte, erfülle es mit der Kraft der Engel. So mögen alle, die davon schöpfen und daran teilhaben es besitzen zur Reinigung der Seelen und Leiber, zur Heilung der Leiden, zur Weihe der Häuser und möge es einem jeden nutzen.
Du bist unser Gott, der durch das Wasser und den Geist unsere von der Sünde verderbte Natur erneuert hat. Du bist unser Gott, der durch das Meer und durch Moses das Geschlecht der Hebräer aus der Knechtschaft des Pharaos befreit hat. Du bist unser Gott, der in der Wüste den Felsen gespalten hat und ihm das Wasser entströmen ließ, dass die Bäche überliefen, und so den Durst Deines Volkes gestillt hat. Du bist unser Gott, der durch Wasser und Feuer, durch Elias, Israel vom Betrug des Baal befreit hat.
Du selbst, Gebieter, heilige denn auch jetzt dieses Wasser durch Deinen Heiligen Geist! dreimal
Zum Zeichen, dass Christus bei seiner Taufe das Wasser des Jordan vom Bösen gereinigt und mit göttlicher Kraft geheiligt hat und dass Er im Todesleiden in das Grab untertauchte und aus ihm auferstand, wird das Segenskreuz dreimal in das Wasser gesenkt, mit ihm im Wasser das Zeichen des Kreuzes gemacht und emporgehoben.
Schenke allen, die davon empfangen, die damit segnen und daran teilhaben Heiligung, Segnung, Reinigung und Gesundheit. Und rette, Herr, Deine Knechte und Mägde. dreimal
Und bewahre sie unter Deinem Schutz in Frieden; gib ihnen alles zum Heil Erbetene und das ewige Leben. Gedenke, Herr, unseres Erzbischofs Johannes, und des ganzen Episkopats, des Diakonats in Christus und der ganzen heiligen Ordnung und des umstehenden Volks und unserer mit wohlklingenden Ausreden ferngebliebenen Brüder und Schwestern und erbarme Dich ihrer und unser nach Deiner großen Barmherzigkeit.
Damit durch die Elemente, durch die Engel, durch die Menschen, durch die Sichtbaren und die Unsichtbaren Dein allheiliger Name gepriesen werde samt dem Vater und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Friede allen!
Und auch Deinem Geiste.
Neigen wir unser Haupt dem Herren!
Dir, o Herr!
Stillgebet des Priesters
Neige, Herr, Dein Ohr und erhöre uns, der du Dich herabgelassen hast im Jordan getauft zu werden und die Wasser geheiligt hast; segne uns alle, die wir durch die Beugung unseres Nackens den Stand des Knechtes zeigen. Und mache uns würdig, dass wir mit Deiner Heiligung erfüllt werden, wenn wir an diesem Wasser Anteil haben; es sei uns, o Herr, zur Gesundheit der Seele und des Leibes.
Laut: Denn Du bist unsere Heiligung und Dir senden wir Lobpreis, Dank und Anbetung empor, samt Deinem anfanglosen Vater und Deinem allheiligen und gütigen und lebenschaffenden Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Während der Priester die Gläubigen mit dem Geheiligten Wasser segnet und sie von ihm schöpfen, es trinken und es nach Hause tragen, wird mehrmals das Troparion gesungen:
Troparion 1. Ton
Als Du im Jordan wurdest getauft, Du unser Gott, ward offenbart die Anbetung der Dreieinheit; denn des Erzeugers Stimme hat gegeben das Zeugnis Dir, da sie Dich nannte den Sohn, den geliebten und der Geist in der Gestalt der Taube, er verkündete des Wortes Untrüglichkeit, der Du erschienen bist, Christus Gott und die Welt erleuchtet hast, Ehre sei Dir! dreimal
Kontakion. 4. Ton
Erschienen bist Du heute dem Erdkreis und Dein Licht, o Herr, hat uns gesiegelt; in dieser Erkenntnis lobsingen wir: Du kamst und erschienst, o unzugängliches Licht!
Idiomelon. 6. Ton
Lasst uns besingen, ihr Gläubigen, die Größe des Heilswerks Gottes für uns. Denn wegen unsrer Verfehlungen Mensch geworden, wirkt Er unsere Reinigung im Jordan. Er, der allein Reine und Makellose, heiligt mich und die Wasser und zermalmt im Wasser die Häupter der Drachen. Lasst uns also trinken von diesem Wasser mit Freuden, Brüder, denn denen, die gläubig davon trinken, wird die Gnade des Geistes unsichtbar gegeben von Christus, Gott, dem Retter unserer Seelen.
Der Segen des Herrn und Sein Erbarmen komme auf euch durch Seine göttliche Gnade und Menschenliebe allezeit, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Ehre sei Dir, Christus, Gott, unsere Hoffnung, Ehre sei Dir.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, auch jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Herr, erbarme Dich! dreimal
Vater segne!
Der sich zu unserem Heil von Johannes im Jordan hat taufen lassen, Christus unser wahrer Gott .......
Die Große Wasserweihe
und die Segnung der ganzen Schöpfung
Diakon Thomas Zmija
Die Gemeinde versammelt sich am Ende der Liturgiefeier im Kirchenschiff. Mit Prozessionsfahnen, Ikonen, dem Segenskreuz und dem Evangelienbuch zieht die Gemeinde in einer festlichen Prozession an einem Fluss, See oder das Ufer des Meeres. Dabei singt der Chort das Fest-Troparion der Theophanie.
Der Priester legt das Kreuz und das Evangelienbuch auf ein Analogion, danach werden Kerzen an die Gläubigen verteilt und angezündet. Der Priester segnet mit dem Weihrauch die Festtags-Ikone, die übrigen Ikonen, die Kirchenfahnen und das Prozessionskreuz und danach auch alle Gläubigen, während der Chor bereits die Troparien der Großen Wasserweihe anstimmt. Dann taucht der Bischof bzw. der Priester das Kreuz drei Mal in das Gewässer, wobei normalerweise nochmals das Gebet der Großen Wasserweihe gesprochen wird (zumindest in Teilen). So werden am Fest der Theophanie die Wasser in den Flüssen, Seen oder dem Meer geheiligt und durch wird wiederum die gesamte Schöpfung gesegnet.
In Russland tauchen danach viele Gläubige, oft sogar schon die kleinen Kinder, danach nacheinander in das "Wasser des Jordan" ein, um die Vergebung ihrer Sünden zu erlangen. In Griechenland und den anderen Balkanländern wirft der Bischof oder der Priester das Kreuz ins Meer, worauf es dann von den Jugendlichen wieder herausgeholt werden muss. Derjenige, welcher es findet, gilt als besonders gesegnet und besucht dann die verschiedenen Haushalte der Gemeinde und hält dort kleine Geschenke.
Lasst uns singen ihr Menschen
dem aus der Jungfrau Geborenen
und nun im Jordanfluss Getauften
und also lasst uns zu Ihm rufen:
Du König jeglicher Schöpfung, verleih’ uns,
dass wir unverurteilt reinen Gewissens
und treuergeben Deine Heilige Auferstehung von den Toten
am dritten Tage erlangen.
Gott ist uns erschienen
S. E. Metropolit Michael Staikos von Austria
Wien 2000
Epiphanie ist Theophanie, das heißt: Gotteserscheinung, und die Kirche erlebt sie, diesmal bei der Taufe Jesu im Jordan. Ein neues Kalenderjahr beginnt mit einer Gotteserscheinung am Jordan und endet mit einer Gotteserscheinung in Bethlehem. Weihnachten zeigt: „Am Anfang war“ (Johannes 1: 1) die göttliche Entäußerung. Ephiphanie offenbart die Kraft und die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Heilige Dreieinigkeit als die „überseiende, übergöttliche, allmächtige, unsichtbare, unfassbare, unbegreifliche“ Offenbarung verklärt bei der Taufe im Jordan die bescheidene Flamme der Geburt in Bethlehem zu verblendendem Licht für die Welt und die Schöpfung.
Bei der Taufe ist die Dreieinigkeit in ihrer Fülle erschienen. Die Herabkunft des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube drückt die Richtung der Beziehung des Vaters zu seinem Sohn aus, worin die Kirchenväter eine Analogie zur Sintflut und zur Taube mit dem Ölzweig im Schnabel sehen, ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Der Heilige Geist hat aus den Gewässern der Sintflut das Leben erweckt. Derselbe Heilige Geist schwebt heute über die Gewässer des Jordan, und neues Leben entsteht.
Die epikletische Haltung Johannes des Täufers weist auf die Tatsache hin, daß die Gnade Gottes und nicht er die Taufe vollzieht. Taufe – das Wort stammt von tauchen – deutet auf Tod und Auferstehung, der alte Mensch stirbt, und ein neuer entsteht. „Alle, die ihr in Christus getauft seid, habt Christus angelegt“ (Galater 3: 27). Jordan ist ein Grab, ein flüssiges Grab; durch Jesus aber, der aus dem Wasser emporsteigt, wird das Wasser des Todes zum Wasser des Lebens. Wer aus dem Wasser kommt, lebt, und wer unter dem Wasser bleibt, stirbt. Christus steigt aus dem Reich des Todes heraus, und der Hades bleibt Gefangener seines Reiches. Alles verklärt sich, auch die Materie.
Zum Fest der Taufe Jesu findet in jeder Orthodoxen Kirche die Große Wasserweihe statt. Das gewöhnliche Leitungswasser wird zum Weihwasser. Es wird in Ehrfurcht getrunken, und damit erfährt nicht nur der Mensch Segnung und Weihe, sondern die gesamte Schöpfung; denn alles, was es auf Erden gibt, die Städte und die Wälder, die Wohnstätten und die Arbeitsstätten, die Meere und die Flüsse, die Menschen und die Tiere, alles wird mit diesem Wasser des Lebens gesegnet und geweiht. Durch die Gotteserscheinung zur Verklärung ist alles eingeladen, sind alle eingeladen:
„Du erscheinst heute dem Erdkreis und bezeichnest uns mit dem Lichte Deines Angesichtes, o Herr, uns, die wir Dir lobsingen in der Erkenntnis: Du kommst, Du erscheinst, unnahbares Licht.“
Gebet des des heiligen Sophronius, des Patriarchen von Jerusalem
aus der Großen Wasserweihe
Dreieinheit über allem Sein, über aller Güte, über aller Göttlichkeit, unendliche Macht, die Du alles siehst, unsichtbar, unfassbar; Schöpfer der geistigen Wesen und der vernunftbegabten Kreaturen, Güte ist Deine Natur; unzugängliches Licht, das allen Menschen leuchtet, die in die Welt kommen; erleuchte auch mich, Deinen unwürdigen Knecht; erleuchte die Augen meiner Erkenntnis, damit ich es wage Deine unermessliche Güte und Macht zu besingen. Dir wohlgefällig sei meine Bitte für das hier stehende Volk, damit der Heilige Geist durch meine Verfehlungen nicht gehindert wird, mir hier zu Hilfe zu kommen; gewähre mir, Du über aller Güte, auch jetzt Dich ohne Schuld anzurufen und zu sprechen: Wir verherrlichen Dich, menschenliebender Gebieter, Allherrscher, König vor aller Zeit. Wir verherrlichen Dich, den Schöpfer und Erschaffer aller Dinge. Wir verherrlichen Dich, einziggeborener Sohn Gottes, ohne Vater von der Mutter geboren und ohne Mutter vom Vater gezeugt; wir haben Dich im nun vergangenen Fest als Kind gesehen, und im kommenden sehen wir Dich als Vollkommenen; der Vollkommene vom Vollkommenen, der sich uns gezeigt hat, unser Gott.
Heute gar ist es gut zu feiern: der Chor der Heiligen ruft uns zur Versammlung und die Engel feiern zusammen mit den Menschen. Heute erscheint die Gnade des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube über den Wassern. Heute erstrahlt die unzugängliche Sonne und die Welt ist vom Lichte des Herrn erleuchtet. Heute beleuchtet der Mond mit ihr die Welt mit seinen Strahlen. Heute verschönern die leuchtenden Sterne mit der Klarheit ihres Glanzes den Erdkreis. Heute lassen die Wolken den Tau der Gerechtigkeit vom Himmel auf die Menschheit hernieder regnen. Heute lässt sich der Unerschaffene freiwillig die Hand Seines eigenen Geschöpfes auflegen. Heute kommt der Prophet und Vorläufer vor den Gebieter, zitternd steht er neben Ihm, und sieht Gott zu uns herabkommen. Heute sind die Fluten des Jordan verwandelt in Wasser der Heilung durch die Ankunft des Herrn. Heute ist die ganze Schöpfung von geheimnisvollen Wellen benetzt. Heute sind die Übertretungen der Menschen in den Wassern des Jordan getilgt. Heute öffnet sich den Menschen das Paradies und die Sonne der Gerechtigkeit glänzt über uns. Heute ist das bittere Wasser des Moses dem Volk in süßes verwandelt durch die Ankunft des Herrn. Heute enden wir unsere alte Klage und als neues Israel sind wir errettet. Heute sind wir von der Finsternis befreit und erleuchtet vom Licht der göttlichen Erkenntnis. Heute sind die Nebel der Welt aufgelöst durch die Offenbarung unseres Gottes. Heute wird die ganze Schöpfung vom Himmel angestrahlt. Heute sind die Verwirrungen begradigt und die Ankunft des Herrn zeigt uns den Heilsweg. Heute feiern die Himmel mit der Unterwelt und die Unterwelt redet mit den Himmeln. Heute frohlocken alle über das heilige und freudige Fest der Orthodoxen. Heute eilt der Gebieter zur Taufe, um die Menschheit in den Himmel zu heben. Heute beugt sich, der sich nicht beugen kann, dem eigenen Knecht, um uns von der Knechtschaft zu befreien. Heute haben wir das Himmelreich erworben, dieses Reich des Herrn aber hat kein Ende. Heute teilen sich Erde und Meer die Freude der Welt und die Welt ist erfüllt von Freude.
Die Wasser sahen Dich, o Gott, die Wasser sahen Dich und fürchteten sich. Der Jordan wandte sich ab, als er das Feuer der Gottheit erblickte: im Fleische herabgekommen, angekommen Er selbst. Der Jordan wandte sich ab, als er den Heiligen Geist sah, der in Gestalt einer Taube herabkam und über Ihm schwebte. Der Jordan wandte sich ab, als er den Unsichtbaren sichtbar sah, den Schöpfer Fleisch geworden, den Gebieter in der Gestalt eines Knechtes. Der Jordan wandte sich ab, und die Berge erbebten als sie Gott im Fleische sahen und die Wolken ertönten, sich verwundernd über den Gekommenen, der Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott ist, denn sie sahen heute das Fest des Herrn im Jordan; sie sahen Ihn, der den Tod wegen seines Ungehorsams, die Dornen des Irrtums und die Ketten des Hades im Jordan versenkte und der Welt die Taufe des Heils schenkte.
Deshalb rufe auch ich, Dein sündiger und unwürdiger Knecht, der ich nun die Größe Deiner Wunder aufgezählt habe, betend in Ehrfurcht und zerknirscht Dir zu:
Du bist groß, o Herr, und wunderbar sind Deine Werke und kein Wort reicht aus, Deine Wunder zu besingen! (dreimal)
Du hast durch Dein Wollen das All vom Nichtsein ins Dasein gerufen und durch Deine Macht erhältst Du die Schöpfung und durch Deine Vorsehung lenkst Du die Welt. Du hast aus vier Elementen die Schöpfung zusammengefügt, aus vier Jahreszeiten den Kranz des Jahres gewunden. Vor Dir erbeben alle geistigen Mächte. Dich besingt die Sonne, Dich preist der Mond, Dir dienen die Sterne, Dir gehorcht das Licht, vor Dir schaudern die Abgründe, Dir fügen sich die Quellen. Du spannst den Himmel aus wie ein Zelt; Du hast die Erde über den Wassern begründet; Du hast das Meer mit Sand umgeben; Du hast zum Atmen die Luft ausgeströmt. Die Mächte der Engel dienen Dir; die Chöre der Erzengel beten Dich an; die vieläugigen Cherubim und die sechsflügligen Seraphim, die Dich umgeben und umfliegen, verhüllen sich aus Furcht vor Deiner unzugänglichen Herrlichkeit.
Du bist ja der unbeschreibbare Gott, Du bist ohne Anfang und unnennbar, bist in die Welt gekommen, hast die Gestalt eines Knechtes auf Dich genommen und wurdest den Menschen gleich; denn Du hast es in Deiner barmherzigen Liebe nicht ertragen, das Menschengeschlecht vom Teufel gequält zu sehen, sondern bist gekommen und hast uns erlöst. Wir preisen die Gnade, verkünden das Erbarmen, und verschweigen nicht die Wohltat; Du hast die Natur unseres Geschlechtes befreit; den Schoß der Jungfrau durch Deine Geburt geheiligt; die ganze Schöpfung besingt Dich, der Du Dich uns gezeigt hast. Du bist ja unser Gott, hast Dich auf Erden gezeigt und mit den Menschen gelebt. Du hast die Wellen des Jordan geheiligt, da Du vom Himmel herabsandtest Deinen heiligen Geist, und hast die Schädel der Drachen, die sich dort eingenistet hatten, zermalmt.
Du selbst also, menschenliebender König, komm auch jetzt durch die Herabkunft Deines Heiligen Geistes und heilige dieses Wasser! (dreimal)
Und gib ihm die Gnade der Erlösung und den Segen des Jordans. Mache es zum Quell der Unvergänglichkeit, zur Gabe der Heiligung, zur Vergebung der Sünden und zur Heilung der Krankheiten, zum Verderben der Dämonen und mache es unerreichbar für die feindlichen Mächte, erfülle es mit der Kraft der Engel. So mögen alle, die davon schöpfen und daran teilhaben es besitzen zur Reinigung der Seelen und Leiber, zur Heilung der Leiden, zur Weihe der Häuser und möge es einem jeden nutzen.
Du bist unser Gott, der durch das Wasser und den Geist unsere von der Sünde verderbte Natur erneuert hat. Du bist unser Gott, der durch das Meer und durch Moses das Geschlecht der Hebräer aus der Knechtschaft des Pharaos befreit hat. Du bist unser Gott, der in der Wüste den Felsen gespalten hat und ihm das Wasser entströmen ließ, dass die Bäche überliefen, und so den Durst Deines Volkes gestillt hat. Du bist unser Gott, der durch Wasser und Feuer, durch Elias, Israel vom Betrug des Baal befreit hat.
Du selbst, Gebieter, heilige denn auch jetzt dieses Wasser durch Deinen Heiligen Geist! (dreimal)
Schenke allen, die davon empfangen, die damit segnen und daran teilhaben Heiligung, Segnung, Reinigung und Gesundheit. Und rette, Herr, Deine Knechte und Mägde. (dreimal)
Und bewahre sie unter Deinem Schutz in Frieden; gib ihnen alles zum Heil Erbetene und das ewige Leben. Gedenke, Herr, unseres Erzbischofs Johannes, und des ganzen Episkopats, des Diakonats in Christus und der ganzen heiligen Ordnung und des umstehenden Volks und unserer mit wohlklingenden Ausreden ferngebliebenen Brüder und Schwestern und erbarme Dich ihrer und unser nach Deiner großen Barmherzigkeit.
Damit durch die Elemente, durch die Engel, durch die Menschen, durch die Sichtbaren und die Unsichtbaren Dein allheiliger Name gepriesen werde samt dem Vater und dem Heiligen Geist, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Die Große Wasserweihe am Fest der Theophanie
Diakon Thomas Zmija
Am Tag der Erscheinung des Herrn findet nach der Feier der Göttlichen Liturgie die Große Wasserweihe statt. Die Große Wasserweihe gehört in der orthodoxen Kirche zu den Sakramenten. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Siebenzahl nur jene Sakramente umfasst, die orthodoxe und katholische Christen in Übereinstimmung als solche ansehen. In den Schriften der heiligen Vätern werden aber auch weitere heilige Handlungen, die die Kirche zum Heil der Gläubigen vollzieht, zu den Sakramenten gerechnet. Zu den Sakramenten - die in der orthodoxen Tradition "Mysteria" von griechisch "Mysterion“ (μυστήριον) oder slavisch "Tainstvo“ (таинство) genannt werden, gehören ebenfalls die Heiligung des Wassers bei der Große Wasserweihe, die Weihe der heiligen Ikonen, die Weihe einer Kirche, die Mönchsweihe, die Kaiserkrönung und das Begräbnis.
Bei der Feier des Mysterions der Großen Wasserweihe wir das Wasser durch das Herabkommen des Heiligen Geistes auf dieses Wasser geheiligt. Diese Heiligung des Wassers wird ebenfalls vor jeder heiligen Taufe vollzogen, damit das Taufwasser geheiligt werde zum lebendigen Wasser des Lebens (vgl.: Johannes 4:10) und zum Bad der Wiedergeburt (vgl.: Titus 3:5). Durch das Herabkommen des Heiligen Geistes auf das Wasser in der großen Wasserweihe erwirbt das so geheiligte Wasser die göttliche Kraft zur Heilung und Läuterung von Seele und Leib. Das in solcher Weise geheiligte Wasser ist dann Träger der Kraft der Erlösung, der Gnade Jesu Christi, des Segens des Jordans. Es ist ein Quell der Unsterblichkeit, eine Gabe der Heiligung, zur Vergebung der Sünden, zur Heilung von Krankheit, zur Vernichtung der Dämonen. (vgl.: Das Gebet der Großen Wasserweihe des hl. Patriarchen Sophronius).
Nachdem die Gläubigen in der Kirche mit diesem Wasser besprengt worden sind, trinken sie (nüchtern) davon und nehmen es in
Flaschen auch mit in ihre Häuser und Wohnungen, um dort ihr Heim, Gärten, Felder aber auch die Gegenstände des täglichen Gebrauchs zu besprengen und so zu Segnen. In den Tagen nach Theohanie
besuchen auch die Priester die Häuser und Wohnungen der orthodoxen Christen, um dann diese Segnung dort zu vollziehen.
Das Wasser der Theophanie bleibt jahrelang unversehrt und kann jederzeit verwendet werden, da es ein Sakrament zur Vollendung der Erneuerung und Heiligung der gesamten Schöpfung ist. In den orthodoxen Ländern ist es üblich, nach der Großen Wasserweihe in den Kirchen auch an die Flüsse, Seen oder das Meer zu gehen und auch dort die Große Wasserweihe zu vollziehen.
In Russland werden dafür oft kreuzförmige Löcher in das Eis geschnitten damit die Gläubigen dort in die Fluten des Jordan eintauchen können,zur Vergebung ihrer Sünden. Denn das Offenbarwerden des lebendigen Gottes in der Menschwerdung Seines Eingeborenen Sohnes Jesus Christus macht das ganze Leben der orthodoxen Christen zu einer ununterbrochenen Theophanie, zu einer Offenbarung von Gottes Herrlichkeit.
In Bezug auf das besonders geheiligte Wasser der Großen Wasserweihe macht die kirchliche Tradition insofern aber eine Einschränkung, als dieses während des restlichen Jahres nur in besonderen Fällen (Krankheit oder Bedrängnis) getrunken wird, und das immer nüchtern. Zur Besprengung und zum Trinken als täglichen Segen verwendet man indiesen Zeiten nicht das Wasser der Theophanie, sondern das jeweils am Monatsanfang oder zu den Heiligenfesten geweihte "kleine Weihwasser".
Wisst ihr nicht, dass alle, die wir in Christus getauft sind, die sind in Seinen Tod getauft? So sind wir nun mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Laben wandeln (Römer 6: 3-34).
Betrachtung der Festikone von Theophanie
Diakon Thomas Zmija
Ehe wir uns der Betrachtung der Ikone der Theophanie Christi, Seiner Taufe in den Fluten des Jordanflusses zuwenden wollen, möchte ich etwas generelles über die heiligen Ikonen sagen, denn heute missverstehen auch viele orthodoxe Christen die heiligen Ikonen als bildlich-didaktische Erläuterungen einer Bibelstelle oder aber im Sinne eines westlichen Heiligenbildes. Aber die orthodoxe Ikone hat eine weitaus tiefere Bedeutung.
In der orthodoxen Kirche versinnbildlichen die heiligen Ikonen immer das Dogma, das heißt die heilige und unwndelbare Glaubenslehre der Orthodoxen Kirche. Jede orthodoxe Ikone ist also nicht einfach ein mehr oder weniger schönes künstlerisches Bild; sie ist auch nicht einfach die Darstellung einer Episode aus der Heiligen Schrift, sondern sie ist vielmehr untrennbarer Teil der Erfahrung jener geistlich-sakramentalen Wirklichkeit, die unsere heilige Orthodoxe Kirche beständig in ihren Gottesdiensten, vor allem der Feier der Göttlichen Liturgie vollzieht.
Jede orthodoxe Ikone ist also eine bildhafte Erfahrung der liturgischen Praxis und Abbild der von den orthodoxen Christen geglaubten Glaubenswahrheit. Deshalb werden die heiligen Ikonen vor allem als ein geeignetes Mittel verstanden, Gott zu erkennen und mit Ihm in Gemeinschaft zu treten und durch die gnadenhafte Vergöttlichung (Theosis) am Ende vereinigt zu werden. Wie das Kirchengebäude den gesamten erlösten Kosmos, also die himmlische und die irdische Kirche im Raum abbildet, das bilden die heiligen Ikonen wiederum im Geschehen der Heilsgeschichte ab. Jede Ikone zeigt uns jeweils einen bestimmten Aspekt der durch das Kommen Christi angebrochenen Gnadenzeit. Damit hat jede Ikone drei Aufgaben oder besser gesagt geistliche Aspekte:
· Sie ist Widerspiegelung des in Raum und Zeit stattgefundenen geschichtlichen Geschehens der Heilsgeschichte.
· Sie ist Abglanz und Widerspiegelung der menschlich anschaubar gewordenen göttlichen Herrlichkeit in unserem Herrn Jesus Christus.
· Sie ist vorausblickende geistliche Schau auf das durch das Kommen unseres Herrn Jesus Christus im Fleische bereits in der Kirche angebrochenen messianischen Himmelreiches.
Das Wort der Heiligen Schrift und die dogmatisch gebundene Abbildung auf der heiligen Ikone bilden in den Gottesdiensten unserer Orthodoxen Kirche - vor allem in der Feier der göttlichen Liturgie und der übrigen Mysteria (Sakramente) eine geistlich-ganzheitliche Einheit.
Wie das hören auf das Gotteswort unseren Hörsinn heiligt, so heiligt die Ikone unseren Sehsinn, weil Christus und die Heiligen in der orthodoxen Kirche nicht nur vernommen und philosophisch bedacht, sondern vielmehr auch gesehen und dadurch geistlich ganzheitlich erfahren werden. Das Heil in Christus ist nach orthodoxem Verständnis nicht einfach ein intellektuelles „Für-wahr-halten“, sondern ein als „den Weg, die Wahrheit und das Leben“ Erfahren.
Aus diesem Grunde ist auch das kleinste ikonographische Detail bei der Betrachtung der heiligen Ikonen von größter Wichtigkeit. In Bezug auf die Theophanie-Ikone bedeutet dies auch zugleich ein mit geistlichen Augen verstehendes Sehen der Großen Wasserweihe, die wir an diesem Festtag vollziehen.
Die zentrale Figur auf der Ikone der Theophanie ist unser Herr Jesus Christus, wie Er inmitten der Fluten des Jordan steht. Der Herr ist in die Wasserfluten wie in eine Höhle hinabsteigen, was durch die beiden Felsformationen des linken und rechten Flussufers ikonographisch abgebildet wird. Auch hier wird ikonographisch der ikonographische Bogen von der Geburt in der Geburtsgrotte über die Taufe im Jordan hin zur lichten Auferstehung geschlagen. In einer Höhle wurde unser Herr und Erlöser Jesus Christus seiner menschlichen Natur nach geboren. In einer Grabeshöhle wurde er am Karfreitag beigesetzt. Im Tode stieg Er in das Reich des Todes hinab, um dort den Herrscher über Tod und Unterwelt zu überwinden und mit dem Stammvater Adam und der Stammmutter Eva, das gesamte Menschengeschlecht, mit sich nach oben zum ewigen Leben zu führen in Seiner glorreichen Auferstehung zu führen.
Die Taufe ist das heilige Sakrament, in dem der Täufling durch das dreimalige Untertauchen im Wasser im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes mit Christus sakramental begraben (beim dreimaligen Untertauchen des Täuflings) und sakramental Ihm auferweckt (beim dreimaligen Erhobenwerden aus dem Taufwasser) wird. Der Täufling wird dadurch zum Gläubigen, der für das fleischliche (sündige) Leben stirbt und für das heilige Leben im Heiligen Geistes wiedergeboren wird. Durch den Empfang der heiligen Taufe werden wir mit Christi menschlicher Natur überkleidet, weshalb wir beim Umschreiten des Taufbrunnens singen: „Alle die ihr auf Christus seid getauft, ihr habt Christus angezogen - Alleluja.“ Und vorher, als der Getaufte sein Taufkreuz und das weiße Taufkleid empfangen hat: „Reiche mir das Lichtgewand, der Du Dich umkleidest mit Licht wie mit einem Gewand, erbarmungsvoller Christus, unser Gott!” Das hellweiße Taufkleid symbolisiert das neue Gewand unserer Seele, das von Gott im Sakrament der Taufe geschenkt wurde. Durch dem Empfang der heiligen Taufe haben wir das alte Gewand des Zwangs zur Sündhaftigkeit wie auch unsere bisherige Sündenlast abgelegt, zu der der Gläubige nun nicht wieder zurückkehren soll, sondern sich auf den Weg zum Erwerb der Heiligkeit aufmachen soll. Aus dem Taufbecken stieg ein neuer Mensch, ausgestattet mit dem Charisma der göttlichen Gnade. Aber dieses Charisma, die sündlose Natur Christi, wird uns nicht wie eine Zwangsjacke übergestülpt, sondern sie will von uns durch die freiwillige Annahme des Glaubenslebens in lebenslanger Beständigkeit erworben werden. Wie in allen Sakramenten besucht uns die göttliche Gnade nur dann, wenn wir ihrem Wirken an uns aus freiem Willen zustimmen. Christus ist unser Erlöser, der uns liebt, und uns deshalb zu keinem Fortschritt in geistlichen Leben zwingt. Es liegt an uns, ob wir das Angebot des göttlichen Heils und der verwandelnden göttlichen Liebe annehmen oder verwerfen wollen.
Auf der Theophanie- Ikone sehen wir deshalb Christus hinabgestiegen in die dunklen Fluten des Jordan, um damit ebenfalls den Fürsten der Finsternis, den Herrscher dieser gefallenen Welt, zu entmachten. Sowohl der Satan als der Hades, der Herrscher über das Reich des Todes, wie auch der Jordanfluss werden auf orthodoxen Ikonen oft personifiziert dargestellt.
Diese bedrohlichen Naturkräfte hat Christus bei Seiner Taufe entmachtet. So verweisen uns die liturgischen Texte am Fest der Theophanie immer wieder auf den Psalm 73, wo es heißt: „Mit Deiner Macht hast Du das Meer zerspalten, in den Wassern die Häupter der Drachen zermalmt. Leviathans Häupter hast Du zerschmettert.“ Auch die Ikonen zeigen zuweilen Dämonen als Drachen oder schlangenartige Wesen im Wasser, die Christus zertritt. Hin und wieder steht Christus auf zwei kreuzförmig aufeinandergelegten Türen. Sie symbolisieren die Pforten der Unterwelt, die durch Christi glorreiche Auferstehung zerbrochen wurden. Denn mit der Menschwerdung des Gottessohnes und Seinem Offenbarwerden bei Seiner Taufe im Jordan ist bereits Sein Hinabstieg in den Hades, Sein Sieg über Tod und Unterwelt vorgezeichnet.
Mit dem Jordanfluss sind eine ganze Reihe heilsgeschichtlich wichtiger Ereignisse verbunden, die in den alttestamentlichen Lesungen der Vesper für uns vorgelesen werden, damit sie uns geistlich präsent werden.
In Psalm 113 heißt es in Bezug auf Josua´s Zug mit der Bundeslade durch den Jordan: „Das Meer sah es und floh, der Jordan wandte den Lauf zurück“. Diese Prophezeiung aus dem Josua-Buch im Alten Testament hat sich in der Taufe Christi, zu dessen Füßen auf manchen Ikonen neben dem halbnackten Jordan, der sich umwendet, auch die Personifikation des Meeres in Gestalt einer Frau zu sehen ist, die auf einem Fisch davon reitet, erfüllt.
In den Auslegungen der heiligen Väter stellt diese Erzählung von der Jordandurchquerung durch den heiligen Propheten Josua ein Sinnbild des Mysterions der heiligen Taufe dar.
Auf der Fest-Ikone stehen die Wasser des Flussses gleich einer Mauer und erinnern uns deshalb ikonographisch an den Durchzug des Gottesvolkes Israel durch das Rote Meer, was ebenfalls ein weiteres alttestamentliche Vorabbild der heiligen Taufe ist.
Mitten in den Fluten erscheint Christus nackt und mit gebeugtem Haupt. Dies beides ist ein Zeichen Seiner Demut und Seiner unermesslichen Selbstentäußerung (griechisch: Kenosis = κένωσις (vgl. Phil. 2: 7)), die in der Fleischwerdung des Gottessohnes an Weihnachten seinen Anbeginn genommen hat.
Gerade durch Seine alles übersteigende Demut erringt Christus den Sieg über das Böse. Er wir uns damit zum Vor- und Leitbild auf dem Wege zu unserer eigenen Erleuchtung.
Auf den Ikonen ist unser Herr Jesus Christus nackt zu sehen, wie sich auch die Täuflinge beim Empfang der heiligen Taufe ganz entkleidet sind. Nackt war Christus ebenso bei Seiner Geburt, und nackt wird Er gekreuzigt werden. Zu diesem Ziel, seinem Ausgang (vgl. Lukas 9: 31), schreitet unser Erretter nun voran. Er eilt zum Jordanfluss, um uns unser Heil zu wirken. Dies wird in der schreitenden Darstellung Christi im Jordan dargestellt.
Dadurch dass wir in der heiligen Taufe Christus sakramental empfangen haben, mit ihm überkleidet worden sind, wie wir an diesem Tage anstelle der Trishagion in der Feier der Göttlichen Liturgie singen, gehen wir durch Christus und mit Ihm in unserer eigenen Taufe den Heilweg vom Tod zum Leben, vom Irdischen zum Himmlischen.
Deshalb kann die Kluft zwischen den beiden Ufern des Jordan auch als ikonographische Abbildung des vor dem Kommen unüberbrückbaren Abgrund zwischen Gott und Mensch gedeutet werden. Erst Christus überschreitet diesen durch den Sündenfall entstandenen Abgrund. Er überbrückt ihn mit Seiner göttlichen Liebe und Barmherzigkeit und führt die Göttliche und menschliche Natur wieder in Symphonie zusammen.
Der alte Adam erkannte seine Nacktheit erst nach seiner Sünde (vgl. Genesis 3: 7-11). Christus hingegen, der ohne Sünde ist, offenbart Sich als der neue Adam. Indem Er Seinen Leib entkleidend, bekleidet Er die Nacktheit Adams mit dessen ursprünglichen Würde und erneuert die menschliche Natur durch die gnadenhafte Teilhabe (Theosis) am göttlichen Leben.
Der heilige Vorläufer und Prophet Johannes trägt ein Kleid aus Kamelhaaren (Matthäus 3: 4) und darüber den Prophetenmantel als Zeichen seiner prophetischen Würde. Mit seiner Rechten tauft er Christus und mit seiner Linken weist er auf Christus: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt!“ (Johannes 1: 29).
Wie beim Empfang der heiligen Taufe die Diakone, so dienen auf der rechten Seite der Ikone auch die heiligen Engel. Ihre Hände sind mit Tüchern verhüllt dargestellt. Die ist ein kirchlicher Verehrungsgestus.
Am Jordanfluss vollziehen die heiligen Engel unsichtbar den heiligen Dienst zusammen mit dem heiligen Johannes dem Vorläufer. Und als sie dann Zeugen des mystischen Geschehens werden, erschrecken sie in Furcht und Freude. Sie verneigen sich vor Christus, der auch in Seiner Tauf- und Todeserniedrigung ihr Gott und Herr ist.
Christus blickt auf der Theophanie-Ikone meist nach oben, also dorthin, woher die Stimme des Vaters aus den Himmeln ertönt. Gott Vater, von Dem die Stimme ausgeht, den aber keiner je gesehen hat, darf nach dem Gebot des Alten Testaments (Exodus 20: 4) nicht dargestellt werden. Ein Kreis als Symbol der Ewigkeit, oder der Teil eines Kreises deutet die himmlische Sphäre an.
Der seit dem Sündenfall Adams verschlossene Himmel ist nun wieder geöffnet. Manchmal symbolisiert eine aus dem Kreis herausgestreckte Hand die Stimme des Vaters, die die Göttlichkeit des in die Erniedrigung des Menschseins herabgestiegenen Sohnes verkündet.
Von dieser göttlichen Sphäre, dem Urquell des Lichts, geht ein Strahl zu Christus, ähnlich dem Lichtstrahl, der sich auf der Weihnachtsikone aus den Himmeln zum Christuskind in der Krippe erstreckt. Der Stern von Bethlehem bildet auf den Weihnachts- Ikonen die Mitte dieses Strahls. Auf den Theophanie- Ikonen ist, entsprechend, dem Bericht des Heiligen Evangeliums, in der Mitte des Strahls eine Gestalt wie die einer Taube dargestellt. Sie steht für den Heiligen Geist, die der heilige Johannes der Täufer aus den Himmeln auf Christus herabsteigen sah.
Bei der Taufe Christi treten Gott Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist gemeinsam in Erscheinung – die Offenbarwerdung des menschgewordenen Gottesssohnes ist zugleich eine Erscheinung (Theophanie) der Allheiligen Göttlichen Dreieinheit.
Als Hinweis auf das dreisonnige Licht der trinitarischen Gottheit endet der Strahl über dem Haupt Christi in drei Spitzen.
Christus Jesus ist ganz durchlässig für den Heilswillen des Vaters. ER gibt den göttlichen Strahl gleichsam weiter an die Wasserfluten und damit an die ganze geschaffene Natur. Mit Seiner Rechten segnet ER den Jordan und nimmt ihm damit aus dem Machtbereich des Bösen heraus.
Wie Christus in die Wasser des Jordan getreten ist und dort die Häupter der Drachen (= des Teufels und seiner Dämonen) zertreten hat, so heiligt die heilige Kirche an diesem Tag das Element des Wassers durch die Große Wasserweihe. Durch die Sakramente vollzieht die orthodoxe Kirche das heilshandeln Christi, bis er einst wiederkommen wird in Herrlichkeit. Dabei wird das göttliche Heilshandeln Christi im sakramentalen Handeln der Kirche zum Heil der Gläubigen vergegenwärtigend vollzogen. Christus, der ganz und gar Reine, der menschgewordene Gott, heiligt die Wasser, damit sie auch uns zum Quell der Reinheit werden - in unserer Taufe und bei der Kommunion am geschöpften heiligen Wasser der Theophanie.
So wird das geheiligte Wasser des Jordan auch für die orthodoxen Gläubigen zu einem Quell des neuen Lebens. Das im sakramentalen Handeln der orthodoxen Kirche gegenwärtige Heilshandeln Christi wiederum hat Auswirkungen auf die gesamte Schöpfung. Aus der kargen Felsenlandschaft auf den Ikonen entsprießt deshalb neues Grün. So erfüllt sich die Prophezeiung des Isaias (35: 1): „Die Wüste und das trockene Land werden frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.“
Der frische Spross wird zuweilen auch als das Reis aus der Wurzel Jesse gedeutet (Jesaja 11: 1.10) oder als Zeichen des Paradieses, das dem Menschen wieder offen steht, da die Schuld Adams mit der heiligen Taufe abgewaschen ist, oder als Hinweis auf den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (Genesis 2) zu dem uns Christus, der neue Adam, Zugang gewährt hat denn Sein heiliges und lebenspendendes Kreuz ist der wahre Baum des Lebens.
Betrachtungen zur Fest- Ikone von Theophanie
Die zentrale Figur auf der Ikone des Theophaniefestes ist Jesus Christus, der in die Fluten des Jordan wie in eine Höhle hinabsteigt, die durch die Felsformation angedeutet wird. Auch hier wird ikonographisch der Bogen zur Geburt über die Taufe zur lichten Auferstehung gespannt. In einer Höhle war Jesus Christus seiner menschlichen Natur nach geboren. In einer Grabeshöhle wurde er am Karfreitag beigesetzt. Im Tode stieg ER hinab in den Hades, um dort den Herrscher über Tod und Unterwelt zu überwinden und Adam, den Menschen, mit sich nach oben zum Leben zu führen in Seiner glorrreichen Auferstehung.
Auf der Theophanie- Ikone sehen wir Christus hinabgestiegen in die dunklen Fluten des Jordan, um damit ebenfalls um den Fürsten der Finsternis, den Herrscher dieser gefallenen Welt, zu entmachten. Sowohl der Hades wie auch der Jordan werden auf Ikonen oft personifiziert dargestellt. Wasser ist ein Sinnbild des Lebens und der Reinigung, hat jedoch in großen Mengen mit seiner unbezähmbaren Gewalt etwas Zerstörerisches. So ist es nicht verwunderlich, dass in volkstümlichen Anschauung die Wasserfluten als Wohnstätte von Dämonen betrachtet wurde, was sich bis in unsere Märchen mit lebensbedrohlichen Wassermännern und Nixen ausdrückt.
Diese bedrohlichen Naturkräfte hat Christus bei Seiner Taufe entmachtet. So verweisen uns die liturgischen Texte des Theophaniefestes immer wieder auf den Psalm 73, wo es heißt: „Mit Deiner Macht hast Du das Meer zerspalten, in den Wassern die Häupter der Drachen zermalmt. Leviathans Häupter hast Du zerschmettert.“ Auch die Ikonen zeigen zuweilen Dämonen als drachen- oder schlangenartige Wesen im Wasser, die Christus zertritt. Mit Christi Menschwerdung und seinem Offenbarwerden durch die Taufe im Jordan ist bereits Sein Hinabstieg in den Hades, Sein Sieg über Tod und Unterwelt vorgezeichnet.
Mit dem Fluß Jordan sind eine ganze Reihe heilsgeschichtlich wichtiger Ereignisse verbunden, die in den alttestamentlichen Lesungen der Vesper für uns präsent werden, so der Zug Josuas durch den Jordan, Elijas Fahrt zum Himmel oder Naamans Bad im Jordan. In Psalm 113 heißt es in Bezug auf Josuas Zug mit der Bundeslade durch den Jordan: „Das Meer sah es und floh, der Jordan wandte den Lauf zurück“. Diese Prophetzeihung aus dem Buch des heiligen Propheten Josua hat sich in der Taufe Christi, zu dessen Füßen auf manchen Ikonen neben dem halbnackten Jordan, der sich umwendet, auch die Personifikation des Meeres in Gestalt einer Frau zu sehen ist, die auf einem Fisch davon reitet, erfüllt.
In den Auslegungen der heiligen Väter stellt diese Erzählung von der Jordandurchquerung durch den heiligen Propheten Josua ein Sinnbild des Mysteriums der Heiligen Taufe dar.
Auf der Fest-Ikone stehen die Wasser wie eine Mauer und erinnern deshalb ferner an den Durchzug des Gottesvolkes Israel durch das Rote Meer, was ein weiteres Abbild für die Heilige Taufe ist. Mitten in den Fluten erscheint Christus nackt und mit gebeugtem Haupt. Dies beides ist ein Zeichen Seiner Demut und Seiner unermesslichen Selbstentäußerung, die in der Fleischwerdung des Gottessohnes an Weihnachten seinen Anbeginn genommen hat.
Immer wieder sprechen die liturgischen Texte von dieser Entäußerung des Sohnes Gottes in seiner Inkarnation (κένωσις) von dessen Geheimnis bereits der heilige Apostel Paulus in seinem Brief an die Philippper schrieb: „Er entäußerte sich“ (Phil. 2: 7).
"Die Göttliche Weisheit, die das unhaltbare Meer zusammenhält und die oberen Wasser in den Lüften bändigt, die die Abgründe schließt und die Meere zähmt, nun kommt sie zum Jordan, um aus der Hand ihres Knechtes die Taufe zu empfangen."
Aus der 5. Ode im Kanon während der Komplet am 04. Januar.
"Vor dem Vorläufer neigtest Du das Haupt, der Schlange zertratest Du den Kopf, und in den Strom gestiegen hast Du alle, o Retter, erleuchtet, Dich zu verherrlichen den Erleuchter unserer Seelen."
Zur Vesper am 6. Januar.
Gerade durch Seine alles übersteigende Demut erringt Christus den Sieg über das Böse. Er wir uns damit zum Vorbild auf dem Wege zu unserer Erleuchtung.
"Du neigtest Dich der Hand des Vorläufers und befreitest so das Menschengeschlecht vom Truge..."
1. Kathisma im Morgengottesdienst.
Auf den Ikonen ist Christus nackt zu sehen, wie sich auch die Täuflinge bei der Heiligen Taufe ganz entkleidet sind. Nackt war Christus ebenso bei Seiner Geburt, und nackt wird Er gekreuzigt werden. Zu diesem Ziel, seinem Ausgang (vgl. Lukas 9: 31), schreitet unser ERRETTER nun voran. ER eilt zum Jordan, um unser Heil zu wirken. Dies wird in der schreitenden Darstellung Christi im Jordan dargestellt.
Dadurch dass wir in der Taufe Christus empfangen haben, mit ihm bekleidet worden sind, wie wir an diesem Tage anstelle der Trishagion in der Feier der Göttlichen Liturgie singen, gehen wir durch Christus und mit Ihm in unserer eigenen Taufe den Heilweg vom Tod zum Leben, vom Irdischen zum Himmlischen. So kann die Kluft zwischen den beiden Ufern des Jordan auch als der vor Christi Kommen unüberbrückbare Abgrund zwischen Gott und dem Mensch gedeutet werden. Erst Christus überschreitet diesen Abgrund, überbrückt ihn mit Seiner Göttlichen Liebe und Barmherzigkeit und führt die Göttliche und menschliche Natur wieder zusammen.
Der alte Adam erkannte seine Nacktheit erst nach seiner Sünde (vgl. Genesis 3: 7-11). Christus hingegen, der ohne Sünde ist, offenbart Sich als der neue Adam. Indem ER Seinen Leib entkleidend, bekleidet Er die Nacktheit Adams mit seiner ursprünglichen Würde und erneuert die menschliche Natur durch die gnadenhafte Telhabe (Theosis) am Göttlichem Leben.
Der heilige Vorläufer und Prophet Johannes trägt ein Kleid aus Kamelhaaren (Matthäus 3: 4) und darüber den Prophetenmantel als Zeichen seiner prophetischen Würde. Mit seiner Rechten tauft er Christus und mit seiner Linken weist er auf Christus: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt!“ (Johannes 1: 29).
Wie beim Empfang der Heiligen Taufe die Diakone, so dienen auf der rechten Seite der Ikone auch die heiligen Engel. Ihre Hände sind verhüllt mit Tüchern dargestellt. Die ist ein kirchlicher Verehrungsgestus, den wir bei jedem Kreuzgang wenn wir die heiligen Ikonen auf den Rušniki tragen , nachvollziehen. In den liturgischen Texten werden die Mächte der heiligen Engel aufgefordert: "
Gehet voraus von Bethlehem zu den Fluten des Jordan!"
Dort vollziehen sie den heiligen Dienst zusammen mit dem heiligen Johannes dem Vorläufer. Und als sie dann Zeugen des mystischen Geschehens werden, erschrecken sie in Furcht und Freud . Zwei oder drei von ihnen verneigen sich vor Christus, der auch in Seiner Tauf- und Todeserniedrigung ihr HERR ist.
Christus blickt auf der Theophanie- Ikone meist nach oben; dorthin, woher die Stimme des Vaters aus den Himmeln ertönt. Gott-Vater, von Dem die Stimme ausgeht, den aber keiner je gesehen hat, darf nach dem Gebot des Alten Testaments (Exodus 20: 4) nicht dargestellt werden. Ein Kreis als Symbol der Ewigkeit, oder der Teil eines Kreises deutet die himmelische Sphäre an. Der seit dem Sündenfall Adams verschlossene Himmel ist nun wieder geöffnet. Manchmal symbolisiert eine aus dem Kreis herausgestreckte Hand die Stimme des Vaters, die die Göttlichkeit des in die Erniedrigung des Menschseins herabgestiegenen Sohnes verkündet.
Von dieser göttlichen Sphäre, dem Urquell des Lichts, geht ein Strahl zu Christus, ähnlich dem Lichtstrahl, der sich auf der Weihnachtsikone aus den Himmeln zum Christuskind in der Krippe erstreckt. Der Stern von Bethlehem bildet auf den Weihnachts- Ikonen die Mitte dieses Strahls. Auf den Theophanie- Ikonen ist, entsprechend, dem Bericht des Heiligen Evangeliums, in der Mitte des Strahls eine Gestalt wie die einer Taube dargestellt. Sie steht für den Heiligen Geist, die der heilige Johannes der Täufer aus den Himmeln auf Christus herabsteigen sah. Bei der Taufe Christi treten Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiliger Geist gemeinsam in Erscheinung – die Epiphanie des Sohnes ist zugleich eine Theophanie der Göttlichen Dreieinheit, die sich Selbst uns offenbart. Als Hinweis auf das dreisonnige Licht der Trinitarischen Gottheit endet der Strahl über dem Haupt Christi in drei Spitzen.
Christus Jesus ist ganz durchlässig für den Heilswillen des Vaters. ER gibt den Göttlichen Strahl gleichsam weiter an die Wasser und damit an die ganze geschaffene Natur. Mit Seiner Rechten segnet ER den Jordan und nimmt ihm damit aus dem Machtbereich des Bösen heraus. Weil Christus in die Wasser des Jordan gestiegen ist und dort die Häupter der Drachen (= der Dämonen) zertreten hat, ist das Element des Wassers an diesem Tage durch die Große Wasserweihe in der ganzen Welt geheiligt. Diese erste Große Wasserweihe wird jeweils am Fest der Taufe Christi in der orthodoxen Kirche zu unserem Heile vergegenwärtigend vollzogen. Christus, der Ganz Reine, heiligt die Wasser, damit sie auch uns zum Quell der Reinheit werden in unserer Taufe und bei der Kommunion am geschöpften Heiligen Wasser der Theophanie.
Das geheiligte Wasser des Jordan wird zum Quell des neuen Lebens. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Schöpfung. Aus der kargen Felsenlandschaft auf den Ikonen entsprießt jetzt neues Grün. So erfüllt sich die Prophezeiung Isaias (35: 1): „Die Wüste und das trockene Land werden frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.“
Der frische Spross wird zuweilen auch als das Reis aus der Wurzel Jesse gedeutet (Jesaja 11: 1.10) oder als Zeichen des Paradieses, das dem Menschen wieder offen steht, da die Schuld Adams mit der Taufe abgewaschen ist, oder als Hinweis auf den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (Genesis 2)
Christus ist der neue Adam und Sein Kreuz der wahre Baum des Lebens – oder aber als zur Frucht der Rechtschaffenheit aufrufender Baum, an den die Axt, die auf manchen Ikonen auch abgebildet ist, schon gelegt ist (vgl. Mt 3: 8; Lukas 3: 9).
Zusammengestellt von Thomas Zmija
Das Fest der Taufe Christi (Крещение Господне) gehört gemäß der Tradition der
Orthodoxen Kirche zu den zwölf Herren- oder Hochfesten im Kirchenjahr. Es wird am 06.(19.) Januar gefeiert. Im Osten des römischen Reiches wurde dieses Fest zu Anfang der altkirchlichen Zeit
zusammen mit Weihnachten als ein Festgedächtnis begangen. Heute liegen beide Feste im Kalender um 13 Tage auseinander. In der russischen orthodoxen Tradition werden diese beiden
Festtage durch die Festzeit der "Sviatki", die "Heiligen Tage" zu einem liturgischen Ganzen verbunden. Die Geburt und die Taufe Christi sind beides Feste der Erscheinung Gottes (griechisch
Theophania, russisch: Богоявление). Der heiligen Apostel Paulus beschreibt die Erscheinung Gottes in dieser Welt als großes „Geheimnis (Mysterion) des Glaubens“ und der große lateinische
Kirchenvater, der heilige Hieronymus, legt dieses mit den folgenden Worten aus: „In Seiner Geburt erschien der Sohn Gottes auf verborgene Weise, während es bei Seiner Taufe in
vollendeter Weise geschah“. Die Taufe Christi ist somit die Vollendung Seiner Geburt, ebenso wie die Taufe eines gläubigen Menschen als die „Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist“ angesehen
wird. Durch die leibliche Geburt werden wir untereinander zu Verwandten im einen Menschengeschlecht, aber durch die geistliche Geburt der Taufe zu „Verwandten“ Gottes im Lein der Kirche.
Deshalb stellt die heilige Taufe den Eintritt in die Kirche, den Leib Christi dar. Sie ist das Sakrament unserer Aufnahme in das Volk Gottes, das Neue Israel, die Kirche
Christi.
Am Vortag von Theophanie ruft uns die orthodoxe Kirche - genau so wie am Vortag von Weihnachten - zu einem strengen Fasten auf. Am Vortag der Taufe Christi wird - genau so wie am Vortag der Geburt Christi - die Liturgie des heiligen Basilius des Großen gefeiert. Im Anschluß an die Feier der Göttlichen Liturgie findet der Vollzug des Mysterions (Sakramentes) der Großen Wasserweihe statt. Am Festtag selbst wird die Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomus gefeiert. Auf sie folgt wiederum die Große Wasserweihe, die dann oft an Flüssen, Bächen, Seen oder auch an der Meeresküste vollzogen wird.
Als das dreißigste Jahr des Lebens Christi in der Welt angebrochen und die Zeit gekommen war, da Er sich den Menschen zeigen sollte, da erging, wie das Evangelium sagt, „in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Der Herr trug ihm auf, das Volk im Jordan zu taufen und teilte ihm ein Zeichen mit, an dem er den in die Welt gekommenen Christus erkennen solle: auf den Erlöser werde der Heilige Geist herabkommen.
Johannes gehorchte dem Befehl Gottes und wanderte am Ufer des FlussesJordan entlang und verkündigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden. Davon, dass in der Welt noch vor dem Kommen des Erlösers ein solcher Mensch wie Johannes auftreten werde, hatte bereits der Prophet Jesaja gesprochen, der sieben Jahrhunderte vor Christi Geburt gelebt hatte.
Das ganze Volk kam zu Johannes an den Jordan, empfing von ihm die Taufe und bekannte ihm seine Sünden. In jener Zeit kam auch Jesus aus Galiläa zu ihm. Er kam zu Johannes genau zu dem
Zeitpunkt, als er dem Volk vom Erlöser erzählte: „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ich habe euch nur
mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“
Als Johannes dies sagte, trat Jesus an ihn heran. Er bedurfte der Taufe nicht, weil Er ohne Sünde und makellos war. Er war von der reinen Jungfrau Maria geboren worden und war selbst die
Quelle aller Heiligkeit und Reinheit. Aber Er nahm die Sünden der Menschen der ganzen Welt auf sich und kam deshalb zum Fluss, um das Wasser des Jordans durch Seine Taufe zu heiligen und
uns ein Beispiel für die Taufe zu geben. Johannes sollte den Heiligen Geist sehen, der auf Jesus herabkam, und die Stimme Gottes, des Vaters, hören, um später davon den Menschen zu
erzählen.
Als Christus zu Johannes herantrat, erkannte Ihn dieser sofort, da er im Geiste spürte, dass nun endlich der gekommen war, auf den er gewartet hatte. Johannes wollte selbst von Ihm die Taufe erbitten, aber Christus sagte zu ihm: „Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen“.
Johannes taufte mit Furcht seinen Herrn, und Jesus stieg sofort nach der Taufe aus dem Wasser. Es gibt eine Überlieferung, die besagt, dass der heilige Johannes der Täufer jeden Menschen,
der sich von ihm taufen ließ, bis zum Hals in das Wasser tauchte, und ihn so festhielt, bis er ihm alle seine Sünden bekannt hatte. Erst danach erlaubte Johannes den Getauften, aus dem
Wasser zu steigen. Aber Christus hatte keine Sünden, und deshalb brauchte Er auch nicht zum Sündenbekenntnis im Wasser zu bleiben. Im Evangelium steht geschrieben, dass Er „sogleich“ nach
der Taufe aus dem Fluss stieg.
In diesem Augenblick öffnete sich der Himmel über Ihm, es leuchtete ein Licht auf, das einem Blitz ähnlich war, und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf Jesus herab. Wie Noe
nach der Sintflut vom Ende der Flut erfahren hatte, als zu ihm in die Arche eine Taube mit einem Olivenbaumzweig im Schnabel flog, so zeigte die Taube, die auf den Herrn herabkam, dass
die Flut der Sünden beendet sei, in der die Menschheit unterzugehen drohte. Der Heilige Geist erschien in Form einer Taube, weil dieser Vogel bescheiden, nicht böse und rein ist und die
Menschen liebt: Ebenso ist auch der Heilige Geist die Quelle der Reinheit und Liebe, Er ist der Lehrer der Demut, Er durchdringt und erfüllt alles. Alles lebt durch Ihn. Aber so wie die
Taube die Plätze meidet, auf die der Mensch den Abfall wirft, so flieht auch der Heilige Geist die Menschen, die ihre Seele mit vielen Sünden beschmutzen, und sie nicht durch die Buße
reinigen.
Während der Heilige Geist auf Jesus herabkam, hörte man aus dem geöffneten Himmel eine Stimme: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.“
So erschien der Welt die Heilige Dreifaltigkeit am Fluss Jordan: Gott Vater sprach, Gott Sohn wurde getauft, und der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube herab. Deshalb heißt das Fest
der Taufe Christi auch das Fest der Erscheinung des Herrn (Theophanie bzw. Epiphanie). Gott offenbarte den Menschen ein Mysterium, das bis dahin der Welt verborgen gewesen war: Gott ist
Einer, jedoch in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Nach dem orthodoxes Glaubensbuch (Книга о церкви)
Troparion im 1. Ton
Als Du, Herr, im Jordan getauft wurdest, da wurde geoffenbart die Anbetung der Dreifaltigkeit; denn des Vaters Stimme gab Dir das Zeugnis, Dich den geliebten Sohn nennend, und der Geist in Gestalt einer Taube verkündete des Wortes Untrüglichkeit. Der Du erschienen bist, Christus, Gott, und die Welt erleuchtet hast, Ehre sei Dir!
Kontakion im 4. Ton
Du erschienst heute der Welt, und Dein Licht, Herr, ward auf uns gezeichnet, die wir in der Erkenntnis Dir lobsingen: Du kamst und Du erschienst, du unnahbares Licht!
Betrachtung der Fest-Ikone der heiligen Theophanie
Vortrag zur Gemeindekatechese im Januar 2018
von Thomas Zmija
Die Festtagsikone stellt uns das heilige Evangelium (Markus 1:9-11), bildlich vor Augen. Deshalb zeigt sie uns folgende Elemente der Taufe Christi durch den heiligen Johannes den Täufer im Jordan:Christus, steht nackt in den Fluten des Jordan. Am Ufer des Jordan ist zu Seiner Rechten der heilige Johannes der Täufer abgebildet, der seine rechte Hand während der Taufe auf das Haupt Christi legt.
Am Ufer des Jordan ist zur Rechten Christi der heilige Johannes der Täufer dargestellt. Vom Betrachter der Ikone aus ist das Geschehen aber links abgebildet, denn die heiligen Ikonen stellen das Gesehen nicht aus dem Blickwinkel des Betrachters, sondern aus sich selbst heraus und somit aus dem Blickwinkel der Ewigkeit dar.
Zu seiner Linken sind die heiligen Engel mit verhüllten Händen abgebildet.
Am oberen Bildrand in der Mitte befindet sich ein Kreisabschnitt, aus dem sich eine Hand in Richtung des Hauptes Christi streckt. Von der Hand geht ein Strahl aus und in dem Strahl schwebt, in einem kleinen Kreis, die Gestalt einer Taube.
Was wir auf der heiligen Ikone erblicken, wird uns im Fest-Troparion erklärt:
Als Du, Herr, im Jordan wurdest getauft, * wurde offenbart die Anbetung der Dreiheit. * Denn die Stimme des Erzeugers legte Zeugnis für Dich ab, * indem sie Dich nannte ihren geliebten Sohn; * Und der Geist in Gestalt einer Taube, * bekräftigte die Gewissheit des Wortes, * der Du erschien bist, Christus, unser Gott, * und erleuchtest die Welt, * Ehre sei Dir.
„Der Heilige Geist, in Gestalt einer Taube, bekräftigte die Gewissheit des Wortes…“ Der Heilige Geist geht, wie wir als orthodoxe Christen rechtgläubig bekennen, zwar dem Wesen nach allein von Gott, dem Vater aus. Er ruht jedoch im Sohne, das heißt, Er bekräftigt und bestätigt dessen erlösendes Heilshandeln und wird, auf Christi Bitte hin, vom Vater zur Kirche herabgesandt.
Auf vielen Ikonen der Taufe Christi kommen weitere Elemente hinzu: Neben Christus wird in den Fluten des Jordan häufig eine oder zwei weitere kleine Gestalten, häufig auf einem Fisch oder Delphin reitend, dargestellt. Sie sind Symbole des Jordan und des Meeres.
Unter Christi Füßen wird manchmal auch ein drachenartiges Wesen oder auch Schlangen dargestellt. Sie symbolisieren den Teufel, die alte Schlange (vgl.: Offenbarung 20:2), deren Herrschaft sich durch das Kommen Christi dem Ende zuneigt. Deshalb wird manchmal im Wasser neben Christus auch noch eine Säule dargestellt, auf der ein Kreuz steht und über das ich spätern nochmals sprechen werde.
Rechts und links am felsigen Ufer blühen Pflanzen inmitten der Felsenwüste. Sie sind Symbole des Paradieses, das sich dem Menschen wieder öffnet, da die Schuld Adams abgewaschen wird im Wasser der heiligen Taufe. Durch Seinen Tod am Kreuz hat Christus die Macht des Teufels, des Drachens, der alten Schlange, über uns gebrochen und uns das ewige Leben geschenkt (vgl.: Offenbarung 12:11). Auf dieses neue Leben in Christus, das uns durch die Heilige Taufe geschenkt ist, weisen auch die blühenden Blumen hin. In der Wüste der Sünden schenkt uns Christus das neue Leben, das aus dem Brunnen der heiligen Taufe hervorquillt.
Die beherrschende Mitte des Bildes ist die Gestalt Christi Selbst ist. Er ist erkennbar am Kreuznimbus. Das ist der nur Christusdarstellungen vorbehaltene Heiligenschein mit dem eingezeichnetem Kreuzzeichen und drei griechischen Buchstaben, die als „ho on” = „der Seiende” (nach Exodus 3:14: „Ich bin der Seiende“, griechisch: «εγώ ειμί ο ων» = „ego eimi ho on") zu lesen sind. Nach der Septuaginta, dem kanonischen Text des Alten Testamentes, bedeuten sie: „ICH BIN DER (EWIG) SEINENDE“. Dies waren die Worte, die GOTT zu Mose aus dem brennenden Dornbusch heraus gesprochen hat.
Die Verbindung des göttlichen Würde-Namens mit dem Kreuz weist uns durch ein Symbol darauf hin, dass die Göttlichkeit Jesu Christi sich gerade im Geheimnis des Kreuzes geoffenbart hat.
Auf der Ikone der Theophanie wird Christus in der Regel nackt dargestellt. Manchmal haben die Ikonenmaler aus Schamhaftigkeit und Pietät die Gestalt Jesu Christi auch mit einem Lendentuch dargestellt. Jedoch betonen die liturgischen Texte eindeutig Christi Nacktheit. Sie ist Zeichen des äußersten Grades der göttlichen Selbsterniedrigung (griechisch: κένωσις = „Kenosis“ = „Entäußerung“).
Die Nacktheit Christi, des neuen Adam, wird auch geistlich in Beziehung gesetzt zur Nacktheit des ersten Adam, der seine Unschuld einst durch den Sündenfall verloren hatte.
Meist hält Christus auf der Theophanie-Ikone Sein Haupt gebeugt. Dies ist ein weiteres Symbol für die göttliche Selbsterniedrigung (Kenosis) Christi in Seiner Menschwerdung:
„Es neigt Sein Haupt, der die Himmel sich neigen lässt”, so singen wir im Morgengottesdienst des Festes.
In besonderer Weise heben die Texte unserer Gottesdienste immer wieder, wie auch schon der Bericht im heiligen Evangelium nach Matthäus (Matthäus 3:14 ff.), hervor, dass Christus, der verheißene Messias, sich vor Seinem Vorläufer neigt.
Auf manchen Ikonen der Taufe ist Christus jedoch auch so dargestellt, dass ER mit erhobenem Haupt zu Johannes schaut. Hier soll der Augenblick des Zweiergespräches dargestellt werden, von dem Matthäus uns im Vers 3:14 ff. berichtet.
Auf den meisten Ikonen steht Christus im Wasser des Jordan wie in einer Höhle, die sich über IHM schließt. Genau wie die dunkle Höhle auf den Geburtsikonen verweist auch hier die höhlenartige Darstellung des Jordan auf die Höhle des Grabes hin, denn Taufe und Tod stehen nach dem Zeugnis des heiligen Apostels Paulus zueinander in einem engen Verhältnis ( vgl.: Römer 6:3 ff. & Kolosser 2:12).
Bezeichnender Weise wird Christus auf der Theophanie- Ikone nicht stehend, sondern schreitend dargestellt. Die gottesdienstlichen Texte betonen immer wieder, dass Christus aus EIGENEM; FREIEN WILLEN zur Taufe kommt. Sie sprechen sogar davon, dass ER zur Taufe eilt, um das Heilswerk zu vollenden.
Auf manchen Ikonen tritt Christus dabei, in den Fluten des Jordan schreitend, auf den Drachen. Damit wird der Sieg abgebildet, den Jesus Christus über den Teufel und das Böse errungen hat.
Von besonderer Bedeutung ist auch die Handhaltung Christi, mit denen er auf der Theophanie-Ikone abgebildet wird. Christus segnet mit Seiner Rechten das Wasser, das von nun an nicht mehr Wohnstätte des Teufels, sondern lebenspendendes Element der heiligen Taufe ist. Christus selbst vollzieht die erste Wasserweihe, die in der heiligen Kirche jedes Jahr an diesem Festtag sakramental vergegenwärtigt wird:
Heute wird die Natur der Gewässer geheiligt, denn Christus ist erschienen im Jordan, die Gewässer zu heiligen.
Mit der Wasserweihe im Zusammenhang steht auch das Kreuz, das auf vielem Ikonen der Taufe Christi neben den Beinen Christi in den Fluten des Jordan dargestellt wird. Dieses Kreuz auf einer Säule ist einerseits ein entfernter ikonographischer Nachklang eines Denkmals an die Taufe Christi, das im 6. Jahrhundert an der Stelle errichtet worden war, an der heilige Johannes der Täufer einstmals getauft hatte. Andererseits weist es aber auch auf das Kreuzesleiden Christi hin, das den Abschluss des Weges bildet, den Christus nun mit Seiner Taufe im Jordan beginnt.
Gleichzeitig verweist uns das Kreuz auf der Tauf-Ikone auf den Vollzug des Gottesdienstes der Großen Wasserweihe. Ähnlich wie der schon erwähnte Segensgestus, mit dem Christus die Wasser heiligt, so wird bei jeder Wasserweihe dreimal das Segenskreuz in das zu heiligende Wasser getaucht. Bei der Großen Wasserweihe singen wir dabei das Troparion der Taufe Christi:
Als Du, Herr, im Jordan wurdest getauft, * wurde offenbart die Anbetung der Dreiheit. * Denn die Stimme des Erzeugers legte Zeugnis für Dich ab, * indem sie Dich nannte ihren geliebten Sohn; * Und der Geist in Gestalt einer Taube, * bekräftigte die Gewissheit des Wortes, * der Du erschien bist, Christus, unser Gott, * und erleuchtest die Welt, * Ehre sei Dir.
Zur Rechten Christi, über ihm auf einem Uferfelsen des Jordan stehend, befindet sich der heilige Johannes der Täufer. Auf den meisten Ikonen ist er leicht zu erkennen an seinem asketischen Haar- und Bartwuchs und an seinem Kleid aus Kamelhaaren (Matthäus 3:4). Auch er wird meist in demütiger Haltung dargestellt, da er sich gemäß dem Bericht von Matthäus 3:14 dessen bewusst war, dass er unwürdig ist, Christus zu taufen. Diesen Gedanken seiner Demut entfalten die liturgischen Texte in besonders eindringlicher Weise. Auf den Ikonen ruht seine rechte Hand auf dem Haupt Christi.
Die linke Hand des heiligen Johannes öffnet sich in einer Gebärde der Fürbitte, ist doch der heilige Johannes der Täufer - neben der allheiligen Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria - der große Fürbitter für alle Christen.
Wie Christus Selbst, so wird auch der heilige Johannes der Täufer meist schreitend dargestellt: Er hat gleichsam seinen Zweifel überwunden und geht nun mit Entschlossenheit an die Erfüllung seiner Aufgabe, gegen die er sich zunächst im Gefühl seiner Unwürdigkeit gesträubt hatte. Auf manchen Ikonen trägt der Täufer in seiner linken Hand auch eine Schriftrolle mit der Inschrift: Siehe, das ist das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt (Johannes 1:29).
Am anderen Ufer des Jordan, dem Täufer gegenüber, stehen Engel, von denen wir bereits gesprochen haben. Auch von ihnen sprechen die Texte der Gottesdienste am Fest der Theophanie. Da werden die Engelsmächte aufgefordert: „Gehet voraus von Bethlehem zum Strom des Jordan.” Sie sollen dort, zusammen mit dem heiligen Johannes dem Täufer den „heiligen Dienst” (im griechisch Wortlaut die λειτουργία = „Liturgie“) tun. Als sie dann Zeugen des Geschehens werden, „erschrecken sie in Furcht und Freude” (vgl. auch Matthäus 28:8). Dass ihre Hände von Tüchern bedeckt sind, entspricht orthodoxen kirchlichen Brauch, in Gegenwart oder bei Berührung des Heiligen die Hände zu verhüllen. Oft sind mehr als zwei Engel abgebildet. Häufig schaut einer von ihnen, meist der hinten stehende, nicht hinab zu Christus, sondern hinauf, dorthin, woher die Stimme des Vaters aus den Himmeln ertönt.
Gott der Vater, von dem die Stimme aus den Himmeln ausgeht, darf nach der orthodoxen Tradition selbst (eigentlich) nicht dargestellt werden. Trotzdem gibt es seit Jahrhunderten unzählige Ikonen, die Gott den Vater als „Gott Sabaoth“ darstellen.
Auf der Theophanie- Ikone deutet ein Kreis oder der Teil eines Kreises die himmlische Sphäre an, da der Kreis - die immer in sich selbst zurückkehrende Linie - ein Symbol für die Ewigkeit ist. Eine Hand, die sich aus dem Kreis herausstreckt, symbolisiert die Stimme, die uns aus der Ewigkeit die Göttlichkeit des Sohnes verkündet, der in die Erniedrigung des Menschseins eingegangen ist. Von der Hand des Vaters geht ein Strahl zum Haupt Christi aus. Dieser Strahl, der vom Urquell des Lichtes in unsere gefallene Welt fällt, ist jenes geistliche Licht, das uns schon im Namen des Festes (griechisch: Θεοφάνια, russisch: Богоявление = „Gottesoffenbarung“) aufleuchtet. Dieser Strahl gleicht demjenigen, der sich auf den Weihnachtsikonen aus den Himmeln zum Christuskind in der Krippe erstreckt. Aber während dort der Stern von Bethlehem die Mitte dieses Strahles bildet, schwebt hier die Gestalt einer Taube. Der Heilige Geist darf auf der Theophanie-Ikone, nicht jedoch auf der Pfingst-Ikone in Gestalt einer Taube dargestellt werden, weil es im heiligen Evangelium eindeutig heißt, dass der Geist an Theophanie „gleich wie eine Taube gesehen” worden ist.
Wie bereits besprochen, finden sich auf vielen (meist griechischen) Ikonen das Symbol des Flusses Jordan in Gestalt eines halbnackten Mannes, der eine Urne in der Hand hält, neben einer halbnackten Frau (das Wort für Meer ist im Griechischen weiblichen Geschlechtes). Der Mann sitzt und wendet sich auf diesen Ikonen zu Christus um, die Frau reitet auf einem Fisch, der sie davonträgt. Hier werden die Worte des 114. Psalms, der von den Wundern beim Auszug der Kinder Israel aus Ägypten berichtet, und die als Vorherverkündigung auf Christus hin zu verstehen sind, auf die Taufe Christi im Jordan hin gedeutet.
So werden die Worte des Alten Testamentes bezogen und erfüllt in den Ereignissen des Lebens unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus. Die Heilstaten Gottes im Alten Bund stehen in einer vorabbildenden Beziehung zu denen des Neuen Bundes. Dort finden sie ihre Erfüllung. Deshalb liest die heilige Kirche in den alttestamentlichen Lesungen in der Vecernja des Festes fast alle Berichte des Alten Testamentes, die uns über die alttestamentlichen Wasserwunder berichten.
Aus dem griechischen Minaion am 06. Januar
Am Sechsten des Monats Januar feiern wir die heilige THEOPHANIE unseres Herrn, Gottes und Erlösers Jesus Christus.
Nach dreißig Jahren verborgenen Daseins, in deren Verlauf Er alle Stadien normalen menschlichen Wachstums durchlief und vorbildlich war in der Demut, im Gehorsam gegenüber den Eltern und in der Unterwerfung unter das Gesetz, begann unser Herr Jesus Christus Sein öffentliches Wirken mit einer wunderbaren Offenbarung Seiner Göttlichkeit. An jenem Tag (s. Mt 3,6-7; Mk 1,10-11, Lk 3,22) bezeugten der göttliche Vater und der Heilige Geist, dass Jesus in Wahrheit Gottes einziggeborener Sohn ist, eines Wesens mit dem Vater, die zweite Person der Allheiligen Dreiheit, das Wort Gottes, Fleisch geworden zu unserem Heil, der von den Propheten angekündete Retter, und dass in Seiner Person die göttliche Natur sich vereint hat mit der menschlichen Natur, ohne sich mit ihr zu vermischen, und sie durchstrahlt hat mit Seiner Herrlichkeit. Deshalb wird die Taufe des Herrn als Theophanie bezeichnet, das heißt als Offenbarung Seiner Göttlichkeit und erste klare Enthüllung des Mysteriums der Allheiligen Dreiheit (auch einfach Epiphanie, „Erscheinung, Manifestation", genannt).
Von Nazareth in Galiläa begab sich Jesus nach Judäa, an das Ufer des Jordan , wo der Heilige Johannes der Täufer und Vorläufer — nach ebenfalls 30 Jahren der Vorbereitung in der Wüste — die Juden taufte, die, angezogen vom Ruf des Propheten Gottes, in großer Zahl ihm kamen. Die Taufe des Johannes war gewiss höher als die Waschungen, die das mosaische Gesetz (siehe Leviticus 15) vorschrieb zur Reinigung von körperlicher Verunreinigung, doch zur Vergebung der Sünden verhalf sie nicht, denn diese konnte erst durch das Kreuz und Opfer Christi kommen. Doch indem Johannes, der Größte, der aufgestanden ist unter den vom Weib Geborenen (vgl. Matthäus 11,11), dem jüdischen Volk predigte, ihm seine Treulosigkeit gegen Gott und seine Gesetzesübertretungen vorhielt und es erinnerte an das bevorstehende Gericht, führte er es zur Bewusstwerdung der Schwere seiner Sünden und zum Verlangen nach Umkehr und machte die Herzen bereit, Denjenigen zu empfangen, als Dessen Vorläufer und Wegbereiter er von Gott gesandt war. Ich taufe euch im Wasser zur Umkehr, sagte Johannes zum Volk, Derjenige aber, Der nach mir kommt, ist mächtiger als ich, Dessen Schuhe zu tragen (das heißt Dessen Mysterien zu erklären) ich unfähig bin. Er wird euch taufen im Heiligen Geist und im Feuer (Matthäus 3,11-12; Markus 1,8; Lukas 3,16).
Unauffällig in der Menge derjenigen wartend, die ihre Sünden bekannten und ins Wasser hinabstiegen, trat Jesus zu Johannes und verlangte die Taufe zu empfangen. Johannes aber, der vom Mutterleib an den Messias erkannt und seine Freude über Dessen Kommen ausgedrückt hatte, indem er im Leib seiner Mutter hüpfte (Lukas 1,41), begann zu Zittern vor Schreck: Wie könnte der Diener wagen, den König des Alls im Wasser zu „reinigen“? Wie könnte das Geschöpf, Staub von der Erde, sich trauen, den fleischgewordenen Logos anzurühren, ohne verbrannt zu werden von Seiner Göttlichkeit wie Stroh vom Feuer? War es nicht selbst Moses und den größten der Propheten versagt geblieben, Ihn anders zu schauen als aus der Ferne (Exodus 33,20-23) oder in der Gestalt von Figuren und Symbolen? Wie könnte er sich erkühnen, seine Hand auf das gebeugte Haupt seines Schöpfers zu legen, um es hinabzutauchen in das Wasser? Da sagte Jesus zu ihm: Lass es geschehen einstweilen, denn so geziemt es sich für uns, damit alle Rechtmäßigkeit erfüllt werde. (Matthäus 3,15). So wie Christus am Vorabend Seiner Passion dem Apostel Petrus befahl, sich von Ihm die Füße waschen zu lassen (s. Johannes 13,6-9), so auch weist Er die durchaus menschliche Furcht des erschreckten Dieners vor solcher Herabsetzung Seiner Göttlichkeit zurück mit dem Hinweis, dass Er nicht nur gekommen ist, die Vorschriften des mosaischen Gesetzes zu erfüllen, sondern auch, um eine neues und vollkommeneres Gesetz einzuführen — jenes der Demut, des freiwilligen Opfers und der Liebe. Daraufhin unterwirft sich Johannes, Repräsentant des Alten Bundes, dem Befehl des Herrn und wird so zum Vollstrecker jenes Eröffnungsaktes des Neuen Bundes.
Rein und unbefleckt von jeder Sünde und folglich auch von der Schande Adams (s. Genesis 3,7-11), steigt Christus, der Neue Adam, nackt hinab in dies flüssige Grab, zum Zeichen für Seinen baldigen Abstieg in das Reich und den Schatten des Todes und Seinen dreitägigen Aufenthalt im Grab. Er taucht hinab in die Wasser und zertritt, gemäß den Weissagungen der Propheten, die Macht des Satans, der sich in ihren Tiefen eingenistet hat (s Psalm 73,13: Du hast die Häupter der Drachen im Wasser zerschlagen). Er steigt wieder herauf als Sieger, womit Er schon hindeutet auf Seine Auferstehung am dritten Tag und das Wiederaufstehen der Menschheit, nachdem sie reingewaschen ist von ihren Sünden. Da öffnen sich über Ihm die seit Adams Fall verschlossenen Himmel, und die Stimme des Vaters gibt Zeugnis über Ihn von oben her: Dieser ist Mein geliebter Sohn, an Dem Ich Wohlgefallen habe (Matthäus 3,17). Der Heilige Geist Seinerseits gibt Sein Zeugnis, indem Er herabkommt in Gestalt einer weißen Taube — Sinnbild des Friedens, der Sanftmut und der Versöhnung Gottes mit den Menschen (s. Bericht über die Sintflut in Genesis 8) — und auf Ihn zeigt wie ein „Finger Gottes", um zu bedeuten, dass dieser Nackte der Sohn Gottes ist, der verheißene Erlöser, Er und nicht Johannes, wie viele Juden glaubten. Durch Seine Taufe im Jordan kündete Christus im voraus an, dass Er die Menschheit durch Seinen Tod und Seine Auferstehung vom Tod erlösen und zur Erkenntnis der Allheiligen Dreieinheit führen werde.
Schon in der Vergangenheit hatte Gott sich oftmals kundgegeben, durch Wunder und Zeichen, in Träumen und Visionen, vermittels Seiner Engel, Seiner Botschaften an Seine Diener die Propheten und Seiner Eingriffe in die Geschichte Israels, um Sein halsstarriges Volk, immerzu hinneigend zu Götzendienst und Vielgötterei, zu erziehen, zu züchtigen oder zu trösten. Deshalb zeigte Er mit Macht Seine EINZIGKEIT. Ich bin der Seiende (gr. ὁ Ὢν, auch übersetzbar als Der Eine, Der ist), spricht Er zu Moses aus dem brennenden Dornbusch heraus (Exodus 3,14), und als Er sich auf dem Sinai im Feuer offenbarte, sprach Er: Höre, Israel, der Herr dein Gott ist der einzige Herr. Du sollst den Herrn Deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele und aus deiner ganzen Kraft (Deuteronomium 6,4; Matthäus 22,37). Heute aber vereinigen der Vater, der Sohn und der Heilige Geist ihr Zeugnis, um die Menschheit zu lehren, dass die eine göttliche Natur auf unaussprechliche Weise geteilt wird von diesen Drei , ohne dass dadurch irgendeine Trennung entstünde in der einen Natur. Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, und der Heilige Geist ist Gott: ein einziger Gott, nicht drei Götter; eine einzige Natur (ein einziges Wesen) in drei Personen (Hypostasen). Diese sind wie drei Sonnen oder drei Leuchten, die ohne Vermischung geeint sind in ihrem einen Licht. Mysterium der Mysterien, unzugänglich dem menschlichen Denken und der Betrachtung der Engel, das uns Christus durch Seine Taufe im Jordan und Seine spätere Taufe im Tod nicht nur äußerlich zur Kenntnis gebracht hat, sondern uns zu Teilhabern gemacht hat daran. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir schauten Seine Herrlichkeit, jene Herrlichkeit, die Er vom Vater hat als Sein Einziggeborener Sohn, voller Gnade und Wahrheit (Johannes 1,14).
Anmerkung: Dieser zentrale Sinn des Festes kommt auch im Fest-Troparion zum
Ausdruck: Als Du, o Herr, im Jordan warst getauft, wurde die Anbetung der Dreieinheit offenbar gemacht...
Indem Er nach Seiner Auferstehung von den Toten aufstieg zum Vater und sich mit Seinem Leib zu Dessen Rechten setzte, öffnete Christus die Himmel ein für allemal für die ganze menschliche Natur und machte sie durch die Gnade des Heiliogen Geistes fähig zur Teilhabe an der Herrlichkeit und am unteilbaren ewigen Licht der Allheiligen Dreieinheit. Einige sagen, dass jene ungeschaffenen Strahlen der göttlichen Herrlichkeit, jenes überhelle Licht, heller als jedes Licht dieser Welt, bei der Taufe Christi wahrnehmbar wurde in derselben Weise wie am Tag Seiner Verwandlung auf dem Thabor (s. Matthäus 17 und Text zum Fest vom 06. August).
Anmerkung: Deshalb wird die Theophanie auch „Fest der Lichter“ genannt.
Im Licht der vergöttlichten menschlichen Natur Christi werden wir eingeweiht in das Licht der Allheiligen Dreieinheit, wie es ein Hymnus ( Morgengottesdienst 2. Kanon, 4. Ode, 2 Strophe ) des Festes ausdrückt: Ο hellstrahlendes Wort, herabgesandt vom Vater, zu vertreiben die unheilvolle Finsternis der Nacht, die Sünden der Sterblichen zu entwurzeln kamst Du, und durch Deine Taufe, Seligsten Söhne des Lichts heraufzubringen aus dem Jordan-Strom mit Dir.
Diese erste Selbstoffenbarung Gottes als Dreiheit (oder Dreieinigkeit, Trinität) ist zugleich auch die Offenbarung der letzten Bestimmung des Menschen, der berufen ist, Sohn Gottes zu werden durch Adoption, ein mit dem Heiligen Geist Gesalbter (griechisch „χριστός“ (Christus)) und Teilhaber am dreifachen Licht, indem er Christus gleichförmig wird durch das heute von Ihm eingeführte Mysterium der heiligen Taufe.
Gott hatte dem Heiligen Johannes dem Täufer und Vorläufer von vornherein angekündigt, dass seine Taufe der Bekehrung ihr Ende finden werde am Tag der Taufe Christi: Jenen auf Den du den Geist herabkommen und auf Ihm bleiben sehen wirst, Der ist es, Der im Heiligen Geist taufen wird (Joh 1,33). Am heutigen Tag endet mithin die Taufe des Johannes. An ihre Stelle tritt die Taufe, die von den Aposteln erteilt wird „im Namen Jesu Christi" (Apostelgeschichte 2,38) und welcher von nun an die Macht innewohnt, die Sünden hinweg zu nehmen und den Heiligen Geist mitzuteilen. Indem die Täuflinge eingetaucht werden in die Taufwasser, die durch das Gebet der Kirche identisch geworden sind mit den Wassern des Jordans, treten sie in die Kirche ein, in derselben Weise wie der Herr Sein öffentliches Wirken begann. Mehr noch, indem sie Seinen Tod und Seinen Abstieg ins Grab nachvollziehen und damit Teilhaber werden an Seiner Auferstehung, ziehen sie Christus an (Galater 3,27) und werden eingeweiht in ein neues Leben im Licht des Heiligen Geistes: Alle, die wir in Christus getauft wurden, sind getauft worden in Seinem Tod. So sind wir denn begraben worden mit Ihm durch die Taufe im Tod, damit, wie Christus von den Toten auferweckt wurde durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in Neuheit des Lebens wandeln möchten... (Römer 6,3-4).
Anmerkung: Hier wie an anderer Steile ist daran zu erinnern, dass das Wort
„Taufe“ und „taufen“ (βαπτίζω) „Eintauchen“ bedeutet, entsprechend dem griechischen „baptizo“ im Urtext des Evangeliums und entsprechend der hl. Taufe der Orthodoxen
Kirche.
Die Taufe ist das Sakrament, in dem der Gläubige durch dreimaliges Untertauchen in Wasser im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes für das fleischliche, sündige Leben stirbt und für das heilige Leben des Geistes geboren wird. (vgl.: Katechismus des Heiligen Metropoliten Philaret von Moskau)
Als Moses, Vorschattung Christi, mit seinem Stab das Kreuzeszeichen machte über den Fluten des Roten Meers, teilten sie sich und wichen zurück, sodass das Volk Israel trockenen Fußes hindurchgehen konnte, und schlossen sich wieder (s. Exodus 14), In gleicher Weise „wichen" auch die Wasser des Jordans zurück, gemäß der Prophezeiung (Psalm 113,3), als Christus selbst hinab stieg in sie, denn dem Feuer Seiner Göttlichkeit vermochten sie nicht zu Widerstehen. Zu Trägern von Tod und Verderben geworden, zum Aufenthalt unreiner Geister, wurden sie durch die in sie hinabsteigende Sonne der Gerechtigkeit zu Trägern des Lichts und Mittel der Reinigung von Sünden6 . Christus erscheint am Jordan, um die Wasser und die Welt zu heiligen, heißt es im Gottesdienst zur Theophanie. Indem Er die Menschheit, die im Schatten des Todes saß, mit sich hinaufführt aus den Wassern und sie zur Erkenntnis des Lichts der Allheiligen Dreieinheit führt, wirft der Herr heute die Gesetze der sichtbaren Welt und des Kosmos um und verändert sie bis auf ihren Grund. Wie die Propheten von alters her ansagten, wird die materielle Welt (sinnbildlich dargestellt durch den Jordan) im Mysterium Christi neu erschaffen und durchdrungen vom Licht, Teilhaberin am Heil und an der Freude der im Heiligen Geist erneuerten Menschheit. Die Wildnis des Jordans wird erblühen und frohlocken in Freude... und mein VOM wird die Herrlichkeit des Herrn, die Erhabenheit Gottes schauen (Isaias 35,2). Die ihr dürstet, kommt zur Quelle der Wasser (Isaias 55,1). ...Denn so spricht der Herr der Allmächtige: Ihr werdet Wasser schöpfen in Freude an den Quellen des Heils, und an jenem lug werdet ihr sagen: Singet dem Herrn, ruft laut Seinen Namen, verkündet Seine Großtaten unter den Völkern, erinnert euch, dass Sein Name erhaben ist... (Isaias 12,3-4).
Das Wasser, das geheiligt wird durch Eintauchen des Kreuzes und Anrufung der Allheiligen Dreieinheit vor jeder Taufe, am Tag der Theophanie und bei vielen anderen Gelegenheiten, wird wiederum zum lebendigen Wasser (Johannes 4,10), zum Bad der Wiedergeburt (Titus 3,5), und erwirbt eine göttliche Kraft zur Heilung und Läuterung von Seele und Leib. Das in solcher Weise geheiligte Wasser ist Träger der Kraft der Erlösung, der Gnade Christi, des Segens des Jordans. Es ist Quelle der Unsterblichkeit, Gabe der Heiligung, Vergebung der Sünden, Heilung von Krankheit, Vernichtung der Dämonen... (Gebet des Heiligen Patriarchen Sophronius zur Großen Wasserweihe). Nachdem die Gläubigen heute in der Kirche mit diesem Wasser besprengt worden sind, trinken sie (nüchtern) davon und nehmen es in Flaschen mit nach Hause, um ihre Wohnungen, Gärten, Felder, Gegenstände des täglichen Gebrauchs usw. damit zu besprengen. Das Wasser der Theophanie und die anderen von der Kirche geheiligten Wasser bleiben jahrelang unversehrt und können jederzeit verwendet werden zur Vollendung der Erneuerung und Heiligung der Welt. So machen sie das ganze Leben der Christen zu einer ununterbrochenen Theophanie, zu einer Offenbarung des Lichtes der Herrlichkeit Gottes.
Die Orthodoxe Kirche betrachtet die Große Wasserweihe als ein Mysterion (Sakrament). Zwar stimmt die Orthodoxe Kirche mit den römischen Katholiken darin überein, daß Taufe, Myronsalbung (Firmung), Kommunion (Eucharistie), Buße, Cheirotonie (=Weihe, Handauflegung (Priesterweihe)); Sakrament der Krönung (Eheschließung) und das Sakrament des Heiligen Ölweihe (Krankensalbung) zu den Heiligen Handlungen der Kirche gehören, durch durch deren Empfang die ungeschaffenen Gnadengaben Gottes (durch das Wirken des Heiligen Geistes) den Gläubigen gespendet und von diesen im Glauben empfangen werden. Darüber hinaus werden aber auch die Große Wasserweihe, die Mönchsweihe und die Weihe einer Kirche zu den Mysterien (Sakramenten) der Orthodoxen Kirche gezählt. Aus diesem Grunde enthält das Heiligungsgebet des Heiligen Patriarchen Sophronius über das Wasser während der Großen Wasserweihe auch eine Epiklese.
Wegen des Sakramentscharakters des Großen Weihwassers, das während der Großen Wasserweihe (russisch Великое освящение воды, griechisch Μεγάλος Ἀγιασμός) am 05. und 06. Januar (Jordantag) geweiht wurde, macht es die orthodoxe kirchliche Tradition in Bezug auf dieses besonders geheiligte Wasser der Theophanie zur Regel, daß dieses während des restlichen Jahres nur in besonderen Fällen (Krankheit, Bedrängnis) getrunken wird, und dies dann stets unter strengem Fasten (nüchtern). Zur Besprengung und zur täglichen Einnahme verwendet man in den übrigen Zeiten des Kirchenjahres nicht das Große Weihwasser der Theophanie (Jordan), sondern das zu den Festen und Heiligengedächtnissen jeweils geweihte Weihwasser.
Zum Fest der Synaxis des ruhmreichen Propheten, Vorläufers und Täufers des Herrn, Johannes
Eine Predigt von Metropolit Anthony von Suroš
Wie die Kirche dies nach bestimmten großen Festen des Herrn und Seiner Mutter zu tun pflegt, ehren wir heute, am zweiten Tag der Theophanie, Gottes Werkzeug bei der Vollbringung dieses Mysteriums, den heiligen Johannes den Täufer und Vorläufer des Herrn. Er ist der größte der Propheten, der edelste unter den vom Weibe Geborenen (siehe Matthäus 11:11), die Stimme des Wortes Gottes, der Herold der Gnade, die Schwalbe, die den geistigen Frühling ankündet, die Fackel und Leuchte des göttlichen Lichts, die Morgenröte des Geistes, die dem Aufgang der Sonne der Gerechtigkeit vorausgeht. Irdischer Engel und himmlischer Mensch, steht er an der Grenze zwischen Himmel und Erde und vereint das Alte mit dem Neuen Testament. Gott sandte ihn als Stimme eines Rufers in der Wüste (Johannes 1,23; Jesaja 40:3), um das Erscheinen Christi anzukünden und vorzubereiten, und er vollendet diesen göttlichen Auftrag, indem er den Herrn im Jordan tauft. Der Freund des Bräutigams, sagt er, der auf Ihn harrte und hört, frohlockt in großer Freude über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude nun hat sich erfüllt. Er muss zunehmen, ich aber abnehmen (Johannes 3:29-30). Selbst nach dem Erscheinen Christi fährt der heilige Johannes fort, für die Christen im geistigen Sinne Vorläufer des Herrn zu sein. Denn als Vorbild der Mäßigung, der Jungfräulichkeit, des Lebens der Buße und der Reinigung von den Leidenschaften durch Askese und Gebet, als Begründer des monastischen Lebens und des Rückzugs in die Wüste hört er nicht auf, uns den Weg zu bereiten, der zu Gott führt.
Wir sind gewohnt, uns an Gott um Hilfe zu wenden, wenn wir in Not sind oder bei besonderen Ereignissen unseres Lebens. Und wir erwarten, dass Gott auf jeden Anruf aus Trauer, Leid oder Furcht uns zu Hilfe kommen und uns schützen und trösten wird. Wir wissen, dass er das ständig tut und dass er uns seine tiefste Teilnahme gezeigt hat durch seine Menschwerdung und seinen Tod um unsertwillen. Aber es kann in diesem Leben geschehen, dass Gott sich an Menschen um Hilfe wendet. Das ereignet sich beständig, aber oft ist es kaum wahrnehmbar oder es geht unbemerkt vorüber. Beständig wendet sich Gott an einen jeden von uns und fordert uns auf, bittet, beschwört uns, Seine lebendige Gegenwart zu sein, Seine lebende Anteilnahme an dieser Welt. Er sagt uns, dass wir, was immer wir jemand Gutes tun, in Seinem Namen tun und damit fordert er uns auf, hier Seine Stelle einzunehmen. Aber manchmal beruft Er einzelne, Ihm in noch persönlicher zu dienen. Im Alten Testament lesen wir über die Propheten. Der Prophet Amos sagt, der Prophet sei ein Mensch, mit dem Gott Seine Gedanken teile, aber nicht nur Seine Gedanken, sondern auch Seine Werke. Erinnern Sie sich an den Propheten Isaias. In einer Schau sah er, wie Gott umherblickte und sagte: „Wen soll Ich senden?“. Und Isaias erhob sich und antwortete: „Mich, Herr“. Dennoch gibt es unter den Propheten, unter den Menschen, die Gott mit ungeteiltem Herzen, mit allen Kräften ihrer Seele dienten, einen, den Gott den Größten der auf der Erde Geborenen nannte: Johannes der Täufer. In der Tat, wenn man sein Schicksal betrachtet, so gibt es kein eindrucksvolleres und kein tragischeres. Seine ganze Bestimmung bestand sozusagen darin, nicht zu sein, damit das Bewusstsein der Menschen ganz erfüllt würde von dem einzig wirklich Seienden, vom Herrn. Erinnern Sie sich daran, was im Markus-Evangelium das erste ist, was von Johannes gesagt wird: „Er ist die Stimme eines Rufenden in der Wüste“. Er ist nur eine Stimme, so sehr ist er eins geworden mit seinem Dienst und seiner Berufung. Er ist nur Stimme Gottes, nur Träger der frohen Botschaft, als ob der Mensch von Fleisch und Blut, der sich sehnt und leidet, betet und sucht, gar nicht existieren würde. Er selbst und seine Berufung sind eins. Er ist die Stimme Gottes in der menschlichen Wüste, in der die Seelen leer sind, weil – obgleich Johannes von Menschen umgeben war – die Wüste unverändert blieb.
Gott selbst sagt von Johannes im Evangelium, er sei der Freund des Bräutigams, der Freund, der Bräutigam und Braut so innig liebt, dass er imstande ist, selbstvergessen ihrer Liebe zu dienen, nie im Wege zu sein, nie da zu sein, wenn er nicht erwünscht ist. Er ist der Freund, der ihre Liebe schützen und dennoch außerhalb bleiben kann, der Hüter des Geheimnisses der Liebe. Auch hier ist das große Geheimnis des Mannes, der fähig ist, sozusagen nicht zu sein, damit ein Größerer als er sein kann. Und in Bezug auf den Herrn und sich selbst sagt er: „Ich muss abnehmen, damit Er wachsen kann“. Die Menschen müssen mich vergessen und nur an Ihn denken, meine Jünger müssen mich verlassen (wie Andreas und Johannes am Ufer des Jordan), um Ihm mit ungeteiltem Herzen zu folgen. Am Schluss aber steht ein schreckliches Bild: Johannes, schon im Gefängnis, eingekreist vom nahenden Tod ohne Ausweg. Da gerät diese überragend große Seele ins Wanken. Das Leben, an dem nichts sein eigen war, nähert sich dem Ende. Hinter ihm lag die große Selbstverleugnung und vor ihm Dunkel. Und in diesem Augenblick als sein Geist ins Wanken geriet, schickte er seine Jünger aus, Christus zu fragen: „Bist Du es, den wir erwarten?“ Wenn Er dieser wäre, dann lohnte es sich zu sterben, selbst in der Jugend. Wenn Er dieser wäre, dann hätte es sich gelohnt, Jahr um Jahr abzunehmen, auf dass er, Johannes, vergessen würde und nur das Bild dessen, der da kommt, den Menschen vor Augen stünde. Wenn Er dieser wäre, dann lohnte es sich, diesen letzten Tod zu sterben, denn alles, wofür Johannes gelebt hatte, wäre dann getan und erfüllt. Wenn Er es aber nicht wäre, dann wäre alles verloren, dann wäre Jugend und die große Kraft der Reife vergeudet, dann wäre alles sinnlos. Und das Erschreckendste von allem wäre, dass dann Gott, der ihn in die Wildnis gerufen, ihn von seinem Volk fortgeführt und ihm die große Mühe des Sich-selbst-Auslöschens eingegeben hatte, dass dieser Gott ihn betrogen hätte. Und auch jetzt, da er seine Jünger zu Christus schickte mit der Frage „Bist du es?“ erhielt er keine schlichte, tröstliche Antwort. Christus erwiderte nicht: „Ja, ich bin es, geht hin in Frieden“. Er antwortete dem Propheten nur mit den Worten eines anderen Propheten: „Blinde sehen, Lahme gehen, Tote stehen auf und Arme verkünden die frohe Botschaft“. Er antwortete mit den Worten des Isaias, ohne eigene hinzuzufügen außer der ernsten Mahnung: „Gesegnet sei, wer an mir keinen Anstoß nimmt“. Das war die Antwort, die den seinen Tod erwartenden Johannes erreichte. Habe Glauben bis zum Ende. Habe Glauben, ohne Zeugnis oder Beweis oder Zeichen zu verlangen. Habe Glauben, weil du in der Tiefe deines Herzens die Stimme Gottes gehört hast, der dir befiehlt, das Werk eines Propheten zu tun. Die anderen konnten sich bei ihrer ungeheuren Mühe in gewisser Weise auf die Hilfe Gottes stützen. Aber Gott unterstützte Johannes nur insoweit als er ihm befahl, Vorläufer zu sein und so den größten Glauben und die größte Sicherheit zu haben in Bezug auf unsichtbare Dinge. Darum halten wir den Atem an, wenn wir an ihn denken. Und darum verbindet sich für uns mit dem Gedanken an Johannes die Vorstellung grenzenloser geistlicher Leistung. Das ist der Grund, warum von den Menschen, die auf natürliche Weise geboren wurden, keiner größer ist als Johannes. Wir begehen den Tag der Enthauptung Johannes des Vorläufers als einen Festtag. Wir sind gewohnt zu denken, Feste hätten etwas mit freudigen Anlässen zu tun. Aber das kann auch der Fall sein, wenn man voller Kummer und Schrecken ist. Das ist bei diesem Fest so. An diesem Tag, an dem wir überwältigt sind von dem Entsetzen über und von der Würde des Schicksals des Johannes, fordert uns die Kirche auf, für alle zu beten, die nicht nur in unserer Zeit, sondern in allen Jahrhunderten eines schrecklichen Todes gestorben sind, weil sie fähig waren zur Liebe oder weil andere unfähig zur Liebe waren – denn Gottes Liebe umfasst sie alle. Und eintreten für sie alle tut der große Johannes, der die Tragödie des Opfers, des Sterbens und des Todes durchstand ohne ein Wort des Trostes, nur unter dem herrscherlichen Befehls „Glaube bis ans Ende und sei treu bis zum Ende“.
Geheiligt werden die Wasser des Jordan
- Zum Fest der Theophanie
Handout zur Gemeindekatechese im Januar 2018
Diakon Thomas Zmija
Nach dem Fest der Geburt des Herrn werden wir Gläubigen nach dem Zeugnis der gottesdienstlichen Texte mit den Engeln von Bethlehem an den Jordan zum Fest der Taufe des Herrn geführt, bei der gemäß dem Zeugnis der heiligen Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas der Geist in Gestalt eine Taube auf Christus herabkam und eine Stimme aus den Himmeln sprach: „Dies ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Gefallen gefunden habe“ (Matthäus 3:17)
Die vollständige Bezeichnung dieses Festes lautet „Die heilige Gotteserscheinung unseres Herren und Gottes, des Heilandes Jesu Christi”. Der Begriff Theophanie (= Gotteserscheinung setzt sich aus den griechischen Worten θεός = „Gott“ und φαίνεσθαι = „sich zeigen oder erscheinen“ zusammen. Das russische Woprt für Gotteserscheinung ist Богоявление = „Bogojavienie“. Das Fest wird auch als „Tag der Erleuchtung” oder „Fest der Lichter” bezeichnet.
Besonders deutlich wird der geistliche Charakter dieses Festes im Kondakion (= dem zweiten Festlied):
Du erschienst heute der Welt, * und Dein Licht, o Herr, ward auf uns gezeichnet, * die wir in der Erkenntnis Dir lobsingen: * Du kamst, Du erschienst, * das unnahbare Licht.
Am Fest der Theophanie, der Gotteserscheinung vollzieht die orthodoxe Kirche die Weihe des Jordan, die Große Wasserweihe (griechisch: Μεγάλος Ἀγιασμός, russisch: Великое освящение воды). Bei diesem Gottesdienst spricht der Bischof oder Priester ein das große Gebet der Heiligung der Wasser, das vom heiligen Sophronios, des Patriarchen von Jerusalem verfasst wurde. Dabei taucht er drei Mal das Kreuz in das Wasser ein, womit er nicht allein dieses Wasser, sondern durch das Wasser die gesamte Schöpfung geheiligt und gesegnet wird.
Die Große Wasserweihe gehört zu den Heilshandlungen der Kirche, die wir „Mysterien“ oder „Sakramente“ nennen. In der orthodoxen Kirche unterscheiden wir das kirchliche Heilshandeln Christi nicht in „Sakramente“ und „Sakramentalien“. Auch begrenzen wir das Heilshandeln Gottes nicht auf die sieben, auch den westlichen Christen bekannten Sakramente. So gehören alle sieben Sakramente, die auch unsere katholischen Mitchristen als solche kennen, zu den orthodoxen Mysterien: Taufe, Myronsalbung (katholisch = „Firmung“), Eucharistie, Beichte, Eheschließung, Handauflegung (= „Chirotonia“; katholisch = „Priesterweihe“), Sakrament des Heiligen Öls (katholisch = „Krankensalbung“). Darüber hinaus werden aber die Große Wasserweihe, genauso wie die Mönchsweihe, die Weihe einer Kirche und die Weihe der heiligen Ikonen zu den Mysreien, also zum Heilshandeln Christi am Menschen vermittels Seiner Heiligen Orhodoxen Kirche gerechnet.
In der liturgischen Feier des Festes wird zunächst des im heiligen Evangelium berichteten, historischen Ereignisses der Taufe Jesu Christi durch Johannes den Täufer im Jordanfluss gedacht. Zugleich geht der betende Blick der Kirche aber von dieser Taufe Christi, die ER durch Johannes empfangen hat, auf das Mysterion der heiligen Taufe, das ER zu unserer Erlösung und zu unserem Heil eingesetzt hat.
Darum ist dieses Fest, neben der heiligen Osternacht, auch der beliebteste Zeitpunkt innerhalb des Kirchenjahres für die Spendung der heiligen Taufe. Gerade in Russland, wo die Taufe erwachsener Katechumenen wieder eine reale Bedeutung für das kirchliche Leben gewonnen hat, finden an diesem Fest viele Taufen statt. Von dieser Bedeutung als Tauftag erhielt das Fest auch die Bezeichnung „Tag der Erleuchtung”. Denn unter „Erleuchtung“ ist eben der Empfang der heiligen Taufe zu verstehen, von der der Evangelist Johannes in seinem Evangelium sagt: Allen aber, die IHN aufnahmen, gab er die Vollmacht Kinder Gottes zu werden, als denen, die an SEINEN NAMEN glauben, die nicht aus dem Blute und nicht aus dem Wollen des Fleisches, sondern AUS GOTT GEBOREN sind (vgl.: Johannes 1:12-13).
In der Göttlichen Liturgie singen wir dann anstelle des dreimaligen „Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser“ das “Alle, die ihr auf Christus seid getauft, ihr habt Christus angezogen – Halleluja“.
Das heutige Evangelium berichtet uns im Verlauf der Lesung dann auch, wie eng die Taufe Christi mit der Theophanie, dem Offenbarwerden der göttlichen Herrlichkeit Jesu Christus, also dem Erscheinen und Offenbarwerden Seiner Gottessohnschaft verbunden ist. Denn Gott, der Vater bekennt sich bei der Taufe Jesu von den Himmeln her durch Sein Wort zu Jesus als SEINEM EINGEBORENEN SOHN und „der Heilige Geist, in Gestalt einer Taube, bekräftigte die Gewissheit des Wortes“, wie wir im Troparion des Festes singen. Auch der heilige Johannes der Täufer legt öffentlich Zeugnis für IHN ab, indem er bekennt, dass derjenige, der hier nackt als Mensch im Jordan vor ihm steht und in Demut die Taufe empfängt, das FLEISCHGEWORDENE WORT SELBST ist. ER ist das Lamm Gottes, welches der Welt Sünden trägt, wie Johannes von IHM bekennt.
Die Theophanie dieses heiligen Tages macht nach den Worten des heiligen Evangeliums nicht nur CHRISTUS als den SOHN GOTTES, sondern sie macht den DREIEINIGEN GOTT (Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist) offenbar.
So besingen wir die Feier dieses freudenreichen Festtages im Troparion:
Als Du, Herr, im Jordan wurdest getauft, * wurde offenbart die Anbetung der Dreieinigkeit. * Denn die Stimme des Erzeugers legte Zeugnis für Dich ab, * indem sie Dich nannte ihren geliebten Sohn; * Und der Geist in Gestalt einer Taube, * bekräftigte, dieses Wort gewisslich wahr, * der Du erschien bist, Christus, unser Gott, * und erleuchtest die Welt, Ehre sei Dir.
Ein besonders wichtiges geistliches Geschehen an diesem Fest ist die Große Wasserweihe. Christus, unser Gott, ist in das Wasser des Jordan getreten. Dadurch wurde das Element des Wassers und der gesamte geschaffene Kosmos geheiligt. Überall in der orthodoxen Welt wird diese Heiltat Christi an diesem Tag in der große Wasserweihe, der Heiligung der Wasser, sakramental gegenwärtig.
Zum Sonntag nach Theophanie
Das Evangelium zu diesem Sonntag (Matthäus 4:12-17) ist wie ein Echo des Festes der Taufe Christi. Es beginnt mit der Erwähnung der Gefangennahme des Vorläufers. Mit dieser Nachricht verlässt Jesus das Jordangebiet. Er kommt nach Galiläa zurück und bleibt in Kapernaum. Somit erfüllt sich nach dem Evangelium die Prophezeiung des Jesaia über das Land Sebulon und Naftali: „Das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen.“ Das erinnert uns daran, dass das Fest der Erscheinung des Herrn ein Fest des Lichtes ist. Das Licht, das sich am Jordanufer gezeigt hat, verbreitet sich nach Galiläa. Langsam wird es sich über die ganze Erde verbreiten. Jesus beginnt zu predigen. Sein Thema ist das Gleiche, wie des Johannes: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.“ Aber für Johannes war das Himmelreich erst im „Kommen“, während für Jesus das Himmelreich schon „da“ war: Das Himmelreich wird mit dem gleich gesetzt, der es verkündet. Jesus ist das Wesen und die Macht des Himmelreichs. Allerdings ist dieses Himmelreich erst am Anfang. Wir werden es wachsen sehen und es wird nicht aufhören zu wachsen bis zum Ende der Zeit. Das verkündet auch die Epistel in der Liturgie (Epheser 4: 7-13), in der Paulus sagt, wenn der Aufbau des Leibes Christi vollendet ist, „sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.“ Das liturgische Jahr, eine Verdichtung der Heilsgeschichte, vergegenwärtigt dieses Wachstum symbolisch für uns, von der Geburt Christi bis zur Zeit nach Pfingsten. Es umreißt die Entwicklung unseres geistlichen Lebens – das Leben Christi in uns.
Quelle: A Monk of the Eastern Church, The Year of Grace of the Lord